Irrational Herding
Übung zur Vorlesung „experimentelle Wirtschaftsforschung“
Im Sommersemester 2009 Betreuer: Sebastian Strasser
Experiment bearbeitet von:
Alexander Dusolt Willibald Eckhard Caspar Pleister
Agenda
1. Einführung 2. Design
3. Ablauf
4. Auswertung
Einführung
Herding beschreibt einen Mechanismus, der das Verhalten einer großen Anzahl an Individuen gleichsetzt, ohne vorherige gemeinsame Absprache.
Beispiele: Demonstrationen / „Mobpsychologie“
Aktienmärkte – Blasen und Börsencrashes Bankruns
…
Massenphänomen Bankrun: Führen individuell rationale Entscheidungen zu dem für alle Beteiligten nachteiligen (pareto dominierten) Ergebnis?
Einführung
Abgrenzung: Beispiele für individuell rationales Verhalten, das Herding zur Folge hat:
- Informationsasymmetrien – einige Individuen verfügen über Informationsvorsprung
beobachtetes Verhalten („Signal“) stellt zusätzliche Informationen für den Rest der Gruppe dar.
- „Informational cascades“ (Bikhchandani, S., Hirshleifer D. und Welch, I., 1992):
In sequentiellen Entscheidungssituationen unter Unsicherheit kann das
Verhalten Anderer die private Entscheidungsgrundlage (private Informationen) überlagern (keine Informationsasymmetrien wie oben definiert)
Individuell rationales Verhalten (aktualisieren der Beliefs / bayesianischer Wahrscheinlichkeit) kann zu sozial ineffizientem Ergebnis führen
Einführung - Hypothese
In der Vergangenheit waren sowohl gesunde als auch schwache Banken von Bankruns betroffen!
Welche Rolle spielt individuell irrationales Verhalten in Herding Phänomenen?
Allgemein:
Wirtschaftssubjekte lassen sich bei Entscheidungen unter Unsicherheit von dem Verhalten Anderer in vergleichbaren Entscheidungssituationen
beeinflussen.
Wirtschaftssubjekte orientieren sich ohne rationale Grundlage am Verhalten Anderer.
Hypothese
Agenda
1. Einführung 2. Design 3. Ablauf
4. Auswertung
Design
Setting: Koordinationsspiel 20 Teilnehmer
2 Gruppen 5 Runden:
- Runde 1-4: simultane Entscheidungssituation - Runde 5: sequentielle Entscheidungssituation Anfangsausstattung der Spieler: 100 Taler pro Runde
Entscheidungsalternativen je Runde:
Investieren Ja / Nein ?
Grundstruktur des Experiments
Determinanten der Payoffs / Gleichgewichte - Individuelle Entscheidung
- Entscheidung der Mitspieler (Koordination erfolgreich: Ja / Nein ? ) - Robustheit der Bank (des „guten“ Gleichgewichts):
„Wieviele Spieler müssen investieren, damit die Bank besteht (das gute Gleichgewicht gestützt wird)“
Zusätzliche Information in Instruktionen:
- Pro Runde erhält genau ein Spieler ein Signal über das Verhalten der Mitspieler
Design
Grundstruktur des Experiments
Design – Payoffs Phase 1
Gruppe 1 Gruppe 2
85,85 100,70
Nicht Investieren
70,100 145,145
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 5 / 10
70,70 100,55
Nicht Investieren
55,100 145,145
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 8 / 10
40,40 100,25
Nicht Investieren
25,100 160,160
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 8 / 10
70,70 100,55
Nicht Investieren
55,100 160,160
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 6 / 10
„Exogener Wirtschaftsschock“
Runde 1
Runde 2
Design – Payoffs Phase 2
Gruppe 1 Gruppe 2
85,85 100,70
Nicht Investieren
70,100 130,130
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 7 / 8
90,90 100,80
Nicht Investieren
80,100 130,130
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 6 / 9
90,90 100,80
Nicht Investieren
80,100 130,130
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 8 / 11
85,85 100,70
Nicht Investieren
70,100 130,130
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 10/ 12 Runde 3
Runde 4
Design – Payoffs Phase 3
Gruppe 1 Gruppe 2
70,70 100,55
Nicht Investieren
55,100 145,145
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 8/ 10
40,40 100, 25
Nicht Investieren
25,100 160,160
Investieren
Nicht Investieren Investieren
R = 8 / 10 Runde 5
Agenda
1. Einführung 2. Design
3. Ablauf
4. Auswertung
Ablauf Phase 1 - 3
Runde 5:
Runde 4:
schlechte Wirtschaft
Runde 3:
gute Wirtschaft
Runde 2:
schlechte Wirtschaft
Runde 1:
gute Wirtschaft
zufällige Bildung von 2 Gruppen mit je 10 Spielern ohne Signal
Vorbereitung der Runde 5:
− zufällige Bildung von 2 unterschiedlich großen Gruppen (z.B. 9 / 11)
− Spiel wie in Phase 1 mit veränderten Payoffs ohne Signal
identische Payoffs und Gruppen zu Runde 2 andere „Story“ Signal
Phase 1Phase 2Phase 3
Runde 2:
Schlechte Wirtschaft
Ablauf Phase 1
Runde 1:
gute Wirtschaft
10 Spieler 10 Spieler 10 Spieler 10 SpielerGruppe 1 Gruppe 2
Messung der Koordination und der individuellen Entscheidungen in Runde 2
Ziel
Runde 4 schlechte Wirtschaft
Runde 3:
gute Wirtschaft
Vorbereitung Phase 3:
Variation der Gruppengrößen und Payoffs
Gruppen werden nach dem Zufallsprinzip neu eingeteilt
Ziel
Ablauf Phase 2
Gruppe 1 Gruppe 2
Runde 5:
Schlechte Wirtschaft
+ Signal
Direkter Vergleich der Koordination und individuellen
Entscheidungen zu Runde 2 (identische Payoffs und Gruppen in Runde 2 und Runde 5).
Ziel
Ablauf Phase 3
Gruppe 1 Gruppe 2
→ Entscheidungssituation in Runde 2 und Runde 5 identisch - zusätzlich zu Payoffs erhalten Spieler in Runde 5 ein „Signal“
Phase 3 - Signal
Spieler gehen von Gruppengröße = 12 aus alle Spieler erhalten das Signal:
„Mehr als ein Teilnehmer hat „nicht investieren“ gewählt“
Jeder Spieler glaubt als einziger das Signal erhalten zu haben!
Identische Entscheidungssituation zu Runde 2!
„wenn ich weiss, dass mindestens 2 Teilnehmer „nicht investieren“ gewählt haben, verbleiben 10 Teilnehmer für die Koordination“
Kommunikation in Runde 5
Vergleichbarkeit Runde 2 und Runde 5:
- Payoffs und Robustheit identisch - Gruppengröße identisch
- Signal erlaubt keine Rückschlüsse auf restliche Gruppe (heterogene Teilnehmer, zufällige Aufteilung auf Gruppen)
identische Entscheidungsgrundlage identisches Verhalten?
Phase 3 - Signal
Zusammenfassung
Kooperation in Runde 2 ist größer als in Runde 5
Inkonsistentes Verhalten: Spieler, die in Runde 2 „investieren“
gewählt haben, wählen in Runde 5 „nicht investieren“
Vorhersagen
Intuition
Nachahmereffekt / Mitläufereffekt (Gleichheitspräferenz)
aufgrund kleiner Anzahl (zwei) von Spielern, von denen kopiert werden kann, vernachlässigbarer Effekt
Falsche Rückschlüsse auf das Gruppenverhalten
Kosten des Experiments
Keine Anfangsausstattung, Verdienst ergibt sich aus den erzielten Talern pro Runde:
Gruppe 1:
Maximaler Gewinn: 145 + 145 + 130 + 130 + 145 = 695 Minimaler Gewinn: 70 + 55 + 70 + 80 + 55 = 330
:
Gruppe 2
Maximaler Gewinn: 160 + 160 + 130 + 130 + 160 = 740 Minimaler Gewinn: 55 + 25 + 70 + 80 + 25 = 255
Umrechnung: 30 Taler = 1 Euro
maximaler Verdienst: 24,66 Euro (bei Gruppe 2) minimaler Verdienst: 8,50 Euro (bei Gruppe 1)
Beispielrechnung der (maximalen) Kosten
Agenda
1. Einführung 2. Design
3. Ablauf
4. Auswertung
Auswertung und Erweiterung
Vergleich der Ergebnisse aus Runde 2 und Runde 5
• Kooperationsniveau auf Gruppenebene
• Kooperationsentscheidung auf individueller Ebene
Auswertung
Runde 2 / Runde 5
Investieren / Nicht investieren Investieren / Investieren
Nicht Investieren / Investieren
Nicht Investieren / nicht Investieren
Wie verändert sich das Kooperationsverhalten auf
Investieren = 1, nicht I. = 0
Teilnehmer # Runde 2 Runde 5
1 2 3 4 5 6 7
Auswertung und Erweiterung
Erweiterung I
Durchführung eines Probelaufes, in dem die Anzahl der Teilnehmer mit „investieren“ ex Ante bekannt ist, um Verständnis zu prüfen (Wenn ein Teilnehmer nicht investiert, obwohl genug Teilnehmer investieren gewählt haben, wird dies als falsche Entscheidung gekennzeichnet; und vice versa)
Ermittlung der Risikoneigung der Teilnehmer in einer vorangestellten Lotterie.
Ermittlung des kritischen Wertes zwischen Wechsel von kooperieren auf nicht kooperieren
Unterscheidung der Gruppen in Treatments:
z.B. Treatment 1 erhält eine neutrale Instruktion, während Treatment 2 eine emotionale Instruktion
Zusammenfassung
Unterscheidung zwischen rationaler individueller Entscheidung (Treatment I) & irrationaler individueller Entscheidung (Treatment II):
Erweiterung II
Treatment I (Signal mit Information) Treatment II (Signal ohne Information)
Aufbau Runde 5 wie bisher
Unterschied: den Spielern wird mitgeteilt, dass die Spieler, deren Entscheidung
„beobachtet“ werden kann (also elf wie bisher!), das Ergebnis der letzten Runde kennen
Jetzt trägt das Signal „mehr als 1 Spieler hat nicht investieren gewählt“ neue
Informationen, da diese Spieler über einen Informationsvorteil verfügen Design: keine neue Gruppenzusam-
Treatment II bleibt unverändert gegenüber dem bisherigen Versuchsaufbau
Zusammenfassung
Ablauf: Runden 1 – 5 unverändert
Unterschied Treatment I & II: Wird das Signal in Runde 5 gesendet, sollten die Informationsasymmetrien in Treatment I dazu führen, dass ein stärkerer Herding- Mechanismus einsetzt als in Treatment II (bei rationalen Entscheidern)
Treatment II: Interpretation wie bisher
Interessant, ob es einen Unterschied in dem Kooperationsverhalten zwischen Treatment I und Treatment II gibt und wie groß er ist
Erweiterung II
Es ist kein signifikanter Unterschied zwischen Treatment I & Treatment festzustellen.
Hypothese