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INHALT:

1. EINLEITUNG... 1

2. WAS IST EIN MÄRCHEN?... 6

2.1BEGRIFFSBESTIMMUNG... 6

2.2EINTEILUNG DER ERZÄHLGATTUNG MÄRCHEN IN VOLKSMÄRCHEN,KUNSTMÄRCHEN UND BUCHMÄRCHEN UND DEREN CHARAKTERISTISCHE MERKMALE... 6

2.2.1 Volksmärchen und seine typische Merkmale ... 6

2.2.2 Kunstmärchen und seine typische Merkmale... 7

2.2.3 Buchmärchen und seine typische Merkmale... 8

3. ENTWICKLUNG DES DEUTSCHEN MÄRCHENS VOR BRÜDER GRIMM MIT BERÜCKSICHTIGUNG DER ANFÄNGE DES MÄRCHENS ALS GATTUNG IN DEM NICHTDEUTSCHEN RAUM... 9

3.1MÄRCHENMOTIVE... 9

3.2DIE ANFÄNGE DES MÄRCHENS ALS LITERARISCHER GATTUNG IN ITALIEN UND FRANKREICH... 9

3.3ERSTE DEUTSCHE MÄRCHEN... 11

3.4DAS ROMANTISCHE MÄRCHEN... 12

4. KINDER- UND HAUSMÄRCHEN DER BRÜDER GRIMM... 13

4.1DIE BRÜDER GRIMM KURZE BIOGRAPHIE... 13

4.2DIE KINDER- UND HAUSMÄRCHEN ENTSTEHUNG DER BERÜHMTEN MÄRCHENSAMMLUNG... 14

4.2.1 Anregung zur Märchensammlung... 14

4.2.2 Erste Sammeltätigkeit ... 15

4.2.3 Bis zum Erscheinen des ersten Märchenbandes... 17

4.2.4 Bis zum Erscheinen des zweiten Märchenbandes... 18

4.2.5 Die weiteren Auflagen der Kinder- und Hausmärchen... 19

5. GRIMMSCHER MÄRCHENSTIL... 21

5.1.EINLEITENDES... 21

5.2ÄNDERUNGEN DANK DENEN DER GRIMMSCHER MÄRCHENSTIL ENTSTAND... 21

5.2.1. Änderungen zum Zwecke größer Klarheit und Anschaulichkeit... 21

5.2.2 Angleichung an volkstümliche Redeweise und Erzählgut... 22

5.2.3 Änderungen mit Rücksicht auf die kindliche Psyche ... 25

5.3.CHARAKTERISTISCHE STILISTISCHE MERKMALE DES MÄRCHENSTILS DER KHM ... 26

6. ADJEKTIVE IN DEN KHM. STILISTISCHE ANALYSE... 28

6.1VORSTELLUNG DER VORHANDENEN ADJEKTIVE IN DEN KHM... 28

6.2STILISTISCHE ANALYSE DER ADJEKTIVE IN DEN KHM ... 31

6.2.1 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente... 31

6.2.1.1 Einleitendes... 31

6.2.1.2 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem chronologischen Aspekt... 32

6.2.1.3 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem regionalen Aspekt... 33

6.2.1.4 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem sozialen Aspekt ... 34

6.2.1.5 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem fachsprachlichen Aspekt ... 34

6.2.1.6 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem Fremdwortaspekt... 35

6.2.1.7 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem phraseologischen Aspekt... 35

6.2.1.7 Adjektive in den KHM als lexikalische Stilelemente unter dem Wortbildungsaspekt... 38

6.2.2 Adjektive in den KHM als grammatische Stilelemente ... 41

6.2.2.1 Einleitendes... 41

6.2.2.2 Adjektive in den KHM als grammatische Stilelemente unter dem syntaktischen Aspekt... 41

6.2.2.3 Adjektive in den KHM als grammatische Stilelemente unter dem morphologischen Aspekt... 42

6.2.3 Adjektive als phonetische Stilelemente... 45

6.2.4 Vergleich der Verwendung von Adjektiven in der Urfassung, der ersten, zweiten und siebten Fassung der gedruckten KHM... 46

7. ZUSAMMENFASSUNG... 49

8. LISTE DER VERWENDETEN LITERATUR... 52

9. BEILAGEN... 56

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1. Einleitung

Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit den Adjektiven in den Kinder- und Hausmärchen (künftig KHM) der Brüder Grimm, also mit der bekanntesten Märchensammlung in dem deutschsprachigen Raum. Das ruft bestimmt die Frage hervor, ob schon nicht zu viel über diese Problematik geschrieben wurde. Diese Frage kann mit gutem Gewissen verneinend beantwortet werden. Es ist zwar wahr, dass sich mit Brüdern Grimm1 und ihrer Märchensammlung2 viele Autoren befassten, der Sprache in den KHM wurde aber bis heute nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Zu erwähnen sind hier eigentlich nur vier Studien: Les Contes des frères Grimm. Étude sur la composition et le style du recueil des Kinder- und Hausmärchen3 (1912) von Ernest Tonnelat, Inauguraldissertation von Elisabeth Freitag Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm im ersten Stadium ihrer stilgeschichtlichen Entwicklung. Vergleich der Urform (Oelenberger Handschrift) mit dem Erstdruck (1. Band) von 18124 (erschienen 1929), dann ein paar Jahre später herausgegebene Arbeit von Kurt Schmidt Die Entwicklung der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen seit der Urhandschrift nebst einem kritischen Texte der in die Drücke übergegangenen Stücke5 (1932) und Die

1 Zu Brüdern Grimm sind zu empfehlen: Weishaupt, J.: Die Märchenbrüder. Jacob und Wilhelm Grimm – ihr Leben und Wirken, Kassel, Verlag Thiele & Schwarz 1985., Lemmer, M. :Die Brüder Grimm.

Bibliographie, Leipzig, VEB Bibliographisches Institut 1985., Henning, D. – Lauer, B. (Hrsg.): 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer GmbH & co 1985/6., Scurla, H.: Die Brüder Grimm. Ein Lebensbild. Hanau, Dausien, Verlag Werner 1985, Gerstner, H.: Brüder Grimm. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbeck, Rowohlt Taschenbuch Verlag 1973., Michaelis, J. R.: Die Brüder Grimm. Münster, Aschendorff 1980., Ginschel, G.: Der junge Jacob Grimm. 1815 – 1819, Stuttgart, S. Hirzel Verlag 1989., Denecke, L.: Jacob Grimm und sein Bruder Wilhelm. Stuttgart, Metzler Verlag 1971., Hildebrandt, I.: Es waren ihrer fünf.

Die Brüder Grimm und ihre Familie, Köln, Diederichs 1984.

2 Zu KHM: Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung., München und Zürich, Artemis Verlag 1986., Ginschel, G.: Der junge Jacob Grimm. 1815 – 1819, Stuttgart, S. Hirzel Verlag 1989., Henning, D. – Lauer, B. (Hrsg.): 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6.

3 Tonnelat, E.: Les Contes des frères Grimm. Étude sur la composition et le style du recueil des Kinder- und Hausmärchen. Paris 1912.

4 Freitag, E.: Die Kinder- u. Hausmärchen der Brüder Grimm im ersten Stadium ihrer stilgeschichtlichen Entwicklung. Vergleich der Urform (Oelenberger Handschrift) mit dem Erstdruck (1. Band) von 1812.

Oestrich im Rheingau, Adam Etienne Buch- und Steindruckerei 1929.(Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität zu Frankfurt am Main).

5 Schmidt, K.: Die Entwicklung der Grimmschen Kinder. und Hausmärchen seit der Urhandschrift nebst einem kritischen Texte der in die Drücke übergegangenen Stücke. Halle (Saale), Max Niemeyer Verlag 1932.

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Sprache des Märchens in kontrastiver Beschreibung zur Sprache der Kurzprosa6 (1989) von Kirsti Brachtel. Einige Bemerkungen über die Sprache und den Märchenstil in den Kinder- und Hausmärchen finden wir auch in dem Werk von Gunhild Ginschel Der junge Jacob Grimm. 1815-18197(1989), Zur Entstehungsgeschichte der Grimmschen Märchen (1959) von Wilhelm Schoof8 und in dem Standartwerk der Märchenforschung Das europäische Volkmärchen. Form und Wesen9 (zum ersten mal 1947) von Max Lüthi. Speziell über Adjektive in den KHM wurde bis heute keine Studie veröffentlicht, darum wählte ich die Adjektive zum Gegenstand meiner Diplomarbeit.

In den mir vorhandenen Grammatiken der deutschen Sprache10 ist die Auffassung der Wortart Adjektiv aber verschieden, deshalb halte ich für nötig gleich am Anfang zu erklären, was ich mit dem Begriff Adjektiv in der vorliegenden Arbeit meine.

In Übereinstimmung mit „Duden“ und „Grundzüge“ verstehe ich unter Adjektive (lat. adiectivum, „Dazugeworfene“, „Beigefügte“) eine grammatische Klasse von genusveränderlichen Wörtern, mit Kasusformen (deklinierbar), Komparationsformen (graduirbar) und der Fähigkeit, sich mit Substantiven und Verben, zum Teil auch mit anderen Adjektiven und Adverbien zu verbinden, wobei sie Wesen, Gegenstände, Geschehnisse, Seinsarten und Eigenschaften charakterisieren.

Über die deutschen Adjektive kann unter Rekurs auf vorhandene Grammatiken (Duden 1995, Helbig - Buscha 1997, Paul - Stolte 1962, Jung 1988, Erben 1980, Hentschel - Weydt 1990, Grundzüge 1981) und spezielle Untersuchungen11 (Tang 2000, Motsch 1991, Bickes 1984, Park 1982) gesagt werden, dass sie in attributiver („Vor

6 Brachtel. K.: .Die Sprache des Märchens in kontrastiver Beschreibung zur Sprache der Kurzprosa. Eine textlinquistische Untersuchungen der Differenzqualitäten, Göttingen 1979 (Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen).

7 Ginschel, G.: Der junge Jacob Grimm. 1815 – 1819, Stuttgart, S. Hirzel Verlag 1989.

8 Schoof, W.: Zur Entstehungsgeschichte der Grimmschen Märchen. Bearbeitet unter Benutzung des Nachlasses der Brüder Grimm, Hamburg, Dr. Ernst Hauswedell &co 1959.

9 Lüthi, M.: Das europäische Märchen. Form und Wesen, Bern, A.France Verlag 1981.

10 Autorenkollektiv: Duden.4, Grammatik, Mannheim, Dudenverlag 1995., Helbig, G. – Buscha J.:

Deutsche Grammatik., Leipzig, Langenscheidt 1997., Paul, H. – Stolte, H.: Kurze deutsche Grammatik.

Auf Grund der fünfbändigen deutschen Grammatik von Hermann Paul, Tübingen, Max Niemeyer Verlag 1962., Jung, W. : Grammatik der deutschen Sprachen, Leipzig, VEB bibliographisches Institut 1988., Erben, J.: Deutsche Grammatik. Ein Abriß, München, Max Hubert Verlag 1980., Hentschel, E.: - Weydt, H.: Handbuch der deutschen Grammatik, Berlin/New York, Walter de Gruyter 1990., Autorenkollektiv:

Grundzüge einer deutschen Grammatik. Berlin, Akademie-Verlag 1981.

11 Tang, W.: Die semantische Klassifikation des Adjektivs im Hinblick auf seine Morphologie und Syntax. Eine Untersuchung am Beispiel der deutschen Gegenwartssprachen. Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien, Peter Lang 2000, Bickes, G.: Das Adjektiv im Deutschen. Untersuchung zur Syntax und Semantik einer Wortart, Frankfurt am Main/Bern/New York/Nancy, Peter Lang 1984., Motsch, W.: Syntax des deutschen Adjektivs. Berlin, Akademie Verlag 1991., Park, Y. S.: Zur strukturellen Semantik des Adjektivs im heutigen Deutsch und Koreanisch. Eine kontrastive klassematische Untersuchung, Tübingen 1982 (Philosophische Dissertation angenommen von der Neuphilosophischen Fakultät der Universität Tübingen).

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einem großen Wald wohnte ein armer Holzhacker.“12) und prädikativer („Guck hinein, ob das Brot schon hübsch braun und gar ist.“13) Form vorkommen.

Einige Grammatiken14 zählen zu Adjektiven auch Worteinheiten, die mit den Adjektiven übereinstimmen aber adverbial gebraucht werden („Grethel dachte, nun ist es um mich geschehen und fing erbärmlich an zu weinen.15“). Ich lasse diese

„Adjektivadverbien“ in der vorliegenden Arbeit auβer acht und werde mich ausschlieβlich auf die attributiv- und prädikativgebrauchte Adjektive konzentrieren.

Unberücksichtigt bleiben in dieser Arbeit auch Zahladjektive (Numeralia), die von vielen Grammatikautoren16 zu Adjektiven gerechnet werden, weiter dann substantivierte Adjektive und als Adjektiv gebrauchte Partizipien.

Das Korpus meiner Arbeit, in dem ich die Adjektive aufsuchen werde, stellen die KHM der Brüder Grimm dar. Zu Lebzeiten der Brüder Grimm erschienen die KHM siebzehnmal, siebenmal als so genannte große Ausgabe (1812/1815, 1819, 1837, 1840, 1843, 1850, 1857) und zehnmal als so genannte kleine Ausgabe (1825, 1833, 1836, 1839, 1841, 1844, 1847, 1850, 1853 und 1858). Zu KHM wurden von Brüdern Grimm auch zwei Anmerkungsbände verfasst, die 1822 und 1856 erschienen. Bis heute erhielt sich auch ein Konvolut von sechsundvierzig Texten in den Handschriften Jacob und Wilhelm Grimms sowie verschiedener Beiträger, das Brüder Grimm 1810 an Clemens Brentano sandten, dessen kritische Ausgabe 1975 von Heinz Rölleke herausgegeben wurde.17 Man nennt diese Texte KHM-Urfassung oder Ölenberger Handschrift.

In dieser Arbeit werde ich Adjektive in den Märchen der KHM-Urfassung, der ersten, zweiten und letzten großen Ausgabe analysieren. Der Grund, warum ich diese Fassungen wähle ist folgender: die Urfassung ist die älteste Fassung der KHM, die wir kennen; die Ausgabe aus dem Jahre 1812/15 ist die erste Druckversion; seit der zweiten Druckversion kann man von dem unvergleichbaren Märchenstil der Brüder Grimm sprechen und die siebte Version ist die letzte große Fassung, die die Brüder Grimm herausgaben. Ich behandle aber nicht alle Märchen dieser vier Fassungen, aber nur solche, die sich in allen vier Fassungen befinden. Es sind folgende: „Vom Kätzchen vnd

12 Hänsel und Gretel: Rölleke, H.:Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Nach der zweiten vermehrten und verbesserten Auflage von 1819, textkritisch revidiert und mit einer Biographie der Grimmschen Märchen versehen, Köln, Diederichs 1982,S. 62.

13 Hänsel und Gretel: Ebd., S. 66.

14 Z. B. Duden 1995, Paul - Stolte 1962, Jung 1988, Erben 1980.

15 Ebd., S. 62.

16 Z. B. Duden 1995, Helbig - Buscha 1997, Paul - Stolte 1962, Jung 1988, Erben 1980.

17 Rölleke, H. (Hrsg.): Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm. Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812, Cologne-Genève, Fondation Martin Bodmer 1975.

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Maüschen“ (Katze und Maus in Gesellschaft),18 „Das Laüschen und Flöhchen“

(Läuschen und Flöhchen), „Der getreue Gevatter Sperling“ (Der Hund und der Sperling), „Von dem Strohhälmchen dem Köhlchen und dem Böhnchen“ (Strohhalm, Kohle und Bohne), „Der Wolf“ (Der Wolf und die sieben jungen Geißlein), Allerlei Rauch (Allerleihrauh), „Zwölf Brüder uud das Schwesterchen“ (Die zwölf Brüder),

„Das Brüderchen vnd das Schwesterchen“ (Hänsel und Gretel), „Vom Schneiderlein Daümerling“ (Daumerlings Wanderschaft). „Die drei Königssöhne“ (Die drei Feder),

„Dümmling“ (Die Bienenkönigin), „Dornröschen“ (Dornröschen), „König Drosselbart“

( König Drosselbart), „Die Königstochter vnd der verzauberte Prinz Froschkönig“ (Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich), „Ein Mährchen“ (Fundevogel), „Goldne Gans“

(Die goldene Gans), „Goldner Hirsch“ (Brüderchen und Schwesterchen), „Marienkind“

(Marienkind), „Die drei Raben“ (Die sieben Raben), „Raüberbraütigam“ (Der Räuberbräutigam), „Rumpenstünzchen“ (Rumpelstilzchen), „Schneeweißchen“

(Schneewittchen), „Die Wassernix“ (Die Wassernixe) und „Herr Korbes „(Herr Korbes)“.

Den Schwerpunkt meiner Arbeit bilden also Adjektive in den oben genannten vierundzwanzig Märchen, die stilistisch analysiert werden. Dem Kapitel über Adjektive gehen jedoch vier Kapitel voraus, die sich versuchen die KHM in breitere Zusammenhänge einzubauen. Zuerst wird das Märchen als Genre charakterisiert und die Begriffe Volks-, Kunst- und Buchmärchen erklärt. In dem nächsten Kapitel wird die Entwicklung der deutschen Märchen vor Brüder Grimm beschrieben. Dann folgt ein Teil über die Entwicklung der KHM von den ersten Arbeiten bis zur Ausgabe letzter Hand, also der letzten großen Ausgabe aus dem Jahre 1857. Anschließendes Kapitel ist dann dem Märchenstil der KHM gewidmet. Die eigentliche Arbeit bildet dann der fünfte Teil, wo die Adjektive, wie schon oben erwähnt wurde, unter dem stilistische Gesichtspunkt als lexikalische, grammatische und phonologische Stilelemente analysiert werden. Ich versuche in diesem Kapitel eine Antwort auf folgende Fragen zu finden: Welche Adjektive treten am meisten auf? Sind unter den Adjektiven Archaismen, Dialektismen, Heteronyme, Jargonismen, Fremdwörter oder Termini vertreten? Gibt es die Adjektive in Phraseologismen? Finden wir unter den analysierten Adjektiven originell gebildete Adjektive? Wie werden die Adjektive als grammatische Elemente stilistisch ausgenutzt? Spielen die Adjektive als phonologische Stilelemente

18 Die erste Bezeichnung entstammt der Urfassung, in den Klammern wird dann die Bezeichnung aus der Ausgabe der letzten Hand von 1857 angeführt.

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eine wichtige Rolle? Ist die Verwendung der Adjektive nur formelhaft? Gibt es Unterschiede zwischen den vier Versionen, was die stilistische Verwendung der Adjektive anbelangt? Zum Schluss möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass in dem Anhang die wichtigsten Daten aus dem Leben und Werk der Brüder Grimm samt einigen Bildern , die Entwicklung des deutschen Kunst- und Buchmärchens von den Anfängen bis zur Gegenwart im Überblick und vergleichende Tabellen zu den in den KHM vorhandenen Adjektiven zu finden sind.

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2. Was ist ein Märchen?

2.1 Begriffsbestimmung

Der Begriff „Märchen“ ist seit dem 15 Jh.19 bezeugte Diminutivform zu dem alten Wort „Mär“ (ahd.mâri, mhd.mære, später Mär),20 das „Kunde“ oder „Nachricht“

bedeutet.21 In dieser Zeit, also im 15 Jh., wurde dieser Ausdruck vor allem als Bezeichnung für seltsame Geschichte bzw. unglaubwürdigen oder unwahren Bericht verwendet. Später verlor das Wort diesen Sinn und bezeichnete zunächst französische Feengeschichten.22 Am Anfang des 19. Jhs. aufgrund der Märchenforschung und Märchensammlung der Brüder Grimm wurde im deutschsprachigen Raum der Begriff

„Märchen“ zur Kennzeichnung einer Erzählgattung etabliert. Seit Brüder Grimm wird also in dem deutschsprachigen Raum unter „Märchen“ kurze phantasievolle Geschichte voll wunderbarer Begebenheiten, in der übernatürliche Kräfte und Gestalten in das Leben der Menschen eingreifen und wo meist am Ende das Gute belohnt und das Böse bestraft wird, verstanden. Heute wird diese Erzählgattung in drei große Gruppen eingeteilt und zwar Volksmärchen, Kunstmärchen und Buchmärchen.

2.2 Einteilung der Erzählgattung Märchen in Volksmärchen, Kunstmärchen und Buchmärchen und deren charakteristische Merkmale

2.2.1 Volksmärchen und seine typische Merkmale

Bei Volksmärchen lässt sich kein bestimmter Urheber feststellen. Sie wurden zunächst über teilweise große Zeiträume hinweg mündlich überliefert und später dann unverändert, also buchstabentreu, „gesammelt“ und schriftlich festgehalten.

19 Vgl. Schweikle, G. und I. (Hrsg.): Metzlers Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen, Stuttgart, Metzler 1990, S. 292.

20 Den Ausdruck Mär finden wir noch heute in alten Kirchenliedern, die von der guten Mär kündigen.

21 Vgl. Fürst – Helbig – Schmitt : Kinder und Jugendliteratur. Theorie und Praxis, Troisdorf, Bildungsverlag EINS Gmbh, S. 41.

22 Dudenredaktion: Duden. Deutsches Universalbuch, Mannheim, Dudenverlag 2001, S. 1050.

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Mit den Wesenszügen des europäischen Volksmärchens befasste sich Max Lüthi in seinem Buch Das europäische Volksmärchen. Er suchte eine Grundform, die allen europäischen Märchen gemeinsam ist. Der Untersuchung wurden deutsche, französische, italienische, rätoromanische, skandinavische, finnische, russische, lettische, estnische, ungarische, bulgarische, albanische, jugoslawische und neugriechische Märchen zugrunde gelegt. Anhand eines Vergleiches dieser Märchen kam er zum Schluss, dass der europäischen Märchen neben der Namenlosigkeit und Volkläufigkeit folgende Merkmale gemeinsam sind: Eindimensionalität (Im Volksmärchen berühren sich zwei Welten, die diesseitige und die jenseitige. Sie treten jedoch nicht als voneinander getrennte Bereiche auf, sondern gehen ganz selbstverständlich ineinander über und ergeben zusammen eine Welt – eine Dimension.) Flächenhaftigkeit (Das Volksmärchen verzichtet auf äußerliche, seelische, räumliche und zeitliche Tiefengliederung, dies alles ist nur sehr oberflächlich beschrieben), Isolation (Die Märchenfiguren gehen isoliert durch die Welt und in isolierten Episoden begegnen sie isolierte Diesseitige oder Jenseitige.) Allverbundenheit (Held, Helfer, Zauberding, alle sind isoliert, aber dank dieser Isoliertheit auch bereit, sich jederzeit miteinander zu verbinden.) abstrakter Stil (Mit Hilfe des abstrakten Stils gewinnt das Märchen an Wirklichkeitsferne. Zu den wichtigsten Mitteln des abstrakten Stils gehört das Verwenden von Wunder; die Vorliebe für Metalle, Minerale und Edelsteine, die Benutzung von bestimmten Zahlen, die Vorliebe für Kontraste, genaues Passen der einzelnen Situationen aufeinander u. Ä.), Sublimation (Die Sublimation bedeutet Übergangs eines Stoffes von einem Zustand in einen anderen. In den Volksmärchen betrifft die Sublimation die Märchenmotive, die oft nicht mehr in ihrer ursprünglichen sondern in einer veränderten, meistens verhüllten, Bedeutung auftreten.) und Welthaltigkeit (In den Volksmärchen spiegelt sich die ganze Welt des Märchenerzählers).

2.2.2 Kunstmärchen und seine typische Merkmale

Kunstmärchen sind Erfindungen einzelnen Autoren, aber von ihrem Stoff und Stil her lehnen sie sich an den Volkmärchen an. Von den Volksmärchen unterscheiden sie sich zumeist dadurch, dass in denen die Weltanschaung des Autors deutlich ist und dass sie den momentanen Werten und dem Zeitgeschmack unterliegen. In den Kunstmärchen sind weiter auch subjektive Kunst- und Gestaltungsmittel des Autors zu finden und sie

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enthalten häufig Satire, Ironie aber auch eine Botschaft, die für jüngere Kinder nicht zugänglich ist.23

2.2.3 Buchmärchen und seine typische Merkmale

Zur buchstabentreuen Aufzeichnung der Volksmärchen riefen im deutschsprachigen Bereich zuerst die Brüder Grimm hervor24 und steuerten so zur Entstehung der modernen deutschen Volkskunde wesentlich bei. Sie schätzten die

„Naturpoesie“ höher als die Kunstpoesie. Ihre bekannte Märchensammlung stellt also gewiss keine Anthologie der Kunstmärchen vor. Sie ist aber überraschenderweise auch keine Anthologie der Volksmärchen, sondern der Buchmärchen. Das Buchmärchen steht zwischen Volks- und Kunstmärchen. Es handelt sich im Prinzip um Überarbeitungen der Volksmärchen oder Volksmärchenmotive durch Kontaminationen mehrerer Varianten (auch aus literarischen Quellen) oder stilistisch durchgreifende Änderungen. Dass diese Definition für grimmsche Märchen völlig stimmt, wird in dem vierten und fünften Kapitel gezeigt, wo die Entstehung der KHM und des Stils der KHM beschrieben wird. Zuerst sehen wir uns aber die Entwicklung des deutschen Kunst- und Buchmärchens25 vor Brüder Grimm an.

23 Vgl. Fürst – Helbig – Schmitt : Kinder und Jugendliteratur. Theorie und Praxis, Troisdorf, Bildungsverlag EINS Gmbh, S. 44f.

24 Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung., München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 63.

25 Die wahren Volksmärchen wurden erst nach dem Erscheinen der KHM aufgezeichnet. Einige Werke haben zwar in ihren Titeln die Bezeichnung Volksmärchen oder Ammenmärchen, aber nach heutigen Kriterien können sie nicht zu Volksmärchen gerechnet werden, sondern zu Buchmärchen.

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3. Entwicklung des deutschen Märchens vor Brüder Grimm mit Berücksichtigung der Anfänge des Märchens als Gattung in dem nichtdeutschen Raum

3.1 Märchenmotive

Motiv ist in der Literatur eine kleine stoffliche Einheit, die ein inhaltliches und situationsgemäßiges Element darstellt. Motive sind also einfach gesagt kleine erzählerische Bausteine, aus denen literarische Werke bestehen, und deren inhaltliche Grundform schematisch beschrieben werden kann. Märchenmotive sind international schon in den ältesten literarischen Überlieferungen vertreten.26

Auch von der aus Mittelalter überlieferten Literatur kann wie für die früheren Zeiten gesagt werden, dass sie märchenartige Elemente, vor allem Motive, enthält, die als Hinweis für die Existenz des Volksmärchens aufgefasst werden können, aber nicht müssen.27 Als Beispiel kann hier das Motiv des Kampfes mit einem Riesen aus der Edda (9. – 13. Jh. n. Chr.), das Zwergenmotiv und das Motiv eines sprechenden Vogels aus dem Ruodlied (10. Jh. n. Chr.), das Dümmlingsmotiv und das Motiv des Zauberbrunnens aus der Artusdichtung (12. Jh. n. Chr.) oder das Motiv der Tarnkappe und des Drachenkampfes aus dem Nibelungenlied (13. Jh.) aufgeführt werden.

3.2 Die Anfänge des Märchens als literarischer Gattung in Italien und Frankreich

Seit 16. Jh. beginnen die Quellen reicher zu fließen und einige Texte können wir schon als Märchen im eigentlichen Sinne bezeichnen. Zum Beispiel Erdkühlein von

26Wir finden sie in der babylonisch-asyrischen Gilgameschgeschichte (2. Jt. v. Chr. - der Tiermensch, die Lebenskraut), in der altägyptischen Geschichte über die Brüder Anup und Bata (um 1250 v. Chr. – die Hindernisflucht, warnende Tiere, Unheilprophezeiung), in der indischen Erzählsammlung Die sieben weisen Meister (10. Jh. v. Chr. – die Unheilprophezeiung, die falsche Beschuldigung einer Übeltat), in den jüdischen alttestamentarischen Geschichten von Joseph (8. – 2. Jh. v .Chr. – der Herrschaftstraum, die neidischen Brüder), in dem griechischen Epos von Odysseus (8. Jh. v. Chr. – der Sieg über mehrere Ungeheuer, die Heimkehr des Gatten) und auch in der römischen Erzählung von Amor und Psyche (150 n. Chr. – Tierbräutigam). Dazu: Schweikle, G. und I. (Hrsg.): Metzlers Literatut Lexikon. Begriffe und Definitionen, Stuttgart, Metzler 1990, S. 293., Lüthi, M.: Märchen. Stuttgart, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1990, S. 40ff., Aarne, A.: Übersicht der Märchenliteratur. In: FFC, 14, Hamina, Suomalainen Tiedeakatemia 1914, S. 3ff.

27 Lüthi, M.: Märchen. Stuttgart, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1990, S. 43.

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Martin Montanus stellt eigentlich eine Aschenbrödelvariante vor. Im 16. Jh. erschien auch die erste größere europäische Märchensammlung. Es handelt sich um Straparolas Werk Le Piacevoli Notti (Die ergötzlichen Nächte). Es ist die erste größere Sammlung, die allgemein als Märchen anerkannte Texte enthält, darum wird dieser Italiener von den meisten Märchenforschern als der erste Märchenautor der europäischen Literatur bezeichnet.28 Unter seinen großenteils aus mündlicher Überlieferung stammenden Erzählungen finden wir einundzwanzig Märchen, unter denen die Märchen vom Meisterdieb, Tierprinzen, Zauberlehrling, Drachentöter, gestiefelten Kater oder dankbaren Toten sind. An Straparola (wahrscheinlich 1480 – 1557) schlossen sich dann Basile (1575 – 1632) mit seiner Märchensammlung Lo cunto de li cunti (Das Märchen aller Märchen) und Sarnelli (1649-1724) mit seinem Erzählzyklus Posilecheata an. Zu hervorheben ist vor allem Basiles Sammlung, weil in den meisten von Basiles fünfzig Erzählungen, die der mündlichen Tradition entnommen wurden, wir Parallelen zu allgemein bekannten Märchen, wie z. B. Tischleindeckdich, Aschenputtel, gestiefelter Kater, Rapunzel, Schneewittchen, Dornröschen oder Tierbräutigam erkennen.

Zur konsequenten Fortentwicklung des europäischen Kunstmärchens über die italienische Landesgrenze hinweg kam es nicht. In Frankreich des 17. Jh. wurde das Märchen als Gattung praktisch zum zweiten Mal in die Welt gesetzt. Die Franzosen verarbeiteten zwar einige Einzelstücke aus den italienischen Märchen, sie ließen sich aber vor allem von den heimischen Volksmärchen inspirieren.29 Das wichtigste Ereignis für die Entwicklung des Märchens im 17. Jh., nicht nur in Frankreich, war das Erscheinen von Perraults (1628 – 1703) Märchensammlung mit dem Titel Histoires ou Contes du Temps passé, avec Moralitéz (Geschichte oder Erzählungen aus vergangenen Zeiten, mit moralischen Schlüssen).

Diese Sammlung enthält sieben allgemein bekannte Buchmärchen: „La Belle au bois dormant“ (Dornröschen), „Le petit Chaperon rouge“ (Rotkäppchen), „La Barbe Bleue“ (Blaubart), „Le maître Chat ou le Chat botté“ (Der gestiefelte Kater), „Les Fées“

(Frau Holle), „Cenderillon ou la petite pantoufle de verre“ (Aschenputtel), „Le petit poucet“ (Der Jungling beim Menschenfresser). An Perraults Sammlung knüpften dann mehrere Autoren an, vor allem schreibende Hofdamen. In den Werken von Perraults

28 Lüthi, M.: Märchen. Stuttgart, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1990, S. 47, Klotz, V.: Das Europäische Kunstmärchen. Fünfundzwanzig Kapitel seiner Geschichte von der Renaissance bis zur Moderne, München, Wilhelm Fink Verlag 2002, S. 31., Mayer, M. – Tismar, J.: Kunstmärchen. Stuttgart, Metzler 1997, S. 13.

29Klotz, V.: Das Europäische Kunstmärchen. Fünfundzwanzig Kapitel seiner Geschichte von der Renaissance bis zur Moderne, München, Wilhelm Fink Verlag 2002, S. 65.

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Nachfolgern bzw. Nachfolgerinnen übernehmen die Hauptrolle Feen. Diese freundlichen aber auch feindlichen Feen regeln die erzählten Ereignisse vom Anfang bis zum Ende. So spricht man oft von dem Typus der „Conte de Fées“.

Zu Beginn des 18. Jhs., wenige Jahre nach der Erscheinung von Perraultschen Märchen, wurden auch in Frankreich die Märchen der Tausend und einer Nacht von Antoine Galland (1646 – 1715) übersetzt.. Seine freie teilweise aktualisierte Übersetzung hatte einen großen Erfolg.

3.3 Erste deutsche Märchen

In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts ging die Geschichte des Buch- und Kunstmärchens von Frankreich auf Deutschland über. Der erste deutschsprachige Autor, der sich mit eigenen Vorstellungen und eigenem Stil auf Märchendichtung einließ war Christoph Martin Wieland (1733 - 1813). Er ließ sich jedoch nicht von heimischen Volksmärchen inspirieren, sondern er ging von dem Modell des Conte de Fées und der orientalischen Märchen aus. In seinem Roman Don Sylvio (1764), dessen Held ein Schwärmer für Feenmärchen ist, wurde das erste deutsche Kunstmärchen erzählt. Es ist ein Feenmärchen „Vom Prinz Biribinker“. Dieses Märchen strotzt von Unglaublichkeiten und soll eigentlich eines der Mittel zu seiner Heilung aus der Feenmärchen-Schwärmerei sein. Das erste deutsche Kunstmärchen ist also eine Parodie auf Feenmärchen.

Gegen die ganze Feerei war auch Johann Karl August Musäus (1735 – 1787). In seinem Werk Volksmärchen der Deutschen parodierte er die Feenmärchen aber nicht, sondern er griff zur heimischen mündlichen Überlieferungen und zu alten Büchern.

Seine fünf Märchen („Die Bücher der Chronika der drei Schwertern“, „Richilde“

(=Schneewitchen), „Rolands Knappen“, „Die Nymphe des Brunnens“ und „Ulrich mit dem Bühel“) sind aber keine richtige Volksmärchen. Bei Musäus steht nämlich der Witz und Ironie im Vordergrund, wobei er sich so von dem Volksmärchen distanziert. Die rationalistischen Aufklärer, zu denen sich Musäus zählte, vertraten nämlich die Meinung, dass Ammenmärchen im Ammenton erzählt durch mündliche Überlieferung fortpflanzen möchten, aber nicht gedruckt werden müssten.30

30 Diese Behauptung stammt von Wieland. (Fontaine, Cary- Madeleine: Das romantische Märchen. Eine Synthese aus Kunst und Poesie. München, tuduv-Verlagsgesellschaft 1985, S. 5.)

(13)

3.4 Das romantische Märchen

Erst in der Zeit der Romantik wurde das Märchen rehabilitiert. Den Romantikern wurde das Märchen zum Kanon der Poesie. Novalis fasste es in einem schönen Satz zusammen: „alles Poetische muss märchenhaft sein.“31 Die romantischen Dichter befassten sich mit den Märchen auf verschiedene Weise. Sie gestalteten neu traditionelle Märchenstoffe, banden sie in ihre Dichtungen ein oder schufen ganz neue Märchen.32 Vor allem das zuletzt genannte Kunstmärchen wurde von den Romantikern besonders beliebt. Alle bedeutenden Romantiker schrieben sie. An erster Stelle ist Ludwig Tieck(1773 – 1853) mit „Dem blonden Eckbert“ zu nennen. Weiter sind zu erwähnen zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) und seine drei Märchen mit den Titeln „Das Märchen“, „Der neue Paris“ und „Die neue Melusine, dann Novalis (1772 – 1801) mit „Hyazinth und Rosenblütchen“, Clemens von Brentano (1778 – 1842) und seine zwei Märchenprojekte: Italienische Märchen und Rheinmärchen, Caroline de la Motte Fouqué (1773 – 1831) und deren Gatte Baron Friedrich de la Motte Fouqué (1777 – 1843), dessen „Undine“ zu den Höhepunkten der Romantik überhaupt gezählt werden kann, weiter dann Adalbert von Chamisso (1781 – 1838) und sein Werk „Peter Schlemihls wunderbare Geschichte“, Joseph von Eichendorf (1788 – 1857) mit seinem „Marmorbild“ oder E.T.A. Hoffmann, von dessen vielen Kunstmärchen hier z.B. „Nußnacker“ und „Mäusekönig“ erwähnt seien.

Die Zeit der frühen Romantik war aber auch die Zeit der Napoleons Eroberungsfeldzüge. Ich stimme hier mit Rölleke überein, dass „es angesichts der europäischen Eroberungen Napoleons seinerzeit dringend geboten schien, wenigstens die vaterländische Kultur in ihren mannigfachen Erscheinungsformen und Traditionen zu erhalten und zu pflegen.“33 Darum wandten sich mehrere Autoren auch der Volksmärchen zu. 1792 erschienen Neue Volksmärchen der Deutschen von Benedikte Naubert, sechzehn Jahre später dann Kindermärchen des – mit den Brüdern Grimm nicht verwandten – Albert Ludwig Grimms, im Jahre 1812 dann Volksagen, Märchen und Legenden von Johann Gustav Büsching und im demselben Jahr auch die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.

31 Zit. nach Fontaine, Cary- Madeleine: Das romantische Märchen. Eine Synthese aus Kunst unn Poesie.

München, tuduv-Verlagsgesellschaft 1985, S. 9.

32 Henning, D. – Lauer, B. (Hrsg.): 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 533.

33 Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung, München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 23.

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4. Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm

4.1 Die Brüder Grimm – kurze Biographie

Von den neun Kindern des Amtmanns Philipp Wilhelm Grimm (1751 – 1796) und seiner Gattin Dorothea (1755 – 1808) starben drei im frühesten Alter, es überlebten Jacob, Wilhelm, Carl, Ferdinand, Ludwig Emil und Charlotte.34 Als Brüder Grimm bezeichnet man nur die zwei ältesten, also Jacob (geb. 1785 in Hanau) und Wilhelm (geb. 1786 ebenda), die sich eng aneinander schlossen und sich zu einer einmaligen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft verbanden.35

1791 übersiedelte die ganze Familie von Hanau nach Steinau, wohin der Vater versetzt wurde. Fünf Jahre später starb er und dieser frühe Tod des Vaters stellte die ganze Familie vor schwere Probleme. Die Amtswohnung musste aufgegeben werden, Besuch des Gymnasiums in Kassel und Jurastudium an der Universität in Marburg war für Jacob und Wilhelm nur dank einer Unterstützung einer Schwester der Mutter möglich. Als die Mutter dann 1808 starb, übernahmen Jacob und Wilhelm die Sorge für die jüngeren Geschwister.

Die wirtschaftliche Lage der beiden änderte sich nur allmählich. 1805 wurde Jacob beim Sekretariat des hessischen Kriegskollegiums angestellt, 1807 war er ohne Anstellung, von 1808 bis 1813 arbeitete er als Verwalter der Privatbibliothek König Jèrômes in Kassel, 1813 bekam er eine Stelle als Legationssekretär des hessischen Gesandten und begleitete ihn nach Paris und beim Wiener Kongress. 1814 wurde endlich auch Wilhelm angestellt und zwar als Sekretarius an der Bibliothek in Kassel.

1816 wurde Jacob aus dem diplomatischen Dienst entlassen und wurde auch zum Bibliothekar in Kassel.

Als Bibliothekare waren beide bis 1829 tätig, wann sie nach einem Streit mit dem hessischen Kurfürsten kündigten und Stellen an der Universität zu Göttingen empfingen (Bibliothekare, Professoren), die ihnen angeboten wurde, weil sie sich schon mit seinen Arbeiten auf dem Gebiet Sprache, Dichtung, Geschichte und Recht einen Namen machten. Ihre Lehrtätigkeit fand aber acht Jahre später ein abruptes Ende, als sie

34 Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung, München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 27.

35 Vgl. Lemmer, M. :Die Brüder Grimm. Bibliographie, Leipzig, VEB Bibliographisches Institut 1985, S.

5.

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zusammen mit fünf anderen Professoren (die so genannten „Göttinger sieben“) aus dem Staatsdienst entlassen wurden, weil sie ihren neuen Landsherrn wegen der Auflösung der Verfassung kritisierten.

Neu wurden sie erst 1840 von der Preußischen Akademie der Wissenschaft in Berlin angestellt, deren Mitglieder sie bis zu ihrem Tod waren. Wilhelm starb im Jahre 1859 und Jakob vier Jahre später, sie sind in Berlin begraben.

4.2 Die Kinder- und Hausmärchen – Entstehung der berühmten Märchensammlung

4.2.1 Anregung zur Märchensammlung

Auf einem Bild Louis Katzensteins36 vom Ende des 19. Jahrhunderts sehen wir Jacob und Wilhelm Grimm in der bäuerlichen Stube der „Märchenfrau“ Dorothea Viehmann. Sie sitzen auf einem Stuhl und lauschen andachtsvoll. Dieses Bild ist eine Veranschaulichung der in der Öffentlichkeit verbreiteten Vorstellung von Brüdern Grimm, also von zwei jungen gelehrten Brüdern, die in den Berglanden Hessens von Ort zu Ort wandelten und Märchen und Sagen von einfachem Volk sammelten.37 Sowie dieses Bild als auch diese Vorstellung sind eine Idylle, eine Fiktion. Die Wirklichkeit war ganz anders.

Nach Rölleke38 wurden Brüder Grimm zur besonderen Aufmerksamkeit für die Volksliteratur während ihres Studiums in Marburg angeregt, und zwar durch folgende drei Faktoren: das Studium bei dem nur um ein Paar Jahre älteren Rechtshistoriker Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), die Begegnung mit dessen Schwager, dem romantischen Dichter Clemens Brentano (1778-1842), und die romantische

36 Das Bild zu finden in der Beilage Nr.3 und weiter bei: Gerstner, H.: Brüder Grimm. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek, Rowohlt Taschenbuch Verlag 1973, S. 46. oder Stedje, A. (Hrsg.): Die Brüder Grimm. Erbe und Rezeption, Stockholmer Symposium, Almquist & Wirksell International 1985, S. 15.

37 Vgl. Hampf, H.: Die Märchen der Brüder Grimm: Von der handschriftlichen Urfassung zur Textgestalt der Buchmärchen. In: Papp, E. (Hrsg.): Jacob und Wilhelm Grimm. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Beiträge zur Werk. Und Wirkungsgeschichte. Cloppenburg, Verlag Günter Runge 1989, S. 9.

38Rölleke, H.: Die Märchen- und Sagensammlung der Brüder Grimm. In: Henning, D. – Lauer, B.

(Hrsg.): 200 Jahre 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 103.

(16)

Minneliederbearbeitung Ludwig Tiecks. Was die Märchen betrifft, war die Begegnung mit Clemens Brentano von größter Bedeutung.

Brüder Grimm lernten Brentano durch Savigny kennen. Brentano beschäftigte sich zu jener Zeit mit seiner und Achim von Arnims Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn (1805) und gewann die jungen Brüder Grimm für die Mitarbeit an den geplanten Fortsetzungsbänden. Seit 1806 steuerten die Grimms die Lieder nachweislich bei. Brentano, der mit ihrer Mitarbeit zufrieden war, wandte ihre Aufmerksamkeit auch den Sagen und Märchen zu, die er auch herausgeben wollte. Seine Aufforderung Märchen und Sagen zu sammeln, fand nämlich, im Unterschied zu Volksliedern, in der Öffentlichkeit keinen starken Widerhall und er brauchte jemanden, der für ihn Märchen aus alten Büchern und aus der mündlichen Tradition zusammentragen würde.

4.2.2. Erste Sammeltätigkeit

Es war also Brentano, der Brüder Grimm zur Beschäftigung mit Märchen anregte und die erste Sammeltätigkeit (von 1807 bis zum Frühjahr 1811) stark beeinflusste.39 Wie schon oben erwähnt wurde, interessierten Brentano sowohl literarische, als auch mündlich verbreitete Texte.40 Er empfahl den Brüdern Grimm bestimmte literarische Quellen und als Muster des Märchens gab er ihnen später (wahrscheinlich 1808/9) zwei stilisierte Märchenaufzeichnungen des Malers Philipp Otto Runges an die Hand, die den Brüdern Grimm zum Vorbild wurden.

Am Anfang beschränkte sich die Sammeltätigkeit der Brüder Grimm also aufs Durchforsten älterer Literatur und sog. Fliegender Blätter.41 Später weiteten sie ihr Interesse auf volksläufige Prosaliteratur aus, wobei sie sich bemühten vor allem solche Texte, die den Rungeschen Vorbildern ähnelten, zu gewinnen. Sie nahmen also nur

„solche mündlich oder schriftlich tradierte Geschichten wahr, die schon ungefähr diesen Idealen entsprachen oder leicht in solche Form zu bringen waren.“42 Texte, die diese Qualitäten nicht eigneten aber aus anderen Gründen interessant erschienen, wurden

39 Vgl. Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung., München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 33.

40Ebd., S. 31.

41Rölleke, H.: Die Märchen- und Sagensammlung der Brüder Grimm. In: Henning, D. – Lauer, B.

(Hrsg.): 200 Jahre 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 104.

42Rölleke, H.: Die Märchen- und Sagensammlung der Brüder Grimm. In: Henning, D. – Lauer, B.

(Hrsg.): 200 Jahre 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 106.

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diesen Mustern dann angenährt. Daraus folgt, dass die Grimms sich eher an belesene Erzähler wandten als an das einfache Volk, was die folgenden Zeilen über ihre Beiträger zu zeigen versuchen.

Die Beiträger der „ersten Stunde“ sind durch die Familiennamen Mannel, Wild, Hassenpflug und Rasmus gekennzeichnet. Friederike Mannel (geb. 1783) war Tochter eines Pfarrers, der in Allendorf wirkte. Auf Brentanos Bitte schickte sie den Brüdern Grimm einige Märchen per Post. Die ersten Märchenaufzeichnungen mündlicher Provenienz überhaupt gewannen Brüder Grimm 1807 in der Familie Wild. Die Kasseler Apothekersgattin Dorothea Wild (geb. 1752) und ihre vier Töchter Dortchen (spätere Gattin Wilhelms), Gretchen, Lisette und Mie waren mit Familie Grimm befreundet, sie waren Nachbarn in Kassel und besuchten sich gegenseitig und während der Besuche wurden auch Märchen erzählt und aufgezeichnet. Noch zahlreicher und wichtiger waren die Aufnahmen nach Erzählungen der drei Schwestern Marie (geb. 1788, „die alte Marie“43), Jeannette (geb. 1791) und Amalie Hassenpflug (geb. 1800), mit denen die Grimms sich seit 1808 in einer Art literarischem Teekränzchen zu treffen pflegten44 und deren Bruder die einzige Schwester der Brüder Grimm Lotte heiratete. Ihr Vater war ein kurhessischer Amtmann, die Mutter entstammte einer Hugenottenfamilie aus Dauphiné.

In der Familie Hassenpflug wurde ausschließlich französisch gesprochen, was die Übereinstimung ihres Repertoires mit französischen Märchen des 18. Jahrhunderts erklärt. Zu den oben genannten stellten sich noch die Töchter des französischen Stadtpredigers Rasmus in Kassel.

Es handelte sich also um gebildete junge Damen aus gut situierten Familien. Die Grimms zogen also nicht märchensammelnd durch das Land, sie ließen die Erzähler meistens zu sich kommen.

In der ersten Phase der Sammeltätigkeit machten sie nur eine einzige und letzte Ausnahme. Auf Drängen Brentanos fuhr Wilhelm nach Marburger, wo er von einer alten Frau, der sog. Marburger Märchenfrau, im Spital Märchen zu gewinnen versuchte.

Es gelang ihm nur sehr mühsam zwei Märchen von ihr zu bekommen, weil „das Orakel

43Die Beiträge der jungen Marie Hassenpflug wurde lange Zeit einer alten hessischen Kinderfrau zugeschrieben. Heinz Rölleke widerlegte diese Behauptung beweiskräftig in: Rölleke, H.:

Nebeninschriften. Brüder Grimm – Arnim und Brentano – Droste-Hülshoff, Literarische Studien, Bonn, Bouvier Verlag Herbert Grundmann 1980, S. 1ff.

44 Vgl.Rölleke, H.: Die Märchen- und Sagensammlung der Brüder Grimm. In: Henning, D. – Lauer, B.

(Hrsg.): 200 Jahre 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 107.

(18)

nicht sprechen wollte“45, wie er sich in einer seiner Briefe äußerte. Später ließ er sich zu solchen Fahrten nicht mehr überreden.

Als Brentano von den Brüdern Grimm die Ergebnisse ihres Sammelns forderte, schickten sie ihm am 17. Oktober 1810 ihre Texte, die sie vorher für sich abgeschrieben hatten, mit diesen Worten: „hierbei erhalten Sie versprochenermaßen alles, was wir von Volksmärchen gesammelt, zu beliebigem Gebrauch. Nachher senden Sie uns wohl gelegentlich die Papiere wieder.“46 Sie stellten ihm also bis jetzt gesammelte Aufzeichnungen völlig zur Verfügung. Es handelte sich ungefähr um 50 Texte.

Darunter waren 16 aus den literarischen Quellen, der Rest von den oben genannten, also Friederike Mannel (6), Marburger Märchenfrau (2), Familie Wild (14), Schwester Hassenpflug (16) und Rasmus (1).47 Brentano schickte die Texte nie zurück. Nach seinem Tod gelang diese Grimmsche Märchenhandschrift über die Privatbibliothek des mit der Familie Brentano eng befreundeten Abtes Ephrem van der Meulen in die Bibliothek des Trappistenklosters Ölenberg im Elsaß,48 wo dann fast alle Texte (46 Stück) im 20. Jahrhundert gefunden wurden. Diese Texte, 25 von Jacob, 14 von Wilhelm und 7 von verschiedenen Gewährsleute,49 wurden dann als „Ölenberger Handschrift“ bzw. „KHM-Urfassung“ veröffentlicht.50 Diese handschriftliche Fassung stellt ein wertvolles Material der unretuschierten Märchenaufzeichnungen aus dem 19.

Jahrhundert vor und auch in dieser Arbeit wird mit der KHM-Urfassung gearbeitet.

4.2.3 Bis zum Erscheinen des ersten Märchenbandes

Brentano schickte die ihm zusandten Texte weder zurück, noch benutzte er sie und wandte sich anderen Projekten zu. Als er also in dieser Sache nicht mehr von sich hören ließ, entschlossen sich die Grimms für ihre eigenen Zwecke weiter zu sammelten und

45 Zit. nach. Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung., München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 73.

46 Zit. nach. Hampf, H.: Die Märchen der Brüder Grimm: Von der handschriftlichen Urfassung zur Textgestalt der Buchmärchen. In: Papp, E. (Hrsg.): Jacob und Wilhelm Grimm. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Beiträge zur Werk. Und Wirkungsgeschichte. Cloppenburg, Verlag Günter Runge 1989, S. 12.

47 Die Erhöhung der absoluten Zahl ist durch Parallelfassungen zu erklären.

48 Hampf, H.: Die Märchen der Brüder Grimm: Von der handschriftlichen Urfassung zur Textgestalt der Buchmärchen. In: Papp, E. (Hrsg.): Jacob und Wilhelm Grimm. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Beiträge zur Werk. Und Wirkungsgeschichte. Cloppenburg, Verlag Günter Runge 1989, S. 13.

49 Grimms sandten um fünfzig Texte, einige wurden aber verschollen.

50Zum ersten Mal wurden die Märchenhandschriften 1924 durch Franz Schulz veröffentlicht, dann 1927 von Joseph Lefftz und 1975 von Heinz Rölleke.

(19)

die Texte dann später herausgeben. Ab jetzt (März 1811) vermerkten sie auch genaue Aufnahmedaten und –orte, was sie früher nicht für nötig hielten, weil sie mit Brentanos Umarbeiten der Texte rechneten. In den zwei Jahren zwischen Abschluss des Urmärchenkonvoluts und dem Erscheinen des ersten KHM-Bandes (Weihnachten 1812) wurden noch einige Märchen durch Wilds, Hassenpflugs und den pensionierten Wachmeister Johann Friedrich Krause aus Hoof (geb. 1747), der für sein Erzählen abgelegte Kleiderstücke erhielt („Ich denke däglich an Ihnen, Morgen, und abents Wenn ich mich aus und anzihe“51), gewonnen.

Das gesammelte Material wurde dann dank Achim von Arnim, der die Brüder Grimm zur raschen Herausgabe forderte und ihnen seinen Verleg Georg Andreaas Reimer vermittelte, zu Weihnachten 1812 unter dem Titel Die Kinder- und Hausmärchen herausgegeben. Diese Ausgabe umfasste 86 Märchentitel und in einem Abhang waren wissenschaftliche Anmerkungen zu Herkunft, Parallelen und mythologischer Bedeutung der Texte zu finden. Sowohl wegen dieser seiner Stellung zwischen Kinderbuch und wissenschaftlicher Arbeit als auch wegen der Mehrdeutigkeit seines Titels wurde das Buch kritisiert.52 Brüder Grimm ließen sich von der Kritik jedoch nicht abraten und sammelten Material für den zweiten Band.

4.2.4 Bis zum Erscheinen des zweiten Märchenbandes

Ihre Methoden waren ähnlich wie bei der Sammeltätigkeit an dem ersten Band.

Sie ließen sich die Märchen per Post schicken, luden die Erzähler zu sich ein oder falls es um Freunde handelte, besuchten sie ihre Freunde in denen Wohnort.

Zu dem zweiten Band, der 1815 erschien, steuerten ihre Märchen uns schon bekannte Familien Wild und Hassenpflug bei, neue Quelle stellen dann Ferdinand Siebert, August von Haxthausen und seine reiche Verwandtschaft, zu der auch die Droste-Hülshoffs gehören, und die Märchenfrau Dorothea Viehmann dar. Es handelt sich wiederum um keine Mitglieder des einfachen Volkes, was aus den folgenden Zeilen hervorgeht.

Ferdinand Siebert aus Treysa (geb. 1791) studierte ursprünglich Theologie, da er sich für ein geistliches Amt nicht berufen fühlte, wandte er sich dem Studium der

51 Zit. nach ., Henning, D. – Lauer, B. (Hrsg.): 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 543.

52 Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung., München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 75f.

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germanischen Philologie zu, um Lehrer werden zu können. Den Kontakt zu den Brüdern Grimm stellte er brieflich selbst her. Entscheidend für den zweiten Teil der KHM war jedoch die Bekanntschaft mit Dorothea Viehmann und Familie von Haxthausen. Dorothea Viehmann (geb. 1755) wurde hugenottischer Abstammung und wuchs als Wirtschaftstochter in einer Gaststätte bei Kassel auf. Sie heiratete einen Dorfschneider, mit dem sie in Niederzwern lebte. Brüder Grimm apostrophierten sie als

„hessische Bäuerin“, wie wir sehen war sie weder hessisch noch Bäuerin. Die Bekanntschaft zwischen Grimm und ihr vermittelte die Familie Rasmus, wie Wilhelm in einem Brief vom 17.7.1813 seinen Bruder Ferdinand schrieb: „Wir haben jetzt eine prächtige Quelle, eine alte Frau, die uns Rasmus zugewiesen haben, aus Zwern, die unglaublich viel weiß und sehr gut erzählt...Sie kommt fast alle Woche einmal und lädet ab, da schreiben wir an 3-4 Stunden abwechselnd ihr nach...Die Frau kriegt jedes Mal ihren Kaffee, ein Glas Wein und Geld obenrein.“53 Dorothea trug für den zweiten Band 15 Märchen bei. Noch 18 Märchen mehr, also 33, steuerten von Haxthausen bei. Der Freiherr Werner Adolf von Haxthausen (geb.1744) hatte insgesamt fünfzehn Kinder.

Aus seiner ersten Ehe ging Luise Therese (1772) hervor, die den Freiherrn von Dröste Hülshoff heiratete und mit ihm zwei Töchter - Jenny und Annette - hatte. Seine zweite Frau gebar dem Freiherrn Haxthausen weitere vierzehn Kinder. Beide Familien, die Haxthausens und die Droste-Hülhoffs, trafen sich im Sommer in Bökendorf zusammen.

Wilhelm Grimm, der mit Werner befreundet war, nahm seine Einladung an, zu ihm nach Böckendorf zu kommen, wo er viele Materialien gewann, wie schon oben erwähnt wurde.

Der zweite Band der KHM, der 75 Märchen oben genannter Gewährsleute und wiederum Anmerkungen enthielt, wurde 1815 herausgegeben. Auch dieser Band wurde kritisiert und verzeichnete nur kleinen Erfolg. Der dritte Band wurde dann nicht realisiert. Nicht so sehr wegen der Kritik, sondern wegen Erschöpfung der mündlichen Quellen. Die ihnen bekannten Gewährsleute kannten einfach keine Märchen mehr.

4.2.5 Die weiteren Auflagen der Kinder- und Hausmärchen

Der dritte Band wurde also nicht zustande gebracht, die zwei Bände der KHM wurden aber neu aufgelegt und der Erfolg kam allmählich. Die zweite Auflage der

53Zit. nach Henning, D. – Lauer, B. (Hrsg.): 200 Jahre Brüder Grimm. Die Brüder Grimm, Dokumente ihres Lebens und Wirkens, Kassel, Verlag Weber und Weidemeyer & co 1985/6, S. 545.

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KHM (1819) wurde nämlich leserfreundlicher gemacht. Der Anmerkungsteil wurde abgeschafft und die Märchen wurden von Wilhelm stilistisch verbessert. Den Durchbruch bedeutete aber erst die so genannte kleine Ausgabe von 1825. Es war eine Auswahl von 50 vor allem kindergerechteren Märchentexten, die durch Illustrationen beschaffen und für niedrigen Preis verkauft wurde. Zu Lebzeiten der Brüder Grimm folgten nach diesem Erfolg der kleinen Ausgabe noch 5 große Ausgaben (1837, 1840, 1843, 1850, 1857) und neun kleine (1833, 1836, 1839, 1841, 1844, 1847, 1850, 1853, 1858), die erweitert (vor allem nach literarischen Vorlagen54), verbessert und stilistisch verfeinert wurden. Den sprachlichstilistischen Änderungen der KHM von der Urauffassung bis zur Ausgabe letzter Hand wird dann das nächste Kapitel gewidmet.

54 Dazu: Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung., München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 86ff.

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5. Grimmscher Märchenstil

5.1. Einleitendes

Die KHM haben seinen eigenen Märchenstil, der weder mit dem zuweilen recht holprigen Volks- noch dem hochstilisierten modernen Kunstmärchen korrespondiert.

Diesen für die KHM charakteristischen Märchenton schuf eigentlich Wilhelm Grimm, in dessen Händen die Redaktion beider Bände der ersten Auflage lag und an dessen die Redaktion der KHM seit der zweiten Auflage vollends überging, da sich Jacob anderen Arbeiten widmete.

Wilhelm versuchte die Märchen so zu bearbeiten, damit sie dem verlorenen ursprünglichen Ton der Volksmärchen, wie er sich ihn vorstellte55, entsprächen und fand dabei seinen eigenen Märchenton.56 Er führte vor allem während der zwei ersten Auflagen57 mehrere sprachlich-stilistische Änderungen durch, die folgende Ziele verfolgten: größere Klarheit und Anschaulichkeit, die Märchen so weit wie möglich an die volkstümliche Redeweise und das volkstümliche Erzählgut anzugleichen, zugleich aber grammatische Unrichtigkeiten und mundartliche Eigentümlichkeiten zu eliminieren und die Märchen der kindlichen Psyche anzupassen.58

5.2 Änderungen dank denen der Grimmscher Märchenstil entstand 5.2.1. Änderungen zum Zwecke größer Klarheit und Anschaulichkeit

In der KHM-Urfassung und auch in der ersten Ausgabe der KHM waren einige Sätze unklar und wenig anschaulich. Dies versuchte Wilhelm durch andere Wortwahl, anderen Satzbau und Hinzufügungen zu beseitigen. Als Beispiel kann ich hier die

55 Vgl Ginschel, G.: Der junge Jacob Grimm. 1815 – 1819, Stuttgart, S. Hirzel Verlag 1989, S. 228.

56 Vgl. Rölleke, H.: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung, München und Zürich, Artemis Verlag 1986, S. 79.

57 Die meisten Änderungen sind in der Entwicklung von Ölenberger Handschrift bis zur Erstdruck und dann von dem Erstdruck bis zu der zweiten Ausgabe bemerkbar. Mit der zweiten Ausgabe fand Wilhelm endgültig seinen Märchenstil und die Märchen erfuhren in den folgenden Ausgaben keine wesentlichen Änderungen mehr.

58 Vgl. Freitag, E.: Die Kinder- u. Hausmärchen der Brüder Grimm im ersten Stadium ihrer stilgeschichtlichen Entwicklung. Vergleich der Urform (Oelenberger Handschrift) mit dem Erstdruck (1.

Band) von 1812. Oestrich im Rheingau, Adam Etienne Buch- und Steindruckerei 1929.(Inaugural- Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität zu Frankfurt am Main).

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Änderungen in den Märchen „Die zwölf Brüder“ und „Schneewittchen“ aufführen. In der Ölenberger Handschrift ist die Verwandlung der verwünschten Prinzen aus den Raben in ihre menschliche Gestalt und das Befreien der Schwester aus den Flammen folgend beschrieben: „Als sie auf Erde kamen, wurden sie zwölf Königssöhne und machten ihre Schwester los.“59 Die gleiche Situation wird in der ersten Ausgabe viel klarer und anschaulicher gemacht: „ Wie sie die Erde berührten, waren es zwölf schöne Prinzen, die rissen das Feuer voneinander und führten ihre Schwester heraus.“60 Ähnlich ist die Situation auch im „Schneewittchen“, wo die Verkleidung der bösen Königin geschildert wird. In der KHM-Urfassung, zog die Königin „die Kleider von einer alten Krämerin an.“61 In der ersten Ausgabe reicht das nicht, dem Wilhelm scheint es zu wenig zu sein, Schneewittchen könnte doch die Königin auch in dem alten Kleid erkennen, und darum lesen wir in den folgenden Ausgaben, dass „sie [die Königin – V.V.] sich selber in eine alte Krämerin verkleidete.“62 Diese Veränderung macht das Ganze klarer und anschaulicher.

In der KHM-Urfassung wird oft Präsens und Imperfekt gemischt. In den gedruckten Ausgaben wurde aber das Präsens ganz systematisch und ausnahmslos ins Imperfektum umgewandelt („Am Morgen, als er fehlte, erscheint die Jungfrau Maria … und spricht zu ihr“63 → „Darauf in der Nacht, wo sie allein war, erschien ihr die Jungfrau Maria und sprach64). Diese Bevorzugung der imperfektivischen Ausdrucksweise hängt wieder mit dem Bestreben nach Konkretheit, Anschaulichkeit, fließender Darstellung und Fehlerlosigkeit zusammen65.

5.2.2 Angleichung an volkstümliche Redeweise und Erzählgut

Viele Änderungen wurden in der Wortwahl und Satzbau auch wegen der Angleichung an die volkstümliche Redeweise und Erzählart durchgeführt. Jungen wurden zu Buben, Palast zu Schloss, Gemach zu Stube, Prinzen zu Königssöhne, sehen

59 Die zwölf Brüder: Rölleke, H. (Hrsg.): Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm. Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812, Cologne-Genève, Fondation Martin Bodmer 1975, S. 68.

60 Ebd., S. 69.

61 Schneewittchen: Ebd., S. 68.

62 Ebd., S. 69.

63 Marienkind, ebd., S. 200.

64 Marienkind, Rölleke, H.:Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Nach der zweiten vermehrten und verbesserten Auflage von 1819, textkritisch revidiert und mit einer Biographie der Grimmschen Märchen versehen, Köln, Diederichs 1982, S. 15.

65 Vgl.Schmidt, S. 57.

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zu gucken, gestehen zu Wahrheit sagen.66 Lange komplizierte Sätze wurden dann durch mehrere kürzere ersetzt („Eine Katze und eine Maus wollten zusammen leben und Wirtschaft zusammen haben; sie sorgten auch für den Winter und kauften ein Töpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sichern Ort wußten, stellten sie es unter Altar in der Kirche, da sollt’ es stehen, bis sie sein dürftig wären“67 → „Eine Katze und eine Maus waren einig geworden, zusammen zu leben und gemeinschaftlich Haus zu halten.

Als nun der Winter sich näherte, trugen sie Vorsorge und kauften ein Töpfchen mit Fett, und weil sie keinen bessern und sichern Ort wußten, stellten sie es unter Altar in der Kirche, da sollt’ es stehen, bis sie sein dürftig wären.“68).

Zu dem Bestreben, volkstümlich zu erzählen, müssen wir auch Wiederholungen („Fundevogel und Lehnchen hatten sich so lieb, nein so lieb“69; „...und schnürte und schnürte es so fest“70), Reime („Was macht mein Kind? Was macht mein Reh? Nun komm ich noch zweimal und dann nimmermehr!“71; „Knuper, knuper, Kneischen! Wer knuppert an meinem Häuschen!“72), Diminutive („Darauf brachte das Zwerglein die Speise getragen auf sieben Tellerchen und in sieben Becherchen, und von jedem Tellerchen aß das Schwesterchen ein Bröckchen und aus jedem Becherchen trank sie ein Schlückchen; in das letzte Becherchen ließ es das Ringlein fallen.“73), formelhafte Anfänge und Schlüsse74 („Es war einmal...“; „...lebten glücklich zusammen, bis an ihr Ende“), alliterierende Wortverbindungen und formelhafte Begriffspaare ( „nichts zu beißen und brechen75“, „mit Haut und Haar fressen76“), sprichwörtliche Redensarten

66 Vgl. Freitag, E.: Die Kinder- u. Hausmärchen der Brüder Grimm im ersten Stadium ihrer stilgeschichtlichen Entwicklung. Vergleich der Urform (Oelenberger Handschrift) mit dem Erstdruck (1.

Band) von 1812. Oestrich im Rheingau, Adam Etienne Buch- und Steindruckerei 1929.(Inaugural- Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität zu Frankfurt am Main), S. 54f.

67 Katz und Maus in Gesellschaft: Rölleke, H. (Hrsg.): Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm.

Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812, Cologne-Genève, Fondation Martin Bodmer 1975, S. 33.

68 Rölleke, H.:Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Nach der zweiten vermehrten und verbesserten Auflage von 1819, textkritisch revidiert und mit einer Biographie der Grimmschen Märchen versehen, Köln, Diederichs 1982, S. 12.

69 Fundevogel: ebd., S. 179.

70 Schneewittchen, ebd., S. 189.

71 Brüderchen und Schwesterchen aus: ebd., S. 51.

72 Hänsel und Grethel aus ebd., S. 65.

73 Die sieben Raben, ebd., S. 99.

74 Zu formelhahaften Schlüssen: Petsch, R. von: Formelhafte Schlüsse im Volksmärchen. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1900.

75 Hänsel und Grethel aus Rölleke, H.:Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Nach der zweiten vermehrten und verbesserten Auflage von 1819, textkritisch revidiert und mit einer Biographie der Grimmschen Märchen versehen, Köln, Diederichs 1982, S. 62.

76 Der Wolf und die sieben jungen Geislein: ebd., S. 25.

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