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Schadholz und Corona

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Academic year: 2022

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Schadholz und Corona

Ein Weg aus der zweifachen Krise

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Impressum

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Radetzkystraße 2, 1030 Wien

Autorin und Autor: Laura Glasberg, DI Lorenz Strimitzer Gesamtumsetzung: DI Lorenz Strimitzer

Fotonachweis: Ingrid Balabanova / shutterstock.com Wien, Juni 2020

Copyright und Haftung:

Auszugsweiser Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet, alle sonstigen Rechte sind ohne schriftliche Zustimmung des Medieninhabers unzulässig.

Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in dieser Publikation trotz sorgfältiger

Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des BMK und der Autorin/des Autors ausgeschlossen ist. Rechtausführungen stellen die unverbindliche Meinung der

Autorin/des Autors dar und können der Rechtsprechung der unabhängigen Gerichte keinesfalls vorgreifen.

Rückmeldungen: Ihre Überlegungen zu vorliegender Publikation übermitteln Sie bitte an energieholz@klimaaktiv.at

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Inhalt

Enorme Schadholzmengen vorhanden ... 4

Die Krise spitzt sich zu ... 8

Doppelte Herausforderung – Die Corona Krise ... 11

Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen ... 13

Nachhaltige Sicherung der Wertschöpfungskette Holz ... 16

Abbildungsverzeichnis ... 17

Über klimaaktiv ... 18

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Enorme Schadholzmengen vorhanden

Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall können zu große Mengen an Schadholz führen. Dieses muss zeitnah aufgearbeitet und aus dem Wald entfernt werden, um weiterem Käferbefall entgegen zu wirken.

Der Schadholzanteil gemessen am Gesamteinschlag ist witterungsbedingt großen

jährlichen Veränderungen unterworfen. In manchen Jahren beträgt dieser nur ein Fünftel der Einschlagsmenge, in einzelnen Jahren jedoch auch mehr als die Hälfte. Im langfristigen Zeitverlauf lässt sich eine Zunahme der Schadholzmengen beobachten, wie in folgender Abbildung ersichtlich.

Abbildung 1 Entwicklung des Schadholzanteils am Gesamteinschlag seit 1974.

Quelle: Holzeinschlagsmeldung (HEM), Grafik: Österreichische Energieagentur

Insbesondere seit der Jahrtausendwende nahm die Volatilität des Schadholzaufkommens maßgeblich zu. Insbesondere in den Jahren 2003, 2007 und 2008 kamen aufgrund von

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Sturmereignissen große Mengen an Schadholz auf den Markt. Das Jahr 2008 sticht als bisheriges Allzeithoch mit 64 % Schadholz am Gesamteinschlag deutlich hervor.

Anfang 2019 zeichnete sich durch ein besonders hohes Schneeaufkommen aus, gefolgt von einem massiven Schneebruch. Die darauffolgenden trockenen und warmen Monate begünstigten den Borkenkäferbefall. Laut aktueller Holzeinschlagsmeldung1 lag der gesamte Schadholzanteil in Österreich 2019 bei über 62 % (11,73 Mio. Efm) vom

Gesamteinschlag – 18 % mehr als im Jahr davor und 92 % über dem Zehnjahresschnitt. Mit jeweils über 4 Mio. Efm Schadholz waren Stürme und der Borkenkäfer die mit Abstand bedeutendsten Hauptschadfaktoren. Die Österreichischen Bundesforste (ÖBF) geben an, dass 2019 bis zu 40 Mio. Euro oder ein Fünftel der Betriebsleistung den

klimawandelbedingten Kosten (2018: 23,6 Mio. Euro) zuzuschreiben ist2. Der

Schadholzanteil bei den ÖBF lag 2019 bei 75 % des Einschlags. Der Anteil des Schadholzes am Gesamteinschlag unterscheidet sich regional sehr stark. In folgender Grafik wird deutlich, dass vor allem in Tirol und Salzburg im Vergleich zum Vorjahr höhere Schadholzanteile gemeldet haben.

1 bmlrt.gv.at/forst/oesterreich-wald/wirtschaftsfaktor/rohstoff-holz/holzeinschlagsmeldung-2019.html

2 ots.at/presseaussendung/OTS_20191205_OTS0063/waldbilanz-2019-klimawandel-kostet-bundesforste- ueber-40-millionen-euro

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Abbildung 2 Entwicklung des Schadholzanteils nach Bundesland seit 2010

Quelle: Holzeinschlagsmeldung (HEM), Grafik: Österreichische Energieagentur

Betrachtet man die absoluten Zahlen, so wird deutlich, dass die großen, waldreichen Bundesländer bedeutende Schadholzmengen zu verzeichnen hatten. In den letzten beiden Jahren wurden vor allem in Niederösterreich und Oberösterreich große Mengen

gemeldet. Insgesamt lag das Schadholzaufkommen 2019 bei knapp unter 12 Mio. Efm o.R.

In Summe vielen im letzten Jahrzehnt 61 Mio. Efm o. R. Schadholz an.

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Abbildung 3 Entwicklung der absoluten Mengen an Schadholz seit 2010

Quelle: Holzeinschlagsmeldung (HEM), Grafik: Österreichische Energieagentur

Die gegenwärtige Schadholzkrise ist jedoch keineswegs nur auf Österreich beschränkt, vielmehr ist ganz Mitteleuropa stark betroffen. Vor allem in Tschechien und auch

Deutschland ist die Situation teilweise prekär. Insbesondere in Tschechien übersteigt die Schadholzmenge aus Käferkalamität vorhandene Holzernte- und Transportkapazitäten bei weitem. Die Übersättigung des mitteleuropäischen Holzmarktes bewirkt massive

Preisrücknahmen und ein Sinken auf Holzerlösniveaus der 1990er Jahre.3

3 ktn.lko.at Landwirtschaftskammer Kärnten, Schadholz

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Die Krise spitzt sich zu

Der Winter 2019/2020 zeichnete sich durch starken Schneebruch und milde Temperaturen aus. Experten rechneten daher bereits vor Monaten mit einem

bevorstehenden erhöhten Borkenkäferbefall und in weiterer Folge mit einer wachsenden Menge an Schadholz. Besonders betroffen in den letzten Jahren waren Regionen in Oberösterreich und das Waldviertel in Niederösterreich. Bereits zwischen 2017 und 2018 verdoppelten sich, allein die durch Borkenkäfer verursachte, Schadholzmengen in beiden Regionen auf knapp 3,3 Mio. fm in Niederösterreich und 1 Mio. fm in Oberösterreich.

Die zur Gänze ausgelasteten Lagerkapazitäten, sowie die Erwartung die enormen

Schadholzmengen zeitgerecht weiterzuverarbeiten, stellen die heimische Forstwirtschaft vor eine große Herausforderung. Die österreichischen Rundholzlager sind nach wie vor, aufgrund des kalamitätsbedingten Überangebots, bis zur Gänze gefüllt. Sowohl die Sägeindustrie als auch die Zellstoff-, Papier- und Plattenindustrie haben ihre

Lagerkapazitäten bereits im zweiten Quartal 2019 erschöpft. Die Sägewerke haben auf diese prekäre Situation reagiert und den Preis um bis zu 10 Euro / FMO gesenkt.4 Viele Akteure der Wertschöpfungskette Holz stehen aber ohnehin vor der Herausforderung eines anhaltenden Preisdrucks. Die besonders betroffenen Bundesländer Nieder- und Oberösterreich beklagten auch besonders niedrige Holzpreise.

Die Verantwortung rund um die Bekämpfung von Schädlingen und der Umgang mit Schadholz liegen laut Forstgesetz beim Waldeigentümer. Per Bescheid können Behörden dem Waldeigentümer auftragen Schadholz aus dem Wald zu räumen. In Kombination mit anderen Maßnahmen zur Eindämmung der Schädlingsverbreitung wie beispielsweise:

Entrindung, Zerkleinerung, chemische Behandlung, Nasslagerung oder das Verbrennen befallenen Materials, ist diese Vorgehensweise wichtig, um die Gesundheit der

österreichischen Wälder sicherzustellen. Zeitgleich verursacht dies für die Forstwirtschaft allerdings Gewinneinbußen und steigende Kosten.

Der Holzmarktbericht der Landwirtschaftskammer Österreich verzeichnet im Jänner 2020 eine leichte Erhöhung des Preisniveaus mit +4 Euro / FMO aufgrund der verbesserten Bevorratung von Nadelsäge-Rundholz in der Sägeindustrie. Dennoch bleibt die Lage

4 topagrar.at_Saegewerke-Preissenkung

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extrem zugespitzt. Insbesondere Energieholz minderer Qualität war Anfang des Jahres so gut wie gar nicht zu vermarkten. Da ausreichend gute Qualitäten, bedingt durch den Faserholzüberschuss vorhanden waren.5 Dieser Trend setzt sich auch im Februar fort. Das Faserholzüberangebot, sowie die milden Temperaturen führen dazu, dass Mengen außerhalb der Langfristverträge nicht abgesetzt werden konnten. Die Lagerkapazitäten waren ausgeschöpft und es gab somit keine Entlastung.6 Mit steigenden

Schadholzmengen, die zeitgerecht zu verarbeiten sind und der daraus resultierenden Übersättigung des Markts, sowie den anhaltend tiefen Preisniveaus, geriet die

Forstwirtschaft immer stärker unter Druck. Je tiefer die Preise fallen, desto geringer ist auch die Bereitschaft zur normalen Nutzung. Waldbesitzer wurden Ende März dazu aufgerufen, aufgrund der zu erwartenden geringen Abnahmen, die Ernte auf Sturm und Schneebruchschäden zu beschränken.7 Zudem spürte man in weiterer Folge - speziell beim Nadelsäge-Rundholz - den Preis- und Mengendruck. Insbesondere aus Bayern und Tschechien. Die Mengennachfrage nach Industrieholz war auch im Mai des Jahres 2020 gering, und die ohnehin sehr angespannte Situation am Energieholzmarkt hat sich definitiv nicht entspannt. 8 Eine kostendeckende Waldpflege ist unter den gegenwärtigen

Marktbedingungen schwer möglich. Zwar wird die Reduktion des Einschnitts in Folge der Corona-Krise ab Juni 2020 schrittweise zurückgenommen, die Nachfrage nach Rundholz ist aber nach wie vor gering. Die Vermarktung von Energieholz ist außerhalb von

bestehenden Lieferverträgen immer noch praktisch unmöglich.

Gleichzeitig begünstigen die warmen Temperaturen des ersten Halbjahres 2020 die

Entwicklung des Borkenkäfers, denn Trockenheit und Hitze verringern die Abwehrfähigkeit der Bäume. Gemäß Klimamonitoring der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)9 lag der Jahresmittelwert der Lufttemperatur im Zeitraum Jänner bis Juni 2020 im Flächenmittel österreichweit 1,6 °C über dem langjährigen Schnitt (1981-2010). Die Jahressumme des Niederschlags lag etwa 20 % unter dem langjährigen Schnitt, lokal regnete es aber bis zu 80 % weniger. Insbesondere der April war österreichweit sehr trocken und sehr heiß. Mitte Juni war die Entwicklung der ersten Filialgeneration des Buchdruckers (Ips Typograhus) gemäß Borkenkäfermonitoring des

Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) bereits weit fortgeschritten.

5 waldverband.at-Holzmarktbericht Jaenner2020.pdf

6 waldverband.at-Holzmarktbericht Feb2020.pdf

7 noe.lko.at-holzmarkt-im-april-2020

8 lko.at/holzmarkt im mai-2020

9 zamg.ac.at-klima, aufgerufen am 25.06.2020

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Die aktuellen Fangergebnisse der letzten Wochen zeigen, dass uns auch im weiteren Verlauf des Jahres 2020 wieder eine prekäre Borkenkäfersituation bevorstehen könnte.

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Doppelte Herausforderung – Die Corona Krise

Die Wertschöpfungskette Holz erlebt nun zeitgleich eine weitere

besorgniserregende Entwicklung – die Corona-Krise. In Kombination mit der Schadholzkrise stehen viele Unternehmen unter massiven Druck und vor einem großen Paket von Herausforderungen, welche nur mit großem Zusammenhalt entlang der Wertschöpfungskette, sowie Unterstützung aus der Politik zu bewältigen sind.

Aufgrund des Ausbruchs der Corona Pandemie hatten einige europäische Staaten wieder Grenzkontrollen eingeführt und Grenzübergänge weitgehend geschlossen. Dies hatte auch Auswirkungen auf die österreichische Holzindustrie und weitere Akteure bis hin zu den Waldbauern. Italien ist seit vielen Jahren der Hauptabnehmer des österreichischen Schnittholzexports. Im Jahr 2018 waren es z. B. 2,6 Mio. fm und somit die Hälfte des gesamten Schnittholzexports.10 Zwischen 25. März und 3. April wurden laut einem Dekret des Ministerpräsidenten die Holzimporte von Schnittholz gestoppt. Lediglich

Verpackungsholz und Holzpellets waren noch zum Transport freigegeben. Schnittholz und Hackgutexporte nach Italien kamen somit komplett zum Erliegen. Dies betraf die

Sägeindustrie, Logistik und Forstwirtschaft massiv, da sie ihre Produktion stark einschränken mussten. Der Aufruf an die Holzlieferanten lautete: Es sollen nur notwendige Schadholzaufarbeitungen getätigt werden um die Ausbreitung des

Borkenkäfers zu verhindern. Auch der Export in Überseemärkte ist davon nach wie vor betroffen, wie z. B. nach China, bedingt durch fehlende Container. Mit der Strategie

„Abschottung nach außen, Solidarität nach Innen“ versucht die EU den Grenzkontrollen, entgegen zu wirken. Die, durch das Coronavirus bedingten, Restriktionen und Kontrollen an Grenzübergängen haben dort zu massiven Staus von bis zu 80 Kilometer und

Wartezeiten von mehreren Tagen geführt. Dies bedeutete nicht nur massive Störungen im

10 Import und Export von Holzsortimenten Marktinformation Teil 4 AEA

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Güterverkehr, sondern auch Ausnahmesituationen für LKW- und PKW-Lenker, die ohne Grundversorgung bis zu mehrere Tage im Stau standen.11

Doch nicht nur die weitgehenden Einschränkungen im Gütertransport sind für die Produktionsrückgänge verantwortlich. Neben dem Einbruch des Exports, ist davon auch der lokale Absatzmarkt betroffen. Die österreichische Konjunktur vor der Corona Krise wurde vor allem durch den Dienstleistungssektor und den Privatkonsum angekurbelt. Mit der Einführung der Quarantänemaßnahmen und der Unterbrechung der Lieferketten fehlen zentrale Absatzmärkte und es kam zu weitgehenden Produktionsdrosselungen.

Mit den Produktionsdrosselungen in den Sägewerken gab es für Nadelsäge-Rundholz erste Zufuhrsperren. Während die Eiche immer noch einer guten Nachfrage unterliegt, leiden niedrige Laubholzqualitäten an schwindender Nachfrage. Auch das Industrieholz für die Papier-, Zellstoff- und Plattenindustrie unterliegt einer strengen Kontingentierung. Hier kann ausschließlich das Rotbuchenfaserholz weiterhin zu guten Konditionen abgesetzt werden. Ähnlich wie beim Industrieholz, sieht es auch im Bereich des Energieholzes aus.

Volle Lager und geringe Nachfrage führen zu einem Überangebot.Die geschlossenen Grenzen brachten noch eine weitere Herausforderung mit sich – die Einsatzbereitschaft der grenznahen Schlüsselarbeitskräfte. Seit der Einführung von Grenzkontrollen Mitte März zwischen einigen EU Ländern, beobachtet die Wertschöpfungskette Holz

weitgehende Ausfälle von grenznahen Schlüsselarbeitskräften, die unter anderem für die Verarbeitung des hohen Schadholzaufkommen benötigt werden.12 Die kritische Situation der Schadholzkrise - in Kombination mit den dramatischen Entwicklungen der Corona- Krise - hat dazu geführt, dass Anfang April 2020 bereits 1.200 Betriebe mit rund 26.000 Mitarbeitern bedroht waren. Es hat sich ein Spannungsfeld entwickelt in dem die Wertschöpfungskette Holz einerseits aufgrund der Corona-Krise mit rückläufigen Absatzmärkten, sinkenden Preisen und Schlüsselkräftemangel zu kämpfen hat. Auf der anderen Seite ist es nicht zuletzt auch zur Erhaltung und Wiederherstellung der

Waldgesundheit verlangt, dass die hohen Schadholzmengen zügig aus dem Wald entfernt und weiterverarbeitet werden.

11 faz.net-coronavirus-grenzkontrollen

12 ots.at-corona-krise-enorme-waldschaeden-zwei-krisen

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Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen

Aufgrund der prekären Lage am Holzmarkt braucht es ein gutes Krisenmanagement und wirksame Sofortmaßnahmen.

Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) hat bereits am 25. März 2020 verkündet, dass aufgrund der ausgeschöpften Lagerkapazitäten, die Sonderregelung zur Lagerung von Schadholz auf Beihilfeflächen bis zum 31. März 2021 verlängert wird. Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen wichtig, um die heimischen Betriebe der Wertschöpfungskette Holz als zentralen Bestandteil der Grundversorgung aus dieser doppelten Krise zu führen.

Im Bereich Transport und Logistik sind effektive Rahmenbedingungen und Förderungen entscheidend, um das Schadholz möglichst zeitnah aus dem Wald und zu den

Industriestandorten bringen zu können. Dies kann durch kombinierten Verkehr, sowie Optimierung der Verladung auf Züge erreicht werden. Um Schadholzlieferungen von einem Bundesland ins nächste ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu gestalten, könnten wichtige Bahnhöfe ins Kernnetz der Rail Cargo Group aufgenommen werden. Es ist zu erwarten, dass Waldbesitzer und weitere Betriebe entlang der Wertschöpfungskette Holz mit kostenintensiven Maßnahmen konfrontiert sein werden. Dies ergibt sich aus den Lagerkapazitäten die außerhalb des Waldes anzulegen sind und aus

Forstschutzmaßnahmen, die zu tätigen sein werden. Zudem sind kostenaufwendige Pflegemaßnahmen nötig, um den Wald dem Klimawandel anzupassen.13

Um die reibungslose Produktion der heimischen Forst- und Holzwirtschaft gewährleisten zu können braucht es einen gesicherten freien Grenzverkehr, um die Versorgung mit Schlüsselarbeitskräften und notwendigen Rohstoffen sicherzustellen und den Export von Produkten weiterhin zu ermöglichen. Als starker Devisenbringer und Motor des ländlichen

13 forstholzpapier.at-sofortmassnahmen-Sicherung-wertschoepfungskette

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Raums, gilt die Wertschöpfungskette Holz als systemrelevante Branche und möchte einen Stillstand unbedingt verhindern.

Auch eine weiterhin gut funktionierende Bauwirtschaft ist ausschlaggebend für die heimische Holzindustrie, denn rund 60 % aller Holzprodukte werden österreichweit in der Bauwirtschaft eingesetzt. Mitte März haben insbesondere öffentliche Baufirmen bekannt gegeben, ihre Baustellen von sich aus stillzulegen.14 Die Folgen solcher Schließungen waren für die gesamte Wertschöpfungskette Holz ein großer Schock. Ein plötzlicher Einbruch der Absatzmengen führte zu Werk-Schließungen und in weiterer Folge zu Ausfällen entlang der gesamten Zulieferkette.

Die letzten drei Jahre haben vermehrt gezeigt, dass die Forstwirtschaft die massiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels zunehmend zu spüren bekommt.

Gerade in solch angespannten Zeiten ist eine Diversifizierung wichtig. Waldumbau und Waldpflege sind entscheidend um gesunde, vitale und vor allem resilientere Wälder zu forcieren. Waldpflege- und Schutzmaßnahmen sowie Investitionen in die Infrastruktur sind für Forstbetriebe jedoch ein großer Kostenfaktor. Daher hat die Österreichische Bundesregierung Mitte Juni ein 400 Mio. Euro schweres Paket zur Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft präsentiert15. Davon sollen rund 350 Mio. Euro in die Wiederaufforstung und in klimafitte Wälder investiert werden. Im Detail werden Investitionen in folgende Bereiche getätigt:

• Abgeltung von durch den Klimawandel verursachten Borkenkäferschäden

• Wiederaufforstung nach Schadereignissen

• Errichtung klimafitter Wälder

• Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz

• Forstschutzmaßnahmen wie mechanische Entrindung zur Eindämmung rindenbrütender Insekten

• Maßnahmen zur Waldbrandprävention und –bekämpfung

• Errichtung einer Forschungsanlage zur Herstellung von Holzgas und holzbasierten Biotreibstoffen

• Forschungsprojekte zu klimafitten Wäldern

14 solidbau.at/a/corona-so-reagiert-die-baubranche

15 bmlrt.gv.at, aufgerufen am 24.06.2020

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• Maßnahmenbündel zur vermehrten Verwendung von Holz als Baustoff (Holzbauinitiative)

• Stärkung, Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wald

Daneben sieht das Maßnahmenpaket unter anderem steuerliche Entlastungen für die Land- und Forstwirtschaft, rückwirkend mit Jahresbeginn 2020, vor.

Darüber hinaus wurde Mitte Juni vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) eine „Klimaschutzmilliarde“

vorgestellt. Das Aus für fossile Heizsysteme wird auch die Bioenergie langfristig unterstützen, wenn alte Ölkessel z. B. durch moderne Pelletskessel ersetzt werden.

Dadurch wird regionale Wertschöpfung und Beschäftigung im ländlichen Raum geschaffen. In einer Studie hat die Österreichische Energieagentur bereits 2015 festgestellt, dass Bioenergie im Vergleich zur fossilen Referenz die sechsfach höhere regionale Wertschöpfung generiert und sieben Mal mehr Jobs sichert.16

16 AEA (2015): Regionale Wertschöpfung und Beschäftigung durch Energie aus fester Biomasse.

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Nachhaltige Sicherung der Wertschöpfungskette Holz

Bis 2030 hat sich Österreich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen um 36 % gegenüber dem Jahr 2005 zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, liegt der Fokus auf Dekarbonisierungsmaßnahmen im Energiesystem, sowie entlang der Produktionsketten. Die Bioökonomie soll und wird dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen.

Mit der Absicht den fossilen Material- und Energieverbrauch drastisch zu verringern, ist der heimische nachwachsende Rohstoff Holz eine wertvolle und zukunftsreife Alternative.

Die Österreichische Bioökonomiestrategie thematisiert unter anderem die Handlungsfelder „Forcierung der Holzmobilisierung“, „Entwicklung von neuen Wertschöpfungs- und Produktionskonzepten zur Optimierung der Forstwirtschaft“,

„Maßnahmen zur Steigerung der Vitalität…“, und die „Erhöhung der Wertschöpfung der Forstwirtschaft durch neue Nutzungskaskaden“. Im Bereich Bioenergie wird unter

anderem die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger, als auch die Schaffung von Anreizen und Förderangeboten zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern, angesprochen.17 Fest steht, dass die nationalen energie- und klimapolitischen Ziele ohne die Nutzung von Bioenergie – und hier insbesondere Holz – nicht erreicht werden können. Wärme und Strom aus Biomasse sollen daher laut Regierungsziel auch im zukünftigen Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) forciert werden. Langfristig kann es aber durch wärmere Winter, verbesserte Dämmung und effizientere Heizsysteme zu einer Reduktion des

Energieholzbedarfs kommen. Neben Wärme und Strom hat aber auch die Produktion von Holzgas bzw. Holzdiesel ein großes Potenzial. Durch die Diversifizierung der Absatzmärkte von Holz im Zuge der Forcierung der Bioökonomie wird sich die gesamte

Wertschöpfungskette Holz zu einem immer wichtiger werdenden Teil der Österreichischen Volkswirtschaft entwickeln.

17 Bioökonomie – Eine Strategie für Österreich (2019)

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Entwicklung des Schadholzanteils am Gesamteinschlag seit 1974. ... 4 Abbildung 2 Entwicklung des Schadholzanteils nach Bundesland seit 2010 ... 6 Abbildung 3 Entwicklung der absoluten Mengen an Schadholz seit 2010 ... 7

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Über klimaaktiv

klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Seit 2004 bietet sie in den

Themenschwerpunkten „Bauen und Sanieren“, „Energiesparen“, „Erneuerbare Energie“

und „Mobilität“ ein umfassendes, ständig wachsendes Spektrum an Information, Beratung sowie Weiterbildung und setzt Standards, die international Vorbildcharakter haben.

klimaaktiv zeigt, dass jede Tat zählt: jede und jeder in Kommunen, Unternehmen,

Vereinen und Haushalten kann einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.

Damit tragt die Initiative zur Umsetzung des nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) für Österreich bei. Näheres unter klimaaktiv.at

Das Programm klimaaktiv Energieholz zielt auf die nachhaltige Mobilisierung ungenutzter Holzressourcen sowie die Vermarktung klar definierter Energieholzsortimente. Dazu zählt unter anderem die zielgruppengerechte Aufbereitung von Fachwissen und Verbreitung von Information zu aktuellen Bedingungen und Entwicklungen am Energieholzmarkt.

Beratung und weiterführende Informationen erhalten Sie unter klimaaktiv.at/energieholz.

Kontakt

Strategische Gesamtsteuerung klimaaktiv

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Abt. VII/3 – Nachhaltige Finanzen und Standortpolitik Stubenbastei 5, 1010 Wien

Programmmanagement klimaaktiv Energieholz

Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency DI Lorenz Strimitzer

energieholz@energyagency.at klimaaktiv.at/energieholz

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Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Radetzkystraße 2, 1030 Wien bmk.gv.at

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