A 2450 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 107|
Heft 49|
10. Dezember 2010 rend der mittleren Nachbeobach-tungszeit von 23 Jahren eine De- menz diagnostiziert, in 1 136 Fäl- len eine Alzheimer-Demenz und in 416 Fällen eine vaskuläre Demenz.
Die Ergebnisse wurden unter ande- rem nach Alter, Geschlecht und verschiedenen Begleiterkrankun- gen adjustiert.
Bei Personen, die im mittleren Alter täglich mindestens 2 Päck- chen Zigaretten rauchten, stieg das Risiko für eine Demenz stark: Die adjustierte Hazard Ratio (HR) be- trug 2,14 (95%-KI 1,65–2,78), für eine Alzheimer-Demenz 2,57
(95%-KI 1,63–4,03) und für eine vaskuläre Demenz 2,72 (95%-KI 1,20–6,18). Das Risiko für eine Demenzentwicklung war dosisab- hängig, die HR beim Konsum von 1 bis 2 Päckchen pro Tag lag bei 1,44 (1,26–1,64) und bei 0,5 bis 1 Päckchen bei 1,37 (1,23–1,52). Die deletären Wirkungen des Rauchens traten unabhängig vom Geschlecht und von der ethnischen Zugehörig- keit der Betroffenen auf. Bei Perso- nen, die weniger als ein halbes Päckchen täglich rauchten oder in jüngeren Jahren geraucht hatten, war das Demenzrisiko nicht erhöht.
Fazit: Starkes Rauchen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren erhöht das Risiko, innerhalb der darauf- folgenden 20 Jahre an einer vasku- lären oder an einer Alzheimer-De- menz zu erkranken, um mehr als das Doppelte. Durch die demogra- fische Entwicklung werden sich die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Rauchens weiter potenzieren.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Rusanen M et al.: Heavy smoking in midlife and long-term risk of Alzheimer Disease and vascular dementia. Arch Intern Med 2010;
Published online October 25, 2010. doi:
10.1001/archinternmed.2010.393.
Nicht alle Fälle von chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) verlaufen relativ indolent: Bei Pa- tienten mit Hochrisikoprofil kann die Überlebenszeit bei median 3 Jahren liegen. Gute Erfahrungen mit einer langfristigen Krankheits- kontrolle nach allogener Stamm- zelltransplantation veranlassten die Deutsche CLL-Studiengruppe zu einer multizentrischen prospektiven Studie, in die 100 Patienten mit CLL und ungünstiger Prognose ein- geschlossen wurden; dazu zählten gegen Purinanaloga refraktäre Er- krankungen, Rezidive nach autolo- ger Transplantation oder progre- diente Erkrankungen mit ungünsti- ger Zytogenetik (11q-, 17p- und/
oder unmutierter IGHV-Status und/
oder VH3-21-Gen). Auf eine Kon- ditionierung mit reduzierter Intensi- tät (Fludarabin/Cyclophosphamid) folgte eine Stammzellspende von HLA-identischen Geschwistern oder nichtverwandten Spendern.
Bei 90 Patienten wurde die al - logene Transplantation tatsächlich durchgeführt. Nach 4 Jahren lag die nichtrezidivbedingte Mortalität bei 23 %, die ereignisfreie Überlebens- rate bei 42 % und die Gesamtüber- lebensrate bei 65 %. Bei 52 Patien- ten wurde regelmäßig die minima - le Resterkrankung (MRD) mittels Durchflusszytometrie oder quantita- tiver Real-time-Polymeraseketten- reaktion bestimmt. Von ihnen waren 27 (52 %) ein Jahr nach der Trans- plantation MRD-negativ. In dieser Untergruppe lag die ereignisfreie Überlebensrate nach 4 Jahren bei 89 % (Hazard Ratio 0,13; p = 0,013);
lediglich zwei dieser Patienten wa- ren bei der jeweils letzten Untersu- chung MRD-positiv getestet wor- den. Bemerkenswert war, dass das ereignisfreie Überleben nicht von zytogenetischen Anomalien beein- flusst wurde, auch nicht von der prognostisch besonders ungünstigen Deletion 17p. Die einzigen ungüns- tigen Einflussfaktoren für ereignis- freies und Gesamtüberleben waren in einer Multivarianzanalyse eine
mangelnde Krankheitskontrolle bei Transplantation und eine Behand- lung mit Alemtuzumab zur In-vivo- Depletion von T-Zellen; 17p-Dele - tion, gegen Purinanaloga refraktäre Erkrankungen und die Art der Stammzellquelle (Geschwister ver- sus nichtverwandter Spender) spiel- ten hingegen keine Rolle.
Fazit: „Diese Studiendaten sind für Patienten mit Hochrisiko-CLL sehr wichtig“, kommentiert Prof. Dr.
med. Torsten Haferlach (München).
Um zu definieren, wer für die The- rapie infrage komme, und um abzu- schätzen, wer profitieren könne, seien die Ergebnisse der Vorthera- pie und die biologische Beschrei- bung der CLL erforderlich. Keines- falls ausschließen solle man Patien- ten mit ungünstigen FISH-Befun- den, weil sich diese nicht negativ auf das Ergebnis der Transplantati- on auswirkten. Um den Erfolg der Therapie beurteilen und für künfti- ge Studien noch spezifischere Emp- fehlungen geben zu können, ist eine MRD-Kontrolle angezeigt.
Josef Gulden
Dreger P et al.: Allogeneic stem cell transplan- tation provides durable disease control in poor-risk chronic lymphocytic leukemia: long- term clinical and MRD results of the German CLL Study Group CLL3X trial. Blood 2010;
116: 2538–47.
CHRONISCHE LYMPHATISCHE LEUKÄMIE
Langfristige Krankheitskontrolle nach allogener Transplantation in Hochrisikofällen
GRAFIK
Anteil ereignisfrei überlebender Patienten (in %)
Ereignisfreies Überleben in Abhängigkeit vom MRD-Status ein Jahr nach Transplantation
Zeit nach Randomisierung (Monate) MRD-negativ
MRD-positiv
Quelle. Blood 2010; 116: 2442.
HR 0,13 (0,03–0,65); p 0,013