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(1)

GIBT ES IM SABÄISCHEN „ZUSTANDSSÄTZE"

ANALOG DEM ARABISCHEN SCHEMA WA-HUWA

YAF'ALU VND WA-HUWA FI L-BAYTP*

Von Norbert Nebes, Marburg

A

Es ist mehrfach und von verschiedener Seite betont worden, daß das Arabi¬

sche besonders reich an affektischen Ausdrucksmitteln ist.' Im Bereich der

Syntax denke man etwa an eine Form des Inzidenzschemas, wa-llähi 'inni

la-'aktubu 'id dahala Zaydun^, in der die emotionale Anteilnahme des Spre¬

chers zum Ausdruck kommt. Auch spielt bei den mit hattä und den emphati¬

schen Partikeln 'in bzw. 'inna und la- zusammengesetzten Konstruktionen

hattä 'in käna (la-)yaf'alu^ und hattä 'innahü (la-)yaf'alu'^ ein affektisches

Moment, also Kundgabe, eine Rolle.

Diese Vielfalt an syntaktischen Typen steht dem Arabischen nicht nur für

die Aussagen zur Verfügung, denen der Sprecher besonderes emotionales

Gewicht beimißt, sondern läßt sich auch auf der Ebene der Darstellung beob¬

achten. Allenthalben begegnet man in klassischen Prosatexten einem Satz¬

schema, das abhängige Aussagen der Darstellungsebene wiedergibt. Es han¬

delt sich hierbei um die Konstruktion wa-huwa yaf'alu bzw. — in ihrer no¬

minalen Ausprägung — wa-huwaß l-baytß.

Diese Konstruktion, welche die einschlägigen Grammatiken im Kapitel

,, Zustandssätze" verzeichnen*, kann verschiedene Begriffsverhältnisse zu ih¬

rem syntaktisch übergeordneten Vordersatz eingehen. Ein solches Begriffs-

* Vorliegender Beitrag stellt die überarbeitete und veränderte Fassung mei¬

nes Vortrags dar, dessen ursprünglicher Titel lautete: ,,Gibt es , Zu¬

standssätze' im Sabäischen?". — Die Abkürzungen der arabischen Quel¬

lenwerke folgen M. Ullmann (1979). Die sabäischen Inschriften werden

nach Sab. Diel. XX—XXV zitiert.

1 Siehe z. B. A. Spitaler (1973/4) S. 97 f.

2 Eine vorläufige Zusammenstellung der häufigsten Basen des Inzidenz¬

schemas im Arabischen gibt N. Nebes (1982) S. 157 f.

3 Beispiele bei N. Nebes (1985) S. 24—31 (Nr. 77—96).

■» Beispiele bei N. Nebes (1987) S. 22—24.

5 Der nominale Typus hat auch die Wortstellung w-PRÄDlKATS-

NOMEN-SUBJEKT. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Subjekt

indeterminiert oder/und attributiv erweitert ist. Siehe z. B. Satz (5).

Stellt man die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten in Rechnung, die

in den Konstruktionen wa-huwa yaf alu und wa-huwa ß l-bayii ange\egl sind und deren eingehende Untersuchung die folgenden Ausführungen

(2)

Verhältnis, welches stets aus dem Kontext erschlossen werden muß, kann mitunter adversativer, seltener konzessiver Natur sein, wie in den folgenden beiden Beispielen:

(1) qad hamalühunt 'alä l- 'ibUi wa-hum yamsQna (Wäq. Magäzi I 180,11)

,,Und zwar ließen sie (sc. die Banü Qaynuqä") sie (sc. ihre Frauen und Kinder) auf den Kamelen reiten, während sie (selbst) zu Fuß gingen"

(2) wa-läkinnahä känat lä taqdiru 'alä 'an tadkurahü bi-hayrin wa-hiya

tastati'u (Tab. Ta'rih I4l801,6)

,, Jedoch brachte sie (sc. ' Ä'isa) es nie fertig, über ihn (sc. ' All b. 'abi Tälib) Gutes zu sagen, obwohl sie dazu in der Lage gewesen wäre".

Oft hat das Verhältnis zum Vordersatz eine stark temporale Komponente,

man vergleiche etwa:

(3) 'innikuntu 'an^uru 'ilayhi wa-'anä 'usalli(h. Sa'd Tabaqät Ij 168,23)

,,Ich mußte ständig darauf (sc. auf die als Schuhband verwendete Sei¬

denschnur) blicken, während ich die Saläh verrichtete"

(4) wa-käna rasülu Ilähi yasiluhä wa-huwa bi-Makkata (b. Sa' d Tabaqät

1, 67,25)

,,Der Gesandte Allahs pflegte sie (sc. Tuwayba) zu beschenken, als er

(noch) in Mekka war".

Ein derartig spezifisches Verhältnis wie in den eben vorgestellten Beispie¬

len braucht jedoch nicht vorzuliegen. Mit wa-huwa yaf ' alu bzw. wa-huwaß

l-bayti kann auch ein Umstand mitgeteilt werden, der nicht in den Haupt-

nicht ersetzen können, so trifft für die hier in Rede stehenden Konstruk¬

tionen der Begriff ,, Zustandssatz" nur bedingt zu. (Angebracht wäre er nur für Beispiel (5), wofür die m. E. präzisere Bezeichnung ,, Umstands¬

satz der Gleichzeitigkeit" vorgeschlagen sei.) Darüber hinaus werden ge¬

meinhin unter der Kategorie ,, Zustandssatz" auch andere Satzformen mit unterschiedlicher syntaktischer Struktur subsumiert, deren Funktio¬

nen zum Teil nicht miteinander vereinbar sind. So faßt H. Reckendorf (1921) S. 447—453 neben wa-huwa yaf alu bzw. wa-huwa ß l-bayti unter anderem auch asyndetisches ^ö/'c/m sowie wa-qad fa'ala als Zustands¬

sätze auf. Doch lassen sich die genannten Satztypen weder formal noch inhaltlich auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Asyndetisches j'o/'a/M kann, je nachdem, ob es sich gleichzeitig oder nachzeitig zum Vordersatz verhält, modale (,, indem; in der Weise, daß") oder finale Funktion ha¬

ben. Der Typus wa-qad fa'ala, in dem fa'ala für die Vorzeitigkeit ein¬

tritt, dient zum einen für Umstandssätze der Vorzeitigkeit, zum anderen

wird er auch für Aussagen des Hintergrundes verwendet. Alle drei ge¬

nannten Konstruktionen sind zudem syntaktisch nicht gleichwertig.

Während wa-huwa yaf'alu bzw. wa-huwa ß l-bayti und asyndetisches

yaf'alu ohne Zweifel syntaktisch vom vorhergehenden Satz abhängig

sind, ist wa-qad fa'ala, auch wenn es zeitlich auf einen vorhergehenden Satz bezogen ist, sicherlich als syntaktisch selbständige Aussage zu be¬

trachten.

(3)

Gibi es im Sabäischen ,, Zustandssätze" analog dem arabischen Schema 63

Strang einer Handlungsabfolge integriert werden kannj wie es in der folgen¬

den Passage der Fall ist.^

(5) fa-dahabtu laylatan wa-ma'i 'ummu Mistahin multafi'atan fi mirtihä

fa-ta'aliaqtu bihi (Wäq. Magäzi II 429,12 = WKAS II 1021a Z. 5 ff.)

,,Da ging ich eines Nachts hinaus, wobei 'umm Mis{ah bei mir war, die

sich in ihr Wollgewand gehüllt hatte. An diesem hieh ich mich ein".

Ungeachtet dieser unterschiedlichen Begriffsverhältnisse, welche sich aus

dem Kontext ergeben, haben die Aussagen der Form wa-huwa yaf'alu und

wa-huwa ß l-bayti, bedingt durch die Gestalt des Prädikats, einen wesentli¬

chen Gesichtspunkt miteinander gemein: Wie es sich unschwer an den fünf

Beispielen überprüfen läßt, treten beide Satztypen für Handlungen, Vorgän¬

ge, Zustände u. ä. ein, welche zur jeweils vorhergehenden, syntaktisch über¬

geordneten Aussage gleichzeitig sind. Die Gleichzeitigkeit wird hierbei von

der Konjugationsform yafalu bzw. von dem prädikativen nominalen Syn¬

tagma ß l-bayti bezeichnet.'

Der relative Zeitbezug der Gleichzeitigkeit hat zur Folge, daß die Aussa¬

gen, die die Konstruktionen wa-huwa yaf'alu und wa-huwa ß l-bayti zum

Ausdruck bringen, die Zeitstufe des Vordersatzes übernehmen. Mit anderen

Worten: wa-huwa yaf'alu und wa-huwa ß l-bayti sind auf keine bestimmte

Zeitstufe festgelegt, sondern können gleichermaßen Aussagen der Vergan¬

genheit, Gegenwart und Zukunft wiedergeben, je nachdem, in welcher der

genannten Zeitstufen der vorhergehende Satz angesiedek ist.

B

Wenden wir uns den Verhäknissen im Sabäischen zu. Die Grammatiken

von A. F. L. Beeston (1984), G. M. Bauer (1966) und M. Höfner (1943)

führen keine Beispiele an, die sich in formaler und funktionaler Hinsicht mit

den vorgestellten arabischen Konstruktionen vergleichen ließen.'" Eine syste¬

matische Durchsicht der bislang publizierten Inschriften bestätigt jedoch nur

Diesen Gesichtspunkt hebt A. Denz (1982) S. 79 besonders hervor.

8 Neben der im folgenden vorgeschlagenen Übersetzung mit ,, wobei", die derartige Umstandssätze syntaktisch in das Satzgefüge integriert, bietet sich in vielen Fällen auch eine Wiedergabe als Parenthese an.

* Die Konjugationsform yaf'alu bezeichnet bekanntlich die Gleichzeitig¬

keit und Nachzeitigkeit. Im Nominalsatz wird die Gleichzeitigkeit durch das Fehlen eines verbalen Prädikats, also einer entsprechenden Form von käna, ausgedrückt. Siehe im einzelnen A. Denz (1971) S. 127 und S. 141.

10 A. F. L. Beeston (1984, § 7:1c) äußert die Ansicht, daß ein Satztyp

w-f'l dem arabischen Schema wa-qad fa'ala entsprechen und somit als

,,häl structure" (ibid.) aufgefaßt werden kann. Dazu vgl. das in Anm. 6

(4)

zum Teil den in den Grammatiken hervorgerufenen Eindruck, daß dem Sa¬

bäischen derartige Konstruktionen unbekannt sind.

Ein analog dem arabischen wa-huwa yaf alu gebildetes Satzschema hätte

im Sabäischen w-h'yfln zu lauten," und ein derartiger Satztyp, der mit den¬

selben Eigenschaften wie sein arabisches Pendant ausgestattet ist, ist in der

Tat in den Inschriften nicht nachweisbar.Jedoch finden sich für die ent¬

sprechende Konstruktion mit nominalem Prädikat zahlreiche Belege." Diese

hat die Form w-SUBJEKT-PRÄDIKATSNOMEN oder — mit Inversion —

w-PRÄDIKATSNOMEN-SUBJEKT. Das Prädikatsnomen setzt sich in der

Mehrzahl der Beispiele aus einem Präpositionalausdruck zusammen, seltener

besteht es nur aus einem nominalen Bestandteil.''*

Die Beispiele, von denen im folgenden vier repräsentative Fälle aufgeführt

seien, stammen zum großen Teil aus Inschriften der mittelsabäischen Perio¬

de der ersten vier nachchristlichen Jahrhunderte. Mit einigen Belegen ist die

Konstruktion auch in den spätsabäischen Inschriften des fünften und sech¬

sten Jahrhunderts vertreten."

(6) wsmkw/bn/hyrthmw/mhsknm/wfrshmw/b'nh (16) rm/wtrydm

(J 576)

,,Und sie stiegen von ihrem Lager Muhaskanum aus hinauf, wobei

sich ihre Reiter auf erprobten und schnellen (Rossen)'* befanden"

Gesagte. — An anderer Stelle erkennt er J 735/9: w'nin/'twfhn als ,,häl clause" (A. F. L. Beeston (1972) S. 352 b) und übersetzt zutreffend:

,, while the |other]womenfolk |...| were their Iscilicet ,the sorceresses'l supporters" (ibid.). In diesem Sinne versteht auch W. W. Müller (1988) S. 452 diese Stelle, wenn er übersetzt: ,, wobei die (anderen) Frau¬

en ihre Begleiterinnen waren". Zu diesem Beispiel siehe Satz (8) mit Anm. 18.

" Man vergleiche die Bemerkungen zum sabäischen Imperfekt unter Ab¬

schnitt C.

'2 Als einziges mir bekanntes Beispiel kommt J 631/24 in Frage: w'hbsn/

y'dwn/bnhmw/'brn/'r (25) 'ln/ws(/hgrn. Doch ist eine andere Erklä¬

rung weitaus wahrscheinlicher, die hier nur angedeutet werden kann.

Diese Stelle ist vor dem Hintergrund der Konstruktionen w-SUBJEKT-/-

VERBFORM zu sehen, welche progredierende Aussagen der Vergangen¬

heit wiedergeben können. Dem angeführten Beispiel liegt demnach ein

Progreßsatz zugrunde, vor dessen Prädikat y'dwn die Partikel /- fehlt.

In diesem Sinne lautet die Übersetzung ,,und (dann) zogen sich die Abes¬

sinier vor ihnen (sc. den Sabäern) in Richtung auf die , Zitadelle des Got¬

tes' im Zentrum der Stadt (sc. Zafar) zurück".

" Es sind dies weit über 30 Stück.

Vgl. Satz (8) mit den in Anm. 18 aufgeführten Beispielen.

15 C 541/13; J 1028/7; Ry 507/10; Ry 508/8 und — falls hierher gehörig — C 541/36.

1* Die Übersetzung von 'nhrm und (rydm folgt dem Vorschlag in Sab. Diel.

s. r. NHR und JRD.

(5)

Gibt es im Sabäischen ,, Zustandssätze" analog dem arabischen Schema 65

wyhsry/mr'yhm (9) w/s'dsmsm/wmrtdm/wb'mhmy/'dmhmy/dbn/

'sb'n/w'qwl (10) n/whms/mik/sb'/'dy/hlf/hgrn/w'ln (J 629)

„Und ihre beiden Herren Sa'adsamsum und Martadum zogen in den

Bezirk der Stadt Wa'län, wobei Verbände ihrer sabäischen Vasallen,

die ,,Qayls" und die Kerntruppe des Königs von Saba' mit ihnen wa-

ren"'7

) bh (3) n/qrbh/mr'/ywm/llt/(4) hgln/wh7hyd^^ (C 533")

,, Deswegen, weil sich ihr (sc. der Frau 'Amat 'Abihä) am dritten Tag

der Wallfahrt ein Mann näherte, als sie menstruierte (wörtlich: als sie

menstruierend war)".

In E 13 § 10 ist die nominale Konstruktion mit 7 verneint:

) wfr'm/w 'sd/tqdm/fysn ' w/bh wt/bytn/sqr/hmst/'sr/w 'I/Ihm w/

bh w/kl/m wm/dystqynn/titt/'sr/ywmtm

,,Und Färi'um und die Soldaten, die er befehligte, verschanzten sich in

dem besagten Schloß Saqir 15 Tage lang, wobei sie darinnen 13 Tage

kein Wasser hatten, mit dem sie ihren Durst hätten stillen können".

''' Sätze der Form w-b'mh(m)w-S\JB}EKT , die vor allem in den erzählenden Passagen der mittelsabäischen Widmungsinschriften begegnen, sind ver- hähnismäßig oft bezeugt; siehe noch E 12 § 3; E 21 § 1; J 574/5; J 576/5, 15 (2mal); J 577/3, 4, 7; J 631/33; J 643/12, 24; J 649/29; J 660/14;

J 665/41; ST 1/8. Nach demselben Muster sind die spätsabäischen Belege C 541/13, Ry 508/8 und J 1028/7 (letzterer mit Subjekt in Anfangsstel¬

lung) gebildet. — Im Zusammenhang mit 2 Sam 21,15: wayyered Däwid

wa-'''bädäw 'immö und anderen ähnlich gelagerten Fällen meldet E.

Kühr (1929, S. 22, Fn. 1) seine Bedenken an, wa-'"bädäw 'Immö als ,, Zustandssatz" im Sinne von ,, (indem) seine Knechte mit ihm (waren)"

(ibid.) aufzufassen. Stattdessen gibt er der Übersetzung ,,und es zog D.

hinab und seine Knechte (zogen) mit ihm (hinab)" (ibid.) den Vorzug und setzt damit ,,die präp. Bestimmung in direkte Beziehung zum Verbum"

(ibid.). Nun besteht weder ein Grund, derartige Fälle im Hebräischen nicht als ,, Zustandssätze" aufzufassen, noch ein Anlaß, E. Kührs Interpreta¬

tion auf die sabäischen Bildungen mit b'mhw bzw. b'mhmw zu übertra¬

gen. Denn durch die Beispiele (8) — einschließlich der in Anm. 18 verzeich¬

neten Stellen — und (9) ist zweifelsfrei erwiesen, daß Syntagmen der Form

w-SUBJEKT-PRÄDlKATSNOMEN bzw. w-PRAD1KATSNOMEN-

SUBJEKT satzhaften Charakter haben, da in den genannten Beispielen

eine Wiederaufnahme des vorausgehenden Verbums keinen Sinn ergibt.

Daher liegt es weitaus näher, von diesen gesicherten Fällen ausgehend, in

w-h 'mh(m)w-SÜBiEKT einen Nominalsatz zu sehen, dessen Prädikat von

dem Präpositionalausdruck gebildet wird, als eine Substituierung des vor¬

ausgehenden Verbums anzunehmen, die im Sabäischen bislang nur in die¬

ser Phrase belegt wäre.

Weitere Beispiele mit einem Nomen als Prädikat sind J 669/6 ('sym), J 735/9 ( twfhn) [Übersetzung der Stelle in Anm. 10| und — falls nicht anders zu interpretieren — C 541/36 (hlyfhmw).

i'* Im haramischen Dialekt abgefaßte Büß- und Sühneinschrift.

(6)

Die Konstruktionen, welche in den obigen Beispielen zum Ausdruck kom¬

men, erfüllen im wesentlichen die syntaktischen Voraussetzungen, die auch

für die entsprechenden arabischen Bildungen gelten:

Einmal lassen sie sich sinnvoll als vom vorausgehenden Satz syntaktisch

abhängig begreifen. Zum anderen sind die Aussagen, die von ihnen wieder¬

gegeben werden, zu diesem vorausgehenden Satz gleichzeitig und überneh¬

men somit von ihm die Zeitstufe — in unseren vier Belegen ist dies die Ver¬

gangenheit.

Darüber hinaus ergibt eine Überprüfung der in Frage kommenden sabäi¬

schen Beispiele, daß sich bei der überwiegenden Mehrheit^" keine spezifi¬

schen Begriffsverhältnisse zwischen abhängigem Nachsatz und übergeordne¬

tem Vordersatz beobachten lassen. Vielmehr wird in diesem Nachsatz ein

ümstand mitgeteilt, der nicht in den Hauptstrang einer Handlungsabfolge, etwa in einer Erzählung, integriert werden kann. Somit treten die sabäischen

Konstruktionen für dieselbe Art von Umstandssätzen ein, für die das oben

angeführte arabische Beispiel (5) als Nachweis dient.

C

An diesen Befund schließt sich die Frage an, warum im Sabäischen auf der

einen Seite nominale Umstandssätze der Gleichzeitigkeit ausgebildet sind,

andererseits jedoch entsprechende verbale Bildungen, etwa der Form w-h '

yf'ln, fehlen.

Eine Antwort, die hier nur angedeutet werden kann, ist in den Funktionen

des sabäischen Imperfekts zu suchen. Bekanntlich können wir im Sabäischen

zwei Präfixkonjugationen unterscheiden, das Lang- oder N-Imperfekt yf'ln

und das Kurzimperfekt yf'l. Kurz- und Langform des Imperfekts sind in den

sabäischen Inschriften mit über 850 Beispielen vertreten, wobei auf yf'ln

knapp 700, auf yf'l über 150 Belege entfallen.^' Das Kurzimperfekt yf'l

kommt in erster Linie im Hauptsatz vor, wo es, von einigen modalen Ver¬

wendungen abgesehen, in Form von w-yf'l den Progreß in der Vergangen¬

heit bezeichnet. Im Nebensatz ist es verhältnismäßig selten anzutreffen.

Das Langimperfekt yf'ln hat einen größeren Anwendungsbereich. Es ist

nicht nur in denselben Gebrauchsweisen wie yf'l bezeugt, sondern von den

beiden Präfixkonjugationen ist im abhängigen Satz — Relativsätze miteinge¬

schlossen — die Langform yf'ln die Regel.^^

2" Die Ausnahme stelh Beispiel (8) dar, in dem wohl eher ein Temporalver¬

hältnis zum Vordersatz anzunehmen ist.

2' Eine Untersuchung der Präfixkonjugationen des Sabäischen ist in Vorbe¬

reitung.

22 Die Konjugationsform yfln ist in den verschiedenen Formen der Hypo¬

taxe und im Relativsatz mit ca. 450 Beispielen vertreten.

(7)

Gibt es im Sabäischen ,, Zustandssätze" analog dem arabischen Schema ... 67

Überprüft man nun alle abhängigen Aussagen, in denen yf'ln das Prädi¬

kat bildet und die zeitlich auf ihren übergeordneten Satz auch bezogen

sind,23 auf ihr Zeitverhältnis zu diesem übergeordneten Satz, dann gelangt

man zu einer überraschenden Feststellung: yf'ln kann nur die Nachzeitigkeit,

in keinem Fall die Gleichzeitigkeit zur übergeordneten Aussage zum Aus¬

druck bringen.

Ein Beispiel soll diesen Sachverhah verdeuthchen:

(10) hmd (5) m/bdhwfyhw/bms'Ihw/ky'tyn/bwf (6) ym/wmhrgm/

wgnmm (J 580)

,,Als Dank dafür, daß er (sc. der Gott 'Almaqah) ihm (sc. dem Stifter

Bäqilum) in seinem Orakel gewährt hat, daß er unversehrt, mit Tötun¬

gen und Kleinvieh zurückkehren würde".

Bei k-y'tyn handelt es sich um einen mit der Konjunktion k- eingeleiteten

Objekts- oder Inhaltssatz, der den Wortlaut des Orakels wiedergibt. Dieser

Wortlaut kann sich logischerweise erst nach Verkündung des Orakels durch

die Gottheit realisieren. Die im Imperfekt stehende Aussage j'?>'/7 ist dem¬

nach zu jener des Vordersatzes nachzeitig.

Es liegt somit auf der Hand, warum im Sabäischen keine dem Arabischen

entsprechenden Konstruktionen der Form w-h'yf'ln ausgebildet sind. Der

Grund liegt ganz einfach darin, daß sabäisch yf'ln — im Gegensatz zu ara¬

bisch yaf'alu — nicht für Aussagen eintreten kann, welche zu einem überge¬

ordneten Satz gleichzeitig sind. 2'*

Mit anderen Worten: Bildet sabäisch >'/7/7 das Prädikat in einem Neben¬

satz und ist dieser auf eine syntaktisch übergeordnete Aussage zeitlich auch

bezogen, dann kax\r\ yf'ln zu dieser Aussage nur das Zeit Verhältnis der Nach¬

zeitigkeit ausdrücken.

Damit kommen wir abschließend zu der Frage, mit welchen sprachlichen

Mitteln das Sabäische verbale Aussagen darsteUt, die sich zu einem überge¬

ordneten Satz gleichzeitig verhalten. Am einfachsten kann das an folgendem

Beispiel gezeigt werden:

Nicht jeder Nebensatz muß zeitlich auf seinen übergeordneten Satz bezo¬

gen sein, sondern kann seinen zeitlichen Relationswert auch im Gegen¬

wartspunkt des Sprechers, d. h. des Verfassers einer Inschrift, haben.

Die Tatsache, daß yf'ln keine Gleichzeitigkeit zu einer syntaktisch über¬

geordneten Aussage auszudrücken imstande ist, bedeutet nicht, daß

yf'ln Gleichzeitigkeit generell nicht bezeichnen kann, yf'ln kann die Gleichzeitigkeit dann wiedergeben, wenn es nicht auf einen syntaktisch übergeordneten Satz, sondern auf den Gegenwartspunkt des Sprechers ausgerichtet ist. Diese Konstellation liegt all den Beispielen zugrunde, in denen yf'ln für die Zeitstufe Gegenwart eintritt.

(8)

(11) whmdm/bdt/hmr/Imqh/thwn/b'rwm/'bdhw/krb'tt/'z'd/dshr/

hrg/'sm/w 'hd/frshw/bkn/sw ' w/mr'hmw/ns'krb/y 'mn/yhrhb

(E21§lf.)"

„Und als Dank dafür, daß 'Almaqah Tahwän, der Herr von 'Awäm,

seinem Diener Karib'att 'Az'ad aus der Sippe Sahar gewährt hat, daß

er einen Mann tötete und dessen Roß erbeutete, als sie ihrem Herrn

Nasa'karib Yu'min Yuharhib Gefolgschaft leisteten".

Der mit bkn eingeleitete Temporalsatz liegt vom Verfasser und auch vom

Leser der Inschrift aus betrachtet in der Vergangenheit. Zugleich enthält die¬

ser Temporalsatz eine Aussage, die als gleichzeitig zur vorhergehenden auf¬

gefaßt werden kann. Denn der Umstand, daß der Stifter mit anderen dem

König Nasa'karib in einem Feldzug Gefolgschaft leistet, fällt in den gleichen

Zeitraum wie die Tötung eines Kriegers und die Erbeutung von dessen Roß,

was dem Stifter der Inschrift von der Gottheit gewährt wird.

Die Gleichzeitigkeit ist in diesem Beispiel weder morphologisch noch lexi¬

kalisch noch durch ein bestimmtes, eigens dafür ausgebildetes syntaktisches

Schema bezeichnet. Vielmehr werden derartige Temporalsätze, in denen die

Gleichzeitigkeit zum Vordersatz angelegt ist, mit der Konjunktion bkn und

mit/7als Prädikat wiedergegeben. Die Perfektform sw'w 'in (11) tritt — wie

auch das Perfekt in den anderen semitischen Sprachen — für die Vorzeitig¬

keit ein. Den Relationswert, zu dem ivv'tv vorzeitig ist, liefert natürlich nicht

der vorausgehende Satz, sondern der Gegenwartspunkt des Verfassers der

Inschrift, von dem aus der mit sw'w bezeichnete Sachverhalt vorzeitig und

damit Vergangenheit ist.

Die eingangs gestellte Frage, ob es im Sabäischen abhängige Sätze analog

zu arabisch wa-huwa yaf'alu und wa-huwa ß l-bayti gibt, kann zum Teil be¬

jaht werden. Die Entsprechung erstreckt sich jedoch nur auf Konstruktionen

der Form w-SUBJEKT-PRÄDIKATSNOMEN bzw. w-PRÄDIKATS-

NOMEN-SUBJEKT. Analoge Bildungen mit verbalem Prädikat sind in den

Inschriften nicht vertreten. Der Umstand, daß im Sabäischen eine entspre¬

chende Konstruktion w-h' yfln nicht produktiv geworden ist, findet eine

einfache logische Erklärung:

Sofern yf'ln auf einen übergeordneten Satz zeitlich bezogen ist, kann es zu

diesem nur die Nachzeitigkeit, jedoch nicht die Gleichzeitigkeit bezeichnen,

welche für ein dem Arabischen entsprechendes syntaktisches Schema w-h'

yfln erforderlich wäre.

(9)

Gibt es im Sabäischen ,, Zustandssätze" analog dem arabischen Schema ... 69

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(10)
(11)

CHRISTLICHER ORIENT UND BYZANZ

Leitung: Peter Schreiner, Köln

DIE STADTMAUERN VON ANAZARBOS/^AYN ZARBA.

Archäologische Zeugnisse aus den

byzantinisch-arabischen Kriegen

Von Hansgerd Hellenkemper, Köln

Nicht die Niederlage in der Schlacht am Yarmük am 20. August 636, viel¬

mehr der überstürzte Rückzug des Kaisers Herakleios durch das syrische

Kernland und seine fluchtartige Rückkehr nach Konstantinopel scheinen die

entscheidende Wende auf dem Schauplatz der byzantinisch-arabischen Kon¬

frontation eingeleitet zu haben. Der Rückzug des Herakleios ist der psycho¬

logische Auslöser für die Preisgabe byzantinischer Provinzen im Südosten

des Reiches. Über die unmittelbaren Folgeereignisse jener Jahre schweigen

die byzantinischen Chroniken weitgehend. Archäologische Indizien weisen

auf das Ausmaß der nahenden Katastrophe. In Syrien und offensichtlich

auch in Kilikien häufen sich in den Siedlungen Schatzvergrabungen — so¬

wohl Kircheneigentum als auch persönlicher Besitz — um 630/640 n. Chr.,

die einen Angsthorizont anzeigen.' Jüngere arabische Quellen sprechen von

einer Bevölkerungsflucht, die Landschaften zwischen Antiocheia und Tarsos

seien entvölkert und verwüstet.

Die zuweilen legendäre Überlieferung schreibt die Eroberung der Städte

Kilikiens, namentlich al-Massisa und Tarsüs Abü "übaida im Jahre 16

H./637 n. Chr., also unmittelbar nach der Flucht des Herakleios, zu. Mu'ä¬

wiya fand nahezu zehn Jahre später (25 H./646 n. Chr.) bei seinem Zug nach

Inneranatolien (bis Amorion) die befestigten Städte KiUkiens verlassen vor.^

' H. Hellenkemper: Byzantinischer Schatzbesitz im Arabersturm. In:

The 17th Byzantine Congress 1986. Abstracts of Short Papers. Washing¬

ton 1986, S. 141 f.

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S. 175, 207, 210, 254.)

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