• Keine Ergebnisse gefunden

Das administrative Korsett ist zu eng | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Das administrative Korsett ist zu eng | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

30 Die Volkswirtschaft  10 / 2017

DER STANDPUNKT

Von allen Seiten lastet der Druck auf die Berggebiete und ländlichen Räume. Bereits existieren grundlegende Prob- leme wie etwa die zu klein strukturierten Angebote im al- pinen Tourismus. Doch diese werden nun zusätzlich durch externe Schocks wie die Zweitwohnungsinitiative und die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses verschärft.

Hinzu kommt ein politischer Wind, der sich eindeutig gegen die Berggebiete gewendet hat. Dies zeigt sich etwa in der vorgesehenen Reduktion der Wasserzinse, welche für einige Berggemeinden existenzielle Fragen aufwirft. Die geplante Verschärfung der Lex Koller würde für den alpi- nen Tourismus einen weiteren schweren Schlag bedeuten.

Digitalisierung bietet Chancen

Doch in den Berggebieten und ländlichen Räumen sind durchaus Potenziale vorhanden, wie ein aktueller Bericht1 der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Bergge- biete (SAB) zeigt. Auch die Digitalisierung stellt eine riesige Chance dar. Denn die Produktion von Gütern und Dienst- leistungen ist nicht mehr so stark wie bis anhin an einen Standort gebunden: Das Hochhaus in Zürich wird bequem und inspirierend in Vrin entworfen. Das klassische Büro hat ausgedient. Dienstleistungen werden vermehrt von zu Hause, unterwegs oder bei Kunden erledigt. Zudem er- möglicht das Internet dem Tourismus weltweit sichtbare  Marketingkanäle. Doch damit diese Chancen genutzt wer- den können, braucht es entsprechende digitale Infrastruk- turen.

Diesbezüglich macht Avenir Suisse in ihrer kürzlich pu- blizierten Studie über die Berggebiete einen Denkfehler.

Auch die Denkfabrik erkennt in der Digitalisierung zwar eine Chance, sie verteufelt auf der anderen Seite aber den

Bau von Infrastrukturen. Nur: Ohne leistungsfähige, digitale Infrastruk- turen können die Chancen der Digi- talisierung nicht genutzt werden. Da- mit alle Unternehmen und Haushalte in der Schweiz die gleichen Voraus- setzungen haben, muss die minima- le Bandbreite in der Grundversorgung von heute 3 Megabit pro Sekunde (MBit/s) unverzüglich auf 10 MBit/s angehoben werden. Zudem braucht es eine Breitbandstrategie des Bun- des, die aufgezeigt, wie die Gebiete, in denen der Wettbewerb nicht spielt, rasch mit Hochbreitband erschlossen werden. Auch die im internationa- len Vergleich übermässig restriktiven Grenzwerte für Mobilfunkantennen müssen korrigiert werden. Sonst können vor allem die ländlichen Räume nur sehr verzögert von schnelleren Mobi lfunk-Übertragungsraten wie 5G profitieren.

Zu viele administrative Lasten

Die Einschränkung beim Mobilfunk ist nur einer von zahlreichen Faktoren, welche die Entwicklung der Berg- gebiete und ländlichen Räume hemmen. Ein kürzlich ver- öffentlichter Bericht2 der SAB zeigt erstmals die adminis- trativen Lasten der Berggebiete. Darin wurden rund 100 solcher Lasten identifiziert. Ein typisches Beispiel ist der Agrotourismus: Während die Agrarpolitik von den Land- wirten verlangt, unternehmerisch tätig zu sein, werden ihre Entwicklungspotenziale durch das Umwelt- und Raumplanungsrecht gleich wieder eingeschränkt. Es wäre den Berggebieten sehr gedient, wenn das Korsett, das mit all diesen Auflagen geschnürt wurde, wieder etwas gelo- ckert würde. Dann hätten sie wieder mehr Luft, um die vorhandenen Entwicklungspotenziale auch ohne zusätz- liche staatliche Unterstützung in Wert zu setzen.

Für die Zukunft der Berggebiete und ländlichen Räume braucht es einen integralen, sektorübergreifenden An- satz. Dazu müssen alle raumwirksamen Politikbereiche, alle staatlichen Ebenen und die Zivilgesellschaft zusam- menwirken. Der vom Bundesrat im Februar 2015 publi- zierte Politikbericht für die ländlichen Räume und Berg- gebiete stellt in dieser Hinsicht einen Meilenstein dar. Er muss nun konkretisiert und in die Tat umgesetzt werden.

1 Egger et al. (2017). Erfolgsmodelle in den Berggebieten und ländlichen Räumen. Bericht verfügbar auf Sab.ch.

2 Egger et al. (2017). Administrative Lasten im Berggebiet. Bericht verfügbar auf Sab.ch.

Den Berggebieten und ländlichen Räumen weht zurzeit ein rauer Wind entgegen. Potenziale zur Entwicklung dieser Räume sind zwar vorhanden, doch sie werden durch administrative Hürden oft eingeschränkt. Eine Lockerung ist nötig.

Das administrative Korsett ist zu eng

DER STANDPUNKT

Thomas Egger

Nationalrat (CSP/VS) und Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB), Bern

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Stand- ortförderung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) fördert des- halb gemeinsam mit den Kantonen Projekte in funktionalen Räumen besonders.. Wichtige Instrumente

im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigt: Bei einem unilateralen Zoll- abbau auf Industrieprodukte könnten die Firmen administrative Kosten im Umfang von rund

Angesichts dieser Resultate muss eine nationale Strategie für admini- strative Erleichterungen aufgegleist werden, mit der sich prioritär die gesetzgeberische Inflation eindämmen

Auf dem Weg zu einer wachstumsfreundlichen Unternehmens- besteuerung bergen die Kapitalsteuer, die Vermögenssteuer, die progressiven kan- tonalen Gewinnsteuern und die

Die grosse volkswirtschaftliche Bedeutung des Bankensektors für die Schweiz, die systemische Bedeutung der beiden Grossbanken sowie die grosse Ansteckungsgefahr zwischen Banken

Dies heisst auch, dass die öffentlichen Mittel – wie immer wieder gefordert wird – nicht den Versicherern überantwortet werden können, weil diese der Balance

Ausnahme für Rohstoffe und Zutaten, die in der Schweiz zwar produziert werden, sich aber aufgrund der objektiven Produkt - spezifizierung nicht für die Herstellung

Mit der Verwendung von Paneldaten und relativ neuen ökonome- trischen Modellen ist es aber möglich, durch eine Aufspaltung des Störterms in drei Kom- ponenten – in eine stets