• Keine Ergebnisse gefunden

Drei zum Schlafen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Drei zum Schlafen"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

70 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

N

ervosität und Probleme beim Schlafen können die Lebensqualität und Gesundheit stark ein­

schränken. Bevor zu chemischen Arzneimitteln gegriffen wird, lohnt es sich, phytotherapeutische Alterna­

tiven auszuprobieren.

Baldrian Valeriana officinalis L. aus der Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae) ist als Wildpflanze in Europa sowie in den gemäßigten kli­

matischen Zonen Asiens beheima­

tet. Es handelt sich um eine Sammel­

art, die sich durch eine Vielfalt an Formen, Varietäten und Unterarten auszeichnet. Die gefiederten Blätter der aufrechten bis zu 1,5 Meter (m) hohen Pflanze stehen gegenständig.

Der Blütenstand besteht aus Trug­

dolden, die aus kleinen hellrosa bis weißen Blüten zusammengesetzt sind. Arzneilich kommt nur die Bal­

drianwurzel zur Anwendung.

Seit altersher wird Baldrian bei Schlaf­

störungen und nervöser Unruhe ein­

gesetzt. Heute sind seine beruhigen­

den und schlaffördernden Eigenschaf­

ten gut belegt und seine Zubereitun­

gen gelten als Klassiker unter den pflanzlichen Sedativa. Zu den Inhalts­

stoffen zählen ätherisches Öl mit Mono­ und Sesquiterpenen wie Vale­

rensäure, Valepotriate, Lignane (Oli­

vilderivate) und Aminosäuren wie Gamma­Aminobuttersäure (GABA).

Der typische Geruch entsteht durch die Zersetzung der Valepotriate. Sie galten früher als Hauptwirkstoff des

Baldrians. Heute geht man davon aus, dass die Valerensäure und Lignane einen entscheidenden Wirkbeitrag leisten und die Wirksamkeit von Bal­

drian auf dem Zusammenwirken ver­

schiedener Inhaltsstoffe beruht. Der Wirkmechanismus ist nicht abschlie­

ßend geklärt. Zum einen gibt es Hin­

weise auf eine Interaktion des Bal­

drianwurzelextrakts mit dem GABA­

ergen Rezeptorsystem, wodurch er dämpfend auf das zentrale Nervensys­

tem wirkt. Andere Untersuchungen erklären die sedierende Wirkung über eine Bindung an den Adenosin­1­Re­

zeptor, der an zentralen Nervenzellen im Gehirn lokalisiert ist und den Schlaf­Wachrhythmus steuert. Bei nervösen Einschlafstörungen sollte die Baldrianzubereitung rechtzeitig vor dem Zubettgehen eingenommen werden (circa eine Stunde vorher).

Die volle Wirkung des Sedativums wird nach etwa zwei Wochen regel­

mäßiger Einnahme erreicht.

Hopfen Auch Humulus lupulus L.

ist ein traditionelles Sedativum. Es kommt aufgrund seiner beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaften sowohl bei Unruhe und Schlafstörun­

gen als auch bei Angstzuständen zum Einsatz. Die getrockneten Frucht­

stände werden selten allein verwendet, indessen häufig mit anderen sedieren­

den Drogen kombiniert. Vor allem sind Baldrianwurzel, Passionsblume und Melissenblätter gängige Kombi­

nationspartner. Darüber hinaus sind Hopfenzapfen ein geschätztes Stoma­

chikum zur Appetitanregung und zur Steigerung der Magensaftsekretion.

DREI PFLANZEN

Baldrian, Hopfen und Melisse gehören zu den bekanntesten und am häufigsten

verwendeten Arzneipflanzen. Sie erfreuen sich bei Unruhezuständen und Einschlaf- störungen großer Beliebtheit.

Drei zum Schlafen

© skymoon13 / iStock / Getty Images

Baldrian

© Anna_Brothankova / iStock / Getty Images

Hopfen

© sodapix sodapix / iStock / Getty Images

Melisse a

(2)

Wir erreichen täglich tausende PTA. Nutzen Sie unsere Reichweite für ihre Personalsuche. Schalten Sie ab sofort eine Anzeige auf unserem neuen Stellenmarkt unter www.diepta.de/jobs.

SUCHEN SIE VERSTÄRKUNG FÜR IHR TEAM?

PTA- JOBS

ANZEIGE

Informationen unter www.diepta.de/jobs

© Wand_Prapan / iStock / Getty Images

Anzeige_Stellenmarkt_210x297mm.indd 1 19.11.19 15:21

(3)

72 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2019 | www.diepta.de

PRAXIS DREI PFLANZEN

Hopfen ist eine mehrjährige zweihäusige Kletterpflanze aus der Familie der Hanfgewächse (Canna­

baceae). Sie windet sich im Uhrzei­

gersinn an Bäumen und Büschen in Höhen von bis zu sechs Meter hinauf.

Auf die rankende und damit pflan­

zenwürgende Eigenschaft des Hop­

fens soll der Artname lupulus (Ver­

kleinerungsform für lat. lupus = der Wolf) zurückzuführen sein. An den einjährigen Trieben sitzen gegen­

ständig rundliche, drei­ bis fünfspal­

tige Blätter, die stark dem Weinlaub ähneln. Ursprünglich ist Hopfen in Mitteleuropa in Auwäldern, Erlen­

brüchen und an Ufern heimisch. In­

zwischen wird er in vielen Ländern der gemäßigten Breiten kultiviert.

Seit dem 18. Jahrhundert dient das Hanfgewächs als mildes Beruhigungs­

und Einschlafmittel. Zuvor wurde es schon mehrere Jahrhunderte lang für die Bierherstellung angebaut. Kulti­

viert werden lediglich die weiblichen Pflanzen, denn nur ihre Blütenstände sind für die Bierwürze nutzbar. Sie sind bis zu vier Zentimeter lang und gelblichgrün. Sie sitzen an einer ver­

holzten spindelförmigen Fruchtstands­

achse und setzten sich aus dachzie­

gelartig übereinanderliegenden, tro­

ckenhäutigen und schuppenartigen Vorblättern mit kleinen Deckblättern zusammen. Wegen ihres zapfenähn­

lichen Aussehens spricht man auch von Hopfenzapfen oder Hopfendolden (Lupuli strobulus). Die nach der Ernte aus den Hopfenzapfen abgeschüttel­

ten Drüsenhaare (Lupuli glandulae) ergeben das gelbliche bis orangefar­

bene Hopfenmehl, das auch als Lu­

pulin bezeichnet wird. Das klebrige

Pulver riecht aromatisch würzig und schmeckt leicht bitter. Es enthält Hop­

fenharz (vor allem die Bitterstoffe Hu­

mulon und Lupulon) und ätherisches Öl (vorwiegend Mono­ und Sesquiter­

pene), das auch Hopfenöl genannt wird. Aus den Bitterstoffen entsteht nach längerer Lagerung durch Auto xi­

dation das Abbauprodukt 2­Methyl­3­

buten­2­ol, das hauptsächlich für die sedierende Wirkung des Hopfens ver­

antwortlich gemacht wird. Aber auch das ätherische Öl und die enthaltenen Flavonoide und Gerbstoffe sind an der schlaffördernden Wirkung beteiligt.

Als Wirkmechanismus wird eine Akti­

vierung des Melatonin­Rezeptors an­

genommen.

Melisse Von Melissa officinalis L.

werden neben den sedativen auch die leicht spasmolytischen Wirkungen geschätzt. Die bis zu einem Meter hoch wachsende, zumeist stark ver­

ästelte Staude aus der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae) wird in Mittel­ und Osteuropa ange­

baut und kommt auch gelegentlich verwildert vor. Die Pflanze weist den kennzeichnenden Labiatenbau auf.

Aus einem überdauernden Wur­

zelstock treiben im Frühjahr zahlrei­

che vierkantige Stängel mit kreuzge­

genständig angeordneten eiförmigen, stumpf gesägten Blättern. Diese sind kurz gestielt und haben an der Unter­

seite deutlich hervortretende Nerven.

Die Oberseite ist mit Drüsenschup­

pen versehen, schwach behaart und deutlich dunkler als die Unterseite.

An den Blattachseln entspringen in Scheinquirlen weiße oder bläulich­

weiße typische Lippenblüten mit ei­

ner flachen Ober­ und einer dreilap­

pigen Unterlippe. Die Blütezeit er­

streckt sich von Juni bis September.

Die Pflanze ähnelt auf den ersten Blick der Taubnessel (Lamium al­

bum) oder Pfefferminze (Mentha x piperita), die beide auch zu den Lip­

penblütlern gehören. Ein charakteris­

tisches Erkennungsmerkmal für die Melisse ist aber der besonders beim Zerreiben der Blätter entweichende zitronenartige Geruch, der der Pflanze auch das gängige Synonym Zitronenmelisse eingebracht hat. Da die nektarreiche Pflanze zahlreich von Bienen aufgesucht wird, wird sie auch als Bienenkraut bezeichnet.

Auch ihr Gattungsname leitet sich von griech. melissa = Biene ab.

Melissenblätter kommen bei nervös bedingten Einschlafbeschwerden und bei funktionellen Magen­Darm­Be­

schwerden zur Anwendung. Verant­

wortlich für die sedativen, spasmoly­

tischen und karminativen Wirkungen ist das sich in den Blättern befin­

dende ätherische Öl. Es ist vor allem aus Citral, Citronellal und beta­

Caryophyllen zusammengesetzt, auf die auch der zitronenartige Geruch der Blätter zurückzuführen ist. Da­

neben sind Lamiaceengerbstoffe wie Rosmarin­ und Kaffeesäure enthal­

ten. Zusätzliche antivirale und anti­

mikrobielle Effekte begründen den äußerlichen Einsatz von Melissen­

zubereitungen bei Lippenherpes. Sie werden auf Lamiaceen­Gerbstoffe (vor allem Rosmarinsäure und ­deri­

vate) zurückgeführt.  n

Gode Chlond, Apothekerin

Lieber einen beruhigenden Tee am Abend als ein Gläschen Alkohol, denn Alkohol stört den gesunden Schlaf.

a

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Studierenden sind während 20 bis 22 Wochen voll in einer Schule im Einsatz und erleben nebst dem Unterricht auch den Notengebungs- prozess und die Elternarbeit.. Ziel der

Gäbe es aber Definitionen des Islam und „islamischer Herrschaft“, die auf breiteren Prinzipien basieren würden, sowie Denktraditionen, die sich nicht so sehr mit der

„Es ist für uns ein großes Anliegen, dass wir für unsere Beschäftigten und damit für deren Angehörige und unsere Patienten durch eine möglichst

Zähjflüssigkeit: Die amerikanischen Spindelöle und dunklen Maschinenöle haben die gleiche, die amerikanischen hellen Maschinenöle eine weit geringere Zähflüssigkeit, als die

Dyssom- nien kennzeichnen sich da- durch, dass die Dauer, Quali- tät sowie der Eintrittszeitpunkt des Schlafes verschoben sind, während Parasomnien mit Phänomenen wie Albträumen

Der Studie Wellcome Global Monitor über die Einstellungen von Menschen auf der ganzen Welt zu Wissenschaft und gro- ßen gesundheitlichen Heraus- forderungen zufolge halten

So habe ich auf dem Laptop Spiele, mit denen ich die Kinder ablenken kann, bis die Nadel für die Kanüle drin ist.» Positiv findet Silvia Schneider auch, dass die Eltern vor und

Die bis zu einem Meter hoch werdende, zu- meist stark verästelte Staude wird in Mittel- und Osteuropa angebaut und kommt auch gelegentlich verwildert vor.. Melisse wächst vor