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Gesundheitskarte als technische und juristische Herausforderung verstehen

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176 Bayerisches Ärzteblatt 3/2005

KVB informiert

Die Vor- und Nachteile der neuen Krankenversi- chertenkarte erörterte ein interdisziplinärer Ex- pertenkreis auf der Pressekonferenz anlässlich des „eHealth“-Kongresses Ende Februar in Mün- chen. Der „Münchner Kreis“, eine gemeinnützige Vereinigung zur Kommunikationsforschung, hatte zwei Tage in die bayerische Landeshauptstadt eingeladen, um über die „Potenziale eines ver- netzten Gesundheitsmarktes“ zu diskutieren.

Kernelement einer zukünftigen Telematik-Infra- struktur in Europa ist die neue „Gesundheitskar- te“, die zum 1. Januar 2006 in Deutschland flä- chendeckend eingeführt werden soll und deren Konzeption noch immer diskutiert wird.

An eine pünktliche Einführung der neuen Krankenversichertenkarte Anfang nächsten Jahres glaubt keiner der anwesenden Exper- ten. „Der Termin ist nicht zu halten, das war schon vor einem Jahr klar“, stellte Dr. Günter Braun von der Siemens AG, der für die wis- senschaftliche Leitung des Kongresses mit- verantwortlich war, fest. Auch Dr. Axel Mun- te, Vorstandsvorsitzender der Kassenärzt- lichen Vereinigung Bayerns (KVB), der als ärztlicher „Praktiker“ dazu gefragt wurde, rechnet nur mit der Einführung einer Mini- malversion zum 1. Januar 2006. Die Karte könnte zum geplanten Starttermin mit den nötigen Verwaltungsdaten, der „europäischen Berechtigung“ und der Rezeptfunktion aus- gegeben werden. Jedoch braucht es laut Mun- te noch Zeit, damit nach und nach auch Not- falldaten und andere wichtige Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten mit der neuen Karte erfasst werden können.

Besserer Datenschutz für Praxen Neben der technischen Herausforderung, die nach Meinung der anwesenden Experten lös- bar sei, müssten noch juristische Fragen ge- klärt werden. So wies Kongressleiter Braun auf den „Volkszählungs-Charakter“ der neuen Gesundheitskarte hin und forderte eine ob- jektivere Diskussion als derzeit in der Öffent- lichkeit. Insbesondere beklagte er die von den Medien „verzerrt“ dargestellte Problematik zur Kartennutzung. „Es wird eher einen glä- sernen Arzt geben als einen gläsernen Patien- ten“, so Brauns Fazit. Auch der Freiburger Rechtswissenschaftler Professor Ulrich Sieber bemängelt unzureichende rechtliche Bestim- mungen für den Einsatz der Gesundheits-

karte. Seiner Meinung nach sei bei der mo- mentanen Gesetzeslage die ärztliche Schwei- gepflicht tangiert. Um die Ärzte nicht der Gefahr auszusetzen, sich jedes Mal strafbar zu machen, wenn der IT-Service die Praxis- computer wartet, sei eine Präzisierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen notwen- dig. Auch er äußerte sich skeptisch über den geplanten Starttermin: „Das hängt vom Willen der politisch Verantwortlichen ab – die Probleme liegen ja schon länger auf dem Tisch.“

Laut Axel Munte gehört der neuen Gesund- heitskarte im Zuge einer umfassenden Digi- talisierung des ärztlichen Praxisalltags die Zukunft. Die moderne Multifunktionskarte sei bestens geeignet, Ressourcen im Gesund- heitswesen effektiver als bisher zu nutzen.

Unnötige Doppeluntersuchungen könnten damit vermieden und Fehlmedikationen aus- geschlossen werden, so Munte. Bayerns Kas- senarztchef warnte deshalb auch davor, die datenschutzrechtlichen Hürden zur Einfüh- rung und Nutzung der Karte höher anzuset- zen als die Sicherheit der Patientendaten in den Praxen. Reinhard Vetter, der Landesbe- auftragte für den Datenschutz Bayern, beton- te, dass die neue Gesundheitskarte nur zu ak- zeptieren sei, wenn das Arztgeheimnis, die Transparenz der Datensicherheit und die Souveränität des Patienten gleichermaßen ge- währleistet seien. Große Bedenken sieht der

oberste bayerische Datenschützer darin, dass Patienten die Hoheit über ihre persönlichen Daten leichtfertig abgeben könnten, weil sie von Bonusprogrammen und „Anreizsyste- men“ in der Gesetzlichen Krankenversiche- rung dazu verleitet werden.

Gesundheitskarte als technische und juristische Herausforderung verstehen

Interdisziplinäre Telematik- Experten auf der Presse- konferenz des eHealth- Kongresses in München:

Dr. Günter Braun, Siemens AG, München, Professor Ulrich Sieber, Max-Planck- Institut für Strafrecht, Frei- burg, Dr. Thomas Heil, Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung, Berlin, und Dr. Siegfried Je- damzik, Vorsitzender Ärzte- netz GOIN, Ingolstadt (v. li.).

Sorgt sich um die rechtzeitige Einführung der neuen Gesundheitskarte in Deutschland: Bayerns KV-Chef Dr. Axel Munte.

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