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Besondere stationäre Demenzbetreuung in Münchner Pflegeheimen

sowie

Angebote für frühdiagnostizierte Demenzerkrankte

Die Alzheimer - Krankheit

Antrag Nr. 02- 08 / A 00589 von Frau StRin Monika Renner, Herrn StR Ingo Mittermaier, Herrn StR Klaus Peter Rupp vom 28.01.2003 Sitzungsvorlage Nr. 08 - 14 / V 03015

1 Anlag e

Beschluss des Sozialausschusses vom 12.11.2009 (SB) Öffentliche Sitzung

I. Vortrag des Referenten

Der Antrag „Die Alzheimer Krankheit“ vom 28.01.2003 wurde bereits durch das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) mit der Vorlage „Versorgung von Menschen mit Demenz“ im Gesundheitsausschuss vom 17.11.2005 aufgegriffen.

Anliegen der antragstellenden Stadtratsmitglieder Frau Monika Renner, Herr Ingo Mitter maier, Herr Klaus Peter Rupp war

die Forderung, den Stadtrat über das im gerontopsychiatrischen

Krankenheim „Sonnweid“ in Wetzikon, Schweiz, praktizierte „Drei- Welten- Modell“ zu informieren,

ggf. Verhandlungen mit den Kassen, dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen und mögliche

Drittmittelgeber zu führen, um dieses Modell auch in der Landeshauptstadt München umzusetzen und so die Lebensqualität von Erkrankten,

Angehörigen und Personal deutlich zu verbessern sowie

Informationen zur Früherkennung und zu Behandlungsmöglichkeiten in das Programm des Referats für Gesundheit und Umwelt aufzunehmen.

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Zudem wurde im Nachgang zur erwähnten Antragsbearbeitung durch Herrn Stadtrat Rupp unter anderem um Darlegung gebeten, ob das Betreuungskonzept in der Münchner

Versorgungslandschaft für Demenzerkrankte bereits Anwendung findet. Zum damaligen Zeit punkt konnte lediglich auf geplante Projekte in der pflegerischen Versorgung von Demen zerkrankten verwiesen werden. Der Antrag wurde als aufgegriffen bewertet.

Da es sich bei dem „Drei- Welten- Modell“ um ein inzwischen auch in der Landeshauptstadt München praktiziertes Betreuungs- und Pflegekonzept der pflegerischen Versorgung (Punkt 2.2 ff) handelt, wurde der Antrag vom

28.01.2003 Mitte 2009 im Einvernehmen mit dem RGU in die Zuständigkeit des Sozialreferats übertragen.

Im Antrag wird auch auf die durch Fortschritte in der Diagnose zunehmend mögliche Früherkennung von Demenzerkrankungen und damit verbundenen In- formationsbedarf hingewiesen. Seit dem Jahr 2006 befasst sich die Alzheimer Gesellschaft München e.V. (AGM) in dem Projekt „Demenz mitten im Leben“ in - tensiv mit Beratungs- und Unterstüt zungsbedarfen jüngerer Personen und soge- nannter frühdiagnostizierter Demenzerkrank ter. Das in diesem Rahmen entwi - ckelte und in einer zunächst einjährigen Pilotphase erfolgreich durchgeführte Be- ratungs- und Schulungsangebot „TrotzDem enz“ soll nun mit einer auf zwei Jahre (01.01.2010 - 31.12.2011) begrenzten Förderung durch das Sozialre ferat u.a.

ausgewertet und ein weiteres Schulungsangebot erprobt werden. Dies wird un ter Punkt 3 der Vorlage erläutert.

Spezifische Fragestellungen und konzeptionelle Weiterentwicklungen der klinischen Struk tur in München werden im Rahmen des Antrags “Umgang mit dementen Patientinnen und Patienten im städtischen Klinikum München“ vom 01.07.2009 von Stadträtin Frau Jutta Koller für die Fraktion Die Grünen/Rosa Liste durch das Referat für Gesundheit und Umwelt bearbeitet.

1. Kurzinformation zu Demenzerkrankungen

Im Folgenden werden grundlegende Informationen zur Häufigkeit sowie zu Entwick lungen und Krankheitsverlauf gegeben.

1.1 Statistische Entwicklungen

In den nächsten Jahrzehnten ist von einer deutlichen Zunahme älterer und hochaltri ger1Menschen auszugehen. Auf der Basis der Prognose zur Bevölke-

1 Die Mehrzahl der in Deutschland veröffentlichten Publikationen definierten den Übergang zur Hochaltrigkeit ab einer Altersgrenze von 80 Jahren. (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Vierter Bericht

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rungsentwick lung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung aus dem Jahr 2002 wurde in der oben genannten Beschlussvorlage bereits die voraus- sichtliche Zahl demenzkranker

Menschen für das Jahr 2015 abgeleitet. Man rechnet bis zum Jahr 2015 mit einer Zunahme um 3.213 auf dann 18.399 Personen mit einer Demenzer - krankung in Mün chen.

1.2 Krankheitsbild „Demenz“

Demenz ist eine der am häufigsten auftretenden psychiatrischen Erkrankung des Alters, kann jedoch ebenso in jüngerem Alter auftreten. Fachlich werden Demenzer krankungen in hirnorganische (primäre) und nicht - hirnorganische (sekundäre) Demenzformen unterschieden:

Primäre Demenzformen treten in ca. 90 Prozent aller

Demenzerkrankungen bei über 65- Jährigen – mit zunehmendem Alter als Mischformen - auf.

Dabei liegen Veränderungen der Nervenzellen des Gehirns oder gefäßbedingte Veränderungen vor. (Beispiele: Alzheimer - Krankheit, Creutzfeld Jakob Krankheit, Parkinson, Chorea Huntington, Multiinfarkt Demenz, Morbus Binswanger, Mangel durchblutung, Durchblutungsstörung oder Gefäßschaden, Zustand nach Schlaganfall mit

Durchblutungsstörungen).

Als frontotemporale Demenz (FTD, Morbus Pick) wird eine primär

degenerative Demenzform bezeichnet, die sich überwiegend vor dem 65.

Lebensjahr manifes tiert, ein Beginn vor dem 30. Lebensjahr ist bisher äußerst selten beschrieben wor den. 2

Sekundäre Demenzen sind Folge einer anderen organischen Erkrankung wie bei spielsweise Hirnverletzung, Hirntumor, Herz- Kreislauf - Krankheit sowie Folgen von Arzneistoffen und Giften wie Alkohol oder andere Drogen, Schwermetalle, Farblö sungsmittel, Stoffwechselstörungen (z.B.

chronische Leber- oder Nierenerkrankun gen) und Mangelzustände, Infektionen – z.B. bei AIDS (HIV- Enzephalopathie) oder

Autoimmunerkrankungen.

Wenn die Grunderkrankung wirksam behandelt werden kann, Giftstoffe das Gehirn nicht mehr belasten oder Verletzungen geheilt sind, normalisiert sich meist die geistige Leistungsfähigkeit.

Trotz unterschiedlicher Verläufe und Symptomausprägungen zeigt sich bei

zur Lage der älteren Generation“, 2002, S. 53)

2 Frühmanifestation einer frontotemporalen Demenz in: Der Nervenarzt, Heft 71 Nr. 1 Januar 2000, Verlag Springer Berlin / Heidelberg

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allen Formen die Erkrankung nach außen vor allem durch eine fortschreitende Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit. Es findet ein in der Regel

unumkehrbarer Kompetenzver lust statt, der eine selbstständige Alltagsplanung und - bewältigung zunehmend einschränkt bzw. eine dauerhafte Abhängigkeit von der Unterstützung Dritter nach sich zieht. Im mehrjährigen, irreversiblen Krankheitsverlauf kommt ein deutlich steigender Pflegebedarf hinzu.

1.3 Drei Phasen der Demenzerkrankung

Aufgrund der Symptomatik und einer daraus fortschreitenden Hilfe- und Pflegebedürf tigkeit bis hin zum vollständigen Angewiesensein auf Dritte kann der Krankheitsver lauf in drei Phasen (Schweregrade) unterteilt und

beschrieben werden.

Leichte Demenz

gekennzeichnet durch erste geistige Defizite, Vergesslichkeit, zeitliche Orien tierungsschwierigkeiten;

selb stständiges Leben ist möglich.

Mittelschwere Demenz

gekennzeichnet durch zunehmenden Verlust der geistigen Fähigkeiten (stei gende Vergesslichkeit, Rechen- und Problemlösungsfähigkeit, Handfertigkeits störungen, Erkennungsstörungen, Desorientierung, Sprachstörungen, Vernachlässigung der Hygiene, Wahnvorstellungen, herausforderndes Verhalten;

eingeschränkt ist selbstständiges Leben möglich.

Schwere Demenz

gekennzeichnet durch Verlust des Gedächtnisses,

Erkennungsstörungen, Verlust der Sprache, mangelnde persönliche Orientierung, Angehörige werden nicht mehr erkannt, Harn- und Stuhl- Inkontinenz;

Verlust der Alltagskompetenz mit völliger Pflegeabhängigkeit.

2. Betreuung und Pflege in vollstationären Pflegeeinrichtungen

Ein Einzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung erfolgt in der Regel erst im fortge schrittenen Stadium, d.h. bei mittelschw erer bis schwerer Demenz. Der Anteil von Menschen mit Demenzerkrankungen liegt in vollstationären

Pflegeeinrichtungen bei ca. 53 % 3 bis ca. 65 % 4.

3 lt. Angaben der Heime in einer bundesweite Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen (Hallauer, Bienstein, Lehr, Rönsch, SÄVIP, VINCENTZ NETWORK Marketing Service, Hannover September 2005):

4 Weyerer, S.; Schäufele, M.; Hendlmeier, I.; Kofahl, C.; Sattel, H. (2006): Demenzkranke Menschen in

Pflegeeinrichtungen. Besondere und traditionelle Versorgung im Vergleich. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.

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Das Sozialreferat hat am 11.07.2007 einen Fachtag zum Thema „Pflegeheime der

4. Generation – auch für Demenzkranke Architektur, Konzepte, Kosten“

durchgeführt (Tagungsorganisation Urbanes Wohnen e.V.). Hier wurden verschiedene zeitgemäße Konzepte, die hier u.a. beschrieben werden, präsentiert5.

2.1 Konzeptionelle Ansätze

Im Folgenden werden die Betreuungsforme n wie in der Beschlussfassung vom 10.05.2006 dargelegt6.

2.1.1 Die integrative Betreuungsform

Die integrative Betreuungsform demenzkranker Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen ist die häufigste Pflege- und

Betreuungsform, obwohl hierfür in der Regel spezielle Betreuungsformen oder Modelle ganz oder teilweise fehlen. Hierbei leben Demenzkranke und Nicht - Demenzkranke in denselben Pflegebereichen. Insbesondere

verstärkte Schulung der beruflich Pflegenden und Einbezug der Ange- hörigen wären hier teilweise Antworten auf die besonderen fachlichen Anforderun gen. Die gleichzeitige Integration verschiedener Zielgruppen in einem Pflegebereich folgt zumeist der Prämisse der Bettenauslastung und damit der Wirtschaftlich keit.

Für eine integrative Betreuung Demenzkranker spricht zwar das Lernen durch Nachahmung des Verhaltens der orientierten Bewohnerinnen / Bewohner, was aber zugleich zu Überforderungen und Streitigkeiten zwischen beiden Gruppen führen kann. Patenschaften und Freundschaften können sowohl zwischen Demenzkranken als auch Rüstigen und

Demenzkranken entstehen. Orientierte Bewohnerinnen / Bewohner erleben positiv, dass Demenzerkrankte nicht automatisch ausgegrenzt oder

abgeschoben werden. Ängste vor dieser Erkrankung können jedoch auch Abwehrreaktionen gegenüber Demenzkranken auslösen.

Pflegende müssen sich bei einer integrativen Versorgung auf beide Zielgruppen gleichermaßen einstellen, sie sind weniger speziali siert. Sie werden auch dement sprechend von Angehörigen wahrgenommen.

Zusätzliche Belastungssituationen müssen u.a. durch gezielte Fortbildung, Supervisionen und Fallbesprechungen kompensiert werden.

2.1.2 Segregative7 Betreuungsformen

5 Tagungsdokumentation unter: http: / / www.urbanes- wohnen.de /fachtag - wla/doku / f t 4 / p d f /FT4 - Dokumentation - 11- 07- 07.pdf

6 „Pflegeeinrichtung der 4. Generation, Bauträgerempfehlung zur Grundstücksvergabe in der Appenzeller Straße Baugrundstück Flurstück 651 /3 3 Forstenried“, nichtöffentliche Sitzung, Vollversammlung

7 abgesonderte

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Das Domus Prinzip steht für ein ursprünglich britisches Konzept, das vorwiegend in Norddeutschland Einzug hielt. Hierbei leben stärker verhaltensauffällige Demenzkranke in architektonisch entsprechend ausgerichteten Einrichtungen gemein sam unter Berücksichtigung eines verbesserten Personalschlüssels und höherer Kosten (der Pflegesatz der besonderen stationären Dementenbetreuung in Hamburg liegt ca. 500,00 Euro pro Monat über dem üblichen Satz). Das Domus Prinzip ist eine segregative, spezialisierte ”Rund - um- die- Uhr- Betreuung” der Demenz - kranken, welche die notwendige pflegerische Versorgung,

Tagesstrukturierung sowie therapeutische Angebote erhalten.

Untereinander sowie mit Mitarbeitenden wird eine möglichst intensive Kommunika tion gepflegt, eine starke Abgrenzung untereinander findet nicht statt. Schwerpunk te der Betreuung sind der Erhalt der

Selbstständigkeit und der Kommunikationsfä higkeit, wobei die Pflegenden keine starke Abgrenzung von den Bewohnerinnen / Bewohnern praktizieren und insbesondere zur Kontaktpflege, d.h. Nähe, aufgefor dert werden. Die beruflich Pflegenden werden in ihrer Arbeit durch höhere Selbst ständigkeit, flexible Arbeitszeiten und Arbeitsbereiche unterstützt. Hierbei wird ge- genüber der konventionellen Pflege von einem erhöhten Personalschlüssel ausgegangen. Positive Auswirkungen hinsichtlich der Betreuung der

Bewohnerinnen / Bewohner, Kundenzufriedenheit und Gesundheit der Pflegenden wurden zudem wissenschaftlich belegt.8

Das „Drei - Welten - Modell“ als segregativer Ansatz beruht auf den wissenschaft lichen Arbeiten des amerikanischen Gerontopsychiaters Barry Reisberg und wurde in der Schweiz von Dr. Christoph Held9 aufgegriffen.

Der Leitgedanke besteht dar in, dass demenzkranke Menschen im Verlauf ihrer Krankheit drei grundsätzlich verschiedene Phasen, d.h. Erlebenswelten durchlaufen. Entsprechend dieser Erlebenswelten empfiehlt das

Betreuungs- und Pflegekonzept des Drei- Welten- Modells drei,

phasengerecht gestaltete Wohn- und Lebensräume. So leben Demenzer - krankte mit einem vergleichbaren Krankheitszustand zusammen. Das Schweizer Modell sieht mit dem Fortschreiten der Demenz und dem

„Übertritt“ in die nächste Erlebenswelt den Umzug in die dieser zugeordneten Wohnform vor.

Die Phasen werden entsprechend des dominanten Erlebens der Betroffenen bezeichnet als:

„Erste Welt - Kognitive Erfolgslosigkeit“ - leichte bis mittelschwere

8 WEYERER et al, Demenzkranke Menschen in Pflegeeinrichtungen, Kohlhammer, Stuttgart, 2006 9 Christoph Held, Doris Ermini- Fünfschilling, Das demenzgerechte Heim, Karger Verlag , Basel, 2004

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Demenz - :

Erleben, Symptome in dieser Phase:

Erkrankte versuchen wie bisher zu leben, „normaler“ Alltag

scheitert zu nehmend an Gedächtnisstörungen und Fehlleistungen,

Sinn für sozialen Umgangsformen ist noch vorhanden, „normale“

Konver sation, welche auf Gedächtnisleistung aufbaut, abstrakte Themen, meh rere Gesprächspartner überfordern die/den

Erkrankte/n,

zunehmend auftretende Ängste, sich in Gesellschaft nicht richtig zu benehmen, nicht zu verstehen usw. nehmen zu, von anderen nicht verstan den zu werden,

soziale Situationen werden zunehmend vermieden, sozialer Rückzug.

Betreuungs - und Pflegekonzept in dieser Phase:

empfohlene Wohnform - „Betreute Wohngemeinschaft“ mit 6- 8 Bewohnerinnen / Bewohnern,

Bewohnerinnen / Bewohner werden ermutigt und mit

Unterstützung befähigt, soviel wie möglich im Alltag selbst zu tun bei größtmöglicher Mit sprache,

Entlastung vom „erfolglosen“ Erleben durch gemeinsames

Zubereiten von Mahlzeiten mit Aufgabenverteilung entsprechend vorhandener Ressourcen, Führen von Gesprächen, die nicht nur auf Gedächtnisleistungen beruhen, Vermeiden von Korrekturen usw.

„Zweite Welt - Kognitive Ziellosigkeit“ - mittelschwere bis schwere Demenz -

Erleben, Symptome in dieser Phase:

zielloses Suchen und Wandern mit zunehmender Unfähigkeit gezielter Tätigkeit,

Mahlzeiten können aufgrund der Ruhelosigkeit nicht mehr am Tisch eingenommen werden, das Benutzen von Messer und Gabel wird verlernt,

zunehmende zeitliche, räumliche und personelle (nicht Erkennen bekannter Personen) Desorientierung,

„herausforderndes“, (auf die Entwicklung bezogenes) rückläufiges Verhalten, ausgelassene Fröhlichkeit kann sich mit Eifer- und Streitsucht abwechseln,

fremde Gegenstände, Kleider als persönliches Eigentum wahrnehmen und behandeln,

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erhebliche Störung der sprachlichen Kommunikation.

Betreuungs - und Pflegekonzept in dieser Phase

empfohlene Wohnform: „Behütet und trotzdem frei sein in einer betreu ten Kleingruppe “ mit 8- 12 Bewohnerinnen / Bewohnern,

Bewohnerinnen / Bewohnern wird die Nahrungsaufnahme durch bereit gestellte „Häppchen“ u.a. in Gängen während des Gehens ermöglicht (Fingerfood und „Eat by Walking“),

Zulassen des Verhaltens, realitätsorientierender Umgang macht häufig keinen Sinn mehr, Erklärungen können Aggressionen hervorrufen.

„Dritte Welt - Kognitive Schutzlosigkeit“ - schwere Demenz – letzte Lebensphase

Erleben, Symptome in dieser Phase:

zun ehmende Unfähigkeit, Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen,

schwerste funktionelle und körperliche Behinderung mit umfassender Pflegebedürftigkeit bis hin zur Bettlägerigkeit,

Reizüberflutung, Erkrankte sind Außenreizen wie z.B. lauten Stimmen, Radio usw. schutzlos ausgeliefert,

verbale Kommunikation kaum mehr möglich: Gefühle, Wünsche Schmerzen können nicht mehr über Sprache ausgedrückt werden, Rufen, Schreien,

Erkrankte können in einer „normalen“ Umgebung „untergehen“, da sie ihr Bedürfnis an sozialer Teilhabe nicht mehr mitteilen oder durchsetzen können.

Betreuungs- und Pflegekonzept in dieser Phase :

empfohlene Wohnform - „Pflegeoase“

Pflegeoase

Das Konzept einer Pflegeoase zielt auf eine Betreuung und Pflege von demenz kranken Bewohnerinnen / Bewohnern in der sogenannten

„Dritten Welt“ in einer kleinen Wohngruppe. Wichtiges Merkmal dieses Konzepts ist ein zentraler, gemeinsam zu nutzender Raum, die Oase, die es in unterschiedlichen Ausgestal tungen gibt (Mehrbetträume, die

dadurch ein Gefühl von Gemeinsamkeit vermit teln und einen Raum bieten wollen, der nicht stress- oder angsterzeugend wirkt, mit oder

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ohne individuelle Bewohnerzimmer). Die Pflegeoase soll die Fremd - und Selbstwahrnehmung auch bei Schwerstpflegebedürftigkeit fördern.

Vier bis sechs Bewohnerinnen / Bewohner leben in einem größeren und funktionsgerechten Raum zusammen oder verbringen hier eine gewisse Zeit und werden hier entsprechend versorgt und betreut,

Raumausstattung umfasst u.a. Sitzgelegenheiten (auch für Angehörige), Stimmungslicht, Elemente wie z.B. Wassersäule, Aquarium, Lichtspiele, Mobiles etc. ohne dabei zur Reizüberflutung beizutragen,

Vermeidung von Lärm, lautem Sprechen, Fernseh- , Radiogeräuschen usw. („Low Stimulus“),

gezielte Unterstützung verbliebener Bewegungen durch Kinästhetik (Lehre von den Bewegungempfindungen), Unterstützung von

Sinnesreizen durch die Technik der Basalen Stimulation, strukturierte Erfassung von Schmerz äußerungen durch spezielle Verfahren und Umgang mit diesen im Rahmen einer schmerzlindernden

(„palliativen“) Pflege.

Weitere Anmerkungen zur Umsetzung der Pflegeoase erfolgen unter Punkt 2.3.

2.1.3 Stationäre Hausgemeinschaften („Heim der vierten Generation“) Nach den drei Generationen des traditionellen Pflegeheimbaus seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, in dem eine Abkehr vom Gedanken des klinischen Versorgens mit Funktionsräumen und langen Fluren und eine Hinwendung zur familiären baulichen und konzeptionellen Struktur erfolgte, entstand schließlich eine „vierte Generation des Pflegeheimbaus“, stationäre Hausgemeinschaften.

Dies sind vollstationäre Pflegeeinrichtungen bzw. einzelne Wohn- /Pflegebereiche nach dem Bayerischen Pflege- und

Wohnqualitätsgesetz (vormals Heimgesetz). Sie orientieren sich strukturell und konzeptionell an einer ganz normalen Wohnung eines Wohnhauses.

Bereiche wie Speisesaal, Großküche oder Wäscherei werden durch Haushaltsküchen der Hausgemeinschaften vor Ort ersetzt. Hier erfolgt (weit gehend) die Speisenzubereitung gemeinsam mit den Bewohnerinnen / Bewohnern. Pflegebereiche werden durch kleine familienähnliche Gruppen mit 8 bis 15 Personen ersetzt. Das alltägliche Leben der

Hausgemeinschaften wird von anwesenden Bezugspersonen

(Präsenzmitarbeiterinnen / Präsenzmitar beitern) gemeinsam mit den Bewohnerinnen / Bewohnern sowie Angehörigen und Bezugspersonen

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organisiert. Dabei erfolgt die Anlehnung des Alltags an den Struk turen eines normalen Haushalts, Pflege tritt in den Hintergrund hinter den gelebten Alltag. Pflege ist damit ausschließlich verantwortlich für die pflegerische Versor gung und nicht mehr wie bisher auch für die

„klassische“ Betreuung und Versor gung der Bewohnerinnen / Bewohner.

Hierfür steht nun die Präsenzkraft („Alltags managerin / Alltagsmanager“).

Nicht nur der Gewinn an alltagsnaher Normalität steht im Mittelpunkt.

Deutlich wird aus Erfahrungen auch, dass dies auch eine spezielle Pflegeform für Demenzer krankte darstellt. Hin- bzw.

Weglaufgefährdungen10 reduzieren sich, Kompetenzen werden wieder erlernt. Entsprechende Erkenntnisse wurden auch im ambulanten Pflegebereich bei sogenannten Demenz- Wohngemeinschaften bzw. in französi schen Cantous gewonnen. Erfahrungen in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz zeigen, dass u.a. Kleinräumigkeit und

Überschaubarkeit, Vertrautheit und konstante Bezugspersonen (z.B.

Präsenzkräfte) wesentliche Bedingungen sind, um dieser Zielgruppe einen Wohn- und Lebensraum zu geben, der ih nen eine angemessene

Lebensqualität ermöglicht.

Nicht zuletzt beweisen verschiedene Studien11 die positive Wirkung von normalen familiären Strukturen, dem Leitbild der Alltagsnormalität. Sie betrachten nicht nur die Situation der Betroffenen, sondern zugleich die der beruflich Pflegenden. Sowohl das räumliche als auch das soziale Milieu sollen weitestgehend den Lebensverhältnissen ähneln, die vor der Erkrankung erlebt wurden.

Die Folge ist die Forderung, dass sich das räumliche Milieu (Architektur, Ausgestal- tung in der Möblierung der Wohnküche und des eigenen Zimmers) an der Biografie der dort lebenden Menschen anlehnt. Das Nähe- Distanz - Prinzip spiegelt sich auch in der Raumstruktur mit seinen sowohl privaten als auch gemeinschaftlichen Räumen, insbesondere der

Wohnküche, wieder. Ein großzügig gestalteter Raum für Begegnung,

Aufenthalt, hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Ruhezeiten, Freizeitgestal tung ist neben dem individuellen Rückzugsraum erforderlich.

10 Hinlaufgefährdung – die Menschen haben ein Ziel, zu dem sie laufen (nach Hause, zur Arbeit etc.), sie laufen damit in ihrem eigenen Sinn hin und nicht weg, wenn sie die Einrichtung verlassen möchten

11 WEYERER et al, Demenzkranke Menschen in Pflegeeinrichtungen; Kohlhammer, Stuttgart, 2006 sowie Studie zur Wirksamkeit der heiminternen Tagesbetreuung (Sozialausschuss am 12.01.2006, www.ipp - muenchen.de oder www.muenchen.de/soz /altenhilfe)

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Über ”Umweltprothesen”, zu denen soziale Unterstützung, Strukturierung des Tagesablaufes mit Orientierungshilfen zählen, können insbesondere Demenzkranke Kompetenzen wieder erlangen, der Abbauprozess kann teils verzögert und den in dividuellen Bedürfnissen angemessen begegnet

werden. Geborgenheit, Vertraut heit, Erinnerungstherapie und Selbsterhaltungstherapie sind dabei entsprechend fördernde Möglichkeiten.12

2.2 Besondere stationäre Demenzbetreuung in Münchner Pflegeheimen Bereits zum jetzigen Zeitpunkt werden unterschiedliche Ansätze zur

Betreuung demenzkranker Bewohnerinnen / Bewohner in München vereinzelt umgesetzt.

2.2.1 Gerontopsychiatrische Wohngruppen

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) setzt seit über 15 Jahren auf die segregative Form der Dementenbetreuung in Gestalt ihrer gerontopsychiatrischen Wohngruppen in vollstationären Pflegeeinrichtungen in München.

In insgesamt acht gerontopsychiatrische Wohngruppen an drei Standorten der AWO ein entsprechend ausgerichte tes Betreuungs- und Pflegeangebot (AWO- Dorf Hasenbergl, Fritz - Kistler - Haus, Sozialzentrum Laim). Hier leben je zehn bis zwölf ältere Menschen in familiärer und überschaubarer Atmosphäre zusammen. Neben kleinen Wohneinheiten, einem

gemeinsamen Wohnzimmer mit integrierter Küche als zentralem offenem Wohnbereich zeichnet sich das Konzept der gerontopsych iatrischen Wohngruppen durch die demenzgerechte Betreuung und pflegerische Versorgung über ein multiprofessionelles Team aus Pflegefachkräften, Dipl . Sozialpädagoginnen / Sozialpädagogen und Betreuungskräften aus.13 2.2.2 „Drei - Welten - Modell“ und Pflegeoasen

Die MÜNCHENSTIFT GmbH hat in vier Häusern (Alfons- Hoffmann - Haus, Haus

St. Martin, Haus St. Maria sowie Rümannstraße) die phasengerechte Betreuung und Pflege nach dem Drei- Welten- Modell konzeptionell aufgegriffen:

Das Alfons- Hoffmann - Haus hat nach der Wiedereröffnung im Ersatzbau im Jahr 2008 konzeptionell Aspekte des Drei- Welten- Modells übernommen.

Das heißt: Demenziell erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner leben je nach Stadium der Erkrankung in geeigneten Wohngruppen zusammen und

12 thema 6. Hausgemeinschaften, Qualitative Anforderungen an den Pflegeheimbau unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen, Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln, 2001

13 Vgl. www.muenchen - awo.de

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erhalten ein abgestimmtes Betreuungsangebot.

Ebenso gibt es seit dem Jahr 2009 im Haus St. Martin

gerontopsychiatrische Wohngruppen entsprechend des „Drei - Welten- Modells“. Bei Weglaufgefährdung ist eine beschützende Unterbringung weiter erforderlich.

Die räumliche Einteilung der Wohngruppen erlaubten es, dass

Bewohnerinnen und Bewohner erst in der Phase der schweren Demenz umziehen müssen.

Das Modell „Pflegeoase“ als Teil des Drei- Welten- Modells wurde durch die MÜNCHENSTIFT GmbH weiter entwickelt und wird derzeit wissenschaftlich begleitet (Punkt 2.3). Hierbei bleibt das eigene Bewohnerzimmer

Bestandteil des Konzepts neben dem Raum der Pflegeoase.

Das Haus an der Rümannstraße bietet neben dem beschützenden Bereich (für hin- bzw. weglaufgefährdete Menschen) seit dem Jahr 2007 eine Pflegeoase an. Im Haus St. Maria Ramersdorf werden seit dem Jahr 2007, d.h. mit der Wiedereröff nung im Ersatzbau, Angebote entsprechend der

„Drei Welten“ auf einer Ebene mit einer Pflegeoase gemacht. Das Konzept der Pflegeoase beinhaltet hier die Mög lichkeit, im eigenen Zimmer zu wohnen. Ziel dieser konzeptionellen Weiterentwick lung des Schweizer Modells ist es, dass die jeweiligen Angebote übergreifend genutzt werden, ein Umzug ist zum Übertritt in eine andere Versorgungsform daher nicht zwingend notwendig.

2.2.3 Stationäre Hausgemeinschaften

Die MÜNCHENSTIFT GmbH hat seit dem Jahr 2002 in den Häusern an der Tauernstraße (zwei Hausgemeinschaften mit 10 Personen), an der

Rümannstraße (eine Hausgemeinschaft mit 10 Personen) und seit 2007 im Haus St. Josef (zwei Hausgemeinschaften mit je 11 Personen)

Wohnbereiche in Form der stationären Hausgemeinschaft umgesetzt.

Der Arbeiter Samariter Bund Stuttgart hat mit dem Seniorenzentrum Marie- Anne Clauss (Luganoweg / Appenzeller Straße, Eröffnung in 2009) das städtische Anfor derungsprofil zur Grundstückvergabe mit stationären Hausgemeinschaften für 135 vollstationäre Pflegeplätze entsprechend umgesetzt.

2.3 Die „Pflegeoase“ in vollstationären Pflegeeinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland

In Deutschland wurden erste Pflegeoasen als Angebot der pflegerischen Versorgung im Sinne der Pflegeversicherung bereits im Jahr 2006 im

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Altenpflegeheim Kloster, Allensbach, Heiliggeiststift, Freiburg14 und im Seniorenzentrum Holle realisiert.

Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) hat – nach seiner anfänglichen deutlichen Kritik am Konzept „Pflegeoase in Wetzikon“ - nun im April 2009 auf seiner Tagung „Begleitung von Menschen mit Demenz in ihrer letzten Lebensphase“ ein neues Konzept zur Versorgung dieser Personengruppe vorgestellt und will mit so genannten qualitätsgeleiteten Pflegeoasen einen neuen Weg beschreiten, bei dem Erkenntnisse aus der Pflegeforschung und schon bestehender Pflegeoasen unter der Wahrung höchstmöglicher ethischer Grundsätze vereint sind.

Es soll der Gefahr, über Mehrbettzimmer bzw. Mehrpersonenräume die Qualitäts standards abzusenken, entgegen stehen. In Anerkennung positiver Erfahrungen aus bestehenden Pflegeoasen hat das KDA sowohl die

Überschaubar keit als auch den eigenen Raum für die pflegebedürftigen Menschen mit Demenz in das Konzept integriert, ohne dass dabei ein Mehrpersonenraum entsteht. Die eigenen Zimmer mit weit zu öffnenden Türen sind dabei vom zentral gelegenen Küchen- und Aufenthaltsraum einsehbar, sodass Menschen mit Demenz in ihrer letzten Lebensphase nicht vom sozialen Leben ausgeschlossen sind und zumindest passiv daran teilhaben können.

In den Pflegezentren der Stadt Zürich wurde die Pflegeoase des Krankenheims in Wetzikon modifiziert im normalen Baubestand erfolgreich umgesetzt, d.h.

die Bewohnerinnen / Bewohner leben in vertrauter, normaler Umgebung in Einzel- bzw. Doppel zimmern. In diesem Wohnbereich findet normales Leben statt, Reize sind reduziert und werden gezielt gesetzt (z. B. Duft gebratener Zwiebeln vor dem Mittagessen).

Das Sozialreferat spricht sich für die bedarfsgerechte Umsetzung der Pflegeoasen aus, sieht jedoch auch die Notwendigkeit, dass die

Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin, wie in der MÜNCHENSTIFT GmbH umgesetzt, ihre eigenen Zimmer behal ten.

Erste Evaluationen von Pflegeoasen zeigen die Chancen dieses diff erenzierten Betreuungskonzeptes für Menschen mit Demenz.

Für das Seniorenzentrum Holle hat das Sozialministerium Niedersachsen die wissenschaftliche Begleitforschung

(Evaluationsstudie) mit einer einjährigen Laufzeit bei der Demenz

14 CAREkonkret, Vincentz Network GmbH & Co. KG, Hannover, 6/2006

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Support Stuttgart GmbH in Auftrag gegeben und fi nanziell gefördert.

Das Modellprojekt startete im Dezember 2006.

Seit September 2007 begleitet das Institut für sozialpolitische und gerontologi sche Studien (ISGOS) drei unterschiedliche Wohnprojekte mit dem Konzept der Pflegeoase in Hessen und Nordrhein - Westfalen.

Ergebnisse werden erwartet.

Im Rahmen der Ausschreibung „Leuchtturmprojekte Demenz“ fördert das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Evaluation der Pflegeoase im Haus am Buttermarkt in Adenau durch den

Arbeitsschwerpunkt „Gerontologie und Pflege“ der „Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung“ an der Evangeli schen Fachhochschule Freiburg in Kooperation mit dem Institut für Gerontolo gie der Universität Heidelberg. Der Projektzeitraum erstreckt sich von April 2008 bis Dezember 2009.

Im Auftrag des „Ministère de la Famille et de l'Intégration“ evaluiert die Demenz Support Stuttgart gGmbH zwei Pflegeoasen mit

Vergleichsgruppen in Luxemburg im Projektzeitraum April 2008 bis Dezember 2009.15

Die Pflegeoasen der MÜNCHENSTIFT GmbH im Haus an der

Rümannstraße und im Haus St. Maria Ramersdorf werden u.a. mit Mitteln des Sozialreferates von aufschwungALT im Zeitraum 2008 / 2009 evaluiert.

Erste Ergebnisse der Evaluationsstudie zur Pflegeoase im Seniorenzentrum Holle sind unter anderem: „...

Als wichtiger Einflussfaktor auf das Erleben und Bewerten einer Pflegeoase hat sich die Mitarbeiterpräsenz herausgestellt, die es ermöglicht, die Bewohnerinnen im Blick zu haben und unmittelbar auf ihre Bedürfnisse reagieren zu können. Diese Bewertung teilen sowohl Angehörige als auch Mitarbeiterinnen.

Gesteigertes Aufmerksamkeitsniveau: Zunahme der Dauer und Häufigkeit geöffne ter Augen, vermehrter Blickkontakt, Bewohnerinnen folgen den Mitarbeiterinnen im Raum mit den Augen, Bewohnerinnen sprechen vermehrt, sie reagieren auf Ansprache, Fragen von anderen Personen im Raum,

verbesserte Ernährungssituation: Abnahme von Problemen bei der Nahrungsauf nahme, Zusammenpressen des Mundes weniger häufig, Entwicklung bis hin zum Öffnen des Mundes.

15 Download vom 11.09.2009 www.demenz - support.de / materialien /Forschungsbericht_Pflegeoase_Holle.pdf

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Präsenz bedeutet auch für die Angehörigen, dass sie begleitet werden. Sie haben im mer eine Ansprechpartnerin vor Ort, sind in den Pflegeprozess eingebunden und wer den in kritischen Lebenssituationen begleitet.

Abschließend empfehlen die Angehöri gen dieses Versorgungskonzept auch für andere Einrichtungen – unter der Voraussetzung dass entsprechende Qualitätskriterien eingehalten werden. ... Für das Team bedeutet die Arbeit in der Pflegeoase eine ständige Herausforderung, um die Balance zwischen Arbeitszufriedenheit und Arbeitsbelastung auszutarieren. Körperliche und psychische Belastungsfaktoren stehen folgenden positiven Aspekten

gegenüber: es besteht die Möglichkeit, bedürfnisorientiert zu arbeiten; es gibt Spielraum, die Arbeits abläufe innerhalb der Pflegeoase autonom zu gestalten;

Pflegende haben das Gefühl, einer sinnvollen Arbeit nachzugehen. ...“16 3. „TrotzDemenz“ - Beratungs - und Schulungsprojekt

der Alzheimer Gesellschaft München e.V.

für den Personenkreis „Menschen im frühen Stadium einer Demenz und ihre Angehörigen“

Wie bereits im Stadtratsbeschluss „Beratung und Unterstützung für Menschen mit Demenzerkrankungen und deren Angehörige in Münche n durch die Alzheimer Gesellschaft München e.V.“ (Sozialausschuss,

13.11.2008) dargelegt, hat sich die Alzheimer Gesellschaft München e.V.

(AGM) durch ihren mehr als 20- jährigen engagierten Einsatz für Menschen mit Demenzerkrankungen zu einer fachlich kom petenten und wichtigen Anlaufstelle für Demenzerkrankte und deren Angehörige etabliert.

Deshalb wurde in oben genannter Stadtratssitzung eine kommunale

Regelförde rung des Beratungs- und Unterstützungsangebots der AGM zum 01.01.2009 in Höhe von jährlich 82.000,00 Euro bewilligt.

Die Alzheimer Gesellschaft München e.V. ist auch eine richtungsweisende Ansprechpartnerin hinsichtlich bisher nicht berücksichtigter Beratungs- und Unterstüt zungsbedarfe von Demenzerkrankten.

Aufgrund seiner Aktualität befasst sich diese Vorlage abschließend mit der geplan ten zweijährigen Fortführung (01.01.2010 - 31.12.2011) des seit 2008 erfolgreich laufenden Projekts "TrotzDem enz" der AGM. Dieses

Projekt soll für den angegebenen Zeitraum in Höhe von 59.400,00 Euro aus städtischen Mitteln gefördert werden.

3.1 Ausgangslage

Gesellschaftliche und wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema Demenz führten in den vergangenen Jahren nicht nur zu der

Erkenntnis, dass Erkrankte einer besonderen Betreuung und Pflege bedürfen,

16 Ebd.

(16)

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sondern auch zu differenzierterem Wissen über frühe Formen17 sowie über den Verlauf der Erkrankung. Psychosoziale Angebote für Menschen mit einer frühen Demenzdiagnose und ihre Angehörigen sind kaum vorhanden.

Bisherige Angebote richten sich fast ausschließlich an ältere Erkrankte

und/ oder Menschen, die sich bereits in einem mittleren bis schweren Stadium der Demenzerkrankung befi nden, Beratung und psychosoziale Angebote sind vorwie gend auf pflegende Angehörige ausgerichtet. Dies ist auf die Tatsache zurückzufüh ren, dass bis vor wenigen Jahren eine Demenz häufig erst zu einem Zeitpunkt (Übergang zur mittelschweren Demenz) der Erkrankung festgestellt wurde, der ein Verstehen und einen eigenen adäquaten Umgang durch den Betroffenen mit dieser nicht mehr zuließ.

3.2 Fortführung des Projekts „TrotzDemenz“

Unter anderem im Jahr 2006 machte die AGM im Rahmen der Imagekampagne

„Verstehen Sie Alzheimer?“18 auf den Bedarf des genannten Personenkreises aufmerksam und reagierte hierauf mit dem im Jahr 2007 gestarteten Projekt

„Demenz mitten im Leben“.

„Ziel des ... 2007 gestarteten Projekts ‚Demenz mitten im Leben‘ ist es, Erkrankte und Angehörige beim Umgang mit der Erkrankung und deren Auswirkungen zu unterstüt zen und mit ihnen gemeinsam sinnvolle Angebotsformen zu entwickeln und anzure gen.“19

Aufgrund der Erfahrungen aus dem Projekt „Demenz mitten im Leben“ hat die AGM im Jahr 2008 ein für alle Altersgruppen offenes Seminarangebot

"TrotzDem enz" für Menschen im frühen Stadium einer Demenzerkrankung und deren Angehörige entwickelt. Hiermit verbunden ist auch eine abklärende Erstberatung.

Ziel dieses in acht Einzelmodulen aufbereiteten Seminars ist es, Wissen zu vermitteln, Austausch zu ermöglichen und sowohl aus Sicht der Erkrankten als auch aus Sicht der Angehörigen Strategien zum angemessenen Umgang mit der Erkrankung zu ent wickeln. Dieses Schulungsangebot konnte zwischen Juni 2008 und September 2009 jeweils einmal im Herbst 2008 und im Frühjahr 2009 sowohl für die Erkrankten selbst als auch für deren Angehörige erfolgreich durchgeführt werden.

Begrenzt auf den genannten Zeitraum von knapp einem Jahr wurde dieses Projekt durch die Selbsthilfeförderung der Krankenkassen finanziert 20, wobei

17 Menschen, die zwischen dem 35. und 65. Lebensjahr an einer Demenz erkranken 18 u.a. mit Förderung durch die Landeshauptstadt München

19 www.agm - online.de

20 § 20c Krankenversicherung (SGB V) „Prävention und Selbsthilfe“: Selbsthilfeförderung erfolgt in zwei Fördersträngen: mindestens 50 Prozent der Fördermittel müssen von den Kassen pauschal als Zuschüsse zur Basisfinanzierung der Selbsthilfegruppen vergeben werden, die verbleibenden Mittel können in eigener Verantwortung der Kassen vorrangig für Projekte vergeben werden, die zeitlich begrenzt sind und sich beispielsweise an bestimmte Zielgruppen wenden. Maximaler Betrag für die BRD ca. 40 Mio. €. Der GKV-

Spitzenverband trägt die Verantwortung für die Erarbeitung der Grundsätze zu den Inhalten und zur Verteilung der

(17)

der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Durchführung eines

Schulungsangebotes lag. Inner halb dieser einjährigen Laufzeit des Projekts konnte jedoch eine nachhaltige Ergebnis aufbereitung und - sicherung zur Weiterentwicklung von Beratungs- und weitergehen den

Unterstützungsangeboten für die bisher wenig beachtete Zielgruppe

frühdiagnos tizierter Demenzerkankter nicht abgeschlossen werden. Dies soll nun im Rahmen der durch das Sozialreferat für zwei Jahre geförderten

Fortführung des Projekts, gemäß dem Antrag /Konzept der Alzheimer Gesellschaft München e.V. (Stand September 2009), ermöglicht werden.

Bisherige Erfahrungen aus dem Projekt bestätigen:

Erkrankte und Angehörige wenden sich zunehmend und unmittelbar nach der Diagnosestellung an die Alzheimer Gesellschaft München e.V. und haben einen ho hen Bedarf an Informationen, psychosozialer

Beratung /Wissen über Bewältigungs strategien usw..

Durch das Seminar kompakt vermitteltes Wissen können Erkrankte und ihre Angehörigen z.B.:

Bewältigungsstrategien kennenlernen und erfahren,

frühzeitig unterstützende soziale Netzwerke knüpfen,

Wissen über ambulante Hilfs- und Unterstützungsangebote erhalten und austauschen,

rechtliche Angelegenheiten erkennen und zeitnah regeln.

Erkrankte und Angehörige haben auch nach Abschluss des Seminars Bedarf an einem begleiteten Austauschangebot.

Ziele der geplanten zweijährigen Fortführung des Projekts (01.01.2010 – 31.12.2011) durch kommunale Fördermittel sind:

Konzeptionelle Weiterentwicklung des Beratungs- und

Unterstützungsangebo tes der AGM für den Personenkreis „Menschen im frühen Stadium einer Demenz und ihre Angehörigen“ durch

Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse aus dem genannten Schulungsprojekt sowie damit verbundenen Beratungsanfragen und Übertragung in die Beratungstätigkeit

Aufbereitung und Sicherung der gewonnen Ergebnisse/Erfahrungen z.B. in Form eines Informationsblattes oder einer Broschüre für Erkrankte.

Weitergabe der Ergebnisse/Erfahrungen an Beratungseinrichtungen und Fachdiensten, die mit dem Thema befasst sind (u.a. kommunale

Fachstellen häusli che Versorgung, Beratungsstellen für ältere Menschen

Fördermittel unter Beteiligung der Spitzenorganisationen der Selbsthilfe. Die tatsächliche Vergabe der Fördermittel erfolgt über die Krankenkassen und Verbände.

(18)

Seite 18 von 21

und Angehörige usw.), z.B. in Form einer Fortbildungsveranstaltung

„Beratung von Erkrankten im frü hen Stadium einer Demenz und deren Angehöriger“

Durchführung eines weiteren Seminars in 2010 unter Berücksichtigung der bisherigen Ergebnisse

Durchführung eines regelmäßigen Gruppenangebotes für bisherige Seminar teilnehmerinnen /Seminarteilnehmer

Begleitende Hausbesuche hinsichtlich der individuellen Umsetzung der im Seminar / der Gruppe besprochenen Maßnahmen

Finanzierung

Zur Fortführung des Projekts „Trotzdemenz“ für den Zeitraum 01.01.2010 - 31.12.2011 wurde durch die AGM bei der zuständigen Fachabteilung des Sozialrefe rats eine Zuschussumme in einer Gesamthöhe von 59.400,00 Euro beantragt. Die erforderlichen Mittel stehen in voller Höhe zahlungswirksam auf der Finanzposition 4705.700.0000.5 zur Verfügung und werden im Produkt 5.1.1 verausgabt .

Mit der Förderung in Höhe von 59.400,00 Euro ist durch die AGM gemäß dem in der Konzeption des oben genannten Projektes (Stand September 2009) beschriebenen Tätigkeitsfeld u.a. die Finanzierung einer hauptamtlichen halben Planstelle in TVöD E9, Qualifizierung Dipl.

Sozialpädagogin /Sozialpädagoge (FH) oder einer vergleichbar qualifizierten Fachkraft zu gewährleisten. Die hauptamtliche halbe Planstelle kann, sofern fachlich vertretbar, auch geteilt werden.

4. Fazit

Zunehmende Hochaltrigkeit und der mit dem derzeitigen wissenschaftlichen Hinter grund vorhersehbare Anstieg der Zahl von Demenzerkrankungen erfordert eine kon zeptionelle Weiterentwicklung auch des stationären Betreuungs- und Pflegeangebots.

Einige vollstationären Pflegeeinrichtungen in München sind hier in einer Vorreiterrolle auf einem guten Weg. Seit einigen Jahren werden

unterschiedliche Ansätze, wie un ter Punkt 2.2 ff beschrieben umgesetzt bzw.

erprobt. Das Sozialreferat unterstützt diese Entwicklungen u.a. durch die Personalentwicklungsmaßnahme Demenz21, die Bereitstellung von

fachspezifischen Informationen sowie der Förderung wissenschaftli cher Begleitungen zur reflektierten konzeptionellen Weiterentwicklung vollstationärer Pflegeeinrichtungen.

Mit der auf zwei Jahre befristeten Fortführung des Projekts „TrotzDemenz“

21 Sozialausschuss am 11.10.2007

(19)

wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Demenzerkrankungen früher als bisher diagnosti ziert werden und somit auf die Erkrankten selbst sowie deren Bezugspersonen erheb liche Veränderungen zukommen, die es individuell zu bewältigen gilt. Zudem kann die AGM hier ihre Beratungsangebote ausbauen und fachlich festigen sowie andere pro fessionelle Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aus dem Bereich Beratung und Unterstützung für den Personenkreis entsprechend sensibilisieren, sodass davon auszugehen ist, dass in dieser speziellen Situation die Betroffenen künftig mit den Er-

fahrungen aus dem Projekt „TrotzDemenz“ fachlich versiert begleitet werden können.

Die Stadtratsvorlage ist mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt abgestimmt.

Es ist geplant, dem Gesundheitsausschuss diese Vorlage bekannt zugeben.

Anhörung des Bezirksausschusses

In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung eines Bezirksausschusses nicht vorge sehen (vgl. Anlage 1 der BA- Satzung).

Dem Korreferenten, Herrn Stadtrat Benker, dem Verwaltungsbeirat, Herrn Stadtrat Dr. Babor, der Stadtkämmerei, der Frauengleichstellungsstelle, dem

Sozialreferat /Stelle für inter kulturelle Arbeit, dem Referat für Gesundheit und Umwelt, der Beschwerdestelle für Probleme in der Altenpflege und dem Seniorenbeirat ist ein Abdruck der Sitzungsvorlage zu geleitet worden.

II. Antrag des Referenten

1. Das Sozialreferat wird beauftragt, die Weiterentwicklung des Beratungs- und Schulungsangebots „TrotzD emenz“ der Alzheimer Gesellschaft München e.V.

gemäß dem vorliegenden Konzept (Stand September 2009) durch eine einmalige Förderung in Höhe von 59.400,00 Euro zu unterstützen. Die erforderlichen Mittel stehen in voller Höhe zahlungswirksam auf der

Finanzposition 4705.700.0000.5 zur Verfügung und werden im Produkt 5.1.1

(20)

Seite 20 von 21

verausgabt . Das Projekt ist auf den Zeitraum 01.01.2010 - 31.12.2011 begrenzt.

2. Der Antrag Nr. 02- 08 / A 00589 von Frau StRin Monika Renner, Herrn StR Ingo Mitter maier, Herrn StR Klaus Peter Rupp vom 28.01.2003 ist

geschäftsordnungsgemäß behandelt.

3. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle.

III. Beschluss nach Antrag.

Der Stadtrat der Landeshauptstadt München

Die Vorsitzende Der Referent

Christine Strobl Friedrich Graffe

Bürgermeisterin Berufsm. Stadtrat

IV. Abdruck von I. mit III.

über den Stenographischen Sitzungsdienst an das Direktorium – Dokumentationsstelle an die Stadtkämmerei

an das Revisionsamt z.K.

V. Wv. Sozialreferat

1. Die Übereinstimmung vorstehenden Abdrucks mit der beglaubigten Zweitschrift wird

bestätigt.

2. An das Sozialreferat, S- III - M An das Sozialreferat, S- Z- F/H

(21)

An den Seniorenbeirat

An den Behindertenbeauftragten An den Behindertenbeirat

An die Frauengleichstellungsstelle

An das Referat für Gesundheit und Umwelt, GVP- KVP An die Beschwerdestelle für Probleme in der Altenpflege z.K.

Am I.A.

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