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Das annähernd gleichzeitige Auftreten der alten Hochkulturen im Niltal und

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WoLroANG Helck: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. Ägyptologische Abhandlungen Band 5. Harrassowitz,

Wiesbaden 1962.

Das annähernd gleichzeitige Auftreten der alten Hochkulturen im Niltal

und. im Zweistromland mit einer Reihe von Parallelerscheinungen stellt

immer wieder die Frage nach gegenseitiger Abhängigkeit oder Beeinflussung ;

im allgemeinen besteht die Neigung, der sumerischen Kultur eine gewisse

Priorität gegenüber der ägyptischen zuzuerkennen.

An diesem Punkt, der sogenarmten ,, Frühzeit" setzt Helcks Unter¬

suchung ein (die vorgeschichtlichen Kvüturreste lassen keine einheitliche

Interpretation zu) und endet mit der Wende zum 1. Jahrtausend, da von

hier an der syrisch-palästinensische Raum als Ausgangspunkt weiterer

Untersuchrmgen in Betracht gezogen werden muß. Abgesehen von dieser

zeitlichen Begrenzung des Themas ist es eigentlich nur der Sektor ,, Kunst",

den Helck berufeneren Keimern überläßt. Diese Selbstbescheidung ehrt

den Verfasser, und erhöht das Vertrauen des Lesers in die behandelten

Themen, die auf enormer Breite die vielfältigen Berührungspunkte zwisohen

Ägypten und Asien auf geschichtlichem und kulturgeschichtlichem Gebiet

rmtersuchen : Spraehe, Literatur, Religion, Magie, Handel, Kleidung, Musik.

Die hier angeschnittenen Fragen sind seit W. Max Mülleb (Asien und

Europa, 1893) derartig umfassend nicht behandelt worden; zudem haben

sich, durch die seither erfolgten Ausgrabungen (z.B. Ugarit, Mari, Boghazköi)

völlig neue Gesichtspunkte ergeben. Daß dabei Helck, als Kermer der

Schriften und Sprachen der Ägypter und ihrer östlichen Partner bzw. Kon¬

kurrenten, jeweils die Quellen selbst benutzen konnte, gibt der Untersuchung ein besonderes Gewieht.

Als Ziel seiner Arbeit nennt Helck „den asiatischen Einfluß aufzuspüren

und damit eine Antwort zu geben auf die Frage, inwieweit die ägyptische

Kultur fremdes Gut in sich aufgenommen hat und inwieweit sie dadurch

ihren Weg neu bestimmte" (S. 2). Die Breite, die den einzelnen Epochen bzw.

Themen gewidmet wurde, hing naturgemäß auoh von dem vorhandenen

Material ab : so nehmen die Frühzeit, das Alte und Mittlere Reich zusammen

nur etwa '/e des gesamten Buches ein (S. 5—91); die Hyksosfrage, aus der

Helck sehr weitreichende Folgerungen entwickelt, wird auf den Seiten

92 108 behandelt; der eigentliche Schwerpunkt der Untersuchung liegt im

Neuen Reich (S. 109—621).

Die hier gebotetene Kürze erlaubt, nur einige der HELCKscben Ergebnisse

mitzuteilen, wobei der quellenärmeren Zeit mehr Raum eingeräumt werden

soll als der Epoehe des Neuen Reiches.

Frühzeit: Das Westdelta stand im Handelsverkehr mit der asiatischen

Mittelmeerküste, gehörte eventuell sogar bevölkerungsmäßig zu Asien. Das

Ostdelta war von semitischen Nomaden durchzogen (Verbindung von

Tammuz-Adonis-Glauben mit der Osirismythe). Die ins Westdelta ein¬

dringenden „Ägypter" der Negade-II-Gruppe übernahmen Elemente der

sumerischen Djemdet-Nasr-Kultur, die auf dem Handelswege dorthin ge¬

langt waren (Rollsiegel mit sumerischen Motiven; Gefäßtypen). Ein direkter

Kontakt mit Sumer hat nicht stattgefunden; die bisher geltend gemachten

(2)

Belege (Nisobenarohitektur, Schiffstypen, Schrifterfindung) werden aus¬

geschieden : es liegen eigene ägyptische Entwicklungen vor^.

Altes Reich: Auseinandersetzungen mit don Ostdelta-Nomaden zur

Sicherung des Weges zu den Kupfer- und Türkisminen auf dem Sinai,

Kämpfe mit den Asiaten (St.tjw), d.h. den Einwohnern von Palästina imd

Syrien, sowie Handelsunternehmungen zu Schiff an die asiatische Küste

werden berichtet. Zu Bybios, dem Zentrum des ägyptischen Holzhandels,

bestanden sohon in der 2. Dynastie enge Beziehungen, wie dort aufgefundene

„Weihgaben" (Bezahlungen für geliefertes Holz) bezeugen. Von der 6. Djma¬

stie an treten die Beduinen (sss.w) auf, die Bewohner Südpalästinas; eine

neue Bezeichnung für die Asiaten {'im.w) kommt auf.

Mittleres Reich: Die sogenannten Äohtungstexte geben ein Bild von

dem Ausmaß des Außenhandels: die Äehtimgszeremonien dienten dem

Schutz der durch die aufgezählten Orte erkermbaren Handelswege. Bei

einigen Orten, so vor allem Bybios, fehlt der Name des zu ächtenden Fürsten, was sich aus seiner Stellung als „Beamter im ägyptischen Staatsdienst"

erklärt. Die Gleichsetzung des byblitischen Fürsten Jantin (unter Neferhotep)

mit Jantin-Hammu liefert eine beaehtliche Stützung der sogenarmten

„kurzen Chronologie" für Hammurabi (1728—1686). Überspitzt wirkt die

BeurteUung der Sinube-Gesohichte, der jede Authentizität abgesprochen

wird : es handele sieh um eine fiktive Biographie, aus der wir höchstens das

Bild ablesen körmen, das man sieh in Ägypten von den asiatischen Nachbarn

machte.

Hyksos (1.5. Dynastie) : Beginn 1650. Wegen der vorwiegend hurritischen

Namen als Hurriter bezeichnet. Die Einführung des Baalkultes in Tanis (400-

Jahr-Stele) erfolgte durch (friedlieh einsickernde ) semitische Nomaden rund

60—70 Jahre vor der liriegerischen Eroberung durch die Hyksos^.

Neues Reich: Die Könige der 17. Dynastie in Theben, die (parallel zur

15. Dyn.) zunächst Vasallen der Hyksos waren, geben den Anlaß zum

Verfall des ,,Hyksosgroßreiches" (Helck S. 112: ,, Föderation der Hurri- Länder"). Als Nachfolger und ,, Erben" der Hyksos erbeben die Pharaonen

der 18. Dynastie Ansprueh auf die syrisehen Gebiete, der aber ebenso auf

der anderen Seite des ehemaligen Hyksosreiches von den Mitannifürsten

geltend gemacht wird : ,,der nun zwischen Ägypten und Mitanni entbrermende

Kampf um Syrien ist im Grunde ein Kampf von Diadochen" (S. 117). Der

„neue Geist", der mit der 18. Dynastie in Ägypten einzieht, wird von Helck direkt auf die Hyksos-Hurriter zurüekgeführt ; die neue Gesellschaftsklasse

der Wagenkämpfer (,, Ritter") wird dureh die Einführung von Pferd und

Wagen entscheidend geprägt; mit ihr kommen neue Ideen (persönliebes

Selbstgefühl, Fortschrittsglaube, Vermenscblichung des Königs, Hinwendung

1 Der Versuch, wegen der Lautwerte 'jn (Auge), jd (Hand), idn (Ohr)

semitischen Einfluß zur Zeit der Schrifterfindung im Ostdelta nachzuweisen, ist von Helck {Zeitschrift für Ägyptische Sprache 80, 1955, 144) angezweifelt.

Zur Scbriftentwicklung in Oberägypten siehe H. W. MijLLEB, Ägyptisehe

Malerei (Berlm 1959) S. 11.

2 Von Helck als , .Hirte" gedeutet; möglicherweise liegt aber aucb eine

Beneimung nach der Bewaffnung vor: „Wurfholzleute" (verwandt mit qms

,, werfen").

^ Abweichende Ergebnisse sind bei Jübgen von Beckebath, Unter¬

suchungen zur politischen Oeschichte der Zweiten Zwischenzeit in Ägypten,

Ägyptologische Forschungen 23, zu erwarten.

(3)

zum Diesseits) zum Durchbruch. Ägyptens geistesgeschichthche Entwicklung

wird, also ganz wesentlich durch asiatische Ideen bestimmt. Daneben läuft die

Unterwanderung durch syrische Soldaten, Handwerker, Künstler und

Beamte ; eine nicht zu imterschätzende Rolle spielten auch die ausländischen

Frauen. — Die Überfremdung des ägyptischen Lebens findet deutlichen

Ausdruck in der Fülle asiatischer Fremdwörter, von denen über 300 be¬

handelt sind (S. 551—607). Dabei diskutiert Helck noch einmal die Frage

der Wiedergabe fremder (vokalisierter) Wörter in der (vokallosen) Hiero¬

glyphenschrift und entwickelt eine neuartige, eindeutige Umsehreibungs-

methode der „Gruppenschreibung" (S. 601—602 und Klapptafel).

Das ausführliche Inhaltsverzeichnis ersetzt ein Sachregister (die Indices

enthalten nur die Orts-, Personen- und Götternamen); Karten und Zeich¬

nungen*, vor allem eine ausklappbare Zeittafel (von 1800—1170), machen

die Benutzung des umfangreichen (aber dennoch erfreulicherweise relativ

billigen) Buches auch dem eiligen Benutzer leieht.

Für die von Helck gebotene Gesamtschau, für die Fülle von Material

und Anregung sehuldet ihm die Wissenschaft vom Alten Orient unein¬

geschränkten Dank. Wolthabt WESTBNDOBr, München

Otto Kaiseb: Die mythische Bedeutung des Meeres in Ägypten, Ugarit und

Israel. (Beiheft zur ZAW 78) Berlin: Töpelmann 1959. VTII, 161 S.

Die Funde aus dem alten Ugarit haben nicht nur Einblick gegeben in das

religiöse Denken der Kanaanäer, sondern baben damit auch eine Fülle

neuer Fragen gestellt, bzw. alte Fragen in einem neuen Lieht erscheinen

lassen. Eine dieser alten Fragen hat K. in seiner Tübinger Dissertation auf¬

gegriffen. Seit GuNKELS schon „klassisch" gewordenem Buch „Schöpfung

und Chaos in Urzeit und Endzeit" war der Blick fast immer nach Babel

gerichtet, wenn es darum ging, den mythischen Urgrund der alttestament¬

lichen Aussagen aufzuspüren. Das war verständlich in einer Zeit, in der viele

ägyptische Quellen noch unerschlossen und die kanaanäischen überhaupt

unbekannt waren. Heute ist es deutlich, daß Palästina ebenso vom Süden

imd Norden (und wohl auch vom Westen) bestimmt war, wie vom Osten.

Dadurch werden die geschichtlichen Beziehungen sehr viel mannigfaltiger

und verwickelter, als es früher den Ansehein hatte.

Von dieser neuen Situation gibt K.s Untersuchung ein anschauliches Bild.

Ihm geht es um die mythische Bedeutung des Meeres vor allem in Ägypten

und Syrien, von der er dann die Entmythisierung des Meeres im Alten

Testament umso deutlicher abhebt.

So imtersucht er zunächst die ägyptischen Vorstellungen an Hand aus¬

gewählter Quellenstellen und zeigt die Bedeutung des alles umfassenden

Urgewässers, Nun, des ,, Vaters der Götter, aus dem alles hervorgeht". Nur

selten findet sieh in alter Zeit die Vorstellung vom Meer als einer lebens¬

feindlichen Macht.

Anders in Kanaan nach den ugaritischen Quellen. So lückenhaft grade

die Jam betreffenden Abschnitte des Epos sind, so zeigt docb K. in sorg¬

fältiger Einzelinterpretation, wie stark das Meer als lebensbedrohende Macht

empfunden wurde und wie von da aus der Kampf zwischen Baal und Jam

als WT^iderspiel der Herbststürme und Überschwemmungen zu verstehen ist.

* Die S. VIII versprochene Karte der im Papyrus Anastasi I genaimten

syrisch-palästinensischen Orte fehlt S. 333.

(4)

Wenn nun in den ägyptischen Quellen seit der Zeit des Neuen Reiches

nicht nur das Fremdwort Jam für Meer ins Ägyptische eindringt, sondem

aueh Vorstellungen vom räuberischen und bedrohliehen Meer sieh finden,

dann stellt sich m.R. die Frage, ob hier nicht Einflüsse von Syrien sich geltend

machen, zumal in einer Zeit, da die Ägypter selbst von Unterägypten aus

das Meer kennenlernen.

Ägypten und Syrien sind der Bereich, in dem „Israel" sich entwickelt und seßhaft wird. Daraus ergibt sich für K. das Problem, ob Israel sieh nicht

viel mehr mit den Vorstellungen dieser Umwelt auseinandersetzen mußte,

als mit den babylonischen, so gewiß Palästina aueh zum babylonischen

Kultiubereich gehörte. Und so bespricht er die Stellen aus der älteren

Literatur des Alten Testaments, die nooh etwas von den mythischen Vor¬

stellungen erkennen lassen, nach den Quell- oder Flußgottheiten von Gten

16,7—14; 32,23—33 und 2 Kön 5,1—19, vor allem die Sohöpfungserzäh-

lungen, die Fluterzählungen und die Durohzugserzählungen, sowie die sog.

Drachenkampfdarstellimgen. Das Gesamtergebnis ist eindeutig: Alle ur¬

sprünglich vorhandenen mythischen Elemente sind vom Jahweglauben

absorbiert, die mythischen Gewalten ihrer Macht entkleidet. Auoh hier hat

die Geschiehte den Mythus überwunden.

Im einzehien wären manche Fragen zu stellen. Weim es stimmt, daß es

sich bei dem Jakobskampf am Jabbok um ,, einen in besonderer Weise mit

dem ostjordanisehen Jakob verbundenen ,, Vätergott" bandelt (S. 98),

dann ist es eben doch nicht so sicher, daß diese Erscheinung ursprünglich

ein Flußgott war. Daß der Kampf am Jabbok stattfindet, beweist das

schwerlich. So wäre zu fragen, ob diese Gescbichte überhaupt in diesen

Zusammenhang gehört.

Eine sehr viel weiterreichende Frage ist mir erneut bei der Lektüre dieses

Buches gekommen. Aueh K. übernimmt, wie alle anderen, den Begriff des

,, Chaos" für die Auslegung der Schöpfungserzählungen. Mir wird immer

fraglicher, ob die Anwendung dieses Begriffs exegetisch wirklich gerecht¬

fertigt ist. Zum mindesten müßte doeh wohl sehr differenziert werden, bzw.

klargestellt, was darunter zu verstehen ist. Doch darüber muß in anderm

Zusammenhang gehandelt werden.

Unabhängig davon aber scheint mir gerade die Darstellung der Draohen-

kampfmythen imd ihres Naehklangs in der at.lichen Poesie erheblieh über

Gunkel hinauszuführen und noch deutlicher zu maehen, was dann das

Schlußkapitel zusammenfaßt, daß vom Schöpferglauben rmd das heißt zu¬

gleich vom Glauben an den Herm der Gescbichte her der Mythus über¬

wunden wird.

Die Besprechung hat sich leider so verzögert, daß der naheliegende

Wunsch, dem guten Erstlingswerk möchten noch weitere so gute Arbeiten

folgen, inzwischen überholt ist ; die weiteren guten Arbeiten liegen sohon vor.

Alfred Jbpsbn, Greifswald

Textus. Annual of the Hebrew University Bible Project. Bd. II. Herausgeg.

von C. Rabin. Jemsalem, Magnes Press Hebrew University, 1962.

P. E. Kahle, Pre- Massoretic Hebrew (S. 1—7), gibt einen Überblick über

seine (und seiner Schüler) Bemühungen, das vortiberiensische Hebräisch

zu rekonstruieren. Wichtiges Quellemnaterial und indirekte Zeugnisse über

massoretisohe Traditionsdifferenzen werden aufgeführt mit dankenswertem

(5)

Hinweis auf das noch nicht ersciilossene Material. — N. H. Snaith, The Ben

Asher Text (S. 8—13), charakterisiert die von ihm zur Herstellung der durch

die British and Foreign Bible Society verbreiteten Biblia Hebraica be¬

nutzten Handschriften als Ben-Ascher-Texte. Sieht man von der Meteg-

Setzung ab, so zeigt sieh in der Akzentuierimg der SNAiTHsohen Bibel in

der Tat eine enge Berührung mit den Ben-Ascher-Repräsentanten. — S.

Talmon, The Three Temple Scrolls of the Law that were Found in the Temple

Court (S. 14^27), zeigt, daß man die Beriehte pTa<'an 4, 68», Aboth RN

(B) 46, SDt 33, 27 (148^), TrSoph 4 § 4 falsch versteht, wenn man annimmt,

daß sie über die Verwerfung einzelner Texte nach reinem Majoritätsge-

sichtspimkt berichten. Es geht vielmehr um einzelne Texttypen, von denen

ein bestimmter sehon längst rezipiert, als einzig legitimer anerkannt wird. —

M. Goshen-Gottstein, Biblical Manuscripts in the United States (S. 28—59),

gibt einen Einblick in die in USA gesammelten tiberiensischen Bibelhand¬

schriften bis zum 13. Jahrb., in die nichttiberiensischen Bibelhandschriften,

in aramäische und syrische Handschriften. Ferner wird über JTS 729 be¬

richtet, eine vor ca. hundert Jahren von J. Sapir hergestellte Liste über

Lesarten des Aleppokodex (mit einer Tafel); diese Liste wird für die ver¬

lorenen Toile des Aleppokodex von großer Bedeutung sein. — C. Rabin,

The Ancient Versions and the Indefinite Subject (S. 60—76), untersueht

statistisch die Übersetzung des unbestimmten Subjekts in ©, ö, 93 und £

mit dem Ergebnis, daß die Nichtübereinstimmung sehr oft auf das Konto

,des "ÜTaersetzers gesetzt werden muß, der von den stilistischen Eigenheiten

seiner Sprache bestimmt wird. — J. Shunary, An Arabic Tafsir of the

Song of Deborah (S. 77—86), vergleicht die von Melamed in Eretz-Israel 3

(1954) S. 198—206 veröffenthchte Handschrift mit BM Heb. Or. 1471 und

2371 und Strasbourg Univ. 4004. — D. N. Freedman, The Massoretic

Text and the Qumran Scrolls: A Study in Orthography (S. 87—102), unter¬

sucht die Piene-Schreibung (vor allem von o durch waw) von 4QExod(f)

(275 225 v.Chr.), 4QSam(b) (250—200 v.Chr.) und 4QJer(a) (225—175

v.Chr.). Dabei zeigt sich, wie zu erwarten, daß ö < aw regelmäßig plene,

ö < regelmäßig defektiv geschrieben wird, während 6 < ä von 4QSam(b),

wie noch im 4. Jahrh. üblich, stets defektiv, von den anderen Handsehriften

aber für gewöhnlich plene geschrieben wird. Die massoretisohe Ortho¬

graphie wird als Kompromiß zwischen der des konservativen 4QSam(b)

und der des freieren 4QExod(f) ähnlich der von 4QJer(a) bestimmt. Die

Grim.dlagen der massoretisohen Orthographie lassen sich also aus der Wende

vom 3. zum 2. Jahrh. v.Chr. herleiten. — G. E. Weil, Propositions pour

une 6tude de la tradition massoretique babylonienne (S. 103—119), betont die

Wichtigkeit der babylonischen Massora für eine kritische Ausgabe des

massoretisohen Textus receptus. Die Arbeit enthält eine Zusammenstellung

imd Kommentierung der babylonischen und tiberiensischen Massora zu

Qoh 1—2. — I. Yeivin, A Babylonian Fragment of the Bible in the Abbrevi¬

ated System (S. 120—139), beschreibt die Fragmente JTS Genizah S. 112

-|- Univ. Libr. Cambridge T.-S. 12.865 und ordnet sie in die Geschichte der

babylonischen Punktierung ein. Die Lv 11, 32—23, 10; Nu 24, 3—29, 36

enthaltenden Reste der ]''mO -Handschrift werden auf 6 Tafeln photo¬

graphisch v/iedergegeben. — Drei Mitteilimgen beschließen die Aufsätze des

reichhaltigen Bandes: D. Flusseb, Tlie Text of Isa. xlix, 17 in the DSS

(der wohl ursprüngliche Text ist in IQIsa, © und Bam. 16,3 erhalten),

13. Kedar-Kopfstein, A Note on Isaiah xiv, 31 (es sollte UM fKI

gelesen werden: ,,... none is fleeing among his summoned troops. ..") und

28 ZDMG 114/2

(6)

I. Yeivin, The Vocalization of Qere-Kethiv in A (die Qere-Punktierung im

Aleppokodex folgt bisweilen anderen Methoden als in unseren Bibelaus¬

gaben).

Als Supplement konnte dem Band L. Lipschütz' Ausgabe des Traktates

von Mischael ben Uzziel über die Unterschiede zwischen Ben Ascher imd

Ben Naphtali beigegeben werden. Seit Lipschütz' Bonner Dissertation aus

dem Jahr 1935 hat man diese Ausgabe erwartet, aber die politischen Ver¬

hältnisse verhinderten den Druck. Zwei Oxforder Genizafragmente des

Traktates (davon ein Exzerpt) konnte jetzt H. P. Rüger in VT 13 (1963)

S. 231—235 veröffentlichen. Es ist zu hoffen, daß in Textus III Lipschütz die Einleitung seiner Edition publizieren kann.

Habtmut Gese, Tübingen

Hebrew and Semitic Studies Presented to Godfrey RoUes Driver in Celebration

of His Seventieth Birthday 20 August 1962. Edited by D. Winton Thomas

and W. D. McHardy. 8°. VIII. 206 S. Frontispiz. Oxford, Clarendon

Press, 1963. Preis geb.: 75 s.net.

Die in diesem prächtig ausgestatteten, mit einem guten Bilde des Jubilars

geschmückten Festbande vereinten, nach den Anfangsbuchstaben der

Namen ihrer Verfasser alphabetisch angeordneten 15 Aufsätze bringen

Beiträge zur Semitistik überhaupt und zu ihren Teilgebieten, zur Aramaistik,

zur Sumero-Assyriologie, zur Arabistik und zum weiten Felde der Alt¬

testamentlichen Wissenschaft, beziehen sieh also auf Bereiehe, die zu dem

durch die den Band beschließende „Select Bibliography of the Writings of

Godfrey Rollos Driver" (S. 191—206) umschriebenen Arbeitsgebiet Dbivbbs gehören, vielfach von dessen hier verzeichneten Veröffentliehungen angeregt

sind und wie diese einen weiten Horizont aufweisen, indem sie sehr oft über

die Gruppe, der sie gleieh zugeordnet werden sollen, hinausreichen und aucb

für Nachbargruppen etwas abwerfen. So geht C. J. Gadd, The second

lamentation of Ur (S. 59—76), der Teil III der — zum Unterschied von der

des öfteren behandelten und vorgelegten ersten sumerischen Klage um den

Untergang von Ur — weniger bekarmt gewordenen zweiten Klage dieser

Art in Transkription und Übersetzung bietet und mit gehaltreichen sprach¬

lieben und sachlichen Anmerkungen versieht, freilieh zunäehst die Sume¬

rologie an, berührt aber aueh die ,, Klagelieder Jeremias", indem S. 61 einer¬

seits deren Abhängigkeit von sumerischen Klagen feststellt, andererseits aber

ihre sie von diesen unterscheidenden Besonderheiten hervorhebt. In ähn¬

licher Weise werfen auch die anderen Beiträge zu der vorliegenden Fest¬

schrift für die ihrem eigentlichen Bereieh benachbarten Gebiete Ertrag ab,

ohne daß das ausdrücklich dargetan zu werden brauchte. Der Aramaistik sind

zwei Beiträge zugewandt. A. Dupont-Sommeb, Un ostracon inedit aramien

d'ijliphantine (Colleetion Clermont-Ganneau n° 44) (S. 53—58) behandelt ein

am 26. März 1907 von Clermont-Ganneau aufgelesenes Ostrakon mit

brieflichen Mitteilungen seitens eines unbekarmt bleibenden Absenders an

Jedonja, in denen von Verhaftung des Absenders die Rede ist und aueh des

Sabbats (natl? DV) Erwähnung getan wird. H. H. Rowley, Notes on the

Aramaic of the Genesis Apocryphon (S. 116—129) vergleicht das Aramäische

des Genesis-Apokryphons mit dem Aramäischen des Danielbuches und

kommt zu dem Ergebnis, daß das Aramäische der Rolle etwas jünger sein

müsse als das des Danielbuches und daß die Abfassung der Rolle schon im

2. Jahrhundert v.Chr. stattgefunden haben köime, da aus sprachlichen

(7)

Gründen kein langer Zeitraum zwischen Daniel und Apokryphen angenom¬

men zu werden brauche. Der Arabistik, genauer : der Sabäistik ist zugewandt

G. IFlYCKMANS, Le qayi en Arabie miridionale pröislamique (S. 144—155).

Der qayi, d.h., da das Wort mit dem arabischen qäla ,, sprechen" zusammen¬

hängen wird, ,,der Sprecher", „der Kommandierende" oder dergleichen, wird

hier bestinunt als ein dem König untertaner Stammes- oder Heeresgruppen-

Führer. In der letzten Periode der sabäischen Geschichte sei qayi indes zu

einem von Gliedem der maßgebenden Familien getragenen bloßen Ebrentitel

herabgesunken.

Der Semitistik überhaupt gehören an C. Rabin, T he origin oj the subdivisions

of Semitic (S. 104—115) und T. W. Thackeb, Compound tenses containing the

verb 'be' in Semitic and Egyptian (S. 156—171). Der letztere vergleicht das

Verbum ,,8ein" enthaltende zusammengesetzte Verbalformen der west¬

semitischen Sprachen mit analogen, wnn ,,sein" aufweisenden Kompositionen

des Alt- und Mittelägyptischen und kommt zu dem Sehluß, daß das West¬

semitische und das Ägyptische in dieser Hinsicht eine ähnliche Entwieklung

erfahren haben rmd daß hier wie sonst Phänomene semitischer Sprachen

Probleme der ägyptisehen Grammatik und Syntax aufhellen helfen köimen.

Der erstere nimmt unter Ablehnung anderer Theorien, insbesondere der

„Wanderungs"- und der ,, Substrat-Theorie", an, daß der Bereich der

semitischen Sprache zunächst ein homogenes Ganzes gewesen sei und daß

seine Verschiedenheiten aus späterer linguistischer Diffusion zu erklären

wären.

Mehr als die Hälfte der in den vorliegenden Studies vereinten Aufsätze,

nämlich neun von ihnen, haben es mit Fragen der Wissensebaft vom Alten

Testament zu tun. W. F. Albright, Archaic survivals in the text oj Canticles

(S. 1—7 zählt aus dem Hohenlied eine Reihe formaler und inhaltlicher

Archaismen auf, die sich durcb die etwa ein Jahrtausend umfassende Über¬

lieferung der Lieder bis zu ihrer im 5. oder 4. Jahrhundert v.Chr. geschehenen

Sammlung, wie sie das uns vorliegende Hohelied-Buch darstellt, erhalten

haben und beweisen, daß die Grundlage der in diesem vereinten Lieder

1 000 Jahre älter ist. P. A. H. De Boee, A Syro-hexapla text of the Song

of Hannah: I Samuel II. 1—10 (S. 8—15) kann den bisher bekannten

Vertretern des syro-hexaplarischen Bibeltextes einen neuen Zeugen hinzu¬

fügen, nämlich fol. 135b-136a des der Bibliothek des chaldäischen Patriar¬

chats zu Mosul gehörenden Kodex Bibl. Patr. 1112, der auf fol. la — 130a den

syrischen Text der Psalmen und von sieben Oden (130a — 140a), darunter an

vierter Stelle (fol. 135b — 136a) dem Liede der Hannah, enthält. A. DfEZ-

Macho, a new list of so-called 'Ben Naftali' manuscripts, preceded by an

inquiry into the true character of these manuscripts (S. 16—52) gibt in I

(S. 16—26) eine Übersieht über die neueren Arbeiten zu den 'Ben Naftali'-,

d.h. Pseudo-Ben Naftali-Text bietenden Handsebriften, erklärt die zwischen

wirklichen und angebliehen Ben Naftali-Handschriften bestehenden Ähnlich¬

keiten daraus, daß beide die palästinische Punktuation zur Grundlage haben,

und fügt in II (S. 27—52) ein Verzeichnis der 'Ben Naftali'-Handsehriften

hinzu. H. L. Ginsbebg, 'Roots below and fruit above' and related matters

(S. 72—76) behandelt die Zusammenstellung von '^"W und ''TS, wie sie II Kön

19,30; Jes 14,29; 37,31; Hes 17,9; Hos 9,16; Amos 2,9 vorkommt, und zeigt,

daß hier weder 'Ö'VB ,, Wurzel" noch """IS ,, Frucht", sondern ersteres ,, Baum¬

stumpf", letzteres ,, Gezweig" bedeutet. C. H. Gobdon, Abraham of ür

(S. 77—84) hält in Auseinandersetzung mit H. W. F. Saggs, Ur of the

28*

(8)

ChaMees. A Problem of Identification (Iraq 22, 1960, S. 200—209) an der schon vorher vertretenen Ansetzung von Ur der Chaldäer in Nordwestmesopotamien

fest und stützt diese Ansetzung mit dem von J. NouGAyBOL in PRU IV,

1956, S. 103—105. Taf. XV veröffentliohten Text aus Ugarit, einem vom

Hethiterkönig Hattusili III (e. 1282—1250 v.Chr.) an Niqmepa' von Ugarit

gerichteten Brief, der eine von Niqmepa' dem Hethiterkönig vorlegte Be¬

sehwerde darüber wiederholt, daß die Ur(a)-Leute in maneher Hinsieht dem

Lande Ugarit zur Last fielen. E. Hammershaimb, On the so-called infinitivus

absolutus in Hebrew (S. 85—94) behandelt unter gelegentlicher Berück¬

sichtigung des Infinitiv-Gebrauches in den anderen semitischen Sprachen

einige im Hebräischen vorkommende Anwendungsarten des Infinitivus

absolutus, etwa als Befehl wie "liau*T ,, Bewahre!" Dtn 5,12 oder "niSTT ,,Ge-

denke!" Ex 20, 8, oder — dies seine am häufigsten vorkommende Anwen¬

dungsart — seinen substantivischen Gebrauoh als Objekt eines von dem¬

selben oder einem ähnliehen Stamm abgeleiteten Verbums oder auch seine

Funktion als Verbum finitum wie in D''ri73n~nK n3^ Kohelet 4,2 und

Xin "^ionil Esther 9,1. Sigmund Mowinckel, b'H^ (S. 95—103) stellt als

Ergebnis seiner Untersuchung der Stellen des Alten Testaments, in denen

oder verwandte Wörter vorkommen, fest, daß es von Haus aus so etwas

wie eine Bezeichung des mythischen ,, Lindwurms" gewesen sein müsse und

infolge der Kombination von Drache und Löwe in der dichtenden und bilden¬

den Kvmst Name des Löwen geworden sei, daß sich aber wenigstens an einer

Stelle, Hiob 18,8 die Bedeutung ,, Drache" erhalten habe. Wilhelm Rudolph,

Jesaja XV — XVI (S. 130—143) bietet die mit textkritisehen Anmerkungen,

einer Übersieht über den Aufbau der Kapitel, ihrer sachlichen Erklärung

und einer Erörterung der Frage ihrer Echtheit und ihrer Entstehungszeit

verbundene Übersetzung der von Moabs Schicksal handelnden Kap. 15—16

des Jesaja-Buches und beantwortet die sich hier auftuenden Fragen dahin:

16,13f. ist ein nicht sicher zu datierender Nachtrag. Auch 15,9 und 16,2.12 sind nioht sicher ansetzbar, aber wohl ein etwas älterer Zusatz als der Nach¬

trag 16,13f. 15,1—8 16,1.3—11 spiegeln die II Kön 14,25 beriehtete Aus¬

dehnung Israels bis an den Steppenbaoh, die Moabs Einverleibung in Israel

zur Folge hatte, wider. Der II Kön 14,25 als Zeitgenosse Jerobeams II, des

Schöpfers dieser Expansion Israels, genaimte Prophet Jona ben Amittaj

kommt aber als Verfasser kaum in Betracht. Eher wird an einen judäischen

Propheten zu denken sein. Jedenfalls ist das Stück älter als Jesaja imd

stellt die älteste Schriftprophetie des Alten Testaments dar. L. Ziegleb,

Die Vokabel-Varianten der O-Rezension im griechischen Sirach (S. 172—190)

erklärt die von O, also der origineischen oder hexaplarischen Rezension,

gebrachten Varianten teils aus der hebräischen Vorlage, teils daraus, daß das

in der griechischen Übersetzung des Enkels stehende Wort nicht mehr ver¬

ständlieh war und von der zweiten griechischen Übersetzung durch ein

anderes ersetzt worden ist. Wo die Besonderheiten von 0 sieh weder so noch

so erklären lassen, wird eine andere hebräische Vorlage angenommen werden

müssen.

Diese Studies, die dem Jubilar am 3. April 1963 in einer schlichten Feier¬

stunde überreicht worden sind, stellen eine seiner Leistung würdige Fest¬

gabe dar und werden unserer Wissenschaft ebenso starke Anregungen geben,

wie es des Jubilars reiches Lebenswerk getan hat und tut.

Otto Eissfeldt, HaUe/Saale

(9)

Pattl Wintek: On the Trial of Jesus. = Studia Judaica. Forschungen zur

Wissenschaft des Judentums, Bd. I, Walter de Gruyter, Berlin 1961.

216 S. DM 22,—.

Ein faszinierendes — und deprimierendes Buch! Ein Werk, das es dem

Rezensenten nicht leicht macht. Denn es geht in ihm nicht bloß um das so

äußerst schwierige historisehe Problem des Prozesses gegen Jesus, sondern

zugleich um das jüdische Schicksal in christlicher Umwelt schlechthin und

im besonderen um das unfaßliohe, imausdenkbare Leid, das deutsehe Men¬

schen dem jüdischen Volk vmlängst zuzufügen sich vermessen konnten. —

Paul Winter hat diesen Band gesammelter Untersuchungen zum Prozeß

J'esu gewidmet „to the dead in Auschwitz, Izbica, Majdanek, Treblinka,

among whom are those who were Dearest to me". W. sieht in dem, was durch

die J'ahrhunderte hindurch und vor allem in diesen Vernichtungslagern

geschah, den ständigen Weitervollzug des Prozesses Jesu. So wird Jesus

2um Prototyp des verfolgten, mißhandelten und in grauenhafter Weise zu

Tode gequälten Juden.

Diese gerade einen deutsohen christlichen Theologen bis ins tiefste auf¬

wühlende Geschichtsdeutung jüdischen Schicksals hat ihren Ansatzpunkt

in einer Richtung jüdischer Jesusforsohung und -deutung, die Schalom

Bbn-Chobin prägnant als ,,Heimbohmg Jesu in das jüdische Volk"' be¬

zeichnet hat. Was in dieser modemen Strömung jüdischer Jesusforschung

für Gestalt und Werk Jesu von Nazareth insgesamt versucht worden ist imd

versucht wird, das ist nun Leitmotiv der WiNTEBschen Arbeit in bezug auf

den Prozeß Jesu. Zwei Zitate sollen das verdeutlichen:

S. 135 zeichnet W. das jüdische Gesamtbild Jesu folgendermaßen:

,, Jesus was a Jew. He lived among Jews, he learned from Jews, he taught

Jews. The successes he enjoyed and the adversities he suffered throughout

his life were shared with other Jews". S. 137f. gibt W. einen gedrängten

Abriß des historischen Verlaufs des Prozesses Jesu, soweit er ihn mit Sicher¬

heit glaubt nachgewiesen zu baben: ,,It can be affirmed witb assurance that

Jesus was arrested by Roman military personnel (Jn 18, 12) for political

reasons (Mc 14, 48; Jn 18, 20) and then conducted to a local Jewish admi¬

nistrative authority (Mc 14, 53a; Le 22, 54; Jn 18, 13a) during the same

night. The following morning after a brief deliberation by tbe Jewish

authorities, he was handed back tbe Romans for trial (Me 15, 1; Le 22, 66;

23, 1 ; Jn 18, 28a). The procurator sentenced Jesus to death by crucifixion

(Tacitus; Mc 15, 15b. 26), the sentence being carried out in accordance witb

Roman penal procedure (Mo 15, 15b. 24a. 27)". — In welcher Richtung

diese Aussagen bzw. Feststellungen zu verstehen sind, verdeutlicht vollends

folgendes Zitat: ,,In the whole of the New Testament we are unable to find

a single historically reliable instance of religious differences between Jesus and members of the Pharisaic guild, let alone evidence of a mortal conflict"

(S. 133). Daraus folgt derm mit Notwendigkeit, daß der gesamte Proze߬

verlauf eindeutig Sache der Römer war („Jesus was arrested, accused,

condemned, and executed on a charge of rebellion" S. 50). Die Einschränkung,

daß dor Hohepriester und das gesamte Sanhedrin „played a eertain part

in bringing Jesus to trial" (S. 41) vermag an jenem grundsätzlichen Urteil nichts wesentliches zu ändern. Dies ist vorständlich als Akt staatspolitischer

Klugheit, dem römischen Argwohn keine neue Nahrung zu geben.

^ Vgl. sein Werk Juden und Christen, 1960, S. 12. — Unter diesen Titel hat

E. Stauffer seine Rez. über Winters Buch gestellt : ThLZ 88,1963, Sp. 97 ff.

(10)

Es ist deuthch : Jesus, der Pharisäer, läßt notwendigerweise eine jüdische

„Schuld" am Prozeß Jesu nieht zu!

TJnd hier ist nun genau der Punkt, wo die Faszinierung, die von der

modernen jüdischen Jesusforschung und -deutung ausgeht, indem sie sich

anschickt, Jesus „heimzuholen", oder besser: in ihm den ,, großen (jüdischen) Bruder" (Maetin Bubee) zu entdecken^, umschlägt in eine tiefe Deprimie¬

rung. Denn das ist nun ebenso deutlich: Die moderne Bestreitung der jüdi¬

schen Schuld am Tode Jesu von Nazareth hat ihre Ursache in der Schuld der

Christen am jüdischen Volk im Laufe der Jahrhunderte, als ,, Christen"

daran gingen, die jüdische Schuld am Tode Jesu an ihren jüdischen Mit¬

bürgern heimzusuchen. Wermgleich die schreoklichen Leiden jüdischer

Menschen, die sie dureh Deutsche erlitten haben, unter dem dezidiert heid¬

nisehen Hakenkreuz — und nieht im Zeichen des Kreuzes Jesu — erfolgten,

so wirkt doeh jene unselige Wechselwirkung jüdischer und christlicher Schuld nooh immer naoh und erfordert gerade angesiehts der jünsten Vergangenheit

grundsätzliche Klänmg. Sie karm nur so erfolgen, daß wir christlichen

Theologen dem jüdischen Mensehen unser grundsätzliches Umdenken glaub¬

würdig bezeugen dahingehend, daß unsere wissensohaftliche Feststellung

historischer jüdischer Schuld am Tode Jesu (gleichgültig, wie hoch sie bemes¬

sen wird im Vergleich zu der des römischen Prokurators) total geschieden bleibt

von Folgerungen, die christliehe Kirchen und Staaten jüdischen Menschen

gegenüber in der Vergangenheit schuldhaft gezogen haben. Dann wird auch

dem jüdischen Theologen der Weg frei werden zu wissenschaftlich-nüchterner

Feststellung und Bemessung jüdischer Schuld am Tode Jesu von Nazareth. —

W. hat seine oben mitgeteilten Gesamtergebnisse (siehe die Zitate der

S. 135 und 137 f.) durch 12 Einzeluntersuehungen zu begründen gesucht,

denen eine „Introduction" (S. 1—15) voraufgeht, und die durch eine Zu¬

sammenfassung (,, Behind the Preaching" S. 136—148) abgeschlossen

werden. Dem Ganzen folgt ein reicher Anmerkungsteil (S. 153—216). Die

Einzeluntersuehungen, die teilweise auf weitgehende Umarbeitungen rmd

Erweiterungen bereits in der ZNW 1959 veröffentlichter Aufsätze zurück¬

gehen^, behandeln folgende Probleme: „The High-Priest's Insignia of

Office" (S. 16—19)*, ,,The Meeting-Place of the Sanhedrm and Mark's

Nocturnal Session" (S. 20—30)^ „The Identity ofthe High-Priest" (S. 31 bis 43), „The Arrest" (S. 44—50), „Pilate in History and in Christian Tradition"

(S. 51—61)8, rpiie Penalty of Crucifixion" (S. 62—66), „The Jewish Death Penalties" (S. 67—74)', ,,It ist not within our authority to execute anyone"

(S. 75—90), „Privilegium Paschale and Barabbas" (S. 91—99), „The

Mockery" (S. 100—106), „The Inscription on the Cross" (S. 107—110)8 — and ,,The Enemies of Jesus" (S. Ill —135). —

Es ist im Rahmen dieser Rezension nicht der Ort, auf die Fülle von Einzel-

beobaohtungen rmd -Wertungen einzugehen, die W. unter ständiger Berück-

" Vgl. dazu noch den instruktiven Aufsatz von Schalom-Ben-Chobin,

Jüdische Fragen um Jesus Christus. Die Zeichen der Zeit, 16, 1962, S. 207 lf.

^ Unter dem Titel Marginal Notes on the Trial of Jesus, S. 14—33. 221—251.

* ZNW 1959, S. 18—22. ZNW 1959, S. 221—243.

6 ZNW 1959, S. 234—249.

' ZNW 1959, S. 22—33 imter der Überschrift Strangulation in the Mishnaic Code.

8 ZNW 1959, S. 250—251 unter der Überschrift „BASILEUS TOON

lOUDAIOON".

(11)

sichtigung imd Ausemandersetzung mit der ausgebreiteten einschlägigen Literatur gewirmt bzw. vornimmt'. Das würde eine eigene Arbeit erforderlich

machen. Stattdessen soll auf zwei große Vorzüge hingewiesen werden, die

die Arbeit W.s insgesamt kennzeichnen :

Hier wird entschlossen Ernst gemacht mit der Einsicht, daß die Evangelien¬

berichte primär Glaubenszeugnisse imd nicbt Mitteilungen aus rein histori¬

schem Interesse am Gegenstand sind. Das hat mit Reeht zur Folge, daß die

in. der ntl. Wissenschaft üblichen literarkritischen, form- und traditions¬

geschichtlichen Untersuchungsmethoden konsequent angewendet werden,

um zum historisch nooh erkennbaren Sachverhalt durchzustoßen. Daß W.

zu Ergebnissen gelangt, die weithin vom Rezensenten abgelehnt werden,

liegt nicht an der Unzulänglichkeit der wissenschaftlichen Methoden, sondern

an der bei W. wirksamen Vorbestimmtheit (s. oben). — Zum anderen ist ein

Vorzug des Werkes darin zu sehen, daß sich W. bemüht, die in Judäa und

J'erusalem zur Zeit Jesu vorliegenden Rechtsverhältnisse zu klären. Daß

auch dabei mancherlei Feststellungen getroffen werden, die der Rez. anders

beurteilt, liegt an der allseitig anerkannten Schwierigkeit dieser Verhältnisse.

Trotz des aufgezeigten Dissensus und der nur andeutbaren Versohieden¬

heiten in der Beurteilung vieler Ergebnisse hält der Rezensent dieses Werk

für eine der bedeutendsten neutestamentlichen Erscheinungen der letzten

Jahre. Weder das historische Problem des Prozesses Jesu, noch überhaupt

das so notwendige Gespräch zwischen den christlichen Kirchen und dem

J"udentum werden in den kommenden Jahren erörtert bzw. geführt werden

können, ohne daß Winters On the Trial oj Jesus herangezogen wird.

Manfred Weise, Jena

A. J"-A.mme: Sabaean Inscriptions jrom Mahram Bilqis (Märih). Publications

of the Ameriean Foundation for the Study of Man, vol. III, Baltimore

1962. XIX, 480 S., 56 Taf. Photographien, 8 Taf. Faksimile, 3 Karten.

4". $ 20.—.

Daß die Ausgrabungen bei dem Rundtempel nahe Märib', der einstigen

Kultstätte des sabäischen Mond- und Reichsgottes 'Almaqah, die von der

einheimischen Bevölkerung Mahram Bilqis genannt wird, eine reiche Aus¬

beute auoh an epigraphisohem Material liefern würden, war zu erwarten.

Was dabei zu Tage kam, hat A. Jamme in dem vorliegenden sehr stattlichen

Band publiziert; es übertrifft alle Erwartungen bei weitem. Dies gilt nicht

nur von der Anzahl der Inschriften (die in Wirkliehkeit nooh größer war,

vgl. Introduction, S. 3, 2. Abs.), sondern auoh von ihrem Inhalt und z.T.

auch von dem Umfang der einzelnen Texte (Inschriften von 30 oder mehr

Zeilen sind keineswegs selten). Der Erhaltungszustand ist großenteils gut,

ein weiteres Plus für den Wert dieses Materials. Die allermeisten Texte sind

neu. Die Originale kormten nur zu einem Teil photographiert werden und

* Völlig unverständlich ist allerdings der Tatbestand, daß W. — weim

ich nichts übersehen habe — sich niemals mit J. Blinzler auseinandersetzt.

Vgl. neben seinem Prozeß Jesu, 'I960 noch die Aufsätze in: NovTest 2,

1957, S. 24r— 49; NtSt 4, 1957/58, S. 32—47. Neuerdings noeh: ZNW 52,

1961, S. 54^65.

Vgl. R. Bowen, F. P. Albright, Archaeological Discoveries in South

Arahia (Publ. of the American Foundation for the Study of Man, vol. II,

1958), Part II, Excavations at Märib in Yemen.

(12)

die Latex-Abklatsche mußten zurückgelassen werden; doch sind die Kopien

mit großer Sorgfalt und Genauigkeit hergestellt und bieten daher eine

zuverlässige Grundlage für das Studium dieser einzigartigen Textsammlung.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste enthält die Bearbeitung

der Texte Ja 550—850, der zweite die Historical Studies, die der Verf. an

diese und an sachlich damit zusammenhängende schon bekannte Inschriften

anknüpft. An diese beiden Teile schließen sich an : Abbreviations and biblio¬

graphical notes; Concordances; Proper names and epithets (eine Liste

sämtlicher in den Texten vorkommender Eigennamen in konsonantischer

Umschrift) ; darauf folgen Listen der Photographien und Faksimile und diese

selbst auf 56, bzw. 8 Tafeln; nach diesen ein sehr nützliches und mit aller

Altribie angelegtes Glossar, schließlich drei Indiees (Autoren, Inschriften und Eigermamen).

Eine wirklich eingehende und erschöpfende Bespreehung des Bandes

würde selbst ein Buch füllen. Ich greife daher von den vielen Anmerkungen,

die icb mir bis jetzt gemacht habe, willkürlich einige wenige heraus und

beschränke mich lediglich auf den epigraphisehen Teil.

S. 13b wird Rhodokanakis' Übersetzung folgender Stelle in Ja 550, Z. 2

= CIH 375^^ 'tw/'d/mryblbslm/sb'jwqtbn nach Märib gebracht hat den

Frieden zwischen Saba' und Qatabän" kritisiert: ,,the preceding translation distorts the grammatical value of bslm". Statt dessen wird vorgeschlagen,

slm als denominiertes Verb aufzufassen, und übersetzt: ,,be came back to

Märib after making peace. . .". 6 in der Bedeutung ,, naehdem" ist mir noeh

nirgends begegnet. Dagegen ist für „kommen mit" = „bringen" das Alt¬

südarabische gewiß nicht der einzige Beleg unter den semitischen Sprachen.

Die Ausführungen zu dem genugsam bekaimten Ausdruek mngtjsdqm im

Konunentar von Ja 563, Z. 7—8 hätten wesentlich kürzer gehalten werden

können; sie sind zudem zum großen Teil wenig überzeugend. So ist kaum

einzusehen, warum eine „Befreiung" (deliverance) nur in Kriegsläuften und

aus Gefangenschaft erfolgen kann. Ist man nicht aueh von anderen Übeln

„befreit", wenn sie von einem genommen werden ? In Fakhry 71/9 allerdings

hat m,ngwm eine andere Bedeutung, dürfte aber, nach arab. naga'a, eher

„Beschädigung" heißen als „storm"; desgleichen in Ja 564/23 und 645/19.

In Ja 567, 589 und 703 findet sich bei der Aufzählung der Stifter der

Ausdruck: A dsryhw B, wobei für A und B versehiedene Personennamen

gesetzt sind. Der Verf. sieht dsryhw B offenbar als Sippennamen oder dgl. an

und übersetzt z.B. in Ja 567/1 „'Ab'amar 'Asdiq, he of §arayhü Ma'adkarib".

Diese Art der Sippenbezeichnung wäre aber doch in mehr als einer Hinsicht

merkwürdig (im Kommentar findet sich dazu keine Stellungnahme). Viel

wahrscheinlicher und natürlicher scheint mir die Auffassung, daß dsryhw

ein zum Namen B gehöriger, diesem vorangehender Relativausdruek ist

und bedeutet ,,der ihn (den A) schützt". A dsryhw B drückt somit ein

Sohutzverhältnis aus „A — der ihn schützt ist ß". Worin dieses bestand, erfahren wir zwar nicht näher, doch ist der Ausdruck als solcher außerordent¬

lich interessant und wirft ein neues Lieht auf die sozialen Verhältnisse jener

Zeit. Er liegt übrigens auch in dem Fragment CIH 430 vor, das sich mmmehr

teilweise ergänzen läßt. — Im Kommentar, auf S. 53a, zu Z. 28 dieser

^ Vielleicht wäre es von Vorteil, sohon bekarmte und publizierte Texte

nicht unter einer neuen Ja-Nummer zu führen. Das Verdienst dessen, der

solche Texte neu bearbeitet, würde davon nicht berührt, wohl aber könnte

manche Mühe des Nachschlagens und Suchens erspart werden.

(13)

Inschrift, findet sich ferner die völlig unverständliche Bemerkung: ,, However,

the fact that Lisän must explain the two Arabic terms by other terms with

which they have no etymological relation, indicates that they are not Arabic

at all". Soil ein Wörterbuch derm idem per idem erklären ?

In Ja 584, Z. 1 ist der Stifter tly/'frs/mlkn; dazu in Ja 745 der Plural

'tlwt /' frs/mlkn. Jamme erklärt tiy als „mahdar of the 8th form of wly". Es wäre aber wohl kaum möglich, einen Infinitiv durch ,, equerry", bzw. ,, prae¬

ceptor" zu übersetzen; da müßte ein Partizip vorliegen, tiy gehört doeh wobl zur Wurzel tlyjtlw ,, folgen". Im Tigre ist taläy „Hirt"; diese Bedeutung paßt auch in den genannten Inschriften, wobei wir vielleieht nieht ausschlie߬

lich an das Hüten der Pferde auf der Weide zu denken haben, sondern an

eine Betreuung der Tiere im weiteren Sinn. — Die Ausführungen über In

(S. 91a, zu Z. 7) sind weder überzeugend noch scheinen sie mir richtig; wie

sollte In einerseits „from" heißen, andererseits „until" ? Die Armahme dieser

letzteren Bedeutung ist wohl auoh überflüssig, man kommt überall mit der

ersten aus.

Ja 633, Z. 9f. ist 'dy/dt/tfl/b'm/'lmqh wohl kaum ,, until he turned to

'Ilumquh". Wie sollte tfl, das in Ja 576/6 (worauf im Kommentar verwiesen

wird.) richtig zu äth. tafälaya (T3 von fly) gestellt wird und im dortigen Zu¬

sammenhang „zerstreut, zersprengt werden" (Feind) heißt, im anderen Fall

zu der Bedeutung ,,to turn to" kommen? tfl gehört hier und in Ja 718/8 zu

äth. fäl (arab. jaH) „Omen", woraus aueh im Äthiopischen ein Verb (hier

tafäwala) „omina captare, ominari" denominiert ist. Die Stelle lautet daher:

,,bis daß er einen Orakelsprueh (der ist wohl hier das Omen!) erlangte von

'Almaqah".

In Ja 656/6 f beißt Hwjhnhw wohl ,,die Rückkehr seiner Söhne", nioht

,,to come back from there". Worauf sollte sich hw diesfalls beziehen, da nooh

kein Unternehmen genannt ist, von dem man zurückkehrt ? Das wird erst

in dem Nebensatz Z. 8ff. berichtet. Auch in Z. 14 ist bnhw so zu übersetzen.

Ein besonders interessanter Text ist Ja 735, vor allem Z. 7—10. Doch

wird sb' dort nioht ,,have contended" heißen, sondern ,, zogen aus"; sh' muß nicht immer „in den Krieg ziehen" sein. Ferner würde ieh rqt, zu dem außer arab. ruqyat auch äth. raqyat, rsqet zu vergleichen wäre, nicht mit „sorcery"

übersetzen ; diesen Sinn hat es wohl erst im muslimischen, bzw. christlichen Milieu bekommen. Hier ist es die „incantatio" ohne detraktiven Nebensiim,

denn die Südaraber werden ihre religiösen Zeremonien kaum als Hexerei

empfunden haben. Schließlich ist Hwf wohl nicht arab. 'atüf (s. Kommentar

S. 213a), sondem 'atwäf < 'atwäf, d. i. Plural von tawäf; für ,, teilweise

Assimilation" eines ' an einen folgenden emphatischen Laut, wodurch es zu

' wird, gibt os z.B. im Tigre zahlreiche Belege. Der Verweis auf RES

3956/3 ist zu streichen, dorm dort heißt Hf „Mantel".

Mit diesen wenigen Hinweisen muß ich mich hier begnügen ; sie sind nicht

einmal für die genarmten Inschriften vollständig, doch muß eine eingehendere

Behandlung einer andern Gelegenheit vorbehalten bleiben. Allgemein wäre

vielleicht noch zu bemerken, daß die Vokalisation der Eigennamen in den

Übersetzungen oft recht befremdend ist imd daß der Verf. durch ein ,,here

in the meaning" eine Etymologie gelegentlich allzu souverän zü erzwingen

versucht.

Für den historischen Teil sei lediglich auf zwei Arbeiten verwiesen, die

jedenfalls beachtet werden sollten, ebe man die vom Verf. erarbeiteten

Resultate verwendet: J. Ryckmans, Chronologie des rois de Saba et dü-

Raydän (Oriens Antiquus III, 1964, S. 1—24); H. v. Wissmann, Zur Oe-

(14)

schichte und Landeskunde Altsüdarahiens (= Sammlung E. Glaser III, SBAW, ph.-h. Kl., 243. Bd.; im Druck).

Zum Schluß sei nochmals betont, daß wir, trotzdem zur Interpretation

mancher Einwand erhoben werden kann, dem Verf. für die Sammlung und

rasche Publikation der Texte zu großem Dank verpflichtet sind rmd daß

sein Fleiß und die ungeheure Arbeitsleistung unsere volle Hoehschätzung

und Bewunderung verdient. Die Sabäistik hat durch dieses — wie schon ein¬

mal gesagt, einzigartige — Textmaterial neue Impulse bekommen; um es

ganz auszuschöpfen, wird es noch eines langen Studiums bedürfen.

Maeia Höfnee, Tübingen

A. F. L. Beeston: A Descriptive Grammar of Epigraphic South Arabian.

VII, 80 Seiten. London, 1962. Preis: 16 s.

Wie Beeston in der Einleitung des vorliegenden Buches mit Reeht betont,

ist in den 20 Jahren seit dem Erscheinen meiner Altsüdarabischen Grammatik

so viel neues Inschriftenmaterial bekannt geworden, daß es an der Zeit war,

die neuen grammatischen Erkermtnisse, die daraus zu gewinnen sind, zu¬

sammenzutragen, die früheren danach zu ergänzen und, wo dies nötig ist, zu

revidieren. Daß sich dieser Aufgabe ein so ausgezeichneter Kermer der alt¬

südarabischen Epigraphik wie B. unterzogen hat, ist ein großer Gewinn

nicht nur für unsere spezielle Wissenschaft, sondern für die gesamte Semitistik.

Wie in allen seinen Arbeiten bewährt sich auch in dieser des Verfassers

wissenschaftliche Gründlichkeit, Zuverlässigkeit und Vorsicht, so daß seine

Grammatik auch jenen als Hilfsmittel empfohlen werden kann, die selbst

der Sabäistik ferner stehen und das Buch mehr zu Vergleichszweeken be¬

nützen wollen.

B. nermt seine Grammatik ,, descriptive", beschränkt sich daher bewußt

auf die Beschreibung der verschiedenen Gegebenheiten und begründet auch

diese Beschränkung (S. IV). Wenn die deskriptive Methode in so verständiger

Weise angewendet wird wie in B.s Arbeit, und nicht in einen Formalismus

ausartet, der die Dinge eher verwirrt und kompliziert, statt sie zu klären, so ist dagegen gewiß nichts einzuwenden. B. beschreibt in klarer und übersicht¬

licher Form, mit der ihm eigenen knappen, aber sehr präzisen Ausdrueksweise

in systematischer Folge die einzelnen grammatischen Phänomene, beginnend

mit der Schrift, über Phonologie und Formenlehre bis zu syntaktischen

Fragen. Die Unterteilung in kurze Abschnitte und zahlreiehe Verweise er¬

leichtern die Übersiebt und das Nachschlagen. Die wenigen Bemerkungen,

die im folgenden zu B.s Grammatik gegeben werden, wollen das bisher

Gesagte in keiner Weise mindern, sondern lediglich ein kleiner Beitrag zu

weiterer Klärung sein.

S. 5, § 2: 1 ist wohl ein Mißverständnis unterlaufen bei der Aussage, ich

hätte die Ansicht vertreten, w und y köimten niemals Vokale bezeichnen.

Das Beispiel ywmjym ist auch in meiner Grammatik angeführt. Übrigens

ist mir inzwischen wahrscheinlich geworden, daß die Bezeichnung von

Vokalen durch w und y im Altsüdarabischen wesentlich verbreiteter war,

als ieh seinerzeit armahm.

S. 20f. werden die Verbalformen /"Z diskutiert, die im Minäischen einige¬

male vorkommen. B. scheint mehr der Ansicht von G. Ryckmans zugeneigt,

daß dies gaitoto-Formen seien, bei denen ausnahmsweise die Gemination des

mittleren Radikals durch Doppelschreibung ausgedrückt sei. Dies scheint

(15)

jedoch reichhch unwahrscheinhch; es wäre der einzige Fall einer solchen

Schreibweise im ganzen semitisehen Bereich, und daß wir einen so exzeptio¬

nellen Fall gerade in der südarabischen Schrift xmd nur bei so wenigen II.

Verbalstämmen finden sollten, ist kaum anzunehmen. Da seheint mir doch

die Ansetzung von qatätala-VoTmen viel näher zu liegen. Wenn ieh sie in

meiner Grammatik (§ 72) ,,Frequentativa" genannt habe, so war damit mu-

die Form bezeichnet und nicht gemeint, daß die minäischen Beispiele nun

auch frequentative Bedeutung haben müßten. Die Wiederholung der

mittleren Silbe hat im Grunde wohl eine ähnliehe Funktion wie die Redupli¬

kation des mittleren Radikals, ganz allgemein Ausdruck einer Intensivierung

zu sein (woraus sich dann die frequentative Bedeutung, u.a., ableiten kann).

Daraus ergeben sich aber auch alle Möglichkeiten der Bedeutung, die wir für

den II. Stanam kennen. — Der Rekurs auf CIH 353, Z. 1, wo mhmmdm an¬

scheinend mit zwei m geschrieben ist, scheint mir kaum beweiskräftig für

die fraglichen Verbalformen, auch werm diese Schreibung tatsächlich beab¬

sichtigt wäre. Doch zeigt die Reproduktion des Originals (s. CIH I, Tf.

XXXIX), daß der Steinmetz offenbar einen Fehler gemacht hat, sehr wahr¬

scheinlich unterlief ihm zunäehst eine Dittographie des m, worauf er ver¬

suchte, aus dem zweiten m ein d zu maehen, rmd als ihm dies zu undeutlich

erschien, setzte er zur Vorsicht noohmals ein d.

Mit der S. 21, § 18:7 geäußerten Ansicht B.s dagegen stimme ich heute

dru-chaus überein.

Zu S. 35, § 31:2: In einer qatabanischen Weihinschrift aus Timna' (s. Le

Museon LXXIV, 1961, S. 453ff.) steht in Z. 1 und 5 'Ihy im Akkusativ, in

Z. 3 'Ihw im Nominativ. Vielleicht waren die Endungen ursprünglich in

dieser Weise an den Nominativ, bzw. an den Casus obliquus gebunden,

wurden aber später (naeh Aufgabe der Casus-Flexion ?) promiscue gebraucht,

wie die von B. angeführten Beispiele zeigen.

S. 48, § 40:1 vermißt man die qatabanischen Relativa dm, dtm. Zu den

sabäischen Pluralformen 'lw, 'ly karm auf die eben vorangehende Bemerkung

hingewiesen werden.

S. 49, § 40:2: für 'l als Relativum ist RES 3945, Z. 16, nicht das einzige

Beispiel; u.a. könnten hierzu noch Fakhby 30, Z. 6; 30 bis, Z. 1 (Anfang)

angeführt werden. Es ist jedooh richtig, daß 'l in einer ganzen Anzahl von

Fällen, wo es Rhodokanakis als Relativum auffaßte, Negation sein dürfte.

S. 49, § 40:3: Selbst wenn es zutreffen sollte, daß in RBS 4337 C, Z. 1

kldw zu lesen ist, so bleibt doch wohl 'Idy in RES 3689, Z. 10 als Relativum

bestehen, auch wenn (was riehtig ist) Rhodokanakis' Übersetzung dieser

Stelle etwas zu modifizieren ist.

S. 52 wäre bei den asyndotischen Relativsätzen vielleieht etwas deutlicher

hervorzuheben, daß der stat. contr. des Regens doch wohl das weitaus

häufigste ist; für das Qatabanische jedoch ist die m-Endung beim Regens in

solchen Fällen beinahe die Regel.

Zum Schluß sei auf die „Miscellaneous stylistic points" (S. 70) noch be¬

sonders aufmerksam gemacht. Speziell der Hinweis in § 60:1 „Hendiadis is

very frequent" ist für die Übersetzung der Insehriften zu beachten. Er

köimte nooh dahin ergänzt werden, daß häufig in einer Kette von mehreren

Verben oder Substantiven ein allgemeinerer Ausdruck an der Spitze steht

und darm speziellere folgen, so daß das erste w diesfalls durch „imd zwar"

übersetzt werden kann, wodiuoh der Sinn klarer hervortritt.

Mabia Hotneb, Tübingen

(16)

F. R. Palmer: The Morphology of the Tigre Noun. London Oriental Series,

Vol. 13. Oxford University Press, 1962. XI + 96 S. Preis 35 s.

F. R. Palmer, der sieb in seinen Arbeiten bereits mehrfach mit Problemen der äthiopisch-semitischen Sprachen befaßt hat, stellt sieh in der vorliegenden

die Aufgabe, die Morphologie des Nomens im Tigre eingehend darzustellen.

Das Material ist aus eigenen Studien gewoimen, die Palmer in Eritrea mit

mehreren Gewährsmännern aus dem Mänsa'-Stamm durehgeführt hat. Die

Untersuchungen und die daraus gewormenen Ergebnisse beziehen sieh somit

auf denselben Dialekt, aus dem aueh das von Littmann, Roden, Sund-

ström und Conti Rossini gesammelte Sprachmaterial stammt. Die Ergeb¬

nisse sind daher einerseits auf dieses Material anwendbar und körmen

andererseits an ihm nachgeprüft werden.

Der Inhalt des Buehes ist in 8 Abschnitte gegliedert. Der erste bebandelt die Phonologie. Hier werden (S. 3) die Vokale i, e, a, o, u als lang bezeiehnet, ä (1. Vokal) rmd a (6. Vokal) als kurz. Sind die ersteren im Tigre tatsächlich immer und ausnahmslos lang ? Das wäre insofern erstaunlich, als die äthiopi¬

schen Vokalzeichen mit E. Ullendorff (The Semitic Languages of Ethiopia,

S. 159f.) doch wohl zunäehst als Qualitäts- und nicht als Quantitätsbezeieh- nungen zu verstehen sein dürften (bei dieser Auffassung werden z.B. sie sogen.

Guttural-Gesetze erst eigentlich verständlieh). Es ist allerdings riehtig, daß

die genarmten fünf Vokale häufig lang sind. — Bei den Ausführungen über

Vokalharmonie und Vokal-Konsonant-Harmonie wäre eine kurze Erklärung

der in den fettgedruckten Wörtern verwendeten Zeichen vielleicht nicht

überflüssig gewesen, zumal diese beiden Abschnitte für die Aussprache des

Tigre bedeutungsvoll sind.

Die folgenden Kapitel sind: 2. Grammatical Categories; 3. The Singular

Forms; 4. Broken Plurals; 5. Suffixed Plurals; 6. Derivatives; 7. Pronominal Suffixes; 8. Adjectives. Bevor der Leser sieh mit diesen Abschnitten befaßt,

tut er gut, die in dem Appendix am Ende des Buches erklärten ,, Technical

Terms" zur Kermtnis zu nehmen. Selbst dann ist es nieht immer leicht, sich

zurechtzufinden. Man karm sich z.B. fragen, ob für Ausdrücke wie ,,singu-

lative" oder ,, uncountable" nieht auch die alteingeführten Termini ,, nomen unitatis" oder „kollektiv" hätten gesetzt werden können, denen sie doch, wie mir wenigstens scheint, entspreehen.

Bei den gebrochenen Pluralen der Form 'aqtul von Stämmen primae

gutturalis ('asur, hayut, S. 17) seheint ein ähnliches ,, Umspringen des Vokals"

vorzuliegen wie bei einzelnen Formen der Verba tertiae gutturalis : hayut <

*'ähyut einerseits, qär'aka < *qära'ka andererseits. Ebenso haben Erschei¬

nungen wie qdrdd, Plur. 'äqrud (S. 18; statt 'äqrud), die Littmann als ,, teil¬

weise Assimilation des ' an den folgenden emphatischen Laut" bezeichnete,

bei den Kausativstämmen der Verba ihre Parallele: neben 'aqtala kommt

z.B. auoh 'aqtala vor.

S. 39 wird unter 5. 2. 5. zum aktiven Partizip säraq ein Plural serqät

notiert und dazu gesagt ,, these are as numerous as the verbs". Nach Litt¬

manns Aufzeiehnungen haben jedoch die Partizipien der Form qätal (d.i.

ursprüngheh qätali\) das Fem. qätalit und die Plurale qätalyam, qätalyat,

während serqät ein (wohl kollektiver) Plural zu einer deminutiven (diesfalls häufig = pejorativen) Form des Partizips ist; z.B. serqay ,, Strauchdieb", gegenüber sarqay ,, einer, der stiehlt"; das Fem. dazu lautet naeh Littmann serqayt, die gewöhnlichen Plurale serqayam, serqayat.

Ein besonders umfangreiches Kapitel ist das 6., „Derivatives". Das ist

nur natürlich, dorm hier werden u.a. die im Tigre so häufigen und viel-

(17)

gestaltigen Deminutiv-Formen, die aber keineswegs immer nur deminutive

Bedeutung haben müssen, behandelt.

Zu den Pronominal-Suffixen (Kap. 7) könnte daraufhingewiesen werden,

daß die mit h anlautenden Formen der 3. Pers. (masc, fem.. Sing, und Plur.)

die ursprünglichen sind, aber schon im Ge'ez daneben die vokalisch anlau¬

tenden stehen.

An die genannten 8 Abschnitte ist ein "Vokabular angescblossen, das alle

vorher aufgeführten Formen enthält. Dieses ist sehr gut und nützlich, wäre

aber nooh wesentlich verwendbarer, wenn zu jeder Form kurz die Seite an¬

gegeben würde, auf der sie behandelt ist, und wenn die Formen in der nor¬

malen Folge des äthiopischen Alphabets verzeichnet wären anstatt naeh der

Konsonantenliste von S. 1.

Ganz allgemein sei den vorangehenden wenigen Bemerkungen noch

hinzugefügt, daß sie sehr abstrakte Bezeiehnung der Nominalformen durch

(J (= Konsonant) rmd V (= Vokal) oder durch C und die entsprechenden

Vokale nioht immer zu erhöhter Klarheit beiträgt. So wären etwa, wie mir

scheint, die 19 gebrochenen Plurale in den gangbaren, von der Wurzel qtl

hergeleiteten Paradigmen einprägsamer als in den Formen 'äCCaO, 'äCCuG

usw. , die wie chemische Formeln anmuten. Auch in mancher anderen Hinsieht

dürfte die Abstraktheit der Darstellung und die Beschränkung auf die reine

Morphologie einer Einzelsprache, unter Verzicht auf jeglichen Vergleich mit

verwandten Spraohen und auf das Aufzeigen historischer Entwieklungen

nicht immer die Verständlichkeit des Stoffes fördern. Es scheint mir ein

verhängnisvoller Irrtum, zu glauben, nur mit diesen Methoden (die leider

in letzter Zeit modern geworden sind) körme Philologie exakt betrieben

werden. Von diesen Mängeln abgesehen, ist Palmbbs Arbeit, die mit viel

Mühe, Fleiß und Akribie durchgeführt ist, bedeutungsvoll und sehr dankens¬

wert, da sie einen wichtigen Beitrag zu unserer noch immer unvollständigen

Kenntnis des Tigre brüigt.

Mabia Höfneb, Tübingen

J. A. Haywood and H. M. Nahmad : A new Arabic Orammar of the written

Language. London: Percy Lund, Humphries and Co. 1962 IX, 687 S. 8°. —

Key to A new Arabic Orammar of the written Language. Ebda 1964. VII,

152 S. 8».

Die Grammatik von Haywood und Nahmad, die eine Einführung in die

klassische und die moderne arabische Schriftsprache bieten will, ist eine

grundlegende Neubearbeitung von Thatcher's Arabic Grammar, die ihrer¬

seits ein englisches Gegenstüek zu Ernst Härders Arabischer Grammatik

darstellt. Wie bei Harder ist der Stoff in Lektionen mit umfangreichen

zweisprachigen Übungsstücken eingeteilt, wenn auch im einzelnen manches

anders gestaltet ist. Beigefügt sind eine Chrestomathie (462—495) mit

Proben aus der alten, mittleren und modernen Literatur (Koran, Adab, Alf

laila wa-laila, Ibn Haldün, al-Qazwini, Yäqüt, al-öähiz, Ibn Battüta,

öirgi Zaidän, Tähä Husain, Taufiq al-Hakim, 'Abbäs al-'Aqqäd, Mihä'il

Nu'aima, öabrän Halil sowie weitere Texte, darunter aueh Absehnitte aus

Zeitungen), ferner knappe Hinweise auf das gesprochene Arabiseh moderner

Dialekte (498—504), eine Anleitung zu weiteren Studien (505—511), etn Voka¬

bular (612—680) und schließlieh ein grammatikalischer Index (681—687). Er¬

gänzt ist das Werk durch einen — nachträglich erschienenen — Schlüssel,

in dem sowohl die Übungsstücke als auch die Chrestomathie übersetzt sind.

(18)

„There is a widespread demand for a new Arabic grammar" schreiben die

Verfasser im Vorwort zu ihrer Grammatik (V). Nvm mag ein solches Bedürf¬

nis je nach dem erstrebten Zweck verschieden motiviert sein, für den wissen¬

sehaftlichen Arabisten zielt es jedenfalls auf eine Grammatik, die zwar straff

gefaßt sein kann, aber dennoch den Methoden der modemen Linguistik in

hinreichendem Maße gerecht wird. Wünschenswert wäre ein Werk, das die

bewährte Grammatik von Bbockelmann ersetzen könnte, ein Werk also,

das von dem Grundsatz ausgeht, daß der akademische Anfänger in der

arabischen Sprache Anspruch auf eine im strengen Sinne wissenschaftlich©

Einführung hat. Derartigen Ansprüchen vermag die vorliegende Grammatik

nicht oder jedenfalls nioht zureichend zu genügen.

So hat beispielsweise Wehbs gnmdlegende Arbeit boi der Behandlung

des Elativs (88f., 353f.) keinen erkennbaren Niederschlag gefunden. Es

geht nach wie vor darum, ,,to form the elative from any adjective" (88).

Die Behandlung der Zustandssätze ist unvollständig, zerstreut und unter

keinen eirrheitlichen Gesichtspunkt gestellt, obwohl dafür schon bei Recken-

DOBi" und Bbockelmann gute Ansatzpunkte gegeben sind. Probleme, wie

sie bei dem wichtigen Komplex der invertierten Relativsätze (Attraktion)

gegeben sind, sind nieht einmal gestreift, ja das Phänomen ist auch deskriptiv

rmzulänglieb behandelt (286). Wann und wo gibt es überhaupt Liversion im

Nominalsatz ? Oder was nutzt es, werm von den vielen versehiedenen Arten

des Genitivs (36, 65 ff.) praktisch nur der des Besitzers, des Gemessenen (als

partitivus), des Stoffes, der Hinsicht (uneigentliehe Annexion) sowie Ver¬

bindungen mit dü, abü usw. behandelt werden, werm darm aber bald darauf

beim Elativ der Typus akbaru ragulin (89 f.) ohne jeden Hinweis auf äußere

Form und irmere Art des dabei vorliegenden Genitivs angeführt wird ? Tat¬

sächlieh ist mit der Frage naoh einer einheitlichen Einteilung der Genitive

im Hinblick auf Bodeutungsfunktion usw. ein reeht kompliziertes Problem

gegeben, ein Problem, das sohon Reckendorf deutlich gesehen hat, rmd das

man dem Schüler auch aus pädagogischen Gründen nieht einfaeh vorent¬

halten sollte. Bezeichnend für die bei Haywood und Nahmad zutage tretende

Einstellung gegenüber problematischen Fragen ist im übrigen, daß in der

Anleitung zu weiteren Studien (505iT.) zwar von dem kompendiösen Werk

HowELLS, nicbt aber von den Arbeiten Reckendobfs, ganz zu schweigen

von Nöldekes Zur Orammatik des classischen Arabisch, die Rede ist. Daß

diese Werke in deutscher und nieht in englischer (oder französischer) Sprache

verfaßt sind, ist hier gewiß kein Rechtfertigungsgrund. Mögen sich solche

Fälle immerhin aus bewußter Beschränkung auf praktische Ziele erklären

lassen, so gilt das nicht für eine Reihe von umichtigen Angaben, die auoh in

diesem Rahmen befremden. So ist etwa S. 73 die unmögliche Form mu'alli-

müya (statt mu'allimiya) ,,my teachers" in Originalschrift und Transkription als Beispiel für die Erseheinung des Suffixes der 1. Ps. Sg. als -ya angeführt, und so ist aueh S. 88 fu"alun als Plural von af'alu dargestellt. Zu den schlich¬

ten Unrichtigkeiten muß man es ferner reebnen, wenn das Suffix der 3. Ps.

masc. Sg., das naoh Fischeb im allgemeinen nach Kürze lang und naoh Länge

kurz (übrigens in der Poesie aueh häufig nach Länge lang') ist, schlechthin kurz transkribiert wird (7 Iff.). Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß in der Wortgruppe fi baiti Muhammadini l-kabiri „in Muhammads large house"

1 Ich zähle unter Zugrimdelegung der Metrik, wie sie in Wbights Orammar

dargestellt ist, und unter Ausscheidung mehrdeutiger Fälle in Nöldekes

Delectus rund 50 Fälle für Kürze nach Länge und 40 für Länge nach Länge.

(19)

das Adjektiv den bestimmten Artikel annehme, ,, because when a noun is qualified by a genitive it automaticaUy becomes definite" (65). Tatsächlich

richtet sich die Determination eines qualifizierenden Adjektivs, das formal

auf das Leitwort einer Genitivverbindung bezogen ist, nach der Determi¬

nation der Gesamtverbindung, die ihrerseits der Determination des im

Genitiv stehenden Wortes folgt^. Hier wäre grundsätzlich zu fragen, was

Determination eigentlich ist, und ob es nicht Unterschiede zwischen sprach¬

licher rmd logischer Determination gibt, die man genau auseinanderhalten

muß . Im Gegensatz dazu mag es wiederum der Tendenz zur Vereinfachung

zuzuschreiben sein, wenn S. 194 zum verkürzten Imperativ und Jussiv der

Verba mediae geminatae gesagt wird, ,,the third radical is vowelled, usually

with fatha, but occasionally with damma or kasra", ohne daß auf die Relation

zwischen Imperfekt- und Auslautvokal Bezug genommen ist.

Alle diese Bemerkungen verschiedener Art besagen nicht, daß man aus

dieser Grammatik, die äußerlich reeht gut ausgestattet ist, keinen Nutzen

ziehen köimte. Sie hat zweifellos pädagogische Qualitäten, nur ist, von den

Irrtümern abgesehen, die Grenzlinie zwischen stofflicher Beschränkung und

wissenschaftlichen Erfordernissen niobt in wünschenswerter Weise gezogen.

Helmut Gätje, Saarbrücken

JosxTA- Blau: Syntax dea Paläatinensischen Bauerndialekta von Bir-Zet, auf

Grund der „Volkaerzählungen aus Palästina"' von Hans Schmidt und Paul

ICahle. (Beiträge zur Sprach- und Kulturgeschichte des Orients, heraus¬

gegeben von Prof. Dr. phil. Dr. jur. O. Spies, Heft 13). Verlag für Orient

kimde Dr. H. Vorndran, Walldorf-Hessen 1960, VII -f 293 S. 8» DM 9,—.

Durch die umfangreichen von Hans Schmidt und Paul Kahle ge¬

sammelten Materialien' gehört der palästinische Fellachendialekt von Blr-

Zet (nördlich von Rämalläh im heutigen Jordanien) zu den bekanntesten

arabischen Mundarten des Vorderen Orients. Schon Schmidt und ICahle

hatten darauf hingewiesen, wie fruchtbar eine Auswertung ihres Materials in

syntaktischer Hinsieht sein köimte, und Josua Blau ist die Realisierung

dieser Anregung zu danken. Die Blausebe Darstellung der Syntax — grund-

sä,tzlich mit vollem Reeht synehroniseh — ist übersichtlich und klar ge¬

gliedert; sie gibt vollständig zitierte Belege, und die Behandlung diffiziler

Probleme zeigt das große spraehliche Einfühlungsvermögen des Verfassers

(vgl. z.B. das Kapitel über die Demonstrativa S. 16—33). Obwohl Blau an

einigen Stellen mit Begriffen und Unterscheidungen moderner Sprach¬

wissenschaft operiert (Opposition), verziehtet er im Ganzen bewußt auf

„moderne" Problemstellungen. Seine Syntax ist, wie er selbst betont,

, .herkömmlieh" (S.V) aufgebaut. Das ist insofern kein Schaden, als sich das

von Blau behutsam und differenziert durehgegliederte Material fast stets

auf andere Kategorien umschlüsseln läßt, sollten sich andere Kategorien

als notwendig erweisen.

2 Hier sind freilich die meisten Grammatiken nicht eindeutig, rmd auch

WKAS 40 a 39 f. ist aus der Nichtbeachtung dieser Regel ein Fehler ent¬

standen.

^ Hans Schmidt und Paul Kahle, Volkserzählungen aua Paläatina

gesammelt bei den Bauern von Bir-Zet und in Verbindung mit Dschibius

Jusif herausgegeben, Bd. 1, 2. Göttingen 1918—1930 (Forschungen zur

Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments, I 17. 18).

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