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Herbsttagung 1992 des e.V.

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BERUFSVERBAND

DEUTSCHER LABORÄRZTE e.V.

Kritische Wertung

des GEBERA-Gutachtens

Auftrag und Auftragsdurchführung

Mit Schreiben vom 11. 6. 1991 wurde die GEBERA seitens der Spitzenverbände der Krankenkassen beauftragt, ein Gut- achten zur Wirtschaftlichkeit von Krankenhauslaboratorien zu erstellen. Die Spitzenverbände wollten wissen, ob für den stationären Sektor eine ähnliche Entwicklung angestrebt werden muß, wie sie im niedergelassenen Bereich bereits vollzogen wurde: Konzentration der Leistungserbringung in zentralisier- ten Großlaboratorien bei Nutzung der Wirtschaftlichkeitsvor- teile gro ßer Serienlängen auf entsprechenden Analysenauto- maten und einer gestrafften Labororganisation, was Annah- me, Probenverteilung und Befundausgabe einschließlich der EDV-Unterstützung betrifft. Hierbei gingen die Spitzenver- bände davon aus, daß im niedergelassenen Bereich der wirtschaftliche Druck zur Errichtung kostengünstiger arbei- tender Großlaboratorien mit vollmechanisierten Geräten und einer Labororganisation über EDV geführt hat. Hierdurch seien entsprechende Einsparungen für die Krankenkassen entstanden. 800 Mill. DM im Bereich der Laborleistungen hätten hierdurch eingespart und auf andere Leistungsarten verlagert werden können. Wenn die Krankenhäuser künftig auf den kleinen unproduktiven Einzellaboratorien bestünden, würden zum einen die jetzigen Rationalisierungsreserven nicht genutzt und zum anderen Krankenhauslaboratorien ten- denziell immer unwirtschaftlicher, weil für die nächsten Jahre ein erheblicher Kostenschub im Labor zu erwarten sei auf- grund z. B. der vielfältigen Initiativen in Richtung auf einen Ausbau der Labor-EDV.

Hierzu einige Bemerkungen:

Die im niedergelassenen Bereich existierenden „kostengün- stig arbeitenden Großlaboratorien" haben in der Tat ihren Aufschwung gefunden, allerdings aufgrund des von den Ärzten selbst erzeugten wirtschaftlichen Drucks. Dieser Druck wurde auf der einen Seite herbeigeführt durch die nur in Deutschland bestehende Möglichkeit der Selbstzuweisung, verstärkt durch immer permissiver werdende Laborrichtlinien mit der Folge der immer weiter zunehmenden Problematik der Leistungs- ausweitung sowie auf der anderen Seite durch den gedeckel- ten Laborhonorartopf. Die großen Apparategemeinschaften sind aus den unter diesen Bedingungen nicht mehr existenz- fähigen kleineren Apparategemeinschaften hervorgegangen.

Es sei daran erinnert, daß der Honorardeckel der KVen nur deshalb eingeführt wurde, weil durch die merkantil reizvolle Selbstzuweisung eine Kostenexplosion auf dem Sektor der Laboratoriumsmedizin entstanden war. Die Anzahl der im kassenärztlichen Bereich durchgeführten Laborleistungen hatte in weniger als 10 Jahren weit über 1000 % zugenommen.

Bei den oben angeführten 800 Mill. DM, die umgeschichtet wurden, handelte es sich um eine von der Selbstverwaltung beschlossene Umverteilung, die sich obendrein noch als

Wir laden ein zur Teilnahme an der

Herbsttagung 1992

26. Fortbildungsveranstaltung vom 29.10.1992 bis 31.10.1992

am Fortbildungszentrum der Landesärztekammer Hessen in Bad Nauheim

Berufsverband Deutscher Laborärzte e.V.

gemeinsam mit der

Deutschen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin e.V.

und der

Akademie für ärztliche Fortbildung und Weiterbildung der Landesärztekammer Hessen,

Sektion Laboratoriumsmedizin

Hauptthemen der Fortbildungsveranstaltung:

Anwendung gentechnologischer Methoden in der Diagnostik des Kohlenhydrat- und Lipidstoff- wechsels

sowie

Neue Aspekte in der Differenzierung der Hämaturie und Proteinurie

29.10.:11.00-18.00Uhr

Kurs: Technik der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) (in W-6070 Langen). Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

Der Kurs ist kostenpflichtig.

30.10:10.°°-13.00 Uhr

Sitzung des Geschäftsführenden Vorstandes BDL 15.°°-19.00

Jahreshauptversammlung des BDL 31.10.: 9.°°-13.15

Fortbildungsveranstaltung 14.30-16.°°

Sitzung der Arbeitskreise der niedergelassenen und der angestellten und beamteten Laborärzte

Nähere Auskünfte über die Geschäftsstelle des BDL in Düsseldorf (Tel.: 0211-340406) oder der DGL (Tel.:0211-340456).

Lab.med. 16, Nr. 7/8: BDL 51 (1992) BDL 51

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weitgehend wirkungslos erwies. Bekanntlich überweisen die Krankenkassen Ihre Honorare mit befreiender Wirkung. Die Verteilung der Geldmittel obliegt ausschließlich den ärztlichen Selbstverwaltungsgremien. Eine Einsparung für die Kranken- kassen wurde also zu keiner Zeit erreicht. Insofern mag diese Feststellung bereits im Auftrag erstaunen.

Erstaunen mag weiterhin auch die Feststellung, daß bereits in der Einleitung des Gutachtens „die Krankenhäuser" dahinge- hend interpretiert werden, daß sie auf „den kleinen unproduk- tiven Einzellaboratorien" bestünden. Hierzu liegt im Gutach- ten wedereine Voruntersuchung, noch ein Umfrageergebnis, noch ein anderer Aufschluß vor.

Der unvoreingenommene Leser kann sich daher bereits auf der ersten Textseite des Eindrucks nicht erwehren, das Gutachten sei leider mit einer tendenziösen Vorgabe verfaßt worden.

Vor einem Einzug eines primär merkantil orientierten Den- kens im Krankenhausbereich sei auf das eindringlichste gewarnt.

Diese Denkart hat bekanntlich den beginnenden Untergang der Laboratoriumsmedizin und der übrigen technisch orien- tierten Fächer im niedergelassenen Bereich herbeigeführt.

Die merkantil orientierte stationäre Versorgung beispielswei- se in den USA wirft schwerwiegende soziale Probleme auf, die in Deutschland nicht verkraftet werden könnten.

Berechnungsgrundlage

Es wurden nur 6 Krankenhauslaboratorien, dies heißt ca.

0,1 % der im Bundesgebiet vorhandenen Krankenhauslabo- ratorien, erfaßt. Unter den Krankenhäusern befand sich ein psychiatrisches Krankenhaus und mehrere kleine Kranken- häuser. Pro Laborauftrag wurden im Schnitt 1,2 Tests ermit- telt.

Eine Kostenzuordnung innerhalb der Funktionsbereiche im Labor, also der Versuch einer zumindest groben Kostenstel- lenrechnung, wurde nicht gemacht.

Durch die geringe Zahl der untersuchten Krankenhauslabora- torien ist keine hinreichende Repräsentanz der ermittelten Zahlen gegeben. Dies zeigt sich auch in der angegebenen aber sicher nicht repräsentativen Zahl von 1,2 Tests je Labor- anforderung.

Ist-Situation in den Krankenhäusern

GEBERA weist auf die Schwierigkeiten bei der Kostenermitt- lung hin. Am Ende der kurzen Problemdarstellung stehen folgende Sätze:

"Die daraus ableitbaren Ergebnisse können freilich nicht als Vorgaben für andere Krankenhäuser ähnlicher Größenord- nung oder ähnlicher Fallzahlen oder Berechnungstage heran- gezogen werden, weil grundsätzlich der krankenhausindivi- duelle Automatisierungsgrad zu berücksichtigen ist. Ziel der folgenden Analyse ist daher nur, die Unterschiede in den Kosten je Leistung oder je Fall im Krankenhauslabor in einer ersten Annäherung darzustellen."

Diese Einschränkung ist wichtig. Sie ist leider durch die unten beschriebene Aussage des Gutachtens von der Firma GEBE- RA selbst mißachtet worden. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, daß die Ersteller des Gutachtens selber die fehlende Repräsentanz ihrer Ergebnisse eingestehen.

Aussagen des Gutachtens:

Die Gutachter empfehlen:

"a. Beurteilung des Status quo und unmittelbare Kostensen- kung bei offensichtlich unwirtschaftlichen Laboratorien"

Hierbei sollten die von GEBERA angeführten Richtwerte für 52 BDL Lab.med. 16, Nr. 7/8: BDL 52 (1992)

die Rentabilität als Anhaltswerte herangezogen v/erden. Es sei darauf hingewiesen, daß diese Werte im Rahmen des gutachterlichen Auftrags nicht schlüssig ermittelt wurden, ,Jb. Langfristige Absenkung der Krankenhauslaborkosten durch Forcierung der Krankenhauszentrallaboratorien"

* GEBERA stellt weiter fest, daß die Krankenhauslaborato- rien zum Teil „grotesk unwirtschaftlich" arbeiteten. Eine zen- trale Laboreinheit könnte rund 2000 Krankenhausbetten ver- sorgen.

* Eine Rationalisierungsreserve von 600 bis 800 Mill. DM sei vorhanden. Dies bei einem Gesamtvolumen von 1,5 bis 1,9 Milliarden Gesamtlaborkosten in den alten Bundesländern.

Um die Qualität dieser Aussage einzuschätzen, seien nach- folgend einige Betrachtungen angestellt:

Besondere Anforderungen an das Krankenhauslabor Aus dem Gutachten sei folgender Satz zitiert:

"Die Kosten vorteile des Großlabors (gemeint sindApparate- gemeinschaften) sind im wesentlichen auf die Unwirtschaft- lichkeit der Betriebsgrößen in den Krankenhäusern zurückzu- führen, die die Häuser dazu zwingt, einen aufwendigen Be- trieb mit einem jeweils eigenen Apparat für die Probenvertei- lung, die Befundzusammenstellung, die Probenidentifikation etc. für viel zu kleine Einheiten aufzubauen."

Dem kann nur begrenzt gefolgt werden. Warum sollen bei- spielsweise kleine Einheiten eine EDV-Anlage benötigen?

Richtig ist, daß kleine Krankenhauslaboratorien weniger kostengünstig arbeiten können als große Apparategemein- schaften, die ja vorwiegend nach merkantilen Gesichtspunk- ten betrieben werden, während die Krankenhauslaboratorien in erster Linie aus Gründen der effizienten Patientenversor- gung und nach medizinischen Gesichtspunkten eingerichtet sind.

Da auch die sachlichen Anforderungen an Krankenhauslabo- ratorien anders sind als diejenigen an Apparategemeinschaf- ten und aus den oben angeführten wissenschaftlichen Grün- den, ist ein direkter Vergleich der verschiedenen Typen von Leistungserbringern anhand des angewandten Untersuchungs- verfahrens nicht möglich. In mittleren und größeren Kranken- häusern ist die Notfalldiagnostik unabdingbar. Dies wird übri- gens im Gutachten bestätigt.

Im einzelnen:

* Die Notfalldiagnostik beträgt in größeren Krankenhäusern häufig bis 30 oder 40 % des gesamten Auftragsaufkommens.

Im niedergelassenen Bereich gibt es kaum eine Notfalldiagnostik.

Der Aufwand für die Notfalldiagnostik hätte beim Kostenver- gleich berücksichtigt werden müssen.

* Die Probenannahme in einem zentralen Krankenhauslabo- ratorium muß anders strukturiert sein als in einer Laborge- meinschaft oder in einer Praxis. Die Proben müssen zeitnah verarbeitet werden. Die Proben werden in der Regel am Einsendetag befundet. Eine Notwendigkeit hierfür besteht in der Praxis nur ausnahmsweise. Somit ist der hier zu betrei- bende personelle und apparative Aufwand in einem Kranken- haus gezwungenermaßen erheblich größer. Dies ist ja auch in Anbetracht des stationären Patientenkollektivs einsichtig.

Kostenvergleich

Im GEBERA-Gutachten werden die Kosten innerhalb der Krankenhauslaboratorien auf der Basis von Pflege- bzw.

Berechnungstagen durchgeführt, wobei diese Begriffe oben- drein noch deckungsgleich gebraucht werden. Dies schafft keine hinreichende Transparenz. Ein Vergleich mit den Fall- zahlen bzw. Fallkosten wäre aufschlußreicher und nachvoll- ziehbarer, wenn denn schon eine Einrichtung aus dem käs-

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sennärztlichen Bereich zum Vergleich herangezogen wurde.

Die Angaben darüber, wie die Deckungsbeiträge in den zum Vergleich herangezogenen großen Apparategemeinschaften ermittelt wurden, fehlen vollständig. Der Verdacht, daß dort eine Mischkalkulation betrieben wird und daß die Olll-Hono- rare der betreuenden Laborpraxis zur Subvention von Oll- Mitteln in der Apparategemeinschaft herangeführt werden, besteht aus guten Gründen. Zitat, Seite 16 des Gutachtens:

.Akquisitionsmittel dieser Unternehmen (Laborarztpraxen) ist die Anbietung von Oll-Untersuchungen zu relativ niedrigen' Preisen an niedergelassene Ärzte. Diese Leistungen werden von den Ärzten bei den Unternehmen bezogen und im Rah- men einer Laborgemeinschaftsfiktion selbst gegenüber den Krankenkassen abgerechnet Selbstverständlich gehen die- se Unternehmen davon aus, daß die SpezialUntersuchungen (OHI-Untersuchungen gemäß BMA) ebenfalls bei ihnen durch- geführt werden."

Hier wurde also die Katze aus dem Sack gelassen. Die relativ niedrigen Preise, die den niedergelassenen Ärzten angebo- ten werden, sind also Preise, die aus marktwirtschaftlichen Überlegungen festgelegt werden, nicht kalkulierte Preise.

Diese werden aus der sogenannten Mischkalkulation finan- ziert. Deswegen erwarten „diese Unternehmen", daß die Öl Il- Leistungen ebenfalls bei Ihnen durchgeführt werden. Der nächste Absatz verrät ebenfalls die Interessenlage:

"Aus dem Grund der Notwendigkeit zur Akquisition über ÖlI- Leistungen gegenüber den niedergelassenen Ärzten halten viele der größeren Facharztpraxen und gewerblichen Unter- nehmen erhebliche analytische Kapazitäten auf dem Sektor der Oll-Untersuchungen bereit."

Warum besteht denn wohl die Notwendigkeit zur Akquisition?

Diese ist durch den Zwang zum Wachstum, bedingt durch den fallenden Punktwert und durch die zunehmende Konkurrenz, gegeben. Deswegen interessieren sich solche Unternehmun- gen für Aufträge aus dem Krankenhausbereich. Da eine sol- che Unternehmung intensiv am GEBERA-Gutachten mitge- arbeitet hat, ergibt sich nahezu zwangsläufig der Tenor in der getroffenen Aussage.

In den dann folgenden Absätzen wird kräftig die Reklame- trommel für „Solche Unternehmen" gerührt: Das Gutachten unterstellt, daß die Krankenhauslaboratorien durch die Ko- operation mit Laborgroßunternehmen

* „sofort einen leistungsfähigen Partner zur Verfügung" hät- ten, „der über die notwendige organisatorische Potenz ver- fugt, die Versorgung mit Laboruntersuchungen sicherzustel- len".

* Die Krankenhäuser hätten eine Kostentransparenz, der Kalkulationsaufwand würde entfallen.

* Der Transport würde nicht zu präanalytischen Fehlern führen.

* Unbedenklich sei der Transport, da Untersuchungen ge- zeigt hätten, daß bei fast allen Analysen ein ausreichend langer Zeitraum für den Transport in Kauf genommen werden kann.

Zu dem Preisdiktat, dem die Krankenhäuser ausgesetzt werden, fehlt verständlicherweise jeder Kommentar. Die Aussage bezüglich der Problematik des Transports in bezug auf prä- analytische Fehler ist schlicht falsch. Die Feststellung, daß ein ausreichend langer Zeitraum für den Transport in Kauf ge- nommen werden kann, ist ebenfalls unzutreffend. Nur durch den Bedarf an zeitnaher Diagnostik erklärt sich doch die zunehmende Beanspruchung der Notfallaboratorien im Kran- kenhausbereich. Im übrigen sind die o. a. Sätze Postulate, zu denen das Gutachten keine Untersuchungen anstellt. Die getroffenen Aussagen widersprechen zudem wissenschaft- lich begründeten und bekannten Standards des Gebiets.

Die Kosten für das rund um die Uhr vorzuhaltende Personal

im Notfallbereich der Krankenhauslaboratorien werden im GEBERA-Gutachten bei der Einschätzung des potentiellen Einsparvolumens nicht berücksichtigt. Die Mehrkosten für den Transportdienst, die bei einer weiteren Zentralisierung der Laborversorgung anfallen würden, werden auch nicht berücksichtigt, wodurch ein zu optimistisches Bild gezeichnet wird.

In Tabelle 6 des Gutachtens werden die Personalkosten und Sachkosten im Labor in DM je Untersuchung graphisch dargestellt. Eine nähere Aufschlüsselung zur Methodik fehlt leider. Angaben zur Häufigkeit der einzelnen Analysenpara- meter fehlen. Konkrete Schlußfolgerungen aus der Tabelle sind daher ebenfalls kaum möglich. Da die Liste Analysenpa- rameter-bezogen ist, darf davon ausgegangen werden, daß Reagenzien- bzw. Analysenautomatenkosten in die Berech- nung mit einbezogen wurden.

In der Annahme, daß auch alle anderen anfallenden Kosten erfaßt wurden, können jedoch einige vorsichtige Vergleiche angestellt werden: Die Kosten je. Analyse betragen in den einzelnen untersuchten Krankenhäusern zwischen 1,25 DM und 7,74 DM. Grob überschlägig liegen die mittleren Kosten bei rund 3,50 DM. In großen Praxen für Laboratoriumsmedi- zin betragen die Kosten bekanntlich rund 75 % des Gesamt- umsatzes. In kleineren Praxen ist der Kostenanteil noch höher. In einer nach wirtschaftlichen Aspekten straff geführ- ten Laborarztpraxis mittlerer Größe und mit einem entspre- chenden Analysenspektrum betragen die Kosten je Analyse überschlägig ebenfalls mindestens 3,00 bis 4,00 DM, häufig jedoch mehr. Ein grober Unterschied zu den in den Kranken- hauslaboratorien ermittelten Daten ist also hier nicht evident.

Das Gutachten belegt graphisch, daß die Gesamtkosten im Krankenhausbereich höher liegen als in einer Apparatege- meinschaft . Im Notfallabor entstehen - hier bestätigt dieselbe Graphik Altbekanntes - aufgrund des Personalaufwandes besonders hohe Kosten. In der - zum Vergleich ungeeigneten - Apparategemeinschaft hingegen liegen die Personal- und Gesamtkosten weit tiefer als im Krankenhausbereich. Dies ist mit dem dortigen geringen Analysenspektrum und mit der hohen Automatisierung sowie mit der ausschließlich zu nor- malen Bürostunden stattfindenden diagnostischen Tätigkeit zu 'erklären. In Apparategemeinschaften sind außerdem häufig die Personalkosten nicht mit denen im Krankenhausla- bor vergleichbar, da das vorhandene Apparategemeinschafts- personal nach Beendigung der Routine der „betreuenden"

Laborarztpraxis zur Verfügung steht und somit häufig nur teilweise in die Kostenrechnung eingeht.

Es finden sich aber auch weitere Widersprüche. Zitat:

"Die Laborärzte leisten den unter dem Abschnitt OHI-BMÄ zusammengefaßten Anteil der SpezialUntersuchungen im Laboratorium. Auch diese Untersuchungen lassen sich wirt- schaftlich nur in großen Serien erbringen. Deswegen haben sich viele Laborarztpraxen mittlerweile zu größeren mittel- ständischen Unternehmen entwickelt, die zum Teil bundes- weit das gesamte Spektrum der Laborleistungen anbieten."

Auf den sachlich falsch dargestellten kausalen Zusammen- hang wird aus Platzmangel hier nicht eingegangen.

Auf Seite 9 des Gutachtens wird Gegenteiliges geäußert:

„Mit den in der Tabelle genannten Leistungen werden in der überwiegenden Zahl der Krankenhauslaboratorien zwischen 70 und 80 % des Leistungsgeschehens erfaßt. Auf diese Untersuchungen können sich Überlegungen zur Rationalisie- rung folgerichtig konzentrieren. Bei den restlichen 20 bis 30 % handelt es sich im wesentlichen um SpezialUntersuchungen, für die die Gleichung „Größere Serien führen zu geringeren Kosten" nicht im gleichen Maße gilt, obgleich auch hier selbstverständlich Rationalisierungspotentiale vorhanden sind!

Unterstellt GEBERA hier, daß Laborärzte im niedergelasse- nen Bereich in der Lage seien, Olll-Leistungen zu rationalisie- ren, welches im Krankenhausbereich offenbar in diesen

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Ausmaßen nicht erfolgen könnte? Die Gründe für einen solchen Unterschied werden nicht dargestellt. Unter „Grund- lagen der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Kranken- hauslaboratorien", Seite 13 des Gutachtens, wird eine unkla- re Nomenklatur angewandt. Teilweise sind sachliche Fehler enthalten. Ein Beispiel sei zitiert:

"Die Kosten des Laborbedarfs umfassen nur einen Teil der von den Krankenkassen für die Laborleistungen aufzubrin- genden Kosten. Die übrigen Kosten fallen an für Personal, Fremdvergaben und sonstigen Materialeinsatz (Transport- und Entnahmematerialf Anforderungskarten, Wartungsko- sten für Geräte, EDV-Kosten etc.). Eine sachgerechte Beur- teilung der Laborkosten insgesamt verlangt die Analyse sämtlicher relevanter Kosten, nicht nur des Laborbedarfs."

Hierbei wird evident, daß den Autoren des Gutachtens die Natur der pflegesatzrelevanten Kosten nicht vollständig be- kannt ist. Das duale Rnanzierungssystem wurde nicht ver- standen.

Modelle der GEBERA zur Kosteneinsparung bei Krankenhauslaboratorien

Wie bereits mehrfach oben angeführt, wurden die Gründe zu den höheren Kosten in Krankenhauslaboratorien nicht hinrei- chend untersucht. Dennoch analysiert GEBERA die Fremd- vergabe, auch der Routineleistungen, an gewerbliche Unter- nehmen bzw. an Laborärzte. Die Untersuchung dieser Lö- sung muß als verfrüht betrachtet werden. Die Diagnose steht stets vor der Therapie. Auf die rechtliche Problematik im Zusammenhang mit dem Probenversand wird vorsichtshal- ber nicht eingegangen.

Auf die Notwendigkeit zum Weiterbestehen eines Notfalla- bors weist das Gutachten auf derselben Seite hin. Bei der Kal- kulation des einzusparenden Kostenvolumens wurde dieser Punkt jedoch nicht berücksichtigt. Das angegebene Einspa- rungspotential ist schon daher in Zweifel zu ziehen. Ein weiterer Nachteil bei der Zusammenarbeit mit einem gewerb- lichen Laboratorium besteht darin, daß auf die Qualität und auf das angewandte Analysenverfahren keine Möglichkeit zur Einflußnahme besteht, bzw. keine Prüfmöglichkeit vorhan- den ist. Diese Feststellung ist aufgrund der bestehenden haf- tungsrechtlichen Problematik wichtig. Zu Recht stellt dann auch GEBERA fest:

"Insgesamt überwiegen mittelfristig bei einer weitgehenden Fremdvergabe von Routinelaborleistungen an externe Anbie- ter die Nachteile. Erfolgversprechender erscheint die Strate- gie, daß mehrere Krankenhäuser gemeinsam ein Labor be- treiben."

Hierbei geht GEBERA davon aus, daß die Krankenhäuser ihre Routinelaboratorien auflösen. Die Notfallaboratorien sollen offenbar erhalten bleiben. Zu Recht führt GEBERA hierbei die Problematik bezüglich der Liquidationsrechte an. Die Haf- tungsfrage wird im Gutachten leider nicht berührt.

Zwei wichtige Fragen werden aufgeworfen:

„ 1. Wer finanziert die notwendigen Investitionen ? 2. Bei wem verbleiben die Rationalisierungserfolge?"

. Eine dritte wäre noch wichtig: „Wer trägt die Kosten für den gemeinsamen Transportdienst?"

Im Gutachten werden diese Probleme leider nicht bearbeitet.

Bevor Kooperationsmodelle zwischen Krankenhäusern eta- bliert werden können, müssen diese allerdings ihre Antwort finden.

Aus den oben angeführten Gründen wird sich der einzuspa- rende Betrag in der von GEBERA angegebenen Höhe nicht realisieren lassen. Die Berücksichtigung weiterer Faktoren, wie etwa der geographischen Gegebenheiten - Krankenhäu- ser können nur kooperieren, wenn sie sich in Ballungsgebie- ten befinden - und unter Berücksichtigung der statistischen

Unsicherheit durch die geringe Anzahl untersuchter Kranken- häuser wird im Interesse der Seriosität eine weitere Korrektur dieser Zahl nach unten notwendig sein.

Worin besteht denn der Handlungsbedarf?

Hierzu sei auf den Artikel von Prof. Dr. M. Arnold zum Thema Wirtschaftlichkeitsreserven hingewiesen (1). Da der Anteil der Laborkosten im Krankenhaus weniger als 5% beträgt, kann über den Sinn solch tiefgreifender Maßnahmen mit Recht nachgedacht werden. Bereits die Ermittlung eines anwendbaren Sollwertes ist sehr schwierig. Ein nicht näher präzisierter Erfahrungswert hilft nicht. Den unterschiedlichen Funktionen der Laboratorien unterschiedlicher Typen von Krankenhäusern muß Rechnung getragen werden. Ein Grund- satzgutachter nur zu diesem Thema scheint erforderlich, bevor eine ernsthafte Diskussion hier begonnen werden kann.

Realisierbare Lösungsansätze für Einsparungsvorhaben:

Die Frage des Reagenzieneinkaufs wurde im GEBERA-Gut- achten nur mariginal berührt. Bemühungen um einen preis- günstigen Einkauf können im Rahmen der Kostenersparnisbemuhungen einen sehr hohen Stellenwert einnehmen. Da der Einkauf auch überregional gemeinsam organisiert werden kann, könnten hierzu kurzfristig schon konkrete Vorstellungen erarbeitet werden. Deshalb: Bemü- hungen um einen kostengünstigen Einkauf sind wichtig.

Ob die These richtig ist, auch in grö ßeren Krankenhäusern sei die Zentralisierung insbesondere der Routineparameter rat- sam, darf bezweifelt werden. Kritisch zu prüfen wäre aller- dings, inwieweit in Kleinkrankenhäusern die Notfall- und Rou- tinediagnostik, insbesondere aber die Spezialdiagnostik, wirk- lich notwendig ist. Die Träger sind zwar an gesetzliche Vorla- gen gebunden, im Rahmen der Gestaltungsmöglichkeit soll- te jedoch über eine straffere Organisationsform nachgedacht werden. In mittleren und größeren Krankenhäusern ist die Notfalldiagnostik unabdingbar. Dies wird übrigens auch im Gutachten bestätigt.

Im GEBERA-Gutachten wird zu Recht betont, daß seltene Analysen teurer sind als häufige. Insbesondere die unge- wöhnlichen Olll-Analysen sind hierbei wichtig. Deshalb wäre eine Zusammenarbeit von Krankenhauslaboratorien unter- einander bezüglich seltener Analysen wichtig.

Seltene Untersuchungen haben häufig nicht die medizinische Dringlichkeit, die manchen Routineuntersuchungen eigen sind, und können deswegen eher zur Fremdanalyse versandt werden. Ein Analysenaustausch zwischen Krankenhäusern wäre daher sinnvoll. Ein eigens hierfür zu gründendes großes zentrales Laboratorium wird in der Regel mit einem zu hohen investiven Aufwand rechnen müssen und wird daher aus Ko- stengründen nicht realisierbar sein. Die Verlockung, das ohnehin vorhandene Personal dadurch auszulasten, daß seltene Analysen im eigenen Hause durchgeführt werden, ist schädlich. Sinnvolle Personaleinsparungen durch eine ent- sprechende Kooperation sowie durch eine geeignete appara- tive Ausstattung ergäben hier eine sinnvolle Lösung.

Auch beim Probenversänd ist das bekannte richtige Augen- maß wichtig: Lange Wartezeiten bei versandten Analysen führen zu längeren Liegezeiten und damit zu höheren Kosten für die Kostenträger. Diese sollten inzwischen den im nieder- gelassenen Bereich erzeugten Schaden zur Kenntnis genom- men haben, wurden sie doch ausgiebig informiert. Es darf also vermutet werden, daß hinter der wie oben angeführt definierten Gutachtenvergabe ein politisches Kalkül steckt.

Die Zielrichtung ist klar. Unklar ist nur warum? Dauerhaft einsparen wollen? Wohl kaum.

H.-Ä. Fabricius, Berlin 1) M. Arnold: Wirtschaftlichkeitsreserven im Krankenhaus,

Krankenhaus Umschau 5/92,344.

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Moratorium zum Triple-Sreening fetaler Chromosomenaberrationen aus mütterlichem Serum

Die wissenschaftlichen Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe.für perinatale Medizin und für Humangene- tik sowie der Berufsverband Medizinische Genetik unterstüt- zen nachhaltig die Bemühungen, die alleinige Verwendung des mütterlichen Alters als Indikationsmaßstab zur pränatalen Chromosomendiagnostik zu verlassen und bessere Kriterien zur Erkennung von Risikoschwangerschaften für eine mögli- che fetale Chromosomenstörung zu erarbeiten. Sie betonen in diesem Zusammenhang noch einmal, daß derartige Unter- suchungen stets mit einer umfassenden individuellen und sachgerechten Aufklärung einhergehen müssen. Neuerdings wird die sogenannte „Triple-Diagnostik" (Bestimmung von alpha-Fetoprotein, ß-HCG und Östriol aus dem mütterlichen Serum) in Kombination mit dem mütterlichen Alter zur Erken- nung solcher Risikoschwangerschaften eingesetzt. Gegen einen solchen allgemeinen Einsatz bestehen zur Zeit erheb- liche Bedenken aus folgenden Gründen:

1. Die der „Triple-Diagnostik" zugrundeliegenden Daten sind retrospektiv erhoben worden und nicht durch prospektiv kontrollierte Studien belegt.

2. Die Fehlergrenzen der Bestimmungsmethoden sind von Labor zu Labor unterschiedlich und lassen eine Vergleich- barkeit der Ergebnisse bisher nur eingeschränkt zu.

3. Die Abschätzung des bestehenden Risikos setzt eine ge- naue Bestimmung des Gestationsalters zum Zeitpunkt der Blutentnahme voraus (Ultraschall). Falsche und lücken- hafte Angaben führen zu erheblichen Fehlbeurteilungen.

4. Eine umfassende Information der Schwangeren über das Wesen der Untersuchung sowie mögliche Konsequenzen im Rahmen einer individuellen Beratung ist zur Zeit nicht gewährleistet.

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Es ist zu beobachten, daß die „Triple-Diagnostik" breit und routinemäßig eingesetzt wird, ohne daß den Schwangeren die Methode der individuellen Risikomodifikation hinsichtlich kindlicher Chromosomenstörungen erklärt wird. Hierdurch werden in vielen Fällen Befunde unzutreffenderweise in Rich- tung einer dramatischen Risikoerhöhung interpretiert, wo- durch erhebliche Unruhe unter den Schwangeren entsteht.

Als Folge solcher Mitteilungen wird sehr häufig eine Amnio- zenthese mit nachfolgender Chromosomendiagnostik als ein- ziger Ausweg angesehen.

Aus den genannten Gründen schlagen die unterzeichnenden Fachgesellschaften und der Berufsverband ein Moratorium vor, innerhalb dessen eine „Triple-Diagnostik" nur an einigen wenigen Zentren im Sinne von klinischer Forschung als prospektive kontrollierte wissenschaftliche Studie mit der Möglichkeit genetischer Beratung durchgeführt wird. Bereits vorhandene und vergleichbare Ergebnisse der kombinierten Diagnostik sollen gepoolt werden und ein exaktes follow-up der Schwangerschaften erfolgen. Die Ergebnisse sollen in etwa jährlichem Abstand überprüft werden. Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen soll dann entschieden werden, ob durch die „Triple-Diagnostik" das o.g. Ziel erreicht werden kann und unter welchen Bedingungen (ausführliche indivi- duelle Beratung/Faltblatt-Information) diese Untersuchung empfehlenswert ist.

Gesellschaft für Humangenetik e.V.

(Kommission für Öffentlichkeitsarbeit und ethische Fragen) Berufsverband Medizinische Genetik e. V. ·

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.

Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin e. V.

Stellenangebot

^KRANKENHAUS

Das Krankenhaus Am Urban ist ein Krankenhaus der Schwer- punktversorgung sowie Akademisches Lehrkrankenhaus der Freien Universität Berlin und verfügt über ca. 1300 Betten.

Für die Abteilung für Laboratoriumsmedizin unseres Hauses (Abteilungsleiter: Chefarzt PD Dr. med. H.-A. Fabricius) suchen wir zum 1. September 1992 eine/einen

Oberärztin/Oberarzt

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Wir setzen eine praxisbezogene klinische Ausbildung sowie ein- gehende Kenntnisse auf den Gebieten der klinischen Chemie, Hämatologie, Immunhämatologie und Hämostaseologie vor- aus. Eingehende Kenntnisse und praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der Mikrobiologie sind erwünscht. Bewerber/innen sollten die Promotion erlangt haben.

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Bewerbungen mit vollständigen Unterlagen richten Sie bitte in- nerhalb von drei Wochen an das

Krankenhaus Am Urban

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In memoriam Ernst Fromm

Trauer in unserem Herzen, ein ganz Großer der deutschen Ärzteschaft ist von uns gegangen: Professor Dr. med.

Dr. h. c. Ernst Fromm ist am 2. April 1992 von einem schwe- ren, mit großer Geduld und in untadeliger Haltung getragenen Leiden erlöst worden. Noch vier Wochen vor seinem Tode beging er, deutlich gezeichnet von der Krankheit, ganz be- wußt im Kreise seiner Familie und enger Freunde seinen 75.

Geburtstag. Und typisch Fromm: Als der Präsident der Bun- desärztekammer, Karsten Vilmar, und der Präsident der Ärztekammer Hamburg, Rolf Bialas, zur Gratulation erschie- nen, erhob sich Fromm von seinem Sessel und hielt eine geschliffene Laudatio auf seinen „Enkel" im Amt des Präsi- denten der Bundesärztekammer und seinen „Urenkel" im Amt des Präsidenten der Ärztekammer Hamburg, sehr zur Ver- blüffung aller Anwesenden und besonders der beiden Betrof- fenen.

Das Leben und Wirken Fromms in einem kurzen Nachruf zu schildern oder gar zu würdigen, ist unmöglich. Man möge es dem Chronisten daher nachsehen, wenn er nur kurze Schlag- lichter auf drei Facetten dieser Persönlichkeit zu werfen versucht: den Arzt, den Berufspolitiker und den Menschen Fromm.

Geboren am 3.März 1917 in Altona, 1936 Abitur, Studium der Medizin in Hamburg, Jena, 1942 Staatsexamen und Promo- tion in Hamburg, 1942-1945 Wehrdienst als Truppenarzt, 1945-1949 Wissenschaftlicher Angestellter im Hygienischen Institut der Universität Hamburg, 1949 Chefarzt der Bakterio- logisch-serologischen Abteilung und der Medizinaluntersu- chungsstelle im Allgemeinen Krankenhaus Harburg, 1977 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1981 Ärztlicher Direktor dieses Hauses. Mit Leidenschaft und penibler Pflichtauffassung widmete Fromm sich seinen ärztlichen Aufgaben, immer auch das Wohl der Patienten im Auge habend. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten aus den Gebieten der Hygiene, der Geschichte der Medizin und der gesundheitlichen Aufklä- rung zeugen von seinen beruflichen Fähigkeiten. 1966 wurde er zum Honorarprofessor für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Hamburg ernannt.

Fromm gründete das Fach Laboratoriumsmedzin in Deutsch- land, wurde später Präsident der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Medizinischen Diagnostik und als solcher Präsident der MEDICA, die er jahrzehntelang souverän leite- te. Später wurde er zum Ehrenpräsidenten des Berufsver- bandes der Laborärzte ernannt.

Von 1945 bis zuletzt war Fromm Autor und Sprecher der Schulfunksendung des NDR „Unser Arzt spricht" und konnte hier erfolgreich seine Ideen über Gesundheitsaufklärung und -erziehung in die Tat umsetzen. In Anerkennung seiner Ver- dienste auf den Gebieten der Gesundheitsaufklärung und Sozialhygiene erhielt er 1971 die Ehrendoktorwürde der Uni- versität Ottawa.

Schon früh erkannte Fromm die-zwingende Notwendigkeit der ärztlichen Berufspolitik. Wie viele in der damaligen Zeit begann er seine Arbeit im Marburger Bund, dem Verband der angestellten Ärzte. 1949-1953 war er 2. Vorsitzender in Hamburg, gleichzeitig Vorstandsmitglied im Bundesverband des Marburger Bundes. Später wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.

1950 wurde Fromm in den Vorstand der Ärztekammer Ham- burg gewählt, war von 1958-1974 Präsident der Ärztekammer Hamburg und wurde mit seinem Ausscheiden zum Ehrenprä- sidenten gewählt. Von 1953-1959 war er Schriftleiter des Hamburger Ärzteblattes.

1951 wurde Fromm in den Vorstand der Bundesärztekam- mer, 1955 zum Vizepräsidenten und 1959 auf dem 62.

Deutschen Ärztetag inlübeck überraschend und mit knapper Mehrheit zum Präsidenten der Bundesärztekammer gewählt.

Er bekleidete dieses Amt bis 1973, wurde zum Ehrenpräsi- denten gewählt und erhielt 1974 die Paracelsus-Medaille der

Deutschen Ärzteschaft, 1977 die Ernst-von-Bergmann-Pla- kette.

Sofort nach seiner Wahl zum Präsidenten der Bundesärzte- kammer machte Fromm Antrittsbesuche bei Bundeskanzler Dr. Adenauer, beim Bundestagspräsidenten, bei den Bun- desministem des Inneren und für Arbeit und Sozialordnung, bei deren Staatssekretären und bei den Vorsitzenden der Bundestagsausschüsse für Gesundheitswesen und Sozial- politik. Kurz danach wurde Fromm auch vom Bundespräsi- denten Dr. Lübcke empfangen.

Diese Aktivitäten waren notwendig, weil in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre im Bundesarbeitsministerium unter Theo- dor Blank eine Reform der Sozialen Krankenversicherung in Arbeit war, die höchste Gefahr für die Freiheit des ärztlichen Berufsstandes bedeutete. Von den zahllosen Stellungnah- men der deutschen Ärzteschaft fand sich in dem 1958 vorge- legten Referentenentwurf nichts wieder. Nochmalige Vorstel- lungen der ärztlichen Spitzenverbände fanden auch in dem Regierungsentwurf 1959 keinerlei Würdigung. Nunmehr mußte der Abwehrkampf auf vollen Touren laufen: Am 4.Februar 1960 konnten Fromm als Präsident der Bundesärztekammer und Voges als 1 .Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer in einer mehrstündigen Aussprache die Sorgen der Ärzteschaft vor- tragen. Dieses Gespräch und die einheitliche Kundgebung des Außerordentlichen Deutschen Ärztetages am 10.Februar 1960 in der Paulskirche zu Frankfurt konnten die Katastrophe abwenden und die freie ärztliche Berufsausübung sichern.

Dies war zweifellos das einschneidendste Ereignis in Fromms berufspolitischer Laufbahn und zugleich sein größter Erfolg.

Auf den Ärztetagen hat Fromm unangenehme und angeneh- me Situationen erlebt. Einmal konnte er den plötzlichen Angriff eines Verwirrten auf Bundespräsident Lübcke schnell entschlossen und beherzt abwehren, wobei er sich einen Strecksehnenausriß am Zeigefinger zuzog. Bei der öffentli- chen Kundgebung des Ärztetages 1963 beglückwünschte Bundeskanzler Adenauer den Arztetag zu der mit großer Mehrheit erfolgten Wiederwahl Fromms zum Präsidenten und pries dabei öffentlich Fromms „großartige Kunst des Verhandeins, d. h. die Kunst, dem Gesprächspartner das klarzumachen, was man will".

Auch auf internationaler Ebene trat Fromm hervor, wobei ihm seine guten englischen Sprachkenntnisse hilfreich waren.

1956-1974 war er Schatzmeister und von 1972-1974 auch Präsident des Weltärztebundes, von 114 Delegierten aus 50 Ländern einstimmig in Amsterdam gewählt. Er erreichte die Einführung der deutschen Sprache als vierte Amtssprache!

1964-1966 war er Präsident der in der EWG zusammenge- schlossenen Ärzteschaften.

Fromm erfuhr unzählige Ehrungen, u.a. war er Ehrenmitglied der Deutschen Medizinischen Gesellschaft von Chicago und trug das Offizierskreuz des „Ordre National du Merite" als An- erkennung seines Beitrages zur deutsch-französischen Zu- sammenarbeit.

Es ist unglaublich, welchen Einsatz Fromm in den vielen be- rufspolitischen nationalen und internationalen Gremien voll- bracht hat. Man kann nur bewundernd vor seinen immensen Leistungen stehen und ihm aufrichtig danken.

Ernst Fromm heiratete 1941. Mit seiner Frau Hilde führte er eine überaus glückliche Ehe, hatte zwei Kinder und drei Enkelkinder. Die intakte Familie und das häusliche Milieu waren ruhende Pole in seinem unruhigen Leben. Hier schöpf- te er die Kraft zur Bewältigung der vielen Aufgaben. Verpflich- tungen und Belastungen, die von ihm gefordert wurden.

Fromm war ein Meister des gesellschaftlichen Parketts. Er besaß Einfallsreichtum, Schlagfertigkeit, Witz und Charme bei großen offiziellen Veranstaltungen und im kleinen privaten Kreis. In seiner kargen Freizeit spielte er in einem speziellen Freundeskreis Tennis und züchtete in dem großen Garten seines schönen Hauses Perlhühner und weiße Tauben, und 56 BDL Lab.med. 16, Nr. 7/8: BDL 56 (1992)

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dieses mit profunden Kenntnissen, denn er gewann zahllose Preise auf Ausstellungen. Außerdem war er ein begeisterter Bastler, baute alles selbst, was in Haus und Garten gebraucht wurde. Seine Frau hielt den Garten allein in Ordnung, gestal- tete die Natur und pflanzte Büsche und unzählige Blumen.

Im Dezember 1991 feierte das Ehepaar in glücklichem Fami- lienkreis noch die Goldene Hochzeit.

Möge es der Familie ein Trost sein, daß ihr Mittelpunkt, der Mann, Vater und Großvater Ernst Fromm, ein unwahrschein- lich erfülltes Leben voller Erfolge und Ehrungen gehabt hat.

G. Haenisch

Dem Laborarzt und Mikrobiologen Prof. Dr. med.

Ernst Fromm zum Gedächtnis

„Trauer ist in unserem Herzen" so beginnt Haenisch seinen Nachruf für Prof. Ernst Fromm. Wir alle, die mit Prof. Dr. Ernst Fromm, dem langjährigen Präsidenten der Deutschen Ärzte- schaft, zusammengearbeitet haben, ihn kennenlernten und seine hervorragenden Eigenschaften zu schätzen wußten, schließen uns diesen Worten mit tiefstem Schmerz an. Nur einem so langjährigen Freund wie Haenisch konnte es gelin- gen, die Größe der Persönlichkeit Fromms mit viel Gefühl und so umfassend zu würdigen. Frau Fromm und Kollege Hae- nisch haben uns freundlicherweise gestattet, dieses Lebens- bild hier wiederzugeben.

Dies allein sollte uns jedoch nicht genügen, ohne den Versuch der ergänzenden Schilderung der besonderen Aufmerksam- keit und Liebe, mit der Prof. Fromm trotz aller gebotenen Rücksichtnahme auf sein hohes Amt als Präsident aller Ärzte sich der stetigen Förderung seines eigenen Fachgebietes widmete.

Der Arzt Dr. Ernst Fromm war noch im Krieg zum Hygieniker, Mikrobiologen und Serologen ausgebildet worden. Die Hygie- ne als mythologische Mutter der Medizin hat eine klassische Tradition für die Heilkunde*" Ihre Erkenntnisse sind noch immerBasis praktischer und wissenschaftlicher Tätigkeit. Die Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden in der ärztli- chen Tätigkeit hat eine lange Tradition. Kaum ein anderes Fach hat der Medizin umfassendere Erfolge gebracht als die Mikrobiologie und die Biochemie. Die weltumspannenden verheerenden Seuchen, die ganze Kulturkreise vernichteten, sind gebändigt. Ebenso wird es sicher gelingen die Seuche AIDS einzugrenzen.

Mit der Immunologie werden gegenwärtig die traditionellen Erkenntnisse von Boerhave, Jenner, Koch, Behring, Ehrlich, Eberth, Gaffky, Löffler und vieler anderer fortgesetzt. Der junge Mikrobiologe Fromm fühlte sich dieser Tradition ver- pflichtet; dafür bot ihm seine Tätigkeit im Hygiene-Institut der Hansestadt Hamburg besonders günstige Voraussetzungen, wenn es gelingen würde, die Zerstörungen des Krieges zu überwinden.

Zunächst galt es, in dem total zerstörten Land, in einer schwer getroffenen Stadt, die einfachsten medizinischen Dienste wiederaufzubauen, den Menschen Mut zu machen und ihnen eine Zukunft vorzustellen. In Prof. Habs hatte Fromm einen hervorragenden Lehrer gefunden, doch wie so viele war dieser vorübergehend mit einem Berufsverbot belegt.

Auch hier mu ßte Fromm die Lücke ausfüllen. - Fromm glaubte an seine Aufgabe. Seine Begabung, Menschen zu führen machte ihn automatisch zu einem Zentrum. Zusammen mit Dr. Lord, einem Kollegen aus dem Universitätskrankenhaus Eppendorf, der zum aktiven Widerstand im Dritten Reich gehörte, rief Fromm die jungen Ärzte auf, sich im Marburger Bund zu organisieren.

Zwei, drei oder mehr Ärzte teilten sich in den Krankenhäusern eine Assistentenstelle. Die Gesundheitsbehörde verbot an die Ärzten, die völlig umsonst Dienst taten, mittags einen Teller Suppe auszugeben. Vielen von ihnen hatten schon mehrere Jahre ärztlichen Dienst im Krieg geleistet. - Nun waren sie arbeitslose Asylanten im eigenen Land. Die Not war groß. - Abhilfe dringend. -

Ich entsinne mich noch lebhaft der ersten Sitzung des Mar- burger Bundes im Hörsaal des Hygiene-Institutes. Fromm vertrat eine kompromißlose Linie. Er war der Überzeugung, daß die Gesundheitsbehörde auf seine Vorschläge zur Ver- besserung der Lage eingehen würde.

Tatsächlich fanden Lord und Fromm in dem sozialdemokrati- schen Senator Schmedemann einen Partner, der die Not der jungen Ärzte erkannte, Abhilfe versprach, wohl auch, weil er die positive Motivation der Kräfte, die hier angeboten wurden, dringend brauchte für den Aufbau der staatlichen Krankenan- stalten. Es entstand eine fruchtbare Aufbauarbeit ohne den heute so üblich gewordenen Blick auf unterschiedliche politi- sche Auffassungen und Positionen. Fromm und Lord schaff- ten die Eingliederung der stellenlosen Ärzte. Unter Gehalts- verzicht aller wurden neue Stellen geschaffen. Aus Kasernen wurden Krankenhäuser. Fromm selbst sollte später ein sol- ches als ärztlicher Direktor leiten.

So lernte ich Fromm kennen, aufgeschlossen, überlegen, klar formulierend, persönlich empfindsam, aber in der Sache mutig und bereit, Erkanntes ohne Rücksicht auf eigene Inter- essen und Nutzen durchzusetzen. Beherrschtim Umgang mit dem Wort, eine Lage blitzschnell erkennend und klar definie- rend, war Fromm ein hervorragender Partner und ernstzu- nehmender Gegner.

Die Vertretung der angestellten Ärzte in der Ärztekammer stand ihm offen, als die erste Stufe auf dem Weg zum Präsidenten der Landesärztekammer, der Bundesärztekam- mer und dem Schatzmeister des Weltärztebundes.

Fromm nahm die Last dieser ehrenamtlichen Tätigkeiten für viele Jahre selbstverständlich auf sich. Seine Frau und seine beiden Kindertrugen diese Arbeit unterstützend ebenso mit, wie ein großer Kreis von Kollegen, die Fromms einmalige Überlegenheit vorbehaltlos anerkannten.

In besonderer Weise wurde die berufliche Tätigkeit im Hygie- ne-Institut Hamburg später in dem Allgemeinen Krankenhaus Harburg der Rückhalt für Fromms öffentliches Wirken. Hier wurde ihm der Einblick in die Notwendigkeiten der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung vermittelt. Er war nie in seinem Berufsleben „Anbieter". Er stand wie viele Ärzte ohne mate- rielle Erwägung den Hilfesuchenden zur Verfügung. Ebenso- wenig wie der Feuerwehrmann ist der Arzt kein Anbieter. Es könnte mich jetzt reizen, diesen im ärztlichen Bereich völlig unsinnigen Ausdruck kritisch zu kommentieren, doch dafür ist hier nicht Ort und Zeit. Vielleicht denkt aber doch der eine oder andere Kollege oder Verantwortliche in berufener Stellung aus Respekt vor Fromm über diese allgemeine Sprachverwil- derung nach.

Aus dem großen Kreis der Hamburger Mikrobiologen kamen für Fromm schon bald viele Anregungen. Die deutsche Ge- sellschaft für Hygiene und Mikrobiologie hatte sich schon 1947 in Göttingen zur Neugründung getroffen. Aus Hamburg wareine große Delegation angereist (Nauck, Zeissler, Gaeht- gens, Graetz, Lippelt, Vogel, Wayer, Fenner, Ernst). Man brauchte dafür damals noch eine Genehmigung der Reichs- bahn und der Besatzungsmacht.

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Es war Tradition in Hamburg, daß jedes Staatskrankenhaus und auch die großen privaten Krankenanstalten wie das Manenkrankenhaus über mikrobiologische, chemische Labo- ratorien und eine Prosektur verfügten. Daneben gab es niedergelassene Ärzte in Laboratorien bereits in der zweiten Generation (Bontemps-Schmidt). Auf diesen Personenkreis, dem bedeutende Wissenschaftler angehörten, wie beispiels- weise Hallmann, Geheimrat Neumann, Gaehtgens, Nauck, Ribeling, Zeissler, Graetz.Hobs.Lippelt, Lennartz, Führ und andere konnte Fromm sich beruflich stützen. Dieser Kreis der Laborleiter traf sich regelmäßig in den Krankenanstalten, vorwiegend im AK St. Georg bei Prof. Lodenkämper. Wir hatten Kontakt milden Kollegen außerhalb Hamburgs und wir sahen, daß unsere beruflichen Probleme einer fachgerechten Regelung bedurften. Es gab au ßerhalb der Krankenanstalten nur die Möglichkeit, ein sogenanntes „Medizinisch-Diagnosti- sches Institut" mit Genehmigung und Lizenz der örtlichen Ärz- tekammer zu eröffnen und bei dem zuständigen Gesund- heitsamt um Erlaubnis für die Durchführung von Untersu- chungen nach dem Bundesseuchengesetz nachzusuchen.

Insgesamt brauchte man dafür als Voraussetzung die volle Approbation, ein Jahr klinische Tätigkeit und mindestens 3 Jahre Tätigkeit im Fach. Diese Institute führten auch EKG- Diagnostik und Grundumsatzuntersuchungen sowie Funk- tionsproben und zytologische Untersuchungen durch. Das war keinesfalls eine Hamburger Regelung, das galt ebenso in Berlin wie in Freiburg oder München.

Es gab also eine Reihe von solchen Laboratorien. In Berlin Eicke, Schmidtmann (Ninika-NAV-Vorsitzender), Albath, Kwiet.

Diese Gruppe war der aktive erfolgreiche Kern bei dem Kampf gegen eine Einheitskrankenkasse in Berlin. Der NAV verleiht noch heute den Schmidtmannspreis als besondere ärztliche Auszeichnung. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollten hier noch einige andere Namen genannt werden, um deutlich zu machen, daß ein allgemeines Regelungsbedürfnis be- stand: Holtz, Bonn, Krone, Herford, Dahr und seine Schüler Adamek, Orth und Kindler, Göttingen, Bensberg, Gießen (Bluttransfusion, Gerinnung, Vaterschaftsnachweise, Blut- gruppenserologie), Lang Mainz, Lippelt (Tropenhygiene und Mikrobiologie), Cramer Sen., Geesthacht, Fegeier, Münster, Abshagen, Baden-Baden, Dahm, Mannheim, Schlütz, Frei- burg, Bäcker',s München (EKG, Zytologie), Ernst, Hamburg, Lauer, Hamburg, v. Bormann, Nauheim, Laue, Köln (Automa- tisation), Kräh, Heidelberg, Albers, Stuttgart, Arndt-Hanser, Mainz, Viollier, Basel, Dirr, München. Mit Fromm sind nun viele der Genannten nicht mehr unter uns. Es mag deshalb auch für diese als Nachruf gelten und Erinnerung an kollegiale Zusammenarbeit.

Dieser Personenkreis brauchte einen Kulminationspunkt, ein Zentrum. Wir fanden ihn in der Person von Fromm.

Als wir an Fromm herantraten und ihn baten, die Organisation der ärztlichen Tätigkeit in den Laboratorien der drei Zonen und Berlin zu übernehmen, nahm er an. Das war nicht selbstverständlich. Fromm war inzwischen Präsident der Ärztekammer Hamburg und im Vorstand der Bundesärzte- kammer. Wir waren uns alle mit ihm darüber im klaren, daß wir wenig Verständnis für unsere Probleme finden würden, dazu war die Gruppe zu klein. Auch vor dem Hintergrund, daß in den Laboratorien bedeutsame Erkenntnisse für die Entwick- lung der Medizin gewonnen würden, konnten wir auf wenig Unterstützung hoffen. - Um so mehr haben wir es Fromm zu verdanken, daß er sich seines Faches in ganz natürlicher Weise annahm, wohl wissend, daß ihm dies seine anderen öffentlichen Aufgaben nicht erleichtem würde und seine Familie noch weitere Opfer bringen müsse.

Fromm nahm an, weil er sah, daß dies im Interesse der medizinischen Versorgung der Bevölkerung nötig war. Ich konnte ihn bei dieser Arbeit als Sekretär der Fachgesellschaft und des Berufsverbandes über viele Jahre unterstützen. Mir hat das Freude bereitet, und ich bin ihm dankbar für vielfälti- gen Rat und die gemeinsame Arbeit.

Wir waren uns von Anfang an völlig im klaren über die Art 58 BDL Lab.med. 16, Nr. 7/8: BDL 58 (1992)

unserer Berufsausübung. Sie war notwendig! Sie setzte den Arztvorbehalt für die Durchführung voraus, soweit das Unter- suchungsergebnis einer diagnostischen Aussage für einen Menschen diente! Andere Konstruktionen schienen uns wegen der Gefahr der Falschbeurteilung durch Laien unzulässig und leichtfertig. Diese Beschränkung für den ärztlich-medizini- schen Bereich sollte jedoch nicht für Forschung und Wissen- schaft gelten. Diese Abgrenzung müßte unserer Meinung nach noch stärker als bisher verdeutlicht werden. Qualität und Ausrüstung waren zu verbessern. Jedes größere Kranken- haus sollte über ein fachärztlich geleitetes Laboratorium verfügen. Die Ausbildung der Assistentenberufe Arzthelferin und Technische Assistentin war internationalen Standards entsprechend zu verbessern. Die Tätigkeit im Labor sollte als Chefarzt oder als niedergelassener, freiberuflicher selbstän- diger Kassenarzt erfolgen. Vieles von diesem einfachen Pro- gramm ist Dank Fromms Rat, Hilfe und guter Zusammenar- beit im Kollegenkreis erreicht worden.

Zur Zeit wird ohne Notwendigkeit manches von unberufener Seite wieder in Frage gestellt oder schießt zersplitternd über das Ziel hinaus. Neben dem 1957 geschaffenen Facharzt für Laboratoriumsmedizin gibt es heute aus dem ursprünglichen Fach entwachsend neue Diziplinen für Mikrobiologie, Hygie- ne, Genetik, Tranfusionsmedizin und Umweltmedizin. - Manches ist einfacher geworden und findet technisch apparative Unter- stützung in breiter Anwendung. Vieles wurde wesentlich komplizierter und spezieller. Eines bleibt unumgänglich, die ärztliche Aufsicht im medizinischen Laboratorium! Nur ein erfahrener Arzt kann die dort täglich zu treffenden Entschei- dungen verantwortlich sichern. So war das gewollt und so muß es auch sein!

Fromm war von seinen Kollegen vor die Aufgabe gestellt, die vorhandenen Kräfte zusammenzufassen, zu organisieren und das Wissen zum Wohle der Versorgung der Kranken und der gesunden Bevölkerung einzusetzen. Es ist das geschicht- liche Verdienst Fromms, diese Aufgabe hervorragend gelöst zu haben. Er war in der Lage, die komplexen Probleme in allen Facetten zu erkennen, einen selbstbewußten Kreis von Indi- vidualisten zu einigen und Notwendiges durchzusetzen. Ich weiß, daß er für das Eintreten für seine Fachkollegen gele- gentlich heftig kritisiert wurde, letztlich hat aber die gesamte Ärzteschaft daraus Nutzen gezogen und das Laboratorium Eingang in alle Praxen gefunden!

Haenisch hat die Unterredung Adenauer-Fromm treffend geschildert. Mir ist die Sitzung des außerordentlichen Ärzte- tages in der Paulskirche in Frankfurt als würdige Demonstra- tion unseres Standes in lebhafter persönlicher Erinnerung.

Das hatte zwar nicht speziell mit Laborärzten zu tun, hier wurde jedoch das Schicksal der gesamten Ärzteschaft „frei unabhängig oder weisungsgebunden" entschieden. Heute stehen wir erneut vor einer vergleichbaren Situation. Haben wir noch immer die Kraft, gegen falsche Schlagworte und jahrelange zermürbende Propaganda anzukämpfen?

An Schlägen hat es Fromm nicht gefehlt. Adenauer, der große Mann der CDU, war Fromm ein verständiger Förderer.

Schmedemann, der erfahrene Sozialist und Gewerkschafter, half aus anderem Verständnis. - Fehlen heute diese Einsich- ten?

Mit den Erfolgen fand Fromm Gegner, Neider, nicht nur von außen, Unverständnis auch in eigenen Reihen. Auch der Staat konnte wohl nicht verstehen, daß es jemanden geben sollte, der selbstlos, uneigennützig, energisch die Belange der ärztlichen Tätigkeit vertrat. Es blieb dem Bundeskartel- lamt und einigen Politikern vorbehalten, Fromm wegen seines Einsatzes für eine auf moderne Erkenntnisse technisch ge- stützte Medizin einem Kartellprozeß zu unterziehen. Der Prozeß konnte die Fragen klären. Bis heute bleibt offen, was damit bezweckt werden sollte. So mußte von den Betroffenen der Prozeß'als Fortsetzung politischen Druckes mit anderen Mitteln gewertet werden, hatte sich jedoch unmittelbar zu Beginn ein SPD-Politiker geäußert, nun werde gegen die Ärzte vorgegangen. Die Entwicklung hat das Urteil überholt.

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Während das Ausland Fromm in vielfältiger Weise mit hohen Auszeichnungen ehrte, blieb sein Heimatland, das er gemein- sam mit Prof. Neuffer so tapfer vertreten hatte, recht zurück- haltend. Es mag ihm eine Genugtuung gewesen sein, daß ihm Bundeskanzler und Bundespräsident zu der Vollendung seines 75. Lebensjahres in persönlichen Schreiben gratulier- ten.

Fromm war bei aller Freude, die auch erfür eine Anerkennung empfand, von Äußerlichkeiten nicht abhängig. Im Freundes- . kreis war er nach der härtesten Anstrengung heiter, aufge- schlossen. Es war ein Genuß, ihn dann zu erleben.

Erstaunlich ist bei allem, daß Fromm Zeit seines Lebens die vielen politischen Verpflichtungen neben seinem Amt als angestellter Arzt bewältigte. Er blieb in den selbstgeflochte- nen Seilen ein hervorragender Vertreter seiner Kollegen, er fühlte sich seinem Beruf als Mikrobiologe seiner Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus Marburg verpflichtet. Gemeinsam mit seinem Oberarzt und Freund Dr. Paul Bischoff hatte er in einem südlich der Elbe gelegenen Krankenhaus, Marburg, neben der Mikrobiologischen Abteilung einen Transfusions- dienst und ein Gerinnungslabor aufgebaut. Fromm war Leiter des Medizinaluntersuchungsamtes dieses Hamburger Stadt- bezirkes. Er war seinem Krankenhaus, den Patienten und Mitarbeitern ein fürsorglicher ärztlicher Direktor. Das Kran- kenhaus Marburg gehört zu den besten staatlichen Anstalten der freien und Hansestadt Hamburg. Fromm hat Wesentli- ches zu seinem Ruf beigetragen. Auch nach seinem schon vor vielen Jahren erfolgten Ausscheiden als Vorsitzender der Laborärzte blieb Fromm diesem Ärztekreis freundschaftlich verbunden. Es ist sein Verdienst, über Jahre Kulminations- punkt und Organisator der laboratoriumsmedizinischen Tä- tigkeit gewesen zu sein und dieses Fach zur Anerkennung geführt zu haben. Er hat es verstanden, die Bedeutung dieses ärztlichen Gebietes für die Gesundheit der Ärzte deutlich zu machen.

Für seine vielfachen Verdienste und seine selbstlose Zuwen- dung ernannten die beiden Fachgesellschaften Wissenschaft- liche Gesellschaft und Berufsverband für Laboratoriumsme- dizin ihn zum Ehrenpräsidenten. Schon seit langem wird die Ernst-Fromm-Medaille an in der Labordiagnosfik verdiente Ärzte aller Fachrichtungen als besondere Auszeichnung ver- liehen.

Ein enger Freundeskreis aus der Gründerzeit baute mit Fromm zusammen die Medicakongresse zur Fortbildung auf.

Oft kopiert konnte bisher niemand den deutschen Standard erreichen.

Die Würdigung einer Persönlichkeit wie Fromm muß frag- mentarisch bleiben. Er warein großer Sohn Deutschlands, ein tapferer Repräsentant der Ärzteschaft. Unberechtigt mußte er Schläge einstecken. Er hat vieles erreicht, manches vor- bildlich verbessert, Feindschaft um der Aufgabe willen ertra- gen müssen und unzählige Freunde gewonnen.

Um ihn zu verstehen, muß man mit ihm gelebt haben. Ich bin dankbar, ihm begegnet zu sein.

Nach Dr. Friedrich Voges und Dr. Arnold Hess verließ uns mit Prof. Dr. Ernst Fromm der letzte der drei ganz großen Vertre- ter der deutschen Ärzte aus dieser Epoche. Sie haben das Bild der Ärzteschaft für meine Generation geprägt. Möge die kommende Generation von Ärzten versuchen, diese zu über- treffen, die Politiker sich bemühen, die positiven Kräfte zu unterstützen, die sie geweckt haben. Die Erkennung von Krankheit, die Milderung der Leiden und die Pflege der Gesunden werden ein zentrales Problem in einer immer dichter besiedelten Erde bleiben.

Bewahren wir die Erinnerung an Prof. Dr. Ernst Fromm im Nacheifern für seine Ziele!

Dr. Otto Fenner Bergstraße 14 2000 Hamburg 1

Wir beglückwünschen:

Zum 70. Geburtstag Herrn Dr. med. Wolfgang Weimershaus Zum 65. Geburtstag Frau Dr. med. Gisela Oppitz

Zum 65. Geburtstag Herrn Prof. Dr. med. Hans-Joachim Dulce Zum 60. Geburtstag Herrn Dr. med. Hans Berthold

Zum 60. Geburtstag Herrn Dr. med. Joachim Stephan

Mitteilungen

Tätigkeitsbericht 1991 der KBV

Am 31.12.1991 haben in der Bundesrepublik 593 Laborärzte an der kassenärztlichen Versorgung teilgenommen, was einem Anteil von 0,6 % aller an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte entspricht. Von der Gesamtzahl der Laborärzte finden sich 536 in den alten Bundesländern - 364 als Kassen-A/ertragsärzte, 23 als beteiligte und 149 als ermächtigte Ärzte -, in den neuen Bundesländern sind es 33, von denen 25 Kassen-TVertragsärzte und 8 ermächtigte Ärzte sind.

Diese und viele andere Zahlen finden sich im Tätigkeitsbericht 1991 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (292 Seiten), den Interessenten bei folgender Adresse anfordern können:

Kassenärztliche Bundesvereinigung, z.Hd. Dr. Stührenberg, Herbert-Lewin-Str. 3, 5000 Köln 41.

ATB S Medium - Warnhinweis

Dem ATB S Medium für empfindliche Keime der Firma bioMerieux liegt ein Warnhinweis bei. Danach hat sich bei der Eingangsprüfung der zur Herstellung des Mediums verwen- deten Rohstoffe herausgestellt, daß diese einen höheren Thymidingehalt als erwartet haben. Um weiterhin Streptokok- ken-Empfindlichkeittests zu ermöglichen, sagt die Firma, blieb ihr keine andere Wahl, als das ATB S Medium mit diesen Rohstoffen herzustellen. Das Medium entspreche all ihren Kontrollnormen, könne jedoch zuweilen fälschlicherweise das Ergebnis „resistent" bei Trimethoprim (TMP) und Cotrimoxa- zol (TSU) liefern. Die klinische Bedeutung wird als nicht sehr wichtig angesehen, da diese zwei Medikamente nicht Antibio- tika der ersten Wahl bei Streptokokkeninfekten seien und keine falschen Ergebnisse „empfindlich" vorkämen.

Beachtet werden sollte jedoch, daß bei Verwendung von ATB S Medium bei Ringversuchen mit den genannten Medika- menten das falsche Ergebnis „resistent" vorkommen kann.

Ferdinand-Bertram-Preis 1992

Anläßlich der 27. Jahrestagung der Deutschen Diabetes- Gesellschaft in Hannover wurde der von Boehringer Mann- heim gestiftete und mit DM 10.000,— dotierte Ferdinand- Bertram-Preis verliehen. Preisträger sind:

Dr. Anette-Gabriele Ziegler, München, und Univ.-Doz. Dr.

Rudolf Prager, Wien.

Frau Dr. Ziegler ist wissenschaftliche Assistentin in der III.

Lab.med. 16, Nr. 7/8: BDL 59 (1992) BDL 59

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Med. Abteilung des Krankenhauses Schwabing, München (Leiter Prof. Dr. Hellmut Mehnert). Ihre wissenschaftliche Ausbildung nahm ihren Ausgang mit der Dissertation „Über zelluläre Immunphänomene bei der Manifestation des Typ-i- Diabetes". Diese Arbeiten wurden fortgesetzt während eines 2jährigen Forschungsaufenthaltes bei Prof. G. S. Eisenbarth in der Abteilung für Immunologie am Joslin Center in Boston.

Mehrere Arbeiten zur Erforschung der Insulinautoantikörper und ihre pathogenetische Bedeutung beim Diabetes von Mensch und Tier folgten. Schließlich wurden die Untersu- chungen auf dendritische Zellen der Haut in Abhängigkeit von ICA, IAA und genetischen Markern ausgedehnt. Die Arbeiten haben wesentliche Erkenntnisse im Hinblick auf die Erkran- kung von Typ-1 -Diabetes gebracht.

Dr. Prager ist leitender Oberarzt in der II. Med. Klinik an der Universität Wien und leitet die Ambulanz für Diabetes und Lipidstoffwechsel in dieser Klinik. Er hat als Mitarbeiter von Prof. Schernthaner mehrere Arbeiten zur Insulinresistenz bei Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenerkrankungen sowie bei Patienten mit Hyperinsulinämie und Übergewicht verfaßt.

Schließlich hat Dr. Prager in den letzten Jahren über basale und stimulierte Spiegel von pankreatischem Amylin gearbei- tet. Die Untersuchungen wurden in renommierten Zeitschrif- ten des In- und Auslandes publiziert. Ein 2jähriger For- schungsaufenthalt in San Diego/USA bei Prof. Olefsky ver- vollständigte seine wissenschaftliche Ausbildung.

Albert-Knoll-Preis 1993

Die diesjährige Einreichungsfrist für wissenschaftliche Arbei- ten, die für die Bewerbung um den „Albert-Knoll-Preis der Saarländisch-Pfälzischen Internistengesellschaft" vorgese- hen wird, endet am 1. Oktober 1992. Der von der Knoll AG, Ludwigshafen, gestiftete Preis ist mit DM 10.000,— dotiert, wird für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der inneren Medizin verliehen und dient der Auszeichnung und Förderung von Ärzten und Ärztegruppen im deutschen Sprachraum. Die Arbeiten sollen noch nicht veröffentlich worden sein und dürfen weder von anderer Seite mit einem Preis ausgezeich- net, noch zu einem anderen Preiswettbewerb eingereicht worden sein oder werden. Sie sind in vierfacher Ausfertigung, einschließlich einer ein- bis eineinhalbseitigen Zusammen- fassung anonym und mit einem Kennwort versehen bis zum 1. Oktober 1992 bei dem Schriftführer der Gesellschaft, Prof.

Dr. med. Eberhard Börner, Leitender Arzt der Inneren Abtei- lung des Städtischen Krankenhauses, Brunnenstraße 20, 6680 Neunkirchen/Saar, einzureichen. In einem verschlosse- nen Kuvert mit demselben Kennwort sind Name, Klinik und Adresse des Autors bzw. der Autoren beizufügen. Für in englischer Sprache verfaßte Arbeiten sind ein deutscher Untertitel und eine deutsche Zusammenfassung erforderlich.

Aus dem PIN -

Deutsches Institut für Normung e. V.

Der Arbeitsausschuß „Hämatologie" (Obmann: Dr. Jakschik, Berlin) des Normenausschusses Medizin (NAMed) im DIN, Deutsches Institut für Normung e. V., hat im Juni 1992 folgenden Norm-Entwurf vorgelegt:

DIN 58 932 Hämatologie

Teil 3 Bestimmung der Partikelkonzentration Bestimmung der Konzentration der Erythrozyten

Referenzmethode

Diese Norm gilt für die Bestimmung der Konzentration der Erythrozyten im Humanblut unter Anwendung des Durchfluß-Meßverfahrens mit elektronischer Impulsverarbeitung als Referenzmethode. Sie gilt nurfür

die analytische Phase. Die Einhaltung der in dieser Norm festgelegten gerate· und meßtechnischen Anforderungen bei der Durchführung der Referenzmethode soll sicherstellen, daß Referenzwerte der Konzen- tration der Erythrozyten im Blut mit einer quantifizierbaren, den medizi- nischen Erfordernissen genügenden, Meßgenauigkeit bestimmt wer- den.

Stellungnahmen und Einsprüche werden bis 30. September 1992 erbeten an den Normenausschuß Medizin (NAMed) im DIN, Postfach 11 07, 1000 Berlin 30.

Buchbesprechungen

Aus der Serie „Für die Medizinische Praxis"

G. Stein und E. Ritz

Diagnostik und Differentialdiagnostik der Nierenerkrankungen

mit 125 Abbildungen, 63 Tabellen, 384 Seiten, gebunden, Gustav Fi- scher Verlag, Jena, 1991, ISBN 3-334-00346-9, DM98.-.

In der Art eines Joint Venture" entstand dieses Buch, das für den Praktiker als Wegweiser auf dem Gebiet der Nephrologie gedacht ist.

Bereits in der Einleitung stellen die Autoren fest, daß eine umfassende und optimale nephrologische Diagnostik nur durch enge interdiziplinä- re Zusammenarbeit zwischen Nephrologen, Radiologen, Urologen, Pathologen und Immunologen möglich sei. Entsprechend der Zielgrup- pe befaßt sich das Buch denn auch weniger mit der Physiologie und Pathophysiologiederrenalen Erkrankungen. Vielmehr wird die Diagno- stik der Nierenerkrankungen unter praktischen Aspekten vorgestellt.

Die Angaben zur Therapie sind knapp und kursorisch. Nach einem einleitenden Kapitel über die Symptome bei Nierenerkrankungen wer- den die entsprechenden Befunde ausführlich behandelt. Hierbei wer- den laboratoriumsdiagnostische, radiologische und klinische Aspekte erörtert. Die laboratoriumsdiagnostisch relevanten Angaben sind teil- weise sehr knapp behandelt. Dies trifft insbesondere für neuere und aufwendigere Untersuchungsverfahren zu. Ältere Untersuchungstech- niken nehmen teilweise einen zu breiten Raum ein. Neuere pathopysio- logische Erkenntnisse gehen teilweise in die Beschreibungen über- haupt nicht ein. Auch die Behandlung der Mikrobiologie nimmt einen sehr schmalen Raum ein.

Die radiologischen Untersuchungen umfassen überwiegend die her- kömmlichen Verfahren. Die Darstellung der Ergebnisse anderer bildge- bender Verfahren ist sehr kurz und beschränkt sich auf die Sonogra- phie.

Da bereits die korrekte Gewinnung des Mittelstrahlurins in der Praxis große Schwierigkeiten bereitet, wäre eine kurze Anleitung hierzu wün- schenswert gewesen. Die'Interpretation der Laboratoriumsergebnisse ist knapp und sachlich dargestellt, enthält jedoch gelegentlich unrichtige Aussagen. So ist beispielsweise eine bakterielle Infektion der ableiten- den Harnwege keineswegs ausgeschlossen, wenn das Kulturergebnis negativ ist.

Die Darstellung der klinischen Erkrankungsbilder ist systematisch. Das Schrifttum ist ausführlich und übersichtlich und enthält nur selten mehr als zehn Jahre alte Quellenangaben.

Das vorliegende Werk eignet sich als Nachschlagwerk und Informa- tionsquelle für den Allgemeinpraktiker. Der Leser gewinnt einen umfas- senden Gesamtüberblick über das Fachgebiet. Für die Facharztpraxis sind die Angaben jedoch zu knapp und haben gelegentlich nicht die gewünschte Aktualität*.

H.-A. Fabricius, Berlin H. Hütten

Biomedizinische Technik 4

Technische Sondergebiete

Mit 223 Abbildungen, 375 Seiten, gebunden, Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York und Verlag Rheinland Köln, 1991, ISBN 3-540- 52539-4, DM 158.-.

Das Buch beschreibt die Grundlagen für den Einsatz mechanischer, optischer, elektronischer und radiologischer Hilfsmittel in der Medizin.

Die Grundprinzipien und die Anwendungen von Licht- und Elektronen- mikroskopen, Endoskopen und laserbestückten Geräten wird beschrie- ben. In ähnlicher Art werden die Strahlentherapie sowie die Grundlagen strahlenschutztechnischer Überlegungen behandelt. In weiteren Kapi- teln werden Meßwertwandler in der Medizin, Biomaterialien, Elektro- magnetismus sowie Ergonomie und Technik im Krankenhaus bespro- chen.

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