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Administrative Erleichterungen: Eine nationale Priorität | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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29Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 1/2-2014

Das Anfang 2013 publizierte Bürokratie- barometer des Seco bestätigt: Die administ- rative Last für die Unternehmen hat in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Im Durchschnitt müssen KMU 40 Stunden pro Monat für Arbeiten administrativer Art auf- wenden. Um die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten, gibt fast die Hälfte aller Mikro- Unternehmen (3 bis 9 Mitarbeitende) mo- natlich bis zu 1000 Franken für externe Ad- ministrativkosten aus. Diese Belastungen schränken die Handlungsfreiheit und die In- novationskapazität der Unternehmer ein. Das wiederum dämpft den Unternehmergeist, bremst das Wirtschaftswachstum und schadet der Beschäftigung.

Darum: Weg mit der Bürokratie!

Die bürokratische Ausuferung hat drei Gründe. An erster Stelle stehen die Regulie- rungsexzesse: Über 4000 Rechtsakte sind in der systematischen Sammlung des Bundes- rechts erfasst. Das ist zu viel, wie das be- rühmte Tacitus-Zitat besagt: «Je schlechter der Staat, desto mehr Gesetze». Eine derarti- ge Fülle von Normen lässt die administrati- ven Verpflichtungen der Unternehmen gera- dezu explodieren.

An zweiter Stelle folgen die föderalisti- schen Überbordungen: Durch die Respektie- rung der Diversität tendiert unser föderalis- tischer Staat mit seinen drei Ebenen zu einer Vervielfachung reglementarischer Leerläufe und administrativer Formalitäten. Ein Bei- spiel von Hunderten: Das im Wesentlichen kantonale und kommunale Baurecht beruht auf über 140000 Gesetzes- und Verord- nungsartikeln. Die administrativen Kosten dieser normativen Heterogenität belaufen sich jährlich auf mehrere Mrd. Franken.

Und schliesslich ist da noch der Übereifer der Behörden: Der legendäre helvetische Per- fektionismus äussert sich im Eifer der Funk- tionäre, alles und jedes bis ins kleinste Detail regulieren zu wollen. Das abstrahierende All- gemeinrecht wird so in seiner Anwendung zu einer pedantischen Regulierung. Die 1500 Seiten offizieller Publikationen zum Thema Mehrwertsteuer illustrieren schon fast kari- katuristisch, bis zu welchem Grad die Demo- kratie – zu oft – der bürokratischen Bevor- mundung unterworfen ist.

Am schlimmsten trifft es die KMU Alle Unternehmen sind vom staatlichen Regulierungswahn betroffen. Doch am schwersten treffen die daraus entstehenden administrativen Verpflichtungen die KMU:

je kleiner ein Unternehmen, umso höher die Administrativkosten je Mitarbeitenden.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass die administrative Erleichterung von jeher zuoberst auf der Prioritätenliste des Schwei- zerischen Gewerbeverbandes (SGV) steht.

Im Mai 2010 verabschiedete der KMU- Dachverband eine Resolution, die bis 2018 eine Reduktion der Regulierungskosten um 10 Mrd. Franken fordert.

Um das zu erreichen, verlangte der SGV vorgängig eine Messung der Regulierungs- kosten, die durch die schweizerische Gesetz- gebung entstehen. Doch – welch eine Über- raschung – trotz der Veröffentlichung mehrerer Berichte des Bundesrats zu diesem Thema (seit 1999 deren sechs!) und der Überweisung zahlreicher parlamentarischer Vorstösse kennt niemand mit Genauigkeit die administrative Last, welche die Unter- nehmen heute zu tragen haben.

Angesichts des Fehlens verlässlicher Da- ten reichte Ständerat Jean-René Fournier, Mitglied des SGV-Vorstands, im Juni 2010 ein Postulat ein, das den Bundesrat be- auftragte, die Regulierungskosten aller in der Schweiz in Kraft stehenden Gesetze zu mes- sen. Die Exekutive nahm den Vorstoss ent- gegen und liess daraufhin 15 Bereiche dahin- gehend überprüfen.

Der bundesrätliche Bericht wurde im De- zember 2013 veröffentlicht. Er enthält kon- krete Massnahmen für administrative Ver- einfachungen in Bereichen, in denen die Belastung für Unternehmen besonders ins Gewicht fällt. Angesichts dieser Resultate muss eine nationale Strategie für admini- strative Erleichterungen aufgegleist werden, mit der sich prioritär die gesetzgeberische Inflation eindämmen und der Föderalismus dynamisieren lassen. An diesem Aktionsplan müssen nicht nur die Wirtschaftskreise be- teiligt sein, sondern auch alle öffentlichen Akteure (Regierungen, Parlamente, Verwal- tungen) auf eidgenössischer, kantonaler und

kommunaler Ebene.

Administrative Erleichterungen: Eine nationale Priorität

Die Schweiz, an erster Stelle der kürzlich vom World Economic Forum veröffentlichten Weltrang­

liste der Wettbewerbsfähigkeit stehend, ist ein Land, wo es sich gut unternehmerisch tätig sein lässt. Die Flexibilität des Arbeits­

marktes, das ausgezeichnete Bildungswesen und die Attraktivi­

tät des Steuersystems erklären den Erfolg. Doch aus dem Hinter­

halt droht ein Schatten diese Idylle zu verdüstern: das zuneh­

mende Gewicht der Bürokratie, die in sämtliche Bereiche der Wirtschaftstätigkeit eindringt.

Marco Taddei Vizedirektor Schweizerischer Gewerbeverband sgv

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