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FORUM-11-2015

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Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns

KVB FORUM

GesUndheitspOlitiK: Gesundheitskongress diskutiert über Ökonomisierung KVB inteRn: Ärztliche Behandlung von Asylbewerbern

ReCht inteRessAnt: Bundestag verabschiedet präventionsgesetz

11 |15

ZUFRiedenheit

AUF GAnZeR linie

Versicherte stellen Ärzten gutes Zeugnis aus

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

in diesen Tagen gibt es praktisch bundesweit nur ein bestimmendes Thema: Wie gehen wir mit den Tausenden Asylbewerbern und Flüchtlingen um, die täglich in unser Land einreisen?

Die Antwort darauf kann nur lauten: menschlich und menschenwürdig. Das gilt insbeson- dere auch für die medizinische Behandlung der Frauen, Männer und Kinder, die oft wo- chen- und gar monatelangen Strapazen ausgesetzt waren, bevor sie Deutschland erreich- ten. Nun heißt es, zusammenzustehen und pragmatische Lösungen für die vielen Heraus- forderungen zu finden. In dieser Ausgabe von KVB FORUM stellen wir ab Seite 20 die aktu- ellen Regelungen für Ärzte oder Psychotherapeuten zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen vor. Nachdem es hier aufgrund der rasanten Entwicklungen oft kurzfristigen Änderungsbedarf gibt, möchten wir Sie auch auf unsere online verfügbaren Informationen zu dieser Thematik hinweisen. Diese finden Sie mit einem Klick auf den entsprechenden Asyl-Infokasten auf www.kvb.de.

Als Titelthema dieser Ausgabe haben wir uns für die umfassende Darstellung einer Versicher- tenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entschieden. Im hektischen Berliner Politikgeschäft ist diese leider ein wenig untergegangen. Dabei sind die Ergebnisse gerade in Bezug auf einige laufende und geplante gesetzgeberische Vorhaben durchaus von Belang.

Nur ein Beispiel: Aufgrund der angeblich zu langen Wartezeiten auf Facharzttermine müssen die KVen per Gesetz im kommenden Jahr sogenannte Terminservicestellen einrichten. Zu- mindest für Bayern ist deren Sinnhaftigkeit mehr als fraglich. Denn über die Hälfte der Um- frageteilnehmer gab an, dass sie hier maximal drei Tage auf einen Termin warten müssen.

Bayern liegt damit bei der Terminvergabe bundesweit an der Spitze! Weitere interessante Ergebnisse der Befragung haben wir ab Seite 6 für Sie zusammengefasst.

Dr. Krombholz

Vorsitzender des Vorstands

Dr. Schmelz

1. Stellv. Vorsitzender des Vorstands

Dr. Enger

2. Stellv. Vorsitzende des Vorstands

Ihr KVB-Vorstand

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Wichtiges für die praxis

KRAnKenhAUsReFORM sORGt FüR ÄRGeR

Der Vorstand der KVB sieht das Anfang Oktober beschlossene Eckpunk- tepapier einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Krankenhausreform in Hinsicht auf die ambulante Versorgung der Patienten sehr kritisch. Die Aussagen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, wonach die Haupt- last bei der ambulanten Notfallbehandlung durch Krankenhäuser getra- gen würde, seien schlichtweg irreführend und falsch. In Bayern seien nach wie vor mehr Fälle im organisierten Ärztlichen Bereitschaftsdienst zu verzeichnen als in den Notaufnahmen der Kliniken. Durch die im Jahr 2013 begonnene Bereitschaftsdienstreform sei man auf einem guten Weg, die ambulante Versorgung auch an Wochenenden und Feiertagen langfristig umfassend zu gewährleisten.

Die Sozialgesetzgebung sei aus guten Gründen geprägt vom Grundsatz

„ambulant vor stationär“. Wenn die Krankenhausgesellschaft nun eine Abkehr von der bewährten Arbeitsteilung fordert und noch tiefer in den sowieso bereits nicht ausreichend gefüllten Honorartopf der Vertrags- ärzte und -psychotherapeuten zugreifen möchte, dann sei dies einer gu- ten Zusammenarbeit sicher nicht zuträglich. Den Forderungen der Kran- kenhausgesellschaft nach einer Übernahme des Sicherstellungsauftrags für die ambulante Notfallbehandlung durch die Kliniken erteilt der KVB- Vorstand eine klare Absage.

Die nächste Ausgabe von KVB FORUM wird sich der Thematik ausführ- lich annehmen.

Redaktion

BAyeRisCheR FORtBildUnGs- KOnGRess

Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) lädt am 4. und 5. Dezember zum alljährlichen Bayerischen Fortbildungskongress (BFK) in die Meistersingerhal- le, Münchner Straße 21, nach Nürnberg ein. Wie je- des Jahr setzt sich die zweitägige Veranstaltung wie- der aus einer vielfältigen Seminarpalette, interes- santen Workshop-Themen und medizinischen Foren zusammen, die jeweils eine vorherige schriftliche Anmeldung erfordern.

Interessenten finden hierzu ausführliche Informati- onen – auch zu den Kosten und dem jeweiligen Seminarbeginn – unter http://bfk.blaek.de. Bitte beachten Sie, dass auch für die Teilnahme am kos- tenfreien öffentlichen Suchtforum „Zwischen Ge- nuss, Frust und Kontrollverlust – Essstörung als ge- wichtige Herausforderung einer Konsumgesell- schaft“ eine vorherige Anmeldung erforderlich ist.

Das ausführliche Programm des BFK finden Sie un- ter http://bfk.blaek.de. Wir empfehlen eine zeitnahe Anmeldung, da die Zahl der Kursplätze begrenzt ist.

Redaktion

ZitAt des MOnAts

„Der Staatskommissar steht nicht vor der Tür.“

Die neue gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion Maria Michalk (CDU) zu Konflikten inner-

halb der Selbstverwaltung.

(Quelle: Ärzte Zeitung vom 30. September 2015)

ZAhl des MOnAts

60

Jahre besteht die Kas- senärztliche Bundes- vereinigung in Form einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

(Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 9. Oktober 2015)

VeRtReteRVeRsAMMlUnGen 2015

Die letzte Vertreterversammlung der KVB im Jahr 2015 findet an folgen- dem Termin in der Elsenheimerstraße 39, 80687 München, statt:

„ Samstag, 21. November 2015, 9.00 Uhr

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GesUndheitspOlitiK 16 Eine Lanze brechen für die Hausarztmedizin

Symposium entmystifiziert Dogmen in der Gesundheits- forschung

17 Gute Stimmung trotz inhaltlich schwerer Kost

Zufriedene Gäste und gehaltvol- le Gespräche beim „Gesund- heitspolitischen Oktoberfest“

12 Versichertenbefragung:

Respektable Ergebnisse für Bayern

Wartezeiten liegen im Freistaat deutlich unter dem Bundes- durchschnitt

15 Unabhängige Patienten- beratung in Gefahr?

Das bestehende bundesweite Netzwerk wird durch Call-Center- Lösung ersetzt

titeltheMA

6 Gute Noten für niedergelasse- ne Ärzte und Psychothera- peuten

Kassenärztliche Bundesvereini- gung präsentiert die Ergebnisse der Versichertenbefragung für das Jahr 2015

9 Patienten vertrauen ihren Ärzten

Versicherte honorieren damit auch den hohen Arbeitseinsatz in den Praxen

Die Arzt-Patien- ten-Beziehung ist der Dreh- und Angelpunkt – nicht nur in der Hausarztmedizin Was denken Pa-

tienten über ihre Ärzte? Die Kassen- ärztliche Bundes- vereinigung gibt jedes Jahr eine aufwendige Um- frage in Auftrag

6

Patienten und

Ärzte kritisieren, dass die unab- hängige Patien- tenberatung vor Ort durch ein zentrales Ange- bot abgelöst wird

15 16

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KURZMeldUnGen

24 Neue Plakatmotive für Nach- wuchskampagne

24 Neue Bereitschaftspraxis in Niederbayern

24 Influenza: Wissens- und Impflücken schließen 25 iMpRessUM

26 KVB seRViCenUMMeRn ReCht inteRessAnt

22 Gesundheitsförderung und Prävention

Neues Gesetz will Vorsorge in jedem Lebensalter und jedem Lebensbereich etablieren 18 Ökonomisierung –

ein vermeidbarer Trend?

Europäischer Gesundheitskon- gress diskutiert über aktuelle Herausforderungen

KVB inteRn

20 Ärztliche Behandlung von Asylbewerbern

Welche Leistungsansprüche be- stehen und wie funktioniert die Abrechnung?

Die Bereiche Prävention und Vorsorge sollen nach dem Willen des Gesetzgebers mehr im Vorder- grund stehen

22

Die KVB stellt auf

20

ihrer Internetsei- te wichtige Infor- mationen für Ärz- te bereit, die Asylbewerber be- handeln

Die Kampagne

„Lass dich nie- der“ spricht mit neuen Motiven Medizinstudie- rende an

24

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D

ie Ergebnisse, die Ende August von der KBV präsen- tiert wurden, basieren auf 6.089 Interviews, die in der Zeit vom 30. März bis 6. Mai 2015 te- lefonisch von der Forschungsgrup- pe Wahlen Telefonfeld GmbH erho- ben wurden. Die hierbei befragten Bürgerinnen und Bürger waren per Zufallsprinzip ausgewählt worden (siehe Infokasten auf Seite 8). Mit der Versichertenbefragung sollen die Zufriedenheit der Patienten mit der ambulanten Versorgung in Deutschland ermittelt und Informa-

Wie zufrieden sind die Versicherten in Deutschland mit der ambulanten ver- tragsärztlichen Versorgung? Das wollte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auch 2015 wieder wissen und hat – wie in den Vorjahren – die For- schungsgruppe Wahlen (FGW) mit einer repräsentativen Versichertenbefra- gung beauftragt.

GUte nOten FüR niedeR- GelAssene ÄRZte Und psyChOtheRApeUten

tionen über die Schwerpunktthe- men Wartezeiten, Facharzttermi- ne, Individuelle Gesundheitsleis- tungen (IGeL) sowie Vorsorge und Impfleistungen generiert werden.

Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ab 18 Jahren.

die abgefragten themen- komplexe

Die Versichertenbefragung der KBV ist in drei Themenkomplexe gegliedert. Der erste, „Arztbesu-

che“, untersucht Häufigkeiten und Anlässe von Konsultationen bei Haus- und Fachärzten sowie das Auslösen von Facharztbesuchen.

Ein Schwerpunktthema bilden hier die Terminvergabe, die Wartezei- ten in der Praxis sowie die Termin- treue der Patienten. Der Themen- komplex beinhaltet außerdem eine Beurteilung des behandelnden Arztes sowie Fragen zur Zufrie- denheit. Auch die Bereitschaft zur Annahme ausgewählter Wahltarife der Gesetzlichen Krankenversi- cherung wird hier abgefragt.

Forschungsgruppe Wahlen (FGW)

Die Forschungsgruppe Wahlen e. V., Institut für Wahlanalysen und Gesellschaftsbeobachtung, existiert seit 1974 als eingetragener Verein. Die Hauptaufgabe der Forschungsgruppe ist die wissenschaftliche Be- ratung und Betreuung von Sendungen des ZDF mit den Themenschwerpunkten politische Wahlen, Wäh- lerverhalten, Meinungen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen sowie Beratung und Eva- luierung bei der Verwendung von sozialwissenschaftlichen Daten.

Die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH existiert seit 1994. Seither ist sie als Feldinstitut für alle Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen zuständig. Daneben hat sich die FGW Telefonfeld GmbH im Lau- fe der Jahre zu einem Full-Service-Institut für quantitative Umfragen sowohl im Bereich der Sozialfor- schung als auch der Marktforschung entwickelt.

Bei den telefonischen Umfragen kommen selbst erstellte, regional geschichtete Stichproben zum Einsatz, die die gleichen Qualitätskriterien erfüllen müssen wie die für Hochrechnungen benutzten Stichproben.

Um repräsentative Ergebnisse zu erzielen, erfolgen sowohl die Auswahl der Haushalte als auch die Aus- wahl der zu befragenden Personen immer streng nach dem Zufallsprinzip. Weitere Informationen finden Sie unter www.forschungsgruppe.de.

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Schwerpunkt des zweiten The- menkomplexes „Gesundheitsver- sorgung und Gesundheitsvorsor- ge“ ist die Versorgungssituation mit Haus- und Fachärzten am Wohnort. Von großem Interesse ist hier auch die Zufriedenheit mit dem ärztlichen Bereitschafts- und Notdienst. So wird sowohl nach dem Ist-Zustand gefragt als auch nach der Bereitschaft, sich bei kleineren Erkrankungen von einer Medizinischen Fachangestellten versorgen zu lassen. Beim Thema IGeL-Leistungen werden sowohl die Angebote von Arzt- als auch die Nachfrage von Patientenseite beleuchtet. Außerdem geht es hier um Impfschutz und Vorsorge.

Der dritte Themenkomplex „Indivi- duelle Situation“ gibt einen kom- pakten Überblick zum Gesund- heitszustand, den Lebensgewohn- heiten, chronischen Erkrankungen und dem allgemeinen Zukunftsop- timismus der Versicherten. Wo es sinnvoll erscheint, wird zwischen haus- und fachärztlicher Versor- gung, gesetzlich und privat versi- cherten Personen, Ost und West oder verschiedenen demografi- schen und sozialen Gruppen diffe- renziert. Befragt wurden zum zweiten Mal auch Versicherte ab 80 Jahren. Um Veränderungen oder Kontinuitäten zu den KBV- Versichertenbefragungen der Vor-

jahre darstellen zu können, wur- den die methodisch vergleichba- ren Ergebnisse der 18- bis 79-Jäh- rigen ausgewiesen.

sehr gutes Zeugnis für niedergelassene

Mit dem Gesamtergebnis kann die niedergelassene Ärzteschaft in Deutschland voll und ganz zufrie- den sein. Haben ihnen die Teilneh- mer der Versichertenbefragung doch auch in diesem Jahr wieder ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt.

Insbesondere das Vertrauensver- hältnis der Patienten zu ihren Ärz- ten wird von den Teilnehmern äu- ßerst positiv bewertet. 92 Prozent aller Befragten bezeichnen dieses Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt als „gut“ bis „sehr gut“ – ein deut- liches Zeichen dafür, dass der täg- liche Arbeitseinsatz der Niederge- lassenen von ihren Patienten ho- noriert wird.

Beim Thema Wartezeiten sind die Patientenmeinungen im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.

Nur jeder zehnte Befragte erach- tet diese als zu lang. Auch mit den Vorsorge- und Impfschutzuntersu- chungen sind die meisten Patien- ten sehr zufrieden und wünschen sich ihren Arzt hier als zentralen Ansprechpartner. 55 Prozent der Befragten wollen von ihm explizit

über die nächste Vorsorgeuntersu- chung informiert werden.

Beim Thema IGeL-Leistungen ga- ben 83 Prozent der Befragten, de- nen diese Zusatzleistungen in der Vergangenheit angeboten wurden, an, dass sie genügend Bedenkzeit für oder gegen eine Entscheidung hatten. Die Zahl derjenigen Pati- enten, denen nach eigenem Emp- finden nur wenig Bedenkzeit ein- geräumt wurde, ist in den letzten zwei Jahren allerdings deutlich an- gestiegen: von neun Prozent im Jahr 2013 auf aktuell 16 Prozent.

Informationen zum Thema IGeL- Leistungen mit Checklisten, einem Muster-Behandlungsvertrag sowie weiterführenden Adressen finden Sie in der Broschüre „Selbst zah- len? Ein IGeL-Ratgeber für Ärzte und Patienten“ von KBV und Bun- desärztekammer zum kostenlosen Download unter www.kbv.de in der Rubrik Aktuell/Praxisnach- richten/Praxisnachrichten vom 28.05.2015. Auch die KV Bayerns hat eine Publikation zu diesem Thema aufgelegt. Sie finden die Broschüre „Informationen zur Pri- vatliquidation bei GKV-Versicher- ten mit IGeL-Liste“ unter www.

kvb.de in der Rubrik Abrechnung.

Redaktion

Mit den ergeb- nissen der KBV- Versichertenbe- fragung können die praxen in deutschland voll und ganz zufrie- den sein: die über 6.000 teil- nehmer stellten den niedergelas- senen insgesamt ein sehr gutes Zeugnis aus.

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Methodisch-statistische Anmerkungen zur Versichertenbefragung

In einem 54-seitigen Bericht und einem 415 Seiten umfassenden Tabellenband werden die Ergebnisse der Befragung ausgiebig erläutert. Da für alle 17 Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) repräsentative Aussa- gen getroffen werden sollten, wurden kleinere KVen überquotiert, wodurch sie zunächst prozentual stärker vertreten sind, als es ihrem tatsächlichen Größenanteil an der deutschen Wohnbevölkerung entspricht.

Diese Überquotierung wurde im Anschluss wieder auf die tatsächlichen Größenanteile der 17 KVen zurück- geführt (linear korrigiert). Die Ergebnisse innerhalb der KVen bleiben davon unberührt.

Im Gebiet der KV Bayerns, das nicht überquotiert war, wurden 751 Interviews durchgeführt (12,3 Prozent), nach der Linearkorrektur ergibt sich entsprechend dem tatsächlichen Anteil des Gebietes an der erwach- senen deutschen Wohnbevölkerung die Fallzahl 930 (15,3 Prozent). In einem eigenen Tabellenband werden die Gesamtergebnisse der Versichertenbefragung den Ergebnissen der 17 einzelnen KVen gegenüberge- stellt.

Alle Ergebnisse wurden nach den Ausprägungen der demografischen Merkmale Geschlecht, Alter, Kombi- nation von Geschlecht und Alter, Schulbildung, Kombination von Alter und Schulbildung, Berufstätigkeit, Staatsangehörigkeit und Ortsgröße aufgeschlüsselt. Weitere interessante Merkmale sind: Arztbesuch in den letzten zwölf Monaten, letzter Arztbesuch, Krankenversicherungsstatus und der eigene Gesundheits- zustand.

Die Stichprobe wurde aus der Deutsch sprechenden Wohnbevölkerung gezogen, die in Privathaushalten lebt und dort über eine Festnetznummer (Nummer mit Ortsvorwahl) telefonisch erreichbar ist. Für die Stichprobe wurde eine regional geschichtete, zweifach gestufte Zufallsauswahl vorgenommen: Zunächst wurden die Haushalte ausgewählt, dann eine zufällig aus den Mitgliedern dieser Haushalte ausgewählte Zielperson ab 18 Jahren ermittelt. Die Zufallsauswahl der Haushalte erfolgte proportional zur Wohnbevöl- kerung in den regionalen Schichten. Die Auswahlgrundlage des Stichprobensystems der FGW Telefonfeld umfasste auch die nicht im Telefonbuch eingetragenen Haushalte, die prinzipiell über eine Festnetznum- mer telefonisch erreichbar sind.

Mehr über die Studienergebnisse – auch über die Ergebnisse aus Bayern – lesen Sie auf den nächsten Sei- ten. Die Bericht- und Tabellenbände finden Sie als kostenlose Downloads unter www.kbv.de.

(9)

D

er Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung (KBV), Dr.

Andreas Gassen, fasste bei der Vorstellung der Versichertenbefra- gung 2015 die Aussagen der Pa- tienten hinsichtlich ihres Vertrau- ens in den eigenen Arzt in einem Satz prägnant zusammen: „Das Vertrauensverhältnis der Patienten zu ihren Ärzten ist hervorragend und spiegelt den ungeheuren Ar- beitseinsatz der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in den Praxen wider.“ So gaben die Be- fragten sehr positive Rückmeldun- gen, wenn es um den Mediziner geht, der sie zuletzt behandelt hat.

Für 92 Prozent aller Befragten ist ihr Vertrauensverhältnis zum letzt- besuchten Arzt „gut“ (41 Prozent) oder „sehr gut“ (51 Prozent), nur insgesamt fünf Prozent sprechen von „weniger gutem“ (vier Prozent) oder „überhaupt nicht gutem“ (ein Prozent) Vertrauen zu dem Arzt, den sie innerhalb der letzten zwölf Monate zuletzt aufgesucht haben.

Ähnlich positiv werden die fachli- chen Qualitäten der Mediziner be- wertet: Dass der zuletzt aufgesuch- te Arzt qualitativ „sehr gut“ (47 Pro- zent) oder „gut“ (46 Prozent) arbei- tet, sagen insgesamt 92 Prozent aller befragten Personen, lediglich vier Prozent waren „weniger“ (drei Prozent) oder „überhaupt nicht“ (ein Prozent) von den fachlichen Quali- täten ihres Arztes überzeugt. Drei

Das Vertrauen der Patienten in die Ärzte ist in Deutschland ungebrochen hoch.

Dies zeigen die positiven Zufriedenheitswerte der über 6.000 Teilnehmer der Versichertenbefragung der KBV. Der folgende Artikel greift einige markante Untersuchungsergebnisse auf Bundesebene heraus.

pAtienten VeRtRAUen ihRen ÄRZten

Bewertung des Arztes

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

sehr gut 51 (+2)

Vertrauensverhältnis zum Arzt Fachkompetenz des Arztes

41 (-2)

4

(+/-0) 3

(+/-0) 46 (+/-0)

keine Angabe 3 (+/-0) 1

(+/-0) keine Angabe

3 (-1) gut

überhaupt nicht gut weniger gut

sehr gut 47 (+1)

Abbildung 1 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845), Veränderungen zur Versichertenbefragung der KBV 5/2014 in Klammern

1 (+/-0)

Prozent wissen es nicht beziehungs- weise machten dazu keine Angabe.

Bei einem Vertrauensverhältnis, das von einer breiten Mehrheit als positiv angesehen wird, gibt es nur im Detail Differenzen. So gut wie keine Unterschiede gibt es zwischen Ost und West, Männern und Frau- en und auch in den Altersgruppen sind die Unterschiede marginal.

Die Bestnote „sehr gut“ wird von 56 Prozent der privat und 47 Pro- zent der gesetzlich Versicherten vergeben. Unter Befragten mit mehr als zehn Arztbesuchen im letzten Jahr haben 60 Prozent ein „sehr gutes“ Vertrauensverhältnis zum letztbesuchten Arzt, 49 Prozent sind es unter denjenigen, die sel- ten eine Praxis aufgesucht haben.

das gute Ver- trauensverhält- nis spiegelt auch den Arbeitsein- satz in den pra- xen wider.

(10)

Abhängig ist das Vertrauensverhält- nis sowohl von der Wartezeit auf einen Termin als auch von der War- tezeit im Sprechzimmer der zuletzt besuchten Arztpraxis. Während 56 Prozent der Patienten, die einen Tag auf ihren Termin warten muss- ten, von „sehr gutem“ Vertrauen sprechen, sind es unter Befragten, die mehr als drei Wochen bis zu ih- rer Konsultation warteten, 41 Pro- zent. Bei denjenigen, denen die Terminvergabe zu lange gedauert hat, ist es ein Drittel, das von einem sehr guten Vertrauensverhältnis spricht. Auch die Wartezeit in der Sprechstunde hat maßgeblichen Einfluss auf die Einschätzung: 56 Prozent ohne Wartezeit und 57 Pro- zent der Patienten, die innerhalb einer Viertelstunde beim Arzt vor- sprachen, geben dem Vertrauens- verhältnis die Bestnote „sehr gut“, aber nur noch 46 Prozent der bis zu einer Stunde Wartenden und 35 Prozent der Befragten, die länger als eine Stunde im Wartezimmer des Arztes zubringen mussten, den sie im letzten Jahr zuletzt konsul- tiert hatten.

Wartezeiten

Sowohl bei den Wartezeiten auf einen Termin als auch bei der War- tezeit in der Praxis gibt es kaum Veränderungen im Vergleich zur Vorjahresbefragung. Zu beachten sind in diesem Zusammenhang besonders Details wie Anlass des Arztbesuchs, Wohnort, haus- und fachärztliche Versorgung, Fach- arztgruppen, Art der Krankenver- sicherung. Diese haben maßgebli- chen Einfluss bei den Wartezeiten.

So müssen sich beispielsweise Pa- tienten bei Vorsorgeuntersuchun- gen oder Impfungen länger gedul- den, bis sie einen Termin bekom- men, als Patienten mit einer chro- nischen Erkrankung oder einem akuten Problem. Es zeigt sich aber auch, dass selbst Wartezeiten von über drei Wochen von der Mehr-

Fachkompetenz des Arztes

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

Abbildung 3 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845) 2006

2008 2010 2011 2013 2014 2015

4

4 3

3 3 3 3

52 41

47 46

46 46

49 43

46 46

46 46

46 47

überhaupt nicht gut weniger gut gut sehr gut keine Angabe

Wartezeit für Termin

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

Abbildung 4 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845) 2008

2010 2011 2013 2014 2015

50 48

48 45

47 48

18 31

16 34

19 32

18 32

17 37

15 37

bis 3 Tage

keine Wartezeit/(Praxis) ohne Termin über 3 Tage

Vertrauensverhältnis zum Arzt

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

Abbildung 2 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845) 2006

2008 2010 2011 2013 2014 2015

44 5

5 4

4 4 4 3

50

42 50

39 53

44 47

40 51

43 49

41 51

überhaupt nicht gut weniger gut gut sehr gut keine Angabe

(11)

zahl der Befragten nicht als stö- rend empfunden werden.

Wenn es zunächst um Wartezeiten für einen Termin beim Arzt geht, sa- gen nach 45 Prozent im letzten Jahr aktuell 47 Prozent aller Befragten, dass sie nicht warten mussten, weil sie entweder „sofort“ einen Termin bekommen haben (30 Prozent),

„ohne Vereinbarung direkt zum Arzt“

(13 Prozent) gegangen sind, die

„Praxis keine Termine“ macht be- ziehungsweise ein „Termin nicht not- wendig“ (vier Prozent) ist. 15 Prozent haben „einen Tag“ (sechs Prozent) oder „zwei bis drei Tage“ (neun Pro- zent) gewartet und insgesamt 37 Prozent mussten sich länger als drei Tage gedulden, darunter zwölf Pro- zent „bis zu einer Woche“, 13 Pro- zent „bis zu drei Wochen“ und wei- tere zwölf Prozent „länger als drei Wochen“.

Der wohl wichtigste Faktor beim Thema Wartezeiten ist nach wie vor die Dringlichkeit einer Behand- lung: Insgesamt 57 Prozent, und damit noch einmal etwas mehr Be- fragte als 2014, die zuletzt wegen aktueller Probleme wie beispiels- weise einer Grippe oder Schmerzen beim Arzt waren, suchten ohne Wartezeit den Arzt auf. Auch chro- nisch Erkrankte hatten es etwas einfacher, ohne Wartezeit oder Ter- min die Praxis aufzusuchen (42 Pro- zent) als vor einem Jahr (38 Pro- zent). Dagegen mussten Patienten, die zur Vorsorge oder Impfung ei- nen Arzttermin vereinbarten, häu- figer mehr als drei Tage warten (64 Prozent) als 2014 (59 Prozent).

Entscheidend ist in diesem Zu- sammenhang nicht primär die Fra- ge, wie lange es dauert, bis man einen Termin bekommt, sondern ob man damit subjektiv zufrieden ist. Selbst wenn bei zahlreichen Arztbesuchen lange Wartezeiten anfallen, sieht dies nur eine Min- derheit der Patienten als Problem

an: Lediglich jedem zehnten Be- fragten hat es bei seinem letzten Arztbesuch zu lange gedauert, bis dafür ein Termin zu bekommen war. 42 Prozent sehen die Warte- zeit unproblematisch und für 48 Prozent stellt sich die Frage nicht, da sie keine Wartezeiten hatten.

Vorsorge und impfen

Auch bei den Vorsorge- und Impf- schutzuntersuchungen spiegelt sich die hohe Zufriedenheit der Patienten wider. 63 Prozent aller Befragten möchten vom Arzt an den Impfschutz erinnert werden, lediglich 16 Prozent von der Kran- kenkasse. Ebenso viele sehen kei- nen Bedarf, erinnert zu werden.

Etwas mehr als die Hälfte aller Be- fragten, die einen Hausarzt haben, hat dieser in den letzten Jahren daran erinnert, sich impfen oder bestimmte Impfungen erneuern zu lassen. In den ländlichen Regionen und Kleinstädten hat der Arzt dies häufiger getan als in größeren Städ- ten, bei gesetzlich Versicherten (53 Prozent) etwas häufiger als bei Privatpatienten (47 Prozent) und auch die chronisch Kranken wurden etwas öfter erinnert (55 Prozent).

Zusammenstellung:

Redaktion Quelle der Grafiken:

Kassenärztliche Bundesvereinigung Wartezeit für Termin

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

Abbildung 5 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845) keine Wartezeit

ein Tag 2 bis 3 Tage bis eine Woche bis 3 Wochen über 3 Wochen

ohne Termin/

Termin unnötig Praxis macht keine Termine

37 8

3

10

19 10

8 4

19 3

1

7

7

14

22 26 bei Hausarzt bei Facharzt

Erneuerung Impfschutz: Wer soll erinnern?

60

14

63

16 5 16

Arzt keiner weiß Arzt keiner

nicht weiß

nicht

2011 2015

Abbildung 6 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=5.654) 21

6 Kranken-

kasse Kranken-

kasse

(12)

Wartezeiten

Sehr interessant in diesem Zusam- menhang sind die Aussagen der Patienten zu den Wartezeiten für einen Termin in der Praxis, kam dieses Thema doch seit Jahresbe- ginn immer wieder in den Medien zur Diskussion. So haben bundes- weit 45 Prozent aller Patienten für ihren letzten Arztbesuch innerhalb von drei Tagen einen Termin erhal- ten. In Bayern traf dies sogar für über die Hälfte der Patienten zu, wobei 34 Prozent sofort und 18 Prozent innerhalb von drei Tagen in die Praxis kommen konnten (siehe Abbildung 1).

Nicht zuletzt aufgrund dieser Tat- sache geht aus Sicht des Vorstands der KVB die Verpflichtung zu Ter- minservicestellen an der Realität in der medizinischen Versorgung vorbei. Auch werden medizinische Notfälle in den Praxen ohne Warte- zeiten stets umgehend behandelt.

Es ist weder für den Arzt noch für sein Praxisteam angenehm, jeman- den auf einen Termin warten zu lassen. Insofern erfolgt die Termin- vergabe in den Praxen jeweils nach der medizinischen Notwendigkeit.

Dass es hier zum Beispiel bei Vor- sorgeuntersuchungen auch einmal zu gewissen Wartezeiten kommen

Eine Besonderheit der bundesweiten Versichertenbefragung liegt darin, dass die Ergebnisse auch bezogen auf die einzelnen KV-Regionen ausgewiesen werden. Für den Bereich der KV Bayerns lagen die meisten Resultate im guten Durchschnitt, bei einigen Themen allerdings konnten die Praxen im Freistaat besonders gut punkten.

VeRsiCheRtenBeFRAGUnG:

RespeKtABle eRGeBnisse FüR BAyeRn

kann, ist wahrscheinlich für die meisten Patienten verständlich und akzeptabel. Auch hier liefert die Ver- sichertenbefragung Fakten: So hatten 90 Prozent aller gesetzlich krankenversicherten Patienten an- gegeben, mit der Terminvergabe durchaus zufrieden zu sein.

terminservicestellen wirklich notwendig?

Trotz der intensiven Bemühungen der KVen, die von der Politik ge- forderten Terminservicestellen zu verhindern, wurden sie Inhalt des

Gesetzes zur Stärkung der Versor- gung in der Gesetzlichen Kranken- versicherung. Das bedeutet, dass alle KVen somit wahrscheinlich spätestens Ende Januar 2016 die Stellen einführen müssen. Die ge- naue Umsetzung in der KVB ist noch nicht abschließend geklärt, sie wird aber die regionalen Ge- staltungsspielräume bestmöglich nutzen und selbstverständlich den gesetzlichen Bestimmungen genü- gen. Dennoch ist es nur sehr schwer zu akzeptieren, dass da- durch den freiberuflich tätigen Ärzten vorgeschrieben werden

Abbildung 1 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845), Summenabweichung rundungsbedingt

alle B BW RP HE N WL MV SA HH HB NO SH S SL TH BB BE

15 45

30 18 52

34 25 51

26 14 49

35 18 48

30 15 46

31 14 45

31 10 44

34 12 43

31 16 42

26 13 41

28 10 41

31 11 40

29 10 40

29 17 38

22 9 36

27 5 35

30 12 30

18

Wartezeit für Termin: Keine/bis zu drei Tagen

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

ein bis drei Tage keine B = Bayern

(13)

in den Arztpra- xen im Freistaat müssen die meisten patien- ten weniger als eine halbe stun- de warten.

soll, wie sie ihren Praxisbetrieb or- ganisieren.

Auch die Wartezeit in der Praxis selbst hält sich in aller Regel im Rahmen. So haben nur etwas mehr als ein Viertel der Patienten mehr als 30 Minuten im Wartezimmer der Arztpraxis verbracht, die sie zuletzt besucht haben. Besonders häufig kommt dies in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg vor. Bayern liegt mit 21 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt (siehe Abbildung 2).

Diese Zahlen relativieren auch so manche wahlkämpferische Aussage über angebliche Zwei-Klassen-Me- dizin. Es schadet einem vertrauens- vollen Arzt-Patienten-Verhältnis, wenn die ärztliche Kompetenz, sach- gerecht Termine zu vergeben, per- manent in Zweifel gezogen wird.

Hinzu kommt, dass sich leider vie- le Patienten nicht an die vorgege- benen Termine halten. Sie tragen so dazu bei, dass in den Praxen ein noch größerer Zeitdruck herrscht und mitunter Wartezeiten entste- hen können. So gaben 19 Prozent aller bayerischen Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Mo- naten einen Arzttermin kurzfristig nicht einhalten konnten.

Bereitschaftspraxen

Etwa ein Viertel der Menschen in Bayern zwischen 18 und 79 Jahren hat in den letzten zwölf Monaten für sich oder einen nahen Angehö- rigen eine Ärztliche Bereitschafts- praxis in Anspruch genommen. Frau- en unter 60 Jahren deutlich häufiger als Männer dieser Altersgruppe.

Befragte, die häufiger eine Arztpra- xis aufsuchen, haben auch häufiger eine Bereitschaftspraxis kontaktiert.

Menschen in einem schlechten Gesundheitszustand machten im letzten Jahr öfter von diesem Ange- bot Gebrauch als Menschen in gu- ter gesundheitlicher Verfassung.

Abbildung 2 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015 (n=4.845) alle

26

43 42 37

34 32 31 30

26 25 24 24

22 21 21 21 20 17

Wartezeit in der Praxis: Über 30 Minuten

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

S SA BB TH RP MV BE HH N NO WL BW B HB SH SL HE

B = Bayern Abbildung 3 Quelle: FGW Telefonfeld: Versichertenbefragung der KBV 5/2015

(n=4.845)

Wartezeit in der Praxis: Bis zu 15 Minuten

(Auswahl: „Ja“, war im letzten Jahr beim Arzt; letzter Praxisbesuch)

alle 43

50 48 48 48 47 47 46 45 44 42

38 35 33 32

29 27 26

WL BW HE SL B HB NO N SH RP HH MV TH BE BB SA S

B = Bayern

(14)

Von denen, die eine Bereitschafts- praxis in Anspruch genommen ha- ben, bewerten etwas mehr als ein Viertel die Versorgung als „sehr gut“ und knapp die Hälfte als „gut“.

Das heißt, drei Viertel der Patien- ten waren mit den Leistungen zu- frieden.

Auffällig im Vergleich zu vielen an- deren Bundesländern ist der Um- stand, dass ärztliche Hilfe in der Nacht oder am Wochenende in Bayern prozentual öfter beim Be- reitschaftsdienst gesucht wird und etwas weniger in den Krankenhaus- ambulanzen beziehungsweise über den Notarzt.

hauptlast bei niedergelassenen Außerdem sind Bereitschaftspraxen in Bayern stärker gefragt als in der Gesamtheit der KVen. Dies hat die KVB auch durch eigene Analysen kürzlich bestätigt und dadurch die aktuellen Aussagen der Deutschen Krankenhausgesellschaft widerlegt.

So beklagen die Kliniken die an- steigende Belastung im Notdienst

und behaupten, die überwiegende Zahl der Patienten würde die Not- aufnahmen der Krankenhäuser statt den Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Anspruch nehmen. Es sind jedoch in der Tat keineswegs die Notauf- nahmen der Kliniken, die die Haupt- last der ambulanten ärztlichen Not- fallversorgung tragen, sondern viel- mehr die niedergelassenen Haus- und Fachärzte im Bereitschafts- dienst. Durch das Vorhaben der KVB, im Rahmen der Bereitschafts- dienstreform verstärkt Bereit- schaftspraxen an Kliniken anzusie- deln, kann der Aufwand für die Ärz- te im Bereitschaftsdienst gesenkt werden. Zugleich können die Not- aufnahmen entlastet werden.

Ein nüchterner Blick auf die Fakten zeigt, dass die ambulante Versor- gung der Patienten in Bayern bei- spielsweise am Wochenende vor- wiegend durch den Bereitschafts- dienst der niedergelassenen Ärzte gewährleistet wird (siehe Abbildung 4). So ist in der Zeit von 7 Uhr bis 20 Uhr die Anzahl der Behand- lungsfälle signifikant höher als im

Klinikbereich. Dieses hohe Engage- ment verdient ebenso Anerken- nung wie die Leistungsbereitschaft im stationären Sektor. Insofern ist eine reine Umverteilung von Gel- dern aus dem ambulanten Bereich hin zu den Krankenhäusern weder angemessen noch zielführend. Po- litik und Krankenkassen sind gefor- dert, für eine entsprechende finan- zielle Ausstattung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes sowie der Notaufnahmen in den Kliniken zu sorgen, statt die steigenden Kosten – wie derzeit einseitig diskutiert – den niedergelassenen Ärzten in Rechnung zu stellen.

Zusammenstellung:

Redaktion Quelle der Grafiken:

Kassenärztliche Bundesvereinigung sowie KVB

Abbildung 4 Quelle: KVB

10.000 15.000

5.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 50.000

0

Anzahl der Fälle pro Uhrzeit – samstag, sonntag, Feiertage im Quartal 1/2015

Notfallversorgung durch Kliniken Versorgung im organisierten Ärztlichen Bereitschaftsdienst

0 bis 1

1 bis 2

2 bis 3

3 bis 4

4 bis 5

5 bis 6

6 bis 7

7 bis 8

8 bis 9

9 bis 10

10 bis 11

11 bis 12

12 bis 13

13 bis 14

14 bis 15

15 bis 16

16 bis 17

17 bis 18

18 bis 19

19 bis 20

20 bis 21

21 bis 22

22 bis 23

23 bis 24

Anzahl der Fälle pro Uhrzeit

Uhrzeit

(15)

F

ür alle Patienten in Not sind die Berater der UPD eine wichtige Anlaufstelle. Egal, ob es um Probleme mit Therapien, Ärzten oder Krankenkassen geht – wenn Versicherte nicht mehr wei- ter wissen, ist die nächste UPD- Beratungsstelle vor Ort für sie die erste Adresse. Alle UPD-Berater sind ausgebildete Fachkräfte mit Hochschulabschluss und einschlä- giger Berufserfahrung. In Qualitäts- zirkeln, Supervisionen und Qualifi- zierungsmaßnahmen bilden sie sich regelmäßig weiter, um sich und ihre Beratungsarbeit ständig zu verbessern. Dementsprechend groß ist das Vertrauen der Patien- ten in die Qualität und sachliche Richtigkeit der vermittelten Infor- mationen.

Experten fürchten nun genau um diese Qualität, aber auch um die Unabhängigkeit der Beratung. Denn nach dem Willen des Spitzenver- bands der Gesetzlichen Kranken- kassen in Berlin, der mit der Ver- gabe des Patientenberatungsman- dats betraut ist, wird das bisherige Angebot der UPD nicht weiter be- stehen bleiben. Stattdessen wird das in Nordrhein-Westfalen ansäs- sige Unternehmen Sanvartis künf- tig die Beratung der Patienten über- nehmen. Vertreter aus Ärzteschaft, Selbstverwaltung und Sozialver-

Steht die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) vor dem Aus?

Seit 2006 ist die als gemeinnützige GmbH gegründete UPD in Deutschland mit der gesetzlichen Patientenberatung beauftragt. In ihren 21 regionalen Service- stellen – davon vier in Bayern – beraten hoch qualifizierte Mitarbeiter Patienten kostenfrei, neutral und unabhängig. Nun soll das bundesweite Netzwerk durch eine Call-Center-Lösung ersetzt werden.

UnABhÄnGiGe pAtienten- BeRAtUnG in GeFAhR?

bänden sehen diese Vergabe äu- ßerst kritisch. Als besonders prob- lematisch wird die fehlende Unab- hängigkeit erachtet, da Sanvartis sich in der Vergangenheit unter anderem mit Aufträgen von Kran- kenkassen und Pharmaunterneh- men finanziert hat. Dies stößt auch bei den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten in Bayern auf Kritik.

So erklärten die Vorstandsmitglie- der der KVB – Dr. Wolfgang Kromb- holz, Dr. Pedro Schmelz und Dr. Il- ka Enger –, dass Patienten, die sich an eine unabhängige Patientenbe- ratungsstelle wenden, eine objek- tive, neutrale und möglichst per- sönliche Beratung erwarten wür- den. Es sei allerdings zu bezwei- feln, dass dies durch ein unper- sönliches und noch dazu für ver- schiedene Krankenkassen arbei-

tendes Call-Center garantiert wer- den könne. Generell solle deshalb hinterfragt werden, ob die Kran- kenkassen überhaupt der richtige Auftraggeber für eine unabhängi- ge Patientenberatung seien oder ob eine solche Einrichtung nicht besser als staatliche Aufgabe über Steuermittel zu finanzieren sei.

„Die KVB schätzt die Kompetenz und den Sachverstand der UPD-

Experten. Gerade bei aufwendige- ren Fällen, in denen eine Einsicht in die Krankenakte oder die detail- lierte Schilderung des Krankheits- verlaufs notwendig sind, ist der persönliche Kontakt sehr hilfreich.

Das kann in der bisherigen Form sicher nicht über Call-Center ge- währleistet werden“, so der KVB- Vorstand.

Redaktion

patienten in sor- ge: es steht zu befürchten, dass sie schon bald nicht mehr von einer unabhängi- gen, persönli- chen Beratung vor Ort profitie- ren können.

(16)

V

ielleicht lag es am schönen Wiesnwetter, dass nicht ganz so viele Gäste den Weg in die Elsenheimerstraße ge- funden hatten, wie erhofft. Die zir- ka 50 anwesenden Besucher kamen dafür in den Genuss eines mit Ver- ve vorgetragenen Referats, in das Richard Roberts die Essenz eines langen Hausarzt- und Forscherle- bens packte. Sein Ziel: Belegen, dass „Primary Care“ bestens ge- eignet ist, sich den globalen ge- sundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu stellen.

Und derer gibt es viele, beispiels- weise die zunehmende Verbrei- tung von ungesunden Lebenssti- len (Stichwort „Tabakkonsum“) oder die demografische Entwick- lung mit immer mehr multimorbi- den Patienten.

Ausdrücklich kam es Roberts aber auch darauf an, die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit Fachärzten oder anderen Professionen des Ge- sundheitswesens zu betonen. Den Hausarzt sieht er als Brückenbauer, der die verschiedenen Bedürfnisse der Patienten koordiniert. Seine Hauptaufgabe liege unzweifelhaft in der eigenständigen Behandlung der Patienten. Welche Potenziale die Hausarztmedizin bereithält, zeigte Roberts in seinem Vortrag unter anderem dadurch auf, dass er eini- ge Dogmen der Gesundheitsfor-

Mitte September fand in den Räumen der KVB ein Symposium zum Thema

„Was macht moderne Hausarztmedizin aus?“ statt. Gastreferent war Professor Richard Roberts, der ehemalige Präsident des Weltverbands der Allgemeinme- dizin (WONCA), der in seinem Vortrag die Rolle von „Family Doctor and Prima- ry Care“ nicht nur für das amerikanische Gesundheitssystem beleuchtete.

eine lAnZe BReChen FüR die hAUsARZtMediZin

schung als Mythen entlarvte und anschließend mit vielen anschauli- chen Beispielen aus seiner eigenen Praxis ein dezidiert anderes Bild der Versorgungslage zeichnete.

Zentral in seiner Auffassung von guter hausärztlicher Versorgung ist die Ausgestaltung der Arzt-Patien- ten-Beziehung, auf der alle weite- ren Strukturen aufbauen.

Professor Antonius Schneider, Lehr- stuhlinhaber am Institut für Allge- meinmedizin an der Technischen Universität München, tauschte in seinem anschließenden Vortrag die internationale Perspektive mit der bayerischen und ging unter anderem auf die Bedingungen ein, unter denen der hausärztliche Nachwuchs am ehesten zu einer Niederlassung bereit ist. Dazu hat- te sein Institut unlängst eine On-

line-Befragung unter den Medizin- studierenden im Freistaat durchge- führt. Die Verbesserungen der fi- nanziellen Rahmenbedingungen mahnte dagegen der Vorstands- vorsitzende der KVB, Dr. Wolfgang Krombholz, in seinem Statement an und führte den Zuhörern vor Augen, wie notwendig es ist, die hausärztlichen Leistungen in den Honorarsystemen, wie beispiels- weise dem EBM, adäquat darzu- stellen. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekam- mer, blickte für die Hausärzte ver- halten optimistisch in die Zukunft:

Entscheidend werde sein, die

„Ressource Hausarzt“ möglichst effizient einzusetzen und sinnvolle Delegationsmodelle zu finden.

Markus Kreikle (KVB) Referierten beim

hausarztsympo- sium in der KVB:

dr. Wolfgang Krombholz, dr. Max Kaplan, professor dr.

Richard Roberts, professor dr.

Antonius schnei- der (von links).

(17)

Ü

ber 150 Gäste folgten der Einladung in den festlich geschmückten Veranstal- tungssaal der KVB in die Landes- hauptstadt, um miteinander in ent- spannter Atmosphäre ins Gespräch zu kommen. Aus ganz Deutschland waren Vorstände anderer KVen und KZVen angereist, auch Kran- kenkassen, Berufsverbände und Medien waren gut vertreten. Be- stimmendes Thema des Abends war die Gesetzgebung in der Ge- sundheitspolitik, die insbesondere mit dem kürzlich verabschiedeten GKV-Versorgungsstärkungsgesetz viel Gesprächsstoff lieferte.

In seiner Begrüßung stellte der KVB- Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Krombholz dar, welchen Einfluss die in immer kürzerer Folge verab- schiedeten Änderungen der Sozial- gesetzgebung auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung haben.

Es drohe die Gefahr, dass durch ständige gesetzgeberische Eingriffe ein „permanentes Misstrauen“ ge- genüber der Ärzteschaft geschürt werde. Dem schloss sich der KZVB- Vorstandsvorsitzende Dr. Janusz Rat an. Mit immer neuen bürokra- tischen Vorgaben würden die Pra- xen permanent ausgelastet. „Patien- tenrechtegesetz, RKI-Richtlinie, Fortbildungspflicht, Antikorruptions- gesetz – all diese Vorschriften schaffen neue Bürokratie, an deren Sinn man zweifeln muss“, so Rat.

Zum fünften gemeinsamen „Gesundheitspolitischen Oktoberfest“ luden die Vorstände der KV Bayerns und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) Vertreter von Politik, Medizin und Krankenkassen Mitte September nach München ein.

GUte stiMMUnG tROtZ

inhAltliCh sChWeReR KOst

Wie man es besser machen könnte, zeigte anschließend ein kurzes Vi- deo. Dafür waren einige Gäste vor- ab gefragt worden, was sie als Ge- sundheitsminister an einem Tag um- setzen würden. Die Ergebnisse zeig- ten: Alle Befragten setzten auf Ko- operation und viel gegenseitiges Verständnis. Dazu kamen fachspe- zifische Forderungen, wie vom ers-

ten stellvertretenden KVB-Vor- standsvorsitzenden Dr. Pedro Schmelz, der eine Aufhebung der Budgetierung bei den Ärztehonora- ren wünschte, und der zweiten stellvertretenden KVB-Vorstands- vorsitzenden Dr. Ilka Enger, die für die Freiberuflichkeit plädierte.

In der anschließenden Diskussion wurden einige der vorgetragenen Thesen und Wünsche dann noch ge- nauer beleuchtet. Dabei nahm auch das aktuelle Thema der medizini- schen Versorgung von Asylbewer-

bern und Flüchtlingen einen breiten Raum ein. Viele Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten engagieren sich in diesem Bereich, um für die medi- zinische Behandlung der Menschen, die oft lange Irrfahrten hinter sich haben, zu sorgen und so eine ech- te Willkommenskultur in diesem Land zu etablieren.

Ein heiteres Ende fand der Abend mit einem fulminanten Auftritt des Kabarettisten und Schauspielers Stephan Zinner. Auch die musikali- sche Untermalung des Abends trug dazu bei, dass trotz inhaltlich teilweise schwerer Kost ein gewis- ses „Oktoberfest-Flair“ bei der Veranstaltung zu spüren war. Eine Fortsetzung im nächsten Jahr, dann wieder im Hause der KZVB, ist bereits fest vereinbart.

Martin Eulitz (KVB)

die Vorstände von KZVB und KVB eröffneten das „Gesund- heitspolitische Oktoberfest“: dr.

pedro schmelz, dr. Janusz Rat, dr. ilka enger, dr. stefan Böhm und dr. Wolf- gang Krombholz (von links).

(18)

Ü

ber 800 Fachbesucher aus insgesamt zehn Ländern, davon die meisten aus Deutschland und den angrenzen- den Nachbarstaaten, waren auch in diesem Jahr wieder ins Münch- ner Hilton Hotel am Tucherpark gekommen, um sich mit den 150 Referenten in 26 Foren über zu- kunftsweisende Lösungsansätze aus dem In- und Ausland auszu-

tauschen. Ein Beispiel: Die Diskus- sion zum Thema „Lenkung oder Niederlassungsfreiheit von Ärzten – Was ist wirkungsvoller?“, an der neben Dr. Dominik Graf von Still- fried, Geschäftsführender Vor- stand des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in Deutschland, und Gabriele Hörl, Ministerialdirigentin des Bayeri- schen Staatsministeriums für Ge- sundheit und Pflege, auch die zweite stellvertretende KVB-Vor- standsvorsitzende, Dr. Ilka Enger, teilnahm.

Unter diesem Motto fand am 30. September und 1. Oktober in München der 14. Europäische Gesundheitskongress statt. Zahlreiche Experten aus dem

In- und Ausland nutzten die Gelegenheit, um über eine der größten Herausfor- derungen des Gesundheitswesens zu diskutieren.

ÖKOnOMisieRUnG –

ein VeRMeidBAReR tRend?

Bedarfsplanung im Fokus Zu Beginn der Runde stellte Zi-Ge- schäftsführer von Stillfried drei The- sen vor. These 1: Einheitliche Rah- menbedingungen schaffen noch lange keine einheitliche medizini- sche Versorgung. These 2: Deutsch- land benötigt zwei Versorgungs- systeme – eins für die Ballungszen- tren und eins für ländliche Räume.

Und These 3: Die Verantwortung für die Versorgungsergebnisse ge- hört in die Regionen. Laut von Still- fried müssten die verschiedenen Aspekte dieser drei Thesen mitei- nander verbunden werden. Gerade in Ballungsräumen seien die Stand- orte der Praxen tendenziell an den Verkehrsachsen oder im Zentrum gelegen, sodass sie von einer hohen Patientenzahl aufgesucht werden könnten. Insofern stellte der Zi- Geschäftsführer durchaus zur Dis- kussion, ob die bisherige Planung nach Vertragsarztsitzen noch die passende Herangehensweise sei.

Auch Dr. Ilka Enger stellte die Be- darfsplanung infrage: „Wir machen das nun seit über zehn Jahren und müssen immer mehr feststellen, dass wir das Problem, Ärzte – so- wohl auf dem Land, als auch in der Stadt – nicht überall dorthin bringen zu können, wo wir sie gerne hätten, letztendlich mithilfe der Bedarfs- planung nicht beheben können.

Das mag daran liegen, dass wir die falschen Parameter wählen. Oder

daran, dass die Bedarfsplanung einfach nicht das richtige Instru- ment ist, um den Bedarf an nie- dergelassenen Ärzten messen zu können.“ Vielleicht, so Enger wei- ter, könne man das Problem durch eine Freistellung der Niederlas- sung besser lösen. Das könne ein Anreiz für eine Praxisübernahme – auch auf dem Land – sein.

Förderung als Anreiz

Zuvor hatte Gabriele Hörl das The- ma „Lenkung durch staatliche För- derung“ ins Spiel gebracht und un- ter anderem das bayerische För- derprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der medizinischen Versorgung vorgestellt. Eine der wesentlichen Fördervoraussetzun- gen für junge Mediziner ist, neben der Absolvierung der Facharztwei- terbildung, eine anschließende fünfjährige ambulante oder statio- näre Tätigkeit im ländlichen Raum.

Enger antwortete auf die Frage, ob dies ein ausreichender Anreiz für eine Niederlassung auf dem Land sei, mit „Jein“. Das Förderprogramm sei zwar eine Motivation. Ob diese jedoch so tragfähig sei, dass der Kollege oder die Kollegin nach fünf Jahren nicht doch wieder in eine städtische Umgebung abwandere, sei nicht vorhersagbar. „Mir persön- lich wäre es deshalb lieber, wenn wir gemeinsam mit den Kranken- kassen dauerhaft dafür sorgen könnten, dass der medizinische Ministerialdiri-

gentin Gabriele hörl (links) und KVB-Vorstands- mitglied dr. ilka enger diskutier- ten über Förder- programme und

die aktuelle Be- darfsplanung.

(19)

Nachwuchs eine finanzielle Sicher- heit hat.“

Die Zusammenarbeit von Gesund- heit und Pflege war das Thema einer weiteren Diskussionsrunde mit KVB- Beteiligung. Neben Antje Frisch- mann, Teamleiterin Strategisches Projektmanagement in der KVB, gaben Torben Lindbaek-Larsen, Direktor des Dezernats Gesundheit und Fürsorge aus Dänemark, so- wie Dr. Arthur Wechselberger, Prä- sident der Österreichischen Ärzte- kammer, interessante Einblicke in das jeweilige Pflegesystem ihres Landes. Für deutsche und öster- reichische Ohren besonders auf- schlussreich: In Dänemark ist die Verantwortung für die Pflege der Bürger nicht zentralstaatlich gere- gelt, sondern wird von jeder Kom- mune selbst übernommen – mit der erfreulichen Konsequenz, dass ein Pflegeheim hier „als ein Zuhau- se mit Pflege“ definiert wird.

Und in Deutschland? Hier regelt das neue Hospiz- und Palliativge- setz nach Paragraf 119 b SGB V, dass Pflegeeinrichtungen mit Ver- tragsärzten Kooperationsverträge schließen sollen. Die KVB hatte dies bereits im Jahr 2006 in Form des Geriatrischen Praxisverbunds (GPV) und der Bayerische Haus- ärzteverband zusammen mit der AOK in Form der AOK-Pflegenetze umgesetzt. Seitdem, so Frischmann, seien die Kooperationen für alle Beteiligten ein Gewinn: Die Patien- ten profitierten von einer bedarfs- gerechten, hochwertigen Betreuung durch die Ärzte ihres Vertrauens, von weniger Krankenhauseinwei- sungen und insgesamt von einer höheren Lebensqualität. Die teilneh- menden Ärzte selbst hätten flexib- lere Arbeitszeiten durch eine gesi- cherte Vertretung und eine besse- re Vernetzung mit ihren Kollegen.

Alten- und Pflegeheime wiederum schätzten die verbesserte Kom- munikation mit den Ärzten, die ge-

ringeren Wartezeiten im Bedarfs- fall und die damit verbundene Ent- lastung ihres Pflegepersonals. Und auch die teilnehmenden Kassen seien zufrieden, denn die darge- stellten Vorteile – allen voran die deutlich reduzierte Anzahl der Krankenhauseinweisungen – hel- fen ihnen, bares Geld zu sparen.

dauerbaustelle Gesundheits- wesen

An gleich zwei hochrangig besetz- ten Gesprächsrunden nahm der Vorstandsvorsitzende der KVB, Dr.

Wolfgang Krombholz, am zweiten Tag des Europäischen Gesundheits- kongresses teil. Zum einen ging es dabei um die Gesundheitsreformen des Jahres 2015 vom GKV-Versor- gungsstärkungsgesetz bis hin zum Präventionsgesetz. Licht und Schat- ten sah Krombholz in den verschie- denen bereits in Kraft getretenen beziehungsweise in Planung be- findlichen Gesetzen. Besonderen Fokus legte der KVB-Vorstands- vorsitzende dabei auf das GKV- Versorgungsstärkungsgesetz, das im Bereich der Wirtschaftlichkeits- prüfungen und der Förderung der Weiterbildung positive Akzente setzen könne. Zugleich werde mit der Termingarantie und dem Auf- kauf von Arztsitzen neue Bürokra- tie ohne eine echte Verbesserung der Versorgung erzeugt. Deshalb sein Fazit: „Quintessenz aus den Gesundheitsreformen des Jahres 2015 ist für mich, dass die Freibe- ruflichkeit der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten wie- der stärker in den Fokus der Poli- tik rücken muss. Die Effizienz un- seres Gesundheitssystems wird gerade durch die Freiberuflichkeit gewährleistet und gestärkt – nicht durch die Renditeerwartungen der Industrie.“

Kontrovers diskutiert wurde an- schließend noch in einer Runde zur Notfallversorgung und den „We-

dr. Wolfgang Krombholz in seiner ersten diskussionsrun- de mit ludger Risse (st. Chris- tophorus Kran- kenhaus Werne) und professor herbert Reb- scher (dAK).

gen aus der Kostenfalle“. Während Professor Dr. Christoph Dodt und Dr. Timo Schöpke von der Deut- schen Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) ausführlich darstellten, warum aus ihrer Sicht die Notaufnahmen der Kliniken vielerorts die ambulante Versorgung von Notfällen gewähr- leisteten und dafür viel zu wenig Geld erhielten, hielt der KVB-Vor- standsvorsitzende mit einem Plä- doyer für den Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte dage- gen. In der Tat seien viele Patien- ten, die in den Notaufnahmen auf- tauchten, eigentlich ein Fall für die niedergelassenen Ärzte. Mit der im Jahr 2013 begonnenen Reform des Bereitschaftsdienstes sei man auf einem guten Weg, die Dienst- belastung für die einzelnen Ärzte zu verringern und zugleich durch die Einrichtung zentraler Bereit- schaftspraxen als erste Anlaufstel- le außerhalb der üblichen Sprech- stundenzeiten die Notaufnahmen der Kliniken zu entlasten. „Die nie- dergelassenen Haus- und Fach- ärzte tragen die Verantwortung für die ambulante Behandlung der Pa- tienten. Die Kliniken können das nicht ersetzen, sondern sind primär für die stationär zu behandelnden Fälle zuständig“, so Krombholz.

Redaktion

(20)

A

ufgrund der politischen Brisanz des Themas ist auch mit kurzfristigen Än- derungen zu rechnen. Der folgende Artikel stellt die wichtigsten Punk- te zum Redaktionsschluss Mitte Oktober dar. Auf unserer Internet- seite www.kvb.de finden Sie die jeweils aktuellsten Informationen.

Leistungsberechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) haben zunächst (15 Mo- nate lang) im Vergleich zu gesetz- lich Krankenversicherten einen ein- geschränkten Anspruch auf medi- zinische Versorgung. Der Behand- lungsanspruch wurde vom Gesetz- geber in Paragraf 4 AsylbLG auf folgende Sachverhalte begrenzt:

„ Ärztliche Behandlung bei akuten Erkrankungen und Schmerzzu- ständen einschließlich der Ver- sorgung mit Arznei- und Ver- bandmitteln sowie Gewährung sonstiger zur Genesung, zur Bes- serung oder zur Linderung von Krankheiten oder Krankheitsfol- gen erforderlichen Leistungen.

Die KVB geht davon aus, dass in Zukunft verstärkt Asylbewerber und Flüchtlin- ge vor allem Haus- und Kinderärzte kontaktieren werden. Bei der Behandlung dieses Personenkreises sind unterschiedliche Aspekte zu beachten.

ÄRZtliChe BehAndlUnG VOn AsylBeWeRBeRn

„ Gewährung von ärztlicher und pflegerischer Hilfe und Betreu- ung, von Hebammenhilfe sowie von Arznei-, Verbandmitteln für Schwangere und Wöchnerinnen.

„ Schutzimpfungen und medizi- nisch gebotene Vorsorgeunter- suchungen.

Abrechnungsvoraussetzungen Grundlage für die Behandlung ge- mäß Paragraf 4 AsylbLG ist stets ein von der jeweiligen Sozialhilfe- verwaltung ausgestellter gültiger Behandlungsschein. Dieser muss folgende Daten enthalten: Name, Vorname, Geburtsdatum, Anschrift sowie die fünfstellige Kassennum- mer der Sozialhilfeverwaltung.

Paragraf 6 AsylbLG

Des Weiteren können gemäß Para- graf 6 AsylbLG auch sonstige, über die genannten Sachverhalte hin- ausgehende (ärztliche) Leistungen im Einzelfall gewährt werden, wenn diese zur Sicherung des Lebens- unterhalts oder der Gesundheit unerlässlich sind. Hierfür ist aller- dings die vorherige Genehmigung durch die zuständige Behörde ein- zuholen.

Abrechnungsbesonderheiten

„ Bitte beachten Sie die individu- ellen Angaben der Sozialhilfe- verwaltung insbesondere hin- sichtlich des Leistungsumfangs, Gültigkeitszeitraums und der behandelnden Fachrichtung.

„ Wichtig ist, die verschiedenen Personengruppen zu differen- zieren, um daraus deren Be- handlungsansprüche ableiten zu können (siehe Tabelle Seite 21).

„ Falls keine ausreichende Ver- ständigungsmöglichkeit mit dem Patienten besteht, kann ein Dol- metscher formlos beim zustän- digen Sozialhilfeträger angefor- dert werden. Die Kosten hierfür übernimmt der Sozialhilfeträger.

„ Als Versichertenstatus ist ein- heitlich M (Mitglied) anzugeben.

„ Überweisungen sind grundsätz- lich nur mit Zustimmung des Sozialhilfeträgers mit entspre- chendem Genehmigungsver- merk (Muster 6) möglich. Regi- onale Ausnahmen siehe www.

kvb.de in der Rubrik Abrech- nung/Erstellung-Abgabe- Korrektur/Besondere Kostenträ- ger/Behandlung von Asylbewer- bern. Hier ist eine direkte Über- weisung zum Facharzt möglich, eine Zustimmung des Amtes ist nicht mehr erforderlich.

„ Behandlung im Notfall: Verwen- dung des Musters 19 (Notfall-/

Vertreterschein), es ist jedoch eine sofortige Eilanzeige der Not- fallbehandlung beim zuständi- gen Sozialamt (14-Tagefrist) not- wendig.

„ Krankenhauseinweisung nur mit Zustimmung des Sozialhilfe- trägers (Ausnahme: Notfallein- weisung).

informationen zu den Abrech- nungsvoraus- setzungen für Asylbewerber finden sie unter www.kvb.de in der Rubrik Abrechnung/er- stellung-Abgabe-

Korrektur/Be- sondere Kosten- träger/Behand- lung von Asyl-

bewerbern.

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