Working Paper
Plastische Berechnung von Stahlbetonscheiben und -balken
Author(s):
Müller, Peter Publication Date:
1978
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000147836
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ETH Library
Peter Müller
Juli1978 Bericht Nr. 83
Birkhauser
Verlag
Basel undStuttgart
Institutfür Baustatik und Konstruktion ETH Zürichvon
Dr.sc.techn. Peter
Müller
Institut für Baustatik
undKonstruktion Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Zürich
Juli 1978Die Arbeit ist ein weiterer
Beitrag
unseres Institutes zurAnwendung
der Plastizitätstheorie für dieBestimmung
desTragwiderstandes
vonStahlbetonträgern
unterBiegung,
Schub und Tor¬sion. Neben der
Klärung
fundamentalerFragen zeigt
sie auchLösungen
fürpraktische
Probleme auf und behandelt darausfolgende
konstruktive Details.Unsere
langjährigen,
beharrlichenForschungen
auf diesem Gebiet haben in dieser als Doktor¬arbeit verfassten Studie und in früheren Berichten ihren
Niederschlag gefunden.
Mit Freude dürfen wir feststellen, dass sich daraus eineeinheitliche,
auf der Plastizitätstheorie fundierteBerechnungsmethode
zurBestimmung
desTragwiderstandes
vonStahlbetonträgern
ent¬wickelt hat, die sowohl in den Normen als auch in der Praxis zunehmend
Anwendung
findet.Zürich, Juli 197B Prof. Dr. B. Thürlimann
Seite
Vorwort
1. EINLEITUNG 1
1.1
Zielsetzung
und Uebersicht 11.2
Grundlagen
21.3 Grenzwertsätzc der Plastizitätstheorie
[5]
3KAPITEL I: FLIESSBEDINGUNG UND FLIESSGESETZ FUER STAHLBETONSCHEIBEN 4
2. FLIESSBEDINGUNGEN 4
2.1 Annahmen 4
2.2
Herleitung
52.3 Statik der einzelnen
Fliessregimes
93. FLIESSGESETZ UND KINEMATIK 11
3.1
Spannungs-Verzerrungs-Beziehungen
123.2 Kinematik der einzelnen
Fliessregimes
123.3
Unstetige Geschwindigkeitsfelder
154. ERGAENZUNGEN 19
4.1
Nichtorthogonale Armierung
194.2 Wirklichkeitsnahere zweiaxiale
Betonfestigkeit
225. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 25
KAPITEL II: BALKENTHEORIE 27
6. BALKEN IM FLIESSREGIME I: FACHWERKMODELL UND BALKENTHEORIE 27
6.1 Parametrische
Darstellung
von Fliessfläche undFliessgesetz
imRegime
I 276.2 Fachwerkmodell 29
6.3 Balkentheorie 32
6.4 Kinematisch
zulässige verträgliche Geschwindigkeitsfelder
in derStegscheibe
396.5
Zusammenfassung
der Resultate 457. BALKEN IN DEN FLIESSREGIMES III, IV, V: OBERE SCHUBSPANNUNGSGRENZE 47
7.1 Balkentheorie 47
7.2 Kinematisch
zulässige verträgliche Geschwindigkeitsfelder
derStegscheibe
7.3
Vergleich
mit Versuchsresultaten und Normen 578. BALKEN IM FLIESSREGIME I: BIEGUNG UND TORSION 68
8.1
Bisherige plastizitätstheoretische
Ansätze 688.2
Kollapsmechanismus
für Balken mitRechteckquerschnitt
738.3
Kollapsmechanismus
für Balken mitpolygonalem Querschnitt
768.4 Balkentheorie 79
6.5
Ergänzungen
859. PLASTIZITAETSTHEORIE DER STAHLBETONSCHEIBE 94
9.1
Spannungsfelder
imRegime
I 949.2
Geschwindigkeitsfelder
imRegime
I 999.3
Spannungsfelder
in denRegimes
III-VII 1039.4
Geschwindigkeitsfelder
in denRegimes
III-VII 1059.5 •
Ergänzungen
10710. ZUR SCHUBBEMESSUNG VON STAHLBETONBALKEN 110
10.1
Träger
unter verteilterBelastung
11010.2
Träger
rr.it Vouten 12510.3
Krafteinleitungen
12511. FALLSTUDIE "SHEAR WALL COUPLING BEAM 391"
[44]
13211.1
Problemstellung
13211.2 Direkte
Schubübertragung (Sprengwerkwirkung)
13411.3
Schubübertragung
durchBügel
allein 13811.4 Gemischte
Schubübertragung
14212. SCHLUSSWORT UND ZUSAMMENFASSUNG 145
12.1 Schlusswort 145
12.2
Zusammenfassung
14512.3 Abstract 146
12.4 Resume 147
LITERATURVERZEICHNIS 148
BEZEICHNUNGEN 151
ANHANG A:
Ableitung
derFliessbedingungen
(2.7) aus ihrer Stützfunktion (2.5) 155ANHANG B: Rechenwerte zu den
Figuren
7.6 und 7.7 1601.1
Zielsetzung
und UebersichtDer wirklichkeitsnahen
Erfassung
des Bruchzustandes vonStahlbetontragwerken
kommt heutezentrale
Bedeutung
zu. Hat man sich bisher damitbegnügt,
den Nachweis ausreichender Bemes¬sung durch den
Vergleich
vorhandenerSpannungen
im Gebrauchszustand mitzulässigen Spannun¬
gen zu
führen,
sodrängt
sich heute eine differenziertereBetrachtungsweise
auf, sollen Fort¬schritte hinsichtlich besserer
Materialausnützung
undzuverlässigerem Tragverhalten
erzielt werden. Die neuesteEntwicklung
in den Stahlbetonnormen basiert auf derBemessung
auf Grenz¬zustände. Diese sind im wesentlichen der Verlust der
Nutzungsfähigkeit infolge unzulässiger
Deformationen und
Rissebildung
unter Gebrauchslast einerseits und der Verlust derTragfähig¬
keit andererseits.
Für die
Erfassung
des zweiten Grenzzustandes mit vertretbarem Rechenaufwand hat sich die Theorieideal-plastischer Körper
als wertvolles Hilfsmittel erwiesen. Ueber dieplastische Berechnung
derBiegetragfähigkeit
vonStahlbetonplatten
und Stahlbetonbalken existiert um¬fangreiche
Literatur. WesentlicheImpulse gingen
von der Plastizitätstheorie auf die Erfas¬sung und das Verständnis der
Schubtragfähigkeit
von Stahlbetonbalken aus. In denexperimentel¬
len und theoretischen Arbeiten
[34
- 36, 18 -23]
wurdegezeigt,
dass das bereits von Ritterund Morsch
eingeführte
Fachwerkmodell dieTragfähigkeit
von unterarmierten Stahlbetonbalken unter Torsion,Biegung
undQuerkraft gut
zu erfassen vermag, wenn es mit den Methoden der Plastizitätstheorie kombiniert wird. Das Modell bildet deshalb heute in verschiedenen Stahl¬betonnormen die rationale
Grundlage
für dieBruchbemessung
derArmierung [25, 29, 30].
Die theoretischen
Grundlagen
der mit dem Fachwerkmodell gewonnenenQuerschnittsinteraktions¬
beziehungen
sindjedoch
noch nichtvollständig.
Plastizitätstheoretischstrenge
obere Grenz¬werte und
Kollapsmechanismen
sind bisher noch nichtangegeben
worden. Die Kinematikplastifi-
zierter Schubwände lässt sich aber nur mit einem Scheibenansatz beschreiben.Schubübertragung
durchSprengwerk-
oderBogenwirkung
lässt sich mitQuerschnittsinteraktionsbeziehungen
nicht erfassen und stellt fürTräger
mit dünnenStegen
eintypisches Scheibenproblem
dar. ObschonFliessbedingungen
für die Stahlbetonscheibe seitlangem
bekannt sind[15],
ist die Plastizi¬tätstheorie
jedoch
erst ineinigen wenigen
Arbeiten auf Stahlbetonscheiben undwandartige Träger angewandt
worden[26].
Hier will die
vorliegende
Arbeit einenBeitrag
leisten. DieZielsetzung
weist drei Schwer¬punkte
auf. Den erstenSchwerpunkt
bildet dieWeiterentwicklung
der theoretischenGrundlagen
derplastischen Berechnung
vonunterarmierten, dünnwandigen
Stahlbetonbalken unter Torsion,Biegung
undQuerkraft
(Abschnitte 6 und8).
Dieser Teil der Arbeit konzentriert sich vor al¬lem auf die mit dem
Konzept
Makromodell Fachwerk nicht erfassbarenKollapsmechanismen.
In den erwähnten Arbeiten
[18
-23]
wurde immervorausgesetzt,
dass derKollaps
durch Flies-sen der
Armierung eingeleitet
wird. Den zweitenSchwerpunkt
bildet deshalb das Studium derFrage,
ob mit der Plastizitätstheorie auch Schubbrüche erfasst werdenkönnen,
bei welchen derKollaps
durch dasVersagen
desStegbetons eingeleitet
wird(Abschnitt
7). DieseFrage
berührt insbesondere das Problem der oberen Grenze für die nominelleStegschubspannung
von Stahlbetonbalken.Den dritten
Schwerpunkt
schliesslich bilden die Diskussion derallgemeinen Spannungs-
undGeschwindigkeitsfelder
derplastifizierten
Stahlbetonscheibe (Abschnitt 9) und dieAnwendung
Bemessung aufgrund
Existenz stabiler, statisch
zulässiger Scheibenspannungszustände
imSteg,
wenn dieQuerkraft
variiert oder die zurDimensionierung gewählte Diagonalenneigung gewechselt
wird (Abschnitt10.1),
wenn Vouten vorhanden sind(Abschnitt
10.2) oder wenn konzentrierte Lasteneingelei¬
tet werden (Abschnitt 10.3)? Die
plastische Berechnung
eineswandartigen Trägers zeigt
ins¬besondere den Einfluss der
Sprengwerkwirkung
auf.Die
Grundlage
für dieBehandlung
der erwähnten Probleme bilden dieAbleitung
von Fliessbe¬dingungen
für die Stahlbetonscheibe und die Diskussion der Statik und Kinematik der einzel¬nen
Fliessregimes (Abschnitte
1 bis5).
1.2
Grundlagen
Grundlage
dervorliegenden
Arbeit ist die Plastizitätstheorie [1 -6],
insbesondere die Theo¬rie des
plastischen
Potentials und die Grenzwertsätze. Letztere sind unterfolgenden
Annah¬men
gültig:
-.
elastisch- idealplastisch _fff
t
g. starr-
idealplastisch
Fig. 1.1 Idealisiertes Spannungs-Dehnungs Diagramm
1. Ein
starr-idealplastisches
oderelastisch-idealplastisches
Materialverhalten wirdvorausgesetzt (Fig.
1.1).2. Die bis zum Erreichen der
Traglast
eintretenden elastischen undplastischen Formänderungen
sind klein gemessen an den Dimensionen desSystems,
so dass dasGleichgewicht
am undeformiertenSystem
formuliert werden kann.3. Die
Belastung
wird statischaufgebracht
undproportional gesteigert.
Unter
Berücksichtigung
von Punkt 2 ist es für dieTraglastberechnung
irrelevant, ob starr-idealplastisches
oderelastisch-idealplastisches
Materialverhaltenvorausgesetzt
wird.Die Annahme
idealplastischer Spannungs-Dehnungs-Beziehungen
stellt eine beträchtliche Ideali¬sierung
des tatsächlichen Materialverhaltens dar. Es ist heute durchausmöglich,
auf so ein¬schränkende Annahmen zu verzichten. Mit Hilfe von auf der Methode der finiten Elemente basie¬
renden
Computerprogrammen,
die nichtlinearesMaterialverhalten,
Bruchkriterien und Rissebil¬dung berücksichtigen,
könnenStahlbetontragwerke
über den ganzen Lastbereich ziemlich wirk¬lichkeitsnah erfasst werden, z.B.
[45, 46].
DieGenauigkeit,
mit der ein Modell die Wirklich¬keit erfassen
kann,
stelltjedoch
nur einen derAspekte
dar, die eine Modellwahl beeinflussen.Ein weiterer wesentlicher
Gesichtspunkt
ist der Zweck, dem ein Modell dienen soll[14].
Die erwähnten
Computerprogramme
sind für eineroutinemässige Anwendung
in der Praxis heute noch zukompliziert
undkostspielig.
Sie dienen vor allemForschungszwecken.
Ihr Einsatz kannDas
idealplastische
Modell idealisiertdagegen
die Wirklichkeit wesentlich stärker. Dank sei¬ner Einfachheit
eignet
es sich abergut
als rationale Basis zurGewinnung
einfacher Bemes¬sungsregeln
für Stahlbetonnormen.1.3 Grenzwertsätze der Plastizitätstheorie
[5]
Statischer Grenzwertsatz
"Jede
Belastung,
zu der sich einstabiler,
statischzulässiger Spannungszustand angeben lässt, liegt
nicht höher als dieTraglast."
Ein
Spannungszustand
heisst statischzulässig,
wenn er überall dieGleichgewichtsbedingungen
und die statischenRandbedingungen
erfüllt. Er iststabil,
wenn dieFliessbedingungen
nir¬gends
überschritten werden.Kinematischer Grenzwertsatz
"Jede
Belastung,
zu der sich eininstabiler,
kinematischzulässiger Bewegungszustand angeben lässt, liegt
nicht tiefer als dieTraglast."
Ein
Bewegungszustand
wird als kinematischzulässig bezeichnet,
wenn er die kinematischenBindungen
und die kinematischenRandbedingungen
desSystems
erfüllt. Er heisstinstabil,
wenn die
Leistung
der äusseren Lastengrösser
odergleich
derDissipationsleistung
ist.Verträglichkeitssatz
"Lassen sich für eine
Belastung
P einstabiler,
statischzulässiger Spannungszustand
und eindamit
verträglicher
kinematischzulässiger Bewegungszustand angeben,
dann ist dieser Bewe¬gungszustand
instabil unter derBelastung P,
und P ist die exakteTraglast."
Ein kinematisch
zulässiger Bewegungszustand
heisstverträglich
mit einem stabilen statischzulässigen Spannungszustand,
wennSpannungen
undVerzerrungsgeschwindigkeiten
injedem
Punkt denSpannungs-Dehnungs-Beziehungen
nach der Theorie desplastischen
Potentialsgenügen.
FLIESSBEDINGUNGEN
2 .1 Annahmen
Es werden
folgende
Annahmengetroffen:
1. Die Annahmen der einfachen Plastizitätstheorie
gemäss
Abschnitt 1.2 sindzulässig.
2. Der Beton befindet sich in einem ebenen
Druckspannungszustand.
SeineZugfestigkeit
wird
vernachlässigt.
3. Die
Wirkung
derArmierung
wird als ebener einaxialerSpannungszustand
inStabrichtung
erfasst("verschmierte" Armierung).
4.
Versagen
derArmierung
bei der erstenRissebildung infolge
zugeringem Armierungsge¬
halt, Versagen
des Verbundes und lokalesVersagen infolge
Ausbrechen des Betons zwi¬schen den
Armierungsstäben
werdenausgeschlossen.
Um zu einer einfachen mathematischen
Formulierung
zugelangen,
wird zudem angenommen:5. Die
Betonfliessfigur
istquadratisch (Fig.
2.1). DieErhöhung
der zweiaxialen Beton¬druckfestigkeit gegenüber
der einaxialen wird alsovernachlässigt.
6. In Anbetracht der ungenauen
Erfassung
der zweiaxialenBetondruckfestigkeit,
der starkenStreuung
derBetondruckfestigkeit
und des meistgeringen Armierungsgehaltes
wird dieWirkung
derArmierung
auf Druck ebenfallsvernachlässigt.
7. Die
Armierung
ist alsorthogonales
Netzverlegt.
Annahme 1, insbesondere das
notwendige
duktileBruchverhalten,
ist fürjene
Fälle, wo die ge¬samte
Armierung
ins Fliessen kommt und der Beton auf Druck nichtmassgebend wird,
durch Ver¬suche, z.B.
[35], genügend belegt.
Unerwarteterweiseergibt
aber Annahme 1 auch in Fällenmassgebender Betondruckfestigkeit qualitativ vernünftige
Resultate.Nichtorthogonale
Armie¬rung und der Einfluss einer wirklichkeitsnahen
Erfassung
der zweiaxialenBetondruckfestig¬
keit werden in Abschnitt 4 behandelt. Es
zeigt
sich, dass dieVereinfachung gemäss
Annahme 5 dieFliessbedingungen
der Stahlbetonscheibe in den für die Praxiswichtigen Bereichen,
wo mindestens eineArmierungslage
aufZug
ins Fliessenkommt,
nicht beeinflusst.(-/3P,°>
(-ßD,-ßD) P, Hpl
6"2
(0,0)
(0,-/3p)
Fig. 2.1 Fliessbedingung für Beton
Die auf das differentielle Scheibenelement der
Fig.
2.2 wirkenden Scheibenschnittkrafte N , N , Nx y xy
"JZ.
'xy
dy Stahlbeton
'xy
dx
'xy
'xyr>xy
+ T/1
j-j- I
•Stahl
-1
'xy
Fig. 2.2 Differentielles Scheibenelement
sind äquivalent der Summe der Schnittkräfte im Beton n , n , n und in der verschmiert ge-
^ x y xy
dachten Stahlarmierungö z , z , z . Das
Koordinatensystem
wird dabei mit Vorteilparallel
zumx y xy
orthogonalen Armierungsnetz eingeführt.
N = n + z
x xx
N = n + z
y y y
N = n + z
xy xy xy
(2.1)
mit
a F e x
a F _£ 1
Gemäss den Annahmen von Abschnitt 2.1
genügt
der Beton denFliessbedingungen
"Pb±n1,2
2l(n
+ n ) ± a[Un
- n)2
? n 2 <2x y
y
4 x y xy —oder
gleichwertig
xy x y
n < 0, n < 0,
x - y -
n 2 < (P, + n ) , (P, + n
)
> 0, (P, + n)
> 0,xy — b y b x— b y —
während die
Fliessbedingungen
für den Stahl lauten(2.2a)
(2.2b)
0 < z < P
— x — X
0 < z < P
- y - y
z = o
xy
(2.3)
Die plastischen Widerstände P , P , P. in
(2.2)
und(2.3)
sind definiert durchr x y b
f X
,
p.
r r
Pb
-Kßp d.
sichtigt wird,
dass die im Bruchzustand mitwirkende Scheibendicke und diemassgebende
Beton¬festigkeit
kleiner sein können als die nominelle Scheibendicke d und die nominelle Prismen¬festigkeit
g .^xy'nxy
Nyi fy
' yn
Ny,ny,zy
Nx'"x.zx
Nx,nx,z„
nxzy=(Pb+nx)(Pb+ny)
Fig. 2.3 Fliessfiguren für Beton und Stahl
Im dreidimensionalen
Spannungsraum
wird dieFliessfigur
des Betons durch zweielliptische
Kegelb dargestellt,a während die Fliessfigurö des Stahls ein Rechteck in der (N , N
)-Ebene
istx y
(Fig.
2.3). DieMenge
derSpannungspunkte
mit denEigenschaften
(2.2) bzw. (2.3) ist konvex.Die konvexe Mengeb der Spannungspunkte,r£=r die der gesuchten"
Fliessbedingung
$(N , N , N ) < 0ööxyxy —
genügen,
wird durchGleichung
(2.1) als Linearkombination der konvexenMengen (2.2)
und (2.3) definiert[2, 7].
Konvexe
Mengen
können auch durch ihre Stützfunktion beschrieben werden. Die Definition der Stützfunktion einer konvexenMenge
$(N , N , N ) < 0 lautetx y xy —
H(e Y
)
= Max(N e + N e + N y )xy xx y y xy xy KN , N , N ) < 0,
x y xy — (2.4)
wobei e , e ,y die N , N , N zugeordneten dualen Grössen sind
[2,
7]. Wird dieGültig-
x y xy x y xy ö
keit der Theorie des
plastischen
Potentialsvorausgesetzt
(Abschnitt3.1,
Gl.(3.1)),
so be¬schreibt die Stützfunktion (2.4) einer konvexen
Fliessfigur
$_<
0 diespezifische Dissipa-
tionsleistung&&rinfolge der plastischen Verzerrungsgeschwindigkeiten&& & e , e , y .Da der Satz
xy xy
gilt [2, 7],
dass die Stützfunktion einer Linearkombination von konvexenMengen gleich
der Linearkombination ihrer Stützfunktionen ist, kann die Stützfunktion dergesuchten
Fliessfi¬gur für Stahlbetonscheiben sofort
angeschrieben
werden als Summe derspezifischen Dissipa- tionsleistung
von Beton und Stahl:HU ,'z
,y ) =^
P ( |e |x y xy 2 x ' x' ex
)
*z\
2 P(|e |
+ e)
y y y
mit
'1,2
1 • •
I
•t(e +e ± -\/(e
2 x y
y
e -e )'
x y
'xy
2-V^I-V |e2|-e2).
(2.5)
Aus (2.5) ist auch
ersichtlich,
dassgleiche Verzerrungsgeschwindigkeiten
in Beton und Stahlund somit die
Erhaltung
des Verbundes zwischen Beton und Stahl bis zumKollaps vorausgesetzt
werden.Ne+Ne+Ny < HU ,e ,Y
3»
für alle Sätze (e ,e ,yxx y y xy'xy - x y xy x vy xy
(2.6)
die unter der
Voraussetzung
erfüllt ist, dass $(N ,N ,N )_<
0gilt.
DieBedingungen,
denenNx,N ,N genügen müssen,
damit alleUngleichungen (2.6)
erfülltsind,
sind also diegesuch¬
ten
Fliessbedingungen.
DieRechnung
wird imAnhang
Adurchgeführt
undergibt folgende
Fliess¬bedingungen
:(I)
(II)
(III)
(IV)
(V)
(VI)
(VII)
(VIII)
N 2
xy (P - N
)(P
- N)
< 0 fürx x y y —
N <P, N <P, N + N >P + P - P,
x — x y — y x y— x y b
N 2 - (P, + N )(P, + N
)
< 0 fürxy x b y —
N > - P, , N > - P. , N + N < - P,_
x— b y— b x y— b
N 2
xy
[i Pb]
- ° für-
^
Pk < N < P -\
P, , -\
P, < N < P -1
P.2 b - x — x 2b 2 b - y — y 2b
N 2 ?
(N
- P +4-
PJ2 "4
PJ2 < 0 fürxy x 2 b'
P - -r P. < N <P, P
x 2b— x— x x
'2 b'
P, <N + N <P + P - P.
b — x y — x y b
N 2
xy
(N
- P + ^ P,)2
- (^ P.)2
< 0 füry y 2 b 2 b —
y 2 P^b
< N < P P<N +N <P +P
b — x y — x \
N 2 + (N +
^
pJ2 -4
PJ2 < ° fürxy x 2 b 2 b —
- P, < N < -
4
P. » - P, < N + N < P - P,b — x — 2b b — x y — y b
xy
(N
+ ^ P, )y 2 b (^ P.
)2
< 0 für2 b —
P. < N < - ^ P,, - P < N + N < P - P,
b — y — 2b b— x y — x b
10
N - P < 0 j
x x —
= - N - PK < 0;
x b —
(IX)
: 0n = N - P < 09 y y -
(XI)
r11
N- P. < 0.
y b -
(2.7)
Diese
Fliessbedingungen
können aber auch leicht anschaulich verifiziert werden. Für feste Werte derArmierungsschnittkräfte
z , z innerhalb der schraffiertenStahlfliessfigur
inx y
Fig.& 2.3 liegen& die zulässigen&ror-Spannungspunkte N , N , N innerhalb und auf der translato- xyxy
risch verschobenen
Betonfliessfigur
mitZugkegelspitze
im Punkt (z ,z ). Also kann die ge- x ysuchte
Fliessfigur
als Umhüllende aller translatorisch verschobenenBetonfliessfiguren
mitZugkegelspitze
innerhalb des schraffierten Rechtecks vonFig.
2.3 gewonnen werden.Fig.
2.4zeigt
dieFliessfigur
inaxonometrischer, Fig.
2.5 inHöhenliniendarstellung.
Dabei wirdjeweils
nur die obere Hälfteabgebildet,
da die(N ,N
)-EbeneSymmetrieebene
ist. Diex y
Fliessfigur
besteht aus zweielliptischen Kegeln,
nämlich dem unverschobenen Druckfliess-kegel (II)
und dem mit seinerSpitze
in den Punkt (P,P )
verschobenenZugfliesskegel (I)
x y
der
Betonfliessfigur.
Diese zweiKegel
werden durch vierKreiszylinderflächen
IV, V, VI, VIIx y
nungskreises,& d.h. Ellipsenr sind, deren Zentrum auf der Achse N - N
x y N =0 liegt, und
xy fa
deren
grösserer,
in der Ebene N =0liegender Hauptabschnitt
um einen Faktor-fZ grösser
xyist als der kleinere.
Der Einfluss der
Berücksichtigung
von Druckkräften in derArmierung
ist auch sofort ersicht¬lich. Der
Betondruckfliesskegel
wird nun ebenfalls verschoben, seineSpitze liegt
nun im Punkt (-P , -P ),und dieVerbindungsflächen
derKegel
werden in ihrerAusdehnung verdoppelt.
In dieser Form ist die
Fliessfigur
nicht neu[15].
In beiden bisher zur
Berechnung
des Bruchwicsrstandes vonStahlbetonträgern
unter Torsion undBiegung vorgeschlagenen Kollapsmechanismen [17, 18]
wird das dem angenommenenFliessregime zugeordnete Fliessgesetz
verletzt. In den nächsten Abschnittenfolgen
deshalb eine kurze Dar¬stellung
der Statik und eine etwas ausführlichere der Kinematik der einzelnenFliessregimes.
Fig. 2.4 Axonometrische Darstellung der Fliessfigur (2.7)
Aequidistanz
=0.1 Pb
Pb/2
' PPt/2
Fig. 2.5 Höhenliniendarstellung der Fliessfigur ( 2.7)
Welche
Fliessbedingungen
der einzelnenKomponenten
Beton und Stahl auf den verschiedenen Fliessflächenmassgebend werden,
ist reingeometrisch
ausFiguren 2.3,
2.4 und 2.5 ersicht¬lich. Die Resultate sind in
Fig.
2.6 in einer schematischen Aufsicht derFliessfigur
zusam-mengefasst.
Dabei bezeichnet n. diegrössere, n^
die kleinereBetonhauptspannung.
NL
\©
®\
VO \
0
<Zy< Py
n,=0 V-pb
©\
zx=0 zy=0 -PbSn,<0
n2=-Pb
<
zv
<P„ \
,-vz
=P V^
y y
x
n4
=O \
n2
="pb \
VPX
Vpy
ni=0
"Pb^ n2^0
®\
ZX=PX
O^P,
n(=0 n2=-Pb
®
0
<- z <P
y - yn,
=0
n*="Pb
p
Pb nx
=ny=±nxys~ 2
\® °*zx*Px
\y^ Zy=0
\^ "l =0
\n2
=-Pb
Fig. 2.6 Massgebende Spannungszustände in Beton und Stahl
Bezüglich
derSpannungszustände
im Beton können die verschiedenen Fliessflächenfolgender-
massen charakterisiert werden:
- Auf der Fliessfläche I wird nur die null
gesetzte Betonzugfestigkeit,
auf der Fliessflä¬che II nur die
Betondruckfestigkeit massgebend,
während für die Fliessflächen III bis VII beidemassgebend
werden.- Auf allen Fliessflächen ausser II befindet sich somit der Beton mit n, = 0 in einem ein¬
axialen
Druckspannungszustand.
Dieserentspricht
dem im Fachwerkmodellangesetzten
Druck¬feld.
- Auf den Fliessflächen IV bis VII ist der
Betonspannungszustand
mit n, = 0,n?
= -P. bisauf die
Hauptspannungsrichtung,
auf Fliessfläche III sogarvollständig festgelegt.
Fig.
2.7 veranschaulicht dieSpannungszustände
im Beton noch anhand Mohr'scher Kreise.nx,ny
Fliessfläche I Fliessflächen II-VII
Fig. 2.7 Spannungszustände im Beton
Fliessfläche II
Die
massgebenden Fliessgrenzen
derArmierung
werdenunabhängig
von ihrem numerischen Wert an¬genommen. Die
gemäss Fig.
2.3 nullgesetzte Druckfliessgrenze
derArmierung
wird deshalb im¬mer noch als solche
bezeichnet,
und diefolgenden Aussagen gelten sinngemäss auch,
wenn Druck¬spannungen im Stahl
berücksichtigt
werden.In
bezug
auf dieSpannungszustände
im Stahl können die Fliessflächenfolgendermassen
charak¬terisiert werden:
- Auf der Fliessfläche I bzw. II
liegen
dieSpannungen
beiderArmierungen
an derZug-
bzw.Druckfliessgrenze,
während an der Fliessfläche III keine derStahlfliessgrenzen massgebend
wird.- Die Fliessflächen IV bis VII
dagegen
sind dadurchausgezeichnet,
dass dieSpannung jeweils
einerArmierung
an derZug-
oderDruckfliessgrenze liegt,
während sie für die andere be¬liebige
Werte dazwischen annehmen kann.- Dabei ist an den Fliessflächen IV und V die
Zug-,
an VI und VII dieDruckfliessgrenze
mass¬gebend
.Zusammenfassend und im Hinblick auf die in Abschnitt 3 behandelte Kinematik der
Fliessregi¬
mes werden die Fliessflächen noch durch die nicht
massgebenden Fliessgrenzen
der einzelnenKomponenten
Beton und Stahl charakterisiert: Für Fliessfläche I wird dieBetondruckfestig¬
keit,
für II dieBetonzugfestigkeit
nichtmassgebend,
während für III dieFliessgrenzen
bei¬der, für IV bis VII die
Fliessgrenzen je
einerArmierung
nichtmassgebend
werden.3. FLIESSGESETZ UND KINEMATIK
Für die
Berechnung
derTraglast
brauchen nur dieSpannungs-
undBewegungszustände
beim Er¬reichen der
Traglast
untersucht zu werden. DieTraglast
istdiejenige Last,
unter der zum ersten Mal ohne Lastzuwachs zusätzlicheVerformungen
auftreten. Dafolglich
dieSpannungsin¬
kremente und somit auch die elastischen
Verzerrungsinkremente verschwinden,
wird der Bewe¬gungszustand
beim Erreichen derTraglast
durch dieplastischen Verzerrungsinkremente
bzw.Verzerrungsgeschwindigkeiten
allein beschrieben. Imfolgenden
sind deshalb mitVerzerrungs¬
geschwindigkeiten
immer dieplastischen Verzerrungsgeschwindigkeiten
während desKollapses gemeint.
3.1
Spannungs-Verzerrungs-Beziehungen
Aufgrund
der Theorie desplastischen
Potentials ist dasFliessgesetz,
das dieplastischen Verzerrungsgeschwindigkeiten
und dieSpannungen verknüpft,
für nFliessbedingungen
der Form$,K(a.
.)
< 0gegeben
durch ij —n 3$, (a. .)
I..
- l * 1Jl
,U k-1
3o.j
k i.J= x,y,z
0 für 4, <
0,
1, > D für 4 = 0,(3.1)
wobei für 4, bei Stahlbetonscheiben die Ausdrücke
(2.7)
einzusetzen sind.Für das
Fliessregime
I (4. = 0, 4, j. < 0)ergeben
sich dieVerzerrungsgeschwindigkeiten
zu34,
3N X =
(P
-NUy y
n X > 0, y -
34.
iy = tttt- \ =
(P
-NU = - n X > 0,3N xx x —
y y
34.
r = tttt-
Ä
= 2N X = 2n X .'xy 3N xy xy
xy J
(3.2)
Dabei wurde schon von den
Beziehungen
inFig.
2.6, von(2.1), (2.2), (2.3)
und von den Gül¬tigkeitsgrenzen
in (2.7) Gebrauchgemacht.
Für dieRichtung
der kleinerenHauptdehnungsge¬
schwindigkeit folgt
tan2a
^xy_
-2n-*X_n - n
e - e y x
y x J
(3.3)
wobei die Definition des Winkels ot aus
Fig.
3.1ersichtlich ist.
Ot
Fig. 3.1 Definition
von aEntsprechend ergibt
sich für dasFliessregime
IV (4 = 0, 4, ,. < 0)2(N - P +
^
P,)X
= (2n + P,)X > 0,x x 2 b x b —
e = 0, Y = 2N X = 2n X
y xy xy xy
"Y
j. t xy
tan2a = J—
-2n
e - e
y x
_x^_ -2n
x±_
-2n - P, n - n
x b y x
(3.4)
(3.5)
und für
Fliessregime
VII (4 = 0, 4, ,7 <0)
e = 0,
x Y = 2N X = 2n X
xy xy xy
e = 2(N + i P.)X = (2n + P. U < 0
y y 2 b y b —
(3.6)
t- n xy
tan2a = J—
-2n
e - e
y x
_xy_
-2n _xy_
2n + P, n - n
y b y x
(3.7)
wenn noch zusätzlich beachtet
wird,
dass für dieFliessregimes
IV und VIIgemäss Fig.
2.6aus n. = 0, n.-,
-Rb' nl -Pb folgt.
Infolge
derAnisotropie
sind imallgemeinen
dieHauptachsen
derScheibenspannungen
Nx, N ,y N und der
Verzerrungsgeschwindigkeiten
nicht identisch.Dagegen
bezeichnet aber der letztexy
Ausdruck in den
Gleichungen (3.3), (3.5),
(3.7) dieRichtung
der kleinerenBetonhauptspan¬
nungen bzw. die
Betondrucktrajektorienrichtung.
Wie leicht auch für dieübrigen Fliessregimes
verifiziert werden kann,fallen also dieHauptachsen
derplastischen Verzerrungsgeschwindig¬
keiten immer mit den
Hauptachsen
desSpannungszustandes
im Beton zusammen.3.2 Kinematik der einzelnen
Fliessregimes
Ausgehend
von denSpannungs-Verzerrungs-Beziehungen
des Abschnittes 3.1 sollen nun die kine¬matischen
Bindungen zusammengestellt
werden, denen dieVerzerrungsgeschwindigkeiten
in deneinzelnen
Fliessregimes genügen
müssen(Fig. 3.2).
Als kinematische
Bindung
wirdderjenige
Teil derVerträglichkeitsbeziehungen
(3.1) zwischenSpannungs-
undBewegungszustand
bezeichnet, der sich in denVerzerrungsgeschwindigkeiten
al¬lein ausdrücken lässt und
allgemein
für eingesamtes Fliessregime gilt.
EinBewegungszustand
ist mit einemspeziellen Spannungszustand
in einemFliessregime verträglich,
wenn er die kinematischenBindungen
desFliessregimes erfüllt,
und wenn - wie in Abschnitt 3.1gezeigt
-die
Hauptachsen
derVerzerrungsgeschwindigkeiten
und desBetonspannungszustandes
zusammen¬fallen.
Für
Fliessregime
I (4. = 0, 4, ,. < 0)folgt
aus(3.2)
und durch Einsetzen von (3.2) in dieFliessbedingung
4=0[~y
)2
= E £ , £ >0,e > 0,2 xy xy x— y —
(3.8a)
oder, wenn e. die
grössere,
e die kleinereHauptdehnungsgeschwindigkeit
bezeichnet,El
>E2
- 0.(3.8b)
Aus (3.4) liest man für
Fliessregime
IV abe > 0, e = 0,
x - y (3.9)
und aus (3.6) für
Fliessregime
VII0, e < 0.
y - (3.10)
Für die einer Kante oder
Spitze
derFliessfigur entsprechenden Fliessregimes
erhält man dieverträglichen Bewegungszustände gemäss Fliessgesetz (3.1)
als Linearkombinationen der Bewe-gungszustände
in denangrenzenden Fliessregimes.
Soergeben
die Linearkombinationen>mit po¬sitiven Koeffizienten der
Bewegungszustände
(3.9) und (3.10) die mit demFliessregime
GH (4. =
$7
= 0)verträglichen Bewegungszustände
e >
x —
e < 0.
y -
(3.11)
Für das der
Spitze
desZugfliesskegels entsprechende Fliessregime
A (4. = 4 = 4_0)
er¬gibt
die Linearkombination von(3.8)
mit den auf den Fliessebenen 4_ = 0 bzw. 4 =0 senk-o 9
recht stehenden
Verzerrungsgeschwindigkeitsvektoren
(4
Y)2
< e e ,2 'xy — x y
oder e.
>_ e? _>
0e >
0,
x —
E > 0, y -
(3.12)
Die
Ergebnisse
sind zusammen mit den leicht verifizierbaren Resultaten für dieübrigen
Fliess¬regimes
inFig.
3.2 in einer schematischen Aufsicht derFliessfigur zusammengestellt.
(y/2)^fexeybzwe2io
ex<o
M° bzwt2<o
(y/2)2<ex£y
Fig. 3.2 Kinematische Bindungen in den einzelnen Fliessregimes
In den
Fliessregimes
I und A bzw. II und B sind also nurGeschwindigkeitsfelder zulässig,
die keine
Stauchungen
bzw.Dehnungen
aufweisen. In denübrigen Fliessregimes dagegen
ist derBewegungszustand lediglich
durch die starr bleibenden bzw. aufZug
oder Druck fliessen¬den
Armierungsstäbe
beschränkt.Fig.
3.3 veranschaulicht die Verhältnisse noch anhand Mohr'- scher Kreise.Cg<0
Regime
£4=0 e2<o £<
>0 e2= 0
(£y<0)
. ._
Regime lll
.,_Regime
Iy/2. y/2.
(Cx>0)
e(>o £,<0 £,>0
6x>0
E,>0
£2<0\
£y<0 (£x=0)
Regime VII Regime IV
Fig. 3.3 Verträgliche Bewegungszustände für verschiedene Fliessregimes
Die kinematischen
Bindungen
derFig.
3.2 stellenlediglich
die duale, kinematische Inter¬pretation
der inFig.
2.6zusammengestellten, massgebenden
und nichtmassgebenden
Fliess¬grenzen der
Komponenten
Beton und Stahl dar. Insbesondere sind also (3.8) und(3.12) ledig¬
lich die kinematische
Konsequenz
desSachverhaltes,
dass im Bereich derFliessregimes
I und A dieBetondruckfestigkeit
nichtmassgebend
wird. Dbschon dieBeziehungen
vonFig.
3.2 selbstverständlich erscheinenmögen,
wurde (3.8) bei allen bishervorgeschlagenen Kollaps¬
mechanismen für unterarmierte Stahlbetonbalken unter Torsion und
Biegung
übersehen. Dies dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass dieFliessbedingung
4_<
0 nurimplizit
verwendet wurde, und dass die imKollapszustand
betrachteten "Risse" nicht alsUnstetigkeits-
linien desGeschwindigkeitsfeldes
im Sinne der ebenen Plastizitätstheorieaufgefasst
wurden.Das Thema des nächsten Abschnittes bilden deshalb die
Unstetigkeitslinien
desGeschwindig¬
keitsfeldes.
3.3
Unstetige Geschwindigkeitsfelder
Aus der Plastizitätstheorie ist bekannt, dass die
Geschwindigkeitsfelder
derKollapsmecha¬
nismen oft
unstetig
sind. Imfolgenden
wird deshalbuntersucht,
welcheSprünge
des Geschwin¬digkeitsfeldes
mit den verschiedenenFliessregimes verträglich
sind. Dabei muss eine Unste-tigkeitslinie
als Grenzfall einer endlichenUebergangszone aufgefasst
werden mit wohl starkaber
stetig (z.B.
linear) sich veränderndemGeschwindigkeitsfeld (Fig.
3.4).,.y
Detail
(a)
Fig. 3.4 Unstetigkeitslinie
Die
Verzerrungsgeschwindigkeiten
in derUebergangszone ergeben
sich für gegen 0 strebende Dicke d zu. ... . .
¦ w q £,/e bzw. e./y . •+
0,
: =
TT» Ynf = i?» t n t 'nt
n d nt d
=
^t(w + /w2 ? q2
), 1 ,•
£1
=2d"tW
+
V W' +
q'
J'E2
=2id("
~^ w2
+q2"l
>(3.13)
wenn w bzw. q den
Sprung
in der zurUnstetigkeitslinie
normalen bzw.tangentialen
Geschwin¬digkeitskomponente
bezeichnet:w = v - v
n n q =
Vt
"Vt (3.14)
Die kinematische
Bindung (3.8)
fürFliessregime
I bzw.(3.12)
fürFliessregime
A kann offen¬sichtlich nur mit
0, w > 0
(3.15)
erfüllt werden. Nur die
Normalkomponente
derGeschwindigkeit
darfunstetig verlaufen,
dieUnstetigkeitslinie
istHauptrichtung
derVerzerrungsgeschwindigkeiten
und fälltgemäss
Ab¬schnitt 3.1 für
Regime
I mit derBetondrucktrajektorie
zusammen: a ¦= ß.Entsprechend folgt
aus den kinematischenBindungen
für dieFliessregimes
II und B q = 0,w
<_
0. Dajedoch
in Bereichenmassgebender Fliessbedingung
II mit der exaktenFliessfigur gemäss
Abschnitt 4.2gearbeitet
werdensollte, ist,
dieser Fall nicht weiter interessant.Verläuft
dagegen
an einerUnstetigkeitslinie
auch-dieTangentialgeschwindigkeit unstetig.
q / 0, w > 0,
q f1 0, w < 0,
(3.16a)
(3.16b)
so wird mit (3.13) e
^
D, e__<
0, und e. + e_y
w/d
> 0 im Fall(3.16a)
bzw.'1 e_
_<
0 im Fall(3.16b).
Je nachDehnungsgeschwindigkeit
in x- undy-Richtung
ist somit(3.16a)
mit einem derFliessregimes III,
IV, V, C-D, G-H oder I-Kverträglich,
während (3.16b) einem derRegimes
III, VI, VII, E-F, G-H oder I-K zuzuordnen ist(Fig.
3.2).*-n
Fig. 3.5 Lage des Hauptachsensystems
Für die
Richtung
dergrösseren Hauptdehnungsgeschwindigkeit
e.>_
0folgt (Figuren
3.4 und 3.5):t an2a'
'nt
tan<5 ,
(3.17)
Die
Hauptachse
1 halbiert den Winkel zwischen der Normalen zurUnstetigkeitslinie
und derSprungrichtung.
DieRichtung
derparallel
zurHauptachse
2 verlaufendenBetondrucktrajekto-
rien halbiert somit für w :> 0 denkleineren,
für w<_
0 dengrösseren
Winkel zwischen derTangente
an dieUnstetigkeitslinie
und der Senkrechten zurSprungrichtung.
IhreNeigung
be¬züglich
der x-Achseergibt
sich ausFig.
3.5 zu« =
1(,
2
2U
+ 0) (3.18)Die
symmetrische
Form (3.1B) kann unmittelbar anhand eines Mohr'schen Kreises verifiziert werden, wenn beachtetwird,
dass ß und ö die zweiRichtungen
verschwindenderDehnungsgeschwin¬
digkeit
bezeichnen.Für die an einer
Unstetigkeitslinie
entstehendeDissipationsleistung folgt
aus den Gleichun¬gen
(2.5)
und(3.13),
dass diese nur fürUnstetigkeiten (3.15)
mit e.>_
e_ = 0 durch die Dis¬sipationsleistung
derArmierung
alleingegeben ist,
während in allen anderen Fällen der Be¬ton in der
Uebergangszone gestaucht
wird und auch einenBeitrag
leistet. Insbesondere bei Un-stetigkeiten (3.16a)
darf dieDissipationsleistung
des Betons nicht vergessen werden. Dies ist noch inFig.
3.6 veranschaulicht.Der Beton befindet sich in den (3.16)