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World Population Policies 2007

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Die „World Population Policies 2007“

zeigen für den Zeitraum 1976 bis 2007 für jedes einzelne Land, wie sich die Sichtwei- se der Regierungen und die Regierungspo- litik in Bezug auf Bevölkerungszahl und - wachstum, Altersstruktur, Fruchtbarkeit und Familienplanung, Gesundheit und Sterblichkeit, räumliche Verteilung und in- ternationale Migration im Kontext demo- grafischer, gesellschaftlicher und wirt- schaftlicher Veränderungen entwickelt hat.

Es wird deutlich, dass sich die Art und

Weise, wie Regierungen Bevölkerungsfra- gen sehen und damit umgehen, seit 1974 deutlich verändert hat.

Bevölkerung als

politisches Handlungsfeld

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass die Regierungen den Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung zunehmend Be- deutung beimessen. Außerdem wird die Bevölkerungsentwicklung heute stärker Informationsdienst der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (DGVN)

Bevölkerung

Entwicklung & Informationsdienst

Nr. 65 – April 2008

Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. · Zimmerstraße 26/27 · 10969 Berlin E-Mail: info@dgvn.de · Internet: www.dgvn.de

Redaktion: Christina Kamp, Dr. Beate Wagner (verantwortlich) Herstellung: EMS Eckert Medienservice, ems-eckert@ish.de ISSN: 1614-5429

Inhaltsverzeichnis

11 Bevölkerungsthemen gewinnen an politischer Bedeutung

World Population Policies 2007

14 Hohes Bevölkerungs- wachstum behindert Afrikas Entwicklung Französische Studie 15 Senkung der

Müttersterblickkeit ist vordringlich Lektionen aus Afrika für die Welt 17 Wenn Kinder

Kinder bekommen

Teenager-Schwangerschaften 19 Auf dem Weg zu einer

urbanisierten Welt World-Urbanization Prospects 2007 11 26.000 Kinder

sterben pro Tag

UNICEF-Jahresbericht 2008 11 Internationales Jahr

der sanitären Grund- versorgung 2008 12 Internationales Jahr

der Sprachen 2008 12 9. Vertragsstaaten-

konferenz der Biodiversitäts- konvention (CBD) 12 DVD zur Klimakrise 12 UNFPA-Videos

im Internet 12 Termine

Bevölkerungsthemen gewinnen an politischer Bedeutung

World Population Policies 2007

Mit den „World Population Policies 2007“ verfolgt die Bevölkerungsabteilung der Ver- einten Nationen, wie sich die nationale Politik in Bezug auf Bevölkerungsfragen seit der Weltbevölkerungskonferenz 1974 entwickelt hat. Die neue Zusammenstellung bietet eine Übersicht über die Bevölkerungspolitik und Bevölkerungsdynamik der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sowie weiterer Staaten, für die seit 1970 jeweils zur Mitte des Jahr- zehnts Daten vorlagen.

Familienplanung im Mittelpunkt: Immer mehr Regierungen befassen sich mit den Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung. Zunehmend werden bevölkerungspolitische Handlungskonzepte formuliert

und umgesetzt. UN Photo/Eskinder Debebe

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Bevölkerungspolitik

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als ein Bereich angesehen, der staatliches Handeln nicht nur erlaubt sondern auch er- fordert, so dass mehr Regierungen bevöl- kerungspolitisch relevante Handlungskon- zepte formulieren und umsetzen. Dabei dient das Aktionsprogramm, das 1994 auf der internationalen Bevölkerungskonfe- renz in Kairo verabschiedet wurde, in vie- len Ländern als Orientierungsrahmen.

Zum Beispiel lag früher im Bereich Fami- lienplanung der Schwerpunkt auf Pro- grammen für Frauen im gebärfähigen Alter. Heute verfolgt man im Bereich reproduktive Gesundheit einen am ge- samten Lebenszyklus orientierten Ansatz, der sowohl Frauen als auch Männer anspricht. Bezogen sich früher die Ziel- vorgaben auf die Verringerung der Ferti-

litätsraten und den Einsatz von Verhü- tungsmitteln, so geht es heute eher um die Deckung des Bedarfs an Familien- planung. Außerdem soll die Verfügbarkeit von und der Zugang zu Verhütungsmitteln verbessert, die Wahlmöglichkeiten ausge- weitet sowie die qualitative Versorgung verbessert werden.

Im Aktionsprogramm von Kairo werden die Synergien zwischen den verschiedenen Entwicklungszielen deutlich gemacht.

Viele der Ziele stärken sich gegenseitig und die Umsetzung des Aktionsprogramms trägt wesentlich dazu bei, die Millenniums- Entwicklungsziele zu erreichen.

Größte Herausforderung: HIV/Aids

Global gesehen ist die HIV/Aids-Pandemie seit mehr als einem Jahrzehnt das größ- te Bevölkerungsproblem. 93 Prozent der Entwicklungsländer und 81 Prozent der entwickelten Länder sehen das so und HIV/Aids breitet sich weiter aus. Obwohl Fortschritte bei der Behandlung von HIV- Patienten gemacht wurden und die Aus- breitung der Epidemie kontrolliert wird, sind ihre Auswirkungen in den Erkran- kungs- und Sterblichkeitsziffern sowie einem verlangsamten Bevölkerungswachs- tum in vielen Ländern weiterhin deutlich sichtbar. Der zukünftige Verlauf der Pan- demie hängt davon ab, ob der Anteil der Aids-Patienten, die eine antiretrovirale Therapie bekommen, wesentlich gesteigert werden kann und ob verhindert werden kann, dass sich das HI-Virus weiter aus- breitet.

Kinder- und Müttersterblichkeit

In Entwicklungsländern sind die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit und die hohe Müttersterblichkeit das zweit- und drittgrößte Problem im Bereich Bevölke- rung und Entwicklung. Neben HIV/Aids bereitet in den entwickelten Ländern vor allem die Alterung der Bevölkerung Sorge, die anhaltend niedrige Fruchtbarkeit und die Stagnation der Bevölkerung im arbeits- fähigen Alter.

In den Entwicklungsländern und insbeson- dere in Afrika finden immer mehr Regie- rungen, dass sowohl das Bevölkerungs- wachstum als auch die Fertilitätsraten zu hoch sind, und sie haben Maßnahmen eingeführt, um diese zu senken.

Über die „World Population Policies 2007“

Für die insgesamt 195 Länder, die in den „World Population Policies 2007“ erfasst sind, werden vor allem drei Arten von Informationen zusammengestellt: Erstens, wie die Regierung die Größe und das Wachstum der Bevölkerung beurteilt und auch die Altersstruktur und räumliche Verteilung sowie die demografischen Komponenten Fruchtbarkeit, Sterblichkeit und Migration, die darauf Einfluss haben.

Zweitens wird in Bezug auf all diese Variablen abgefragt, ob das Niveau oder der zu beobachtende Trend als politisch relevant erachtet wird. Weiterhin wird der Frage nachgegangen, ob das gegenwärtige Niveau oder die Veränderungen im Verhältnis zu anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten als zu hoch, zu niedrig oder akzeptabel angesehen werden.

Drittens geht es um die Regierungspolitik in Bezug auf jede dieser Variablen. Will die Regierung das gegenwärtige Niveau jeder Variable anheben, absenken oder beibehalten? Hat die Regierung aktiv Einfluss auf die Variable genommen, und wenn ja, wie?

Die so erhobenen Daten werden in Form von zweiseitigen Datenblättern präsentiert.

Auf der ersten Seite finden sich Angaben zur Bevölkerungspolitik für jedes Land für die Jahre 1976, 1986, 1996 und 2007. Auf der zweiten Seite werden die Bevöl- kerungsindikatoren für die entsprechenden Jahre dargestellt.

1976

Entwickeltere Regionen

(zur Steigerung der Fertilitätsrate)

Anteil der Länder (in Prozent)

21

0 20 40 60

24

33 34

42

51 56

53

1986 1996 2007 1976 1986 1996 2007 Weniger entwickelte Regionen (zur Senkung der Fertilitätsrate) Quelle: Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen, „World Population Policies 2007“

Regierungen mit Politikkonzepten in Bezug auf Geburtenhäufigkeit, 1976, 1986, 1996, 2007

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Bevölkerungspolitik

3

In den entwickelteren Regionen liegen die Fertilitätsraten weiter unter dem Ersatz- niveau, und es wird erwartet, dass dies bis 2050 so bleibt. Die Konsequenzen der Alterung der Bevölkerung geben zuneh- mend Anlass zur Besorgnis.

Hohes Bevölkerungswachstum

Viele Regierungen sind weiterhin besorgt über die Auswirkungen des raschen Bevöl- kerungswachstums auf das wirtschaftliche Wachstum und eine nachhaltige Entwick- lung. In Entwicklungsländern ist hohes Bevölkerungswachstum noch immer ein Problem. In der Hälfte aller Entwick- lungsländer beurteilten die Regierungen das Bevölkerungswachstum 2007 als zu hoch, und das obwohl die Wachstumsraten durchaus weiter abnehmen, von durch- schnittlich jährlich 2,4 Prozent (1970- 1975) auf 1,4 Prozent (2000-2005).

Unter den 50 am wenigsten entwickelten Ländern stieg der Anteil der Länder, die ihr Bevölkerungswachstum als zu hoch ein- stuften, von 50 Prozent (1986) auf 78 Pro- zent (2007). Viele Entwicklungsländer haben erkannt, dass es wichtig ist, das Be- völkerungswachstum zu bremsen, um den zunehmenden Druck auf die erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen zu entschärfen, den Klimawandel zu bekämp- fen, Probleme bei der Nahrungsmittelver- sorgung zu verhindern und für alle Men- schen Arbeitsplätze und eine soziale Grundversorgung zu sichern.

Der Schwerpunkt der politischen Hand- lungskonzepte liegt darauf, die Renten- systeme langfristig nachhaltig zu gestalten und bezüglich der Alterung der Bevöl- kerung einen ganzheitlichen Ansatz zu fördern, indem man das gesamte Potenzial der Menschen jeder Altersstufe mobilisiert.

Dazu gehören auch Maßnahmen zur Schaffung eines Gleichgewichts zwischen Arbeits- und Familienleben und zur Förde- rung der Geschlechtergerechtigkeit in allen Lebensbereichen.

Wenig Erfolge in der Zuwanderungspolitik

Insbesondere in Entwicklungsländern ver- suchen Regierungen durch ein breites Spektrum an Maßnahmen die Wande- rungsbewegungen innerhalb ihrer Länder und die Verstädterung zu beeinflussen.

Doch durch die politischen Handlungskon- zepte ist es kaum gelungen, die erklärten Ziele zu erreichen, das Wachstum der Städte zu verringern oder zu verlangsamen.

Ein realistischerer Ansatz wäre gemäß der Empfehlungen der „World Population Policies 2007“, den Schwerpunkt auf die Auswirkungen der Bevölkerungsvertei- lung und zunehmenden Verstädterung zu legen und Maßnahmen zur Anpassung zu ergreifen.

In Hinblick auf die internationale Migra- tion erkennen die Zielländer nach und nach deren positiven Wirkungen und füh- ren politische Handlungskonzepte und Maßnahmen ein, um die internationale Zu- wanderung auf ihren nationalen Bedarf ab- zustimmen. Weniger Länder wollen die Zuwanderung beschränken, immer mehr Zielländer fördern die Zuwanderung qua- lifizierter Arbeitskräfte. Voraussichtlich wird die Migration längerfristig zunehmen, und angesichts anhaltend niedriger Fer-

tilitätsraten und alternder Bevölkerung wahrscheinlich bereits auch kurzfristig.

Als Reaktion auf kurzfristige politische Überlegungen könnte es zu einer Umkeh- rung der Zuwanderungspolitik kommen.

Trotz der zunehmenden Migrantenzahlen ist der Anteil der Länder, die die Zuwan- derung beschränken wollen, seit Mitte der 1980er Jahre bei rund einem Viertel kon- stant geblieben. Tendenziell ermutigen die Länder eher ihre im Ausland lebenden Bürgerinnen und Bürger zur Rückkehr, stärken ihre Verbindungen zu ihren trans- nationalen Gemeinschaften, erleichtern Überweisungen und versuchen die posi- tiven Auswirkungen der Migration zur Minderung der Armut in den Herkunfts- ländern zu nutzen.

Es wird zunehmend anerkannt, dass inter- nationale Migration und Entwicklung un- trennbar zusammenhängen. Um von den Vorteilen internationaler Migration zu pro- fitieren und die negativen Auswirkungen Wichtige Bevölkerungsthemen der Regierungen

Problemfelder, die mindestens die Hälfte der Regierungen als wichtig ansehen (2007), nach Entwicklungsregionen

Anteil der Regierungen, die das Region und Problemfeld Problemfeld als wichtig ansehen

(in Prozent) Welt

HIV/Aids 90

Kinder- und Säuglingssterblichkeit 73

Müttersterblichkeit 70

Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter 66

Fruchtbarkeitsrate bei Teenagern 58

Niedrige Lebenserwartung bei der Geburt 57

Alterung der Bevölkerung 55

Räumliche Verteilungsmuster 51

Entwickeltere Regionen

HIV/Aids 81

Alterung der Bevölkerung 81

Niedrige Fruchtbarkeitsrate 61

Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter 61

Weniger entwickelte Regionen

HIV/Aids 93

Kinder- und Säuglingssterblichkeit 86

Müttersterblichkeit 83

Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter 69

Fruchtbarkeitsrate bei Teenagern 65

Niedrige Lebenserwartung bei der Geburt 64

Räumliche Verteilungsmuster 56

Hohe Fruchtbarkeitsrate 54

Hohes Bevölkerungswachstum 50

Quelle: Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen, „World Population Policies 2007“

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Bevölkerungsentwicklung

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möglichst gering zu halten, gelten mehr internationale Zusammenarbeit und poli- tische Kohärenz als unabdingbar.

Handlungsbedarf

Die Einführung bevölkerungspolitischer Maßnahmen ist nur ein erster Schritt, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass die Ziele im Bereich Bevölkerung und Ent- wicklung erreicht werden, heißt es in den

„World Population Policies 2007“. Andere notwendige Elemente seien die Umsetzung angemessener Programme, ausreichend politisches Engagement und finanzielle Ressourcen. Auch der Respekt für kul- turelle Werte, Partnerschaften mit Nicht-

regierungsorganisationen, der Zivilgesell- schaft, der Wirtschaft und internationalen Gebern, eine gute Staats- und Regierungs- führung und die Wahrung von Frieden und Sicherheit sind wichtig. Nicht zuletzt müssen die bevölkerungspolitischen Maß- nahmen regelmäßig überprüft werden.

Dazu leisten auch die Vereinten Nationen

einen Beitrag, indem sie mit der Erfassung der bevölkerungspolitisch relevanten Daten helfen, das Bewusstsein für Bevöl- kerungsthemen zu erhöhen – und für die Notwendigkeit, auf Bevölkerungsentwick- lungen rechtzeitig und angemessen zu reagieren.

Christina Kamp World Population Policies 2007.

Hrsg. United Nations Department of Economic and Social Affairs/Population Division. New York, 2008.

Bezug: UNO-Verlag, www.uno-verlag.de

Die Daten stehen auch in elektronischem Format zur Verfügung und können bei den Vereinten Nationen als Datenbank heruntergeladen oder auf CD-Rom bestellt werden.

Download: www.un.org/publications

Hohes Bevölkerungswachstum behindert Afrikas Entwicklung

Französische Studie plädiert für mehr Aufmerksamkeit in der Entwicklungspolitik

Die Bevölkerung in Afrika südlich der Sahara wächst doppelt so schnell wie die Bevölkerung in Asien und Lateinamerika. Dies stellt ein gravierendes Hindernis dar, um die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen. Das französische Forschungszentrum „Centre Population et Développement“ (CEPED) hat im Auftrag der staatlichen Entwicklungsorganisation „Agence Française de Dévelop- pement“ (AFD) eine Studie erarbeitet, an der auch Fachleute in Kamerun und der Elfenbeinküste beteiligt waren. In der Ende letzten Jahres erschienenen Studie „L’Afrique face à ses défis démographiques“ („Afrikas demografische Herausforderungen“) wird herausarbeitet, welche Ansatzpunkte es gibt, um die UN-Ziele dennoch zu erreichen.

Im Jahr 1900 lebten in Afrika südlich der Sahara etwa 100 Millionen Menschen.

2006 waren es 750 Millionen. Nach den neuesten UN-Prognosen werden es 2040 etwa 1,5 Milliarden sein. Schon gegenwär- tig ist Afrika südlich der Sahara dichter besiedelt als Lateinamerika. Man könne, so die Studie, deshalb nicht mehr davon spre- chen, Afrika sei unterbevölkert. Heute seien zwei von drei Bewohnern der Region jünger als 25 Jahre, ein doppelt so hoher Anteil wie in Europa. Noch stärker als die Bevölkerung insgesamt wächst die Ein- wohnerzahl der afrikanischen Städte. 1960 war Johannesburg die einzige Stadt in Afrika südlich der Sahara mit mehr als einer Million Einwohnern, heute zählt man bereits etwa 40 Millionenstädte. Ent- wickeln sich Bevölkerungswachstum und Landflucht im bisherigen Umfang weiter, wird 2030 die Hälfte der Afrikanerinnen und Afrikaner in Städten leben. 2005 waren es noch 37 Prozent. Dies erfordert enorme Investitionen in die Infrastruktur der Städte und macht es noch unwahrschein- licher, die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen.

Fehlender Zugang zu Verhütungsmitteln

Dass die Bevölkerung rasch wächst, lässt sich auch daran ablesen, dass afrikanische Frauen im Durchschnitt mehr als fünf Kinder haben, zwei bis drei Mal so viel wie in anderen Regionen der Welt. Ein Grund dafür ist, dass vier von fünf Frauen in Afrika in Ländern leben, in denen kaum Zugang zu Verhütungsmitteln besteht. Nur 20 Prozent der afrikanischen Frauen nutzen moderne Verhütungsmethoden, in Latein- amerika und Asien sind es 60 Prozent.

Dass die Verwendung von Verhütungsmit- teln nur langsam zunimmt, trägt nach Ein- schätzung der Autorinnen und Autoren ganz wesentlich zum starken Bevölke- rungswachstum in Afrika bei. Programme zur Propagierung kleinerer Familien, wie sie z.B. in Bangladesch erfolgreich waren, seien in Afrika bisher nie wirklich umge- setzt worden.

Gleichzeitig haben 2004 nur sechs der 48 afrikanischen Länder südlich der Saha- ra ein Wirtschaftswachstum von mindes- tens sieben Prozent erreicht, nach interna-

tionaler Einschätzung das Minimum, um bis 2015 die Millenniums-Entwicklungs- ziele zu erreichen. Ein Zeichen dafür, wie Bevölkerungs- und Entwicklungsprobleme miteinander verzahnt sind, ist die Tatsache, dass die Lebenserwartung in Afrika südlich der Sahara in den ersten Jahren dieses Jahr- tausends bei 48,8 Jahren stagnierte, wäh- rend sie sich in Südasien in den letzten Jahrzehnten auf 62,7 Jahre erhöht hat.

Die Verschlechterung der Gesundheits- versorgung in vielen Regionen und die Ausbreitung von HIV/Aids haben in Afrika seit Ende der 1980er Jahre verhindert, dass sich die Lebenserwartung erhöht.

Bildung und Gesundheit

Welche Schwierigkeiten sich aus dem hohen Bevölkerungswachstum für eine umfassende Entwicklung Afrikas ergeben, lässt sich auch daran ablesen, dass sich die Zahl der Kinder im Schulalter alle zwan- zig Jahre verdoppelt. Das Ziel, allen Kin- dern einen Schulbesuch zu ermöglichen, erfordert also einen ständig wachsenden Finanzaufwand und eine immer größere

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Müttergesundheit

5

Zahl ausgebildeter Lehrkräfte. Auch das ohnehin prekäre Gesundheitswesen wird durch eine rasch steigende Bevölkerungs- zahl noch stärker belastet. Im Blick auf die ökonomische Entwicklung ist relevant, dass im Jahre 2000 etwa 14 Millionen Jugendliche zusätzlich einen Arbeitsplatz suchten (und oft nicht fanden), es im Jahre 2030 aber bereits 27 Millionen sein wer- den. Die Studie prognostiziert als Konse- quenz verstärkte soziale Spannungen, die sich auch international auswirken werden, weil die Zahl der Migrantinnen und Migran- ten weiter steigen wird.

Hohes Bevölkerungswachstum behindert Entwicklung

Die Autorinnen und Autoren der Studie plädieren dafür, dass Bevölkerungsfragen nach einer langen Pause wieder zu einem zentralen Thema der Entwicklungspolitik werden müssen. Ein Ergebnis der Studie lautet, dass das hohe Bevölkerungswachs- tum die wirtschaftliche und soziale Ent- wicklung in den meisten Ländern der Re- gion behindert. Um die demografischen Trends positiv zu beeinflussen und gleich- zeitig die Armut zu bekämpfen, müssten die afrikanischen Länder einen grundle- gend neuen Entwicklungsansatz wählen.

Dieser sollte langfristig angelegt sein und durch eine Verknüpfung von einer hand- lungsorientierten Bildungsarbeit, Vermin- derung der Sterblichkeit, gleichberechtig- tem Zugang zu einer Gesundheitsversor- gung, Familienplanung und einer Verbes- serung des Lebensstandards gekennzeich- net sein. Um dies zu erreichen, müsse, so die Studie, die Bevölkerungspolitik zu einem Kernpunkt der nationalen Entwick- lungspolitik werden.

Frank Kürschner-Pelkmann Frank Kürschner-Pelkmann arbeitet als freier Journalist zu entwicklungspolitischen und ökologischen Themen in Hamburg.

L’Afrique face à ses défis démographiques. Un avenir incertain.

Red. Benoît Ferry. Hrsg. Agence française de développement (AFD), Centre Population et Développement (CEPED), Karthala. Paris, 2007. ISBN 978-2-84586-944-8, 384 Seiten.

Senkung der Müttersterblichkeit ist vordringlich

Alarmierende Zahlen – Lektionen aus Afrika für die Welt

In einem Vortrag in Erinnerung an den ehemaligen UNFPA-Chef Rafael M. Salas (Rafael M. Salas Memorial Lecture) betonte Gertrude I. Mongella, Präsidentin des Pan- afrikanischen Parlaments, im November 2007 vor den Vereinten Nationen in New York, wie dringlich es ist, in die Gesundheit von Müttern in Afrika zu investieren. Ihre Rede zum fünften Millenniums-Entwicklungsziel – der Senkung der Müttersterblichkeit um drei Viertel von 1990 bis 2015 – dokumentieren wir im Folgenden in gekürzter Form Fast zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit

die Initiative für sichere Mutterschaft auf den Weg gebracht wurde. Hier ist unser Er- gebnis für Afrika: In vielen Ländern in der Region ist die Säuglings- und Mütter- sterblichkeit weiter gestiegen, statt dass sie zurückgegangen ist. 25 bis 33 Prozent aller Todesfälle bei Frauen im fortpflanzungs- fähigen Alter sind auf Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt zu- rückzuführen.

Auf jeden Todesfall kommen mindestens dreißig Frauen, die kurz- oder langfristig unter Behinderungen leiden. Komplikatio-

nen bei Abtreibungen, oft im Zusammen- hang mit ungewollten Schwangerschaften, tragen zehn bis 30 Prozent zur gesamten Müttersterblichkeit bei.

Fehlendes Engagement

Viele afrikanische Länder werden von Pro- blemen geplagt, die mit Armut, wirtschaft- lichem Versagen und Kriegen zusammen- hängen. Aufgrund von weit verbreiteter politischer Instabilität, bewaffneten Kon- flikten und der HIV/Aids-Pandemie sind die afrikanischen Frauen heute weniger in

Suresh Sawant, Mumbai

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Müttergesundheit 6

der Lage, mit den täglichen Problemen fer- tig zu werden. Einige der Ursachen, warum es bislang nicht gelungen ist, die Säuglings- und Müttersterblichkeit in der Region we- sentlich zu senken, sind fehlendes nationa- les Engagement, mangelnde finanzielle Unterstützung, schlechte Koordination unter den Partnern, die unzureichende Ein- beziehung der Männer und der niedrige Status der Frau, verbunden mit fehlenden Entscheidungsbefugnissen. Im Jahr 2000 wurden die Millenniums-Entwicklungs- ziele festgelegt, um die Anstrengungen zur Verbesserung der Müttergesundheit zu verstärken und die Kindersterblichkeit zu senken.

Müttergesundheit als wichtiger Faktor

Es lässt sich nicht bestreiten, dass Frauen durch Mutterschaft und Müttergesundheit in der Gesellschaft einen wichtigen Beitrag leisten. Die Gesundheit von Müttern zu schützen und Todesfälle zu verhindern ist von zentraler Bedeutung für das Familien- leben und die Wahrung grundlegender Menschenrechte, nicht nur der Frauen, sondern auch der Kinder und aller Familienmitglieder.

„Wir wissen, was zu tun ist“

Das Traurige ist, dass wir wissen, was zu tun ist. Wir müssen es nur tun, und zwar schnell und effektiver. Wir müssen auch berücksichtigen, was angesichts der unge- heuren Mittel zu tun ist, die in den Kampf gegen HIV/Aids gesteckt werden. Wir sind froh, dass den tödlichen Problemen durch HIV/Aids in unseren Ländern so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Doch wir können nicht zulassen, dass dadurch

überschattet wird, was wir für eine siche- re Mutterschaft tun müssen – insbesondere für die Fähigkeit, den Abstand, in dem Kin- der auf die Welt kommen, zugunsten des Wohlergehens der Frauen und Familien selbst zu bestimmen.

Mittel mobilisieren

Manchmal wundert man sich, wie schnell Mittel für die Bekämpfung von Katastro- phen wie der Vogelgrippe oder dem Rin- derwahnsinn mobilisiert werden, während es nicht gelingt, genauso schnell und mit gleicher Energie Mittel zu mobilisieren, um all die vielen Frauen zu retten. Liegt es daran, dass Komplikationen bei der Schwangerschaft und der Verlust von Frauenleben keine politischen Themen sind? Oder wird es nur nicht laut genug ge- sagt, um die Aufmerksamkeit von Ent- scheidungsträgern zu gewinnen? Wann wird die Nachricht, dass jeden Tag Tausen- de Frauen sterben, so gewertet werden, dass man die Flaggen auf Halbmast setzt?

Wie lange soll das Sterben von Müttern noch eine stille Tragödie und ein norma- les, alltägliches Ereignis bleiben, bei dem nur die Familie und die Freunde trauern?

Es stimmt, dass einige wenige afrikanische Länder seit einigen Jahren erste deutliche Fortschritte bei der Senkung der Kin- dersterblichkeit melden – allen voran Tansania, aber auch Madagaskar, Eritrea, Malawi und Mosambik.

Viele Länder haben weiterhin mit einer hohen Sterblichkeit und Krankheiten zu kämpfen. In einigen Ländern hat sich die Situation sogar verschlechtert und die beunruhigenden Rückschritte bei der Sterblichkeit von Neugeborenen, Kindern und Müttern sind so gravierend, dass die Zielvorgabe des Millenniums-Entwick-

lungsziels Nr. 5 nicht erreicht werden wird.

Wir müssen verstehen, welche Faktoren zu diesen negativen Trends beigetragen haben, damit wir unsere politischen Hand- lungskonzepte, Strategien und Maßnah- men entsprechend ausrichten können.

Qualitativ hochwertige Daten zu haben ist ein grundlegender und wichtiger Schritt, um dem Millenniums-Entwick- lungsziel näher zu kommen. Die Daten zu nutzen, um eine Informationsgrundlage zum Handeln zu bieten, ist ein weiterer entscheidender Schritt in die richtige Richtung.

Verpflichtung auf die Millenniumsziele

Die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen ist eine internationale Verpflich- tung und wir alle müssen auf die festgeleg- ten Ziele hinarbeiten und eine Führungs- rolle übernehmen, egal in welcher Position wir sind.

Erstens müssen wir uns mit Führungsstär- ke und Standhaftigkeit für das Überleben von Kindern und Müttern einsetzen.

Zweitens müssen wir ein unterstützen- des, günstiges Umfeld schaffen und uns für veränderte politische Handlungskonzepte einsetzen. Auch müssen wir Einzelperso- nen, Gruppen und Gemeinschaften in die Lage versetzen, eine qualitativ hochwer- tige Gesundheitsversorgung für Mütter als Recht einzufordern. Das bedeutet, Me- chanismen zu entwickeln, die dafür sorgen, dass ihre Stimmen bei der Planung, Bereit- stellung, Überwachung und Bewertung von Gesundheitsdiensten für Mütter auch gehört werden, insbesondere durch ihre po- litischen Vertreter.

Drittens müssen wir sicher sein, dass die medizinische Versorgung gewährleistet ist und den Bedarf der Bevölkerung aus- reichend deckt. Unsere Gesundheitssys- teme sind noch immer schwach und durch den enormen Bedarf an Mitteln und Arbeitskräften zur Versorgung von HIV/

Aids-Patienten belastet. Wir können nicht zulassen, dass uns dies von dem ablenkt, was getan werden muss, um eine umfas- sende Gesundheitsversorgung guter Qua- lität sicherzustellen. Insbesondere wissen wir, dass entscheidende strategische Maß- nahmen nötig sind, um Schwangerschaf- ten sicherer zu machen.

Rafael M. Salas

Der Filipino Rafael Montinola Salas war von 1969 bis zu seinem Tod 1987 der erste Direktor des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). Er hat weltweit maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Bevölkerungs- entwicklung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung zu schärfen.

In der internationalen Gemeinschaft war er als „Mr. Population“ bekannt. Ihm zu Ehren hat UNFPA die „Rafael M. Salas Memorial Lectures“ eingeführt und bietet damit renommierten Gastrednern ein Diskussionsforum für Bevölkerungs- und Entwick- lungsfragen.

Weitere Informationen im Internet:

www.unfpa.org/ed/salas.htm

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Müttergesundheit

7

Lobbying, Netzwerke, Partnerschaften

Es gibt drei entscheidende Elemente, durch die unsere Arbeit befördert werden muss.

Diese drei kritischen Elemente sind Lobbying, Netzwerkarbeit und der Aufbau von Partnerschaften.

Lobbying für die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen und für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung er- höht das Bewusstsein und damit die Nach- frage von Frauen, Männern, Familien und Gemeinschaften. Wir müssen neue Wege finden, um uns für positive Veränderungen einzusetzen.

Bewusstsein für die Menschenrechte wird die Meinung stärken, dass der Zugang zu und die Bereitstellung einer angemessenen Versorgung Rechte sind, die die Men- schen von ihren Regierungen einfordern

sollten. Der Menschenrechtsansatz wird Frauen, Männer und Gemeinschaften in die Lage versetzen, sich auf lokaler Ebene für umfassende Informationen und Ge- sundheitsdienste für Mütter und Neugebo- rene einzusetzen – sowohl dafür, dass sol- che Dienste bereitgestellt werden, als auch, dass die Menschen Zugang dazu haben.

Durch Netzwerke können wir uns mit an- deren vernetzen, die unsere Probleme, Frustrationen und unser Engagement tei- len. Wir können Wissen, Erfahrungen und das Gelernte miteinander teilen. Durch Netzwerke können wir lernen, teure und zeitaufwändige Fehler zu vermeiden. Und vor allem können wir Zugang zu Ressour- cen bekommen.

Der Aufbau von Partnerschaften auf jeder Ebene ist ein wesentlicher Baustein für die Umsetzung kosteneffektiver reproduktiver Gesundheitsdienste. Für viele Frauen haben

informelle Gruppentreffen, Vereinigungen und Selbsthilfegruppen Vernetzungsmög- lichkeiten geschaffen, um Gesundheitsfra- gen anzugehen – nicht nur für sich selbst sondern auch für ihre Familien und Ge- meinschaften. Um nachhaltige Maßnah- men zur Sicherung reproduktiver Gesund- heit umzusetzen, müssen Partnerschaften zwischen den verschiedensten Organisa- tionen aufgebaut werden, z. B. zwischen Schlüsselministerien, internationalen Or- ganisationen, Nichtregierungsorganisatio- nen, Gemeindeorganisationen und priva- ten Gruppen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.

Dr. Gertrude Ibengwe Mongella stammt aus Tansania und ist seit September 2004 Präsidentin des Panafrikanischen Parla- ments innerhalb der Afrikanischen Union.

Übersetzung aus dem Englischen:

Christina Kamp

Wenn Kinder Kinder bekommen

Die Problematik von Teenager-Schwangerschaften

Überall auf der Welt sind die Rechte und Gesundheit sehr junger Mädchen bedroht. Denn jedes Jahr werden 13 Millionen Kinder geboren, deren Mütter selbst noch keine 20 Jahre alt sind. Dies ist mit gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden, sowohl für die Kinder als auch für die noch zu jungen Mütter und ihre Partner und Familien.

Ashu Das war schockiert, als ihr 15jäh- riges Hausmädchen heiratete und ihr erstes Kind bekam, und kaum ein Jahr später das zweite. Die Inderin führte das auf die Armut und fehlende Bildung zurück. Doch als sie später in die USA auswanderte – das reichste Land der Welt – begegnete sie auch dort Teenagern, die bereits Mütter waren und die aufgrund ihrer frühen Schwangerschaft und der fehlenden Unterstützung durch ihre Fa- milien gezwungen waren, die Schule ab- zubrechen.

In allen Teilen der Welt sind die Umstän- de, unter denen all zu junge Mädchen Kinder auf die Welt bringen, in der einen oder anderen Weise problematisch. Welt- weit waren bis in die 1970er Jahre die Fertilitätsraten bei Teenagern alarmierend hoch. Nachdem dann in den 1980er Jahren Familienplanungsmethoden stärkere Ver- breitung fanden, kam es ab den 1990er Jah- ren zu einem erfreulichen Rückgang.

Doch noch immer kommen nach Anga- ben der Hilfsorganisation „Save the Chil- dren“ pro Jahr rund 13 Millionen Kinder

auf die Welt, deren Mütter noch keine 20 Jahre alt und damit selbst noch fast Kinder sind.

Teenager-Schwangerschaften in Industrie- und Entwicklungs- ländern

Die Armut ist ein wichtiger Faktor, der Teenager-Schwangerschaften befördert.

Verglichen mit wirtschaftlich reichen Ländern wie der Schweiz oder Japan, gibt es in armen Ländern wie Niger oder Ban- gladesh relativ viel mehr Teenager-Mütter.

In Großbritannien konzentriert sich rund die Hälfte aller Schwangerschaften von Mädchen unter 18 Jahren auf die am stärksten benachteiligten 30 Prozent der Bevölkerung.

In den entwickelten Ländern treten die meisten Fälle von Teenager-Schwanger- schaften außerhalb der Ehe auf. Mit eini- gen Ausnahmen, insbesondere den Verei- nigten Staaten, sind die Geburtenraten bei Teenagern in den westlichen Ländern eher niedrig. Dabei spielt auch eine Rolle, dass

die Jugendlichen besser aufgeklärt sind und Zugang zu Verhütungsmitteln haben.

Auch in den asiatischen Industrieländern Südkorea und Singapur zählen die Gebur- tenraten bei Teenagern zu den niedrigsten weltweit.

In Entwicklungsländern findet man die meisten Fälle bei verheirateten jungen Mädchen, so dass damit oft keine gesell- schaftliche Stigmatisierung verbunden ist. In Indien verändern sich seit einigen Jahrzehnten die gesellschaftlichen Struk- turen, doch Kinder-Ehen sind noch immer weit verbreitet, so dass nach wie vor viele Mädchen ihr erstes Kind als Teenager bekommen. In Indonesien und Malaysia sind die frühen Ehen und frühen Schwan- gerschaften drastisch zurückgegangen, sind aber auch heute noch relativ häufig.

In Gesellschaften, wo Teenager-Ehen nicht üblich sind, sind fehlende Verhü- tungsmittel ein Hauptgrund. In Afrika südlich der Sahara wird eine frühe Schwangerschaft oft als Beweis für die Fruchtbarkeit der Frau angesehen. Auch die Prostitution als ein Weg aus der Armut

(8)

Müttergesundheit 8

ist eine der Ursachen für Teenager- Schwangerschaften.

Sexueller Missbrauch und Promiskuität

Junge Mädchen werden nicht selten Opfer von Vergewaltigungen. In Studien wurde herausgefunden, dass zwischen 11 und 20 Prozent der Teenager-Schwangerschaf- ten auf Vergewaltigungen zurückgehen.

Auch die zunehmende Promiskuität von Teenagern gibt Anlass zur Sorge, denn auch dadurch steigt die Zahl der Teenager- Schwangerschaften.

Laut einer Studie der Universitätsklinik der Benaras Hindu University in Varanasi, Indien, waren in einem Zeitraum von fünf Jahren bei 4,1 Prozent der dort erfassten Schwangerschaften die Mütter Teenager.

Nach einem Bericht im „Indian Journal of Pediatrics“ haben in den vergangenen Jah- ren die Fälle zugenommen, da die Puber- tät heute früher einsetzt, die Mädchen früher sexuell aktiv sind und wenig über Verhütungsmethoden wissen.

Probleme von

Teenager-Schwangerschaften

Die jungen Mütter und ihre Kinder leiden nicht selten unter gesundheitlichen, emo- tionalen, gesellschaftlichen und wirtschaft- lichen Problemen. Zu den gesundheitlichen Risiken der Mütter gehören Anämie, Blut- hochdruck und Infektionen im unteren Genitalbereich, die zu verfrühten Wehen führen oder einen Kaiserschnitt erforder- lich machen können.

Insbesondere wenn die Schwangerschaft nicht innerhalb einer Ehe zustande kommt, machen die jungen Frauen oft die Erfahrung von Isolation und fehlender Unterstützung, haben Schuldgefühle, die mit Stress und De- pressionen verbunden sein können, ein niedriges Selbstwertgefühl und schlechte- re Berufschancen. Emotional, finanziell und was die gesundheitliche Versorgung des Säuglings angeht, sind junge Mütter und ihre Familien häufig überfordert.

Es besteht die Gefahr, dass die Kinder all zu junger Mütter auf ihrem Bildungsweg schlechter abschneiden und dass bei ihnen eher gesundheitliche Komplikationen und soziale Verhaltensprobleme auftreten als bei Kindern älterer Mütter. Dies liegt vor allem daran, dass viele Teenager-Mütter

alleinerziehend sind und einen unterdurch- schnittlichen Bildungsstand haben. Die meisten Teenager-Mütter konnten die Schule nicht abschließen, so dass sie schlechter bezahlte Jobs annehmen müs- sen und ihre Kinder mit nur einem oft nied- rigen Einkommen großziehen müssen.

Schwangerschaft im Teenager-Alter erhöht das Armutsrisiko und beeinträchtigt die Zukunftschancen der Jugendlichen und ihrer Kinder.

Auf mehreren Ebenen ansetzen

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Na- tionen (UNFPA) und andere Organisatio- nen unterstützen in vielen Ländern Infor- mations- und Bildungsprogramme, mit denen Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte, und andere relevante Multiplikatoren auf die Bedeutung der Schulbildung für Mäd- chen und die negativen Auswirkungen einer frühen Heirat und Schwangerschaft aufmerksam gemacht werden.

Bildung und Aufklärung

Zwar gibt es auch Bedenken, dass Auf- klärungsunterricht selbst zu mehr sexueller Aktivität bei Jugendlichen führen könnte, doch wirksame Aufklärungsprogramme können sehr wohl helfen, den Gebrauch von Verhütungsmitteln zu fördern. Auch können sie Mädchen helfen, Kommunika- tionsfähigkeiten zu entwickeln, mit denen sie sich wehren können, wenn Druck auf sie ausgeübt wird.

Nicht nur für Mädchen

Allzu oft werden Teenager-Schwanger- schaften als ein Problem angesehen, das vor allem junge Mädchen betrifft. Diese Per- spektive ist zu verengt und sollte überdacht werden, denn Jungen und Männer tragen ebenso Verantwortung, so dass Informatio- nen und Dienstleistungen zur Verhinderung von Schwangerschaften auch auf sie abzie- len sollten. Sowohl junge Mädchen als auch junge Männer, die sexuell aktiv sind, brau- chen einfachen Zugang zu Verhütungsmit- teln und vertraulichen Beratungsangeboten zur Familienplanung, auch wenn sie in armen Verhältnissen leben.

Junge Menschen müssen deutlich und konsequent über verantwortungsvolles Sexualverhalten aufgeklärt werden. Da

ungeschützter Geschlechtsverkehr die Hauptursache für ungewollte Schwanger- schaften bei Teenagern ist, ist die Beratung über Verhütungsmethoden extrem wichtig.

Sicher liegt die Hauptverantwortung dafür bei den Eltern, doch auch das Bildungssys- tem, Gesundheitszentren und Nichtregie- rungsorganisationen können und müssen eine wichtige Rolle spielen. Auch über Notfallmaßnahmen im Falle von Verge- waltigungen müssen Informationen be- reitstehen und es muss vertrauenswürdige Ansprechpartner geben, an die die Opfer sich wenden können.

Aufgrund der problematischen Folgen für die Mütter, Kinder und Familien sollten Teenager-Schwangerschaften nach Mög- lichkeit vermieden werden. Doch gleich- zeitig müssen Rahmenbedingungen wie Armut und die benachteiligte Situation der Frauen in den jeweiligen Gesellschaften einbezogen werden, die das Problem noch komplexer machen. Positivere Lebens- perspektiven geben Teenagern Hoffnung für die Zukunft und sind eine Motivation, eine frühe Mutter- und Vaterschaft zu ver- meiden. Nikhila M. Vijay Nikhila M. Vijay ist Ingenieurin für medizinische Gerätetechnik in Thiruva- nanthapuram, Indien, und beschäftigt sich als freie Autorin mit gesellschaftspoli- tischen Aspekten des indischen Gesund- heitswesens.

Übersetzung aus dem Englischen:

Christina Kamp

Aufklärung durch

„Peer Education“

Da in vielen Ländern Aufklärungsunter- richt in der Schule nicht stattfindet und die Sexualität Jugendlicher in der Fa- milie kein Thema ist, setzt der Bevöl- kerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) auf „peer education”: Jugend- liche Multiplikatoren diskutieren mit Gleichaltrigen über Sex, Schwanger- schaft und HIV/ Aids. Sie sind oft die einzige oder wichtigste Informations- quelle, und sie ermöglichen oder erleich- tern auch den Zugang zu Verhütungsmit- teln, zum Beispiel im Senegal, in Ghana

und in Laos. ck

Weitere Informationen im Internet:

www.unfpa.org

(9)

Verstädterung

9

Menschenmassen, die an den Bahnsteigen des Victoria Terminus in die hoffnungslos überfüllten Züge drängen, verarmte Bau- ern, die sich auf den Bürgersteigen notdürf- tige Lager eingerichtet haben oder die rie- sigen Slums von Dharavi – all dies steht für Mumbai (das frühere Bombay), eine der Megastädte dieser Welt. Nach Tokio, New York und Mexiko-Stadt ist die indische Wirtschaftsmetropole mit derzeit 19 Mil- lionen Einwohnern die viertgrößte Stadt der Welt. Bis zum Jahr 2025 wird ihre Bevöl- kerung nach Berechnungen der Vereinten Nationen auf 26,4 Millionen anwachsen, so dass Mumbai dann nach Tokio Platz zwei in der „Weltrangliste“ einnehmen wird.

Obwohl auch weitere riesige städtische Agglomerationen (Delhi mit rund 16 Mil- lionen Einwohnern, Kolkata – früher Kalkutta – mit fast 15 Millionen) in Indien liegen, leben derzeit erst 30 Prozent der indischen Bevölkerung in städtischen Ballungsgebieten, d. h. etwas mehr als 300 Millionen Menschen. Bis 2050 wer- den es jedoch 900 Millionen sein und damit mehr als die Hälfte der indischen Be- völkerung. Auch Chennai (früher Madras) wird dann zu den Megastädten zählen.

Dies sind nur einige Ergebnisse der neuen Hochrechnungen und Schätzungen glo- baler Verstädterungsprozesse, die Ende Februar 2008 von der Bevölkerungsabtei- lung der Vereinten Nationen in New York vorgestellt wurden. Die „2007 Revision of World Urbanization Prospects“ zeigt die Bevölkerungsentwicklung für den Zeit- raum 1950 bis 2050 für 229 erfasste ein- zelne Länder bzw. Regionen. Außerdem sind städtische Ballungsgebiete mit min- destens 750.000 Einwohnern (Stand 2007) für den Zeitraum 1950-2025 ausgewiesen.

Verstädterung in Indien und China

Mehr noch als Indien weist China bereits heute einen Verstädterungsgrad von 40 Pro- zent auf und wird bis 2050 voraussichtlich zu 70 Prozent urbanisiert sein. Rund eine

Milliarde Chinesen werden dann in Städten leben.

Auf Indien und China zusammen wird in den kommenden Jahrzehnten etwa ein Drittel des gesamten städtischen Bevölke- rungswachstums entfallen. Es wird er- wartet, dass die Stadtgebiete der Welt von 2007 bis 2025 rund 1,3 Milliarden Men- schen hinzugewinnen werden. Indien und China machen 35 Prozent dieses Wachs- tums aus. Zwischen 2025 und 2050 wer- den weitere 1,8 Milliarden Menschen hin- zukommen, davon 377 Millionen in Indien und 205 Millionen in China, so dass die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt auch dann noch 32 Prozent des städ- tischen Wachstums ausmachen werden.

Insgesamt leben in den Städten Asiens derzeit rund 1,6 Milliarden Menschen. In den kommenden vier Jahrzehnten werden weitere 1,8 Milliarden hinzukommen, so dass sich die Stadtbevölkerung Asiens in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt.

Verdreifachung der Stadtbevölkerung in Afrika

Fast das gesamte städtische Bevölke- rungswachstum wird in den kommenden Jahrzehnten in den weniger entwickelten Regionen stattfinden, deren Bevölkerung

nach den UN-Hochrechnungen von 2,4 Milliarden (2007) auf 5,3 Milliarden (2050) wachsen wird. Der Anteil der Stadtbewohner wird dann bei etwa 67 Pro- zent liegen. Obwohl Asien und Afrika die am wenigsten urbanisierten Regionen sind, lebt dort der größte Teil der Stadtbe- wohner der Welt, und das Wachstum der städtischen Bevölkerung wird sich in den kommenden Jahren vor allem auf diese beiden Kontinente konzentrieren. In Afri- ka wird sich die städtische Bevölkerung in den kommenden 40 Jahren voraussichtlich verdreifachen, von 340 Millionen auf über 900 Millionen. In Lateinamerika wird mit einem geringen Wachstum ge- rechnet.

Wenig Wachstum in der entwickelten Welt

Die städtische Bevölkerung der entwi- ckelteren Regionen wird dagegen nur mo- derat wachsen, von 0,9 Milliarden (2007) auf 1,1 Milliarden im Jahr 2050, und dann einen Anteil von 86 Prozent an der Ge- samtbevölkerung ausmachen. In einigen entwickelten Ländern wird die städtische Bevölkerung abnehmen, da auch die Be- völkerungszahl insgesamt sinkt. In der Russischen Föderation und in der Ukraine

Auf dem Weg zu einer urbanisierten Welt

Wendepunkt 2008: Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten

Ende dieses Jahres erreicht die Welt einen demografischen Wendepunkt. Erstmals werden mehr als die Hälfte der 6,7 Milliarden Men- schen auf der Welt in Städten leben. Bis 2050 wird der Verstädterungsgrad voraussichtlich 70 Prozent erreichen. Nach den aktuellen Hochrechnungen der Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen konzentriert sich das Wachstum der Stadtbevölkerung vor allem auf Asien und Afrika.

Suresh Sawant, Mumbai

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Verstädterung 10

wird damit gerechnet, dass bis 2025 die Stadtbevölkerung um acht Millionen bzw.

drei Millionen zurückgeht. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird in weiteren Ländern die städtische Bevölkerung abnehmen, neben Russland und der Ukraine auch in Japan und in der Republik Korea.

Sinkende Geburtenraten vorausgesetzt

In dem UN-Bericht wird darauf hingewie- sen, dass alle diese Hochrechnungen nur dann gelten, wenn die Geburtenraten in Entwicklungsländern weiter abnehmen.

Bleiben sie gleich und setzt sich die Ver- städterung wie vorhergesagt fort, wird die städtische Bevölkerung der Welt bis 2050 nicht nur auf 6,4 Milliarden sondern auf 8,1 Milliarden anwachsen.

Das städtische Bevölkerungswachstum wird durch drei parallele Entwicklungen angetrieben: erstens durch natürliches Be- völkerungswachstum, zweitens durch Mi- gration vom Land in die Stadt und drittens durch die Neuklassifizierung ehemals ländlicher Gebiete als städtische Regionen.

Dabei sind rund 60 Prozent des städtischen Bevölkerungswachstums in den meisten Entwicklungsländern auf eine natürliche Zunahme zurückzuführen. Eine Ausnahme bildet China, wo nur 30 Prozent des Wachstums auf eine natürliche Zunahme zurückzuführen sind und 70 Prozent auf die Tatsache, dass immer mehr Regionen nun als städtische Gebiete ausgewiesen werden, die vorher als ländlich galten, sowie auf Migration.

In der Regel wird Megastädten wie Mum- bai, die mehr als 10 Millionen Einwohner

haben und vor riesigen Herausforderungen stehen, besondere Aufmerksamkeit ge- widmet. Doch am schnellsten wachsen afrikanische Städte wie zum Beispiel Lagos oder Kinshasa, die heute noch nicht zu den Megastädten gehören, aber auch Lahore und Karachi in Pakistan und Dhaka in Bangladesch. Zudem entfällt ein großer Teil des städtischen Wachstums auf klei- nere Städte.

Rückgang der Landbevölkerung

In Afrika und Asien leben noch immer sechs von zehn Personen in ländlichen Ge- bieten. Zwischen 2007 und 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich um 2,5 Milliarden wachsen, von 6,7 Milliar- den auf 9,2 Milliarden. Für die städtischen Gebiete wird ein Wachstum von 3,3 Mil- liarden (2007) auf 6,4 Milliarden (2050) prognostiziert – eine Zunahme um 3,1 Mil- liarden. Menschen Dies bedeutet: Das ge- samte Weltbevölkerungswachstum der kommenden vier Jahrzehnte wird auf die Städte entfallen, die zudem noch einen Teil der ländlichen Bevölkerung aufnehmen werden. In etwa einem Jahrzehnt wird die ländliche Bevölkerung abnehmen, so dass im Jahr 2050 schließlich ca. 0,6 Milliarden Menschen weniger auf dem Land leben werden als heute.

Das natürliche Bevölkerungswachstum (Geburten minus Sterbefälle) macht in vielen Ländern mehr als 60 Prozent des städtischen Bevölkerungswachstums aus.

Folglich kann eine Politik, die die Senkung der Geburtenrate begünstigt, indem sie Paaren die Möglichkeit gibt, nur so viele Kinder zu haben, wie sie wollen, dazu bei- tragen, dass die städtische Bevölkerung nicht so stark zunimmt. Damit wäre es für Entwicklungsländer leichter, sich an die enormen Veränderungen anzupassen, die sich aus der Verstädterung ergeben.

Christina Kamp

Afrika Asien Europa Nord-

amerika

Ozeanien Latein-

amerika und Karibik 0

10 20 30 40 50 60

4%

11%

19%

32%

50%

54%

38%

16%

9% 9%

14%

11%

15%

8%

6%

1% 1% 1%

1950 2007 2050

Quelle: Vereinte Nationen, „2007 Revision of World Urbanization Prospects“

Verteilung der Stadtbevölkerung auf die Weltregionen, 1950, 2007, 2050

Verstädterungsgrad global und in entwickelten und weniger entwickelten Regionen sowie Wachstum der Stadtbevölkerung, 1950-2050

Verstädterungsgrad Wachstumsrate der Stadtbevölkerung

(in Prozent) (in Prozent)

Regionen 1950 1975 2007 2025 2050 1950-1975 1975-2007 2007-2025 2025-2050

Welt 29,1 37,3 49,4 57,2 69,6 0,99 0,88 0,82 0,59

Entwickeltere Regionen 52,5 67,0 74,4 79,0 86,0 0,97 0,33 0,33 0,24

Weniger entwickeltere Regionen 18,0 27,0 43,8 53,2 67,0 1,62 1,51 1,08 0,78

Quelle: Vereinte Nationen, „2007 Revision of World Urbanization Prospects“

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Kindersterblichkeit

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In Afrika südlich der Sahara sei die Situa- tion besonders ernst: Hier leben zwar weni- ger als 25 Prozent aller Kinder dieser Welt, doch nach UNICEF-Angaben entfielen im Jahr 2006 auf die Region nahezu die Hälf- te aller weltweiten Todesfälle bei Kindern.

Jedes sechste Kind erlebte seinen fünften Geburtstag nicht. Die Länder mit der höchs- ten Kindersterblichkeit sind Sierra Leone (270 Todesfälle pro Tausend Geburten), Angola (260 pro 1.000) und Afghanistan (257 pro 1.000). Die besten Werte unter den Entwicklungsländern haben Kuba mit sie- ben Todesfällen pro Tausend und Sri Lanka mit 13 pro Tausend Geburten.

Fortschritte sind möglich

Der Kampf gegen die Kindersterblichkeit ist für UNICEF ein zentraler Maßstab für eine gute Regierungsführung und Vor- raussetzung für die soziale Entwicklung eines Landes. Immerhin ein Drittel der 50 ärmsten Länder der Welt hätten es ge- schafft, seit 1990 die Kindersterblichkeit um 40 Prozent zu senken.

UNICEF weist darauf hin, dass sich die Überlebenschancen der Kinder durch die

Bündelung und bessere Koordination ein- facher und kostengünstiger Maßnahmen wie Impfen, Stillen, Vitamin-A-Gaben und imprägnierten Moskitonetzen deutlich ver- bessern ließen. Gleichzeitig müssten mehr arme Familien Zugang zu Medikamenten gegen Lungenentzündung, Durchfall und Malaria bekommen und die chronische Mangelernährung müsse bekämpft werden.

Auch gibt es nach wie vor zu wenig Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten für HIV- positive Schwangere, um die Übertragung des HI-Virus auf ihr Kind zu verhindern.

Killer-Krankheiten bekämpfen

Unter der Überschrift „Kindersterblichkeit bekämpfen“ fordert UNICEF im Jahres- bericht 2008 deshalb die stärkere Integra-

tion und bessere Koordination von Ge- sundheitsprogrammen für Mütter, Säuglin- ge und Kleinkinder. Gezielte Maßnah- men im Kampf gegen einzelne Krankhei- ten wie Masern oder Polio müssen Hand in Hand gehen mit dem Aufbau gemeinde- naher Gesundheitsdienste und der Weiter- entwicklung nationaler Gesundheitssyste- me. Nur so könne das Millenniums-Ent- wicklungsziel Nr. 4 erreicht werden, das eine Reduzierung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel gegenüber 1990 vorsieht.

Von den 60 Ländern mit der höchsten Sterblichkeit seien lediglich sieben auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Der UNICEF-Jahresbericht nennt jedoch auch eine Reihe ermutigender Beispiele.

So sei es durch Impfkampagnen und den Ausbau von Impfsystemen gelungen, seit dem Jahr 2000 die Todesfälle durch Masern weltweit um 68 Prozent zu verrin- gern. In Mosambik sei es geschafft wor- den, durch Aufklärungskampagnen und eine stärkere Verzahnung von Gesund- heitsdiensten mit den Dorfgemeinschaften die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um 62 Prozent zu senken. ck

Quelle: UNICEF

26.000 Kinder sterben pro Tag

UNICEF-Jahresbericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 2008“

Trotz weltweiter Fortschritte sterben nach neuesten Berechnungen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) weiter- hin jeden Tag mehr als 26.000 Kinder unter fünf Jahren. Dies sind 9,7 Millionen Todesfälle im Jahr. Die häufigsten Todesursachen sind Komplikationen während der Geburt, Lungenentzündung, Durchfall, Malaria, Masern und Aids. Anlässlich der Vorstellung des Berichts „Zur Situation der Kinder in der Welt 2008“ im Januar 2008 rief UNICEF zu mehr Investitionen in die Gesundheitsversor- gung für die ärmsten Bevölkerungsgruppen in den Entwicklungsländern auf.

Quelle: Marcelo Barreto, Sao Paulo

Mit dem „Internationalen Jahr der sanitären Grundversorgung“ weisen die Vereinten Nationen im Jahr 2008 auf ein oft vernach- lässigtes Millenniums-Entwicklungsziel (MDG) hin: Weltweit haben 2,6 Milliarden Menschen – darunter 980 Millionen Kinder – keinen Zugang zu angemessenen sanitä- ren Einrichtungen. Bislang wurden bei der Sanitärversorgung nur schleppende Fort- schritte gemacht, denn vielen Menschen ist nicht klar, welchen Nutzen Verbesserungen in diesem Bereich für den Einzelnen, die Gemeinschaft und die Gesellschaft haben können. Zwar ist bekannt, dass fehlende Toiletten und verschmutztes Wasser eine

Reihe negativer Auswirkungen auf die Ge- sundheitssituation haben, doch kaum in welchem Ausmaß. Es wird davon ausgegan- gen, dass es teuer sei, in die Sanitärversor- gung zu investieren. Doch nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Natio- nen (UNICEF) betragen die Kosten zur Er- reichung der Millenniums-Zielvorgaben im Bereich Wasser und Sanitärversorgung nur 11,3 Milliarden US-Dollar, während der geschätzte Nutzen aus den Maßnahmen bis 2015 sich auf 66 Milliarden beläuft.

Mit dem Internationalen Jahr der Sanitär- versorgung weisen die Vereinten Nationen darauf hin, dass es dringend Zeit ist,

zu handeln. Noch immer sterben jährlich rund 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jah- ren an Durchfallerkrankungen. Davon sind ca. 88 Prozent auf schlechte Wasserquali- tät und unzureichende Sanitär- und Hygie- nebedingungen zurückzuführen. Zudem habe die fehlende sanitäre Grundversor- gung Auswirkungen auf die soziale Ent- wicklung, die Umweltsituation, Bildung und die Gleichstellung der Geschlechter, so UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Die Vereinten Nationen rufen daher die inter- nationale Gemeinschaft, nationale Regie- rungen und die Zivilgesellschaft auf, ihre Bemühungen zur Erreichung der MDG-

Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung 2008

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Informationen 12

Zielvorgabe zur Halbierung des Anteils der Menschen ohne Zugang zu sanitärer Grundversorgung bis zum Jahr 2015 zu verstärken. Denn bleiben die Fortschritte auf dem jetzigen Niveau, hätten im Jahr 2015 immer noch 2,4 Milliarden Men- schen keinen Zugang zu ausreichender sanitärer Grundversorgung. Wird das Mil-

lenniums-Entwicklungsziel erreicht, wären es „nur“ noch 1,8 Milliarden.

Die Deutsche Gesellschaft für die Verein- ten Nationen (DGVN) und der Beirat des UN-Generalsekretärs für Wasser- und Sa- nitärversorgung (UN Secretary General’s Advisory Board on Water and Sanitation – UNSGAB) nehmen das Internationale

Jahr zum Anlass, die gesundheits- und um- weltpolitische Bedeutung des Abwasser- managements bekannt zu machen. Sie in- formieren umfassend auf ihrer Webseite über Initiativen rund um das Sanitärjahr:

www.sanitaerjahr2008.de www.sanitationyear2008.org

www.unwater.org/worldwaterday ck

Internationales Jahr der Sprachen 2008

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2008 zum Internatio- nalen Jahr der Sprachen erklärt. Dadurch soll die Bedeutung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt hervorgehoben und mit weltweiten Projekten gefördert werden.

Denn die Sprache eines Volkes spiegelt das traditionelle Wissen über Umwelt und Kul- tur ihrer Träger wider. Das zunehmende Verschwinden insbesondere kleiner Spra- chen bedroht die Vielfalt kultureller Aus- drucksformen. Der Untergang einer Spra- che bedeutet den unwiederbringlichen Ver- lust dieses Wissens und dieser Kultur. Welt- weit gibt es gegenwärtig rund 6.000 Spra-

chen. Mehr als die Hälfte dieser Sprachen wird von weniger als 10.000 Menschen ge- sprochen, ein Viertel von weniger als 1000 Menschen. Jedes Jahr sterben zehn Spra- chen aus. Die Erhaltung sprachlicher Viel- falt, der Schutz gefährdeter und indigener Sprachen, Sprache als Mittel für Dialog und Integration und die Förderung mehrsprachi- ger Ausbildung sind Ziele des Internationa- len Jahres der Sprachen 2008.

Auch unter entwicklungspolitischen Ge- sichtpunkten spielen Sprachen eine wichti- ge Rolle. So bestimmt Sprache zum Bei- spiel den Erfolg und Misserfolg von Bil- dungsprogrammen. Nicht selten liegt der

Alphabetisierungsgrad indigener Bevöl- kerungsgruppen unter dem jeweiligen natio- nalen Durchschnitt. Wird in Alphabetisie- rungsprogrammen mit Erfolg ein interkul- tureller, zweisprachiger Ansatz umgesetzt, stärkt dies die Möglichkeiten indigener Ju- gendlicher und Erwachsener, zur Entwick- lung ihrer Länder beizutragen. Anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache am21.Februar2008wurde das Jahr der Spra- chen offiziell in Paris eröffnet. Die Koordi- nation liegt in den Händen der UNESCO.

Weitere Informationen im Internet:

www.unesco.org/en/languages/2008 ck

9. Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention (CBD)

Vom19.bis 30. Mai 2008 findet in der UNO- Stadt Bonn die 9. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über biologische Vielfalt statt. Die deutschen Umwelt- und Entwicklungsverbände setzen sich dafür ein, dass auf der Konferenz der gerechte Vorteilsausgleich mit den Menschen aus den Regionen des Südens geregelt wird.

Denn dort werde der Reichtum der Natur

ausgebeutet und in den Industrienationen gewinnbringend zu Geld gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung des Forums Um- welt & Entwicklung, das die Vorbereitun- gen der Nichtregierungsorganisationen auf die Vertragsstaatenkonferenz koordiniert.

Weitere Schwerpunktthemen sind die Ein- richtung eines weltweiten Netzes von Schutzgebieten für Wälder und Meere, die

bessere Finanzierung zur Erhaltung von Wäldern und anderen Ökosystemen und der Schutz der landwirtschaftlichen Vielfalt von Nutztierrassen und Kulturpflanzen.

Weitere Informationen im Internet:

www.cbd.int/cop9 (zur Konferenz) www.forumue.de (zur Vorbereitung der

NRO) ck

DVD zur Klimakrise

Eine interaktive DVD-ROM mit mehr als 20 Videos, vielen Fotos, interaktiven Grafiken sowie aufwändigen Animationen gibt Einblick in die Zusammenhänge des Klimawandels. Grundlage des Medienprojekts ist der UN-Bericht über die mensch- liche Entwicklung 2007/2008 zur Klimakrise. Es werden Hintergrundinformationen visualisiert, die weit über den Inhalt der ebenfalls von der DGVN herausgegebenen Kurzfassung des UN-Berichts hinausgehen. Die DVD erscheint im Mai 2008.

Weitere Informationen im Internet:www.dgvn.de/klimawandel.html

UNFPA-Videos im Internet

Über 200 Videos zu Bevölkerungsthemen stellt der Bevölkerungsfonds der Verein- ten Nationen auf seiner Website zur Verfügung. Clips zu reproduktiver Gesundheit, sicherer Mutterschaft, Geschlechtergerechtigkeit, Menschenrechten, Jugendlichen, HIV/Aids, Lobbying, u.v.m. können heruntergeladen und in der Informations- und Bildungsarbeit eingesetzt werden.

Link:http://video.unfpa.org

Termine

Vortragsveranstaltung

Humanitäre Hilfe zwischen den Fronten:

Aktuelle Herausforderungen für das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge 24. April 2008, 18.30 Uhr,Berlin, Hamburger Landesvertretung. Mit Karen Koning Abu Zayd, Generalkommissarin des UN-Hilfs- werks für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten. Anmeldung über: www.dgvn.de Vortragsveranstaltung

Dr. Srgjan Kerim, Präsident der 62. General- versammlung der Vereinten Nationen, spricht zum Thema

Eine erneuerte UNO für das 21. Jahrhundert 26. Mai 2008,Berlin.

Informationen und Ameldung:

www.dgvn.de

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