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Zwangsarbeit in der „Ostmark“: Landwirtschaft und Rüstungsindustrie im Vergleich

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Academic year: 2022

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(1)

Ernst Langthaler

Zwangsarbeit in der „Ostmark“:

Landwirtschaft und Rüstungsindustrie im Vergleich

Webinar von erinnern.at am 24.6.2021

(2)
(3)

1. Was heißt „Zwangsarbeit“?

2. Zwangsarbeit als politisch-ökonomisches System 3. Zwangsarbeit als Lebenswelt

a) Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau b) Zwangsarbeit in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Linz

4. „Entschädigung“ von Zwangsarbeit?

Gliederung

c) Vergleichende Zusammenfassung

(4)

Propagandaschrift des GBA 1943

(5)

repressive Macht (Zwangsarbeit  Beute) konditionierte Macht

(Solidararbeit  Gabe)

kompensatorische Macht (Lohnarbeit  Ware)

Merkmal 1: geringer oder kein Einfluss auf Beginn und Ende eines Arbeitsverhältnisses

Merkmal 2: geringer oder kein Einfluss auf diskriminierende Arbeits- und Lebensbedingungen

Vielfalt der

Arbeitsbeziehungen

(6)

1. Was heißt „Zwangsarbeit“?

2. Zwangsarbeit als politisch-ökonomisches System 3. Zwangsarbeit als Lebenswelt

a) Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau b) Zwangsarbeit in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Linz

Gliederung

4. „Entschädigung“ von Zwangsarbeit?

c) Vergleichende Zusammenfassung

(7)
(8)

repressive Macht (Zwangsarbeit  Beute)

wenig diskriminierte Zwangsarbeitende stark diskriminierte

Zwangsarbeitende

„Sklaven- arbeiter“

konditionierte Macht (Solidararbeit  Gabe)

kompensatorische Macht (Lohnarbeit  Ware)

Lohnarbeiter Angestellte

Beamte Familienangehörige

DienstbotInnen TaglöhnerInnen

dienstverpflichtete Deutsche

Herrschaftskompromiss zwischen Kriegsökonomie und

Rassenideologie

Kriegsdienst

Solidarbeziehungen Leistungsanreize

„Arbeitseinsatz“

(9)

„Schaubild der Woche“ im Amstettner Anzeiger 1943

Konventionelle Interpretation: Resistenz des bäuerlichen Milieus Alternative Interpretation: Effizienz der bäuerlichen Familienwirtschaft

(10)

ZivilarbeiterInnen 70%

Kriegsgefangene 16%

KZ-Häftlinge 7%

"ungarische Juden"

7%

ZwangsarbeiterInnen in der „Ostmark“ Ende 1944

ca. 830.000 Personen

(ohne zur Zwangsarbeit verpflichtete österreichische „Juden“, „Zigeuner“, Justizhäftlinge und AEL-Häftlinge)

= ca. 30 % der Werktätigen

(11)

Nationalität der ZivilarbeiterInnen in der „Ostmark“

0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000

4/1941 9/1944

Sonstige Sowjets Franzosen Jugoslawen Italiener

Polen

(12)

Nationalität der Kriegsgefangenen in der „Ostmark“

0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000 160.000 180.000 200.000

9/1941 12/1944

Sonstige Sowjets Italiener

Jugoslawen Franzosen Belgier

Polen

(13)

Geschlecht der ZivilarbeiterInnen in der „Ostmark“

(14)

Wirtschaftszweige der ZivilarbeiterInnen in der „Ostmark“

0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000

5/1942 5/1944

Sonstige Metall- und

Maschinenindustrie Baugewerbe

Land- und

Forstwirtschaft

(15)

Wirtschaftszweige der Kriegsgefangenen in der „Ostmark“

0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000

12/1940 6/1942

Sonstige Metall- und

Maschinenindustrie Bauarbeiten

Land- und

Forstwirtschaft

(16)

1. Was heißt „Zwangsarbeit“?

2. Zwangsarbeit als politisch-ökonomisches System 3. Zwangsarbeit als Lebenswelt

a) Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau b) Zwangsarbeit in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Linz

Gliederung

4. „Entschädigung“ von Zwangsarbeit?

c) Vergleichende Zusammenfassung

(17)
(18)

Regionale Typen der landwirtschaftlichen Arbeitskräftebasis in Niederdonau

1939

Gänserndorf

(19)

Marschall-Hof in Gänserndorf

(20)

0 100 200 300 400 500 600

7/1940 1/1941 7/1941 1/1942 7/1942 1/1943 7/1943 1/1944 7/1944 1/1945

Arbeitstage pro Monat

Sonstige Taglöhner Saisonarbeiter

Dienstboten (mit Kriegsgefangenen) Familie (mit Ausgedinge)

Monatliche Arbeitsleistungen im 71-Hektar-Betrieb des Leopold Marschall in Gänserndorf 1940-1945

4 inl. Knechte, 1 „Polin“

3 inl. Knechte, 1 „Polin“, 1 serb. Kriegsgefangener

2 inl. Knechte, 1 „Polin“, 1 „Ostarbeiterin“,

2 serb. Kriegsgefangene

„Ost- arbeiter“

Bauer, Bäuerin, Tochter, Schwester des Bauern

slowakische SaisonarbeiterInnen

(21)

Anzahl ausländischer Zivilarbeitskräfte in der Land- und

Forstwirtschaft und deren Anteil an der Gesamtheit der

Zivilarbeitskräfte (Agrarquote) nach Geschlechtern in

Niederdonau 1941–1944

(22)

Julia Kádár

„Gemüsebauer Brenke hat zur Bergung seiner Ernte ebenfalls

Ausländerinnen eingesetzt.“ (Bildlegende in einer Propagandaschrift 1943)

(23)

Dmitrij Filippovich Nelen

„Ostarbeiter bei der Ernte. Sie leisten der deutschen Landwirtschaft große Hilfe.“ (Bildlegende in einer Propagandaschrift 1943)

(24)

Helene Pawlik im geliehenen Sonntagskleid

neben Zugvieh um 1940

(25)

Sergej Zacharovic Ragulin beim Interview in Moskau 2001

(26)

Janusz Kieslowski (Pseudonym) vulgo „Wenzel“

(27)

1. Was heißt „Zwangsarbeit“?

2. Zwangsarbeit als politisch-ökonomisches System 3. Zwangsarbeit als Lebenswelt

a) Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau b) Zwangsarbeit in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Linz

Gliederung

4. „Entschädigung“ von Zwangsarbeit?

c) Vergleichende Zusammenfassung

(28)
(29)

Standorte der RWHG in der „Ostmark“ (mit Alpine Montan)

(30)

Hütte Linz, Hochöfen und Reste des Dorfes St. Peter

(31)

Beschäftigtenstand der RWHG Linz 1938-1945

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000 16.000 18.000 20.000

8/1938 12/1939 12/1940 12/1941 12/1942 12/1943 12/1944 4/1945 12/1945

(32)

InländerInnen 24%

ausländische ZivilarbeiterInnen

48%

Kriegsgefangene 8%

KZ-Häftlinge 20%

Arbeitskräfte in den RWHG Linz 1944

Gesamtzahl: ca. 27.200 Personen

Ausländeranteil: ca. 67 %

(33)

Nina und Oleksij Kruhlik (links)

auf dem Pöstlingberg in Linz um 1944

(34)

Lina Rodgers beim Treffen mit „Slawa“ in Linz im Mai 1944

(35)

Oledij Petrowitsch Derid auf einem Ausweisfoto

der RWHG Linz 1942

(36)

Jerzy Slazak beim Interview in seiner Wohnung

in der Nähe von London 1999

(37)

Martin und Ignaz Wachtel

KZ-Häftlinge bei Aufräumarbeiten in der Kokerei der RWHG Linz 1944

(38)

1. Was heißt „Zwangsarbeit“?

2. Zwangsarbeit als politisch-ökonomisches System 3. Zwangsarbeit als Lebenswelt

a) Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau b) Zwangsarbeit in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Linz

Gliederung

4. „Entschädigung“ von Zwangsarbeit?

c) Vergleichende Zusammenfassung

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Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau

Zwangsarbeit in den „Reichs- werken Hermann Göring“ Linz

• Arbeitskräftezahl gleich bleibend oder abnehmend

• Arbeitskräftezahl stark zunehmend

• vorwiegend Privatunterkunft, Lager- unterkunft für Kriegsgefangene und

„ungarische Juden“

• fast ausschließlich Lagerunterkunft auf oder nahe dem Werksgelände

• Einzeleinsatz in Klein- und Mittel- betrieben, Gruppeneinsatz in Groß- und Gutsbetrieben

• fast ausschließlich Gruppeneinsatz

• seltene Wechsel in Viehzucht-

gebieten, häufige Wechsel in Acker- und Weinbaugebieten

• häufige Wechsel einiger Gruppen (SowjetbürgerInnen 1942, Französ- Innen 1943, ItalienerInnen 1944)

• vielfach Abschwächung von Hierar- chien zwischen In- und Ausländer- Innen in Familienbetrieben durch gemeinsames Arbeiten und Leben

• starre Hierarchien zwischen inländi- schem Führungspersonal und aus- ländischen Untergebenen durch abge- grenzte Arbeits- und Lebensbereiche

(40)

• Körperkraft wichtiger als Fertigkeiten • Fertigkeiten wichtiger als Körperkraft

• meist Entbindungen im Krankenhaus und Kinderversorgung am Hof

• fallweise Zwangsabtreibungen und Abgabe in „Säuglingspflegeheim“

• Ernährung und sonstige Versorgung abhängig von informellen Beziehungen

• Ernährung und sonstige Versorgung abhängig von formellen Regelungen

• geringe Lebensgefahr durch Luftangriffe

• hohe Lebensgefahr durch Luftangriffe

• wenig Kontakte mit Landsleuten in Streusiedlungen, häufigere Kontakte im Dorf

• tägliche Kontakte mit Landsleuten im Werk und im Lager

• Bestrafung manchmal durch Dienstgeber selbst (vor allem bei Arbeitskräftemangel)

• Bestrafung durch Vorgesetzte und Werkschutz in enger Kooperation mit NS-Behörden

• Zwang zur Individualisierung im Einzeleinsatz / Zwang zum Kollektiv im Gruppeneinsatz

• Zwang zum (ethnisch oder national abgegrenzten) Kollektiv

(41)

Ernährungssicherung durch Zwangsarbeit

Industrialisierungsschub durch Zwangsarbeit

Bruttonationalprodukt der „Ostmark“ 1938-1944

Industriebeschäftigte der „Ostmark“ 1939-1944 Landarbeitskräfte der „Ostmark“ 1939-1942

Niederdonau 1943: ZwangsarbeiterInnen ersetzen 14% der Arbeitskräfte von 1939

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1. Was heißt „Zwangsarbeit“?

2. Zwangsarbeit als politisch-ökonomisches System 3. Zwangsarbeit als Lebenswelt

a) Zwangsarbeit in Bauern- und Gutsbetrieben in Niederdonau b) Zwangsarbeit in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Linz

Gliederung

4. „Entschädigung“ von Zwangsarbeit?

c) Vergleichende Zusammenfassung

(43)

Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit (Versöhnungsfonds)

Versöhnungsfonds-Gesetz

• einstimmige Beschlussfassung im Parlament: 7.7.2000

• Inkrafttreten: 27.11.2000

Dotierung: 6 Mrd. S (439 Mio. €)

• 70% von Bund und Ländern

• 30% von österreichischen Wirtschaftsunternehmen

Laufzeit: 2000–2005

Leistungsberechtigte (Schätzung): 150.000 Personen

Leistungsempfänger: 132.395 Personen (88 %)

(44)

Kategorien von Leistungsberechtigten

• „Sklavenarbeiter“ in KZ oder AEL: 105.000 S

• ZwangsarbeiterInnen in Industrie und Gewerbe sowie im öffentlichem Dienst:

35.000 S

• ZwangsarbeiterInnen in Land- und Forstwirtschaft sowie häuslichen Diensten:

20.000 S

• „Härtefälle“ mit schwerer physischer oder psychischer Schädigung, die nicht als „Sklavenarbeiter“ gelten, erhalten bis zu doppelten Geldbetrag

• damalige Kinder vor Vollendung des 12. Lebensjahres erhalten jenen Betrag, der einem Elternteil zusteht oder zustehen würde

• Frauen, die im Zwangsarbeitseinsatz ein Kind gebaren oder zum Schwangerschaftsabbruch genötigt wurden: 5.000 S

Nicht-Leistungsberechtigte

Kriegsgefangene, „Italienische Militärinternierte“, inländische ZwangsarbeiterInnen, Häftlinge der KZ Mauthausen und Dachau

(45)

Von der Geschichte zum Gedächtnis

Referenzen

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