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Vogelgrippe – sind wir (in Bayern) gerüstet?

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664 Bayerisches Ärzteblatt 10/2005

Gastkommentar

Der Aufforderung zu diesem Gastkommentar von der Redaktion des Bayerischen Ärzteblattes kom- me ich ganz besonders gerne nach, da in diesem Journal eine der ersten Mitteilungen über unsere klinischen Erfahrungen mit Neuraminidasehem- mern (Vortrag auf dem Fortbildungskongress der Bayerischen Landesärztekammer in Nürnberg am 8. Dezember 2000) abgedruckt worden ist, noch vor der Publikation auf dem Weltkongress Option Control V in Japan, Okinawa 7. bis 11. Oktober 2003.

Vom 11. bis 14. September 2005 fand in Malta der 2. Europäische Influenzakongress statt, auf dem meine Gruppe mit zwei Arbeiten vertre- ten waren. Beide Arbeiten haben ein gemein- sames Fazit: Patienten und Ärzte müssen sich jetzt mit der Influenza vertraut machen, um später gerüstet zu sein, wenn eine Pandemie kommt. Diese Aussage treffen wir aufgrund der klinischen Daten aus Asien (International Emerging Infectious Diseases Thailand, Fe- bruar 2005). Dort wird über die Patienten, die mit dem H5N1-Virus der Vogelgrippe infi- ziert waren, berichtet. Die Klinik entspricht genau der, wie sie bei uns bei der üblichen In- fluenza bekannt ist: Sudden onset, Fieber über 39 °C, schwere Allgemeinsymptome, respira- torische Beschwerden, Pneumonie und Leuko- penie. Die Todesfälle waren durch ein so ge- nanntes respiratorisches Distresssyndrom bedingt. Eine Abbildung muss besondere Be- achtung finden. Sie zeigt den zeitlichen Ab- lauf, der mit Oseltamivir behandelten Patien- ten. Vier von zwölf Patienten, die frühzeitig mit Oseltamivir behandelt worden sind, haben überlebt. Oseltamivir ist gegen das H5N1-Vi- rus wirksam, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von „The drug of choice“.

Es muss erinnert werden, dass ein Virus gene- tisches Material in einer Eiweißhülle ist. Das Virus befindet sich in einem Zustand zwi- schen Tod und Leben. Es werden Wirtszellen eines Organismus benötigt, damit sich die Vi- ren vermehren können. Dies geschieht in den Luftwegsepithelien. Immer deutlicher wird, dass die Infektion auf die riesige Fläche der

Endothelzellen übergehen kann und so ent- lang der Gefäße die Organe erreicht, wo sich die Komplikationen ereignen. Die Nähe von Influenza, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall ist erst in den vergangenen Jahren bekannt geworden.

In Science und Nature wurde kürzlich zu der weltweiten Gefahr der Vogelgrippe Stellung genommen. Das Fazit beider Arbeiten hat ein Resümee: „Lokal handeln, global stoppen“.

Erst die Kombination von Medikamenten und sozialen Maßnahmen zusammen, könnte eine Pandemie mit über 90 Prozent Wahrschein- lichkeit verhindern und die Seuche regional eindämmen. In der Influenzasaison 2004/05 haben wir der Praxis 57 Patienten jeden Alters mit nachgewiesener Influenza antiviral ambu- lant erfolgreich behandelt (dies entspricht der in Nature genannten epidemischen Einheit von 50 Patienten, allerdings nicht zur gleichen Zeit). Das familiäre Umfeld von 258 Men- schen wurde von uns mit 75mg Oseltamivir prophylaktisch versorgt. Keine einzige Über- tragungsinfektion ist vorgekommen.

Die Situation in Bayern ist eine Besondere.

Schon 1999 hat der damalige Amtschef im Bayerischen Gesundheitsministerium, Minis- terialdirektor Alfred Müller, die Möglichkeit einer Influenzagefahr mit den neuen Neurami- nidasehemmern zu bannen, erkannt und eine bundesländerübergreifende Sitzung initiiert.

Darauf aufbauend hat Gesundheitsminister Dr. Werner Schnappauf für Medikamente ge- gen eine mögliche Pandemie vorgesorgt und die zunächst bevorratete Menge noch nach oben gesteigert. Der WHO-Beauftragte, der Deutsche Dr. Klaus Stöhr, hat diese Hand-

lungsweise im Münchner Merkur vom 17. Mai 2005 positiv kommentiert. Die Diagnose einer Influenza wird primär klinisch gestellt. Mit der so genannten Surveillance ist heute tagesak- tuell für Patienten und Ärzte jederzeit die Si- tuation erkennbar (www.grippe.online.de).

Trotzdem sollte meiner Meinung nach, jedem Arzt ein beweisender Schnelltest zur Verfü- gung stehen, um seine klinische Vermutung bestätigt zu sehen (www.quidel.com). Nur auf diese Weise haben wir im Laufe der Jahre die Diagnose der Influenza sicher gelernt. Wir fühlen uns durch eine Mitteilung auf der Ti- telseite der Süddeutschen Zeitung vom 22. Juni 2005 unter dem Titel „Hauptsache ein Rezept“

bestätigt. Es wurde über die auch international übermäßigen Antibiotikaverordnungen bei Er- kältungskrankheiten berichtet.

Mein Wahlspruch Informieren, Sensibilisie- ren, Entbanalisieren muss heute erweitert wer- den durch die beiden Begriffe Diagnostizieren, Therapieren!

Als Schlusssatz möchte ich einen Gedanken anführen: Was wären wir mit dem Thema Vo- gelgrippe vor der Entdeckung der Neuramini- dasehemmer?

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. Georg E. Vogel, Stievestraße 5, 80638 München, Telefon 089 1784642, Fax 089 1782349, E-Mail:

profvogel@t-online.de

Vogelgrippe – sind wir (in Bayern) gerüstet?

Professor Dr.

Georg E. Vogel

Zeitlicher Ablauf der mit Osesltamivir behandelten Patienten.

Weitere Hinweise unter www.rki.de. Stichwort Influenza

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