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Bessere Versorgung durch Digitalisierung

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Academic year: 2022

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Bessere Versorgung durch Digitalisierung

5. Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit

Corona

Freistoß gegen Abwehr:

Corona-Impfung einfach erklärt

Telemedizin & Digitales

Für den Fall des Falles: Bei IT-Pannen richtig reagieren

Klinik und Praxis

Obduktion als Instrument der Qualitäts-

sicherung

Mitteilungsblatt der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen

95. Jahrgang | Januar 2022

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Zielgruppengenau und treffsicher.

Der Anzeigenmarkt

im niedersächsischen ärzteblatt

Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH, Karl-Wiechert-Allee 18-22, 30625 Hannover Telefon 05 11 / 3 80 - 22 82, Telefax 05 11 / 3 80 - 22 81 Online-Anzeigenaufgabe: info@haeverlag.de oder unter www.haeverlag.de/service

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Editorial

zu Beginn des neuen Jahres 2022 stehen wir beinahe vor den gleichen Herausforderungen wie 2021. Alle Kräfte konzentrieren sich auf die Abwehr der Corona-Pandemie. Sie wird auch im vor uns liegenden Jahr weitgehend das Geschehen bestimmen. Ob beim Impfen in den Praxen oder durch die mobilen Teams, bei der Arbeit auf den Intensiv- stationen oder in den Teststationen – überall leisten Sie als Ärztinnen und Ärzte Überragendes. Für Ihren Einsatz können wir Ihnen, Ihren Teams, aber auch den Pflegekräften nicht genug danken.

Neue politische Weichenstellungen bahnen sich an. Die Ernennung von Professor Dr. med. Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister wurde von einem Großteil der Bevölkerung befürwortet. Damit gelangt ein Arzt und Epidemiologe an die Spitze der Gesundheitspolitik, dem viele in der Pandemiebekämpfung mehr Geschick zutrauen als seinem Vorgänger. Lauterbach versichert, sein Haus auf der Basis wissen- schaftlicher Prinzipien und nach den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin führen zu wollen. Damit hat er die Ärzteschaft sicher an seiner Seite. Für seine Amtsführung unter schwierigsten Bedingungen wünschen wir ihm alles Gute.

Wäre eine allgemeine Impfpflicht der Weg aus der Pandemie? Auf jeden Fall wäre sie ein Paradigmenwechsel, bei dem die Politik das

Staatswohl rückhaltlos mit den Prinzipien der modernen Medizin verknüpft.

Eine Entscheidung allerdings, die in der Gesellschaft möglicherweise kontrovers bleiben wird. Die gesundheitspolitischen Strukturveränderungen, die die Ampelkoalition darüber hinaus plant, wird man im Einzelfall abzuwägen haben. Mehr Durchlässigkeit bei den Sektorengrenzen, ein angepasstes Vergütungssystem und eine Entbudgetierung im hausärztlichen Bereich sind richtige Vorhaben.

Aber es gibt auch Konfliktpotential – etwa bei den geplanten integrierten Notfallzentren, der Ver- selbstständigung medizinischer Assistenzberufe oder der Schaffung komplementärer Einrichtungen wie „Gesundheitskiosken“. Eingriffen in das ärztliche Selbstverwaltungsrecht werden wir uns ent- gegenstellen.

Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen ziehen wir an einem Strang. Aber wir empfehlen dabei ein bedächtigeres, sorgfältigeres Vorgehen als bisher, das die Anwendungsbedürfnisse der Praxen und die Marktreife der Produkte berücksichtigt. Gerade auf dem Gebiet der sicheren Vernetzung gibt es noch enorm viel zu tun.

Mit den besten Wünschen für das neue Jahr

Dr. med. Martina Wenker Präsidentin der Ärztekam- mer Niedersachen

Dr. med. Marion Renneberg Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen

Mark Barjenbruch Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nieder- sachsen

Dr. med. Jörg Berling Stellv. Vorstandsvorsit- zender der Kassenärzt- lichen Vereinigung Nie- dersachsen

Alte und neue Herausforderungen

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

Fotos: C. Wyrwa, H. Preller Fotos: KVN

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ÄKN

Digitalisierung

8 Reha, Notfalltraining oder Integrierte Lernkonzepte Beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit ging es unter anderem um digitale Verfahren in der Patienten- versorgung, Datenübermittlung oder Aus- und Fortbildung.

Ein Mitschnitt kann weiterhin auf dem ÄKN-YouTube- Kanal angesehen werden.

11Eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten Professor Dr. mult. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth referierte beim Digitalgipfel über die Frage

„War Corona der Booster für die Digitalisierung?“

12Keine sicheren technischen Voraussetzungen Dr. med.

Karin Bremer benannte beim Digitalgipfel die Heraus- forderungen und Probleme bei der Digitalisierung der Hausarztpraxen.

16Notfalltraining in der virtuellen Welt Dr. rer. nat.

Guillermo Carbonell stellte beim Digitalgipfel das For- schungsprojekt ViTAWIN vor, das mit Mixed Reality ar- beitet.

Politik

17Haushaltsplan verabschiedet Die 5. Sitzung der Kammer - versammlung der Ärztekammer Niedersachsen in der 19. Wahlperiode musste aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden: Über wichtige Beschlüsse wie den Haushalt wurde stattdessen im Umlaufverfahren abgestimmt.

Kammerversammlung

19Die Neuen in der Kammerversammlung Dr. med. Anne Ilka Aden und Dr. med. Karin Bremer wurden zur 19. Wahlperiode neu in die Kammerversammlung ge- wählt.

Podiumsdiskussion über Digitalisierung und

8

Gamification in der medizinischen Ausbildung beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit in der Hochschule Hannover

Ausschüsse

20Wehret den Anfängen! Die Mitglieder des Ausschusses für Krankenhausangelegenheiten warnen davor, bei Er- lösverlusten in Krankenhäusern die ärztliche Besetzung weiter zu reduzieren.

21Für Obduktionen als Instrument der klinischen Quali- tätssicherung setzt sich Carolin Schreiber, Fachärztin für Rechtsmedizin am Klinikum Lüneburg, ein.

Bezirksstellen

24Immer noch kein Bonus für unsere MFA Grußwort von Dr. med. Jörg Weißmann, Vorsitzender der Ärztekam- mer-Bezirksstelle Aurich

25News aus der Bezirksstelle Aurich: Berichte über Vor- bereitungen für das neue Zentralklinikum, einen Podcast der Radiosendung „Meine Gesundheit“ und die Pläne für einen Vorkurs „Humanmedizin“ am Gymnasium Ulricianum in Aurich

Qualitätsmanagement

26Zügige Verbesserungen in den Abläufen Umsetzung der vom G-BA beschlossenen Richtlinie zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur

Fotos: N. Heusel, I. Wünnenberg, Trägergesellschaft

21

So soll das Zentralklinikum in der ostfriesischen

25

Gemeinde Südbrookmerland einmal aussehen.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Neu- bau. 2028 soll die Klinik geöffnet werden.

Warum die Obduktion nicht aus dem klinischen Alltag verschwinden darf, argumentiert ein Bericht aus dem Ausschuss für Krankenhaus- angelegenheiten der Kammerversammlung.

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KVN

Corona

35Nachtragshaushalt für Corona-Maßnahmen beschlossen.

Sondersitzung der KVN-Vertreterversammlung befasste sich mit aktueller Pandemie-Situation

36Kein Freistoß für das Virus! MHH-Professorin Dr. Christine Falk macht das komplexe Impfgeschehen mit Fußball- Beispielen nachvollziehbar

Arzneimittel & Verordnung

38Ohne Risiko für Mutter und Kind ATIS informiert: Be- handlung von Depression und Rheuma in der Schwan- gerschaft

Selbstverwaltung

40Nicht kompliziert – aber immer nah dran. Niedersäch- sischer Gesundheitspreis 2021 würdigte Projekte zum Umgang mit der Corona-Pandemie

42Leseerfahrung digital Es ist soweit: Das Niedersächsische Ärzteblatt wie auch das KVN-Rundschreiben sind als Digitalversionen erhältlich

Wie wirkt die Impfung im Körper? Immunolo-

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gin Prof. Christine Falk hat eine Antwort: Sie funktioniert wie die Fußball-Abwehr beim Freistoß? Leuchtet das Impfmuffeln ein?

Gesünder durch die Pandemie – auch 2021 ging der Niedersächsische Gesundheitspreis vor allem an Projekte, die dieses Ziel im loka- len Umfeld verwirklichen wollen.

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Praxis & Versorgung

43Koalitionsvertrag aus steuerlicher Sicht Steuertipp: Was hat die „Ampelkoalition” für den Steuerzahler geplant?

44Neuerscheinungen

46Investieren Sie in Vertrauen Sieben „Glaubenssätze”

stehen einem erfolgreichen Investment im Wege. Dabei halten sie einer Überprüfung nicht stand

Telemedizin & Digitales

48Auf Cyber-Kriminalität richtig reagieren Fünf Beispiele mit Handlungsoptionen für den Ernstfall

Politik & Verbände

52Aus anderen KVen

Was tun, wenn Cyber-Kriminelle trotz aller Vorsicht Zugriff auf die Praxis-IT erlangt ha- ben? Fünf Beispiele zeigen: Es geht auch um Fehlerkultur und Aufklärung im Praxisteam.

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Standards

3 Editorial 6 Aktuell

28 ÄKN-Mitteilungen

53 KVN-Mitteilungen

59 Veranstaltungen

64 Rubrikenanzeigen 75 Impressum

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Aktuell

Foto: AOK-Mediendienst

Ergebnisse einer Längsschnittstudie zur Entwicklung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat jetzt das Robert Koch-Institut (RKI) in der jüngs- ten Ausgabe des Journal of Health Moni- toring (JoHM) veröffentlicht. Das RKI hat im Rahmen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutsch- land (KiGGS) insgesamt 3.546 Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren über einen Zeitraum von elf Jahren bis in das junge Erwachsenenalter begleitet.

Ein Aspekt war die Entwicklung von Kin- dern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten. Die nun publizierten Re- sultate der KiGGS-Kohorte zeigen, dass psychische Auffälligkeiten sowie Risiko- und Schutzfaktoren in Kindheit oder Jugend mit der späteren psychischen Gesundheit, Lebenszufriedenheit und Lebensqualität, dem Bildungserfolg und dem Gesund- heitsverhalten sowie der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in engem Zu- sammenhang stehen. Das Fazit lautet:

„Die Ergebnisse dieser Analysen legen die Notwendigkeit früher Prävention und Intervention bei Vorliegen psychischer Auffälligkeiten in Kindheit oder Jugend nahe, um die vielfältigen Risiken für die Betroffenen im Erwachsenenalter abzu-

mildern. Die in den Analysen aufgezeigten Effekte psychosozialer Schutzfaktoren ver- weisen dabei auf mögliche Chancen einer ressourcenorientierten Prävention und Intervention.“ Den Forschenden zu- folge sollten dabei verhältnispräventive Interventionen zur Verringerung sozial ungleicher Gesundheitschancen im Vor- dergrund stehen. Als Maßnahmen werden Armutsbekämpfung, Verbesserung der Bildungschancen und Sicherstellung be- darfsgerechter, niedrigschwelliger Bera- tungs- und Unterstützungsangebote für belastete Familien genannt.

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wbg

KID-PROTEKT-Studie sieht Bedarf für aktive Unterstützung

Anzahl der Krebsdiagnosen nahm in den Jahren

zwischen 2010 und 2019 zu

Die Zahl der diagnostizierten Krebs- erkrankungen nahm in der Dekade vor der Corona-Pandemie stetig zu.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentral- instituts für die kassenärztliche Ver- sorgung (Zi), für die Daten von Ver- sicherten der Gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV) ab 15 Jahren aus der Zeit zwischen 2010 und 2019 ausgewertet wurden: Von den ins- gesamt 61,5 Millionen gesetzlich Kran- kenversicherten ab 15 Jahren hatten 2019 knapp 3,32 Millionen Menschen eine als gesichert dokumentierte Krebs- diagnose, teilte das Zi jetzt mit. Das entspreche einer altersstandardisierten Diagnoseprävalenz von 5,2 Prozent für alle Krebserkrankungen ohne den hellen Hautkrebs. 2010 habe die Häu- figkeit noch bei 4,1 Prozent gelegen.

Die Studie ergab, dass vor allem ältere Menschen an Krebs erkranken. In der Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen waren es 16,6 Prozent im Jahr 2019.

Dies sei bei fast allen Krebsarten zu beobachten. Ausnahmen bilden dem Zi zufolge Hoden-, Gebärmutterhals- und Schilddrüsenkrebs. Hier werde jeweils der Altersgipfel deutlich früher erreicht. Männer seien dagegen von den meisten geschlechtsunabhängigen Krebsarten häufiger betroffen als Frau- en. An Harnblasenkrebs erkrankten indes deutlich mehr Männer, während weitaus mehr Frauen an Schilddrü- senkrebs litten. Darüber hinaus zeigt die Zi-Studie, dass bei der Behandlung und Begleitung Hausärztinnen und Hausärzte eine große Rolle spielen:

„Der hausärztliche Behandlungsbeitrag hat in der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs bezie- hungsweise Prostatakrebs in den Jahren nach der Diagnose deutlich zuge- nommen“, sagte der Zi-Vorstandsvor- sitzende Dr. rer. pol. Dominik von Stillfried.

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wbg

Bei psychischen Auffälligkeiten in Kindheit oder Jugend sollte der KIGGS-Studio des RKI zufolge interveniert werden.

Schwangere und Familien mit psycho- sozialen Belastungen systematisch und verlässlich zu erkennen, ihren Bedarf zu klären und das passende Unterstüt- zungsangebot zu finden – dafür hat die Treuhandstiftung SeeYou des Katho- lischen Kinderkrankenhauses Wilhelm- stift in Hamburg 2007 das Programm

„Babylotse“ ins Leben gerufen. Es wurde zunächst an Geburtskliniken und später auch auf Frauenarzt sowie Kinder- und Jugendarztpraxen ausgeweitet. In den vergangenen drei Jahren wurde das An- gebot versuchsweise um das Projekt KID-PROTEKT erweitert: 9.000 Schwan- gere und Familien haben in 24 Praxen

in Hamburg, Niedersachsen und Schles- wig-Holstein an der randomisiert-kon- trollierten Studie teilgenommen. Die nun vorgelegten Ergebnisse belegen, dass belastete Familien davon profitieren, wenn sie zuverlässiger an Hilfen wei- tergeleitet werden als in der Regelver- sorgung. Besonders qualifizierten Praxen gelingt es laut SeeYou besser, Eltern bei Bedarf über Unterstützungsangebote zu informieren. Gleichzeitig zeigt die Stu- die, dass dies für rund ein Drittel der Familien nicht ausreicht und die Be- troffenen darüber hinaus eine aktive Vermittlung oder sogar Begleitung be- nötigen.

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wbg

Frühe Intervention bei

psychischen Auffälligkeiten

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Aktuell

In der Gemeinde Auetal im Landkreis Schaumburg wird ein Regionales Ver- sorgungszentrum (RVZ) entstehen. Die niedersächsische Regionalministerin Birgit Honé übergab am 6. Dezember einen entsprechenden Förderbescheid in Höhe von rund 1.269.000 Euro an den Bürger - meister der Gemeinde Auetal, Jörn Loh- mann. „Die bestehende Arztpraxis wird in das zu gründende Medizinische Ver- sorgungszentrum (MVZ) überführt und in Zukunft soll noch eine Ärztin oder ein Arzt dazukommen“, so Honé. Mit der Landesförderung könne die Gemeinde jetzt mit dem Aufbau eines RVZ beginnen, sagte Auetals Bürgermeister Jörn Lohmann:

Zahl der Medizinischen Ver- sorgungszentren gestiegen

Die Zahl der Medizinischen Versor- gungszentren ist im vergangenen Jahr nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung weiter gestiegen.

Damit gab es Ende 2020 rund 3.850 Einrichtungen bundesweit, knapp 300 mehr als im Vorjahr. Durchschnittlich arbeiten in jedem der Zentren 6,1 Ärzte.

Insgesamt sind in Deutschland knapp 23.650 Ärzte in MVZ tätig. Davon sind wie im Vorjahr 8 Prozent Vertragsärzte, alle anderen sind angestellt. Rund 63 Prozent der in MVZ angestellten Ärzte arbeiten in Teilzeit. In Thüringen (23,5 Prozent) und Hamburg (20,6 Prozent) arbeitet mittlerweile jeder fünfte Arzt, der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnimmt, in einem MVZ. Das ist bun- desweit der höchste Anteil. Den nied- rigsten Anteil weist Baden-Württemberg mit 7,6 Prozent auf, obwohl es mit 302 Einrichtungen insgesamt an sechster Stelle der Bundesländer liegt. Hausärzte, Chirurgen und Orthopäden sowie fach- ärztliche Internisten sind bundesweit in den MVZ am häufigsten vertreten.

Vertragsärzte (42 Prozent) und Kran- kenhäuser (42 Prozent) gründen MVZ zu gleichen Anteilen. Die bevorzugten Rechtsformen sind die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

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ös

„Als Bürgermeister einer ländlich ge- prägten und dezentral strukturierten Ge- meinde bin ich sehr froh über die Mög- lichkeit, durch die Errichtung eines Re- gionalen Versorgungszentrums sowohl die ärztliche als auch die allgemeine kommunale Daseinsvorsorge gesichert zu wissen.“ Zudem gibt es Überlegungen, eine Tagespflege einzubinden und weitere Angebote der Daseinsvorsorge vor Ort zu bündeln. Die Gemeinde Auetal hatte bereits vor einigen Monaten einen För- derbescheid zur Erstellung eines Konzeptes zum Aufbau eines RVZ in Auetal erhalten.

Das RVZ soll in der Alten Molkerei in Rehren entstehen.

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dh

Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der NS-Zeit verliehen

Der Forschungspreis zur Rolle der Ärz- teschaft in der Zeit des Nationalsozialis- mus ist am 23. November 2021 zum achten Mal verliehen worden. Mit dem Herbert-Lewin-Preis werden seit 2006 wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit der Aufarbeitung der NS- Vergangenheit auseinandersetzen. Den Preis verlieh die Jury für die Arbeit von Dr. Stephan Heinrich Nolte und Dr. Vera Trnka mit dem Titel „In den Grauzonen der Geschichte – der Prager Kinderarzt Berthold Epstein (1890-1962)“. Der Pä-

diater Berthold Epstein überlebte in Auschwitz als Häftlingsarzt und prakti- zierte nach der Befreiung in Prag. Die preisgekrönte Arbeit ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem in Marburg niedergelassenen Kinder- und Jugendarzt Nolte und der tschechischen Biochemikerin und Zeitzeugin Trnka, die als Kind von Shoa-Überlebenden 1946 in Prag geboren wurde. Die Arbeit sei nach dem Urteil der Jury ein eindrucks- volles Beispiel für die deutsch-tsche- chisch-jüdische Verständigung in der

Gegenwart und werfe außerdem ein be- zeichnendes Licht auf die schwierige Si - tuation und die weitere Anfeindung jü- discher Ärzte nach dem Nationalsozialis - mus in Osteuropa. Zudem lobt die Jury die in deutscher und englischer Sprache erschienene jüdische Miniatur über das Leben der Kinderärztin Lucie Adelsberger von Benjamin Kuntz, die von großem Engagement für das Schicksal jüdischer Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozia- lismus zeuge und auch Anstoß für weiteres Gedenken gegeben habe.

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Landkreis Schaumburg: neues Regionales Versorgungszentrum

„Landarztquote“ auch in Niedersachsen?

Auch in Niedersachsen wird es künftig wohl eine „Landarztquote“ bei der Ver- gabe von Medizinstudienplätzen geben.

Der KVN ging jetzt der Entwurf für ein Gesetz zur Verbesserung der flächen- dendeckenden hausärztlichen Versorgung in Niedersachsen aus dem nds. Sozial- ministerium zu. Die KVN begrüßt es, dass die Thematik jetzt auch in Nieder- sachsen angegangen wird, bedauert aber, dass dafür viele Jahre ungenutzt verstri- chen sind, obwohl die Probleme bei der ärztlichen Altersstruktur seit Langem be- kannt sind. Sie kritisiert aber, dass lediglich 60 Medizinstudienplätze für die Land- arztquote vorgesehen sind. Damit würden

nicht einmal die im „Masterplan 2020“

genannten zehn Prozent der Medizin- studienplätze ausgeschöpft. Es wäre sinn- voller, wenn die angedachten Quoten- plätze komplett als zusätzliche Studien- plätze zu den bereits vorhandenen Plätzen zur Verfügung gestellt würden. Zudem gibt die KVN zu bedenken, dass nach ihrer jüngsten Arztzahlprognose auch bei einigen Facharztgruppen wie etwa Nervenärzten, HNO-Ärzten, Kinder- und Jugendärzten, Urologen und Hautärzten mit Nachwuchsproblemen zu rechnen sei. Sie plädiere daher dafür, auch für bestimmte Facharztgruppen zusätzliche Quotenplätze einzuplanen.

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„Ohne Digitalisierung gäbe es Veranstaltungen wie diese nicht“, begrüßte Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, die Zuschauerinnen und Zu- schauer des 5. Niedersächsischen Digitalgipfels Gesundheit am 24. November 2021. Die alljährliche Veranstaltung, die erneut live digital übertragen wurde, greift die Themen rund um die Digitalisierung des Gesundheitssektors auf. Aufgrund der steigenden COVID-19-Infektionszahlen und der aktuell gültigen Corona-Regelungen musste das Publikum vor Ort während der gemeinsam von Ärztekammer Niedersachsen und Hochschule Hannover (HsH) im Design Center an der Expo Plaza ausgerichteten Fachtagung auch diesmal stark re- duziert werden. Doch der Mitschnitt des 5.  Digitalgipfels rund um die Frage „Digitalisierung: Booster oder Kollaps für das Gesundheitswesen“ kann jederzeit über die Mediathek des ÄKN-YouTube-Kanals abgerufen und angesehen werden.

„Das Thema Digitalisierung ist aktueller denn je“, stimmte HsH-Präsident Professor Dr. rer. nat. Josef von Helden in

seiner Begrüßung der Ärztekammerpräsidentin zu. Von Helden stellte bei der Gelegenheit unter anderem ein ge- meinsames Projekt von HsH und Medizinischer Hochschule Hannover vor, das derzeit geplant werde: ein interdiszipli- näres Innovationsnetzwerk der Gesundheits- und Pflege- branche mit Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft. „Am Ende soll es so sein, dass ein offenes Haus der Gesundheitsinnovation entsteht“, kündigte von Helden an – falls das Projekt gefördert werde.

„Angesichts des Fachkräftemangels müssen wir vermehrt auf Technologie setzen“

Um die Zukunft der Digitalisierung ging es auch Stefan Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, in seinem Grußwort. Muhle, auch im zweiten Jahr der Corona-Pande- mie dem Digitalgipfel per Videoübertragung zugeschaltet, zeigte sich überzeugt, Niedersachsen sei in Sachen flächen-

Reha, Notfalltraining oder Integrierte Lernkonzepte

5. Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit: Bei Patientenversorgung, Datenübermittlung sowie Aus- und Fortbildung kommen immer mehr digitale Verfahren zum Einsatz.

Die Tagung wurde live übertragen – der Mitschnitt kann weiterhin angesehen werden.

Digitalisierung

Fotos: N.. Heuse

Debatte über „Digitalisierung in der Praxis und Gamification in der medizinischen Ausbildung“ (v.l.n.r.): Dr. med. Fabian Feil, Dr. med. Martina Wenker, Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell, Professor Dr. mult. Eckhard Nagel (auf dem Bildschirm), Dirk Engelmann und Thomas Spieker.

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deckender Digitalisierung auf einem gutem Weg und wies unter anderem auf das Potential dieser Entwicklung hin:

„Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht nur ange- sichts des Fachkräftemangels, den wir schon heute vielfach im Gesundheitssystem haben, vermehrt auf Technologie setzen müssen – auf Robotik, auf maschinelles Lernen und auf künstliche Intelligenz.“ Denn er wünsche sich, dass die Personen, „die uns in Zukunft medizinisch betreuen und pflegen, Unterstützung haben“. Erst die technische Hilfe er- mögliche dann künftig die menschliche Arbeit und versetze Ärzteschaft wie Pflegende in die Lage, den menschlichen Part zu übernehmen.

Die digitalen Tools und die Plattformen des Öffentlichen Gesundheitsdiensts

Die Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitsdiensts stand dagegen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. med.

Fabian Feil, dem neuen Präsidenten des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts (NLGA). Bereits seit 2001 nutze et-

wa das NLGA zur Erfassung und Übermittlung der Melde- fälle an das Robert Koch-Institut die Software „SurvNet“, berichtete Feil. Aber die Daten an die Gesundheitsämter seien von Laboren oder Ärztinnen und Ärzten lange nicht durchgängig über das Internet übertragen worden, räumte der NLGA-Präsident ein: „Was wir brauchen, ist die Stan- dardisierung der Vernetzung“, forderte Feil und stellte DE- MIS vor. Dieses „Deutsche Elektronische Melde- und Infor- mationssystem für den Infektionsschutz“ wurde Mitte 2020 freigeschaltet, um Laboren zur ermöglichen, Nachweise von SARS-CoV-2 elektronisch an die Gesundheitsämter zu melden. Im kommenden Jahr soll das DEMIS-System Feil zufolge weiter ausgebaut werden und den Laboren die Mel- dung sämtlicher Erreger an die Gesundheitsämter erlauben.

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Anzeige Ärztekammerpräsidentin Dr. med. Martina Wenker Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, ÄKN-Vizepräsidentin

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Analysis System“, verwies Feil auf ein weiteres digitales Tool. Mithilfe des Epidemie-Management-Systems SOR- MAS, das vom HZI frühzeitig um ein SARS-CoV-2-Modul ergänzt wurde, können infizierte Personen schneller iden- tifiziert und alle beteiligten Gesundheitseinrichtungen in Echtzeit informiert werden. Darüber hinaus wird Feil zufolge in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsämter digitale Unterstützung genutzt – wie zum Beispiel bei der Untersu- chung von Trinkwasser oder Badegewässern sowie bei den Schuleingangsuntersuchungen.

Das digitale Gesundheitsamt 2025

Zusätzliche Unterstützung bei der Digitalisierung erwartete der NLGA-Präsident ferner vom im September 2020 be- schlossenen Pakt für den ÖGD, über den der Bund 4 Milli- arden Euro für Personal, Digitalisierung und moderne Struk- turen zur Verfügung stellt. 800 Millionen Euro seien für den Ausbau der digitalen Infrastruktur vorgesehen, so Feil. Auf dem Weg zum „digitalen Gesundheitsamt 2025“ solle zu- nächst anhand eines sogenannten Reifegradmodells der di- gitale Ausbau der Gesundheitsämter systematisch analysiert und geplant werden. Als eines der Projekte stellte Feil „Ago- ra“ vor – die Kollaborationsplattform für den ÖGD. Sie soll den dort Beschäftigten ermöglichen, sich untereinander besser auszutauschen, zu kollaborieren, Wissen für alle einzustellen und gemeinsam zu nutzen. „Ein entscheidendes Ziel der Digitalisierung ist es, eine Interoperabilität über alle Ebenen hinweg sicherzustellen und die für das Melde- und Berichtswesen erforderlichen Schnittstellen und Syste- me zu definieren, zu schaffen und die entsprechenden Standards einzuhalten“, schloss Feil.

„Digitalisierung in der Praxis und Gamification in der medizinischen Ausbildung“

An der Podiumsdiskussion im Rahmen des Digitalgipfels nahmen vor Ort – moderiert von Ärztekammer-Kommuni- kationschef Thomas Spieker – diesmal Ärztekammerpräsi- dentin Dr. med. Martina Wenker, ÄKN-Vizepräsidentin Dr.

med. Marion Charlotte Renneberg, HsH-Forscher Dr. rer.

nat. Guillermo Carbonell, Dirk Engelmann (Leiter der Lan- desvertretung Niedersachsen der Techniker Krankenkasse) und NLGA-Präsident Dr. med. Fabian Feil teil. Per Video- übertragung zugeschaltet war zudem Professor Dr. mult.

Eckhard Nagel. Der Direktor des Instituts für Medizinmana- gement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth berichtete auf die Frage, welche digitale Techno- logie ihn in jüngster Zeit besonders beeindruckt habe, vom Einsatz der Virtual-Reality-Technologie. Er setze sie zum

Beispiel bei der Reha von Kindern und ihren Familienange- hörigen ein, um diese zu unterstützen, wenn sie das Kran- kenhaus verließen. Von eigenen positiven Erfahrungen unter dem Stichwort Gamification berichtete gleichfalls Dirk En- gelmann von der Techniker Krankenkasse Niedersachsen:

„Wir nutzen erfolgreich einen virtuellen Gesundheitscoach in Bereichen wie persönlicher Fitness, Ernährung, Stressbe- wältigung und auch bei Suchtentwöhnung, also zum Bei- spiel Raucherentwöhnung.“

Mit Virtual Reality arbeitet ebenso das Forschungsprojekt ViTAWiN  – Virtuell-augmentiertes Training für die Aus- und Weiterbildung in der interprofessionellen Notfallver- sorgung, das Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell beim Digi- talgipfel vorstellte: „Es ist eine gute Gelegenheit, das Training zu verbessern, indem wir mit relativ geringen Kosten viel- fältige Szenarien erstellen und diese auch ortsunabhängig nutzen können.“ Von positiven Erfahrungen mit Simulation berichtete außerdem Ärztekammerpräsidentin Dr. med.

Martina Wenker: „Ich sehe diese virtuellen Trainings als un- geheure Bereicherung. Aber sie müssen von einem an- schließenden Briefing des Teams begleitet werden, um zu sehen, was es den einzelnen Mitgliedern gebracht hat.“

Auch bei der Ärztekammer habe die Digitalisierung gerade während der Corona-Pandemie zu großen Fortschritten ge- führt, denn es sei nun möglich, in kürzester Zeit und tages- aktuell Fortbildungen zu produzieren und auf die Webseite zu stellen: „Da haben wir einen extremen Innovationsschub erfahren.“

Positive Erfahrungen mit Blended Learning

Von ähnlich positiven Erfahrungen mit Blended Learning bei Fortbildungen – also integrierten Lernkonzepten, die Online- und Präsenzanteile kombinieren – berichtete NLGA- Präsident Dr. med. Fabian Feil: „Gerade diese Kombination aus Präsenzveranstaltung und Onlineanteilen funktioniert sehr gut.“ Von den Vorteilen einer Kombination aus digitalen und traditionellen Angeboten zeigte sich nicht zuletzt ÄKN- Vizepräsidentin Dr. med. Marion Charlotte Renneberg über- zeugt: „Ich kann als Studierende oder Studierender im Skills Lab unendlich oft eine Braunüle am Modell gelegt haben“, so die Fachärztin für Allgemeinmedizin. Das bedeute noch lange nicht, dass es dann gleich auf Anhieb bei einem Men- schen gelinge, etwa bei einem verschwitzten, unruhigen Kind, wenn die nervösen Eltern daneben stehen. Der Bezug zur Praxis sei gerade für die aktuell Studierenden, deren Studium während der Pandemie zum großen Teilen digital stattgefunden habe, enorm wichtig, pflichtete Wenker bei.

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Inge Wünnenberg Digitalisierung

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Ein differenziertes Bild der durch die COVID-19-Pandemie beschleunigten Digitalisierung in Deutschland zeichnete Professor Dr. Dr. med. habil. Dr. phil. Dr. theol. h. c.

Eckhard Nagel in seiner Keynote zum Auftakt des 5. Nieder- sächsischen Digitalgipfels Gesundheit. Dass die Pandemie in vielen Bereichen des Gesundheitssystems einen Schub bewirkt habe, bestätigte der geschäftsführende Direktor des Instituts für Medizinmanage-

ment und Gesundheitswis- senschaften der Universität Bayreuth zu Beginn seines Vortrags über „Die Lehren aus der Corona-Pandemie“

und die Frage „War Corona der Booster für die Digitalisie- rung?“. Gleichzeitig verwies er aber auch auf die Limitationen dieser Prozesse. Kritisch beurteilte Nagel zum Beispiel die Resultate der Corona-Warn-App: „Im Hinblick auf die Un-

terbrechung der Infektionsketten haben wir nicht wirklich Erfolg gehabt mit dieser Technologie.“

Er habe ohnehin eine Corona-Tracing-Lösung favorisiert, wie sie das Konzept der Fraunhofer-Gesellschaft projektiert habe, sagte Nagel. Daher sei er bis heute unverändert der Überzeugung, man hätte als Gesellschaft beherzter auf ein solches App-Angebot zuge- hen und Bereitschaft signali- sieren sollen: „Wenn nur die- jenigen, die wirklich zuge- stimmt hätten, die Nachver- folgung ihrer Bewegungen ermöglicht hätten, hätte dies die Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes erleichtert.“

Andererseits habe Deutschland, das bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems in der Vergangenheit zurückhal- tender gewesen sei als andere Gesellschaften, im Bereich der Videosprechstunden einen richtigen „Booster-Effekt“

erlebt, sagte Nagel. Mit einem deutlichen Anstieg von 4.000 Videosprechstunden im Jahr 2019 auf fast 1,4 Millionen in der ersten Hälfte von 2020 sei eine wirklich phänomenale Entwicklung zu sehen gewesen. Eine wichtige Vorausset- zung war dafür dem Referenten zufolge die Aufhebung des Fernbehandlungsverbots 2019 im Vorfeld der Pandemie. In Bereichen wie der Augenheilkunde, der Dermatologie zur Erstbeurteilung von Wunden oder melanozytären Läsionen sowie der Palliativversorgung zur besseren Einschätzung körperlicher Veränderungen habe sich die Telemedizin bei- spielsweise bewährt, berichtete Nagel: „Man kann tatsäch- lich eine Reihe von positiven Effekten und eine bessere Ver- sorgung von Patientinnen und Patienten feststellen.“

Der Gesundheitswissenschaftler zeigte sich deshalb über- zeugt, dass die Ärzteschaft zunehmend Weiterentwicklun- gen auf dem Gebiet der digitalen Lösungen wünsche. Wäh- rend früher befürchtet worden sei, die Digitalisierung be- deute eine Gefahr für die Qualität der Gesundheitsversor- gung, werde dies nun tatsächlich anders bewertet: „Die Di- gitalisierung erhöht die Qualität der Gesundheitsversorgung, indem sie hilft, Prozesse zu vereinfachen“, folgerte Nagel:

„Ich glaube, dass wir durchaus von einem sehr positiven Unterstützungsmechanismus der Digitalisierung durch die Pandemie sprechen können.“

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Inge Wünnenberg

Digitalisierung

Positive Effekte und eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten

Professor Dr. mult. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth referierte beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit über „Die Lehren aus der Corona- Pandemie“ und die Frage „War Corona der Booster für die Digitalisierung?“

Foto: N.. Heusel

„Im Hinblick auf die Unterbrechung der Infektionsketten haben wir nicht wirklich Erfolg gehabt mit der Corona-Warn-App.“

Professor Dr. mult. Eckhard Nagel, Universität Bayreuth

Über den Booster-Effekt der Corona-Pandemie für das Gesundheits- wesen sprachen Professor Dr. iur. Fabian Schmieder (l.), Vizepräsi- dent für Digitalisierung und IT der Hochschule Hannover, und Tho- mas Spieker (r.), Pressesprecher der Ärztekammer Niedersachsen und Leiter des Teams Kommunikation, mit Professor Dr. mult. Eckard Nagel, der aus Bayreuth per Video zugeschaltet war.

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„Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Paracelsus

Wenn Hausärztinnen und Hausärzte das Stichwort „Digita- lisierung“ hören, haben sie verschiedene Assoziationen.

Natürlich denken sie an die Digitalisierung ihrer Praxen, die in den vergangenen Jahren und zumal durch die Pande- mie rasant an Fahrt gewonnen hat. Mit Digitalisierung kann im hausärztlichen Kontext bekanntlich aber auch die Digi- talisierung von Patientinnen und Patienten gemeint sein, also die dosierte und kontrollierte Verabreichung von Digi- talispräparaten. Vordergründig hat das eine mit dem anderen nicht viel zu tun. Doch wissen die hausärztlichen Kollegin- nen und Kollegen aus der Praxis sehr genau: Digitalisierung ist eine Frage der richtigen Dosis. Korrekt verabreicht steigert Digitalis die Leistungskraft des Herzens. Ist die Dosis jedoch zu hoch, so sind die Folgen Bauchschmerzen, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen.

In den letzten zwei Jahren wurde bei der Digitalisierung der hausärztlichen Praxen vor allem auf Tempo gesetzt, ohne dass auf die richtige Dosierung geachtet wurde. Deswegen hat die Digitalisierung immer wieder zu Bauchschmerzen und in manchen Fällen auch Verwirrtheit geführt. Deswegen ist es dringend an der Zeit, über die richtige Anwendung nachzudenken.

Die hausärztliche Perspektive

In den vergangenen 20 Monaten trafen pandemiebedingt die Arbeitswelten des hausärztlichen Bereichs und die der regionalen Gesundheitsämter aufeinander. Es ging darum, positive Corona-Fälle zu detektieren, diese im weiteren Verlauf regelmäßig zu kontaktieren und bei symptomati- schem Verlauf medizinisch zu behandeln. Kontaktpersonen mussten eruiert und getestet werden. Hausärztinnen und Hausärzte mussten die Patientinnen und Patienten in sämt- lichen Belangen der Pandemie beraten. Es ist absehbar, dass diese Aufgabe die Hausärztinnen und Hausärzte auch weiterhin herausfordern wird.

Wohl fast alle Kolleginnen und Kollegen in Niedersachsen haben in den vergangenen knapp zwei Jahren ihre eigenen

Erfahrungen damit gesammelt, wo die Digitalisierung hakt.

Deswegen nur ein vergleichsweise typisches Beispiel: Ein Patient ist Kontaktperson. Vom Gesundheitsamt wird ein PCR-Test angeordnet, der ist positiv. Im Verlauf erkrankt der Patient symptomatisch. Die Hausärztin wurde zu keinem Zeitpunkt informiert. Der Patient meint, das Gesundheitsamt sei zuständig und meldet sich nicht in seiner Praxis. Bei plötzlicher Verschlechterung besteht keine optimale Ver- sorgung vor Ort, da die Hausärztin nicht im Bilde ist.

Ein solches Problem dürfte fast jede Hausärztin, fast jeder Hausarzt während der Coronapandemie erlebt haben. Struk- turell entsteht dieses Problem aus einem recht banalen Um- stand. Aufgrund einer fehlenden gemeinsamen Kommuni- kationsplattform findet kein elektronischer Informations- austausch zwischen Gesundheitsamt und Praxis statt. Für ein individuelles Telefonat im Sinne des „kurzen Dienst- wegs“ fehlen aktuell die personellen Kapazitäten. Das hat zur Folge, dass eine Vielzahl von Maßnahmen wie zum Beispiel Telefonate mit Patientinnen und Patienten oder die Planung von PCR-Abstrichen nicht zentral koordiniert ver- laufen. Das Ergebnis sind Doppelmaßnahmen oder Ver- säumnisse, die zu Qualitätsverlust und Verschwendung von Ressourcen – vor allem von unserer Arbeitskraft und der unserer angestellten MFA  – führen. Das ist nicht nur frustrierend, sondern auch finanziell belastend.

Keine sicheren, funktionierenden Programme, Schnittstellen und Kommunikationsplattformen

Die Herausforderungen und Probleme bei der Digitalisierung der Hausarztpraxen und die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen damit: Vortrag der niedergelassenen Hausärztin Dr. med. Karin Bremer beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit

Digitalisierung

Foto: N. Heusel

Über die Perspektiven der Digitalisierung für die Hausarztpraxen sprach die stellvertretende Vorsitzende der ÄKN-Bezirksstelle Osnabrück Dr. med. Karin Bremer beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit.

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Das geschilderte Beispiel demonstriert, dass dringend eine digitale Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und ÖGD benötigt wird. Beide Akteure müssen sich Qualitäts- sicherung durch standardisierte Abläufe, schnelle Reakti- onszeit und dadurch Fehlervermeidung auf die Fahnen schreiben. Gleichzeitig müssen die Transparenz der Arbeit und der Datenschutz sichergestellt werden. Das muss aber mit Effizienz in jeder Hinsicht konform gehen, indem Dop- pelungen etwa von Dokumentationen, Anrufen, Entschei- dungsfindungen und Meldungen vermieden werden.

Aktuelle digitale Voraussetzungen in der hausärztlichen Praxis

Die digitale Transformation der hausärztlichen Arbeitswelt ist im Interesse der Hausärztinnen und Hausärzte. Viele von ihnen haben bereits vor Jahren intern auf eine papierlose Praxis umgestellt. Nahezu flächendeckend gibt es im am- bulanten Bereich elektronische Patientenakten – die Kartei- karte hat weitgehend ausgedient. Diese Umwandlung ge- schah zwanglos, einfach weil der Mehrwert überwog. Diese Entwicklung hat jedoch ihre Tücken. Denn diese digitalen Anwendungen basieren auf dezentral eingerichteten, paral- lel arbeitenden Lösungen. Das hat zu einigen der akuten Probleme geführt, die aktuell die hausärztliche Arbeit be- lasten.

Aus dem betriebswirtschaftlichen Wissensmanagement ist bekannt, dass die Schaffung, die Speicherung und der Transfer von Wissen in und zwischen Organisationen und Institutionen eine der größten Herausforderungen der Digi- talisierung ist. Softwareentwickler und -entwicklerinnen ebenso wie Politiker und Politikerinnen berücksichtigen solche Erkenntnisse der modernen Betriebswirtschaftslehre immer noch viel zu selten. Mit Digitalisierung im Gesund- heitsbereich ist vor allem die Vernetzung aller Beteiligten im Gesundheitswesen gemeint, also die Vernetzung von Menschen mittels digitaler Anwendungen, beispielsweise durch eine gemeinsame Kommunikationsplattform oder te- lemedizinische Anwendungen.

KIM bietet für Hausärztinnen und Hausärzte – solange die Datensicherheit gewährleistet ist – großes Potential, die Ar- beit effizienter zu gestalten. Wenig hilfreich ist es hingegen, wenn unter Androhung von Honorarabzug Hausärztinnen und Hausärzte gezwungen werden, KIM und Telematikin- frastruktur zu installieren. Beispielsweise hat in nicht weni- gen hausärztlichen Praxen die erzwungene Einführung die- ser Technologien auf Air Gap basierende Sicherheitskon- zepte gesprengt. Zudem bestehen die genannten Technolo- gien aktuell noch aus mehr Bugs als Features. Ferner muss immer die Datensicherheit berücksichtigt werden. Um das Vertrauensverhältnis zu Patientinnen und Patienten zu er-

halten und das Misstrauen von Hausärztinnen und Haus- ärzten in die Politik abzubauen, ist es beispielsweise wichtig, dass das E-Rezept eine End-zu-End-Verschlüsselung erhält.

Ein Satz, der im Zusammenhang mit der Digitalisierung im- mer wieder fällt, ist, dass digitale Anwendungen nur Mittel zum Zweck sein sollen. Was heißt das im Kontext der haus- ärztlichen Versorgung? Die klinische Entscheidungsfindung durch Ärztinnen und Ärzte kann nicht durch digitale An- wendungen ersetzt werden. Diese wird angesichts ver- schiedener Erwartungshorizonte getroffen und ist nicht durch Künstliche Intelligenz oder eine Datenbank zu erset- zen. Jedoch können Einzelschritte der klinischen Entschei- dungsfindung durch digitale Unterstützung optimiert wer- den. Eine vollständige Datenbasis und präzise Diagnostik, leichtere Evaluationsmöglichkeiten und die Minimierung von Beurteilungs- und Beobachtungsfehlern durch Einbe- ziehen der Subjektivität des Betrachters führen zu einer Qualitätssteigerung der ärztlichen Leistung. Um im Bild der medikamentösen Digitalisierung zu bleiben, heißt das, dass die Digitalisierung die Medizin kraftvoller machen kann.

2020 hat Stefan Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisie- rung, beim 4. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit ausgeführt, dass „Digitalisierung eine menschliche sein muss und dem Gemeinwohl dienen soll“. Dem kann aus hausärztlicher Sicht nur zugestimmt werden. Doch damit das keine Floskel bleibt, muss geklärt werden, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Die Antwort darauf wird ent- scheidend für den Erfolg und die Auswirkungen der digitalen Veränderungen in der hausärztlichen Praxis sein.

Um das Ziel zu erreichen, muss zudem über Digitalisierung grundlegend nachgedacht werden. Zunehmend bedroht der Hausärztemangel die medizinische Grundversorgung.

Mit zunehmender Tendenz werden in strukturschwachen Gebieten Hausarztsitze nicht nachbesetzt. Das Durch- schnittsalter der Niedergelassenen steigt stetig, aktuell sind mehr als ein Drittel über 60 Jahre alt. Solange Veränderun- gen nicht mit einem Mehrwert verbunden sind – wie zum Beispiel Zeitgewinn oder Qualitätszuwachs – solange wird die Gruppe der Hausärztinnen und -ärzte, die in ihren letzten Berufsjahren mit Maßnahmen der Digitalisierung konfrontiert wird, das Problem verständlicherweise aussitzen oder vorzeitig aus der Patientenversorgung ausscheiden.

Das darf angesichts des Hausärztemangels nicht in Kauf ge- nommen werden. Außerdem führen aufgezwungene Maß- nahmen ohne direkten Nutzen für die Beteiligten zu Unmut.

Sie verringern die Motivation. Zwang sorgt in einem freien Beruf naturgemäß für Widerstand. Offensichtliche finan- zielle Interessen bei der Umsetzung durch Wirtschaftsun- ternehmen sorgen ebenfalls nicht für Vertrauen. Dazu

Digitalisierung

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kommt, dass es eine Vielfalt an Praxisverwaltungssystemen sowie unterschiedliche Ausgangsbedingungen in den Arzt- praxen gibt.

Ein großer Teil der Patientinnen und Patienten ist alt oder sehr alt, chronisch krank und hilfsbedürftig. Allein der ana- loge Umgang mit Medikamenten und Medikamentenplänen stellt für viele eine große Herausforderung dar. Darüber hi- naus sind ältere Menschen überdurchschnittlich häufig nicht an die digitale Welt angeschlossen. In einer aktuellen Forsa-Umfrage geben knapp 50 Prozent der über 75-Jährigen an, sie sähen keinen Nutzen in digitalen Anwendungen.

Zudem haben in einem Flächenland wie Niedersachsen viele Menschen keinen optimalen Internetzugang. Nicht zuletzt ist das Arzt-Patienten-Verhältnis kostbar und basiert auf Vertrauen und Diskretion im Umgang mit den Patien- tendaten. Naturgemäß haben die Datenschutzbelange in diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert.

Chancen und Probleme digitaler

Anwendungen im hausärztlichen Bereich

In den allermeisten Hausarztpraxen wird eine elektronische Patientenakte geführt. Bewährt haben sich darüber hinaus vielfach Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAHs). Sie werden zum Hausbesuch geschickt und er- möglichen per iPad Telemedizin. Dabei kann eine Video- konsultation und Videoansicht von bestimmten körperlichen Befunden erfolgen. Seit fünf Jahren existiert der Bundesein- heitliche Medikationsplan (BMP) verpflichtend im ambulanten Bereich. Dieser kann in das eigene Praxisverwaltungssystem integriert werden. Hier sind die Softwareingenieure gefragt, Lösungen zu finden, dass die Schnittstellen zwischen den Nutzern funktionieren. Kritisch erwähnt sei aber auch, dass in den anderen Sektoren der Patientenversorgung der BMP nur wenig genutzt wird, so dass das eigentliche Ziel nicht er- reicht wird. Digitalisierung scheitert also vielfach nicht an den hausärztlichen Praxen, sondern daran, dass die Partner der Praxen nicht auf deren technologischem Stand sind.

Es existieren seit Jahren telemedizinische Anwendungen.

Als Beispiel sei die Behandlung beziehungsweise Überwa- chung von Herzinsuffizienz genannt. Sie findet jedoch zum Teil parallel zur hausärztlichen Versorgung statt und ohne Datenaustausch zwischen Herzzentrum und hausärztlichen Praxen. Beschleunigt durch die Coronapandemie etablierte sich die Videosprechstunde als große Errungenschaft. Sie wurde in der Anfangszeit der Pandemie als abrechenbare Leistung eingestuft, vergleichbar mit einem persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt. Es folgte ein flächendeckender Ein- satz der Videosprechstunde. Sie hat zwischenzeitlich jedoch erheblich an Schwung verloren, nachdem deutlich wurde, dass die Vorteile gegenüber einem Telefonat begrenzt und

wenigen Indikationen vorbehalten sind. Es gibt digitale Schnittstellen mit Laboren, Wundmanagern und radiologi- schen Praxen. Auch existieren zum Teil Schnittstellen mit Krankenhäusern zum Abruf von Befunden und Bildern. All diese digitalen Verbindungen sind dezentral und regional, sie werden je nach individueller Kosten-Nutzen-Abwägung erfolgreich eingesetzt. Außerdem finden sich immer mehr dezentrale E-Health-Projekte in den Grenzbereichen mit Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, dem Rettungsdienst und im ambulanten Sektor.

Welche Digitalisierung benötigen Hausarzt oder Hausärztin?

Digitalisierung im Gesundheitswesen betrifft alle daran Be- teiligten. Also müssen alle Gesundheitsberufe aktiv bei der Einführung von digitalen Schnittstellen einbezogen werden.

Beispielhaft seien MFA als VERAH und der ambulante Pfle- gesektor mit sektorenübergreifenden E-Pflegeberichten über die TI genannt. Die Vielzahl dezentral entwickelter digitaler Anwendungen beweist, dass es in der Praxis keine starre Festlegung auf einzelne Systeme geben kann.

Anstelle eines Systems, das per Zwang Neuerungen einführt, kann nur ein Bonussystem mit Anreizen für Eigeninitiative und Innovation erfolgversprechend sein. Der Vorwurf, die Ärzteschaft würde die Digitalisierung blockieren, existiert schon so lange wie die Digitalisierung. Sie ist ein Mythos, mit dem Teile der Politik versuchen, von der eigenen Verantwor- tung abzulenken. Fakt ist, dass Digitalisierung einen Nutzen mit sich bringen muss, um angenommen zu werden. Motiva- tion, Knowhow und der Wille zur Veränderung sind in den hausärztlichen Praxen hinreichend vorhanden. Nur wenn ein Mehrwert im Sinne einer verbesserten Patientenversor- gung, einer Arbeitserleichterung oder einer Qualitätsverbes- serung den Unterschied ausmacht, werden digitale Anwen- dungen zum Erfolg. Zudem können digitale Anwendungen nur eingeführt werden, wenn die technische Anwendungsreife erreicht wurde. Pannen wie die verpasste Einführung von eAU und eRezept dürfen sich nicht wiederholen.

Außerdem müssen wir Hausärztinnen und Hausärzte Au- genhöhe mit den Krankenhäusern erlangen. Dafür muss es eine allgemeine Wirtschafts- und Standortförderung für selbständig niedergelassene Ärztinnen und Ärzte geben.

Die Bundesärztekammer fordert einen Digitalisierungsfond, der mit dem des Krankenhauszukunftsgesetzes mit einem Volumen von 4  Milliarden Euro vergleichbar ist. Solche Forderungen müssen wir Hausärztinnen und Hausärzte un- terstützen, weil nur finanzielle Förderung eine Gleichbe- handlung der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, die eben auch Unternehmerinnen und Unternehmer sind, mit den Krankenhausbetreibern sicherstellt.

Digitalisierung

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Das alles würde einer optimalen Patientenversorgung dienen und den Erhalt und Ausbau der hausärztlichen Primärver- sorgung sicherstellen. Die Hausarztkompetenz muss wei- terhin zentral sein und eine Lotsenfunktion übernehmen – das gilt angesichts der Digitalisierung mehr denn je. Es geht um einen datensicheren, schnellen Informationsfluss, um vereinfachte Arbeitsläufe und Entbürokratisierung.

Was wir Hausärztinnen und Hausärzte brauchen, ist eine von der öffentlichen Hand bereitgestellte API (application programming interface) – also eine Programmierschnittstelle, über die strukturierte Daten wie Labordaten, Fremdbefunde oder Informationen aus Entlassbriefen und nicht nur PDFs weitergegeben werden können. Wichtig ist, dass sie von al- len Stakeholdern einfach in die Praxisverwaltungssysteme implementiert werden können. Unter diesen Prämissen müssen alle Anwendungen geprüft werden. Idealerweise sorgt Digitalisierung für eine intelligente Verteilung der menschlichen Arbeitsleistung. Erst dann sind digitale An- wendungen tatsächlich Mittel zum Zweck.

Digitalisierung

Anders als bei der einleitend beschriebenen medikamentö- sen Digitalisierung kommt es bei der Informationstechnolo- gie im Hausarztbereich nicht auf zu viel oder zu wenig an.

Stattdessen wird es notwendig sein, Systeme zu entwickeln, die einfach zu installieren sind und nahtlos mit den beste- henden Systemen zusammenarbeiten. Außerdem sollten sie frei verfügbar sein und uns Hausärztinnen und Hausärzten sowie unseren Mitarbeitenden möglichst viel Arbeit abneh- men und Zeit sparen. Wenn das passiert, werden Hausärz- tinnen und Hausärzte diese Systeme ganz selbstverständlich nutzen, denn dies wird nicht nur eine bessere Patientenbe- treuung, sondern auch mehr Umsatz und damit mehr Si- cherheit und Handlungsspielraum für unsere Unternehmen bedeuten.

Dr. med. Karin Bremer

Stellvertretende Vorsitzende der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen Mitglied der AG Digitales des niedersächsischen Hausärzteverbands

Für Airbus Commercial Aircraft in Bremen suchen wir für die Abteilung

„Medical Services“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Betriebsarzt/

Facharzt (m/w/d) für Arbeitsmedizin.

Als Betriebsarzt (m/w/d) sind Sie zuständig für die Verhinderung von arbeitsbedingten Beeinträchtigungen der physischen und mentalen Gesundheit. Dieses umfasst die Bereitstellung individueller medizinischer Folgeuntersuchungen, die Empfehlung und Unterstützung bei der Risikominimierung am Arbeitsplatz, die Unterstützung einer eff ektiven betrieblichen Wiedereingliederung, das Antreiben der Gesundheitsförderung zur Aufrechterhaltung einer gesunden Belegschaft.

Am Bremer Airbus-Standort sind 4.500 Mitarbeiter in der Luft- und Raumfahrt beschäftigt, davon rund 2400 im Bereich Commercial Aircraft und 1100 im Bereich Defence and Space. Ebenfalls am Standort vertreten sind die Unternehmen Ariane Group, Premium Aerotec und Testia.

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Im Rettungsdienst und in Notaufnahmen stellen Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkran- kungen die häufigsten Anlässe für einen Einsatz dar. Das bringt für die Aus- und Weiterbildung in der Notfallversor- gung besondere Anforderungen mit sich: Frühzeitige Diag- nostik und Versorgung sind essentiell – vor allem für Perso- nen mit schweren Verläufen. Allerdings können diese As- pekte bisher nur sequenziell, stark abstrahiert und wenig vernetzt in den Ausbildungsberufen entlang des Notfallver- sorgungsspektrums geschult werden. Dies möchte das For- schungsprojekt ViTAWiN – die Abkürzung steht für „Virtuell augmentiertes Training für die Aus- und Weiterbildung in der interprofessionellen Notfallversorgung“ – ändern. Dabei sollen alltägliche Szenarien der Notfallversorgung in einer geschützten Umgebung möglichst realitätsnah erfahrbar und erlernbar gemacht werden. Für das Training werden einzelne Akteurinnen und Akteure innerhalb der Versor- gungskette miteinander vernetzt. Das Konzept nutzt eine computergenerierte Wirklichkeit, die etwa mithilfe spezieller Brillen erfahrbar wird, um komplexe Entscheidungssituatio- nen innerhalb der Notfallversorgung durchzuspielen. Dr.

rer. nat. Guillermo Carbonell, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Hannover (HsH), stellte die bisherigen Ergebnisse von ViTAWiN auf dem 5.  Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit vor.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt steht kurz vor dem Abschluss. Es war 2009 aus dem Projekt EPICSAVE hervorgegangen und wird im Februar 2022 abgeschlossen sein. ViTAWiN nutzt die von EPICSAVE entwickelte Umgebung für die Notfall- sanitäter-Ausbildung und hat diese zu einem interprofessio- nellen Ansatz erweitert. Neben Notfallsanitätern und -sani- täterinnen ermöglicht das Programm nun auch Notfallpfle- gekräften und Personen in der Weiterbildung zur Notfall- pflege mithilfe moderner Technologien, verschiedene Ein- satzszenarien zu testen und einzelne Schritte der Versorgung virtuell zu erleben und durchzuführen. Neu ist Carbonell zufolge die Integration von haptischen Elementen in einen sogenannten „Mixed Reality-Ansatz“.

„Damit die Nutzenden beim Eintauchen in der virtuellen Welt ihre Patientinnen und Patienten ertasten können, haben wir uns dazu entschieden, die virtuelle Realität mit einer Simulations-Puppe zu erweitern und diese haptisch zu integrieren“, erklärte Carbonell das Konzept. So könne etwa bei einem Szenario, in dem ein Patient starke Verbren-

Notfalltraining in der virtuellen Welt

Das Forschungsprojekt „ViTAWiN“ nutzt bei der Aus- und Weiterbildung in der Notfall - versorgung einen „Mixed-Reality-Ansatz“: Erste Ergebnisse stellte Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell von der Hochschule Hannover (HsH) beim 5. Digitalgipfel Gesundheit vor.

Digitalisierung

Foto: N. Heusel

nungsverletzungen aufweise, die jeweilige Körperstelle phy- sisch ertastet werden und verschiedene Handlungsoptionen in der virtuellen Welt ausgewählt werden. Ein großer Vorteil des Projekts sei auch die flexible Anpassung der Anforde- rungen und Voraussetzungen etwa an unterschiedliche Si- tuationen, Einsatzorte oder Teamstrukturen. Je nach Grup- penbeschaffenheit und unterschiedlicher Bedingungen von Patientinnen und Patienten nach Alter, Geschlecht, ethni- schem Hintergrund oder Symptomen könnten die Umgebung und das Szenario angepasst werden.

„So werden verschiedene Lernziele erreicht, wie zum Bei- spiel das Erkennen von Gefahren am Einsatzort, Struktur- Training, Diagnostik, Symptom-Erkennung und Entschei- dungsfindung“, erklärte der Experte. Außerdem sei es mög- lich, Nutzende zeitgleich an unterschiedlichen Standorten zu schulen. Realisiert wurde das Projekt mithilfe eines Kon- sortiums aus Mediendidaktikerinnen und -didaktikern, Tech- nologieexpertinnen und -experten sowie Partnerinnen und Partnern aus der Berufspraxis von Rettungsdiensten und Notfallpflege. Interessierte finden mehr Informationen und ein Video auf der Projektwebseite: vitawin.info/

r

Esther Schmotz

Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell von der Hochschule Hannover (HsH) berichtete in seinem Fachvortrag über das Projekt ViTAWiN.

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Die Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen Ende November widmet sich traditionell schwerpunktmäßig den Finanzthemen. Vorgestellt wurden unter anderem der Abschluss für das vorhergehende Jahr und der Haushaltsplan für das kommende Jahr. Die für den 27. November 2021 geplante Kammerversammlung musste erstmals aufgrund der enorm hohen Inzidenz von Neuinfektionen und auch der hohen Zahl an Krankenhausneuaufnahmen von CO- VID-19-Patientinnen und -Patienten abgesagt werden. Die Mitglieder stimmten stattdessen über einzelne Punkte der Beschlussfassung gem. § 8 Abs. 6 der Kammersatzung an- hand von vorher versendeten Beratungsunterlagen in einem Umlaufverfahren ab. Zur Vorbereitung des Umlaufverfah- rens fand im Vorfeld darüber hinaus eine mehrstündige Vi- deokonferenz mit den Delegierten statt, auf der die Bera- tungsunterlagen vorgestellt wurden und bei der es die Ge- legenheit für Fragen und Diskussionen gab.

Beschlüsse im Umlaufverfahren

Mit einer großen Mehrheit bei zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen stellten die Mitglieder der Kammerversamm- lung die Jahresrechnung 2020 anhand des vorgelegten Fi- nanzberichts fest. Eine Besonderheit für die Zeitspanne (im Jahresabschluss) war zum Beispiel die 2020 im Rahmen ei- ner Digitalisierungsoffensive begonnene Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Auf das Jahreser- gebnis wirkten sich für 2020 neben der Mitgliederentwick- lung auch notwendige Maßnahmen der Corona-Pandemie aus. Der Ausbruch der Pandemie führte dazu, dass viele der regelmäßigen Sitzungen der Ärztekammer-Gremien digital beziehungsweise hybrid stattfinden mussten. Deshalb fielen weniger Reisekosten an.

Insgesamt weist der Jahresabschluss 2020 eine Bilanzsumme von 95,56 Millionen Euro im Vergleich zu 76,94 Millionen Euro in 2019 auf. Dieser Ansatz enthält unter anderem die bilanziellen Auswirkungen der Anlagen im Bau sowie des aufgenommenen Baukredits. Im Umlaufverfahren erteilten die Mitglieder der Kammerversammlung außerdem die Zu- stimmung zur Verwendung der Rücklage im Rahmen des Jahresabschlusses 2020 und entlasteten ebenfalls mit einer großen Mehrheit bei zwei Nein-Stimmen und sieben Ent- haltungen den Vorstand.

Änderung der Gebührenordnung, der Beitragsordnung sowie der Haushalts- und Kassenordnung

Mit großer Mehrheit, ohne Gegenstimmen, aber mit vier Enthaltungen angenommen wurde zudem die Änderung der Gebührenordnung der Ärztekammer Niedersachsen.

Die Änderung der Beitragsordnung erzielte ebenso eine große Mehrheit mit einer Nein-Stimme und zwei Enthaltun- gen, während die Änderung der Haushalts- und Kassenord- nung mit nur einer Enthaltung und ohne Gegenstimme an- genommen wurde.

Hier finden Sie die Satzungsänderungen:

- Gebührenordnung

a

www.haeverlag.de/n/2a - Beitragsordnung

a

www.haeverlag.de/n/2b - Haushalts- und Kassenordnung

a

www.haeverlag.de/n/2c

Haushaltsplan für das Jahr 2022

Mit dem vorgelegten Haushaltsplan hatte sich der Ausschuss für Finanz- und Beitragsangelegenheiten zuletzt in seiner Sitzung am 3.  November 2021 beschäftigt. Insbesondere die Anpassung des Beitragssatzes, die Finanzierung des Neubaus, die konsequente Weiterführung der Digitalisie- rung sowie die aktuelle Corona- Situation stellten maßgeb- liche Einflussfaktoren dar. Die Ansätze des Haushaltsplans sind das Resultat von schätzgenauen Kalkulationen, Bera- tungen in den verschiedenen Gremien und berücksichtigen aktuelle Gegebenheiten. In den Haushaltsplan der Ärzte- kammer für 2022 integriert sind auch die Auswirkungen der neuen Ordnungen. Bei den Erträgen sind zum Beispiel die Ärztekammerbeiträge im Ansatz deutlich abgesenkt wor- den – gemäß der beschlossenen Änderung der Beitragsord- nung. Eine Entnahme aus einer zweckgebundenen Rücklage erfolgte darüber hinaus für die Miete des Interimsgebäudes.

Der Haushaltsplan der Ärztekammer Niedersachsen für das Jahr 2022, welcher ebenfalls in dem Umlaufverfahren an- genommen wurde, sieht Aufwendungen in Höhe von 28,2 Millionen Euro vor, denen entsprechende Erträge gegen- überstehen.

r

Inge Wünnenberg Politik

Haushaltsplan verabschiedet

Die 5. Sitzung der Kammerversammlung der Ärztekammer in der 19. Wahlperiode

musste aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden: Über wichtige

Beschlüsse wie den Haushalt wurde stattdessen im Umlaufverfahren abgestimmt.

(18)

Politik

Ertrag (28.200.000 € )

Aufwand (28.200.000 € )

Graf.: H. Steffen; T. Schmitz-Reinthal

94,45 % Ärztekammerbeiträge 26.636 T€

0,35 % Bußen/Ordnungsgelder 100 T€

1,54 % Erträge aus Gebühren 434 T€

0,04 % Mieterträge 10 T€

3,62 % Entnahmen aus Rücklagen 1.020 T€

(zweckgebunden)

29,51 % Personalaufwand 8.322 T€

3,29 % Aufwand für Organe 928 T€

23,27 % Sächlicher Aufwand 6.563 T€

5,05 % Kommunikation 1.423 T€

0,54% Arbeitskreise 152 T€

13,12 % Bezirksstellen 3.699 T€

6,32 % Bundesärztkammer 1.781 T€

0,02 % Fürsorgeleistungen 6 T€

0,09 % Berufsgericht/Gerichtshof 26 T€

0,00 % Schlichtungsstelle 0 T€

6,48 % Fort- und Weiterbildung 1.827 T€

0,00 % Ärztliche Stelle 0 T€

1,43 % ZQ 404 T€

10,88 % Zuweisung an Rücklagen 3.069 T€

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Dr. med. Anne Ilka Aden

- Jahrgang 1967

- Fachärztin für Allgemein- medizin, Psychotherapie, NHV, Akupunktur - Hausärztlich niedergelas-

sen in einer Gemeinschafts- praxis

- Wahlkreis Braunschweig - Mitglied im Ausschuss für

Ärztliche Fortbildung

Welche berufspolitischen Ziele haben für Sie aktuell Priori- tät?

Aktuell ist sicherlich die Zusammenarbeit aller ärztlichen Gruppen zur Verbesserung der Pandemielage ein vorran- giges Ziel aller Mediziner. Als Hausärztin ist es mir ein be- rufspolitisches Anliegen, die sprechende und die versor- gende Medizin, also die patientennahe Medizin, in den Vordergrund zu stellen. Deshalb müssen auch alle Wei- terentwicklungen, unter anderem auch telemedizinische Anwendungen und IT-Lösungen, immer unter dem Aspekt des Nutzens für Patientinnen und Patienten betrachtet werden. Wir haben darauf hinzuwirken, dass der freie Heilberuf und die Tätigkeit der Ärztinnen und Ärzte den ihnen anvertrauten Menschen dienen – und dies in deut- lichem Kontrast zu finanziellen und machtpolitischen In- teressen von Industrie, Konzernen und Großbetrieben.

Die Einflussnahme dieser „großen Mitspieler“ gilt es zu begrenzen; zum Beispiel kann dies im Fortbildungsbereich durch eine deutliche Trennung von Veranstaltungen zur Fortbildung und denen der Pharma-Industrie zur Produkt- werbung geschehen.

Was wollen Sie als Mitglied der Kammerversammlung er- reichen?

Ich betrachte mich als einen Teil der vielfältig zusammen- gesetzten Kammer, in der ich die Perspektiven der Fami- lienmedizin einerseits und der Niedergelassenen anderer- seits einbringe. Mir liegt vor allem am Herzen, unsere Auf- gaben, sei es Entscheidungen zum Berufsrecht, zur Wei- terbildung, zu den Finanzen oder aktuelle berufspolitische Fragen im Sinne derer, die mich gewählt haben, nach au- ßen transparent zu erledigen.

Kammerversammlung

Die neuen Mitglieder der Kammerversammlung

Fotos: privat

Dr. med. Karin Bremer

- Jahrgang 1972 - Fachärztin für Innere Medizin, hausärztliche Versorgung

- Niedergelassene Hausärztin, Inhaberin und medizinische Leitung eines hausärztli- chen MVZs, Lehrpraxis für die Universität Oldenburg, Weiterbildungspraxis für Allgemeinmedizin - Wahlkreis Osnabrück

- Stellvertretende Vorsitzende der Bezirksstelle Osnabrück

- Mitglied im Ausschuss für Ärztliche Weiterbildung Welche berufspolitischen Ziele haben für Sie aktuell Prio- rität?

Der ambulante Sektor befindet sich im Strukturwandel.

Der zunehmende Hausärztemangel erfordert eine Anpas- sung der Rahmenbedingungen ärztlicher Tätigkeit. Diese möchte ich aktiv gestalten. Das beginnt bei der Kooperation zwischen Universitäten und Niedergelassenen für die prak- tische Ausbildung der Studierenden und geht weiter über das Steuerelement Weiterbildung bis hin zu optimalen Ar- beitsbedingungen in der Niederlassung. Zur Stärkung der Freiberuflichkeit möchte ich den Fokus auf die hausärztli- che Tätigkeit lenken.

Was wollen Sie als Mitglied der Kammerversammlung er- reichen?

Ich setze mich im Weiterbildungsausschuss für Weiterbil- dungsmodalitäten ein, die die Belange der Weiterbildungs- assistenten und der Niedergelassenen in Einklang bringen.

Mein Ziel ist, dass die ambulante Weiterbildung für den Facharzt für Allgemeinmedizin von allen hausärztlich Tä- tigen – Allgemeinmedizinern wie Internisten  – erbracht werden kann. Außerdem möchte ich die Digitalisierung der intersektoralen Zusammenarbeit gestalten.

Referenzen

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