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Landwirte entwickeln eine neue Abferkelbucht

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Academic year: 2022

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S t a l l b a u

Landwirte entwickeln

eine neue Abferkelbucht

Mehr Sauenkomfort, geringere Verluste, weniger Arbeit: 14 holländische Sauenhalter stellen sieben Ideen für die Abferkelbucht der Zukunft vor.

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n puncto Abferkelbucht kann man es eigentlich niemandem Recht machen:

Die Sau will kühl liegen, die Ferkel brauchen aber Temperaturen von mehr als 30 °C. Der Landwirt will alle Buchten- bereiche gut erreichen, die Ferkel müssen hingegen durch den sperrigen Ferkel- schutzkorb vor dem Erdrücken geschützt werden.

Gegensätzliche Anforderungen gibt es auch bei der Bodengestaltung: Der Sau-

enkot soll von allein in den Güllekeller fallen, die winzigen Klauen der neuge- borenen Ferkel erlauben aber nur sehr schmale Schlitzweiten. Der Nestbautrieb der Sau verlangt nach veränderbarem Material wie zum Beispiel Stroh, moder- ne Boden- und Flüssigmistsysteme kom- men damit aber nicht zurecht – sie ver- stopfen leicht.

Kurzum: Bei der Gestaltung der Ab- ferkelbucht gilt es, die unterschiedlichs-

ten Interessen unter einen Hut zu brin- gen. In den letzten 20 Jahren wurde des- halb an den Buchten viel herumgetüftelt, vereinzelt gab es auch Verbesserungen.

Inzwischen können z. B. verschiedene Bodenmaterialien problemlos miteinan- der kombiniert werden, die Sauen müs- sen nicht mehr angebunden werden, und die Ferkelschutzkörbe sind in der Länge und Breite verstellbar. Das alles kommt dem Tierkomfort zugute.

Trotzdem fehlen der Praxis aber noch immer ganzheitliche Lösungen. Im Abfer- kelstall müssen Mensch und Tier weiter- hin mit Kompromissen leben. So kann es nicht weitergehen, es muss doch bessere Lösungen geben, dachten sich 14 nieder-

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Insgesamt sieben Verbesserungsvorschläge enthält das neue Abferkelbuchten-Konzept.

Unter der Nummer 1 wird zum Beispiel das neue Selbstfang-Türchen für das Ferkelnest vorgestellt. Unter Punkt 7 erfahren Sie mehr über den automatischen Mistschieber.

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ländische Sauenhalter und entwickelten gemeinsam mit Wissenschaftlern neue Ideen für die Abferkelbucht der Zukunft.

Im Rahmen ihrer Arbeit haben die Ferkelerzeuger Lösungsansätze erarbei- tet, die den Tierschutz und Tierkomfort

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Wollen die Ferkel ins Nest laufen, müssen sie die pendelnd aufge- hängten Eisenstäbe nach vorne

drücken. Mithilfe des oberen Querstabes wird das Törchen einseitig verriegelt.

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Sauen- und Ferkeltrog sind nur durch eine Wand mit Sehschlitzen getrennt.

Ferkel leichter fangen

Ferkel lernen frühes Fressen von der Sau

Das Einfangen der Saugferkel ist für den Landwirt mühsam und zeitaufwän- dig. Die 14 Ferkelerzeuger haben des- halb ein System entwickelt, bei dem die Tiere automatisch gefangen werden.

Dazu wurde das Ferkelnest mit Selbst- fangtüren ausgestattet.

Die beiden Türen im Ferkelnest sind so konstruiert, dass sie in eine Richtung verriegelt werden können. Sobald der Landwirt den Verschlussmechanismus

„scharf“ stellt, können die Ferkel zwar ins Nest hineinlaufen, es aber nicht mehr verlassen. Darüber hinaus bleiben beide Türen so lange automatisch ver- riegelt, wie die Sau im Ferkelschutz- korb steht. Erst wenn sie sich wieder hingelegt hat, wird der Verschluss- mechanismus entriegelt. So will man die Erdrückungsverluste reduzieren.

Das überdachte Ferkelnest be- findet sich am Kopfende der Bucht.

So kann der Sauenhalter die Saug- ferkel vor der Behandlung bequem vom Gang aus greifen – die Ar- beitseffizienz steigt. Und weil er bei dieser Lösung nicht mehr in die Bucht hineinsteigen muss, wird auch die Stallhygiene optimiert.

Denn an den Schuhsohlen haften- de Keime werden nicht mehr von Bucht zu Bucht verschleppt.

Beim Blick vom Ferkeltrog aus wird klar:

Die Ferkel sehen die Sau beim Fressen.

erhöhen, den Landwirt bei seiner Arbeit im Abferkelstall entlasten und die Saug- ferkelverluste senken sollen.

Nach eineinhalb Jahren Diskussion stellten die Landwirte im niederlän- dischen Lehr- und Versuchszentrum

Sterksel sieben Verbesserungsvorschläge vor. Zugleich präsentierten die Praktiker den neuen Namen der Bucht: „Pro Dro- mi“ heißt die neue Abferkelbucht, die sie entwickelt haben.

Marcus Arden

In der neuen Bucht stehen der Fut- tertrog für die Sau und die Fressschale für die Ferkel Kopf an Kopf gegenüber.

Senkrechte Schlitze in der mittleren Trogtrennwand erlauben es, dass sich Sau und Ferkel beim Fressen gegen- seitig beobachten können.

Das hat folgenden Hintergrund:

n Der Sichtkontakt soll die Ferkel ani- mieren, selbst frühzeitig festes Futter aufzunehmen. Die jungen Ferkel sollen sich das Fressen bei ihrer Mutter ab- schauen. Die Hoffnung des Entwick- lungsteams ist, dass die Absetzgewichte durch die frühzeitige Futteraufnahme insgesamt steigen bzw. kleinere Ferkel beim Absetzen mehr Gewicht auf die Waage bringen.

n Desweiteren soll erreicht werden, dass die Sau durch die frühzeitige Beifutteraufnahme der Saugferkel entlastet wird und weniger Substanz- verlust erleidet.

Weil der Ferkeltrog direkt vorn am Kontrollgang positioniert ist, lässt er sich gut im Vorbeigehen einsehen. Ver- schmutzungen fallen sofort ins Auge

und können bequem vom Gang aus ent- fernt werden – der Arbeitsaufwand für den Landwirt sinkt. Der gesamte Trog-

bereich besteht aus Hartkunststoff mit glatter Oberfläche. Somit lässt sich die- ser Bereich sehr gut reinigen.

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Das neue Abferkelbuch- ten-Konzept sieht über jedem Ferkel- schutzkorb eine Kühlplatte vor.

Fotos: Arden

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Mithilfe eines Wippschalters kann sich die Sau jederzeit frische Luft in die Nase blasen lassen. Die Lufteinlass- Schlitze sitzen rechts und links neben

dem Taster.

Kühlung für die Sau 9 m Renn­

parcours

Sau sorgt selbst für Frischluft

Die Temperaturen im Abferkelstall sind für Sauen oft zu hoch. Denn auf- grund der hohen Milchleistung produ- zieren die Sauen jede Menge Eigenwär- me. Weil die jungen Saugferkel aber nicht auskühlen dürfen, muss ein be- stimmtes Temperaturniveau im Abteil unbedingt gehalten werden.

Um den Sauen etwas bessere Bedin- gungen bieten zu können, haben die Landwirte in jeder „Pro Dromi“-Bucht eine Kühlplatte über dem Ferkelschutz- korb installiert. Kaltes Wasser durch- strömt die Platte und sorgt so für ein angenehmeres, kühles Klima im Ferkel- schutzkorb.

Frische Luft tut gut – das gilt auch für Schweine. Deshalb kann sich in der neuen Abferkelbox jede Sau bei Bedarf eine Extraportion Frischluft in die Nase blasen lassen.

Über einen Wippschalter, der unter- halb des Futtertroges sitzt, aktiviert die Sau zunächst ein im Zentralgang einge- bautes Frischluftgebläse, das für einige Minuten eingeschaltet bleibt. Der er- zeugte Luftstrom wird dann unter dem Trog hindurch direkt an die Nase der liegenden Sau geleitet. Die Sau kann das Gebläse über den Wippschalter je- derzeit aktivieren.

Das Luftgebläse dient aber noch ei- nem weiteren Zweck: Der Luftstrom soll helfen, die Saugferkelverluste im Abferkelstall zu senken. Sobald die Sau aufsteht, schaltet sie das Gebläse mit- hilfe eines Metallhebels ein, der an der Seitenwand des Ferkelschutzkorbes eingebaut ist. Der unter der Sau von vorn nach hinten hindurchströmende Luftstrom ist für die Saugferkel unan- genehm und vertreibt sie. Legt sich die Sau wieder hin, schaltet das Gebläse automatisch ab.

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Saugferkel bewegen sich gern und spielen viel. Auch diesen wichtigen Tierschutzaspekt haben die Entwick- ler der „Pro Dromi“-Bucht berück- sichtigt.

Die neue Bucht bietet den Ferkeln die Möglichkeit, sich in einem etwa neun Meter langen Rennparcours aus- zutoben. Die Ferkel können beispiels- weise links neben der Sau starten, im hinteren Bereich um den Ferkelschutz- korb herumlaufen, das Ferkelnest an der einen Seite betreten und an der an- deren Seite wieder zum Startpunkt zu- rückkehren. Erste Beobachtungen zei- gen, dass die Ferkel den Rennparcours intensiv nutzen. Sie leben ihren Spiel- trieb intensiv aus.

In der neuen Bucht haben die Ferkel viel Platz zum Spielen und Laufen.

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Einige neue Ideen sind vielversprechend

Niederländer sind erfinderisch.

Das haben sie in der Vergangen- heit vielfach bewiesen. Sie gehör- ten zu den Pionieren

bei der Entwicklung von Abruffütterungen.

Sie waren ganz vorn mit dabei, als es um die Ent- wicklung von neuen Hub- Senk-Buchten im Abferkel- stall ging. Auch der so ge- nannte „Ferkelbläser“, der helfen soll die Ferkelverlus- te zu reduzieren, geht auf ihr Konto.

Nun haben sich unsere Nachbarn wieder etwas Neues ausgedacht. Dies- mal suchen sie nach Wegen, wie sie den Tierkomfort, den Tierschutz und den Arbeitsaufwand in der Abferkelbucht optimieren können. Ob die Vorschläge

Standpunkt

eines Tages tatsächlich Einzug in die Praxis halten, bleibt abzuwarten. Viel- versprechend sind sie in jedem Fall!

Denn sollte der automa- tische Mistschieber im Alltag tatsächlich funktionieren, nimmt er dem Sauenhalter viel Arbeit ab. Arbeiten die Selbstfangtüren im Ferkel- nest so wie es sich die Ent- wickler vorstellen, könnten die Saugferkelverluste spür- bar sinken. Bleibt der Wipp- schalter für die Gebläsefunk- tion dauerhaft funktionstüch- tig, bekommen die Sauen keimarme Frischluft direkt vor die Nase geblasen.

Und sollte sich das neue Konzept auch in Bezug auf den Nestbautrieb der Sau- en durchsetzen, wird das Wohlbefinden der Tiere weiter verbessert.

Kunststoffball oder Häcksel für den Nestbautrieb

Marcus Arden Kurz vor der Geburt stellt sich bei den Muttersauen der Nestbautrieb ein.

Die Tiere schieben ihre Rüsselscheibe über den glatten Buchtenboden und versuchen, sich ein Nest zu bauen. Der harte Boden verhindert dies aber.

Um den Nestbautrieb der Tiere zu befriedigen, steht den Sauen in der neu- en Bucht im Kopfbereich ein Spielgerät in Form eines kleinen Hartkunststoff- balls zur Verfügung. Dieser sitzt fest auf einer beweglichen Feder. Da der Ball

bei der Berührung mit der Rüsselschei- be ständig seine Position verändert, er- hofft man sich, dass der Trieb der Sauen befriedigt wird und sich die Tiere daran abreagieren.

Alternativ sieht das neue Konzept vor, den Sauen eine Kugel aus gepress- tem Häckselstroh anzubieten. Die Sau- en bearbeiten die Strohkugel mit der Schnauze, das Material zerbröselt und beeinträchtigt somit nicht die Funk- tionssicherheit des Flüssigmistsystems.

Gepresstes Häckselstroh dient als

Beschäftigungsmaterial. Die Alternative sieht einen beweglichen Kunststoffball vor.

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Neue Freilaufbucht

Neben der Standardversion „Pro Dromi I“ hat die Projektgruppe auch Optimierungsvorschläge für eine Frei- laufbucht erarbeitet. Diese Bucht nennt sich „Pro Dromi II“.

Die Freilaufbucht ist identisch aufge- baut. Allerdings wird der Ferkelschutz- korb nach wenigen Tagen geöffnet, so dass sich die Sau frei in der Bucht bewe- gen kann. Die Kühlplatte ist seitlich an der Buchtentrennwand befestigt und das Ferkelnest verfügt nur über einen Ein- gang. Alle anderen Funktionen entspre- chen im Wesentlichen denen der „Pro Dromi I“-Bucht.

Beide Systeme werden seit kurzem im Prüfzentrum in Sterksel getestet. Im Laufe dieses Jahres will man herausfin- den, wie sich die neuen Vorschläge im harten Praxisalltag bewähren und wo man noch weitere Optimierungen vor- nehmen kann.

Außerdem soll überprüft werden, ob sich die Bucht auch wirtschaftlich rech- net. „Wir wollen sehen, ob sich der Mehrpreis – die genauen Kosten der Bucht sind allerdings noch nicht be-

7 Vollautomatischer Mistschieber

Das tägliche Entfernen des Sauenko- tes ist eine lästige Arbeit. Die Maßnahme kostet Zeit, und ständig bleibt man mit der Schaufel an der Buchteneinrichtung hängen. Damit ist jetzt Schluss. Die „Pro Dromi“-Abferkelbucht verfügt über ei- nen vollautomatischen Mistschieber.

Mithilfe von zwei Druckluftzylin- dern wird zunächst eine ca. 50 x 30 cm

große Bodenplatte im Kotbereich der Sau ca. 5 cm abgesenkt. Ein waagerecht unter dem Boden eingebauter Druckluft- zylinder schiebt anschließend einen Metallbügel über die hinuntergelassene Bodenplatte. Der Kot wird nach hinten gedrückt und fällt dort in den Güllekel- ler. Die Prozedur lässt sich je nach Wunsch mehrmals am Tag wiederholen.

Das neue, vollautomatische Mist- schiebersystem hat darüber hinaus gro- ße hygienische Vorteile. Weil keine Kot- schaufel mehr benötigt wird, werden zumindest über diesen Weg keine Kotreste mehr von Bucht zu Bucht ver- schleppt. Zudem spart der Ferkelerzeu- ger dank des automatischen Mistschie- bers täglich wertvolle Arbeitszeit ein.

Phase 1: Der Boden des automatischen

Mistschiebers sitzt in Ausgangsstellung. Phase 2: Die Bodenplatte wird langsam

um ca. 5 cm abgesenkt. Phase 3: Ein Eisenbügel schiebt den Mist langsam in den Güllekeller.

kannt – durch geringere Saugferkelver- luste, einen sinkenden Medikamentein- satz und weniger Arbeit wieder herein- holen lässt“, erklärt Anita Hoofs vom Prüfzentrum in Sterksel.

Bei der Freilauf- Buchten- variante

sitzt die Kühlplatte für die Sau an Buchten-der

trenn- wand.

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