E
s gibt keinen besseren Ausweg von den Übeln des Lebens als eine Partie Schach“ (Francis Bacon). Das klingt sehr schön, und mit Vergnügen gebe ich dieses Zi- tat des englischen Philoso- phen und Staatsmanns des 16.Jahrhunderts wieder, zumal es mich an den Bundesprä- sidenten a. D. Richard von Weizsäcker erinnert, der ger- ne am Abend noch Schach spielt, um „nach dem oft un- ruhigen Tagesgeschehen ein Zwischenfeld einzulegen“
und so ruhig schlafen zu kön- nen. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob jedermann zu jeder Stunde beim letz- ten Deutschen Ärzteturnier Francis Bacon zugestimmt hätte, schließlich kann das Schach auch rechte Wunden schlagen.
So berichtet der Kulturhistoriker Emil Fuchs davon, wie er in jungen Jahren in ei- nem Schachklub Zeu- ge eines absonderli- chen Rituals wurde.
Ein älterer Herr hat- te dort die Gewohn- heit, nach jeder ver- lorenen Partie wütend seinem Schachkönig den Kopf abzu- beißen. Dem Klub drohte ein zunehmender Verlust des Spielmaterials – nichts ist we- niger ersetzbar als ein König.
Schließlich fand man, ohne den Sonderling zu verprellen, einen Ausweg aus dem Di- lemma, indem man die Köpfe wieder am Sockel anklebte und ihm just diese Figuren vorsetzte. Und reichten die Reaktionen anfangs von Er- staunen bis zu Entsetzen, so
sahen mit der Zeit immer mehr diesen Enthauptungen wie einem liebgewonnenen Schauspiel entgegen.
Ausnahmsweise will ich mich einmal aller tiefenpsycho- logischen Überlegungen zum Ödipuskomplex enthalten und nicht auf die symbolische Gleichsetzung von König und Vater (wie auch im Märchen) eingehen. Das ist eine andere Geschichte und soll ein ande- res Mal erzählt werden. Sehr wohl aber sei festgehalten, dass
auch Ärzte keine Buddhas sind, die allen Wechselfällen des Lebens und Schachs mit unerschütterlichem Gleich- mut begegnen.
Nun kann Prof. Dr. med.
Peter Krauseneck wahrlich nicht über häufige Nieder- lagen klagen, des Öfteren bessert er sein karges Chef- arztgehalt mit den Geld- preisen der APO-Bank (für die ersten fünf) auf, doch gegen Dr. med. Thorsten Heedt hatte er diesmal das Nachsehen.
Sehen Sie, wie Dr. Heedt als Weißer am Zug eine schö- ne Gewinnkombination fand?
Lösung:
W
irklich visionäre Bör- sianer machen sich heute Gedanken, wel- che Gesellschaften in zehn oder 20 Jahren mit ihren Pro- dukten oder Dienstleistungen ganz vorne liegen könnten.Die Vergangenheit ist hier der allerbeste Lehrmeister.
Wer früh genug auf die Com- puterisierung der Menschheit setzte, konnte richtig reich wer- den, und wer 100 Jahre früher erkannte,dass mit den aufkom- menden Eisenbahngesellschaf- ten die Industrialisierung Fahrt aufnahm,wurde für seinen An- legerweitsinn reich belohnt.
Aber was boomt in einem Vierteljahrhundert? Medizin- technik, weil die Leute immer älter werden, könnte es durch- aus sein. Wie wäre es, auf Trinkwasser zu setzen? Das goldene Nass wird immer knap- per, ist vereinzelt zu hören.
Die Idee, in Wasser zu inve- stieren, ist nicht neu. Obwohl
es auf der Erde die unvorstell- bare Menge an 1,4 Milliarden Kubikkilometern an Wasser gibt, schwappen davon 97,4 Prozent „nutzlos“ in salzigen Weltmeeren, und nur 0,4 Pro- zent davon sind nutzbares Süß- wasser, und diese Ressourcen sind auch noch ungleich ver- teilt. Mehr als eine Milliarde Menschen in den Entwick- lungsländern haben keinen Zu- gang zur existenziellen Grund- lage ziviler Gesellschaften.
Wasser ist knapp, Wasser ist teuer, die nächsten Kriege wer- den um Wasser geführt,befürch- tete auch Butros Ghali, als er noch UN-Generalsekretär war.
Manche Experten sahen demzufolge schon vor Jahren das Wassergeschäft als extrem
profitabel an, und der Essener Energiekonzern RWE wollte dem Megatrend voranschreiten.
Bereits vor fünf Jahren kaufte RWE die britische Thames Wa- ter und drei Jahre später Amer- ican Water. Heute liefert diese Sparte mit einem Umsatzanteil von zehn Prozent bereits ein Viertel des Konzerngewinns ab.
Aber wer mit dem kostba- ren Nass ordentliche Renditen erzielen will, muss vorab er- heblich investieren und auch ständig viel Geld in die Hand nehmen. Das übersahen die kühlen Rechner aus dem Rheinland. Knapp 20 Milliar- den Dollar kostete der Ein- stieg in Thames Water sowie American Water, und auf 13 Milliarden werden die beiden
Beteiligungen derzeit taxiert.
Der Entschluss, sich vom inter- nationalen Wassergeschäft zu trennen, wird den Essenern um Konzernchef Harry Roels sicher nicht leicht gefallen sein.
Wer gibt denn schon gerne zu, dass eine griffige Jahrhun- dertidee eigentlich gar keine war. Im derzeitigen RWE-Kurs steckt noch viel Wasserfanta- sie. Wer sich das klar macht, nimmt die Aktie von seinem Favoritenzettel. ) S C H L U S S P U N K T
[72] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 47⏐⏐25. November 2005
Kopf hoch, König!
Dr. med. Helmut Pfleger
zur RWE AG
Schlag ins Wasser
Börsebius
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Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem ersten Samstag des Monats können Sie auch am 3. De- zember 2005 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Öko- nom Reinhold Rombach) anrufen.
Wählen Sie bitte die 02 21/
98 54 80-17. Die kostenlose Tele- fonberatung ist ein spezieller Ser- vice des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
Post Scriptum
Nach 1. Df7+! wäre 1.
..
.Dxf7
2.exf7+ Kf8 3.
fxe8D+ Kxe8 we-
ge n des T urmverlusts natürlich
hoffnungslos gewesen.Prof .Krau-
seneck entschloss sich deshalb
zu 1 ..
..
Kh 7, was allerdings sei-
nem König nach 2.Dxg6+ Kxg6
3.Le4+ Kh5 4.
Sf4matt gar nicht gut bekam.Ich versichere Ihnen jedoch,der K opf des Königs blieb
dran.