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Investoren gegen den Klimawandel

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Investoren gegen den Klimawandel

Bei winterlichen Temperaturen mag der Gedanke an die globale Erwärmung kurzfristig in den Hintergrund treten, doch das Thema drängt. Es ist bewiesen, dass die Sommertemperaturen in Europa 1,6- bis 1,8-mal schneller steigen als in anderen Teilen der Welt. Die Frostperioden in Frankreich werden jeden Winter um drei bis fünf Tage kürzer. Die Gletscher schmelzen oder verschwinden ganz wie der Calderone im italienischen Apennin 2017. Dieser Trend wird sich noch verstärken. In dreißig Jahren werden die Winter in Deutschland um etwa drei Grad milder und die Sommer in Italien rund fünf Grad heißer sein als heute.

Es war das große Ziel des Pariser Klimaschutzgipfels (COP 21) von 2015, diese Entwicklung zu stoppen. Die Weltgemeinschaft hatte sich dort darauf verständigt, die globale Erwärmung bis 2050 auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, im Idealfall sogar auf nur 1,5 Grad. Dazu sollten die Treibhausgas-Emissionen reduziert werden. Jedes Land sollte sich dafür eigene Ziele setzen, sie in die Gesetzgebung einbinden und die Umsetzung sicherstellen.

Die Bilanz des COP-23-Gipfels 2017 sah jedoch düster aus: Während kleine Inselstaaten das Abkommen rasch ratifiziert, die Ziele in Gesetzesvorhaben umgesetzt und die nötigen Maßnahmen zur Einhaltung des Abkommens getroffen haben, zögern andere Staaten.

Frankreich etwa hat versäumt, etwas zu tun und stattdessen entschieden, den Ausstieg aus der Kernkraft und den Ausbau erneuerbarer Energien zu

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verzögern. Deutschland hat seine Klimaziele ebenfalls verfehlt, ebenso wie Belgien, Finnland, Malta, Irland, Österreich oder Luxemburg. Die USA sind ganz aus dem Pariser Klimavertrag ausgestiegen.

Investoren suchen nachhaltige Lösungen

Angesichts des fehlenden Engagements der Regierungen ist es an der Wirtschaft, die Treibhausgas- Emissionen zu reduzieren. Viele Investoren tun dies b e r e i t s . E i n i g e d e r w e l t w e i t g r ö ß t e n Investmenthäuser, Pensionskassen und Banken wenden sich ab von fossilen Brennstoffen, veralteter Infrastruktur und Unternehmen, die nicht auf die Risiken des Klimawandels vorbereitet sind. Eine Studie des Asset Owners Disclosure Project (AODP) ergab, dass 60 Prozent der weltweit 500 größten Vermögensverwalter versuchen, die finanziellen Risiken des Klimawandels zu identifizieren. Eine weitere Untersuchung im Auftrag von HSBC zeigte, dass zwei Drittel der befragten institutionellen Investoren planen, mehr Geld in den Klimaschutz zu investieren.

Beim COP-23-Gipfel verpflichteten sich 225 namhafte Investoren mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt mehr als 26 Billionen US-Dollar, sich mehr zu engagieren. Sie forderten 100 Unternehmen auf, mehr für den Klimaschutz zu tun. Diese Unternehmen sind für rund 85 Prozent der gesamten Treibhausgas- Emissionen weltweit verantwortlich. „Climate Action100+“ heißt die Initiative, bei der Anleger verstärkt auf den Co2-Ausstoß der Unternehmen achten, in die sie investieren.

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Es kommt Bewegung in die Sache

Anders als in der Politik blieb es nicht bei Absichtserklärungen. Swiss Re, der zweitgrößte Rückversicherer der Welt, hat sein gesamtes Liquid- Asset-Portfolio von 130 Milliarden US-Dollar auf Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Indizes verlagert. BNP Paribas will die Finanzierung der Kohleförderung einstellen. Frankreichs führender Versicherer Axa gab Ende 2017 bekannt, von Investitionen in Kohle abzurücken und den Bau neuer Kohlekraftwerke wie auch das Geschäft mit ölhaltigen Sanden künftig nicht mehr zu versichern. Außerdem will das Unternehmen seine Investitionen in erneuerbare Energien bis 2020 von sechs auf zwölf Milliarden Euro verdoppeln. Die Europäische Union dagegen plant, im selben Zeitraum nur neun Milliarden Euro für Klimaprojekte in Afrika und der EU auszugeben.

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Es gibt immer mehr Investmentfonds, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Im Sommer 2017 zählten die Experten bei Scope Analysis rund 90 neue Fonds, die seit 2015 lanciert worden sind. Demnach gibt es für deutsche Anleger bereits 433 nachhaltige Ucits-Investmentfonds. Zusammen verwalten sie knapp 8 5 M i l l i a r d e n E u r o . D a s F o r u m N a c h h a l t i g e G e l d a n l a g e n ( F N G ) k o m m t f ü r d e n g e s a m t e n deutschsprachigen Raum sogar auf ein Volumen von 89,9 Milliarden Euro.

Scope zufolge kann BNP Paribas Asset Management die meisten Assets under Management vorweisen. Sie verwalten in ihren Nachhaltigkeitsfonds derzeit mehr als 6,3 Milliarden Euro. Danach folgen Pictet und Union Investment, der größte deutsche Anbieter nachhaltiger Investmentfonds.

Nach wie vor gibt es keine allgemein gültige Definition von nachhaltigen Investments. Nachhaltige Anlagen sind verantwortungsbewusst und gewissenhaft, negative Effekte auf Umwelt und Gesellschaft sollen m i n i m i e r t w e r d e n . D i e F o n d s n u t z e n j e d o c h verschiedene Ansätze, um diese Ziele umzusetzen.

Jeder Asset Manager, zum Teil sogar jeder einzelne Investmentfonds, hat eigene Kriterien. Das erschwert den Vergleich.

Mangel an klaren Definitionen und schwammige Begriffe

Hinzu kommen schwammige Begriffe. Nachhaltige Investmentfonds werden oft auch SRI-Fonds genannt (Sustainable and Responsible Investing-Fonds).

Dieser Begriff enthält wiederum unterschiedliche Ansätze. Manche Anbieter verweisen auch auf ihren

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systematischen ESG-Filter (Environment, Social, Governance). Solche Filter basieren meist auf wenigen Kriterien. Sie sollen die größten Risiken vermeiden, die sich aus ökologischen, humanitären und arbeitsrechtlichen Aspekten ergeben. Nachhaltige Kapitalanlagen gehen meist weiter. Sie richten sich oft an mehreren hundert Kriterien aus, umfassen ein klar definiertes Anlageuniversum und sollen so zu nachhaltigerem Wirtschaften beitragen. Der ESG- Ansatz ist demnach nur einer von vielen. Scope etwa klassifiziert einen Fonds als nachhaltig, wenn er mindestens einen der folgenden acht Ansätze umsetzt:

Ausschlusskriterien: Dieser Ansatz schließt s y s t e m a t i s c h b e s t i m m t e I n v e s t m e n t s o d e r Investmentklassen wie Unternehmen, Branchen oder Länder aus, wenn diese gegen spezifische Kriterien verstoßen. BNP Paribas Asset Management etwa schließt bei seinen Investments Unternehmen aus, die mit umstrittenen Produkten wie Palmöl, Zellstoff und Atomkraft zu tun haben.

ESG-Integration: Hier werden ESG-Kriterien und dazugehörige Risiken explizit in die traditionelle Finanzanalyse einbezogen. Engagement: Manche I n v e s t o r e n k o m m u n i z i e r e n l a n g f r i s t i g m i t Unternehmen, um deren Verhalten zu verbessern.

Best-in-Class: Die Herangehensweise basiert ebenfalls auf ESG-Kriterien, mit deren Hilfe die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt werden.

Impact Investment: Geld wird in Unternehmen, Organisationen oder Fonds angelegt, um soziale und ökologische Belange zu beeinflussen.

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Nachhaltige Themenfonds: Sie investieren in bestimmte Themen oder Assets, um Nachhaltigkeit zu fördern. Beispiele sind Fonds, die gezielt in erneuerbare Energien investieren. Normbasiertes Screening: Investoren prüfen, ob Anlagen konform sind mit bestimmten internationalen Standards und Normen, wie etwa dem Global Compact, den OECD- Leitsätzen für multinationale Unternehmen oder den ILO-Kernarbeitsnormen. Stimmrechtsausübung:

Aktionäre können auf Hauptversammlungen ihr Stimmrecht nutzen, um die Unternehmenspolitik positiv zu beeinflussen. Die Investoreninitiative Carbon Disclosure Project (CDP) lancierte 2017 ein Klima-Rating für Investmentfonds. Climetrics ermöglicht Anlegern, die Klimawirkung von 2.500 Publikumsfonds in Europa mit einem Volumen von insgesamt zwei Billionen Dollar zu vergleichen. In die Bewertung fließen zu 85 Prozent die Emissionen der Titel in den Fondsportfolios ein und zu 15 Prozent, wie die Vermögensverwalter den Klimawandel in Anlagestrategie und Unternehmensführung berücksichtigen. Das Rating hat eine Skala von eins bis fünf.

Überprüfen Sie Ihren ökologischen Fußabdruck!

Climetrics ist ein reines Klima-Rating. Es deckt also nur einen Aspekt von Nachhaltigkeit ab.

Technikfirmen wie Apple, Facebook und Netflix erhalten dank relativ niedriger CO2-Emissionen oft gute Bewertungen. Allerdings haben einige großen Nachholbedarf bei Datenschutz, Steuerzahlungen oder fairen Arbeitsbedingungen in den Lieferketten. Bei emissionsarmen Titeln handelt es sich nicht

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zwangsläufig um nachhaltig wirtschaftende Unternehmen.

Wer es genau wissen will, ermittelt die CO2- Fußabdrücke seiner Fonds bei YourSRI.com. Die Plattform analysiert 6.000 Unternehmen bezogen auf ihre Nachhaltigkeit. Dafür werden die Emissionen aller enthaltenen Unternehmen laut ihrer eigenen Angaben erfasst. Der Vergleich macht deutlich, dass Fonds mit hoher Nachhaltigkeitsbewertung nicht zwangsläufig einen niedrigen CO2-Fußabdruck haben und umgekehrt. Der Aktienfonds Parvest Global E n v i r o n m e n t e t w a h a t e i n A - R a t i n g f ü r d i e Berücksichtigung des ESG-Konzepts erhalten, mit 248,1 Tonnen CO2-Äquivalenten (tCO2e) pro Million Euro sind die Emissionswerte jedoch relativ hoch.

Selbst Pioniere wie BNP Paribas Asset Management, die schon 1998 den ersten SRI-Dachfonds auflegten, müssen sich weiter um Verbesserungen bemühen, bis Fonds klimafreundlich werden und Wirtschaft n a c h h a l t i g w i r d u n d d i e g l o b a l e E r w ä r m u n g langfristig gestoppt werden kann. //

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