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Senn-Irlet, B. (2012). Merkblatt Pilze: Riesen-Ritterling. Tricholoma colossus (Fr.) Quél. Birmensdorf: Eidg. Forschungsanstalt WSL.

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Academic year: 2022

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Beschreibung

Hut 10 bis 20 (–25) cm im Durchmesser, konvex gewölbt bis etwas abgeflacht, Rand eingerollt und fein samtig, Oberfläche ansonsten glatt, feucht etwas klebrig, tro- cken filzig, rosabeige dann ausgewaschen rotbraun, zie- gelrot, dickfleischig. Lamellen gerade, gedrängt, weis- slich mit schwachem lachsfarbenen bis weinfarbenem Ton insbesondere nach Druck. Stiel 5 bis 12 (–22) x 3 bis 6 (–10) cm, stämmig, mit dickkeuliger, teilweise fast knolliger Basis, typischerweise mit vagen dem Hut gleichfarbigen Gürteln, mit flüchtiger Ringzone. Fleisch kompakt, weiss, im Anschnitt und auf Druck rasch rötend. Geruch fehlend, Geschmack mild bis bitterlich.

Der Riesen-Ritterling gilt als Speisepilz, erreicht aber keine grosse Bedeutung als solcher, wohl hauptsäch- lich aufgrund seiner Seltenheit.

Der Riesen-Ritterling ist aufgrund seiner Grösse und dem im Anschnitt rötenden Fleisch sicher zu erkennen.

Ökologie

Der Riesen-Ritterling ist ein Mykorrhizapilz, von Föhren (Pinus sylvestris) auf nährstoffarmen, sauren Böden der kollinen bis submontanen Stufe (z. B. Dicrano-Pinion).

Die Fruchtkörper erscheinen eher spät im Jahr.

Föhren besitzen ein charakteristisches Set von Mykor- rhizapilzen; der Riesen-Ritterling gehört dazu ist, jedoch ist er sehr selten und keineswegs an allen potentiellen Standorten anwesend.

Situation weltweit

Das Verbreitungsareal des Riesen-Ritterlings in Euro- pa erstreckt sich vom südlichen Norwegen bis Südita- lien. Er ist überall selten, zusätzlich gelten zahlreiche Standorte als verschollen (Krieglsteiner 2001). In den Niederlanden gilt die Art als ausgestorben, da die letz- ten Fundmeldungen aus Jahren vor 1930 stammen. In Bayern wird er als stark gefährdet eingestuft (Karasch

und hahn 2010).

Situation in der Schweiz

Die bekannten Nachweise stammen aus allen Landes- teilen mit Ausnahme des Juras. Allerdings sind insge- samt nur wenige Fundorte bekannt.

Frische Fruchtkörper des Riesen-Ritterlings. Foto J. Gilgen.

Standort eines Riesen-Ritterling im Mittelland, bei Oberburg / BE.

Foto E. Zimmermann.

Merkblatt Pilze

Riesen-Ritterling

Tricholoma colossus (Fr.) Quél.

Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstrasse 111

CH-8903 Birmensdorf

Beatrice Senn-Irlet www.wsl.ch

Aktuelle Fund orte AG, BE, SG, TI, UR, VS

geschützt Oktober 2012

Verbreitung des Riesen-Ritterlings in der Schweiz.

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Die Art ist eine von 12 national geschützten Pilzarten und ist in der Roten Liste (senn-irlet et al. 2007) als

«stark gefährdet»-EN klassiert. Die Einstufung erfolgte aufgrund des schwach besetzten Areals, der geringen Populationsgrösse und der Bedrohung als Mykorrhiza- symbiont infolge von Stickstoffdepositionen.

Priorität

Der Riesen-Ritterling ist eine seltene Art mit gesamteu- ropäischer Verbreitung. Die Verantwortung der Schweiz auf europäischer Ebene ist somit als mittel einzustu- fen. Der Lebensraum dieses Pilzes, insbesondere Tro- ckenwälder mit Föhren, zählt zu den schützenswerten Lebensraumtypen der Schweiz (hegg et al. 1993). In der Schweiz wird sie in die Prioritätsklasse 1 eingestuft (BAFU 2011).

Gefährdungsursachen

Die Population des Riesen-Ritterlings hat eine kritische Populationsgrösse. Bereits die extreme Seltenheit bedingt, dass die bekannten Fundorte unbedingt ge- schützt werden müssen und forstwirtschaftliche Mass- nahmen nur mit grosser Vorsicht durchgeführt werden dürfen. Auch das Pflücken der Fruchtkörper muss als Gefahr für diese seltene Art angesehen werden.

Erhaltungs- und Fördermassnahmen

Das aktuelle einheimische Vorkommen des Riesen- Ritterlings ist auf einige wenige Föhrenstandorte auf mageren Böden beschränkt. Ein Absterben oder Fällen der Wirtsbäume hat für die Population katastro phale Auswirkungen. Sie würde mit grosser Wahrscheinlich- keit lokal aussterben. Ähnliche Effekte sind bei drasti- schen Veränderungen der mikroklimatischen Ver hält- nisse in der unmittelbaren Umgebung des Fundortes zu erwarten. Der Erhalt und die Verjüngung der Wirtsbäu- me und der Erhalt der aktuellen Bestandesstruktur in der Umgebung des Pilzes sind deshalb von grosser Wichtigkeit. Im Dialog mit GrundeigentümerInnen und zuständigen Forststellen sollten spezifische Schutz- massnahmen diskutiert und umgesetzt werden. Ge- plante forstliche Eingriffe in der Nähe der Fundorte von Tricholoma colossus sollten vorgängig unbedingt mit SpezialistInnen besprochen werden.

Impftechniken mit steril angezogenem Mycel sind für diese Pilzart noch nicht bekannt und nicht entwickelt.

Gefährdungsursachen Massnahmen Fehlende Verjüngung von

Föhren als Wirtsbaum Lichtbaumarten wie Föhre fördern Intensive Forstwirtschaft

(Befahren mit Maschinen, Rücken von Holz)

Holz an den Fundorten nicht oder möglichst nur bei gefrorenem Boden herausziehen.

Zerstörung des Stand - ortes durch bauliche Massnahmen

Zuständige Gemeinden und Forst- ämter informieren. Rücksichtnah- me auf bestehende Populationen.

Bauliche Tätigkeiten müssen auf Verträglichkeit geprüft werden Stickstoffeintrag und

-deposition

Luftreinhalteverordnungen durch- setzen

Wenige und isolierte Populationen

Regelmässige Bestandeskont- rollen,

Information verbessern, Sammel- verbot

Literatur

BAFU, 2011: Liste der National Prioritären Arten. Arten mit natio- naler Priorität für die Erhalgung und Förderung, Stand 2010.

Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug. 1103: 132.

BreitenBach, J.; Kränzlin, F., 1991: Pilze der Schweiz. Band 3.

Verlag Mykologia Luzern.

hegg, O.; Béguin, c.; zOller, h., 1993: Atlas schutzwürdiger Vege- tationstypen der Schweiz. Bern, Budesamt für Umwelt, Wald, und Landschaft und Eidg. Drucksachen- und Materialzentrale Karasch, P.; hahn, c., 2010: Rote Liste gefährdeter Grosspilze

Bayerns. Hrg. Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg.

Krieglsteiner, g.J., (Hrsg.) 2001. Die Grosspilze Baden-Württem- bergs. Band 3 Ulmer Verlag, Stuttgart.

senn-irlet, B.; Bieri, g.; egli, V., 2007: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz. Umwelt-Vollzug. Bern, Bundesamt für Um- welt BAFU; Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 18: 92 S.

Synonyme: Megatricholoma colossus (Fr.) G. Kost, Tricholoma gigantulum Britzelmayer.

Zitierung

senn-irlet, B. 2012: Merkblatt Pilze: Riesen-Ritterling. Tricho lo- ma colossus (Fr.) Quél. [published on line October 2012]. Availa- ble from Internet <www.wsl.ch/merk blaetter_pilze> Bir mens dorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL. 2 S.

Kontakt

beatrice.senn@wsl.ch www.swissfungi.ch

Herausgegeben mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)

Merkblatt Pilze Tricholoma colossus – Riesen-Ritterling

Referenzen

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