Aussage
Unter einer Aussage versteht man einen sprachlichen Ausdruck, dem man eindeutig einen der beiden Wahrheitswerte w (
” wahr“) bzw. f (
” falsch“) zuordnen kann.
Aussagen werden mit Großbuchstaben bezeichnet, A : Beschreibung ,
und k¨ onnen mit logischen Operationen verkn¨ upft werden. Grundlegende mathematische Aussagen, die nicht aus anderen Aussagen abgeleitet werden k¨ onnen, nennt man Axiome.
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Beispiel
Verschiedene Aussagen Wahre Aussage
A: Jede nat¨ urliche Zahl ist ein Produkt von Primzahlen.
Falsche Aussage
B : Jede Primzahl ist ungerade (2 ist eine gerade Primzahl)
Unbewiesene Vermutung (wahr oder falsch, d.h. eine Aussage, bei der der Wahrheitswert noch nicht entschieden werden konnte)
C : Es gibt unendlich viele Primzahlzwillinge gr¨ oßter bisher bekannter Primzahlzwilling (Stand 19.4.2006):
16869987339975 · 2 171960 ± 1
Logische Operationen
Logische Aussagen k¨ onnen durch die in der folgenden Tabelle angegebenen Operationen verkn¨ upft werden.
Bezeichnung Schreibweise (Sprechweise) wahr, genau dann wenn
Negation ¬A (nicht A) A falsch ist
Konjunktion A ∧ B (A und B ) A und B wahr sind
Disjunktion A ∨ B (A oder B ) A oder B wahr ist Antivalenz A 6≡ B (entweder A oder B ) A und B verschiedene
Wahrheitswerte haben Implikation A = ⇒ B
B ⇐ = A
(aus A folgt B )
(B folgt aus A) A falsch oder B wahr ist Aquivalenz ¨ A ⇐⇒ B (A ist ¨ aquivalent zu B ) A und B den gleichen
Wahrheitswert haben
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Um in logischen Ausdr¨ ucken Klammern zu sparen, wird festgelegt, dass ¬ st¨ arker bindet als ∧ sowie ∨ und diese wiederum st¨ arker als = ⇒, ⇐⇒
sowie 6≡.
Bei der Implikation ist zu beachten, dass B nur dann wahr sein muss, wenn A wahr ist. Aus falschen Voraussetzungen k¨ onnen sowohl richtige, als auch falsche Schl¨ usse gezogen werden.
F¨ ur die Oder-Verkn¨ upfung wird auch das
” +“-Symbol verwendet und f¨ ur die Und-Verkn¨ upfung das
” ·“-Symbol. Verwendet man dann 0 f¨ ur den Wert ” falsch“ und interpretiert jeden anderen Wert als
” wahr“, k¨ onnen die logischen Verkn¨ upfungen durch Rechnen mit nat¨ urlichen Zahlen
durchgef¨ uhrt werden.
In der folgenden Tabelle sind die Wahrheitswerte der vorgestellten Verkn¨ upfungen angegeben. Dabei steht w f¨ ur wahr und f f¨ ur falsch.
A B ¬A A ∧ B A ∨ B A 6≡ B A = ⇒ B A ⇐⇒ B
w w f w w f w w
w f f f w w f f
f w w f w w w f
f f w f f f w w
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Beispiel
Darstellung der Verkn¨ upfung von Aussagen mit Hilfe von Schaltern (geschlossen ⇐⇒ wahre Aussage, ge¨ offnet ⇐⇒ falsche Aussage) Und-Verkn¨ upfung (seriell) Oder-Verkn¨ upfung (parallel)
negierte Aussage: Schalter der bei falscher Aussage geschlossen ist
Antivalenz: A 6≡ B bzw. (A ∧ ¬B ) ∨ (¬A ∧ B )
Aquivalenz: ¨ A ⇐⇒ B bzw. (A ∧ B ) ∨ (¬A ∧ ¬B )
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Implikation: A = ⇒ B bzw. ¬A ∨ B
DIN 40900 Symbole f¨ ur Schaltungen
Konjunktion Disjunktion Antivalenz
Negation Implikation Aquivalenz ¨
wahr: 1, falsch: 0, Negation: Kreis
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Identit¨ aten und Regeln f¨ ur logische Operationen F¨ ur logische Operationen gelten die folgenden Identit¨ aten.
Assoziativgesetze:
(A ∧ B ) ∧ C = A ∧ (B ∧ C ) (A ∨ B ) ∨ C = A ∨ (B ∨ C ) Kommutativgesetze:
A ∧ B = B ∧ A A ∨ B = B ∨ A De Morgansche Regeln:
¬(A ∧ B ) = (¬A) ∨ (¬B )
Distributivgesetze:
(A ∧ B ) ∨ C = (A ∨ C ) ∧ (B ∨ C ) (A ∨ B ) ∧ C = (A ∧ C ) ∨ (B ∧ C ) Sonstige:
¬(¬A) = A A ∧ A = A A ∨ A = A Alternative Darstellungen:
Implikation: A = ⇒ B = ¬A ∨ B = ¬A ⇐ = ¬B Aquivalenz: ¨ A ⇐⇒ B = (A ∧ B ) ∨ (¬A ∧ ¬B )
Antivalenz: A 6≡ B = (A ∧ ¬B ) ∨ (¬A ∧ B )
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Die alternativen Formulierungen werden oft in Beweisen benutzt.
Ein logischer Ausdruck, der unabh¨ angig vom Wahrheitswert der auftretenden Aussagen immer wahr bzw. immer falsch ist, wird als
Tautologie bzw. Kontradiktion bezeichnet. Ein solcher Ausdruck kann bei einer Umformung durch w (oder 1) bzw. f (oder 0) ersetzt werden.
Insbesondere gelten die Identit¨ aten:
A ∨ ¬A = w bzw. A ∧ ¬A = f , A ∨ w = w bzw. A ∧ w = A ,
A ∨ f = A bzw. A ∧ f = f .
Beweis
Untersuchung aller M¨ oglichkeiten f¨ ur die Wahrheitswerte der Aussagen Tabelle f¨ ur die erste De Morgansche Regel
¬(A ∧ B ) = (¬A) ∨ (¬B )
A B A ∧ B ¬A ¬B ¬(A ∧ B ), (¬A) ∨ (¬B )
w w w f f f
w f f f w w
f w f w f w
f f f w w w
analoge Argumentation f¨ ur andere Regeln
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Beispiel
Umformung der Aussage
|x − 1| > 1
| {z }
A
= ⇒ (x < 0) ∨ (x > 2)
| {z }
B
De Morgansche Regel ¬(C ∨ D ) = ¬C ∧ ¬D = ⇒
¬B = ¬(x < 0) ∧ ¬(x > 2) = (x ≥ 0) ∧ (x ≤ 2) = 0 ≤ x ≤ 2 (A = ⇒ B ) ⇐⇒ (¬B = ⇒ ¬A), d.h.
0 ≤ x ≤ 2 = ⇒ |x − 1| ≤ 1 = w
Alternative: benutze Definition der Implikation
Quantoren
Als Abk¨ urzung f¨ ur die Formulierungen
” es gibt . . . “,
” f¨ ur alle . . . “
werden der Existenzquantor ∃ und der Allquantor ∀ verwendet. Diese Quantoren werden h¨ aufig in Verbindung mit Aussagen A(p) benutzt, die von einem Parameter p aus einer Menge P abh¨ angen.
Schreibweise Bedeutung
∃ p ∈ P : A(p) es gibt mindestens ein p aus P , f¨ ur das A(p) wahr ist
∀ p ∈ P : A(p) f¨ ur alle p aus P ist A(p) wahr
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Bei der Negation der beiden Aussagentypen vertauschen sich die Quantoren:
¬ ∃ p ∈ P : A(p)
= ∀ p ∈ P : ¬A(p)
¬ ∀ p ∈ P : A(p)
= ∃ p ∈ P : ¬A(p)
Gebr¨ auchlich ist ebenfalls die Schreibweise ∃! f¨ ur die Formulierung
” es gibt
genau ein . . . “.
Beispiel
Negation des Kriteriums f¨ ur die Konvergenz einer Folge a 1 , a 2 , . . . gegen 0:
∀ ε > 0 ∃ n ε ∀ n ∈ N : n > n ε = ⇒ |a n | < ε
Negation durch Negieren der Kernaussage und Ersetzen der Quantoren,
∃ ↔ ∀
Ersetzen der Implikation (A = ⇒ B = ¬A ∨ B ) und Anwendung der De Morganschen Regel (¬(A ∨ B ) = ¬A ∧ ¬B )
¬(n > n ε = ⇒ |a n | < ε) = ¬(n ≤ n ε ∨ |a n | < ε) = n > n ε ∧ |a n | ≥ ε negierte Aussage:
∃ ε > 0 ∀ n ε ∃ n ∈ N : n > n ε ∧ |a n | ≥ ε Vereinfachung: ∃ ε > 0 : |a n | ≥ ε f¨ ur unendlich viele n ∈ N
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Direkter Beweis
Eine Behauptung B kann bewiesen werden, indem sie aus bekannten wahren Aussagen A hergeleitet oder auf solche zur¨ uckgef¨ uhrt wird:
A = ⇒ B .
Die Aussagen A k¨ onnen dabei auch Voraussetzungen beinhalten, die f¨ ur
die G¨ ultigkeit der Behauptung B notwendig sind.
Beispiel
Satz des Pythagoras:
a 2 + b 2 = c 2
mit a, b den L¨ angen der Katheten und c der L¨ ange der Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiecks
Direkter Beweis:
benutze als bekannt: ¨ Ahnliche Dreiecke, d.h.
Dreiecke mit gleichen Winkeln, haben die gleichen Seitenverh¨ altnisse.
Anwendung auf ∆(A, B , C ) ∼ ∆(A, C , M ) = ⇒
|AC | : |AB| = |AM | : |AC |, d.h. |AC | 2 = |AB | · |AM | analog:
|BC | 2 = |AB | · |BM |
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Addition der letzten beiden Gleichungen unter Ber¨ ucksichtigung von
|AM | + |BM | = |AB | = ⇒
a 2 + b 2 = |BC | 2 + |AC | 2 = |AB | |BM | + |AB | |AM | = |AB | 2 = c 2
Indirekter Beweis
Um zu zeigen, dass aus Voraussetzungen V eine Behauptung B folgt
(V = ⇒ B ), kann man die Annahme, dass die Aussage B bei G¨ ultigkeit der Voraussetzungen V falsch ist, zu einem Widerspruch f¨ uhren:
V ∧ (¬B ) = ⇒ F ,
mit einer falschen Aussage F , insbesondere F = ¬V oder F = B . Speziell gilt
B = (¬B = ⇒ F ) ,
falls keine Voraussetzungen getroffen sind, d.h. die Aussage B ist wahr, wenn aus der Annahme, dass B falsch ist, die G¨ ultigkeit einer falschen Aussage F gefolgert werden kann.
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Beweis
(i) Beweismethode durch Widerspruch:
V ∧ (¬B ) = ⇒ F
Umformung mit der Darstellung der Implikation als Disjunktion, C = ⇒ D = ¬C ∨ D , und der De Morganschen Regel,
¬(C ∧ D ) = ¬C ∨ ¬D
¬(V ∧ (¬B )) ∨ F = (¬V ) ∨ B ∨ F , d.h. die
” Widerspruchsimplikation“ ist wahr g.d.w. B wahr ist, denn ¬V und F sind falsch
(ii) ¨ Aquivalente Darstellung von B :
¬B = ⇒ F = B ∨ F = B ,
Beispiel
Indirekter Beweis der Irrationalit¨ at von √ 2
Annahme, dass die Behauptung B falsch ist, d.h. es gilt (bzw. wahr ist)
¬B : √
2 = p
q mit p, q ∈ N ∧ ggT(p, q ) = 1 (gek¨ urzter Bruch p/q) und ggT dem gr¨ oßten gemeinsamen Teiler
Quadrieren und Multiplikation mit q 2 2q 2 = p 2
= ⇒ p 2 und p gerade: p = 2r q 2 = 2r 2 = ⇒ q gerade
Widerspruch zu ggT(p, q ) = 1, d.h.
(¬B ) = ⇒ F , eine falsche Aussage ; also ist B wahr
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Vollst¨ andige Induktion
Aussageformen mit nat¨ urlichen Zahlen als Parametern kann man mit vollst¨ andiger Induktion beweisen. Ist A(n) eine von n ∈ N abh¨ angige
Aussage, so sind dazu die folgenden beiden Beweisschritte durchzuf¨ uhren.
Induktionsanfang: Man zeigt, dass A(1) richtig ist.
Induktionsschluss: Man zeigt, dass aus der Annahme, dass A(n)
richtig ist (Induktionsvoraussetzung), folgt, dass auch A(n + 1) richtig ist, d.h.
A(n) = ⇒ A(n + 1) .
Beispiel
Beweis der Formel f¨ ur die Summe der Quadratzahlen, A(n) :
n
X
k=1
k 2 = 1 2 + 2 2 + · · · + n 2 = 1
6 n(n + 1)(2n + 1) , mit vollst¨ andiger Induktion
Induktionsanfang, ¨ Uberpr¨ ufung von A(1):
1
X
k=1
k 2 = 1 2 = 1 · 2 · 3
6 X
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Induktionsschluss, A(n) = ⇒ A(n + 1):
n+1
X
k =1
k 2 =
n
X
k=1
k 2 + (n + 1) 2 = n(n + 1)(2n + 1) 6
| {z }
A(n)
+(n + 1) 2
= (n + 1)
n(2n + 1) + 6(n + 1)
6 = (n + 1)(n + 2)(2n + 3) 6
Verwendung der Induktionsvoraussetzung bei der zweiten Gleichheit
Beispiel
Anzahl der Spiele bei einem Tennis-Turnier (K.O.-System) mit 2 n Teilnehmern:
2 n − 1 (n = 7 bei einem Grand-Slam)
(i) Beweis mit vollst¨ andiger Induktion:
Induktionsanfang (n = 1):
2 = 2 1 Teilnehmer 1 = 2 1 − 1 Spiele X Induktionsschluss (n → n + 1):
2 n+1 Teilnehmer zwei Gruppen mit je 2 n Teilnehmern
Induktionsvoraussetzung = ⇒ [2 n − 1] Spiele in jeder Gruppe zus¨ atzliches letztes Spiel f¨ ur die Sieger der beiden Gruppen
2 · [2 n − 1] + 1 = 2 n+1 − 1 Spiele bei 2 n+1 Teilnehmern
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(ii) Einfachere Argumentation ohne vollst¨ andige Induktion:
Beim K.O.-System verliert bis auf den Gewinner jeder Teilnehmer genau einmal; jedes Spiel hat genau einen Verlierer.
ein Spiel weniger als die Teilnehmerzahl
Alternativbeweis auch bei Teilnehmerfeldern beliebiger Gr¨ oße anwendbar
(z.B. bei Freilosen)
letzte 3 Runden des Wimbledon-Turniers von 1985
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Beispiel
Paradox:
” Alle M¨ ause sind grau“
Beweis mit vollst¨ andiger Induktion Induktionsschluss (n → n + 1):
n + 1 M¨ ause: M 1 , . . . , M n+1
M 1 , . . . , M n und M 2 , . . . , M n+1 jeweils grau nach Induktionsvoraussetzung
= ⇒ n + 1 M¨ ause grau
Grund f¨ ur den Widerspruch: fehlender Induktionsanfang
fehlerhafter Beweis (offensichtlich gibt es ebenfalls weiße M¨ ause)
Menge
Eine Menge A besteht aus verschiedenen Elementen a 1 , a 2 , . . .:
A = {a 1 , a 2 , . . .} .
Werden die Elemente durch eine Eigenschaft E charakterisiert, so schreibt man
A = {a : a besitzt die Eigenschaft E } . Die Reihenfolge der Elemente ist dabei unerheblich.
Schreibweise Bedeutung
a ∈ A a ist Element von A
a ∈ / A a ist nicht Element von A A ⊆ B A ist Teilmenge von B
A 6⊆ B A ist keine Teilmenge von B A ⊂ B A ist echte Teilmenge von B
|A| Anzahl der Elemente in A
∅ leere Menge
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Gilt |A| < ∞ bzw. |A| = ∞, so spricht man von einer endlichen bzw.
unendlichen Menge. Mengen heißen gleichm¨ achtig, wenn es eine bijektive Abbildung zwischen ihren Elementen gibt (|A| = |B | f¨ ur endliche Mengen).
Die Menge P(A) aller Teilmengen von A wird als Potenzmenge bezeichnet, d.h.
P (A) = {B : B ⊆ A} .
Dabei gilt ∅ ∈ P (A), A ∈ P (A) und, f¨ ur eine endliche Menge,
|P(A)| = 2 |A| .
Zahlenmengen
F¨ ur folgende Zahlenmengen benutzt man Standardbezeichnungen.
nat¨ urliche Zahlen: N = {1, 2, . . .}
ganze Zahlen: Z = {. . . , −1, 0, 1, . . .}
rationale Zahlen: Q = {p/q : p ∈ Z , q ∈ N , ggT(p, q) = 1}
reelle Zahlen: R = {x : x = lim n→∞ q n , q n ∈ Q } komplexe Zahlen: C = {x + iy : x , y ∈ R , i 2 = −1}
Gebr¨ auchlich sind ebenfalls die Schreibweisen N 0 = N ∪ {0} und
R + = {x ∈ R : x > 0} und dazu entsprechend Z − , Z − 0 , Q + , Q + 0 , Q − , Q − 0
R + 0 , R − , R − 0 .
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Mengenoperationen
F¨ ur zwei Mengen A und B sind die folgenden Operationen definiert.
Vereinigung:
A ∪ B = {x : x ∈ A ∨ x ∈ B } Durchschnitt:
A ∩ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ B } Differenz, Komplement¨ armenge:
A \ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ / B } symmetrische Differenz:
A∆B = (A \ B ) ∪ (B \ A) = (A ∪ B ) \ (A ∩ B )
In der Abbildung sind die Mengenoperationen mit Hilfe sogenannter Venn-Diagramme illustriert.
A B A ∪ B
A ∩ B A \ B A∆B
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Ist B ⊂ A, fallen einige der Diagramme zusammen:
A = A ∪ B B = A ∩ B A \ B = A∆B
Regeln f¨ ur Mengenoperationen
F¨ ur Mengenoperationen gelten die folgenden Identit¨ aten.
Assoziativgesetze:
(A ∩ B ) ∩ C = A ∩ (B ∩ C ) (A ∪ B ) ∪ C = A ∪ (B ∪ C ) Kommutativgesetze:
A ∩ B = B ∩ A A ∪ B = B ∪ A De Morgansche Regeln:
C \(A ∩ B ) = (C \A) ∪ (C \B ) C \(A ∪ B ) = (C \A) ∩ (C \B )
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Distributivgesetze:
(A ∩ B ) ∪ C = (A ∪ C ) ∩ (B ∪ C ) (A ∪ B ) ∩ C = (A ∩ C ) ∪ (B ∩ C )
Diese Regeln entsprechen den Gesetzen f¨ ur logische Operationen, wenn
man die Operatoren ∪, ∩ durch ∧, ∨ ersetzt und C \ durch ¬.
Beweis
zeige die erste De Morgansche Regel:
C \(A ∩ B ) = (C \A) ∪ (C \B ) linke Menge
x ∈ C \(A ∩ B ) ⇐⇒ x ∈ C ∧ x ∈ / (A ∩ B )
⇐⇒ x ∈ C ∧ (x ∈ / A ∨ x ∈ / B ) Distributivgesetz f¨ ur logische Operationen,
U ∧ (V ∨ W ) = (U ∧ V ) ∨ (U ∧ W ) ,
¨ aquivalente Darstellung
(x ∈ C ∧ x ∈ / A) ∨ (x ∈ C ∧ x ∈ / B ) ⇐⇒ x ∈ (C \A ∪ C \B ) x in rechter Menge
analoge Argumentation f¨ ur die anderen Gesetze
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Mandelbrot-Menge
Die Mandelbrot-Menge M besteht aus allen Punkten c = a + ib =(a, b b) der komplexen Ebene, f¨ ur die die durch
z n+1 = z n 2 + c , z 0 = 0 , definierte Folge beschr¨ ankt bleibt.
In der Abbildung wurde die Geschwindigkeit, mit der die Folge divergiert,
zur Definition der Farbwerte verwendet. Dadurch wird insbesondere der
fraktale Rand hervorgehoben.
-2 -1 0 1 -1.5
-1 -0.5 0 0.5 1 1.5
20 40 60 80 100
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Matlab -Skript zur Generierung des Pixelbildes
>> N = 100; % maximale Iterationszahl
>> R = 1000; % Radius f¨ ur Divergenz
>> d = 0.1; % Abstand der Bildpunkte
>> xmin=-2.5; xmax=1; ymin=-1.5; ymax=1.5; % Bildausschnitt
>> % Initialisierung der Parameter, Startwerte und Farbindizes
>> [x,y] = meshgrid([xmin:dxmax],[ymin:d:ymax]); c = x+i*y;
>> z = zeros(size(c)); f = zeros(size(c));
>>
>> % Iteration
>> for n=1:N
>> z = z.^2 + c; f = f+(abs(z)<R);
>> end
>> % Konvertierung in ein Pixelbild
Kartesisches Produkt
Das kartesische Produkt zweier Mengen A und B ist die Menge aller geordneten Paare von Elementen der beiden Mengen:
A × B = {(a, b) : a ∈ A ∧ b ∈ B } . Es gilt
(a, b) = (a 0 , b 0 ) ⇐⇒ (a = a 0 ∧ b = b 0 ) ,
d.h. im Gegensatz zu der Gleichheit von Mengen ({a, b} = {b, a}) ist die Reihenfolge wesentlich.
F¨ ur endliche Mengen gilt |A × B | = |A| · |B |.
Entsprechend definiert man das n-fache kartesische Produkt A 1 × · · · × A n
als die Menge aller geordneten Tupel (a 1 , . . . , a n ) mit a k ∈ A k . Sind die Mengen gleich, so schreibt man A n = A × · · · × A.
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Relation
Stehen Elemente einer Menge A in Beziehung zu Elementen aus einer Menge B , so kann dies mit Hilfe einer Relation ausgedr¨ uckt werden. Diese besteht aus geordneten Paaren (a, b) der Elemente, die durch die
Beziehung verkn¨ upft sind. Eine Relation R ist also eine Teilmenge des kartesischen Produkts von A und B . Man sagt a steht in Relation zu b und schreibt a R b:
a R b ⇐⇒ (a, b) ∈ R ⊆ A × B .
Beispiel
Relationale Datenbank: Zuordnung von Eigenschaften
Carl Friedrich Gauß
Nummerierung der Namen und Fachgebiete Beschreibung der Relation R als Teilmenge von {1, . . . , 7} × {1, 2, 3}:
R ∼ {(1, 2), (2, 3), (3, 3), (4, 1), (4, 3),
(5, 2), (5, 3), (6, 2), (6, 3), (7, 1), (7, 2), (7, 3)}
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Eigenschaften von Relationen
Eine Relation R auf einer Menge A (R ⊆ A × A) heißt
reflexiv, wenn jedes Element in Relation zu sich selbst steht:
∀a ∈ A : a R a
symmetrisch, wenn die Reihenfolge der Elemente keine Rolle spielt:
a R b = ⇒ b R a
antisymmetrisch, wenn aus der Symmetrie die Identit¨ at folgt:
a R b ∧ b R a = ⇒ a = b
transitiv, wenn aus einer Kette das mittlere Element entfernt werden kann: a R b ∧ b R c = ⇒ a R c
total, wenn je zwei Elemente in mindestens einer Richtung in Relation
stehen: ∀a, b ∈ A : a R b ∨ b R a
Ist eine Relation reflexiv, symmetrisch und transitiv, so wird sie
Aquivalenzrelation genannt. Es wird dann meist ¨ a ∼ b statt a R b oder (a, b) ∈ R geschrieben. Eine ¨ Aquivalenzrelation unterteilt die Menge A in disjunkte Teilmengen (¨ Aquivalenzklassen), wobei zwei Elemente einer Teilmenge zueinander in Relation stehen (¨ aquivalent sind), w¨ ahrend zwei Elemente aus unterschiedlichen Teilmengen dies nicht tun.
Ist eine Relation reflexiv, antisymmetrisch und transitiv, so ist sie eine Halbordnung und man schreibt meist a ≤ b statt a R b oder (a, b) ∈ R . Ist eine Halbordnung zus¨ atzlich total, heißt sie (totale) Ordnung und A heißt durch ≤ geordnet.
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Beispiel
Halbordnung und ¨ Aquivalenzrelation auf der Potenzmenge P(M ), der Menge aller Teilmengen einer Menge M
(i) Mengeninklusion ⊆:
Halbordnung in P (M ), denn A ⊆ A reflexiv
A ⊆ B ∧ B ⊆ A = ⇒ A = B antisymmetrisch
A ⊆ B ⊆ C ⇒ A ⊆ C transitiv
(ii) ” hat gleich viele Elemente wie“:
Aquivalenzrelation in ¨ P (M ) f¨ ur eine endliche Menge M , denn
|A| = |A| reflexiv
|A| = |B | = ⇒ |B | = |A| symmetrisch
|A| = |B | = |C | ⇒ |A| = |C | transitiv
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Abbildung
Unter einer Abbildung f von einer Menge A in eine Menge B versteht man eine Vorschrift, die jedem a ∈ A eindeutig ein bestimmtes b = f (a) ∈ B zuordnet:
f : A −→ B .
F¨ ur die Elementzuordnung verwendet man die Schreibweise a 7→ b = f (a)
und bezeichnet b als das Bild von a, bzw. a als ein Urbild von b.
Ist U ⊆ A, so heißt f (U ) = {f (a) : a ∈ U } ⊆ B das Bild von U und f¨ ur V ⊆ B heißt f −1 (V ) = {a : f (a) ∈ V } ⊆ A das Urbild von V unter der Abbildung f .
Die Menge f (A) heißt Wertebereich und A Definitionsbereich der
Eine Abbildung kann man folgendermaßen illustrieren.
Wie aus dem Bild ersichtlich ist, m¨ ussen nicht alle Elemente aus B als Bild eines Elementes aus A auftreten und ein Element aus B darf auch Bild mehrerer Elemente aus A sein, d.h. Elemente aus der Bildmenge k¨ onnen mehrere Urbilder haben. Es muss allerdings f¨ ur jedes Element aus A ein eindeutiges Bild geben, das heißt von jedem a muss genau ein Pfeil ausgehen.
Statt Abbildung verwendet man auch den Begriff Funktion, insbesondere in der reellen und komplexen Analysis.
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Eigenschaften von Abbildungen Eine Abbildung
f : A −→ B zwischen zwei Mengen A und B heißt
injektiv, falls f (a) 6= f (a 0 ) f¨ ur alle a, a 0 ∈ A mit a 6= a 0
surjektiv, falls es f¨ ur jedes b ∈ B ein a ∈ A gibt mit f (a) = b bijektiv, falls f sowohl injektiv als auch surjektiv ist.
Diese Begriffe lassen sich anhand von Mengendiagrammen illustrieren:
Beispiel
Abbildungen zwischen den nat¨ urlichen Zahlen f : N −→ N
(i) Bijektiv:
f (n) = n − (−1) n vertauscht benachbarte Zahlen
1 7→ 1 − (−1) 1 = 1 + 1 = 2 2 7→ 2 − (−1) 2 = 2 − 1 = 1 3 7→ 4
4 7→ 3
· · ·
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(ii) Surjektiv:
n 7→ Anzahl der Dezimalziffern zu jeder Ziffernzahl f (n) gibt es ein Urbild n.
(iii) Injektiv:
f (n) = n 2 f¨ ur n, n 0 ∈ N gilt: n 6= n 0 = ⇒ n 2 6= n 02 (iv) Weder surjektiv noch injektiv:
n 7→ n¨ achstgr¨ oßere Primzahl
nicht surjektiv, da nur Primzahlen als Bilder auftreten
nicht injektiv, da z.B. f (14) = 17 = f (15)
Verkn¨ upfung von Abbildungen Die Verkn¨ upfung oder Komposition zweier Abbildungen f : A → B und g : B → C ist durch
a 7→ (g ◦ f )(a) = g (f (a)), a ∈ A , definiert und in dem Diagramm ver- anschaulicht.
Die Verkn¨ upfung ◦ ist assoziativ, d.h.
(h ◦ g ) ◦ f = h ◦ (g ◦ f )
aber nicht kommutativ, denn im Allgemeinen ist f ◦ g 6= g ◦ f .
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Beispiel
Verkn¨ upfungen der Abbildungen
f (D ) = D ∩ [0, 2), g (D ) = D ∪ [0, 3), h(D ) = D \ [2, 3) auf der Menge der Teilmengen von R
(i) f ◦ g 6= g ◦ f (nicht kommutativ):
Gegenbeispiel f¨ ur die Menge [1, 4)
(ii) (h ◦ g ) ◦ f = h ◦ (g ◦ f ) (assoziativ):
(h ◦ g )(D 0 ) = h(D 0 ∪ [0, 3)) = D 0 ∪ [0, 2) D 0 = f (D )
(h ◦ g ) ◦ f (D ) = (D ∩ [0, 2)) ∪ [0, 2)) = [0, 2) gleiches Resultat bei anderer Klammerung
(g ◦ f )(D ) = g (D ∩ [0, 2)) = (D ∩ [0, 2)) ∪ [0, 3) = [0, 3)
= ⇒ h ◦ (g ◦ f )(D ) = [0, 3) \ [2, 3) = [0, 2)
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Inverse Abbildung
F¨ ur eine bijektive Abbildung f : A → B ist durch
b = f (a) ⇔ a = f −1 (b)
die inverse Abbildung f −1 : B → A definiert.
Insbesondere ist a = f −1 (f (a)), d.h. f −1 ◦ f ist die identische Abbildung.
Bei Funktionen ist bei der Schreibweise zu beachten, dass keine
Verwechslung mit dem Kehrwert entsteht: f −1 (x ) 6= f (x ) −1 . Fehlt das
Argument x , so muss aus dem Kontext ersichtlich sein, was gemeint ist.
Fakult¨ at
Das Produkt der ersten n nat¨ urlichen Zahlen wird mit n! = 1 · 2 · · · n
bezeichnet (lies: n Fakult¨ at). Konsistent mit der Definition des leeren Produktes setzt man 0! = 1.
Die Zahl n! entspricht der Anzahl der verschiedenen M¨ oglichkeiten n unterschiedliche Objekte anzuordnen, d.h. der Anzahl der Permutationen von n Elementen.
F¨ ur großes n kann das asymptotische Verhalten von n! mit Hilfe der Stirlingschen Formel,
n! = √
2πn (n/e) n (1 + O(1/n)) , approximiert werden.
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Binomialkoeffizient Der Binomialkoeffizient
n k
= n!
(n − k )!k ! = n(n − 1) · · · (n − k + 1)
1 · · · (k − 1)k , n, k ∈ N 0 , n ≥ k , gibt die Anzahl der k -elementigen Teilmengen einer Menge mit n
Elementen an.
Insbesondere gilt aufgrund der Konvention 0! = 1
Beispiel
2-elementige Teilmengen der Menge {a, b, c , d , e }
5 M¨ oglichkeiten f¨ ur das erste Element, 4 M¨ oglichkeiten f¨ ur das zweite Element (keine gleichen Elemente)
5 · 4 m¨ ogliche Paare
Irrelevanz der Reihenfolge der Elemente von Mengen ({u, v } = {v , u})
= ⇒ Division durch 2, d.h.
5 · 4
2 = 5!/3!
2! = 5
2
= 10 M¨ oglichkeiten Teilmengen
{a, b}, {a, c }, {a, d }, {a, e }, {b, c }, {b, d }, {b, e }, {c , d }, {c , e }, {d , e }
61 / 1
Pascalsches Dreieck
Die Binomialkoeffizienten n k
= (n−k)! n! k! lassen sich mit Hilfe der Rekursion
n + 1 k
=
n k − 1
+
n k
in einem Dreiecksschema, dem sogenannten Pascalschen Dreieck, berechnen.
0 k
1
1 k
1 1
2 k
1 2 1
& + . & + .
3 k
1 3 3 1
.. . .. . .. .
Beweis
zu zeigende Rekursion:
n + 1 k
=
n k − 1
+
n k
,
d.h. (n + 1)!
(n + 1 − k )! k ! = n!
(n − k + 1)! (k − 1)! + n!
(n − k )! k ! Division durch n! und Multiplikation mit (n − k + 1)! k !
n + 1 = k + (n + 1 − k ) X
63 / 1
Binomische Formel
Mit der binomischen Formel lassen sich Potenzen einer Summe von zwei Variablen berechnen. F¨ ur alle n ∈ N 0 gilt
(a + b) n = a n + n
1
a n−1 b + · · · +
n n − 1
ab n−1 + b n
=
n
X
k=0
n k
a n−k b k .
Beweis
vollst¨ andige Induktion
Induktionsanfang (n = 0):
0
X
k=0
0 k
a 0−k b k = 0
0
a 0 b 0 = 1 = (a + b) 0 Induktionsschluss (n → n + 1):
Induktionsvoraussetzung = ⇒
(a + b) n+1 = (a + b) (a + b) n = (a + b)
n
X
k =0
n k
a n−k b k
Indexverschiebung (k ← k − 1) im zweiten Summand b P . . .
n
X
k=0
n k
a n−k+1 b k +
n+1
X
k=1
n k − 1
a n−k+1 b k
65 / 1
Konvention n+1 n
= 0 = −1 n
Summation jeweils von 0 bis n + 1
Rekursion f¨ ur Binomialkoeffizienten n
k
+
n k − 1
=
n + 1 k
Formel f¨ ur (a + b) n+1
n+1
X
k=0
n + 1 k
a n+1−k b k
Identit¨ aten f¨ ur Binomialkoeffizienten
F¨ ur Binomialkoeffizienten gelten folgende Identit¨ aten:
2 n =
n
X
k =0
n k
,
0 =
n
X
k =0
n k
(−1) k , n ≥ 1 , n
k
=
k
X
i=0
n − k − 1 + i i
, k < n ,
n k
=
n−k
X
i=0
k − 1 + i k − 1
, k > 0 .
67 / 1
Beweis
(i) Erste und zweite Identit¨ at:
Folgerungen aus dem Binomischen Lehrsatz, (a + b) n =
n
X
k=0
n k
a n−k b k ,
mit a = b = 1 bzw. a = −b = 1 (ii) Dritte Identit¨ at:
wiederholte Anwendung der Rekursionsformel
Ersetzen des letzten Binomialkoeffizienten n−k 0
durch n−k−1 0
=
k
X
i =0
n − k − 1 + i i
d.h. die dritte Identit¨ at (iii) Vierte Identit¨ at:
Substitution k 0 = n − k n
n − k 0
=
k
0X
i=0
n − k 0 − 1 + i n − k 0 − 1
m j
= m−j m
mit j = n − k 0 und j = n − k 0 − 1 = ⇒ Aquivalenz ¨ zur dritten Identit¨ at
69 / 1
Illustration der letzten beiden Identit¨ aten als Summationswege im Pascalschen Dreieck
dritte Identit¨ at: 1 + 2 + 3 + 4 = 10
vierte Identit¨ at: 1 + 3 + 6 = 10
Kombinatorik von Mengen
Die folgende Tabelle gibt die Anzahl der M¨ oglichkeiten an, aus einer Menge mit n verschiedenen Elementen k Elemente auszuw¨ ahlen, wobei unterschieden werden muß, ob die Reihenfolge eine Rolle spielt (nicht sortiert) und Wiederholungen zugelassen sind.
nicht sortiert sortiert ohne Wiederholungen n(n − 1) · · · (n − k + 1)
n k
mit Wiederholungen n k
n + k − 1 k
71 / 1
Beweis
(i) Auswahl ohne Wiederholungen:
Ber¨ ucksichtigung der Reihenfolge n M¨ oglichkeiten f¨ ur das erste,
(n − 1) M¨ oglichkeiten f¨ ur das zweite, . . .
(n − k + 1) M¨ oglichkeiten f¨ ur das k -te Element Gesamtzahl der M¨ oglichkeiten:
n(n − 1) · · · (n − k + 1)
(ii) Auswahl mit Wiederholungen:
Ber¨ ucksichtigung der Reihenfolge
n M¨ oglichkeiten f¨ ur jedes Element, insgesamt n k
Ohne Ber¨ ucksichtigung der Reihenfolge
Plazierung von n − 1 Markierungen zwischen n + k Punkten
• — • — • — • — • — • — • — •
M M M M
um 1 verminderte Anzahl der Punkte zwischen der (i − 1)-ten und i -ten Markierung − b Anzahl der Wiederholungen des i -ten Elements nach (i)
n + k − 1 n − 1
m¨ ogliche Markierungen
73 / 1
Beispiel
Anzahl der M¨ oglichkeiten bei zweimaligem Ziehen aus einer Urne mit einer roten, einer gr¨ unen und einer blauen Kugel (n = 3, k = 2)
nicht sortiert sortiert ohne Wiederholungen
(ohne Zur¨ ucklegen) n · · · (n − k + 1) = 3 · 2 = 6 n k
= 3 2
= 3
mit Wiederholungen
(mit Zur¨ ucklegen) n k = 3 2 = 9 n+k−1 k
= 4 2
= 6
Beispiel
Deutsches Autokennzeichen:
Kombination von ≤ 3 Buchstaben f¨ ur den Landkreis oder die Stadt,
≤ 2 weiteren Buchstaben und einer bis zu vierstelligen Zahl
26 n m¨ ogliche Kombinationen aus n Buchstaben
(26 + 26 2 + 26 3 ) · (26 + 26 2 ) · 9999 = 1.28 · 10 11 m¨ ogliche Kennzeichen
75 / 1
Komplexe Zahlen
Um auch Wurzeln aus negativen Zahlen bilden zu k¨ onnen, f¨ uhrt man eine imagin¨ are Einheit i als eine der L¨ osungen von
i 2 = −1 ein und bezeichnet
C = {z = x + iy : x , y ∈ R }
als die Menge der komplexen Zahlen. Dabei werden x und y Real- bzw.
Imagin¨ arteil genannt:
x = Re z , y = Im z .
Beispiel
Addition und Multiplikation komplexer Zahlen (i) Addition:
(2 + 3i) + (4 − 5i) = (2 + 4) + (3 + (−5))i
= 6 − 2i (ii) Multiplikation:
(2 + 3i) · (4 − 5i) = 8 − 10i + 12i − 15i 2
|{z}
=−15
= 23 + 2i (i 2 = −1)
77 / 1
Komplexe Konjugation
F¨ ur eine komplexe Zahl z = x + iy definiert man die konjugiert komplexe Zahl
¯
z = x − iy .
Geometrisch bedeutet die komplexe Konjugation eine Spiegelung an der x -Achse: (x , y ) → (x , −y ).
Die komplexe Konjugation ist mit den arithmetischen Operationen vertr¨ aglich:
z 1 ◦ z 2 = ¯ z 1 ◦ z ¯ 2
f¨ ur ◦ = +, −, ∗, /.
Beispiel
Vertr¨ aglichkeit von komplexer Konjugation mit dem Bilden von Summe und Produkt der komplexen Zahlen z = 2 − i, w = 1 + 3i
(i) Addition:
z + w = (2 + i) + (1 − 3i) = 3 − 2i z + w = (2 − i) + (1 + 3i) = 3 + 2i Ubereinstimmung ¨
(ii) Multiplikation:
z w = (2 + i)(1 − 3i) = (2 + 3) + (1 − 6)i = 5 − 5i zw = (2 − i)(1 + 3i) = (2 + 3) + (−1 + 6)i = 5 + 5i gleiches Resultat 5 − 5i
79 / 1
Betrag einer komplexen Zahl
Der Betrag einer komplexen Zahl z = x + iy ist als
|z | = p
x 2 + y 2 = √ z ¯ z definiert.
F¨ ur z ∈ R ist diese Definition konsistent mit der Definition der
Betragsfunktion f¨ ur reelle Zahlen und besitzt analoge Eigenschaften.
Positivit¨ at:
|z | ≥ 0, |z | = 0 ⇐⇒ z = 0
Beweis
(i) Positivit¨ at X (ii) Multiplikativit¨ at:
Produkt:
|z 1 z 2 | 2 = |(x 1 + iy 1 )(x 2 + iy 2 )| 2 = |(x 1 x 2 − y 1 y 2 ) + i(x 1 y 2 + x 2 y 1 )| 2
= x 1 2 x 2 2 + y 1 2 y 2 2 + x 1 2 y 2 2 + x 2 2 y 1 2 , da die Terme ±2x 1 x 2 y 1 y 2 sich aufheben
Ubereinstimmung mit ¨
|z 1 | 2 |z 2 | 2 = (x 1 2 + y 1 2 )(x 2 2 + y 2 2 ) Quotient:
Anwendung der bewiesenen Identit¨ at f¨ ur das Produkt von Betr¨ agen
|(z 1 /z 2 )||z 2 | = | (z 1 /z 2 )z 2
| {z }
z
1| ⇐⇒ |z 1 /z 2 | = |z 1 |/|z 2 |
81 / 1
(iii) Dreiecksungleichung:
Quadrieren der Ungleichungskette und Subtraktion von |z 1 | 2 + |z 2 | 2
−2|z 1 ||z 2 | ≤ z 1 ¯ z 2 + ¯ z 1 z 2 ≤ 2|z 1 ||z 2 |
Re z = (z + ¯ z )/2, u v ¯ = ¯ u v ¨ aquivalente Ungleichung
|Re(z 1 z ¯ 2 )| ≤ |z 1 ||z 2 |
bzw., da z 1 z ¯ 2 = (x 1 + iy 1 )(x 2 − iy 2 ) = (x 1 x 2 + y 1 y 2 ) + (. . .)i,
|x 1 x 2 + y 1 y 2 | ≤ q
x 1 2 + y 1 2 q
x 2 2 + y 2 2 erneutes Quadrieren und Subtraktion von x 1 2 x 2 2 , y 1 2 y 2 2
2x 1 x 2 y 1 y 2 ≤ x 1 2 y 2 2 + x 2 2 y 1 2
Beispiel
Illustration der Eigenschaften des Betrags f¨ ur z 1 = −1 + 2i, z 2 = 3 − 4i (i) Berechnung des Betrags (alternative Methoden):
|x + iy | = p
x 2 + y 2
|z 1 | = q
(−1) 2 + 2 2 = √ 5
|z | 2 = z ¯ z , dritte binomische Formel
|z 2 | = p
(3 − 4i)(3 + 4i) = p
9 − 16i 2 =
i
2=−1
√ 25
(ii) Multiplikativit¨ at:
z 1 z 2 = (−1 + 2i)(3 − 4i) = (−3 − 8i 2 + 6i + 4i) = 5 + 10i = ⇒
|z 1 z 2 | = √
25 + 100 = √
125 = 5 √
5 = |z 2 | |z 1 |
83 / 1
(iii) Dreiecksungleichung:
z 1 + z 2 = 2 − 2i = ⇒
||z 1 | − |z 2 || = 5 − √
5 = 2.7639 ≤
|z 1 + z 2 | = √
8 = 2.8284 ≤ |z 1 | + |z 2 | = √
5 + 5 = 7.2361
Formel von Euler-Moivre
Die Exponentialfunktion mit imagin¨ arem Argument l¨ asst sich mit Hilfe der trigonometrischen Funktionen ausdr¨ ucken:
exp(iϕ) = cos ϕ + i sin ϕ
f¨ ur ϕ ∈ R . Der Kosinus und der Sinus entsprechen also dem Real- und Imagin¨ arteil komplexer Zahlen mit Betrag 1 (| exp(iϕ)| = 1).
Invertiert man die obige Formel, so folgt cos ϕ = Re e iϕ = 1
2 e iϕ + e −iϕ sin ϕ = Im e iϕ = 1
2i e iϕ − e −iϕ .
Die Identit¨ aten zwischen exp, cos und sin gehen auf Euler und Moivre zur¨ uck. Sie bilden die Grundlage f¨ ur die geometrische Interpretation
komplexer Zahlen und spielen in der Fourier-Analysis eine wichtige Rolle.
85 / 1
Beispiel
Berechnung trigonometrischer Funktionen f¨ ur
ϕ k = π/2 k , k = 1, 2, . . .
definiere
x k = Re exp(iϕ k )
| {z }
z
k= cos ϕ k
Andere trigonometrische Funktionen k¨ onnen algebraisch durch die Kosinus-Funktion ausgedr¨ uckt werden:
sin ϕ k = q
1 − x k 2 , tan ϕ k = sin ϕ k cos ϕ k =
q
1 − x k 2
x k .
z 3 auf der Diagonale des Par- allelogramms mit Eckpunkten 0, 1, z 2 +1, z 2 , |z 3 | = 1 = ⇒
z 3 = z 2 + 1
|z 2 + 1|
Re (z 2 + 1) = x 2 + 1, Im (z 2 + 1) = Im z 2 = q
1 − x 2 2 = ⇒ x 3 = Re z 3 = x 2 + 1
q
(x 2 + 1) 2 + 1 − x 2 2
= x 2 + 1
√ 2x 2 + 2 =
√ 2x 2 + 2 2 Einsetzen von x 2 = Re z 2 = √
2/2 x 3 = p√
2 + 2/2 allgemeine Rekursion x k +1 = √
2x k + 2/2 cos(π/16) = x 4 =
r q √
2 + 2 + 2/2, usw.
87 / 1
Gaußsche Zahlenebene
Komplexe Zahlen z = x + iy lassen sich mit den Punkten der Ebene
identifizieren. Der Betrag entspricht dem Abstand vom Ursprung, Real-
und Imagin¨ arteil sind die Projektionen auf die reelle bzw. imagin¨ are Achse,
und die konjugiert komplexe Zahl ¯ z = x − iy ergibt sich durch Spiegelung
an der reellen Achse.
In Polarkoordinaten erh¨ alt man aus der Formel von Euler-Moivre die Darstellung
z = x + iy = r (cos ϕ + i sin ϕ) = r exp(iϕ)
mit r = |z |. Der Winkel ϕ ist nur bis auf Vielfache von 2π bestimmt und wird als Argument von z bezeichnet:
ϕ = arg z .
Als Standardbereich (Hauptwert) wird das Intervall (−π, π] vereinbart.
Es gilt
tan ϕ = Im z
Re z = y x .
Das Argument arg z kann also mit Hilfe der Arcustangens-Funktion aus dem Quotienten y /x bestimmt werden. Dabei ist der richtige Zweig zu w¨ ahlen, d.h. falls x = Re z < 0 muß je nach Vorzeichen von x und y π oder −π zum Wert der Umkehrfunktion addiert werden.
89 / 1
Bezeichnet ϕ H = arctan(y /x ) ∈ [−π/2, π/2], (x , y ) 6= (0, 0), den Winkel des Hauptzweigs des Arkustangens, so ist
ϕ = arg z =
ϕ H , x ≥ 0
ϕ H + π, x < 0 ∧ y ≥ 0 ϕ H − π, x < 0 ∧ y < 0
F¨ ur x = y = 0 ist ϕ beliebig und wird im allgemeinen null gesetzt.
Die Polardarstellung einiger komplexer Zahlen ist in der folgenden Tabelle angegeben.
z 1 −1 ±i 1 ± i −1 ± i √
3 ± i 1 ± √ 3i
r 1 1 1 √
2 √
2 2 2
ϕ 0 π ±π/2 ±π/4 ±3π/4 ±π/6 ±π/3
Beispiel
Umwandlung in Polar- und Standardform (i) Umwandlung von z = 1 + √
3i in Polarform:
r = |z | = √
1 + 3 = 2, ϕ H = arctan( √
3/1) = π/3 wegen x = Re z = 1 ≥ 0 keine Korrektur des Winkels:
ϕ = arg z = ϕ H = π/3 Formel von Euler-Moivre
z = 2 exp(i π/3)
= 2 (cos(π/3) + i sin(π/3)) Kontrolle:
cos(π/3) = 1/2, sin(π/3) = √
3/2 X
91 / 1
(ii) Umwandlung von z = −1 + i in Polarform:
r = |z | = √
1 + 1 = √
2, ϕ H = arctan(1/(−1)) = −π/4 wegen x = Re z = −1 < 0 Korrektur des Winkels:
y = Im z = 1 ≥ 0 = ⇒
ϕ = arg z = ϕ H + π = −π/4 + π = 3π/4 Formel von Euler-Moivre
z = √
2 exp(i (3π/4))
Multiplikation komplexer Zahlen
Das Produkt zweier komplexer Zahlen z k = x k + iy k = r k exp(iϕ k ), k = 1, 2 ist
z 1 z 2 = (x 1 x 2 − y 1 y 2 ) + (x 1 y 2 + x 2 y 1 )i = r 1 r 2 exp(i(ϕ 1 + ϕ 2 )) .
Geometrisch entspricht die Multipli- kation mit einer komplexen Zahl z = re iϕ einer Streckung um den Faktor r und einer Drehung um den Winkel ϕ wie in der Abbildung f¨ ur z = z 2 (r = r 2 , ϕ = ϕ 2 ) illustriert ist.
93 / 1
Beispiel
Multiplikation und Quadrat komplexer Zahlen (i) Produkt von 1 + i = √
2 exp(i π/4) und √
3 + 3i = 2 √
3 exp(i π/3) Verwendung der Standardform:
(1 + i)( √
3 + 3i) = √
3 − 3 + √
3 + 3 i Verwendung der Polarform:
√
2 exp(i π/4) · 2 √
3 exp(i π/3) = 2 √
6 exp(i 7π/12) (ii) Quadrat von z = 3 + √
3i = 2 √
3 exp(i π/6)
√ √
Division komplexer Zahlen
Der Quotient zweier komplexer Zahlen,
z k = x k + iy k = r k exp(iϕ k ), k = 1, 2 ist
z 1 /z 2 = x 1 x 2 + y 1 y 2
x 2 2 + y 2 2 + x 2 y 1 − x 1 y 2
x 2 2 + y 2 2 i = r 1
r 2 exp(i(ϕ 1 − ϕ 2 )) . Speziell ist
1
z = 1
r 2 ¯ z = 1
r exp(−iϕ) = x
r 2 − y r 2 i .
Geometrisch l¨ asst sich der Kehrwert einer komplexen Zahl durch Spiegelung am Einheitskreis konstruieren, wie in der Abbildung veranschaulicht ist.
95 / 1
Bezeichnet w den Fußpunkt der
H¨ ohe auf der Hypothenuse des
rechtwinkligen Dreiecks, das durch
die Tangente von z an den Einheits-
kreis gebildet wird, dann erh¨ alt man
1/z durch Spiegelung an der reellen
Achse: 1/z = ¯ w .
Beweis
(i) Quotient zweier komplexer Zahlen:
z k = x k + iy k = r k exp(i ϕ k ), k = 1, 2 Standardform
z 1
z 2 = x 1 + iy 1
x 2 + iy 2 = (x 1 + iy 1 )(x 2 − iy 2 ) (x 2 + iy 2 )(x 2 − iy 2 )
= (x 1 x 2 + y 1 y 2 ) + (x 2 y 1 − x 1 y 2 )i x 2 2 + y 2 2
Polarform
z 1
z 2 = r 1 exp(iϕ 1 )
r 2 exp(iϕ 2 ) = r 1
r 2 exp(iϕ 1 − iϕ 2 )
97 / 1
(ii) Kehrwert:
1
z = 1
x + iy = x − iy
(x + iy )(x − iy ) = ¯ z
x 2 + y 2 = z ¯
r 2 = 1
r exp(−iϕ) (iii) Geometrische Konstruktion mit Hilfe des Satzes von Pythagoras:
Quadrat der L¨ ange der Kathete = Produkt der L¨ ange der Hypothenuse und der L¨ ange des entsprechenden Hypothenusenabschnitts = ⇒
1 2 = |z | |w | , d.h. korrekter Betrag von ¯ w = 1/z ! :
| w ¯ | = |w | = 1/|z | = |1/z |
Spiegelung an der reellen Achse Anderung des Vorzeichen des ¨
Arguments:
Beispiel
Berechnung von (1 + √
3i) + 2 exp(−iπ/6) exp(iπ/2)(1 − i)
Summe im Z¨ ahler in Standardform:
(1 + √
3i) + 2 √
3/2 − i/2
= (1 + √
3) + ( √
3 − 1)i Produkt im Nenner in Polarform:
exp(iπ/2) · √
2 exp(−iπ/4) = √
2 exp(iπ/4) = 1 + i Quotient, erweitert mit (1 − i)
((1 + √
3) + ( √
3 − 1)i)(1 − i)
(1 + i)(1 − i) = 2 √
3 − 2i
2 = 2 exp(−iπ/6) bzw. in Standardform
2(cos(π/6) − i sin(π/6)) = √ 3 − i
99 / 1
Beispiel
Analyse eines Schaltkreises mit komplexer Darstellung von Spannung und Stromst¨ arke:
U (t ) = U 0 e i(ωt +ϕ) , I (t ) = I 0 e i(ωt +ψ) zeitunabh¨ angiger komplexer Widerstand Z = U (t )/I (t ) Schaltelemente
Widerstand R Spule L Kondensator C
Addition der komplexen Widerst¨ ande bei Serienschaltung:
Z gesamt = Z 1 + Z 2
Addition der Kehrwerte der komplexen Widerst¨ ande bei Parallelschaltung:
1
Z gesamt = 1
Z 1 + 1
Z 2 = ⇒ Z gesamt = Z 1 Z 2 Z 1 + Z 2
Re Z : Wirkwiderstand, Im Z : Blindwiderstand, |Z |: Scheinwiderstand oder Impedanz
101 / 1
Gesamtwiderstand
Z gesamt = iωL + R (iωC ) −1
R + (iωC ) −1 = 100iΩ + 300Ω(−200iΩ) 300Ω − 200iΩ
=
i − 6i 3 − 2i
· 100Ω = 2 − 3i
3 − 2i · 100Ω = (2 − 3i)(3 + 2i)
13 · 100Ω
= 1200 − 500i
13 Ω ≈ (92.31 − 38.46i)Ω Impedanz
|Z gesamt | = 100 p
12 2 + 5 2 /13Ω = 100Ω Wechselspannung U effektiv = 220V Effektivstrom
I effektiv = U effektiv
|Z gesamt | = 220V
100Ω = 2.2A
Einheitswurzeln
Die Gleichung z n = 1 hat in C genau n L¨ osungen
z k = w n k , w n = exp(2π i/n), k = 0, . . . , n − 1 , die als Einheitswurzeln bezeichnet werden.
Wie in der Abbildung veranschau- licht ist, bilden die Einheitswurzeln ein dem Einheitskreis einbeschriebenes re- gelm¨ aßiges n-Eck.
103 / 1
Beispiel
Kubische und quartische Einheitswurzeln
alternativ: Berechnung von
z k = exp(2πik /3), k = 0, 1, 2 mit der Formel von Euler-Moivre
z 0 = exp(0) = 1
z 1 = exp(2πi/3) = cos(2π/3) + i sin(2π/3) = −1/2 + i √ 3/2 z 2 = exp(4πi/3) = cos(4π/3) + i sin(4π/3) = −1/2 − i √
3/2 mehrdeutige Wurzel: 3 verschiedene Werte f¨ ur z 1/3
105 / 1
Beispiel
L¨ osen der Gleichung z 3 + 3z 2 i − 3z + 7i = 0 Raten der Nullstelle z 1 = i:
i 3 + 3i 2 i − 3i + 7i = −i − 3i − 3i + 7i = 0 X Polynomdivision
( z 3 + 3z 2 i − 3z + 7i ) : ( z − i ) = z 2 + 4z i − 7 z 3 − z 2 i
4z 2 i − 3z 4z 2 i + 4z
− 7z + 7i
− 7z + 7i 0
L¨ osungsformel f¨ ur quadratische Gleichungen
Alternative Methode
binomische Formel ¨ aquivalente Gleichung (z + i) 3 = −8i Darstellung komplexer Einheitswurzeln
(−8i) 1/3 = (2i)1 1/3 = (2i) exp(2πik /3), k = 0, 1, 2 und
z k = −i + (2i) exp(2πik /3), k = 0, 1, 2
107 / 1
Potenzen einer komplexen Zahl
Um Potenzen komplexer Zahlen zu bilden, verwendet man am geeignetsten die Polarform z = r e iϕ . F¨ ur m ∈ Z ist
z m = r m e imϕ .
Die gleiche Formel bleibt auch f¨ ur rationale Exponenten m = p/q ∈ Q
richtig, allerdings ist das Ergebnis aufgrund der Mehrdeutigkeit der q-ten
Einheitswurzel nicht eindeutig. Da die Gleichung w q = 1 die q L¨ osungen
Beispiel
Berechnung der m¨ oglichen Werte f¨ ur
z = (−1 + i) 2/3 Polarform: r = √
1 + 1 = √
2, ϕ = arctan(1/(−1)) + π = 3π/4
√
2 exp(3π i/4) 2/3
= √
32 exp(πi/2)w 3 2k , k = 0, 1, 2 , mit w 3 = exp(2πi/3)
exp(π i/2) = i, Formel von Euler-Moivre m¨ ogliche Werte:
z 0 = √
32 i z 1 = √
32 i exp(4π i/3) = √
32 i (cos(4π/3) + i sin(4π/3))
= √
32 (− sin(4π/3) + i cos(4π/3)) = √
32( √
3/2 − i/2) z 2 = √
32 i exp(8π i/3) = √
32(− √
3/2 − i/2)
109 / 1
Probe
z 1 3 = √
32 i exp(4πi/3) 3
= 2i 3 exp(4π i)
| {z }
=1
= −2 i = (−1 + i) 2
d.h. z 1 = (−1 + i) 2/3
analoge Probe f¨ ur z 0 und z 2
Beispiel
Mehrdeutigkeit von Potenzen f¨ ur irrationale oder imagin¨ are Exponenten benutze:
exp(2πk i) = 1 = ⇒ z s = (z · 1) s = z s exp(2π ks i) f¨ ur k ∈ Z
unendlich viele L¨ osungen auf dem Einheitskreis:
i π = exp((π/2 + 2πk )i) π
= exp i(π 2 /2 + 2π 2 k )
, k ∈ Z unendlich viele L¨ osungen auf einer Halbgeraden:
π i = exp(ln π + 2πk i) i = exp(i ln π − 2πk )
= exp(−2πk ) exp(i ln π), k ∈ Z
unendlich viele L¨ osungen auf der positiven reellen Achse:
i i = exp((π/2 + 2π k )i) i
= exp(−π/2 − 2π k ), k ∈ Z
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Geraden und Kreise in der Gaußschen Zahlenebene Die Gleichung
|z − a| = s |z − b|, s 6= 1 ,
beschreibt einen Kreis mit Mittel- punkt
w = 1
1 − s 2 a − s 2 1 − s 2 b und Radius
r = s
|1 − s 2 | |b − a|
Beweis
(i) Koordinatenform der Kreisgleichung:
setze
z = x + iy , a = a 1 + ia 2 , b = b 1 + ib 2 Quadrieren der Gleichung |z − a| = s|z − b|
(x − a 1 ) 2 + (y − a 2 ) 2 = s 2 (x − b 1 ) 2 + (y − b 2 ) 2 bzw. nach Umformung
(1 − s 2 )(x 2 + y 2 ) + c 1 x + c 2 y = d Division durch 1 − s 2 und quadratische Erg¨ anzung
(x − p) 2 + (y − q) 2 = σr 2 mit σ ∈ {−1, 1}
Existenz von L¨ osungen = ⇒ σ = 1 (Kreisgleichung)
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(ii) Mittelpunkt und Radius:
Einsetzen von z = a + t (b − a) in |z − a| = s |z − b|
|t | = s |t − 1| ⇐⇒ t 1 = −s
1 − s , t 2 = s 1 + s
zwei Schnittpunkte des Kreises mit der Geraden durch die Punkte a und b
z 1 = 1
1 − s a − s
1 − s b, z 2 = 1
1 + s a + s 1 + s b Mittelpunkt des Kreises
w = 1
2 (z 1 + z 2 ) = 1
1 − s 2 a − s 2 1 − s 2 b Radius
r = 1
|z −z | =
(1 + s ) − (1 − s )
a − s(1 + s) + s (1 − s ) b
= s
|b−a|
Alternative Methode
Geometrischer Beweis mit Hilfe des Kreises des Apollonius (200 v. Chr.)
|z − a| = s |z − b|
⇐⇒ festes Verh¨ altnis der Abst¨ ande der Punkte Z zu zwei gegeben Punk- ten A und B :
|AZ | / |ZB | = s
Zum Beweis sei o.B.d.A. s < 1, d.h. A liegt innerhalb des Kreises.
Punkte Z i und Z a auf der Geraden durch AB , definiert durch
|AZ i | / |Z i B | = s , |AZ a | / |Z a B | = s
Schneiden der Geraden durch Z und Z i sowie der Geraden durch Z und Z a mit der Geraden durch A parallel zu ZB Punkte S i und S a
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gleiche Seitenverh¨ altnisse (Strahlens¨ atze) f¨ ur die ¨ ahnlichen Dreiecke
∆(A, Z i , S i ) ∼ ∆(B , Z i , Z ) und ∆(A, Z a , S a ) ∼ ∆(B , Z a , Z ) = ⇒
|AS i |
|BZ | = |AZ i |
|Z i B | = s , |AS a |
|BZ | = |Z a A|
|Z a B | = s
|AZ | / |BZ | = s = ⇒ |AZ | = |AS i | = |AS a |
Addition der Winkel in den zwei gleichschenkligen Dreiecken ∆(A, S i , Z ) und ∆(A, S a , Z ),
2 ^ (A, Z , S i ) + 2 ^ (A, Z , S a ) + ^ (Z , A, S i ) + ^ (Z , A, S a ) = 360 ◦
Beispiel
Bestimmung von Mittelpunkt und Radius f¨ ur den Kreis C : |z | = 1
2 |z − 3i|
(i) Mittelpunkt und Radius gem¨ aß der allgemeinen Formeln:
w = 1
1 − s 2 a − s 2
1 − s 2 b = 1
1 − 1/4 0 − 1/4
1 − 1/4 (3i) = −i
r = s
|1 − s 2 | |b − a| = 1/2
1 − 1/4 |3i| = 2 (a = 0, b = 3i, s = 1/2)
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