Beschreibung
Hut 3 bis 7 cm im Durchmesser, spitzkegelig, stets mit spitzem Buckel, Oberfläche matt, glatt, fein radialfaserig, in feuchtem Zustand schmierig, rosarot, mit Lilahauch, alt gegen braunrosa ausblassend; Rand jung eingebo- gen, später teilweise einreissend, später aufgeschirmt.
Lamellen jung rosarot, später ausblassend weisslich, schmal am Stiel angewachsen, Schneiden fein gekerbt.
Stiel 5 bis 8 x 0,5 bis 1 cm, zylindrisch, Oberfläche fein längsfaserig, trocken, weisslich, bisweilen mit Rosaton, hohl, brüchig. Fleisch weiss, gebrechlich, ohne Geruch.
(BreitenBach und Kränzlin 1991). Essbar, in der Schweiz aber aufgrund des Schutzes nach Natur- und Heimat- schutzverordnung mit Pflückverbot belegt.
Mit der charakteristischen Hutform und den rosa Far- ben ist die Art unverwechselbar.
Ökologie
Der Rosarote Saftling erscheint auf moosigen Mager- wiesen und mageren Weiden (Typ Mesobromion, Nar
dion, Cynosurion, Seslerion) vor allem in der montanen bis subalpinen Stufe, einzeln oder in kleinen Gruppen fruchtend.
Für diese sehr auffallende Art mit dem charakteristi- schen spitzkegeligen Hut und den rosa Farben wurde in Grossbritannien im Jahr 2002 eine landesweite Kampagne (organisiert von Plantlife und der British Mycological Society) zur besseren Kenntnis dieser Art
durchgeführt (evans 2002) im Sinne einer breiten Be- kanntmachung einer «Flagschiffart» für verschwindende Biotope wie Magerwiesen. Es zeigte sich, dass die Art weiter verbreitet ist als angenommen und insbesonde- re Kirchhöfe und parkähnliche Gärten in Grossbritanni- en Ersatzbiotope bieten.
Situation weltweit
Das Areal dieser Art ist die Holarktis, wo sie in der submeridionalen bis temperaten Zone zu finden ist;
bekannt aus Europa, Nordasien (Japan) und Nordame- rika. In Mitteleuropa ist der Rosarote Saftling aktuell vor allem montan-subalpin verbreitet. Die Art gilt überall als selten (Boertmann 1996) und wegen der Seltenheit latent gefährdet und ist durch intensive Düngungen in ganz Europa akut gefährdet (Krieglsteiner 2001).
In Europa steht sie in 10 Ländern auf der Roten Liste (DahlBerg und croneBorg 2003). Zudem ist die Art ein Kandidat für die gesamteuropäische Rote Liste und ist für den Anhang der Berner Konvention vorgeschlagen (DahlBerg und croneBorg 2003).
Situation in der Schweiz
Die Nachweise des Rosaroten Saftlings stammen vor allem aus den nördlichen Voralpen und dem Jura aus mageren Weiden. Oft handelt es sich landwirtschaft- lich um Sömmerungsgebiete. Im Mittelland ist die Art verschwunden. Über Vorkommen in subalpinen und
Fruchtkörper des Rosaroten Saftlings. Foto M. Wilhelm.
Typischer Standort des Rosaroten Saftlings: Rippe (Nagelfluh) mit magerer Weide auf der Aeschlenalp / BE. Foto B. Senn-Irlet.
Merkblatt Pilze
Rosaroter Saftling
Hygrocybe calyptriformis (Berk. et Br.) Fayod
Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
Beatrice Senn-Irlet www.wsl.ch
Aktuelle Fundorte BE, FR, GL, GR, JU, LU, NW, OW, SO, SZ, VD, ZH geschützt Oktober 2012
alpinen Weiden als Rückzugsgebiete von Saftlingen, wie dies von andern Arten dieser Gattung bekannt ist, liegen keine Meldungen vor. Die Art kommt in der alpi- nen Stufe nicht vor.
Saftlinge wurden früher als Speisepilze gesammelt.
Dank Aufklärungsarbeiten von Pilzvereinen und Pilzkon- troll-stellen werden Saftlinge heutzutage als schützens- werte Arten breit akzeptiert und kaum mehr gesammelt.
Sie wird auf der Roten Liste der Schweiz (senn-irlet
et al. 2007) als «vom Aussterben bedroht» eingestuft, aufgrund der kleinen Populationsgrösse und einer fort- gesetzten geschätzten Abnahme der Populationsgrös- sen.
Die Art ist eine von 12 national geschützten Arten (An- hang NHV 2002).
Priorität
Weil die Art in ganz Europa vorkommt, wird die Ver- antwortung als mittel eingestuft mit Priorität 3 (BAFU 2011). Die Schweiz trägt aber vergleichsweise grosse Verantwortung, weil sie magere Wiesen und Weiden bis in höhere Lagen aufweist, welche als Refugien für diese gefährdete Art gelten können.
Gefährdungsursachen
Der Verlust geeigneter Biotope gefährdet die schwei- zerischen Vorkommen stark. Insbesondere dort wo keine kontinuierliche extensive Nutzung des Habitates gewährleistet ist. Bei Düngungen genügt eine einmali- ge Gabe von Kunstdünger oder Gülle, um die Art zum Verschwinden zu bringen. Ausbringen von strohreichem Stallmist scheint dagegen verträglich zu sein. Die Auf- gabe der traditionellen Nutzung führt über Verganden resp. Verbuschen nach einigen Jahren ebenfalls zum Verschwinden dieser Art.
Gefährdungsursachen Massnahmen Bewirtschaftungs-
änderung Extensive Beweidung oder traditio- nelle Mahd
Überdüngung, starke Beweidung
Verbot von Kunstdünger und Gülle;
extensiv beweiden Aufforstungen,
Vergandung Kontinuierliches traditionelles Management: extensive Beweidung;
Mähen mit Entfernen des Schnitt- gutes
isolierte Populationen Schutz der Biotope (Trockenwiesen- und weiden, Moore);
regelmässige Bestandeskontrollen;
Information verbessern;
Pflückverbot kontrollieren
Erhaltungs- und Fördermassnahmen
Die Art kann am besten mit einer traditionellen extensi- ven Beweidung oder Mahd erhalten werden. Die OeQV sollte auf Sömmerungsgebiete ausgedehnt werden, damit die zusätzliche Qualität gewisser ausgesprochen nährstoffarmer Grasländer entschädigt werden kann.
Im Mittelland können neue geeignete Standorte bei- spielsweise in Parkanlagen mittels konsequenter Aus- magerungsmassnahmen geschaffen werden.
Literatur
BAFU, 2011: Liste der National Prioritären Arten. Arten mit nati- onaler Priorität für die Erhalgung und Förderung, Stand 2010.
Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug. Nr. 1103: 132.
Boertmann, D., 1996: The genus Hygrocybe. Fungi of Northern Europe. Vol. 1, Svampetryk, Greve, Denmark.
BreitenBach, J.; Kränzlin, F., 1991: Pilze der Schweiz. Band 3.
Verlag Mykologie, Luzern.
DahlBerg, a.; croneBorg, h., 2003: 33 threatend fungi – Comple- mentary and revised information on cnadidates for listing in Appendix 1 of Bern Convention. T-PVS 34. European Council.
Evans, S., 2002: Conservation Corner. Field Mycologist 3: 107–
108.
Krieglsteiner, g.J. (Hrsg.) 2001. Die Grosspilze Baden-Württem- bergs, Band 3. Ulmer.
senn-irlet, B.; Bieri, g.; egli, v., 2007. Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz. Umwelt-Vollzug. Bern, Bundesamt für Um- welt BAFU; Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 18: 92 S.
Synonyme: Hygrophorus amoenus (Lasch) Quél.
Zitierung
senn-irlet, B. 2012: Merkblatt Pilze: Rosaroter Saftling. Hygro
cybe calyptriformis (Berk. et Br.) Fayod. [published online October 2012]. Available from Internet <www.wsl.ch/merkblaetter_pilze>
Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL. 2 S.
Kontakt
beatrice.senn@wsl.ch www.swissfungi.ch
Herausgegeben mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)
Merkblatt Pilze Hygrocybe calyptriformis – Rosaroter Saftling
Verbreitung des Rosaroten Saftlings in der Schweiz.