• Keine Ergebnisse gefunden

Hedwig:

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Hedwig:"

Copied!
17
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spitzenwechsel Die Schwesternschaft hat eine neue Vorsitzende Seite 18

Zurück und in die Zukunft

Ein Haus in Beverly Hills

Im Umspannwerk Kreuzberg wurde Abschied gefeiert Seite 04

Über den Kaiser, Heinz Rühmann und ein paar Rotarmisten Seite 10

hedwig

hedwig

JOURNAL DER

DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V.

AUSGABE II/2012

(2)

A

n dieser Stelle hat Sie, liebe Leserinnen und Leser, sonst immer Oberin Heidi Schäfer-Frischmann begrüßt und Ihnen kurz ihre Gedanken zu aktuellen Themen mitgeteilt. Dass ich mich nun in meiner Funktion als Vorsitzende der Schwesternschaft an Sie wende, sehe ich als Fortsetzung dieser kleinen Tradition. Was erwartet Sie in der Winter-Ausgabe der hedwig?

Natürlich ist der Wechsel an der Vereinsspitze ein Thema – ich möchte hier nochmals Frau Oberin Schäfer- Frischmann danken, für die vielen Jahre, in denen sie maßgeblich die Entwicklung von Schwesternschaft und Kliniken bestimmt hat. Und dabei unterstützte sie immer auch ein funktionierendes Team; für den Vereins- und Unternehmenserfolg ist das für mich die wohl wichtigste Voraussetzung, auf die auch ich bauen werde: Ich freue mich daher, dass wieder die Pfl egedienstleitungen aller DRK Kliniken Berlin in den Vorstand gewählt wurden – über die Wahl und die Mitgliederversammlung fi nden Sie auf Seite 8 einen Beitrag. Astrid Weber, auch sie ist PDL, wurde von den Mit- gliedern zur neuen Zweiten Stell- vertretenden Vorsitzenden bestimmt;

hedwig porträtiert sie auf Seite 22.

An den eigenen Kindern, beim Blick in den Spiegel und am Weihnachts- angebot im Supermarkt merkt man:

Wie doch die Zeit vergeht, nun ist es also wieder soweit, Ihnen entspannte Weihnachten zu wünschen und alles Gute für das neue Jahr mit auf den Weg zu geben – Frohes Fest und einen guten Start ins Jahr 2013.

Oberin Doreen Fuhr

Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

editorial

Der Märchenonkel von der AOK

RTL2, Kika, PlayStation, Nintendo, das Internet: Neue Medien nehmen den Kindern die Reise in Phantasiewelten ab. Es ist längst nicht mehr nur das Buch, das im Kopf eigene Welten entstehen lässt. Biene Maja, Jim Knopf, Karlsson vom Dach: Diese Fernsehserien wurden nach Kinderbüchern verfilmt, nach Bestsellern der Literatur – aber weiß das auch jedes Kind? Aber da sind auch die Erwachsenen gefordert, sie müssen es ihnen vorleben. Für die DRK-Schwesternschaft als Träger der DRK Kliniken Berlin war es daher eine Selbstverständlichkeit, den „Bundesweiten Vorlesetag“ zu unterstützen. Dieses Jahr war es Jürgen Graalmann, der die jungen Zuhörer auf seine Bücherreise mitnehmen wollte: Graalmann ist seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der AOK und er war im November einer von insgesamt 50.000 Lesepaten, die vor allem Kindern vorlasen. Der AOK-Chef besuchte dafür die kleinen

Patienten der Kinder- klinik im Westend.

Die Lesestunde begann Graalmann mit „Dirk und ich“; ein Buch, das eigentlich seiner Tochter gehörte. Schon die erste Geschichte machte die jungen Zuhörer neugierig, sie wollten mehr hören und erfuhren dabei viel von Spaghetti- Monstern, kleinen Schweinchen und einer Oma, die von einer Leiter fällt. Jürgen Graalmann verriet später: Sein Lieblingsbuch sei in Kinderzeiten „Das Schloss- gespenst“ gewesen und aktuell lese er Suters „Ein perfekter Freund“. „Lesen ist wichtig“, so der „Märchenonkel“. Die AOK zum Beispiel habe eine Familienstudie veröffentlicht, die den Zusammenhang nachweist zwischen der Gesundheit von Eltern und ihren Kindern. Das Fazit: Gemeinsame Freizeitgestaltung und damit auch gemeinsames Lesen fördern die Gesundheit der Kinder. Graalmann:

„Hört auf, die Kinder zu erziehen, sie machen euch doch alles nach.“

Lesen zum Beispiel.

inhalt

10 10 14 14

schwerpunktthema:

04 04

Einmal quer durch ganz Berlin

Vorgestellt:

Vorstandsschwester Astrid Weber im Porträt

Olympische Ringe, rotes Kreuz

Oberinnen-Reihe:

Else Wesenfeld, die Paulinenhaus- Oberin

Der Hausmann

Einblicke: Frank Pelka und sein „Haushalt Schwesternschaft“

22 26

29

© AOK-BV

03

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2012

H wie Handschlag

Mitgliederversammlung ehrte Oberin

Schäfer-Frischmann

Spitzenwechsel

Zwei Oberinnen im hedwig-Interview

18

Karriere für die Schwesternschaft

Dossier: Fort- und Weiterbildung ist weit mehr als Wissens- anpassung

Ein Haus in Beverly Hills

Es war einmal:

Das Schwesternschafts- heim in Babelsberg

Zurück und in die Zukunft

Eine Abschiedsfeier als Zeitreise

08

(3)

Zurück

und in die Zukunft

Unruhestand. Dieses Wort fiel an dem Nachmittag des 25. September auffallend häufig.

Mit „Unruhestand“ meinten die Bühnengäste die Zeit, die für Oberin Heidi Schäfer-Frischmann wohl nach dem 1. Oktober anbricht. Offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde sie einige Tage zuvor vom Geschäftsführenden Vorstand der DRK-Schwesternschaft Berlin: Das Gremium lud Oberin und ihre Familie wie auch Kollegen und Freunde ein ins „Umspannwerk Kreuzberg“, mehr als dreihundert Gäste

kamen in das Industriedenkmal am Landwehrkanal.

Im Kreuzberger Umspannwerk wurde Oberin Heidi Schäfer-Frischmann offiziell verabschiedet – mit einer Zeitreise durch ihr Berufsleben

W

as ein Zitat auf der Einladungskarte bereits angedeutet hatte, wurde in der Bühnenchoreografie zum „roten Faden“, denn Kierkegaards „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden“ war Anlass für

eine Zeitreise durch das Berufsleben der Oberin, moderiert von Harald Pignatelli, im Hauptberuf zuständig für das rbb- Vorabendprogramm. Erste Station auf dieser Reise war 1968, in dem Jahr besuchte Heidi Schäfer-Frischmann die Vorschule zur Krankenpflegeausbildung und sie wurde Mitglied in der Luisen-Cecilien-Schwesternschaft – und damit eine Rot-Kreuz-Schwester.

44 Jahre in zwei Stunden. Original und doch Fälschung:

Es ist eine Ausgabe der BRAVO vom August 1968, in die ein fiktiver Artikel über die spätere Oberin grafisch eingebaut wurde. In der folgenden Videoeinstellung kommt mit Renate

Lawrenz eine Zeitzeugin zu Wort. Live-Musik auf der Bühne vom BerlinLeipzigTrio, das heute mit Sängerin und Schlagzeuger als Quintett auftritt, schließt dieses erste Kapitel; es ist eine Inter- pretation des Tina Turner Klassikers „River Deep Mountain High“. Doreen Fuhr kommt als erste Rednerin auf die Bühne, knapp zwei Wochen später wird sie die neue Oberin und damit Vorsitzende der Schwesternschaft sein. An dem Tag begrüßt sie die Gäste und Heidi Schäfer-Frischmann im Namen des Gastge- bers, des Geschäftsführenden Vorstandes. Und Doreen Fuhr ist es auch, die als Erste vom Unruhestand spricht, der nun auf die Oberin warten würde, denn „ein Leben ohne Schwesternschaft ist für Sie doch nicht denkbar“; zumindest noch nicht, betont die Nachfolgerin. Mit Diane Bedbur wendet sich anschließend eine enge Vertraute an Oberin und Publikum, um mit emotionalen Worten die vielen gemeinsamen Jahre Revue passieren zu lassen.

»Man muss eine Aufgabe vor sich sehen und nicht ein geruhsames Leben« LEO NIKOLAJEWITSCH GRAF TOLSTOI

hedwig

// FOTOS VON HOLGER GROSS

(4)

Beim zweiten Zwischenstopp auf der Reise durch das Berufsle- ben der Oberin sehen die Gäste Conny Froboess auf dem Cover des GOLDENEN BLATT: Man ist angekommen im Jahr 1977, die Oberin arbeitete nun als Schulschwester. Einer, der sie aus dieser Zeit kennt, ist Hans-Jürgen Keller; er zählt heute zu den wich- tigsten Suchtärzten Deutschlands, damals unterrichtete Keller an der Schule für Krankenpflege, dort war die Oberin für die Unterrichtsplanung zuständig. „Isn´t she lovely“ von Stevie Wonder spielen die Musiker um Jörg Kleine-Tebbe – übrigens als Mediziner ein ausgewiesener Experte für Allergien –, das Stück wieder zeitlich passend. Emine Demirbüken-Wegner – Moderator Pignatelli übte vor Veranstaltungsbeginn wieder und wieder die korrekte Aussprache – kommt als Vertreterin der Berliner Gesundheitspolitik. Die Staatssekretärin ist gut vorbereitet, auch über Familiäres aus dem Leben der Oberin berichtet sie den Gästen.

P

olitikinteressierte können die Zeit problemlos einordnen, in die das Titelbild des STERN mit einem grimmig drein- blickenden Franz-Josef Strauß passt – Bundestagswahlkampf 1980, und Heidi Schäfer- Frischmann übernahm die Leitung des Pflegedienstes im Berliner DRK-Krankenhaus Jungfernheide.

Dort hat sie Ursula Völz kennen gelernt, die gibt in ihrem Statement eine Anekdote aus der gemeinsamen Zeit wieder.

Auch das Musikrepertoire erreicht jetzt die Achtziger Jahre, mit Diana Ross und „Upside Down“. Als Laudatoren sprechen nun Ralf Stähler und Peter Dorow. Beide würdigen die besonderen

Verdienste der Oberin für Erhalt und Weiterentwicklung der schwestern-

schaftseigenen Einrichtungen. Der Kliniken-Geschäftsführer prophezeit:

Die Dimension der beruflichen Leistun- gen der Oberin und ihre persönliche Bedeutung „für unser System wird erst in den nächsten Jahren sichtbar werden“. Dann also, wenn sich die Oberin – wie Professor Dorow anschlie- ßend verkündet – noch immer im

„Unruhestand“ befinden würde.

B

umm-Bumm-Boris dominierte Mitte der Achtziger Tenniswelt und Gazetten, auch Heidi Schäfer- Frischmann bekommt auf Seite eins der BILD ihre – fingierte – Schlagzeile. Zum 1. April 1986 wurde sie Geschäftsführerin der Krankenhaus-GmbH; Kollegin Helga Hofmeister erinnert sich an eine durchaus stressige, da nicht immer konfliktfreie Zeit. Nach der Musik – wieder spielt das BerlinLeipzigQuintett Rocklady Tina Turner – betritt mit Rudolf Seiters ein bekannter Bundespolitiker aus der Helmut-Kohl-Ära die Bühne. Der frühere Innen- und Kanzleramtsminister ist heute Präsident des Deutschen Roten Kreuzes; an den Wohlfahrtsver- band ist die DRK-Schwesternschaft Berlin über ihren Verband organisatorisch angeschlossen. Seiters gilt als Fürsprecher der Schwesternschaften – „sie sind ein Aushängeschild für die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes“ –, aber seine wohl wichtigste Botschaft an die Berliner Rot-Kreuz-Schwestern heute lautet: Ihr Verein trägt keine Mitschuld an den Vorfällen von 2010.

A

m 1. Dezember 1996 übernahm Heidi Schäfer-Frischmann den Vorsitz der DRK-Schwesternschaft Berlin, fünfzehn Jahre und zehn Monate führte sie als Oberin den Verein – die

Berliner Morgenpost „berichtet“ über die Amtsübernahme. Für Diane Bedbur war

die neue Oberin die dritte, mit der sie eng zusammenarbeitet, nach den Oberinnen Christa Rohr und Renate Lawrenz. Ihre Kollegin Doreen Fuhr lernte Oberin Schäfer-Frischmann 2001 kennen, im Videomitschnitt blicken beide auf die Zeit mit der Oberin zurück.

Die Musiker spielen Whitney Houston, „Step by Step“; „eines meiner Lieblingsstücke“, verrät später Heidi Schäfer-Frischmann.

Moderator Pignatelli ruft Sabine Bergmann Pohl auf die Bühne:

Politikerin und Medizinerin zugleich – letzte DDR-Volkskam- mer-Präsidentin, später Bundesministerin, Staatssekretärin und Abgeordnete; sie studierte Medizin und war praktizierende Ärztin, heute kommt sie in ihrer Funktion als oberste Repräsen- tantin des Berliner Roten Kreuzes – sie wird übrigens, wie Oberin Schäfer-Frischmann auch, ihr Amt schon im nächsten Monat nicht mehr ausüben. Aber Sabine Bergmann-Pohl arbeitet seit sieben Jahren im Schwesternschaftsvorstand, im Bühnenin- terview gibt Sabine Bergmann-Pohl zu: Ja, Oberin Schäfer-

Frischmann habe sie dazu ein wenig überreden müssen.

Aber Berlins DRK-Präsidentin hat es nie bereut, die Arbeit für die Schwesternschaft mache Spaß und sie sei auch wichtig, darum wird sie weiter im Vorstand arbeiten. Menschen, die sich schon immer engagiert haben, die viel Zeit in ihre Arbeit investieren, könnten wohl nie abschalten und brauchen immer eine Aufgabe – Sabine Bergmann-Pohl kennt diese Situation zu gut. Und da

fällt es wieder, dieses Wort „Unruhestand“.

25. September 2012

Die Zeitreise ist zu Ende, die Gäste sind angekommen in der Gegenwart. Tageszeitungen aus aller Welt – USA Today, Hürriyet, La Stampa, Le Monde – titeln in ihren Landessprachen über die Verabschiedung der Oberin. Von der Videoleinwand verabschie-

den alle Mitarbeiter aus der Mozartstraße ihre Oberin: „Alles Gute!“. Ihr Applaus wird von den Gästen im Umspannwerk aufgenommen, stehende Ovationen für eine sichtlich berührte Oberin, die Gästen und Organisatoren für alles dankt und auch ihre Nachfolgerin auf die Bühne holt und damit signalisiert:

Die Zukunft hat längst begonnen.

»Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener« CARL HILTY

hedwig

07

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2012

(5)

F

ür den zweiten Kliniken-Prokuristen, Stephan Just, und noch drei Andere hingegen war die Mitgliederversammlung vom September 2012 eine Premiere:

Markus Barzda, Paul Friedrich und Markus Koch sind Schüler am Bildungszentrum der Schwesternschaft; die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger nahmen teil in ihrer Funktion als stell- vertretende Klassensprecher.

Mit ihnen kamen insgesamt 239 Mitglieder in den mittlerweile traditio- nellen Veranstaltungsort für Mitglieder- versammlungen der Berliner Rot-Kreuz- Schwesternschaft: in das Hotel Steglitz International. Tradition ist es auch, dass die Vorsitzende persönlich die Veranstal- tungen leitet. Für Oberin Heidi Schäfer- Frischmann jedoch sollte diese Versamm- lung ihre nun letzte werden: Durch die

Mitgliederversammlung im nächsten Jahr führt dann nämlich Oberin Doreen Fuhr, ihre Nachfolgerin. Einige der zehn Tages- ordnungspunkte wurden so eher zur Nebensächlichkeit, die ganze Aufmerk- samkeit der Teilnehmer richtete sich auf den Abschied und somit auf den Personal- wechsel an der Vereinsspitze. Dass der ansteht, darüber hatte Oberin Schäfer- Frischmann die Mitglieder schon Anfang des Jahres unterrichtet. Oberin Doreen Fuhr war bislang die Zweite Stellvertre- tende Vorsitzende, die Amtsübernahme machte nun ihre bisherige Stelle im Vorstand vakant – eine Neubesetzung war erforderlich, und die nicht nur für die Stellvertretung, weitere Posten im Schwesternschaftsvorstand mussten neu vergeben werden. Zur zweiten Stellver- treterin der neuen Oberin wählten die

Der aktuelle Vorstand der DRK-Schwesternschaft Berlin Vorsitzende

Erster Stellvertretender Vorsitzender Zweite Stellvertretende Vorsitzende

Schriftführerin Schatzmeister Juristin Arzt DRK-erfahrene Persönlichkeit

Oberin Doreen Fuhr

Peter M. Kupsch Rechtsanwalt, Notar a.D.

Astrid Weber Pf legedienstleitung DRK Kliniken Berlin | Köpenick

Isabella Trendel Stabsstelle Schwesternschaft

Dr. Miloš Stefanovic Geschäftsführer Bürgschaftsbank Brandenburg Heike Ruge-Mydlak Rechtsanwältin

Prof. Dr. Peter Dorow Ärztlicher Leiter DRK Kliniken Berlin | Mitte

Dr. Sabine Bergmann-Pohl

ehemalige Präsidentin des Landesverbandes Berliner Rotes Kreuz e.V.

Diane Bedbur Leiterin Verwaltung und Buchhaltung Martina Parow Pf legedienstleitung DRK Kliniken | Berlin Westend, DRK Kliniken Berlin |Wiegmann Klinik, DRK Kliniken Berlin | Park-Sanatorium Dahlem

Ursula Völz (pensioniertes Mitglied) Christine Baermann Pf legedienstleitung DRK Kliniken Berlin | Mitte DRK Kliniken Berlin Pf lege &Wohnen Mariendorf

Manuela Gallo

Stellvertretende Pf legedienstleitung

DRK Kliniken Berlin | Pf lege & Wohnen Mariendorf Annette Skalla

Stellvertretende Pf legedienstleitung DRK Kliniken Berlin | Westend,

DRK Kliniken Berlin | Wiegmann Klinik, DRK Kliniken Berlin | Park-Sanatorium Dahlem DRK-Schwestern Astrid Weber, erstmals

im Vorstand sind nun auch Martina Parow, Manuela Gallo und Annette Skalla.

Wieder im Geschäftsführenden Vorstand ist zudem Isabella Trendel, die die Funk- tion einer Schriftführerin ausüben soll.

„EIN HERZLICHES DANKESCHÖN“ – mit jedem einzelnen Buchstaben formulierten 23 Schwestern Wörter, die Charakter- eigenschaften und Verdienste Heidi Schäfer-Frischmanns beschreiben sollten.

So wie ihre Eigenart, jeden Gast persönlich am Saaleingang zu begrüßen – ein „H wie Handschlag“. Sechzehn Jahre leitete sie als aktive Oberin die DRK-Schwesternschaft, an der nächsten Mitgliederversammlung wird Heidi Schäfer-Frischmann als pensionierte Schwester teilnehmen, als „Oberin i.R.“.

Auffallend viele Männer waren gekommen – nicht nur „Stammgäste“ wie Schatzmeister Miloš Stefanovic

oder seine Vorstandskollegen Peter Kupsch und Peter Dorow. Auch für Kliniken-Geschäftsführer Ralf Stähler war die 39. nicht die erste Mitgliederversammlung; gleiches traf zu für Köpenicks Verwaltungschef Frank Armbrust, Aufsichtsratsmitglied Joachim Barella und Dirk-Rainer Engelke, Prokurist der DRK-Kliniken Berlin: Treffen sich Berlins Rot-Kreuz-Schwestern zu ihrer Jahreshauptversammlung, dann werden auch sie eingeladen.

H wie Handschlag Mitgliederversammlung ehrte Oberin Heidi Schäfer-Frischmann

Pf lege & Wohnen Mariendorf Stellvertretende Pf legedienstleitung

Wiegmann Klinik, Park-Sanatorium Dahlem

»Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegen-

hedwig

(6)

Ein Haus in Beverly Hills Ein Haus in Beverly Hills

und Berlin umsetzen. Vermögende Haupt- städter sollen dort ihre Sommerhäuser beziehen – zu günstigen Konditionen, der Steuersatz in der Provinz ist niedrig. Das Gelände haben die Architekten längst parzelliert. Über die Pläne gebeugt sieht Böckmann eine idyllische Parklandschaft mit prächtigen Häusern; auf der Hauptstra- ße, die Schloss Babelsberg und Bahnhof verbindet, rollt die kaiserliche Kutsche entlang – „Kaiserstraße“: Ja, so soll die Allee heißen, beschließt der Baurat, und freut sich über seinen Werbecoup.

Berlin-Tiergarten 1886, Von-der-Heydt-Straße Oberin Hedwig von Rittberg zählt die Tage und prüft die Bestelllisten: Nur noch sechs sind es bis zur kleinen Einweihungsfeier – im eigenen „Schwesterheim“. Für die Gräfin geht ein Traum in Erfüllung; der Hausbau hat Kraft gekostet, seit Monaten schon muss // FOTOS VON CHRISTIAN SCHULZE/ARCHIV DER DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN

Berlin-Dorotheenstadt 1872, Pariser Platz Wilhelm Böckmann hat zu tun, der Archi- tekt und sein Kompagnon müssen Aufträge abarbeiten: Die wohlhabenden Berliner wollen neue Häuser – Villen wie die am Tiergarten, zur Zeit Berlins beste Adresse.

Noch ist Geld dafür reichlich vorhanden.

Niemand ahnt, dass die Gründerkrise nur ein Jahr später das Ende bedeutet für das Wirtschaftswunder im Kaiserreich.

Es ist kurz vor Mittag, ein Bote gibt Post ab im „Atelier für Architectur“. Böckmann wird nervös, als er den Namen des Ab- senders erfährt: Der Brief kommt aus dem Stadtschloss. Im Schreiben erteilt Wilhelm I. den „Königlichen Bauräthen“

seine Erlaubnis für ihre Landhauskolonie am Griebnitzsee. Endlich können Wilhelm Böckmann und Hermann Ende ihren Bebauungsplan für das Gebiet zwischen den beiden Residenzstädten Potsdam

M itten im Flur steht die Vitrine, dem Besucher zeigt sie die ersten Originalexponate der Schwesternschaftsausstellung. Auf den ersten Blick scheinen die Stücke unspektakulär: Oben liegen Messer, Gabeln und zwei, drei Löffel, auf der Ebene darunter einige Zettel – Zahlungsbelege, ausgestellt vor über 120 Jahren. Diese Quittungen und Teile des Bestecks gehören zum Feierabendheim der Schwesternschaft Rittberghaus. Im ersten Ausstellungsraum kann man weitere Dokumente entdecken wie einen Spendenaufruf, auch die Hausordnung ist zu sehen. Und dazwischen immer wieder Darstellungen vom Backsteingebäude in Babelsberg und seinen Bewohnerinnen.

Ein Schnäppchen im Vergleich zu den restlichen lichen Kosten für Grundstück- serschließung und Hausbau: 46.900 Mark kalkulierten die Architekten, auf 70.000 Reichsmark belief sich später die Endsum- me: Heute wären das eine halbe Million Euro, für den kleinen Verein eine gigan- tische Summe. Das Architekturbüro half wieder, zeichnete Baupläne – ohne dafür Rechnungen zu stellen. Die Königlichen

Bauräte ließen ihre Verbindungen spielen, beschafften günstig Baumaterialien, verhandelten selbst mit Mauererfirmen und Tischlereien. Auch Oberin von Rittberg blieb nicht untätig, sie feilschte mit den Handwerkern, änderte und strich Überflüssiges. Eine Werbekam- pagne des Rittberg-Vereins brachte nicht nur dringend benötigtes Kapital ein, son- dern auch Material und Inventar – „Liebes- gaben“. Sechs Tage also noch. Einige Schwestern und Hauswirtschaftlerinnen sind bereits in Neu-Babelsberg, sie bereiten alles vor für den großen Tag.

Auch Oberin von

Rittberg feilschte mit den Handwerkern

»Die meisten Probleme entstehen bei ihrer Lösung.« LEONARDO DA VINCI

hedwig

Auch er war Lieferant der Schwesternschaft: Kolonialwarenhändler Carl-Richard Schmidt sie das Bett hüten, in der Krankenpflege

kann die zierliche 47-Jährige längst nicht mehr arbeiten. Fast wäre das Hausprojekt am fehlenden Geld gescheitert. Vor den Zahlen in der Vereinsbuchhaltung steht zwar durchweg ein dickes Plus. Eine eigene Immobilie zu erwerben, die auch zu unter- halten, das ist für Hedwig von Rittberg und ihre Schwestern aber doch eine Investition mit Risiko. Auf der Suche nach einem schönen Grundstück – das vor allem eins sein muss: günstig – kamen der Gräfin ihre exzellenten Beziehungen zugute. Sie kontaktierte das Büro „Ende & Böckmann“.

Ja, die berühmten Architekten hätten da etwas Passendes. Der Preis? Nun, da würde man sich schon einig werden.

Böckmanns Traum von der Villenkolonie war schnell ins Stocken geraten. Nicht nur, dass der Kaiser beharrlich eine andere Passage fährt als auf der nach ihm benann- ten Straße: Erst siebzehn Häuser zählte das noble Wohngebiet, das war viel zu wenig für den erfolgsverwöhnten Baumeister.

Die Immobiliensuche der Schwesternschaft kam ihm zugute, Wilhelm Böckmann zeigte sich „lebhaft interessiert“, wie er der Oberin am 5. Oktober 1885 schrieb. Schnell fanden Baumeister und Bauherrin zuein- ander und einigten sich auf einen „nomi- nellen, sehr günstigen Preis“, so notierte es Böckmann. Ihm war klar: Das Projekt mit den Berliner Krankenpflegerinnen würde nicht allzu viel Profit abwerfen.

Baurat Böckmann störte das nicht, im Gegenteil, er möchte den Damen helfen.

Er sprach mit Hermann Ende. 5.760 Reichs- mark, das war ihr Angebot für das viertau- send Quadratmeter-Grundstück – um- gerechnet 40.000 Euro, „ein Freund- schaftspreis“.

Der „Blumenschmidt“ aus Erfurt: Rosen für das Schwesternheim in Babelsberg

(7)

richten hier ihre Ateliers ein, Wissenschaft- ler nutzen die Idylle zur Denkpause. Und die Schauspielprominenz entdeckt die Gegend, es wird ihr „Beverley Hills“. Was für be- rühmte Nachbarn wir Rot-Kreuz-Schwes- tern haben, Oberin Üxküll-Gyllenband schüttelt bei dem Gedanken ihren Kopf.

Potsdam-Babelsberg 1945, Straße ohne Namen

„Dawai, dawai, Babuschki“, Oberin von Keu- dell hört die ungeduldigen Kommandos der Rotarmisten noch immer. Zwei Monate sind vergangen. Alles ging so schnell, Ende April war in Babelsberg der Krieg zu Ende, im Schlosspark hatten Wehrmachtssoldaten ihre letzte, sinnlose Schlacht um Babelsberg gekämpft. Das Knattern von Maschinen- gewehren und die Detonation der

„Villa Herpich“ direkt auf den See. Präsi- dent Truman hat sich in das Haus des Verlegers Müller-Grothe eingemietet – sie wird sein „Little White House“. Am 24. Juli lässt sich Harry S. Truman mit Washington verbinden: Zwölf Tage noch, dann zündet eine B-29 über Japan „Little Boy“.

Potsdam-Babelsberg 2012, Karl-Marx-Str.67 Professor Malcolm Dunn korrigiert Klau- suren – „Development Economics II“.

Dunn ist mit den Leistungen seiner Studenten zufrieden, viel Durchschnitt- liches ist dabei, aber auch ein paar kluge und richtige Gedanken. Der Professor genießt die Ruhe, Campus und Haupt- gebäude sind zwar nur fünf Minuten entfernt – die Wirtschafts- und Sozial- wissenschaftliche Fakultät ist unterge- bracht im alten Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes – vom Studentenbetrieb dort bekommen der Professor und seine Mitarbeiter hier in der kleinen Außenstelle der Universität wenig mit. Ein Refugium.

Dass das Berliner Krankenschwestern errichtet haben, weiß der Wissenschaftler nicht. Es gehört zur Ironie der Geschichte:

Die „Kaiserstraße“ der Kaiser- und Weima- rer Zeit, die „Straße-der-SA“ der Hitlerjahre haben Potsdams Stadtobere nach dem wohl größten Kapitalismuskritiker benannt:

Karl Marx. Ausgerechnet die Gegend, die seit der politischen Wende – wieder – die Reichen, Mächtigen, Prominenten anzieht.

Nur für die DRK-Schwestern aus Berlin wird das Haus mit der Nummer 67 zur allmählich verblassenden Erinnerung.

// E PI LO G

Erfurt, Oktober 1891 „Und nicht die zwölf Erdbeerpflanzen „König Albert“ vergessen“

ermahnt der Gartenmeister seine Gehilfen, die gerade die zwei Dutzend Rosenstöcke verpacken, „und lasst ja ordentlich Ballen dran!“. Die Lieferung soll noch heute mit der Bahn Richtung Berlin gehen, Oberin

Hedwig von Rittberg hat die Bestellung persönlich aufgegeben. Im Garten des Schwesternheims in Neu-Babelsberg sollen Rosen wachsen, besonders schön müssen sie sein. Die Pflanzen züchtete einer der berühmtesten Gartenbauer im Reich, die „Kunst- und Handelsgärtnerei

J.C. Schmidt“– der „Blumenschmidt“

aus Thüringen. Die müssen noch vor dem Bodenfrost rein, denkt der Gärtner, wenn die Schwestern die gut pflegen, dann blühen da noch in hundert Jahren unsere Rosen.

Und er sollte Recht behalten.

Dann wohnen im Backsteinhaus zwölf Pensionärinnen, die für die anstrengende Krankenversorgung zu alt oder schwach sind. Das Versprechen, immer, also bis ans Lebensende füreinander da zu sein, das hatte die Gräfin jeder neuen Schwester gegeben. Nun kann sie es einlösen.

Neu-Babelsberg 1937, Straße-der-SA

Ein Maybach parkt vor dem Nachbarhaus.

Ah, der Rühmann dreht wieder einen Film, von der kleinen Veranda an der Straße hat Oberin Alexandrine von Üxküll- Gyllen- band einen guten Blick auf das Grundstück nebenan. Weit hat der Schauspieler es nicht, die Babelsberger Filmstudios sind nur ein paar hundert Meter entfernt. In der

„Villa Lademann“ logieren die UFA-Stars, Heinz Rühmann steigt bevorzugt hier ab.

Die Gegend ist ruhig. Wenn auch nicht so verschlafen wie noch vor dreißig Jahren, denkt die Oberin, die ein Mal im Monat aus dem 15 Kilometer entfernten Berlin-Lich- terfelde nach Neu-Babelsberg kommt, ihre Mitschwestern besucht und dabei gleich die neuen Pensionsgäste begrüßen kann.

Der alte Böckmann hatte schließlich doch aufgegeben und seine Anteile an die „Terraingesellschaft Neubabelsberg“

verkauft. 1902 war das, in seinem Todes- jahr. Die neuen Investoren gehen das Projekt anders an, professionelle Makler und Werber werden engagiert. Mit Erfolg, bald schon lassen die ersten Großindus- triellen am Griebnitzsee bauen, Künstler

Granaten hörten die Schwestern trotz der geschlossenen Fenster; Fenster, aus denen Bettlaken hingen, wie fast überall im Viertel, das so viele der berühmten Nachbarn Hals über Kopf Richtung Westen, über die Elbe, verlassen haben. Oder die sich das Leben nahmen wie DRK-Chef Grawitz, der sich im Haus schräg gegenüber mit zwei Handgranaten unter dem Esstisch tötete, sich und seine Familie. Dann vibrierte alles, auch dieses Geräusch wird Elsbeth von Keudell nie mehr vergessen:

das gleichmäßige Brummen – Panzer, obenauf Soldaten in ihren erdbraunen Uniformen. „Dawai, dawai, Babuschki, won atzuda“, brüllten die Rotarmisten, als sie die Treppe hoch stürmten, sich in jedem Zimmer umschauten, Keller und Dach- speicher gründlich nach versteckten Sol- daten und Volksstürmern durchsuchten.

„Los, los“, so viel hatte sie verstanden, immer wieder „los, los“. Liesel, ihre Haus- haltshilfe, und Zühlke, der alte Kutscher, halfen beim Kofferpacken. Die Aufregung, diese Angst. Ich bin doch fast neunzig, lasst mich hier, die Rittberg-Oberin will niemanden zur Last fallen. Handwagen sah sie auf dem Weg ins zerstörte Berlin, überall zogen die Menschen ihr bisschen Hab und Gut: Frauen, Kinder, Alte – Alle flüchten sie. Elsbeth von Keudell und die anderen Schwestern des Feierabendheimes kamen im Rittberg-Krankenhaus unter, wohnen nun dicht gedrängt in der Schwes- ternbaracke. Schwester Elsa hat ihr erzählt:

In Potsdam entscheiden sie jetzt, wie es weiter geht, mit Gottes Hilfe können wir Weihnachten zurück, Frau Oberin.

Die Rot-Kreuz-Schwestern sind nicht die Einzigen, die die Sowjetischen Militär- behörden zum Auszug zwingen. Bald schon beziehen neue Mieter die prächtigsten unter den Villen: alliierte Soldaten, Diplo- maten, Politiker; Churchill und seine Briten logieren in der „Villa Urbig“, Kreml-Chef Stalin blickt von seiner

in den DRK Kliniken Berlin | Westend, Haus S, Eingang Nord, Zugang über Spandauer Damm 130 oder Fürstenbrunner Weg. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie im Internet unter www.drk-schwesternschaft-berlin.de Seit Mitte Dezember sind die Ausstellungsräume geschlossen. „Schwesternschaftsjahre“ wird aktualisiert, wir zeigen neue Exponate und die Ausstellung wird deutlich größer: Im Frühjahr dann eröffnen wir

„Schwesternschaftsjahre“ wieder.

Schwesternschaftsjahre 1875 bis heute. Die Ausstellung der DRK-Schwesternschaft Berlin

S chwe st er ns ch afts jahr e

BIS HEUTE

S chwe st er ns ch afts jahr e S chwe st er ns ch afts jahr e S

75 18

BIS HEUTE

UFA-Stars, Wissen- schaftler, Großindus- trielle, Künstler waren Nachbarn der Rot-

Kreuz-Schwestern

»Der Ausgangspunkt für die großartigsten Unternehmungen liegt oft in kaum wahrnehmbaren Gelegenheiten.« DEMOSTHENES

hedwig

(8)

Arbeitsplatz, krisensicher

Unabhängig davon, dass Fort- und Weiterbildung originäre satzungsgemäße Aufgaben der Schwestern- schaft sind: Sie setzt ihre zahlreichen Qualifizierungs- maßnahmen auch ein, um die Anforderungen, die sich aus dem „Wandel“ mit seinen spürbaren schnelllebigen Entwicklungen ergeben, gezielt zu erfüllen.

Die vorhandenen Kompetenzen unserer Mitglieder werden in den unterschiedlichen Lernprozessen angepasst und zu Handlungskompetenzen weiter entwickelt. Diese sind dann die eigentlichen

Fähigkeiten, welche in der Praxis greifen. Gleichzeitig investiert unsere DRK-Schwesternschaft mit diesen Aktivitäten in die Mitarbeiterbindung; eine ihrer Antworten auf den demografisch bedingten, steigenden Personal- und Fachkräftemangel.

Darüber hinaus unterstützt die Schwesternschaft unsere Mitglieder auch bei lebenspraktischen Themen und ihrem persönlichen Vorankommen.

So entwickeln sich im „Großen und Ganzen“ sowohl die Beschäftigungsfähigkeit des einzelnen Mitglieds wie auch die Marktfähigkeit der Schwesternschaft und unseres Unternehmens fort. Damit bietet die Schwesternschaft– im Gegensatz zu Anderen – Kontinuität in Bezug zu der sonst üblichen Abnahme von Arbeitsplatzsicherheit.

Bildung, dem Alter angepaßt

Die Mitglieder unserer Schwesternschaft umfassen mehrere Generationen – mit unterschiedlichen Werten und Einstellungen. Insbesondere unsere jungen Schwestern suchen die richtige Balance zwischen Beruf und Familie.

Damit alle Altersgruppen erfolgreich zusammen- arbeiten, gibt die Schwesternschaft mit ihrer Abteilung für Fort- und Weiterbildung (Berufs-)Orientierung.

Unter anderem hat die Schwesternschaft mit dem Kurs

„Lebenslanges Lernen“ die etwas älteren Mitglieder mit Führungsverantwortung gestützt, um das seinerzeit erlernte Wissen und die Jahre lang erworbene

Erfahrung in Zeiten des Wandels sinnvoll einzusetzen.

In anderen Lehrgängen wird auf die veränderten Rollenverständnisse der eher jüngeren Mitglieder eingegangen und den älteren vermittelt. Von deren Erfahrung können wiederum die Jüngeren profitieren.

Die Bildung entsprechender „Tandems“ wird zunehmend ausprobiert.

Mit Fort- und Weiterbildungs- angeboten investiert die DRK-Schwestern- schaft in die Mit- arbeiterbindung

Karriere für die

Schwesternschaft

IM BLICKPUNKT:

Fort- und Weiterbildung ist mehr als nur Wissensanpassung von Oberin Doreen Fuhr

»Eine kluge Frau wird manches übersehen, aber alles überschauen.« LI L DAGOV ER

hedwig

15

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2012

Viele externe Dozenten unterstützen die Abteilung Fort- und Weiterbildung der Schwesternschaft

// FOTOS VON DANIEL FLASCHAR

(9)

Anekdote

Wie wichtig „lebenslanges Lernen“, also die ständige Wissensanpassung im Pflegeberuf ist und dass nur qualifizierte Pflegekräfte Gesundheitsversorgung leisten dürfen, dies erklärt Oberin Rittberg anhand eines Falls mit komisch-tragischem Ende: „Zu einer Typhuskranken war eine Pflegerin gekommen, welche sich als vom „Hilfs-Schwestern-Verein“ gesandt ausgab.

Durch Nichtkenntnis ihrer Obliegenheiten reizte sie die Patientin zu so starkem Lachen, daß eine Perforation des Darms statt fand, wodurch bald darauf der Tod eintrat.“

Wenn alle profitieren

Auch auf die prospektiv zu erwartende höhere Anzahl von Pflegebedürftigen müssen wir reagieren.

Der von der Schwesternschaft zu stellende, steigende Bedarf an qualifizierten Pflegekräften wird von uns schon jetzt vorbereitet. Vorausschauende Konzepte der Mitarbeiterfindung und des Mitarbeitererhalts werden in Zusammenarbeit mit der Abteilung Fort- und Wei- terbildung entwickelt. Dem trägt auch der nächste Leitungslehrgang Rechnung, der sich mit dem Schwer- punktthema „Mitarbeiterbindung“ unter besonderer Berücksichtigung der „Gesundheitsförderung als Managementaufgabe“ beschäftigen wird.

Es ist auch Aufgabe der Abteilungsleitungen, sozu- sagen als „verlängerter Arm“ der Schwesternschaft, die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern. Damit verfolgen sie gemeinsam mit der Schwesternschaft die Verknüpfung von Maß- nahmen der Fort- und Weiterbildung als Teil der Personalentwicklung und der systematischen Gesundheitsförderung.

Neue Lehr- und Lernmethodik

Die Berliner Schwesternschaft mit ihrer Abteilung Fort- und Weiterbildung hat sich im Rahmen aller Lehrgänge und Kurse von der informationslastigen, eher eindimensionalen Vermittlung von Wissen im Vortragsstil zugunsten aktiver, die Mitarbeiter einbeziehender Methoden verabschiedet.

Im Vordergrund steht die Ausbildung gefragter Handlungskompetenzen, wie zum Beispiel die Ver- änderungsfähigkeit. Auch dem Selbstmanagement der Lernenden soll ausreichend Raum gegeben werden. Wenn die „lernenden Mitglieder“ Verant- wortung für ihre Lernaktivitäten übernehmen und die Schwesternschaft das entsprechende Lern- ambiente schafft, dann gelingt effizientes „Lebens- langes Lernen“. Und im Idealfall werden damit zu erfüllende Anforderungsprofile und darauf zugeschnittene Qualifizierungsmaßnahmen in Einklang gebracht.

Neuer Management-Lehrgang 8. April 2013 bis 20. März 2015

– staatlich anerkannte, Beruf begleitende Weiterbildung – 1.000 theoretische Stunden in zehn Blöcken

– derzeit sechzehn angemeldete Teilnehmer/-innen

– zusätzlich Teilnahme einzelner Mitarbeiter/-innen an ausgewählten – Modulen im Rahmen der Qualifizierung zur Praxisanleitung – und/oder Gesundheitsförderung.

– Schwerpunktthemen:

– Mitarbeiterbindung

– Gesundheitsförderung und –management – zusätzliche Teilqualifikationsabschlüsse:

– „Praxisanleiter/-in“

– „Gesundheitsgerechtes Arbeiten in der Pflege“

Weiterbildungslehrgang Intensivmedizin und Anästhesie 7. Januar 2013 bis 19. Dezember 2014

– staatlich anerkannte, Beruf begleitende Weiterbildung – 800 theoretische Stunden im Rahmen eines Studientags- – und Blocksystems

– praktische Weiterbildung im Rotationssystem – acht Wochen konservative Intensivmedizin – acht Wochen chirurgische Intensivpflege – zwölf Wochen Anästhesie

– Stroke Unit – IMC

– Neonatologie, Dialyse, externe Wahleinsätze – derzeit zwanzig angemeldete Teilnehmer/-innen, – davon sechs externe

Weiterbildung „Berufspädagogische Zusatzqualifi kation“

Weiterbildung zum/zur Praxisanleiter/-in

– aktuell seit 5. 11. 2012 bis 14. 03. 2013 als eigenständiger Kurs – integriert im A und I Kurs

– integriert im Management-Lehrgang

Basis-Seminar zum Wundexperten Abschluss war am 27. November 2012

– Rezertifizierungsfortbildung am 18. September 2013

Aktuelle Fort- und Weiterbildungskurse

Die Schwesternschaft ist – wie andere Gesundheitsunter- nehmen auch – mit der großen Nachfrage an hoch qualifi- zierten Arbeitskräften und dem Überangebot an niedrig Qualifizierten konfrontiert. Insbesondere in Bezug auf ihre satzungsgemäßen Aufgaben und ihrer Eigenschaft als Träger eines großen Krankenhausunternehmens reagieren wir hierauf mit unseren Fort- und Weiterbildungskursen.

»Das Vertrauen gibt dem Gespräch mehr Stoff als Geist.« FR A NÇOIS DE LA ROCH EFOUCAU LD

hedwig

(10)

Ist es eine Bürde?

Oberin Fuhr: Nein, das möchte ich nicht sagen. Es ist vielmehr eine große Aufgabe, die man aber bewältigen kann. Dazu sind die richtigen Strukturen erforderlich und eben auch eine gute Vorbereitung auf diese neue Aufgabe. Meine Vorgängerin hat mir stets versichert: Es ist vor allem auch ein schönes Amt, das sehe ich genauso.

Was haben Sie geprüft und reformiert?

Oberin Fuhr: Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit, über- stürzt Neues zu schaffen. Es ist eine wunderbare Basis vorhan- den, es sind funktionierende Strukturen gegeben. Auf all das kann ich bauen. Natürlich – und das ist ein ganz normaler Vor- gang – muss ich einige Dinge so ändern, so dass sie zu mir pas- sen. Das hat aber nichts mit „vorher-nachher/besser-schlechter“

zu tun: Es muss authentisch und glaubhaft sein.

Haben Sie sich Vorgaben gesetzt?

Oberin Fuhr: Unser großes Ziel ist nach wie vor das wirtschaft- liche Handeln. Und man muss das leben können, was man sich vornimmt. Selbstverständlich muss eine Vorgabe auch lauten:

mit der Zeit gehen, so wie es jede Oberin in ihrer Amtszeit prak- tizieren musste – modern sein, modern bleiben.

Entspricht das, Frau Oberin Schäfer-Frischmann, den Vorgaben, die Sie sich damals gestellt haben?

Oberin Schäfer-Frischmann: Nein, das waren andere. 1996 habe ich fast keine Strukturen übernommen. Ich habe damals gesagt:

Jedes Schubfach, das ich jetzt aufziehe, muss vollkommen neu sortiert werden. Daher sind das zwei verschiedene Ausgangssi- tuationen. Schwesternschaft und Einrichtungen sind heute sehr gut aufgestellt. Übrigens möchte ich diesen Vergleich auch nicht, jeder muss es so machen wie Frau Oberin Fuhr es eben sagte: Alles hat authentisch zu sein. Mir war und ist nur immer wichtig, dass wir unsere Tradition nicht vergessen, eben das Be- sondere an dieser Schwesternschaft, also diese Verknüpfung von Neuem mit dem Alten. Genau das hat unsere Schwestern- schaft schon immer ausgemacht. Ich würde mich freuen, wenn es auch zukünftig so gesehen und umgesetzt wird.

Vor welche Herausforderungen steht die Schwesternschaft in den nächsten Jahren?

Oberin Schäfer-Frischmann: Es wäre schon eine großartige Lei- stung, wenn wir – so wie wir jetzt sind – am Markt bestehen.

Und das ist es, was wir schaffen müssen.

Frau Oberin Fuhr, seit 1. Oktober sind Sie im Amt:

Bitte ziehen Sie für uns eine erste Bilanz.

Oberin Fuhr: Meine erste Bilanz fällt positiv aus. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich exzellent eingearbeitet wurde – meine Vorgängerin hat mich in alle Vorgänge eingebunden. Ich konnte zum Beispiel an allen wichtigen Gremiensitzungen teil- nehmen, so dass mir letztlich der Einstieg in das neue Amt leicht fiel.

Frau Oberin Schäfer-Frischmann, bei Ihrer Verabschiedung fiel immer wieder das Wort vom „Unruhestand“, der für Sie jetzt kommen würde oder ist es doch der Ruhestand, der nun eingetreten ist?

Oberin Schäfer-Frischmann: Zuerst muss ich sagen: Mir geht es sehr gut in meinem so genannten Ruhestand, bis heute hatte ich nicht eine Minute Langeweile. Ich genieße es und ich bin auch darüber glücklich, eine sehr gute Nachfolgerin im Amt zu ha- ben. Nebenbei: Das Wort „Unruhestand“ finde ich eher unpas- send, was macht denn einen „guten Ruhestand“ aus? Ich glaube, das hängt auch vom Charakter ab: Bis ich dann irgendwann ein- mal die Augen schließe (lacht), werde ich immer irgendwas zu tun haben – wie gegenwärtig die Arbeit im Aufsichtsrat zum Beispiel. Das finde ich auch schön, das soll so bleiben.

Ein kompletter Abschied von der Schwesternschaft ist es also nicht.

Und dennoch: Die Situation jetzt ist für Sie eine andere.

Oberin Schäfer-Frischmann: Zugegeben, der Abschied fiel mir sehr schwer. Sie dürfen nicht vergessen: Ich habe 47 Jahre gearbeitet, davon 44 in der Schwesternschaft. Dann ist es doch vollkom- men normal, dass es überall schwer fällt, wegzugehen. Aber ich weiß auch: Die Schwesternschaft – es geht hier um das opera- tive Geschäft – liegt in guten Händen. Von daher war der große Abschiedsschmerz kurz, aber intensiv – es sind doch die Men- schen, die mir fehlen werden. Aber als DRK-Schwester ist man sozusagen von der Wiege bis zur Bahre Vereinsmitglied, schon aus dem Grund fühle ich mich meiner Schwesternschaft für im- mer verbunden. Ich werde aufmerksam verfolgen, wie die sich weiterentwickelt und ich freue mich schon jetzt, Schwestern auf den vielen Veranstaltungen wieder zu treffen. Das ist doch das Besondere an unserem Verein.

Für Sie, Frau Oberin Fuhr, gab es auch eine große Veränderung:

Was konkret ist für Sie neu – ist es nur die Amtsbezeichnung?

Oberin Fuhr: Ich trage jetzt die Gesamtverantwortung. Das ist noch mal ein ganz anderes Gefühl, es ist etwas, was man sich vorher überhaupt nicht vorstellen kann...

A n der Oberinnenschule in Kiel wurden früher Rot-Kreuz-Schwestern auf ihr neues, großes Amt vorbereitet: Ein halbes Jahr dauerte die Weiter- bildung, die mit einem Examen endete. Die Schule hatte die Aufgabe, „geeignete Schwestern nach bestimmten Plane so auszubilden, daß sie zur Leitung eines Mutterhauses vom Roten Kreuz befähigt sind“.

Oberin Cläre Port hat einmal einer ihrer Mitschwestern geschrieben: „Es gibt mit jedem Menschen einen Weg, und das ist die Kunst des Lebens“ – für Cläre Port war Menschenführung die wohl wichtigste Eigenschaft einer Oberin. Was heute eine Oberin mitbringen muss und wie sie sich auf die Leitung einer Rot-Kreuz- Schwesternschaft vorbereit, erzählen im hedwig- Interview Oberin Doreen Fuhr und ihre Vorgängerin, Oberin i.R. Heidi Schäfer-Frischmann.

„Unsere Schüler sollen mit echtem Interesse zu uns kommen“

Kerstin Schmidt, Lehrerin

// FOTOS VON HOLGER GROSS

UND DANIEL BEIER, DRK KLINIKEN BERLIN

„Unsere Schüler sollen mit echtem Interesse zu uns kommen“

Kerstin Schmidt, Lehrerin

Spitzenwechsel

„Die Schwesternschaft liegt in guten Händen“

Oberin i.R. Heidi Schäfer-Frischmann

hedwig

19

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2012

(11)

ben Jahren in einer Schwesternschaft Mitglied sein und dazu ein Studium absolviert haben.

Abseits von diesen festgelegten Kriterien: Was muss eine Oberin auszeichnen, damit der Verein hervorragend geführt wird?

Oberin Schäfer-Frischmann: Eine Oberin der Berliner Schwestern- schaft muss unbedingt auch strategisch denken: Sie soll den Spagat hinbekommen zwischen ihrem Verantwortungsbereich, was die Führung der Schwestern und Pfleger anbelangt, und den anderen Mitarbeitern unseres Unternehmens, die wir nie außen vor lassen dürfen! Und eine Oberin muss auch viel Her- zenswärme mitbringen und den Menschen lieben und selbst als ein positiver Mensch auftreten.

Ist die Feststellung korrekt, dass eine Oberin immer mehr zur Gesundheitsmanagerin wird?

Oberin Schäfer-Frischmann: Da bin ich anderer Meinung. Oberin ist ein stehender Begriff, es gibt viele Präsidenten und Vorsitzende,

aber nur wenige, die den Titel „Oberin“ tragen. Natürlich muss sie auch Gesundheitsmanagerin sein, aber eine Oberin muss auch hohe soziale Kompetenz und Intelligenz mitbringen.

Oberin Fuhr: Eine Besonderheit dieses Amtes ist es, dass es im Grunde genommen mehrere Ämter in sich vereint: Eine Oberin ist Pflegedirektorin und sie ist Vorsitzende der Schwestern- schaft, demnach zuständig für Verein und Unternehmen. Diese Kombination an Aufgaben macht das Amt so einzigartig. Dafür muss man in der Tat viele Kompetenzen besitzen, wobei ich die

„Herzenswärme“ durchaus nach oben stellen würde – diese Schwesternschaft funktioniert nur durch richtiges Kommuni- zieren, jedes Mitglied soll erreicht werden. Wenn das nicht funktioniert, scheitert das ganze Modell „Schwesternschaft“.

Welchen Ratschlag haben Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg gegeben?

Oberin Schäfer-Frischmann: Keinen. Weil ich denke, Frau Oberin Fuhr muss für sich allein entscheiden, wie sie bestimmte Sachen angeht, diese Erfahrungen muss jeder für sich selbst sammeln.

Aber eines habe ich immer gesagt: In dieser Funktion muss man als Oberin viele Kompromisse eingehen und sich ständig zu- rücknehmen – aber es geht einzig und allein um die große Sa- che. Es ist dann auch oft so, dass man jeden Morgen in den Spie- gel schaut und denkt: „Ich habe mich zwar verbogen, aber ich bin nicht gebrochen“. Das gilt für jedes Amt, in dem Führung verlangt wird; letztlich muss man sich selbst treu bleiben.

Ist alles so eingetreten, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Oberin Fuhr: Ich bin in keine Überraschungssituation geraten, mir war durch die Nähe und enge Zusammenarbeit mit Frau Oberin Schäfer-Frischmann zuvor alles bekannt. Ich bin gut vorbereitet in dieses Amt gegangen. Und natürlich ist es ein an- deres Gefühl, wenn man dann wirklich Oberin ist – testen konnte ich das vorher nicht (lacht). Ich kann jetzt nur betonen:

Ich bereue nichts.

Teilen Sie die Einschätzung?

Oberin Fuhr: Wenn wir nur daran denken, dass wir nach Japan das Land mit der ältesten Bevölkerung sind, dass wir leider Re- kordhalter sind bei niedrigen Geburtenraten – ich glaube, auf tausend Einwohner kommen acht Babys – dann können wir uns vorstellen, was auf die Schwesternschaft in der Struktur der Mitarbeiter und damit auch auf die Mitglieder zukommt. Das bedeutet nichts anderes als: Wir müssen strategische Personal- entwicklung hinbekommen – und dabei kann dieses Modell Schwesternschaft nur von Vorteil sein: Wir setzten diese Ge- meinschaft als Wettbewerbsvorteil ein, heben uns gegenüber der Konkurrenz ab durch diese Gemeinschaft, insbesondere durch das Einbinden der älteren Mitglieder. Sie und die jungen Nachwuchsschwestern ergeben doch eine wunderbare Mi- schung. Wir haben das Bildungszentrum, bieten Ausbildungen an. Und das wird in der Zukunft unser großes Plus sein – wenn

wir eben gut durchdacht diese Personalentwicklung umsetzen und zugleich konsequent in Bildung investieren. Das alles ist hier bereits initiiert worden, das Fundament ist vorhanden.

Durch das Angebot an Managementlehrgängen und Kursen wie

„Fit für Führung“ haben wir exzellent ausgebildete Führungs- kräfte – auch das ist ein Verdienst von Frau Oberin Schäfer- Frischmann. Ich finde hier ein Team von Frauen vor, die alle hervorragend ausgebildet sind. Und mit denen gemeinsam kön- nen wir das schaffen, eben Schwestern aller Generationen ein- zubinden und ihnen zu verdeutlichen: „Wir haben noch viel vor und dafür brauchen wir Ihre Unterstützung“. Was uns noch besser gelingen muss, sind Wissenstransfer und Wissenserhalt, wenn ältere Schwestern in den Ruhestand gehen.

Welche Anforderungen muss eine Oberin erfüllen?

Oberin Schäfer-Frischmann: Formal legt das bereits die Oberinnen- ordnung fest: Eine Oberin muss Krankenschwester und seit sie-

Oberin Doreen Fuhr (42) ist examinierte Krankenschwester. Nach ihrer Ausbildung absolvierte sie an der Berliner Alice-Salomon-Hochschule den Studiengang “Pfl egemanagement”, den sie als Diplom- Pfl egewirtin erfolgreich abschloss. Nach dem Studium arbeitete Oberin Doreen Fuhr als Führungskraft für verschiedene Sozialeinrichtungen wie dem Malteser-Hilfsdienst und der Unternehmensgruppe Pro-Seniore. Seit 2001 ist sie in der DRK-Schwesternschaft Berlin, arbeitet seitdem im Zentralen Pfl egemanagement. Am 1. Oktober 2012 übernahm Oberin Doreen Fuhr das Amt der Vorsitzenden der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

Oberin i.R. Heidi Schäfer-Frischmann (61) arbeitete nach der Ausbildung zur Kranken- schwester u.a. als Unterrichtsschwester und Pfl egedienstleitung. 1986 wurde sie zur Geschäftsführerin der DRK Kliniken Berlin berufen. Von 1996 bis 2012 war sie Vorsitzende der Berliner DRK-Schwesternschaft, seit dem 1. Oktober ist Oberin Heidi Schäfer-Frischmann wieder Vorsitzende des Aufsichtsrates der Kliniken.

„Ich fi nde hier ein Team von

Frauen vor, die alle hervorragend ausgebildet sind“

Oberin Doreen Fuhr

hedwig

(12)

A

strid Weber kommt aus der Nieder- lausitz; geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen ist sie in der Nähe von Guben. Dort, am Kreiskrankenhaus, findet sie nach dem Examen eine Anstellung als Krankenschwester. Es sind turbulente Zeiten – politisch: Ihr Berufseinstieg fällt genau in die Wendejahre. „Für mich war die Wende die große Chance überhaupt“;

die neue, alte Hauptstadt lockt die junge, ehrgeizige Frau. In Berlin bekommt sie schnell eine Anstellung als Kranken- schwester, zunächst auf der Intensivstation des Klinikums Berlin-Buch. Nach kurzer Zeit jedoch sucht sie eine neue Heraus- forderung. Astrid Weber bewirbt sich bei der DRK-Schwesternschaft Berlin.

Aufbauhelferin im Westend

Und die vollzieht gerade selbst eine der größten Veränderungen in ihrer jüngeren Geschichte. Das Westend-Klinikum hat der Verein nach einem Verhandlungsmara- thon übernommen, der Auszug aus dem Krankenhaus Jungfernheide ist ein Zugeständnis an den Senat – für das Vorstellungsgespräch muss Astrid Weber noch in den Tegeler Weg. Mit Erfolg: Die

Schwesternschaft möchte die Kranken- schwester für ihre neue Intensivstation in den DRK Kliniken Berlin|Westend.

Einen Monat nach dem Bezug der Char- lottenburger Klinik hat nun auch die

„Neue“ ihren ersten Arbeitstag – „überall wurde ausgepackt, aufgebaut, eingerich- tet“. Astrid Weber will dabei sein, „hier gab es jede Menge Aufbauarbeit zu leisten“.

Sie zählt zu denjenigen, die konsequent mit anpacken und die auch Verantwor- tung übernehmen wollen, schon bald wird sie so als „Stellvertretende Stationsleitung“ eingesetzt. Ein Jahr später dann die nächste Veränderung, „der Stationsleiter wechselte plötzlich“; die Stellver- treterin soll jetzt übernehmen.

Aber Stationsleitung mit 23 Jahren? Ihre Pflegedienstleiterin schiebt die Vorbehalte energisch zur Seite: „Jugend kann und darf kein Ausschlusskriterium sein“.

Astrid Weber hat Freude an der Funktion und ihren vielen neuen Aufgaben. So viel, dass sie das geplante Studium der Medizin oder Psychologie beiseite schiebt,

„meine Entscheidung stand fest: ich wollte im Pflegeberuf bleiben“, denn hier über- nimmt sie Verantwortung „und ich darf kreativ sein“. Die Intensivstation bietet ihr dafür beste Voraussetzungen, „mit dem Westend entwickelte sich auch unsere Station“; immer wieder wird die erweitert, soll bald schon in ein anderes Haus auf dem Gelände ziehen – dann mit mehr Betten, noch mehr Komfort. „Eine völlig neue Station mitzugestalten war für mich etwas Einmaliges“. Für Astrid Weber eine weitere

wichtige Erfahrung in dieser Zeit: Ein Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn alle Berufsgruppen der Klinik gleichberech- tigt zusammenarbeiten. Sechs Jahre leitet sie die Intensivstation im Westend, zum Abschied wird sie von ihrem Team eine Strickjacke bekommen – ein Synonym für ihre zukünftige Position, „es war ein Abschied mit einem Augenzwinkern“.

Studierende Stationsleitung

1995 entschließt sich Astrid Weber, die Krankenhauspraxis mit theoretischem Wissen zu verbinden. Sie studiert Pflege- management – und arbeitet weiter, im Frühdienst; „erst kam die Station, dann die Schulbank“. Nach Themen für Hausar- beiten und das Diplom muss sie nicht lange

suchen, „der Krankenhausalltag bot mir da viele Ansätze“. Den akademischen Abschluss schafft Astrid Weber – und auch die Rot-Kreuz-Brosche trägt sie nun, seit 1999 ist sie Mitglied in der Schwestern- schaft. Auf ihre Intensivstation aber soll die Diplom-Pflegewirtin nicht zurück, dafür in das „Haus V“; dort hat die Pflege- dienstleitung ihr Büro. „Immer wieder wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im PDL-Büro mitzuarbeiten“.

Als ihr die damalige Pflegedienstleiterin Ursula Völz einen konkreten Projektauf- trag anbietet, nimmt sie schließlich an.

Sie wechselt von der Station ins Pflegelei- tungsbüro, wird Abteilungsleitung – heute Stellvertretende Pflegedienstleitung – mit dem Schwerpunkt „OP-Reorganisation“.

Einmal quer durch ganz Berlin

Der Wechsel ist eine wichtige berufliche Erfahrung, „von Pflegedienstleiterin Ursula Völz bekam ich vorgelebt wie wichtig es ist, neben der fachlichen Kompetenz in dieser Position auch eine soziale zu haben“.

Kleinraumbüro mit Bald-Oberin Nach einer Auszeit – die erste Tochter wird geboren – steht 2002 der nächste Wechsel an, diesmal auch ein räumlicher:

Nach mehr als zehn Jahren Westend heißt die neue Büroadresse „Mozartstraße 37“.

Oberin Heidi Schäfer-Frischmann holt Astrid Weber in das Team des Zentralen Pflegemanagements, „dem Bindeglied zwischen Einrichtungen und Oberin“.

Sie ist dort zuständig für Funktions-

Wäre die Rittberg-Klinik in Lichterfelde heute nicht Sitz des DRK-Generalssekretariats,

sondern noch immer ein Krankenhaus der Schwesternschaft, dann hätte Astrid Weber vielleicht den kürzesten Arbeitsweg überhaupt – mit Mann und Töchtern wohnt sie in der Carstennstraße schräg gegenüber. Ihr tatsächlicher Arbeitsort jedoch liegt drei Berliner Stadtbezirke weiter östlich, Astrid Weber arbeitet als Pflegedienstleiterin in den DRK Kliniken Berlin | Köpenick.

// FOTOS DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN (2); HOLGER GROSS, DANIEL FLASCHAR

Astrid Weber leitet den Pflegedienst in den DRK Kliniken Berlin | Köpenick und sie ist seit Oktober „Zweite Stellvertretende Vorsitzende“ der Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaft

„Von Ursula Völz bekam ich vorgelebt

wie wichtig es ist, neben der fachlichen Kompetenz in dieser Position auch eine soziale zu haben“

»An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln, an schweren nie.« JEAN GIRAUDOUX

hedwig

23

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2012

Seit Oktober die Zweite Stellvertretende Vorsitzende: Astrid Weber

(13)

bereiche und Pflegecontrolling, „meine vielen Jahre im Westend, in denen ich auf den unterschiedlichen Positionen praktische Erfahrungen sammeln konnte, waren natürlich von großem Vorteil“.

Ihre „alte“ Klinik am Spandauer Damm und die anderen Einrichtungen besucht sie weiter regelmäßig, das „Klinikgeschäft“

und die enge Zusammenarbeit mit den Pflegedienstleitungen bleiben ein wich- tiger Teil in ihrer Arbeit. Eng ist auch die Zusammenarbeit mit der heutigen Oberin:

Sie teilt sich mit Doreen Fuhr die Betreu- ung der verschiedenen Einrichtungen – und das kleine Arbeitszimmer in der Schwesternschaftszentrale, „wir saßen im Büro Rücken an Rücken“; ein Vorteil, denn vieles lässt sich leichter auf diesem sehr kurzen Dienstweg klären. Neben der Arbeit im Zentralen Pflegemanagement lernt Astrid Weber die Arbeit in Schwestern- schaft und den Gremien intensiv kennen.

Im Jahr 2005 wählen die Mitglieder sie in den Vorstand der Schwesternschaft.

Was sie hier an Erfahrungen und Wissen sammelt, braucht Astrid Weber für die

nächste, große Aufgabe, die sie im Sep- tember 2009 erwartet: Nach der Geburt der zweiten Tochter wird sie die Pflege- dienstleitung in den DRK Kliniken Berlin|Köpenick übernehmen – „am Standort gab und gibt es viel zu tun“–, die Voraussetzungen, etwas zu bewegen, die stimmen: eine Krankenhausleitung, die sehr gut zusammenarbeitet, dazu leistungsstarke, dynamische Chefärzte wie auch motivierte Abteilungsleitungen und Pflegekräfte. Die neue PDL spürt sofort: „diese neue Aufgabe ist eine Herausforderung, die zu mir passt“.

Die Entwicklung des Standortes verlief in den letzten Jahren äußerst positiv, Astrid Weber hat ihren Beitrag dazu geleistet. Das ist für sie jedoch kein Grund, sich nun zurückzulehnen, „jeden Tag

warten neue Herausforderungen, wenn alle weiterhin so konstruktiv zusammen- arbeiten, schaffen wir das auch in der Zukunft“. Ganz neu ist da seit Oktober 2012 noch eine andere Funktion, nämlich die der Zweiten Stellvertretenden Vorsit- zenden der Schwesternschaft. Und für sie ist das eine interessante, wieder neue Konstellation – Pflegedienstleitung und stellvertretende Vorsitzende. Astrid Weber kann dabei auf ihre vielfältigen Erfah- rungen, die sie in den vergangenen Jahren gemacht, hat zurückgreifen. Sie kennt die Zusammenhänge und Abläufe vor Ort, in den Einrichtungen der Schwestern- schaft, „dieses Wissen mit der Arbeit für den Verein zu kombinieren, übt schon einen besonderen Reiz aus“. Die gemein- same Zeit mit Oberin Fuhr in der „Büro- gemeinschaft“ erleichtert jetzt auch die Zusammenarbeit auf Vereinsebene,

„wir kennen uns seit über zehn Jahren“.

Übrigens haben Vorsitzende und Stell- vertretende nicht nur gemeinsam die

„Schule Mozartstraße“ absolviert, „wir haben beide fast zur gleichen Zeit an der gleichen Hochschule studiert“.

Und noch einer Herausforderung hat sie sich täglich zu stellen – ihr Familienleben ist gut durchorganisiert. Gemeinsam mit ihrem Mann teilt sie sich die Betreuung der Kinder an den Nachmittagen – „da gibt es einen festen Plan“. Ist ein Arbeitstag sehr anstrengend, „dann erden mich meine Kinder“. Die Freizeit gestaltet sie meist sportlich, „im Winter Skifahren, im Sommer wandern und zu jeder Jahreszeit regelmäßig laufen“. Das hält den Körper fit und „macht den Kopf frei“. Vergangenes Jahr hat sie ihren ersten Lauf über die zehn Kilometer bestritten, beim Berliner Frauenlauf; an dem nimmt sie seit ein paar Jahren teil „und weitere werden folgen“.

Und wenn dann noch Zeit bleibt, genießt Astrid Weber das Berliner Kulturleben.

„Die Arbeit in

Köpenick ist eine Herausforderung, die zu mir passt“

Neue Schulleitung für das biz

Das Bildungszentrum für Pflege- berufe hat eine neue Leiterin:

Daniela Köhler – sie ist seit dem 1. Oktober nun auch offiziell für den Schulbetrieb verantwortlich. Daniela Köhler hat 1992 ihr Krankenpflegeexamen abgelegt, seit 2005 ist sie auch Diplom-Pflege- pädagogin. Am Bildungszentrum der DRK-Schwesternschaft Berlin arbeitet Daniela Köhler seit 2006. Die gebürtige Rostockerin wohnt in Berlin-Friedrichs- hain und hat zwei Töchter. Daniela Köhlers Stellvertreterin ist übrigens Gudrun Fiehöfer. Sie arbeitet für das biz in dieser Funktion ebenfalls seit Oktober.

Helfen aus Freude

„Wir brauchen Sie, Sie sind eine wichtige Bereicherung“, hatte im Frühjahr Oberin Doreen Fuhr gesagt; sie meinte damit die Ehrenamtlichen, die an diesem Maitag – auf Anregung von Isabella Trendel – geehrt wurden. Fast zwanzig sind es aktuell, die in den DRK Kliniken Berlin | Pflege & Wohnen Mariendorf helfen – Angehörige von Bewohnern der Pflegeeinrichtung, ehemalige Kolleginnen „und Menschen, die einfach für andere da sein wollen“. Sie alle kommen mindestens an einem Wochentag, freiwillig und unentgeltlich. Dann kümmern sie sich um die Bewohner, lesen ihnen vor und begleiten sie auf kurzen Spaziergängen. Oder die Ehrenamtlichen kaufen für die Bewohner ein und kochen mit ihnen. Die Liste gemein- samer Aktivitäten ist lang. Und immer wissen die Mitarbeiter der Einrichtung: „wir können uns auf Sie jederzeit verlassen“. Ob Sommerfest – das 28. wurde dieses Jahr gefeiert – oder der schon berühmte Mariendorfer Adventbasar: Die Ehrenamtlichen organisieren und helfen immer

auch bei diesen „Großereignissen“ mit.

Berliner Rotes Kreuz

hat neuen Präsidenten

Uwe Kärgel (rechts im Bild) ist seit Ende Oktober neuer Präsi- dent des Berliner Roten Kreuzes. Sabine Berg- mann-Pohl, die bislang das Amt ausübte, verzichtete aus privaten Gründen auf eine erneute Kandidatur: Sie möchte mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Nur noch ein Ehrenamt will Sabine Bergmann-Pohl jetzt ausüben – das für den Vorstand der DRK-Schwesternschaft Berlin. Der neue Präsident war bislang Vizepräsident des Lan-

desverbandes, im Hauptberuf ist Uwe Kärgel Rechtsanwalt und Notar. Die Landesversammlung wählte ihn in offener Abstimmung ohne Gegenstimme zum obersten Repräsentanten des Berliner DRK.

An seiner Seite, als Vizepräsidenten, arbeiten Margret Diwell, ehemalige Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin, und der wiedergewählte Landesarzt, Jens-Uwe Retter. In weitere Positionen gewählt wurden als Schatz- meisterin Kerstin Thiele sowie als Vertreter der ehrenamtlichen Gemeinschaften, Norbert Kroschel, und der Vertreter des Jugendrotkreuzes Berlin, Mirko Lejsek. Oberin Doreen Fuhr engagiert sich als Vertreterin der Schwesternschaft im Landes- ausschuss des Berliner Roten Kreuzes.

Offene Türen

Freiwillig ins Krankenhaus? Ja, und das manchmal auch zu Tausenden: Laden nämlich die DRK Kliniken Berlin ein, dann kommt die ganze Nachbarschaft vorbei. Und die Besucher wollen Spektakuläres geboten bekommen – und sich dabei weiterbilden. „Infotainment“

lautet der Marketingbegriff. Wie in Köpenick zum Beispiel: „Flatie“, „Outie“, „Inbetween“

sind nicht die Namen irgendeiner Hip-Hop- Gang: So hießen die auf Fotos gezeigten Bauchnabel. Jeder, der seinen Nabel am „Tag der offenen Tür“ fotografieren ließ, konnte an

einer Verlosung teilnehmen. Diese Aktion war nur eine von vielen ungewöhnlichen, die sich die Klinik-Mitarbeiter haben einfallen lassen. Und die kamen sehr gut an bei den Besuchern, von denen sich einige schon lange vor dem offiziellen Beginn in der Klinik umschauten. Dabei hätten die fast einen prominenten Besucher getroffen, der am Vormittag am VIP-Rundgang teilnahm: Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja. In Begleitung anderer geladener Gäste bekam der Politiker ausgesuchte Funktionsbereiche vorgestellt, auf die das Köpenicker Krankenhaus besonders stolz ist. Vorbehalte abbauen, sich kennenlernen.

»Wer überlegt, sucht auch Beweggründe, nicht zu dürfen« GOTTHOLD EPHRAIM LESSING

hedwig

(14)

Drei Jahrzehnte Paulinenhaus-Oberin Am 18. Mai 1925 übernahm die Wupper- talerin die Leitung der Schwesternschaft Paulinenhaus in Berlin-Charlottenburg.

Diese Schwesternschaft vom „Paulinen- Haus für Kranken- und Kinderpflege“

war 1903 gegründet worden und küm- merte sich – wie der Name bereits vermu- ten lässt – in den ersten Jahren insbesonde- re um körperlich unterentwickelte Jungen und Mädchen. Später betrieben die Schwes- tern ein eigenes Krankenhaus, das „Kran- kenhaus Paulinenhaus“ – die Klinik hatte jedoch seit ihrer Einweihung immer wieder mit wirtschaftlichen Schwierig- keiten zu kämpfen, die die Existenz der Schwesternschaft selbst bedrohten. Oberin Wesenfeld übernahm das Amt in dieser wirtschaftlich so turbulenten Zeit.

D

anach begann am 1. April 1913 ihre Ausbildung zur Hebamme, am 20.

Dezember 1913 legte Else Wesenfeld an der Bonner Universitäts-Frauenklinik ihr

„Hebammen-Examen“ ab. Fünf Jahre später, am 1. März 1918, bestand sie die nächste Abschlussprüfung: Nun war die 34-jährige eine staatlich geprüfte Säug- lings-Pflegerin. Bereits seit dem 1. August 1914 – genau an dem Tag trat Deutschland

in den Ersten Weltkrieg ein – war Else Wesenfeld Mitglied der Rot-Kreuz-Schwes- ternschaft Wuppertal-Barmen.

Nach Kriegsende arbeitete die Rot-Kreuz- Schwester als Hebamme und Kinderkran- kenpflegerin. Auch war Else Wesenfeld eine Unterrichtsschwester, vom 1. Januar 1924 bis zum 30. April 1925 schulte sie Anwärterinnen für ihre Schwesternschaft.

Else Wesenfeld kam am 19. Oktober 1884 im Bergischen Land zur Welt – in Barmen, einem Vorort von Wuppertal.

Zwischen 1891 und 1901 besuchte sie die Höhere Mädchenschule und absolvierte an der Erbherzogin-Hilda-Haus- haltungsschule in Freiburg im Breisgau eine Ausbildung zur Hauswirtschaftskraft. In den folgenden Jahren unterstützte Else Wesenfeld ihre Mutter bei der Erziehung der jüngeren Geschwister – der Vater war bereits 1900 verstorben.

Ab Januar 1910 führte sie für drei Jahre lang einen „großen Haushalt“ in Wendlingen am Neckar.

Anders als ihre Vorgängerinnen, die beide nur drei und vier Jahre die Schwesternschaft führten, sollte Else Wesenfeld drei Jahrzehnte lang den Vorsitz über die Paulinenhaus- Schwesternschaft innehaben.

Während der Olympischen Spiele 1936 war Oberin Wesenfeld für den

„weiblichen Sanitätsdienst“ verant- wortlich. Von Adolf Hitler unterzeich- net, erhielt sie „für Verdienste um die Deutschland übertragenen Olympischen Spiele“ eine Urkunde und die „Deutsche Olympia-Erinnerungsmedaille“.

Ausgezeichnet wurde Else Wesenfeld auch mit dem „Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse“, am 1. September 1944, dem fünften Jahrestag des Angriffs Deutsch- lands auf Polen; wieder unterzeichnete der Diktator persönlich die Belobigung.

Else Wesenfeld blieb bis 1955 Oberin der Brandenburgischen Schwestern- schaft Paulinenhaus, ab dem Jahr führte die Schwesternschaft diesen Namen, da der Verein sich mit der Schwestern- schaft Brandenburg zusammengeschlos- sen hatte. „Mit großer Güte, steter Hilfs- bereitschaft, Umsicht und Klugheit“ – wie es in ihrem Nachruf stand – hatte sie die Rot-Kreuz-Schwesternschaft geleitet. Ihren Ruhestand verbrachte Else Wesenfeld in der Heimat.

Am 10. August 1972 starb die Paulinen- haus- Oberin im Alter von 88 Jahren.

„Sie lebte in der Treue zu ihrer Pflicht und in der Gewissheit ihres Glaubens“

lautete der Text ihrer Traueranzeige, die die jüngeren Schwestern Gertrud und Martha und ihre Pflegerin Marianne Weller veröffentlichen ließen. Else Wesenfeld wurde auf dem Friedhof der evangelisch-reformierten Gemeinde in ihrer Heimatstadt Wuppertal- Barmen bestattet.

Olympische Ringe, rotes Kreuz

In der Reihe „Oberinnen im Porträt“

sind bereits erschienen:

Elsbeth von Keudell (hedwig I/2007) Anna Maria Luise Scheld (hedwig II/2007) Rose Zirngibl (hedwig I/2008) Hedwig von Rittberg (hedwig II/2008) Hertha Janke (hedwig I/2009) Cläre Port (hedwig II/2009) Gerda von Freyhold (hedwig I/2010)

Alexandrine von Üxküll-Gyllenband (hedwig II/2010) Ehrengard von Graevenitz (hedwig I/2011) Clementine von Wallmenich (hedwig II/2011) Christa Rohr (hedwig I/2012)

Else Wesenfeld, Oberin der Brandenburgischen Schwesternschaft Paulinenhaus

Else Wesenfeld übernahm das Oberinnenamt

in turbulenten Zeiten

„Sie lebte in der Treue zu ihrer Pfl icht und in der Gewissheit ihres Glaubens“

»Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können.« ABRAHAM LINCOLN

hedwig

27

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2012

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zusätzlich stießen die Einsatzkräfte im Zuge ihrer Kontrollen auf eine Frau, die in einer Mietwohnung in Friesenheim illegal der

Drei der nicht angemeldeten Pensionen befanden sich im Stadtteil Oppau und eine in der Gartenstadt. Die Stadtverwaltung leitete entsprechende

Er weiß, dass es Kai auch in dieser Schule nicht leicht haben wird und dass er sich durch diese Aufnahme nicht nur die Verantwortung für ein besonderes Kind, sondern auch so

Juni 2012 müssen die Regierungschefs endlich eine Minderung klimaschädlicher Treibhausgasemissionen von 30 Prozent bis 2020 in Europa beschließen.. Ohne einen

In die- ser Geschichte gab es nur ein einzi- ges 1989, eines, in dem die Demokra- tie über den Kommunismus siegte, die Mauer fiel und der Weg frei wur- de für ein „ungeteiltes,

«Nur wenn ein Kind diese Grunderfahrungen von emotionaler Geborgenheit und eigener Kompetenz machen konnte, ist es später in der Lage, auch eine eigene Vorstellung von sich selbst

Im Gegenteil, sie erleben vielfach eher emotionalen Druck, da das nicht begreifbare Infektionsrisiko für andere sich auf Kinder selbst traumatisch auswirken kann: »Sie leben in

Ich habe die Mama wieder hineingeholt und ihr gesagt: "Sie haben es gut gemeint, aber sie müssen die Wahrheit sagen." Der Bub ist ganz zornig geworden und hat