Fest der Heiligen Familie 2019 Weihnachtliche Betrachtung
Liebe Schwestern und Brüder,
in den Tagen der Weihnachtsoktav jagt beinahe ein Höhepunkt den anderen:
Stephanus, Johannes, die Unschuldigen Kinder und heute das Fest der Heiligen Familie. Vieles ließe sich zu jedem einzelnen Anlass sagen. Und doch möchte ich jetzt erst einmal bremsen! Gerade weil alles so schnell geht, möchte ich gedanklich noch einmal nach-denken über das, was ich, was wir in diesen Tagen gefeiert haben, was wir erlebt hatten. Dazu drei Gedanken:
- Es ist mittlerweile schon beinahe Tradition geworden, dass wir das „Licht aus Betlehem“ in unseren Kirchen haben. Viele haben hier eine Kerze angezündet und das Licht mit nach Hause genommen. Die deutschen Benediktiner in Jerusalem haben seit vielen Jahren den Brauch, eine lange Schriftrolle, die mit Namen beschrieben wurde, die ihnen Menschen aus aller Welt telefonisch, per Post oder Mail nennen. Diese Rolle, die Namen – also die Menschen mit ihren Anliegen – werden dann in der Heiligen Nacht auf einem Pilgerweg in die Geburtsgrotte nach Betlehem gebracht. Wen habe ich in diesen Tagen besonders dem Schutz Jesu anvertraut – wen möchte ich jetzt noch anvertrauen? Dass Sein Licht im Leben dieses Menschen leuchten möge. In dieser Haltung zeige ich, dass ich mich diesem Heiland wirklich anvertrauen möchte;
dass ich zugebe, nicht alles machen und regeln zu können; dass ich bekenne, bedürftig zu sein, also ein weihnachtlicher Mensch.
- Vom „Wort“ war am Weihnachtstag die Rede. So manche Worte wurden in diesen Tagen gesprochen, von mir und zu mir. Gab es Worte, die mir gut taten – und solche, die mich verletzten? Ein Wort ist nur dann tragfähig, wenn es in Wahrheit gesprochen wurde. Das kostet manchmal auch Mut. Aber im Blick auf das Kind in der Krippe kann
ich mich darum bemühen, dieses Wort in Liebe, in Achtung und Respekt zu sagen. In nicht wenigen Beziehungen und Familien schwelen Konflikte, die schon lange, viel zu lange nicht angesprochen wurden und so nicht gelöst werden können. Vielleicht waren sie auch an diesem Fest wieder besonders zu spüren. In dieser Weihnachtszeit wäre es kein schlechtes Zeichen, wenn ich mir vornehmen würde – und das dann im Gebet vorbereite – das Wort des Friedens, der Versöhnung und der Wahrheit Fleisch werden zu lassen. Nicht, um einen Konflikt zu vertiefen, sondern um ihn zu klären, zu lösen – im extremsten Falle auch, um eine schon lange fällige Abgrenzung vorzunehmen.
Gerade damit zukünftig Verletzungen vermieden werden. Was daraus dann in der Zukunft wird, weiß ich nicht, aber ich kann im Blick auf den Heiland hoffen, dass ER das Seine tun wird und auch darum beten.
Das Wort, das Fleisch geworden ist, greift in unser Leben ein – in mein Leben. Und das geschieht immer konkret.
- Und ein Blick nach vorne: Von Flucht und Ausweichen ist im heutigen Evangelium die Rede. Äußere Umstände, Machthaber verhindern, dass die Heilige Familie ein friedliches Leben führen kann. Nach den Weihnachtstagen werden wir alle wieder in unseren Alltag gehen und der wird nicht plötzlich wunderbar anders werden als vorher.
Ich kann aber heute, im Glanz des Lichtes von Betlehem, einen Blick darauf werfen, was mich in meinem Alltag nicht wirklich frei sein lässt, mich nicht in Frieden lässt. Ist das nur ein blindes Schicksal oder Mächte, denen ich – wie die Heilige Familie – einfach ausgesetzt bin, oder gibt es doch Wege und Möglichkeiten, wie ich dem begegnen könnte? Josef bekommt durch Träume gesagt, was er tun kann, wo sich ein Ausweg eröffnet, eine „Fluchtmöglichkeit“, die dann aber genau zu dem Ort führt, an den er kommen soll, damit Jesus der „Jesus von Nazareth“ werden kann. Wäre so etwas für mich vielleicht auch dran? Höre ich noch auf meine Träume, die mir von einem anderen Leben erzählen? Wenn ich mich wirklich von dem Gott getragen weiß,
den wir in diesen Tagen miteinander wieder gefeiert haben, kann mir das neuen Mut schenken, um anders, verändert zu leben. Wie Maria bei der Verkündigung bekomme ich, jeder von uns, gesagt: Du bist begnadet, du bist gesegnet, von Gott besonders gesehen. Kann mir dieses Wort jetzt neuen Mut und neue Kraft schenken und so das Weihnachtsfest in meinem Leben ankommen?
Amen.