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Motiviertes, qualifiziertes Personal und ein fairer Wechselkurs als Erfolgsfaktoren | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Stellungnahmen

36 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 7/8-2012

Ein fairer Frankenkurs

In früheren Jahren war die Industriekon- junktur weitgehend unabhängig von der La- ge im Finanzsektor. Phasenweise waren die beiden Konjunkturen sogar gegenläufig, was stabilisierend wirkte. In den letzten Jahren traten Rezessionen jedoch immer häufiger in beiden Sektoren zusammen auf. Ein Extrem- fall ist die Krise 2008/09, als die Wertschöp- fung in beiden Sektoren fast gleichzeitig ein- brach. Dank dem intensiven Einsatz von Kurzarbeit konnten aber in der schwierigen Phase viele Arbeitsplätze erhalten werden.

Die zweimalige Verlängerung der maximalen Kurzarbeitsdauer hat dazu wesentlich beige- tragen. Angesichts der anhaltenden wirt- schaftlichen Unsicherheiten darf die Kurzar- beitsdauer nicht verkürzt werden.

Die starke Überbewertung des Frankens macht Teilen der Schweizer Industrie ernst- haft Schwierigkeiten. Internationale Preis- und Kostenvergleiche zeigen, dass der Schweizer Franken gegenüber dem Euro bei 1,40 bis 1,50 CHF/Euro fair bewertet wäre.

Trotz der von der Schweizerischen National- bank (SNB) eingeführten Untergrenze ist der Franken nach wie vor viel zu stark. Das kann auch längerfristig Spuren hinterlassen. Die Innovationsaktivität der Firmen ist von der Geschäftslage abhängig. Ist die Geschäftslage gut, wird mehr in Forschung und Entwick- lung neuer Produkte investiert. Bei einer schlechten Lage wird die Innovationstätig- keit zurückgefahren, weil das Geld knapper ist. Die Firmen verlagern ihren Fokus auf Ra- tionalisierungen. Bei einem überbewerteten Franken fehlt es daher an Investitionen in neue Produkte, welche die Wettbewerbsfä- higkeit von morgen ausmachen. Gemäss der KOF-Industrieumfrage hat eine steigende Zahl der Firmen Finanzierungsprobleme.

Die SNB muss zusammen mit dem Bund da- für sorgen, dass sich der Franken möglichst rasch zu seiner fairen Bewertung hinbewegt.

Gute Löhne, sichere Arbeitsplätze Die Schweizer Industrie lebt zum grossen Teil davon, dass sie qualitativ hochstehende Produkte produziert, bei denen sie eine star- ke Marktstellung hat. Qualifiziertes und mo- tiviertes Personal ist ein entscheidender Er-

folgsfaktor. Teile der Industrie haben einen Arbeitskräftemangel. Aus ökonomischer Sicht sind Mangelerscheinungen auch ein Hinweis dafür, dass die Preise nicht stimmen.

Die Industrie muss daher prüfen, ob die Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiv ge- nug sind. Bei Massnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung ist darauf zu achten, dass die Ausbildungsgänge so strukturiert sind, dass sie den Bedürfnissen der Beschäf- tigten entsprechen und dass die Firmen es dem Personal ermöglichen, die Aus- und Weiterbildungen zu absolvieren.

Die Erhöhung der Mittel für die Förder- agentur für Innovation des Bundes (KTI) Ende 2011 ist eine sinnvolle Massnahme, um die Firmen bei der Innovationstätigkeit zu unterstützen. Gleichzeitig ermöglicht sie den Forschenden an den Hochschulen einen will- kommenen Praxisbezug. Die Zusammenar- beit zwischen Industrie und Forschung ist die erfolgversprechendste Industriepolitik.

Die Schweiz kann hier noch mehr machen.

Mit dem globalen ökologischen Umbau (Energie, Verkehr usw.) eröffnen sich für Schweizer Firmen neue Geschäftsfelder. Da- mit die Firmen diese Chancen wahrnehmen können, sollte sich der Bund für den entspre- chenden Wissenstransfer einsetzen.

In letzter Zeit sind in der Industrie häufig Fälle von Lohndumping aufgetreten. Der Be- richt des Seco über die flankierenden Mass- nahmen vom Frühjahr 2012 zeigt, dass in 18 von 100 kontrollierten Betrieben zu tiefe Löhne bezahlt wurden. Dieses Resultat ist besonders alarmierend, weil die Löhne in der Industrie kaum durch Mindestlöhne ge- schützt sind. Es ist zu befürchten, dass sich die Lage im laufenden Jahr nochmals ver- schärft hat. Denn wegen dem überbewerte- ten Franken dürften vermehrt Arbeitgeber versuchen, billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland anzustellen. Bei wiederholtem Dumping sieht das Gesetz die Einführung von Mindestlöhnen vor. Erhärten sich die Dumpingfälle, müssen Mindestlöhne erlas- sen werden. Und um die Sozialpartnerschaft zu stärken, müssen die Personalvertretungen besser gegen eine Kündigung geschützt wer-

den. m

Motiviertes, qualifiziertes Personal und ein fairer Wechselkurs als Erfolgsfaktoren

Vor der Finanzkrise verzeichnete die Schweizer Industrie ein starkes Wachstum. Die Industrie- Skeptiker der 1990er-Jahre ver- stummten. Diese Entwicklung zeigt: Die Schweizer Industrie ist wettbewerbsfähig, wenn der Schweizer Franken fair bewertet ist und die Konjunktur im Ausland läuft. Der Anteil der Industrie am gesamten Bruttoinlandprodukt beträgt rund 20%. Doch dieser Anteil unterschätzt die volkswirt- schaftliche Bedeutung. In einem kleinen Land wie in der Schweiz hängen die Löhne und Arbeits- plätze in der Binnenwirtschaft zu einem beträchtlichen Teil vom Wohlergehen in der Exportwirt- schaft ab.

Dr. Daniel Lampart Leiter Sekretariat und Chefökonom des Schweiz. Gewerk- schaftsbundes SGB

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