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Mein heutiger Kurzvortrag Die Menschwerdung als ständige Neugeburt im Rahmen des technischen Fortschritts und des Posthumanismus thematisiert die

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Academic year: 2022

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Mein heutiger Kurzvortrag „Die Menschwerdung als ständige Neugeburt im Rahmen des technischen Fortschritts und des Posthumanismus“ thematisiert die Behandlung aktueller

philosophischer Debatten im fortgeschrittenen Deutschunterricht – ich denke da an die DSD II Gruppen – am Beispiel des Philosophen Peter Sloterdijk.

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Ganz knapp zum Aufbau des Kurzvortrags: Ich werde zuerst zur Person Peter Sloterdijks etwas sagen, dann die Zielsetzung am Beispiel des Konzepts der Menschwerdung aufzeigen, den aktuellen Rahmen erklären – was bedeutet eigentlich technischer Fortschritt und warum ist er problematisch, und was ist Posthumanismus? – um endlich Sloterdijks Werk beispielhaft als Ausgangspunkt für die Arbeit im Unterricht zu betrachten.

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Der Kulturphilosoph aus Karlsruhe wurde 1947 geboren und zählt zu den bedeutendsten – und polemischsten - noch lebenden deutschen Philosophen. Er steht immer wieder in der öffentlichen Debatte, u.a.

wegen seiner politisch wenig korreten Aussagen und seiner

sarkastischen Art. Sein umfangreiches Werk behandelt Bereiche wie die philosophische Anthropologie, Religion und Religionskritik oder auch Wirtschafts- und Bioethik.

Sloterdijks anthropologische Sozialtheorie ist schwer zu verorten.

Einige Autoren situieren sein Denken im Schnittpunkt zwischen Phänomenologie und Existentialphilosophie, weil er von einem Verständnis des Menschen als weltbildendes Wesen im

Heideggerschen Sinne ausgeht. Sloterdijk gehört aber auch der Tradition der philosophischen Anthropologie an (Plessner, Scheler).

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Ziel ist, wie gesagt, am Beispiel Sloterdijks darzustellen, inwiefern aktuelle philosophische Debatten innerhalb des deutschen

Sprachfeldes im DaF-Unterricht vermittelbar sind.

Sloterdijk ist dafür besonders gut geeignet, da er mit der deutschen Sprache„spielt“ und sich dadurch auszeichnet, mit interessanten (und zum Teil lustigen) Neologismen hochbrisante und äuβerst wichtige Themen anzusprechen. Seine „Wortneubildung“ erfolgt im Stil Heideggers. Es gibt sogar ein „Sloterdijk-Alphabet“, von Holger von Dobeneck verfasst, das allerdings z.Z. leider vergriffen ist. Dieses Buch beschäftigt sich mit den neuen Wörtern, die Sloterdijk in die deutsche Sprache (bis 2006) eingeführt hat.

Darüberhinaus ist Peter Sloterdijk ein mediatischer Philosoph, der sich sowohl im Fernsehen als auch auf Youtube sehen lässt und auf seiner Homepage zahlreiche Video- und Audiodateien zur Verfügung stellt.

Dies ist selbstverständlich von Vorteil, wenn es darum geht,

Jugendliche für die Aussagen eines Philosophen zu interessieren. Die zweimonatliche Kultur-Talkshow „Das Philosophische Quartett“ lief 10 Jahre lang erfolgreich im ZDF und viele Folgen kann man noch im Netz finden. Wichtig ist auch die polemische Seite Sloterdijks. Besonders bekannt wurde seine Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas, beides Philosophen, die die deutsche Sprache stark prägten.

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In diesem Kurzvortrag geht es also um die Menschwerdung als

„Primärereignis der Frühgeschichte“, das „ein topologisches Geheimnis bersitzt“. Wie war es möglich, dass „inmitten einer nur unmerklich sich wandelnden Umwelt solche Enklaven entstanden, erfüllt von einem Sonderleben, das halluziniert, spricht und arbeitet?“

Es geht um die URFRAGE, um das groβe Ganze,

und zwar im Rahmen des technischen Fortschritts und des

Posthumanismus als diejenige Epoche, die dem Humanismus folgt.

Darauf werden wir gleich zurückkommen.

Nach Sloterdijk wird der Mensch unfertig geboren, und diese Eigenschaft der Unfertigkeit sieht er als Grundlage seiner Weltoffenheit und Formbarkeit an, d.h. als ein riesiges Feld von

Möglichkeiten. Die Unfertigkeit ermöglicht es dem Menschen, sich wie kein anderes Lebewesen Techniken der Welteinrichtung anzueignen.

Er kann sich in symbolisch-sozial-materiell-technischen Räumen

„einwohnen“. Diese Räume sind nach Sloterdijk „Blasen“ oder

„Sphären“, in denen der Mensch abwechselnd weilt und so immer wieder unter anderen Umständen neu zur Welt kommt.

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Spätestens seit der Kernenergie-Debatte der 70er- Jahren ist die teils kritische Haltung der Öffentlichkeit zur Technik zum Gegenstand heftiger Debatten geworden, die in enier Polarisierung zwischen Technikgegnern und

Technikbefürwortern mündete. Dabei spielen die Medien eine wichtige Rolle, besonders beit der Sensationalisierung und der Dramatisierung des Widerstandes gegen Technik. Die Erwartungen und Befürchtungen bezüglich der möglichen Technikzukünfte werden also zunehmend von den Medien manipuliert und wissenschaftliche Aussagen dazu eher in den Hintergrund gedrängt.

Umweltschützer und Klimawandelleugner wollen sich gleichermassen des Technischen Fortschritts als Kampfparole aneignen. Bei Sloterdijk ist der

Technikfluch eher als Angst vor der „Idiotisierung des Menschen“ zu erkennen, die sich vor allem bei dessen extremen Individualisierung und Einkapselung zeigt- er erwähnt u.a. die typischen urbanen Single-Haushalte. Andrerseits ist der

technische Fortschritt vorteilhaft, wenn es um die Verbesserung der Transport – und Kommunikationsmöglichkeiten, der ethischen Anwendung der Gentechnik und der „Verbesserung“ der menschlichen Leistungsfähigkeit geht. Hierbei darf aber der Begriff „Transhumanismus“ nicht mit dem Begriff des „Posthumanismus“

gleichgesetzt werden. Transhumanisten setzen auf die Verschmelzung von Mensch und Technologie, auf eine Cyborgisierung des Menschen.

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Der Posthumanismus aber ist eine Philosophierichtung, die grundsätzlich die traditionellen Konzeptionen des Menschseins neu überdenkt. Er kann auch als ein Theorie-Paradigma oder als gesellschaftlicher Diskurs gesehen werden. Das Hauptproblem des Begriffes Posthumanismus ist, dass die „Überwindung des Menschen“ bereits semantisch absolut gesetzt wird und dadurch universellen Geltungsanspruch erhält. Die aus dieser Idee resultierenden Zukunftsvisionen nehmen die Gestalt positiver oder negativer Utopien an. Alle zentralen Aspekte der posthumanistischen Philosophie sind auch mit der Vision einer medientechnischen

Immortalisierung des Menschen verbunden, was wiederum den Transhumanismus mit ins Spiel bringt.

Peter Sloterdijk wird immer wieder als Vertreter einer sogenannten „Posthumanität“ bzw. eines

„Posthumanismus“ genannt, da er den Menschen des 21. Jh. genötigt sehe, „aufgrund der nunmehr erworbenen technischen Möglichkeiten“ sich „selbst neu zu erschaffen, den Menschen mit seinen Eigenschaften neut zu definieren“ (Bernd Flessner).

Sloterdijk fordert aber keine rein neue Definition des Menschen im Sinne eines zu schaffenden Posthumanismus, sondern eine Rückbesinnung auf die bisherige Menschheitsgeschichte bei gleichzeitiger reflexiver Durchdringung dessen, was neu ist.

Regeln für den Menschenpark ist eine Rede, die Peter Sloterdijk im Juli 1999 auf Schloss Elmau in Oberbayern gehalten hat und die im selben Jahr eine intensive öffentliche Debatte über die Anwendung von Biotechnologie auf den Menschen auslöste, nachdem sie als Buch erschien.

Sloterdijk hat das Thema der Eugenik angesprochen, was natürlich als reaktionäre politische These verstanden wurde. Jürgen Habermas veröffentlichte hierzu 2001 den Text Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?. Viele Intellektuelle

veröffentlichten ebenfalls in den wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften Deutschlands ihre Kritik an Sloterdijk. Dieser wiederum lieferte sich pikante mediatische Debatten mit seinen Kritikern und warf ihnen „intentionale Falschlektüre“ vor. Das Gleiche geschah neuestens mit der Flüchtingsdebatte, vor allem nach einem Interview Sloterdijks mit dem Politischen Magazin CICERO im Februar 2016 in dem der Philosoph die Flüchtlingspolitik Merkels stark kritisierte und ihr Souveränitätsverzicht vorwarf.

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Zurück zur Ausgangsfrage: Sind aktuelle philosophische Debatten innerhalb des deutschen Sprachfeldes im DaF-Unterricht – im Rahmen des technischen Fortschritts und des Posthumanismus – vermittelbar?

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Vor allem interessiert mich der dritte Teil von Sloterdijks Sphären-Trilogie.

In diesem Band baut er seine soziologische Sprache aus, mit der er versucht, soziale Sachverhalte mittels biologischer, technischer und klimatologischer Metaphern zu erfassen.

Diese Metaphern werden oft, wie gesagt, anhand von Neologismen ausgedrückt, was dazu führt, dass kommende Themenschwerpunkte des Sprachdiploms II, wie Digitale Welt in Deutschland, Migration nach und Integration in Deutschland oder auch Gesundheit in Deutschland auf kreative Weise bearbeitet werden können.

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Die drei eben erwähnten Sternchenthemen sehen wir hier auf der Grafik zusammen mit einigen Begriffen Sloterdijks. Eins seiner Themenschwerpunkte ist die Gentechnik oder Gentechnologie, die aufgrund der Benutzung des Wortes „Züchtung“ jedoch (wie schon gesagt) heftige Debatten auslösten. Selbstverständlich ist dies kein Grund, diese Konzepte im Unterricht nicht zu behandeln, ganz im Gegenteil. Sie bieten eine hervorragende Grundlage zur Kontextualisierung, für

Mikrodebatten, improvisierte Diskussionen auf Deutsch und auf der Muttersprache und Motivation zum Recherchieren.

Die Künstliche Intelligenz zählt zu den brisantesten Themen bezüglich des technischen Fortschritts.

Hierzu passt die Desorientierung der Moderne: der posthumane Mensch ohne klare Richtung.

Sloterdijk spricht von einer „technischen Verfremdung der Welt“ durch den Maschinenbau. Der zeitgenössische Mensch sei längst abhängig von selbstgeschaffenen „Prothesen“, er versuche, seine unvollkommenen Organe durch leistungsfähige Maschinen zu substituieren“. So sei die moderne technologische Lebenswelt zu einem globalen Prothesenpark geworden. „Die erweiterten Körper versorgen uns mit der Evidenz, dass wir als Maschinen im Vorteil sind“ (PS: Kränkung durch Maschinen. Zur Epochenbedeutung der neuesten Medizintechnologie, in: Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, FaM, 2001 (338-366).

In seinem Essay „Du musst dein Leben ändern“, dessen Titel sich auf Rilkes Sonett Archaischer Torso Apolls bezieht, führt Sloterdijk das Konzept der Anthropotechnik ein. Er überlegt hier, dass der Mensch sich als lebenslanger Überlebender immer wieder im Üben selbst erschafft. Eine Übung ist

„jede Operation, durch welche die Qualifikation des Handelnden zur nächsten Ausführung der

gleichen Operation erhalten oder verbessert wird“. Sloterdijk plädiert sozusagen für diese stete Arbeit des Menschen an sich selbst, sei es, um das Individuum oder aber auch die gesamte Welt zu

verbessern.

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Digitale Welt in D Migration nach und Integration in D

Gesundheit in D

Datenschutz Formen und Ursachen Gesundheitssystem in D

Soziale Medien Flüchtlings-und Ausländerpolitik Inklusion

Sigitales Lernen Integration Medizinische Forschung und

Wissenschaft Digitalisierung der Arbeitswelt Hintergrund: Geschichte der

Migration nach D

Prävention Mobile Medien (Smartphones,

Tablets)

„Wo Lebenswelt war, muss Klimatechnik werden“. Mit diesem Satz aus Sphären III (S. 69) weist Sloterdijk darauf hin, dass er das menschliche Dasein als eine technische Wohn-Tat sieht. Die

Menschheit hat ihre vitale Aufgabe noch nicht erkannt hat, nämlich ihre Atmosphären in denen sie sich aufhält aktiv designen zu müssen, um zu überleben. Unter Technik versteht Sloterdijk kein künstliches Mittel zum Zweck, sondern eine Einstellung zur Welt im Sinne Heideggers.

Sloterdijks Sphärologie fußt auf einer Theorie des Wohnens, die das Erfassen des menschlichen Zusammenlebens in VErbindung zu Orten und Dingen notwendig macht. Demgemäß stehen Mensch und Dinge sich nicht wie Sphäreninneres und Sphärenäußeres gegenüber, sondern verschmelzen ineinander. Stimmungen und

Atmosphärentönungen materialisieren sich in architektonischen Strukturen, wobei diese direkt auf jene rückwirken.

Schliesslich meint Sloterdijk mit Fundamentalkulpabilismus, dass selbst Kritiker an dem teilnehmen, woran sie teilnehmen, d.h., jedes Individuum trachtet nach dem Erhalt der Systeme, in denen es sich befindet.

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Debatten

Wörternetze

Zweisprachiges Arbeiten: Interviews auf Spanisch, zweisprachiges Lesen

Wortcollagen

Sloterdijk im Netz

Kurzvorträge zu bestimmten Themen halten.

Beschäftigung mit dem Philosophen an sich: Biographie, Wirkungsfeld, phil. Verortung, Werke.

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13 Sloterdijk äusserte sich polemisch auch ganz gezielt zur

Bildungsdebatte in Deutschland und zum Thema Schule. Hierzu einige Zitate:

«Lernen ist Vorfreude auf sich selbst»

«Die Schule ist ein Impfprogramm, bei dem so lange Kränkungen verabreicht werden, bis man alle von ihnen durchgemacht hat.»

«Schulprüfungen sind so unangenehm, weil sie Ähnlichkeit mit der Geburt haben»

«Debatten und Skandale bilden ein thematisches

Nervensystem, über das die Gesellschaft sich wahrnimmt».

Dieses Zitat ist zwar nicht spezifisch zum Thema Schule, aber ich denke, man sollte diese als Ausgangspunkt und als eine Art Brutkasten einer potenziellen Weltveränderung sehen. Denn...

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