Genpatente
Forschung gefährdet
Aktionsbündnis ist gegen EU-Richtlinie.
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ie von der Bundesregie- rung geplante Umsetzung der EU-Richtlinie zur Gen- Patentierung führt zu einer Rationierung der Medizin.Das befürchtet der stellver- tretende Hauptgeschäftsfüh- rer der Bundesärztekammer, Dr. med. Otmar Kloiber. Er war einer der Referenten bei einer gemeinsamen Presse- konferenz mit der Umweltor- ganisation Greenpeace und dem katholischen Hilfswerk Misereor. Bei der Veranstal- tung wurde die Greenpeace- Studie „Die wahren Kosten der Gen-Patente“ vorgestellt.
Als Folge der Richtlinie, die die Patentierung von mensch- lichen, tierischen und pflanzli- chen Genen zulässt, werde die Forschung eingeschränkt. Die Gewährung von Patenten auf Gene verursache für die nach- gelagerten Bereiche – wie et- wa die Forschung – erhebliche Kosten. In der Folge entstünde
durch die Akkumulation der Patente „ein unübersehbares Minenfeld aus Monopolrech- ten und Lizenzforderungen“.
Greenpeace, Misereor und Bundesärztekammer fordern die rot-grüne Koalition des- halb auf, dem Beispiel anderer EU-Länder zu folgen und die Patentrichtlinie nicht umzuset- zen. Vielmehr solle man in Brüssel auf die Erarbeitung ei- ner neuen Vorgabe drängen.
Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich und Schweden haben sich der Um- setzung der EU-Richtlinie bis- her verweigert. TB
Arzt im Praktikum
Ab Oktober Geschichte
Bundestag beschließt Stichtagsregelung.
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ie Ärzteschaft begrüßt die parteiübergreifende Ent- scheidung des Bundestages für eine eindeutige Stich- tagsregelung zur Abschaffung der Arzt-im-Praktikum-Pha- se (AiP)“, kommentierte derPräsident der Bundesärzte- kammer, Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe, die Zustim- mung des Bundestages zum
„Gesetz zur Änderung der Bundesärzteordnung und an- derer Gesetze“.
Mit der Entscheidung folge der Bundestag der Forderung der Ärzteschaft, ab 1. Okto- ber 2004 die derzeitigen Ärz- te im Praktikum nicht nur fi- nanziell mit den Assistenzärz- ten gleichzustellen, sondern auch ihre sofortige Approba- tion zu sichern, sagte Hoppe.
Diese echte Stichtagsregelung trage dazu bei, politische und juristische Streitigkeiten zu vermeiden und viele verwal- tungstechnische Abläufe zu vereinfachen. „Das zu erwar-
tende Nebeneinander von er- fahrenen AiP und besser be- zahlten jungen Assistenzärz- ten hätte zu erheblichem Un- mut in Kliniken und zum Arzt zweiter Klasse geführt“, be- tonte auch Dr. med. Frank Ul- rich Montgomery, Vorsitzen- der des Marburger Bundes.
Ulla Schmidt verspricht sich von der „seit langem diskutier- ten und jetzt endlich von uns durchgesetzten Maßnahme“
eine höhere Attraktivität des Arztberufes. Durch die Ab- schaffung des AiP verbessere sich die Einkommenssituation gerade der Berufsanfänger, sagte die Bundesgesundheits- ministerin. Dies erhöhe den
„Anreiz, in der Krankenver- sorgung tätig zu sein“. JF A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2014. Mai 2004 AA1365
Varizellen-Verlauf
Komplikationen häufiger als gedacht
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ür Deutschland liegen erstmals Da- ten zur Krankheitslast durch Wind- pocken (Varizellen) im ambulanten Be- reich vor. Häufiger als bislang vermu- tet kommt es zu Komplikationen im Verlauf der Windpockenerkrankung, wobei der zahlenmäßig größere Anteil der Komplikationen bei primär gesun- den Kindern zu verzeichnen ist. Jeder 20. Patient entwickelt eine Komplika- tion. Zu diesem Ergebnis gelangt eine retrospektive Untersuchung, die vom Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie der Technischen Uni- versität München durchgeführt wurde (Clinical Microbiology and Infection2004; 10: 425–430). Bei der Studie han- delt es sich um eine repräsentative Befragung von Kinder- und Allge- meinärzten sowie Internisten zu 1 334 Varizellen-Fällen bei nicht geimpften Patienten aus dem Jahr 1999. Das Durchschnittsalter der Erkrankten be- trug fünf Jahre, wobei 90 Prozent jün- ger als zwölf Jahre waren. 16,3 Prozent der Fälle (fast jede sechste Infektion) wurde vom behandelnden Arzt sub- jektiv als schwer erträglich eingestuft.
Die Komplikationsrate belief sich auf 5,7 Prozent – bei etwa jedem 20. Betrof- fenen verlief die Erkrankung keines- wegs harmlos.
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nter den Komplikationen dominier- ten bakterielle Superinfektionen (der Haut, der Weichteilgewebe, zum Teil mit Narbenbildung) sowie Infektio- nen der unteren Atemwege (Pneumo- nie, Bronchitis). Bei unter Zwölfjäh-rigen wurden außerdem Fälle von Oti- tis media sowie neurologische Beteili- gungen dokumentiert. Letztere erfor- derten, ebenso wie Pneumonien und Bronchitiden, besonders oft eine sta- tionäre Behandlung. Bei der Häufig- keit der Komplikationen insgesamt fand man keine signifikanten Un- terschiede zwischen Kindern unter zwölf Jahren und älteren Jugendlichen/
Erwachsenen.
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usammenfassend verweisen die Au- toren der Studie auf den potenziel- len Nutzen der Einführung einer gene- rellen Varizellen-Impfung in Deutsch- land. Die Impfstoffe sind gut verträg- lich und bieten in mehr als 90 Prozent der Fälle einen zuverlässigen Schutz vor der Infektion und ihren Komplika- tionen. Bisher empfiehlt jedoch nur das Bundesland Sachsen die generelle Va- rizellen-Impfung aller Kleinkinder. EB AkutAb 1. Oktober werden Ärztinnen und Ärzte im Prakti- kum mit den Assistenzärzten finanziell gleichgestellt.
Foto:dpa