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Was gut ist, kommt wieder —Die Bibliothek als Digitaler Mittler EDITORIAL

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www.b-i-t-online.de 19 (2016) Nr. 3 online

Biblioth k Inf ti T hnolo i

217

Was gut ist, kommt wieder —

Die Bibliothek als Digitaler Mittler

EDITORIAL

Lange Zeit war die Bibliothek reiner Inhalteanbieter. Die (analogen) Informationen wurden gekauft und befanden sich im Besitz der Bibliothek. Sie hat diese Inhalte erschlossen und in unterschiedlichster Form für die Nutzer angeboten.

Die Vermittlung von Inhalten, die nicht im Bestand der Bibliothek waren, die Fernleihe oder neudeutsch document delivery, war gemessen am Gesamtumsatz eine Marginalie. Das alles firmierte unter dem Begriff der bestandsorientierten Bibliothek.

Noch zur Hochzeit der analogen Bibliothek wurde dann – besonders bei den Zeitschriften – das Thema „access versus holdings“ virulent und heftig diskutiert. Da nicht mehr alles gekauft werden konnte, sollte es auf Anforderung „nur“

beschafft werden.

Die digitale Welt hat diese Konstruktion und ihre Diskussio­

nen aber komplett überflüssig werden lassen. Die Konzen­

tration auf den Aufbau eines Bestands und die anschließende Ausleihe ist heute kaum mehr konstituierendes Merkmal einer Bibliothek. Vielmehr ist sie schon heute meist „Mittler“

digitaler Inhalte geworden und damit Internet­ Portalen wie Google viel näher als einem klassischen Kaufhaus mit einem definierten Warenangebot, wie es die Bibliothek in der analo­

gen Welt noch war.

Diese Funktion des Portals wird als grundlegendes Merk­

mal der Bibliothek der Zukunft immer wichtiger werden. Als

„Next Level Library“ wird die Bibliothek der Zukunft Inhalte verschiedenster Formate und Provenienzen zusammenschal­

ten und dabei den Nutzen der weltweit verstreut liegenden Inhalte nicht nur mehren, sondern grundlegend neue Zu­

sammenhänge entstehen lassen. Dabei wird es zunehmend unwichtig, ob diese Inhalte Daten sind, Texte, Bilder, Videos oder Software. Es wird zunehmend irrelevant sein, ob diese Inhalte frei verfügbar sind oder hinter einer Paywall liegen.

Und es wird zunehmend unerheblich, ob sie mit Metadaten sauber erschlossen sind, ob sie strukturiert vorliegen oder als unstrukturierte Daten über entsprechende (Big data)­

Technologien erschlossen werden können und müssen.

Der große Unterschied zwischen Google und ähnlichen kommerziellen Portalen und der Bibliothek der Zukunft ist dann allein der neutrale Angang und die Unparteilichkeit.

Dieses große Asset darf man nicht unterschätzen. Es ist essentiell für die Freiheit der Wissenschaft (wissenschaftliche Bibliotheken) und die gesamte Gesellschaft (öffentliche Bibliotheken).

Im Unterschied dazu sind (die meist leistungsfähigeren) kommerziellen Portale nicht neutral und zudem intrans­

parent. Meist folgen ihre Algorithmen wirtschaftlichen, weltanschaulichen oder anderen Partikulärinteressen, die die Ergebnisse dann – manchmal subtil, bisweilen auch brachial – mehr oder weniger manipulieren.

„Next Level Libraries“ sind als Bibliotheken in ihrer zukünftigen Ausformung als digitale Mittler hingegen der Neutralität und Wahrheit verpflichtet, wenn man diesen altmodischen Begriff und Anspruch im 21. Jahrhundert noch so formulieren darf.

Und damit sind plötzlich die in die Krise gekommenen und häufig gescholtenen traditionellen bibliothekarischen Normen wie Werteorientierung und Neutralität im digitalen Kontext wieder von höchster aktueller Relevanz.

Was gut ist, kommt eben wieder – wenn auch manchmal auf Umwegen und in ganz anderem Gewand.

Wir haben die entsprechende Lektüre in diesem Heft:

Hintergründe zum Thema Marketing in Bibliotheken, Open Science, ein Interview mit der Präsidentin der American Library Association (ALA), Sari Feldman, die Bibliotheken für unverzichtbar hält und viele Kongressberichte rund um die digitale Zukunft.

Herzlich Ihr Rafael Ball

Chefredakteur Dr. Rafael Ball Direktor der ETH-Bibliothek Zürich

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