Dekarbonisierung der Fernwärme am Beispiel Wien
Wien, 2020
Impressum
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Radetzkystraße 2, 1030 Wien
Autorinnen und Autoren: Julia Tartler / Grazer Energieagentur Ges.m.b.H.
Michael Cerveny / UIV Urban Innovation Vienna GmbH) Gesamtumsetzung: Grazer Energieagentur Ges.m.b.H.
Wien, Juli 2020
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Inhalt
Dekarbonisierung der Fernwärme am Beispiel Wien ... 4
Projektbeschreibung ... 4
Endenergieverbrauch derzeit und Vision 2030 bzw. 2050 ... 5
Rahmenbedingungen und Vorgehensweise zur Dekarbonisierung des Wärmesektors bzw. der Fernwärme in Wien... 6
Herausforderungen bei der Dekarbonisierung der Fernwärme Wien ... 7
Erkenntnisse, Lessons Learned ... 8
Über klimaaktiv ... 9
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Dekarbonisierung der Fernwärme am Beispiel Wien
Szenarien und Umsetzungsmöglichkeiten zur Wärmewende der Fernwärme- versorgung Wien
Projektbeschreibung
Das Fernwärmenetz der Stadt Wien ist mit 1.200 km eines der längsten der Welt. Die Fern- wärmeaufbringung basiert Großteils auf Abfallverwertungs- und Kraft-Wärme-Kopplungs- anlagen. Es besteht weiters ein 12 km langes Fernkältenetz, das laufend ausgebaut wird.
In der „Smart City Wien Rahmenstrategie“, deren Leitziel die beste Lebensqualität für alle in Wien lebenden Menschen bei größtmöglicher Ressourcenschonung vorsieht, werden auch für den Wärmesektor Ziele formuliert, deren Erreichung grundsätzlich auch von Rahmenbedingungen auf Bundes- und EU-Ebene abhängig ist. Die Wärmewende und die Dekarbonisierung der Fernwärme durch die stetige Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen im Aufbringungsmix stellen dabei zentrale Elemente dar.
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Abbildung 1: Fernwärme Wien gemäß Smart City Wien Rahmenstrategie
Quelle: UIV – Urban Innovation Vienna
Endenergieverbrauch derzeit und Vision 2030 bzw. 2050
Ziel ist es, den Endenergieverbrauch (gesamt) in Wien 2030 zu 30 % und 2050 zu 70 % aus erneuerbaren Quellen zu decken. Die Dekarbonisierung des Wärmesektors stellt dabei einen wesentlichen und im Vergleich zu anderen Instrumenten kostengünstigen Weg dar.
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Abbildung 2: Wiener Endenergieverbrauch derzeit und Vision 2030 und 2050
Quelle: UIV – Urban Innovation Vienna
Rahmenbedingungen und Vorgehensweise zur Dekarbonisierung des Wärmesektors bzw. der Fernwärme in Wien
• Die Smart City Wien Rahmenstrategie 2019 - 2050 stellt ein klares Bekenntnis der Politik zur Wärmewende für Wien dar und soll den städtischen Akteuren eine klare Orientierung vermitteln.
• Durch bessere Gebäudestandards im Neubau und durch energetische Sanierungen von Bestandsobjekten soll – laut Smart City Wien Rahmenstrategie – der pro-Kopf- Energiebedarf im Gebäudesektor um ein Prozent pro Kopf und Jahr gesenkt werden (bis 2030 überwiegt noch der Bevölkerungszuwachs).
• DieVerordnungvonKlimaschutzgebieten(Energieraumpläne)entlangderFernwärme- infrastruktur durch den Gemeinderat hat zum Ziel, die Doppelgleisigkeit der Rohrlei- tungsinfrastruktur langfristig zu entflechten und in neuen Stadtentwicklungsgebieten nur noch eine leitungsgebundene Wärmeinfrastruktur aufzubauen. Damit soll ein Bei- trag zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern geleistet werden.
• Zentrales Instrument wird die vermehrte Nutzung von Tiefengeothermie und von Ab- wärmen mittels Groß-Wärmepumpen, und langfristig auch die Nutzung von grünem Gas in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, darstellen.
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Abbildung 3: Erschließung neuer Ressourcen für die Fernwärmeerzeugung
Quelle: UIV – Urban Innovation Vienna
Herausforderungen bei der Dekarbonisierung der Fernwärme Wien
• Durch den Bevölkerungszuwachs und (in der Smart City Wien Rahmenstrategie 2019 noch moderat angenommenen Heizungsumstellungen) liegt die prognostizierte Last- spitze der Wiener Fernwärme rund um das Jahr 2030. Danach führen durchgeführte Sanierungen (und die Reduktion der Heizgradtage) zu einem reduzierten Energiever- brauch. (Eine Beschleunigung des Wechsels von Gasheizungen auf Fernwärme, z.B. in Folge der nachgeschärften Energie- und Klimaziele auf EU- und Bundesebene, würde einen stärkeren Anstieg der Fernwärmenachfrage und somit eine stärkere Aufbrin- gung durch klimafreundliche Energien bedeuten.)
• Die Sektorenkopplung: Betrieb der KWK-Anlagen zur Stabilisierung des Stromnetzes durch flexible Leistungsbereitstellung.
• Die thermische Verwertung von Reststoffen stellt derzeit einen großen Anteil am Auf- bringungsmix dar: Werden sich die Mengen durch Kreislaufwirtschaft stark reduzieren bzw. werden Abfälle komplett erneuerbar oder weiterhin teilweise fossilen Ursprungs sein?
• Die konsequente Nutzung von Abwärme und erneuerbaren Potenzialen trotz der be- stehenden Hürden.
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2005 2010 2016 2030 2050
Fernwärmeerzuegung [GWh]
Biogene Geothermie Groß-Wärmepumpe Abwärme Erneuerbares Gas
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Abbildung 4: Steigende erneuerbare Energieerzeugung in Wien
Quelle: UIV – Urban Innovation Vienna
Erkenntnisse, Lessons Learned
Die Erreichung der (Fern)wärmerelevanten Ziele der Smart City Wien Rahmenstrategie 2019 – 2050 hängt von mehreren Faktoren ab. Nicht auf alle kann seitens der Stadt Ein- fluss genommen werden.
• Es gilt die Rahmenbedingungen im eigenen Wirkungsbereich (Wien als Stadt und Bundesland: Bauordnung, Energieraumplanung - ausweiten für Bestandsgebäude und Bestandheizungen, Förderungen etc.) konsequent weiterzuentwickeln.
• Es gilt die Rahmenbedingungen auf Bundesebene einzufordern und zu unterstützen:
Recht der leitungsgebundenen Energieträger, Wärmestrategie, Wärme- und Kältelei- tungsgesetz, Wohnrecht, Steuerrecht etc. in den Dienst der Wärmewende zu stellen.
• Änderungen bei der Menge von Reststoffen und deren Zusammensetzung (komplett erneuerbar bzw. teilweise fossil) beeinflussen den möglichen erneuerbaren Anteil der Fernwärmeaufbringung (ohne direkte Einflussmöglichkeit).
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2005 2010 2016 2030 2050
Erneuerbare Erzeuegung [GWh]
Erneuerbare Vor-Ort Fernwärmeerzeugung Stromerzeugung
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Über klimaaktiv
klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Seit 2004 bietet sie in den Themen- schwerpunkten „Bauen und Sanieren“, „Energiesparen“, „Erneuerbare Energie“ und
„Mobilität“ ein umfassendes, ständig wachsendes Spektrum an Information, Beratung sowie Weiterbildung und setzt Standards, die international Vorbildcharakter haben.
klimaaktiv zeigt, dass jede Tat zählt: jede und jeder in Kommunen, Unternehmen, Ver- einen und Haushalten kann einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.
Damit tragt die Initiative zur Umsetzung des nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) für Österreich bei. Näheres unter klimaaktiv.at
Das klimaaktiv Programm Erneuerbare Wärme unterstützt die Dekarbonisierung im österreichischen Wärmesektor und zielt auf eine signifikante Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger im gebäudebezogenen Wärmemarkt und eine deutliche Verbesserung der Systemqualität ab.
Die Expertinnen und Experten von klimaaktiv Erneuerbare Wärme bieten Konsumen- tinnen und Konsumenten, Planenden, Installateurinnen und Installateuren, sowie Ent- scheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern eine firmenunabhängige Orientierung auf den sich rasch ändernden Märkten.Kontakt
Strategische Gesamtsteuerung klimaaktiv
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Abt. VII/3 – Nachhaltige Finanzen und Standortpolitik Stubenbastei 5, 1010 Wien
Programmmanagement klimaaktiv Erneuerbare Wärme UIV Urban Innovation Vienna GmbH, Energy Center Wien Operngasse 17-21, 1040 Wien
klimaaktiv.at/erneuerbarewaerme
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
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