Notizen aus der Forschung
Nr. 20 / April 2019_______________________________________________________________________
– Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest –
www4.fh-‐swf.de/cms/forschungsnotizen/ ISSN 2567-‐0484
Sensitivitätsanalyse des Kosten-‐Leistungs-‐Vergleichs einer Futterrohrreinigung in der Schweinemast bezogen auf Arbeitsaufwand und Lohnansatz
Christian Strake, Henrike Freitag, Iris Kobusch, Marc Boelhauve, Marcus Mergenthaler
Einleitung
In der Schweinemast mit Flüssigfütterung wird bisher kaum eine Reinigung der Futterrohre durchgeführt (BRO-‐
STHAUS 2018). Durch Reinigung der Hauptfutterleitungen und der Auslaufrohre verbessert sich der hygienische Sta-‐
tus des Futters und es lassen sich die Tageszunahmen (TGZ) erhöhen (BOELHAUVE & FREITAG 2018). Zusätzliche Leistungen dieser Reinigung ergeben sich durch eine ver-‐
kürzte Mastdauer bzw. Stallbelegungszeit in Verbindung mit eingesparten Stallkosten und durch eine verbesserte Futterverwertung in Verbindung mit eingesparten Futter-‐
kosten (STRAKE et al. 2019a). Zusätzliche Kosten der Reini-‐
gung entstehen durch anteilige Festkosten für die Reini-‐
gungsausrüstung, für Reinigungsmittel, für Strom, Frisch-‐
und Abwasser, sowie den Arbeitskosten als größtem Kos-‐
tenblock (STRAKE et al. 2019a). Insgesamt lässt sich mit den durch Versuche ermittelten Kennwerten und ergän-‐
zenden Annahmen ein positiver Grenzgewinn der Futter-‐
rohrreinigung erzielen (STRAKE et al. 2019b, c).
Der hohe Anteil der Arbeitskosten und die hohe Bedeu-‐
tung einer sorgfältig durchgeführten Reinigung der Fut-‐
terrohre empfiehlt eine vertiefende Analyse der Arbeits-‐
kosten und des zeitlichen Arbeitsaufwandes für die Reini-‐
gung. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, den bei STRAKE et al. (2019c) durchgeführten Kosten-‐Leistungs-‐
Vergleich einer Sensitivitätsanalyse bezüglich des Lohn-‐
ansatzes und des zeitlichen Arbeitsaufwandes zu unter-‐
ziehen und damit die Wirtschaftlichkeit bei unterschiedli-‐
chen Arbeitskosten zu analysieren.
Daten und Methoden
Bei der vorliegenden Sensitivitätsanalyse wird das bei STRAKE et al. (2019a, b, c) entwickelte Excel-‐basiertes Kal-‐
kulationstool erweitert. Für die Basisrechnung gelten die Annahmen in Tabelle 1. In einer Sensitivitätsanalyse wird der Lohnansatz von dem ursprünglich mit 30 €/h ange-‐
setzten Wert zwischen 0 €/h und 100 €/h variiert. Für die Reinigung eines Auslaufs werden in der Basisberechnung 2,5 min angenommen. Für die Sensitivitätsanalyse wur-‐
den die Werte von 1-‐10 min in Stufen variiert. Ähnliches gilt für die Reinigung der Hauptfutterrohre, wofür in der Basisberechnung 20 min je Hauptfutterleitung angenom-‐
men werden. In der Sensitivitätsanalyse wird dieser Wert von 5-‐80 min in Stufen variiert. In einem Stall mit 4 Abtei-‐
len mit je 8 Buchten und 16 Auslaufrohren ergibt das in der Basiskalkulation 80 min für die Hauptfutterleitungen und 80 min für die Auslaufrohre an zusätzlichem
zeitlichem Arbeitsaufwand. Der gesamte Arbeitsaufwand wird damit in der Sensitivitätsanalyse zwischen 1,20-‐
10,67 h in Stufen variiert.
Tab. 1: Betriebliche Leistungsparameter und Berechnungs-‐
grundlagen ohne Reinigung von Futterrohren (0), mit zusätzli-‐
cher Reinigung der Ausläufe (1), mit zusätzlicher Reinigung für Hauptleitung (2) und mit zusätzlicher Reinigung für beide Rohrabschnitte (3)
Variante 0 1 2 3
Tiere pro Durchgang 860
Verkaufte Tiere pro Jahr 2557 (bei 2,97 Umtrieben)
Deckungsbeitrag pro Tier 5 €
Lohnansatz 30 €/h
Futterverwertung 1 : ... 2,85 2,84 2,84 2,83
Ø Futterpreis 26 €/dt
Zuwachs je Tier 92 kg
Ø Tageszunahmen gesamte
Mastperiode in g/Tier/Tag 853,7 865,5 872,8 874,9 Ø Mastdauer in Tagen inkl. 15
Tage Leerstand & Nachmast 122,8 122,4 120,4 120,2 Quelle: Strake et al. (2019a, 2019b)
Ergebnisse
Tabelle 2 stellt die Grenzgewinne bzw. -‐verluste je Mast-‐
schwein für die Reinigung der Ausläufe abhängig von un-‐
terschiedlichen Lohnansätzen und zeitlichen Aufwänden dar. Für die Reinigung ohne Lohnansatz ergibt sich ein Grenzgewinn von 0,22 € je Mastschwein. Nur bei hohen Lohnansätzen ab 50 €/h werden bei hohen Zeitaufwän-‐
den von 5 min oder mehr pro Auslauf Grenzverluste er-‐
zielt.
Tab. 2: Grenzgewinn bzw. -‐verlust je Mastschwein in Euro bei Reinigung der Ausläufe
Zeit (min)
je Auslauf Lohnansatz in €/h
0 5 15 30 50 75 100
1,0 0,22 € 0,22 € 0,21 € 0,20 € 0,19 € 0,17 € 0,16 € 1,5 0,22 € 0,22 € 0,21 € 0,19 € 0,17 € 0,15 € 0,13 € 2,0 0,22 € 0,21 € 0,20 € 0,18 € 0,16 € 0,13 € 0,10 € 2,5 0,22 € 0,21 € 0,20 € 0,17 € 0,14 € 0,10 € 0,07 € 5,0 0,22 € 0,21 € 0,17 € 0,13 € 0,07 € -‐0,01 € -‐0,09 € 7,5 0,22 € 0,20 € 0,15 € 0,08 € -‐0,01 € -‐0,13 € -‐0,24 € 10,0 0,22 € 0,19 € 0,13 € 0,04 € -‐0,09 € -‐0,24 € -‐0,40 €
In Tabelle 3 sind die Grenzgewinne bzw. -‐verluste je Mast-‐
schwein für die Reinigung der Hauptfutterleitungen ab-‐
hängig von unterschiedlichen Lohnansätzen und zeitli-‐
chen Aufwänden dargestellt. Wird von Arbeitskosten abs-‐
trahiert ergibt sich für diesen Teil der Rohrreinigung ein Grenzgewinn von 0,30 € pro Mastschwein. Ähnlich wie bei der Reinigung der Ausläufe, werden nur bei hohen
Notizen aus der Forschung Nr. 20/April 2019
-‐ Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest -‐
www4.fh-‐swf.de/cms/forschungsnotizen/ ISSN 2567-‐0484
Zeitaufwänden und hohen Lohnansätzen Grenzverluste durch die Reinigung der Hauptfutterleitung erzielt.
Tab. 3: Grenzgewinn bzw. -‐verlust je Mastschwein in Euro bei Reinigung der Hauptfutterleitungen
Zeit (min)
je Leitung Lohnansatz
0 5 15 30 50 75 100
5 0,30 € 0,30 € 0,29 € 0,29 € 0,28 € 0,27 € 0,26 € 10 0,30 € 0,29 € 0,29 € 0,28 € 0,26 € 0,24 € 0,22 € 15 0,30 € 0,29 € 0,28 € 0,26 € 0,24 € 0,21 € 0,18 € 20 0,30 € 0,29 € 0,28 € 0,25 € 0,22 € 0,18 € 0,14 € 40 0,30 € 0,28 € 0,25 € 0,21 € 0,14 € 0,07 € -‐0,01 € 60 0,30 € 0,28 € 0,23 € 0,16 € 0,07 € -‐0,05 € -‐0,17 € 80 0,30 € 0,27 € 0,21 € 0,11 € -‐0,01 € -‐0,17 € -‐0,32 €
In Tabelle 4 sind die Grenzgewinne bzw. -‐verluste je Mast-‐
schwein für die Reinigung der Hauptfutterleitungen und Ausläufe abhängig von unterschiedlichen Lohnansätzen und zeitlichen Aufwänden dargestellt. Für die Reinigung beider Rohrabschnitte an sich ergibt sich ein Grenzgewinn von 0,52 € je Mastschwein, wenn kein Lohnansatz unter-‐
stellt wird. Bei hohen Lohnansätzen ab 50 €/h werden bei hohen Zeitaufwänden Grenzverluste erzielt.
Tab. 4: Grenzgewinn bzw. -‐verlust je Mastschwein in Euro bei Reinigung der Hauptleitungen und Auslaufrohre
In Tabelle 5 sind die Grenzgewinne bzw. -‐verluste je Ar-‐
beitsstunde für die Reinigung der Hauptfutterleitungen und Ausläufe abhängig von unterschiedlichen Lohnansät-‐
zen und zeitlichen Aufwänden je Mastdurchgang darge-‐
stellt. Für die Spalte mit dem Lohnansatz 0 €/h lässt sich damit die maximale Entlohnung einer Arbeitsstunde ab-‐
leiten, die bei unterschiedlichen Zeitaufwänden möglich ist.
Tab. 5: Grenzgewinn bzw. -‐verlust je Stunde pro Mastdurch-‐
gang in Euro bei Reinigung der Hauptleitungen und Auslauf-‐
rohre
Zeit (min) je Lohnansatz
Auslauf Leitung 0 5 15 30 50 75 100
1,0 10 372 € 369 € 361 € 351 € 336 € 318 € 300 € 1,5 10 305 € 300 € 290 € 275 € 255 € 230 € 205 € 2,0 15 216 € 211 € 201 € 186 € 166 € 141 € 116 € 2,5 20 167 € 162 € 152 € 137 € 117 € 92 € 67 € 5,0 40 84 € 79 € 69 € 54 € 34 € 9 € -‐16 € 7,5 60 56 € 51 € 41 € 26 € 6 € -‐19 € -‐44 € 10,0 80 42 € 37 € 27 € 12 € -‐8 € -‐33 € -‐58 €
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine Reinigung der Fut-‐
terrohre in der Schweinemast mit Flüssigfütterung im Rahmen der hier untersuchten Streuung des zeitlichen Arbeitsaufwandes und des Lohnansatzes wirtschaftlich fast immer lohnen. Lediglich bei einem sehr hohen
zeitlichen Arbeitsaufwand und bei sehr hohen Lohnansät-‐
zen ergeben sich Grenzverluste.
Die unterschiedlichen Werte des Lohnansatzes können sich durch Lohnkosten für Fremdarbeitskräfte ergeben.
Hier sind eher die niedrigen Werte relevant beispiels-‐
weise für eine Person in Ausbildung oder eine angestellte Fachkraft. Höhere Lohnansätze ergeben sich durch Op-‐
portunitätskosten der betriebsleitenden Person. Sie ent-‐
stehen durch unterschiedlich hohe Arbeitsbelastungen verbunden mit unterschiedlich hoch bewerteten alterna-‐
tiven Verwendungsmöglichkeiten. Auch alternativer Frei-‐
zeit kann bei insgesamt hoher Arbeitsbelastung subjektiv ein hoher Lohnansatz zugesprochen werden. Vor allem während Arbeitsspitzen beispielsweise während der Ernte können sich kurzfristig sehr hohe Opportunitätskos-‐
ten ergeben, da die Futterrohrreinigung in einem engen Zeitfenster zwischen zwei Mastdurchgängen erfolgen muss und zeitlich wenig flexibel ist. Auch bei zeitlichem Druck durch den ferkelliefernden Betrieb kann sich ein hoher Zeitdruck und damit kurzfristig sehr hohe Opportu-‐
nitätskosten der Arbeitszeit ergeben. Selbst bei einem Lohnansatz von 100 €/h bleibt jedoch beim zeitlichen Ar-‐
beitsaufwand des Basisszenarios noch ein positiver Grenzgewinn.
Durch Lernkurveneffekte und geschickte Integration in den sonstigen Arbeitsprozess der Stallreinigung kann der Arbeitsaufwand möglicherweise reduziert werden. Bei der erstmaligen Durchführung kann die Reinigung jedoch auch länger benötigen. Die Sensitivitätsanalyse zeigt, dass auch bei deutlich erhöhtem Zeitaufwand die Wirtschaft-‐
lichkeit der Rohrreinigung gegeben ist. Daraus lässt sich ableiten, dass Sorgfalt bei der Futterrohreinigung vor Schnelligkeit gehen sollte. Mit einer sorgfältigen Reini-‐
gung werden die verbesserten biologischen Leistungen abgesichert.
Danksagung/Finanzierung: Diese Arbeit wurde von der Tierseuchen-‐
kasse NRW finanziert.
Quellen
BOELHAUVE, M., FREITAG, H. (2018): Volles Rohr Keime. Top Agrar, Aus-‐
gabe Schwein, 06/2018, S. 20-‐23.
BROSTHAUS, G. (2018): Außen hui, innen pfui? Wochenblatt für Land-‐
wirtschaft und Landleben 2018 (14), S. 36 – 37.
STRAKE, C., FREITAG, H., KOBUSCH, I., BOELHAUVE, M., MERGENTHALER, M.
(2018a): Bewertung der zusätzlichen Kosten einer Futterrohrreinigung in der Schweinemast. Notizen aus der Forschung 17/2018. Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest.
STRAKE, C., FREITAG, H., KOBUSCH, I., BOELHAUVE, M., MERGENTHALER, M.
(2018b): Bewertung der zusätzlichen Leistungen einer Futterrohrreini-‐
gung in der Schweinemast. Notizen aus der Forschung 18/2018. Fach-‐
bereich Agrarwirtschaft, Soest.
STRAKE, C., FREITAG, H., KOBUSCH, I., BOELHAUVE, M., MERGENTHALER, M.
(2018c): Kosten-‐Leistungs-‐Vergleich einer Futterrohrreinigung in der Schweinemast. Notizen aus der Forschung 19/2018. Fachbereich Ag-‐
rarwirtschaft, Soest.
Zeit (min) je Lohnansatz
Auslauf Leitung 0 5 15 30 50 75 100
1,0 5 0,52 € 0,51 € 0,50 € 0,49 € 0,47 € 0,44 € 0,42 € 1,5 10 0,52 € 0,51 € 0,49 € 0,47 € 0,43 € 0,39 € 0,35 € 2,0 15 0,52 € 0,51 € 0,48 € 0,45 € 0,40 € 0,34 € 0,28 € 2,5 20 0,52 € 0,50 € 0,47 € 0,43 € 0,36 € 0,29 € 0,21 € 5,0 40 0,52 € 0,49 € 0,43 € 0,33 € 0,21 € 0,05 € -‐0,10 € 7,5 60 0,52 € 0,47 € 0,38 € 0,24 € 0,05 € -‐0,18 € -‐0,41 € 10,0 80 0,52 € 0,46 € 0,33 € 0,15 € -‐0,10 € -‐0,41 € -‐0,72 €