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BLÄTTER FOR NATURKUNDE UND NATURSCHUTZ OFFIZIELLES ORGAN DER ÖSTERREICHISCHEN NATURSCHUTZSTELLEN

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Academic year: 2021

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(1)©Naturschutzbund Österreich, download unter www.biologiezentrum.at. H. Ä. T. i n. M. ™. ^. L. Ä. M. ] l D. BLÄTTER FOR NATURKUNDE UND NATURSCHUTZ OFFIZIELLES ORGAN DER ÖSTERREICHISCHEN NATURSCHUTZSTELLEN 41. JAHRGANG. OKTOBER/DEZEMBER 1955 HEFT1 0 - 1 2. K a rl H e in rich W a g g e r l :. Über die Bergblumen*) Es mag ein trügerisches V erfahren sein, Menschen nach ihren Neigungen einzu­ schätzen, aber d aß Leute, die Blumen lieben, in ihrem innersten W esen gutherzig sind, diese E rfahrung bew ährte sich mir noch immer. W a s ich meine, h at nichts mit d er Schwärmerei jener gefühligen Seelen zu tun, die keine blühende W iese sehen können, ohne sogleich auf die W eide zu gehen. Es ist einfach eine Empfindung von reuevoller Zuneigung für die friedfertigsten u nd unschuldigsten unter allen Geschöpfen der Erde. Pflanzen sind Kinder der reinen Elemente, des Lichtes, der Luft u nd des W assers aus dem Himmel. Sie atm en n ur und trinken, sie fressen nicht, von ein paar Ausnahm en abgesehen, die aus der A rt schlugen und sich spaßeshalber auf den Fliegenfang verlegten. Im übrigen sind sie alle keines anderen W esens Feind, u n d selbst w enn sie sich mit Gift und D o rn zu r W e h r setzen müssen, tun sie es behutsam, n u r Gier un d grobe G ewalt kommen zu Schaden. Ist es nicht rührend, ein unbegreiflicher Vorgang, der sich mit nüchterner Ü berlegung k au m deuten läßt, w enn viele Pflanzen kostbare Säfte in sich bereiten un d dam it ihre Todfeinde vor dem T o d e schützen? Es verhält sich ja nicht so, wie ein einfältiger Kopf verm uten könnte, daß der C hinabaum etwa selber an M alaria zu leiden hätte oder die Kamille an Bauchgrimmen. Pflanzen sind H eld en der Geduld u nd zugleich des leidenschaftlichsten Willens zum Leben unter ihrem gnadenlosen Schicksal, nicht mit Bewußtsein freilich wie der Mensch, aber das ist ja auch nicht das Beste an der Sache. W o h in der Vogel Zufall den Samen trägt, dort m u ß er keim en und W u rz e l schlagen. Er m u ß der D ü rre standhalten, den Wettergüssen, dem Frost, stumm u nd reglos, aber die Sonne k om m t ja auch und lä ßt die Blüten aufbrechen z u r gottgewollten Zeit. Es gibt Bäume, die zu wachsen begannen, als anderswo die Py ram iden gebaut w urden. N u n stehen sie da, beide als ebenbürtige W u n d e r bis auf den lächerlichen U m stand, daß die Pyram id en n ur Steine um sich säen konnten, w äh ren d so ein Baum in fünftausend Jahren einen ganzen W a ld h erv o r­ gebracht hat. A n dere winzige Pflänzchen eroberten den ganzen Erdkreis nach und nach, nicht mit Feuer un d Schwert, sondern in der Stille und zum Zeugnis gegen jene, die den Kampf mit Feuer u n d Schwert für den V ater aller Dinge halten. Ich, wenn ich ein Sinnbild echten H eldentum s zu suchen hätte, ich würde die Vogelmiere statt des Kaisers Napoleon wählen, ü b e r h a u p t habe ich eine Vorliebe für U n k räu ter, aus innerer V er­ wandtschaft vielleicht, ich weiß es nicht. Es gibt freilich keine auffälligen Schönheiten *) A us ,. D io St. J oh ann /T iro l.. sdiönstcni. Alp pi ib lu n u' ii“. mit. fr e u n d li d ic r. J'.iliuibnis. lies. P i n g u in - Y c r i a g c s ,. 145.

(2) ©Naturschutzbund download unter www.biologiezentrum.at unter ihnen, obwohl etliche sogar Österreich, in dieser Hinsicht weit vorangekom m en sind, Stief­ mütterchen zum Beispiel u nd Gänseblümchen. W e il d er Mensch, der Parvenü, auch sie wie alle seine Lebensgenossen zu N a rre n machte, nah m en sie das G eh ab en von O rchideen und C hrysanthem en an u n d säumen n u r P ark rab atten u n d ähnliche Scheußlichkeiten ein. H ie r in diesem Buch h a t ein Liebender m it viel Fleiß eine andere A r t von Pflanzen aufgemalt, die Blumen des Gebirges. Auch sie haben es schwer, aber die Schwierigkeit ihres Daseins h a t sie geadelt. D eshalb bieten sie sich auch nicht selber an, m an begegnet ihnen nur, und d afür m u ß m an etwas wagen, m an m uß jung sein oder verliebt. Ü brigens sind es auch u n te r den Blumen nicht die Berühmtesten, die wirklich R uhm verdienen. Im Bubenalter w ar ich eines Tages vergeblich h inter meinem ersten Edelweiß her, ich lag verdrossen auf einem grünen Fleck in den Felsen, u n d zu meinen Füßen rup ften ein pa ar Schafe an ihrem Futter. Erst nach geraum er Z eit kam ich dahinter, daß sie lauter Edelweiß fraßen, u n d nicht einmal gern. Ein anderes M al w ieder hatte ich m ir zuviel vorgenommen, ich klebte hilflos an einer verteufelten Platte, u n d da sah ich, dieses einzige M al in meinem Leben, die schwarze Edelraute vor meinen Augen, nahe genug, um hineinzubeißen. D amals h ätte ich freilich w eit lieber einen guten Griff als dieses botanische W u n d e r entdeckt. D as alles ist längst vorbei, jedenfalls die Jugend. Je tzt bin ich zufrieden, wenn der A tem noch reicht, au f einen G rasberg zu klettern oder ü ber die A lm böden zu stol­ pern. W a s da wächst, ist m ir wohl vertraut, meine M u tte r w u ßte gut Bescheid und auch mein O nkel, der ein Bergführer war. A b e r im m er noch ist es ein beklemmendes Glück, plötzlich vor der kraftvollen G estalt des Pannonischen Enzians zu stehen, dem D u ft des Kohlröschens nachzuspüren. Im mer einmal findet sich auch ein Kräutchen, das ich nicht zu nenn en weiß. D a n n werfe ich stundenlang den ganzen u n n ü tze n Kram in meinem H irn durcheinander, es läß t m ir keine Ruhe. W e n n es nu n ein völlig unbekantes Kräutchen w ä re ? G roßartig, die G elehrten h ätten ihre N o t damit, einen neuen N a m e n zu erfinden, un d meinen eigenen m ü ß ten sie ins Lateinische übersetzen, noch dazu im Genitiv. Ach, köstlich solch ein T a g aus lauter Licht u n d Glanz! H itz e stürzt aus dem H im m el, Schwaden vom D u f t des T h ym ians u n d der Schafgarbe ziehen von der H alde h erauf, u nd ü b er der Feuerglut des Gesteins flimmert die Luft. Bienen u n d W espe n u n d b unte Fliegen, ein Falter setzt sich auf das kahle Stämmchen d er Preiselbeere, un d das kleidet sie gut, diese seltsame Blüte, sie ist ja sonst nicht mit dergleichen gesegnet. N ebenbei steht eine Glockenblume in ihrem blaßblauen Kleidchen — ein verschämtes zwar, aber doch ein Frauenzimm er, ein wenig läßt sie ihre rote Zunge sehen. A b er es ist kein zartfü hlen der Schmetterling, den sie damit anlockt, sondern eine zottige H u m m el stü rm t aus h eiterem H im m el heran mit wilden Schwüngen u n d wirft das arm e Ding beinahe h intenüber mit ihrem Ungestüm. W ä r e ich jetzt ein Mensch, so stünde ich wohl n ur da u n d schüttelte den Kopf, mit der dümm sten aller Fragen auf den Lippen, mit der Frage: „ W o z u ? " W o z u diese Geschäftigkeit, dieses emsige Leben hier in der Wildnis, und weit un d breit kein vernünftiges W esen, das seinen N u tz e n davon h ätte? A ber ich liege n ur faul auf dem Rücken und bin Stein vom Steine. Ich blinzle behaglich durch schmale Augenklüfte, ein Büschel G ras wächst aus meinem O h r , ich vergeude glückselig meine Zeit, un d die Z eit vergeudet mich. NATUR UND LAND — d ie e in z ig e. 146. N a tu rs c h u tz z e its c h rift Ö s t e r r e i c h s !.

(3) ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Natur und Land (vormals Blätter für Naturkunde und Naturschutz) Jahr/Year: 1955 Band/Volume: 1955_10-12 Autor(en)/Author(s): Waggerl Karl Heinrich Artikel/Article: Über die Bergblumen. 145-146.

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