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Impact-Investing: Wie bleibt die Schweiz Spitze? | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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DOSSIER

Die Volkswirtschaft   5 / 2021 19

Impact-Investing: Wie bleibt die Schweiz Spitze?

Die Schweiz verfügt über ein vielfältiges Ökosystem für Impact-Investment. Damit die Schlagkraft erhöht wird, müssen die Akteure stärker zusammenarbeiten. 

Miroslav Delaporte, Lukas Schneller, Patrick Elmer

D

er private Impact-Investing-Markt umfasst weltweit schätzungsweise 33 Milliarden Dollar an Fondsgeldern – da- von wird ein Drittel in der Schweiz verwal- tet.1 Entsprechend hat sich hierzulande ein vielfältiges Ökosystem aus privaten und öffentlichen Akteuren herausgebildet. Be- deutende Verwalter von Mikrofinanzanla- gen mit Sitz in der Schweiz sind beispiels- weise Blue Orchard, Responsability Invest- ments und Symbiotics.

Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) hat die Beratungsfirma iG- ravity im Rahmen einer Projektmachbarkeits- studie das schweizerische Ökosystem für Im- pact-Investment anhand einer sogenannten Swot-Analyse untersucht.2 Impact-Invest- ment umfasst nachhaltige Anlagen, die Ren- dite mit einer ökologischer oder sozialen Wir- kung verbinden. Die Abkürzung Swot steht für Stärken (strengths), Schwächen (weak- nesses), Chancen (opportunities) und Risiken (threats). Im Folgenden wird auf die einzelnen Aspekte eingegangen.

Zum schweizerischen Ökosystem zählen Vermögensverwalter, gemeinnützige Stif- tungen, Pensionskassen, Banken, Versiche- rungen, Akademien, Ratingagenturen und Beratungsfirmen (siehe Abbildung). Hinzu kommen die Verbände Swiss Foundations, Swiss Association for Responsible Invest- ments (SVVK-ASIR), Sustainable Finance Ge- neva (SFG) und der 2014 gegründete Dach- verband Swiss Sustainable Finance. Weiter finden sich im Ökosystem diverse staatliche

1 Symbiotics/Canopy (2020): Private Asset Impact Fund Report 2020.

2 Interne Projektmachbarkeitsstudie.

Abstract  Die Beratungsfirma iGravity hat im Auftrag des Staatssekretariats für Wirt- schaft (Seco) das schweizerische Ökosystem für Impact-Investment anhand einer so- genannten Swot-Analyse untersucht: Zu den Stärken gehören der Finanzplatz und die Innovationskultur. Erschwerend wirkt unter anderem, dass Impact-Investing im Ver- gleich zum Gesamtmarkt eine Nische bleibt. Eine Chance ist die Haltung der Millenni- als, welche mehr Wert auf messbare Wirkung und Nachhaltigkeit legen. Ein gewisses Risiko stellen uneinheitliche Praktiken und Standards dar: Dies erhöht die Gefahr von

«Impact-Washing».

Akteure. So sind das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) und die Fi- nanzmarktaufsicht (Finma) beispielsweise zuständig für den Regulierungsrahmen, und die bundeseigene Entwicklungsfinanzie- rungsgesellschaft (Sifem) investiert in Fonds, die nebst einer Rendite eine beabsichtigte, messbare Entwicklungswirkung erzielen sol- len. Hinzu kommen die wirtschaftliche Ent- wicklungszusammenarbeit des Seco sowie Aktivitäten der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza).3

Die Stärken

Welche Stärken zeichnen das Schweizer Öko- system für Impact-Investment aus? Erstens verfügt die Schweiz über einen der grössten auf Vermögensverwaltung spezialisierten Fi- nanzplätze der Welt. Dies stellt eine einma- lige Finanzierungsquelle für Impact-Invest- ments dar. Zweitens findet sich hier eine star- ke Innovationskultur. So belegt die Schweiz wiederholt den ersten Platz im Global Inno- vation Index. Entsprechend offen ist der Fi- nanzsektor auch für neue Ansätze wie Im- pact-Investing.

Drittens ist die Schweiz Sitz wichtiger internationaler Organisationen wie der UNO und hat eine langjährige humanitäre Tra- dition. Dazu gehört auch ein starkes Netz- werk an Nichtregierungsorganisationen. Die- se Nähe war hilfreich beim Herausbilden der Mikrofinanzbranche, und das dabei entstan- dene Fachwissen ist heute zunehmend im

3 Vgl. Beitrag von Liliana de Sá Kirchknopf in dieser Ausgabe.

ganzen Finanzsektor gefragt. Mittlerwei- le haben auch einige Universitäten Impact- Investment in ihre Curricula aufgenommen und bieten spezifische Ausbildungen an.

Die Schwächen

Welches sind die Schwächen des schweizeri- schen Ökosystems? Erschwerend wirkt, dass Impact-Investing im Vergleich zum Gesamt- markt eine Nische bleibt. Als Schwäche gilt deshalb der verbreitete Konservatismus von institutionellen Anlegern wie Pensionskas- sen, die für die Skalierung entscheidend wä- ren. Weiter sind viele Impact-Vermögensver- walter in der Mikrofinanzwelt «gefangen», und die Akteure sind stark fragmentiert. Da- bei herrscht Unklarheit darüber, was über- haupt als «Impact» gilt.

Hinzu kommen regulatorische Hürden wie die Stempelsteuer, die Besteuerung von Produkten und der mangelnde Zugang für Kleinanleger und für Stiftungen. Aufgrund der geringen Transaktionsgrössen – und der gleichzeitig aufwendigen Due-Diligence- Prüfungen und der Überwachung vor Ort – sind die Transaktionskosten für viele Impact- Investment-Fonds sehr hoch. Schliesslich verfügen Impact-Investing-Anlagen weder über einen Sekundärmarkt noch über eine Kotierung an der Börse, was das «Mainstrea- ming» und die Skalierung erschwert. Ent- sprechend bescheiden ist die Hebelwirkung der Projekte.

Schwung dank Millennials

Gleichzeitig – und hier gehen wir zu den Op- portunitäten über – findet ein grundlegen- der Wandel in der Denkweise der Investoren statt. In den nächsten Jahren wird ein grosser Vermögenstransfer zur Generation der nach 1980 geborenen «Millennials» stattfinden, die mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen. Zu- dem geraten institutionelle Investoren durch Regulierungen und die öffentliche Meinung zunehmend unter Druck, sich für die UNO- Nachhaltigkeitsziele zu engagieren.

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IGRAVITY (2021)

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DOSSIER

Die Volkswirtschaft   5 / 2021 21 Der öffentliche und der private Sektor

können hier gewinnbringend zusammen- arbeiten. Neue Technologien wie zum Bei- spiel Blockchain und Crowdfunding haben das Potenzial, die Transaktionskosten zu sen- ken, die Transparenz zu erhöhen und mehr Investitionen in den Sektor zu fördern.

Was für Risiken gibt es? Eine gewisse Ge- fahr für das Ökosystem geht von der Wir- kungsmessung aus. Diese ist derzeit unein- heitlich. Dadurch besteht die Gefahr des «Im- pact-Washing», also des Schönfärbens der Resultate, was einen Vertrauensbruch inner- halb der Investorengemeinschaft auslösen könnte. Namentlich die unterschiedlichen Definitionen von Impact-Investing, der Man- gel an international vergleichbaren Daten und unterentwickelte Methoden erschweren die Vergleichbarkeit. Weiter kann ein Nichterrei- chen von erwarteten finanziellen oder Wir- kungszielen die Reputation von Impact-In-

vestments infrage stellen und das Wachstum der Branche bedrohen.

Konkurrenz schläft nicht

Kommt hinzu: Andere Finanzzentren wie die Niederlande und Luxemburg bleiben beim Impact-Investing nicht untätig: Mit at- traktiven Rahmenbedingungen – zum Bei- spiel günstigen regulatorischen und steuer- lichen Vorschriften sowie einer hohen Zahl an Investmentfondsexperten – versuchen sie Marktanteile zu gewinnen. Wenn die Schweiz ihre Führungsrolle behalten und ausbauen will, muss sie sich weiter positionieren und wettbewerbsfähiger werden.

In der durch iGravity durchgeführten Um- frage gaben 88 Prozent der Befragten an, dass sie eine intensivere Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem pri- vaten Sektor begrüssen würden. Von einer

Lukas Schneller

Ressortleiter Politik und Dienste, Staats- sekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern

Patrick Elmer

Gründer und Geschäftsführer, iGravity, Zürich

Miroslav Delaporte

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Privat- sektorförderung, Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern

Beteiligung der öffentlichen Hand erhoffen sie sich eine hohe Integrität des Impact-In- vesting und bessere Rahmenbedingungen.

Als wichtig erachten sie insbesondere die Ri- sikokapitalbeteiligung durch den öffentli- chen Sektor, wobei es laut den Befragten vor allem institutionelle Anleger für das Impact- Investing zu gewinnen gilt.

Damit das schweizerische Ökosystem noch stärker zusammenwächst, gilt es insbe- sondere den Austausch zwischen den beiden Finanzzentren Genf und Zürich zu fördern und langfristige Partnerschaften zwischen Entwicklungsorganisationen und der Finanz- welt zu gründen. Es gibt Stimmen, die erwar- ten, dass in Zukunft die Wirkung (Impact) zur Betrachtungsweise jeder Investition gehören wird, genauso wie Risiko und Rendite. Falls dies eintrifft, wird der gesamte Finanzplatz Schweiz dereinst von der Pionierrolle des Im- pact-Investment profitieren können.

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