Karlsruher Institut f¨ur Technologie (KIT) Institut f¨ur Analysis
Priv.-Doz. Dr. P. C. Kunstmann Dr. D. Frey
WS 2011/12
H¨ohere Mathematik I f¨ur die Fachrichtung Physik L¨osungsvorschl¨age zum 2. ¨Ubungsblatt Aufgabe 6
a) f1 ist injektiv, denn f¨ur alle x1, x2 ∈R\ {0,1} gilt
f1(x1) =f1(x2) ⇒ x1=x2.
f1ist auch surjektiv. Um dies zu begr¨unden, m¨ussen wir zeigen, dass es zu jedemy∈R\{0,1}
einx∈R\ {0,1} gibt mitf1(x) =y. Seiy∈R\ {0,1}. Istx:=y∈R\ {0,1}gesetzt, so gilt f1(x) =y.
Daf1 sowohl injektiv als auch surjektiv ist, istf1bijektiv. Daher existiert die Umkehrfunktion f1−1:R\{0,1} →R\{0,1}vonf1. Zur Berechnung vonf1−1 l¨osen wir die Gleichungf1(x) =y nach x auf (hier sindx ∈R\ {0,1}, y ∈ f1(R\ {0,1}) = R\ {0,1}): f1(x) = y ⇔ x = y.
Also istf1−1:R\ {0,1} →R\ {0,1}, f1−1(y) =y.
F¨ur jedes x∈R\ {0,1} gilt
f2(x) = 1 + x
1−x = 1−x+x 1−x = 1
1−x. f2 ist injektiv, denn f¨ur alle x1, x2 ∈R\ {0,1} ergibt sich
x1 6=x2 ⇒ x1−16=x2−1 x1,x⇒26=1 1
x1−1 6= 1
x2−1 ⇒ f2(x1)6=f2(x2). f2 ist auch surjektiv: Seiy ∈R\ {0,1}. F¨urx:= 1− 1y ∈R\ {0,1} gilt
f2(x) = 1
1−(1− 1y) = 1
1−1 +1y =y .
Insgesamt haben wir gezeigt, dassf2 bijektiv ist und daher die Umkehrfunktionf2−1existiert.
Dem Beweis der Surjektivit¨at vonf2entnehmen wirf2−1:R\{0,1} →R\{0,1}, f2−1(y) = 1−1y. F¨ur alle x∈R\ {0,1} giltf3(x) = 1−x1 =f2−1(x). Also sind f3 und f2−1 identisch. Da f2−1 bijektiv ist, gilt dasselbe auch f¨urf3. Außerdem ergibt sichf3−1=f2.
b) Daf1 die Identit¨at aufR\ {0,1} ist, giltf1◦fk=fk f¨ur allek∈ {1,2,3}und fj◦f1=fj f¨ur allej∈ {1,2,3}. Ferner erhalten wir wegen f2=f3−1 undf3 =f2−1 f¨ur jedesx∈R\ {0,1}
(f3◦f2)(x) =f3(f2(x)) =f3(f3−1(x)) =x=f1(x), (f2◦f3)(x) =f2(f3(x)) =f2(f2−1(x)) =x=f1(x),
d.h.f3◦f2 =f1 und f2◦f3=f1. ¨Uberdies erkennen wir f¨ur jedes x∈R\ {0,1}
(f2◦f2)(x) =f2(f2(x)) = 1
1−f2(x) = 1
1−1−x1 = 1−x
1−x−1 = x−1
x = 1− 1
x =f3(x), (f3◦f3)(x) =f3(f3(x)) = 1− 1
f3(x) = 1− 1
1− 1x = 1− x
x−1 = x−1−x x−1 = 1
1−x =f2(x),
Aufgabe 7 a) Es gilt
|x−4|=|x+ 1| ⇔ (x−4)2= (x+ 1)2 ⇔ x2−8x+ 16 =x2+ 2x+ 1
⇔ 10x= 15 ⇔ x= 3 2.
Alternativ f¨uhren auch geometrische ¨Uberlegungen zum Ziel: Gesucht sind diejenigenx∈R, die denselben Abstand zu 4 wie zu−1 haben, d.h.xliegt genau in der Mitte:x= 4+(−1)2 = 32. Eine weitere Alternative besteht darin, die Fallunterscheidung x ∈ (−∞,−1], x ∈ (−1,4], x∈(4,∞) durchzuf¨uhren, um die Betr¨age aufzul¨osen.
b) |2x|>|5−2x|besagt, dass notwendig x6= 0 sein muss. F¨urx∈R\ {0}gilt aber
|2x|>|5−2x| ⇔
5−2x 2x
<1 ⇔ −1< 5−2x 2x
| {z }
=2x5−1
<1 ⇔ 0< 5 2x <2
⇔ 2
5x > 1
2 ⇔ x > 5 4. c) Es ist
|2− |2−x|| ≤1 ⇔ −1≤2− |2−x| ≤1 ⇔ −3≤ −|2−x| ≤ −1
⇔ 1≤ |2−x| ≤3 ⇔ 1≤2−x≤3 oder −3≤2−x≤ −1
⇔ −1≤ −x≤1 oder −5≤ −x≤ −3 ⇔ −1≤x≤1 oder 3≤x≤5
⇔ x∈[−1,1]∪[3,5].
d) Wir unterscheiden drei F¨alle:
1. Fall:x∈(−∞,−1). Mit |x+ 1|=−(x+ 1) und|x−1|=−(x−1) ergibt sich
|x+ 1|+|x−1|=−2x.
Deshalb gilt
|x+ 1|+|x−1|>2 ⇔ −2x >2 ⇔ x <−1.
2. Fall:x∈[−1,1). Hier ist |x+ 1|=x+ 1 und |x−1|=−(x−1), also
|x+ 1|+|x−1|= 2.
Demzufolge lautet in diesem Fall die Ungleichung: 2>2. Diese ist unl¨osbar.
3. Fall:x∈[1,∞). Wegen|x+ 1|=x+ 1 und|x−1|=x−1 folgt
|x+ 1|+|x−1|= 2x und damit
|x+ 1|+|x−1|>2 ⇔ 2x >2 ⇔ x >1.
Zusammenfassend haben wir:
|x+ 1|+|x−1|>2 ⇔ x <−1 oderx >1 ⇔ x∈(−∞,−1)∪(1,∞).
— bitte wenden —
Aufgabe 8
a) Es seienx, y∈Rbeliebig. Wegen 0≤ |x+y| ≤ |x|+|y|(Dreiecksungleichung!) erhalten wir 0<1≤1 +|x+y| ≤1 +|x|+|y|,
woraus
1
1 +|x+y| ≥ 1
1 +|x|+|y| ⇔ − 1
1 +|x+y| ≤ − 1
1 +|x|+|y| (1) folgt. Mit zweimaliger Verwendung des Tipps kommen wir auf
|x+y|
1 +|x+y| = 1− 1 1 +|x+y|
(1)
≤ 1− 1
1 +|x|+|y| = |x|+|y|
1 +|x|+|y|. Damit ist die erste behauptete Ungleichung bewiesen. Nun zur zweiten: Es gilt
|x|+|y| ≥ |x| ≥0
⇒ 1 +|x|+|y| ≥1 +|x| ≥1>0
⇒ 1
1 +|x|+|y|≤ 1 1 +|x|
|x|≥0
⇒ |x|
1 +|x|+|y|≤ |x|
1 +|x|. Ebenso (vertauschex undy) bekommen wir
|y|
1 +|x|+|y| ≤ |y|
1 +|y|. Damit ergibt sich
|x|+|y|
1 +|x|+|y| = |x|
1 +|x|+|y|+ |y|
1 +|x|+|y|≤ |x|
1 +|x|+ |y|
1 +|y|.
b) Wiederum seienx, y∈Rbeliebig. Wir betrachten die beiden F¨allex−y≥0 undx−y <0.
1. Fall:x≥y. Dann ist|x−y|=x−y, und es gilt x+y+|x−y|
2 = x+y+x−y
2 = 2x
2 =x= max{x, y}, x+y− |x−y|
2 = x+y−(x−y)
2 = 2y
2 =y= min{x, y}.
2. Fall:x < y. Dann ist|x−y|=−(x−y) =−x+y, und es gilt x+y+|x−y|
2 = x+y−x+y
2 = 2y
2 =y= max{x, y}, x+y− |x−y|
2 = x+y+x−y
2 = 2x
2 =x= min{x, y}.
Aufgabe 9
a) Mit quadratischer Erg¨anzung erkennen wir x2−x+ 2 =x2−x+1
4 −1 4 + 2 =
x−1
2 2
+7 4 ≥ 7
4. Wegen (12)2−12 + 2 = 74 ∈ {x2−x+ 2 :x∈R} folgt
min{x2−x+ 2 :x∈R}= inf{x2−x+ 2 :x∈R}= 7 4.
Da {x2 −x+ 2 : x ∈ R} nach oben unbeschr¨ankt ist, existieren Maximum und Supremum
b) Wir erkennen sofort, dass B :={(−1)n+ n1 :n∈N} nach oben beschr¨ankt ist. Zur Bestim- mung des Supremums, also der kleinsten oberen Schranke, bemerken wir, dass der Ausdruck (−1)n+n1 f¨ur ungerade nat¨urliche Zahlen≤ 0 ist. Da (−1)n = 1 f¨ur gerade n ∈N gilt und n7→ 1n fallend ist, folgern wir aus (−1)n+ 1n ≤(−1)2+12 = 32: supB = maxB = 32.
Nun zur unteren Schranke. Wir behaupten: infB = −1 ∈/ B, d.h. das Minimum von B existiert nicht.
Wir m¨ussen uns zun¨achst davon ¨uberzeugen, dass−1 ¨uberhaupt eine untere Schranke von B ist. F¨ur alle n∈N gilt in der Tat
(−1)n+ 1
n ≥(−1)n≥ −1.
Nun zeigen wir, dass −1 auch die gr¨oßte untere Schranke ist. Dazu nehmen wir an, dass es eine gr¨oßere untere SchrankeK gibt, etwa K =−1 +εmit einemε > 0, und f¨uhren dies zu einem Widerspruch. Es soll also gelten
K≤(−1)n+ 1
n f¨ur alle n∈N.
Da dies insbesondere f¨ur ungeradengilt, folgt f¨ur alle ungeradenn∈N
−1 +ε≤ −1 + 1
n ⇔ ε≤ 1
n ⇔ n≤ 1
ε.
Dies kann jedoch nicht sein, weil die Menge der ungeraden nat¨urlichen Zahlen nicht nach oben beschr¨ankt ist. Also ist die Annahme falsch, und es gilt−1 = infB.
c) Die MengeC := {x+x1 : 0< x≤42} ist nicht nach oben beschr¨ankt. W¨are n¨amlich Γ eine obere Schranke vonC, so m¨usste
∀x∈(0,42] : x+1 x ≤Γ
gelten. Insbesondere k¨onnten wir dannx= 1n ∈(0,42] einsetzen und erhielten: n1 +n≤Γ f¨ur allen ∈N. Erst recht h¨atten wir dannn ≤Γ f¨ur alle n∈ N, im Widerspruch dazu, dass N nicht nach oben beschr¨ankt ist. Somit existieren weder Supremum noch Maximum von C.
Die Menge C ist aber nach unten durch 2 beschr¨ankt, denn f¨ur x > 0 erhalten wir durch Multiplikation mitx
x+ 1
x ≥2 ⇔ x2+ 1≥2x ⇔ x2−2x+ 1≥0 ⇔ (x−1)2 ≥0
und letzteres ist offensichtlich wahr. Zudem gilt 2∈C (man setze x= 1). Damit wissen wir:
Keine Zahl>2 kann untere Schranke von C sein. Also ist infC = 2 und wegen 2 ∈C folgt auch minC = 2.
Aufgabe 10
a) Induktionsanfang (IA): F¨urn= 1 stimmt die Behauptung, denn beide Seiten der Gleichung ergeben dann 1:P1
k=1k= 1 = 1(1+1)2 .
Induktionsschluss (IS): Es sei n∈N beliebig. F¨ur diesesn gelte Pn
k=1k = n(n+1)2 (Indukti- onsvoraussetzung, kurz: IV). Dann folgt
n+1
X
k=1
k=
n
X
k=1
k+(n+1)IV= n(n+ 1)
2 +(n+1) = (n+1)(12n+1) = (n+ 1)(n+ 2)
2 = (n+ 1)((n+ 1) + 1)
2 .
— bitte wenden —
b) F¨ur jedes n∈Ngilt:
n
X
k=1
(2k−1) = 2
n
X
k=1
k−
n
X
k=1
1= 2a) ·n(n+ 1)
2 −n=n2+n−n=n2.
c) IA: F¨urn= 1 ist Q1
k=1(1 +k1)k = (1 +11)1= 2 = 222 = (1+1)(1+1)!1+1. IS: Sein∈Nbeliebig. F¨ur diesesn gelteQn
k=1(1 +k1)k = (n+1)(n+1)!n+1 (IV). Dann gilt:
n+1
Y
k=1
1 +1
k k
= n
Y
k=1
1 +1
k k
·
1 + 1 n+ 1
n+1 IV
= (n+ 1)n+1
(n+ 1)! ·n+ 1 n+ 1+ 1
n+ 1 n+1
= (n+ 1)n+1
(n+ 1)! ·(n+ 2)n+1
(n+ 1)n+1 = (n+ 2)n+1
(n+ 1)! ·n+ 2
n+ 2 = (n+ 2)n+2 (n+ 2)!
= ((n+ 1) + 1)(n+1)+1 ((n+ 1) + 1)! . Aufgabe 11
a) Es seien a, b∈ R. Wir beweisen die behauptete Identit¨at durch vollst¨andige Induktion nach n∈N.
Induktionsanfang: F¨urn= 1 gilta−b= (a−b)a0b0 = (a−b)P0
k=0a1−1−kbk. Induktionsschluss: Es sein∈N beliebig. F¨ur dieses ngeltean−bn= (a−b)Pn−1
k=0an−1−kbk (IV).
Damit ergibt sich
(a−b)
(n+1)−1
X
k=0
a(n+1)−1−kbk = (a−b)
n
X
k=0
an−kbk = (a−b) a
n−1
X
k=0
an−1−kbk+a0bn
!
=a(a−b)
n−1
X
k=0
an−1−kbk+ (a−b)bn
IV= a(an−bn) + (a−b)bn=an+1−bn+1.
b) Es seienn∈Nund q∈R\ {1}. Wir setzen a= 1 und b=q ina) ein und erhalten
1n−qn= (1−q)
n−1
X
k=0
1n−1−kqk= (1−q)
n−1
X
k=0
qk.
Daq6= 1 ist, folgt hieraus
n−1
X
k=0
qk = 1−qn 1−q .