Hinweis
Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren
Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet.
Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite
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Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit.
Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007
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Milch- und Milchprodukte, Skript
Gliederung
1.
Einleitung: Geschichtliches zum Thema Milch und Milchprodukte (Käse) H. Von der Milch zum Käse
1. Charakterisierung der Rohmilch a) Inhaltsstoffe
b) physikalisch - chemische Beschreibung; VIa, 1b
2. Der Eiweißgehalt der Milch als Maßstab für die Käseausbeute; V2 3. Bearbeitung der Rohmilch
a) Erhitzung; V3
b) Einsatz von Mikroorganismen als Kulturen V 4a, 4b c) ,,Dicklegen der Milch"
o)
Säurefällung V5
ß) Aufbau der Caseine - Calziumphosphatbrücken V6 y) Labfällung, Bruch
4. Abfallprodukt? Molke - Hauptinhaltsstoffe a) Molkenproteine, V 8a
b) Lactose, V 8b
Überblick über das Themengebiet
Das Gebiet Milch- und Milchprodukte ist äußerst umfassend.Das wird
beispielsweise deutlich, wenn man sich das Kühlregal eines großen Supermarktes vorstellt und einmal die Produktpalette vom Joghurt über Butter und Buttermilch, Schlagsahne, saure Sahne, bis hinzu den verschiedensten Käsesorten betrachtet.
Rahm
1
Butter
Vollmilch! Rohmilch
I
Buttermilch
---+, Konsummilch (Vorzugsmilch) Magermilch
1
Casein - - - - , - - - ,
Milch- produkte
Kondens- Sauer-
milch milch
Gesamtprotein (Copräzipitat)
Konsummilch
~
Molken- protein
Käse Molke
I ~
Laktose
Das macht verständlich, daß eine umfassende Behandlung des Themas Milch- und Milchprodukte innerhalb einer%Stunde nicht zu leisten ist. Daher behandelt dieser Vortrag den Weg von der Rohmilch zum Käse.
1.
Einleitung
Geschichtliches zu Milch und Käse
ca. 100000 v. Chr.:
ca. 3000 v.
Chr.:300
D. ehr.:Annahme: Menschen erjagten Jungtier
und fanden in seinem Magen den ersten Käse
älteste Darstellungen von Käse bei den Sumerern
erste Höchstpreisverordnung
fürWeichkäse durch Kaiser Diokletian
ca. 1100 - 1500: Käserei besonders
inden Klöstern
1995
:durchschnittlicher Verbrauch von
19,7 kg Käse pro Bewohner Deutschlands
Von der Milch zum Käse
Käse wird aus dickgelegter Milch durch Abscheidung von Molke und durch mehr oder weniger weitgehende Reifung mit Hilfe verschiedener Mikroorganismen gewonnen .
1.
Charakterisierung der Rohmilch
a)
Inhaltsstoffe
Milch ist der Rohstoff für die Herstellung eines jeden Käses. Die
Zusammensetzung der Milch schwankt in Abhängigkeit der Laktationsperiode, der Jahreszeit, Fütterung , Art, Rasse, usw. Die für die Käseherstellung
verwendete Milch muß Kuhmilch sein, anderenfalls muß die Tierart gekennzeichnet sein.
Tab.!:
Prozentuale Zusammensetzung der Inhaltsstoffe der Kuhmilch
Casein Molkenprotein
Zucker Fett Salze Wasser
2,6 % 0,6%
4,6% 3,9 % 0,7 % 87,6 0/ 0
b) physikalisch - chemische Beschreibung der Milch
Disperse Phasen der Milch
Milch besteht aus verschiedenen sog. dispersen Phasen:
disperses System, Definition:
Unter einem dispersen System versteht man ganz allgemein ein aus zwei (oder mehreren) Phasen bestehendes System, bei welchem die eine Phase ("disperse Phase") in der anderen ("Dispersionsmittel") fein verteilt ist.
Tab. 2:
Einteilung disperser Systeme
System Teilchendurchmesser der Inhaltsstoff der
dispersen Phase Milch
molekulardispers
<10A ( 10
-7cm) z.B
.Laktose, Salze kolloiddispers 100 - 1000 A (10
-4 -10-
5cm) Proteine
grobdispers
>10000 A ( 10-
3cm) Fette
Versuch 1 a) Milch als echte
Lösung
und als kolloiddisperses SystemZu den molekulardispers gelösten Milchbestandteilen gehören die echt gelösten Stoffe Laktose, sowie verschiedene Salze.
Geräte: Lampe Spaltblende Küvette
Pasteurpipette
Chemikalien:
enteiweißte und entfettete Milch (mittels Hg(N03)2) frische Vollmilch
Durchfiihrung: In die mit dest. Wasser gefüllte Küvette werden jeweils wenige Tropfen enteiweißte und entfettete Milch bzw.Vollmilch gegeben.
Beobachtung:
Im Falle der enteiweißten Milch erhält man
im
Lichtstrahl eine optisch leere Lösung, im Falle der Vollmilch wird der Lichtstrahl durch die Lösung sichtbar.Auswertung:
Abb. 1: Milchprotein schematisch
1 Protein
2 innere Helmholtz - Schicht
Der innere Kreis symbolisiert einen Proteinkörper, an dessen Oberfläche sich als charakteristische funktionelle Gruppen Amino- und Carboxylatgruppen anordnen.
Beim natürlichen pH - Wert der Rohmilch (pR ~6,8) entsteht dadurch durch die Carboxylatgruppen eine innere, negativ geladene Helmholtz - Schicht.
Äuquivalent zur negativen Ladung der Carboxylgruppen, die die innere Helmholtz - Schicht bilden, lagern sich dieser Ca
2+ -Ionen an, die die äußere Helmholtz - Schicht bilden. Durch diese Ladungen bildet sich eine Hydrathülle aus, und das Protein ist kolloidal in der Lösung stabilisiert.
Versuch I b) Milch als Emulsion - Aufrahmverhalten des Milchfettes
Geräte: Spatel
Reagenzglasständer
2 Demonstrationsreagenzgläser Stopfen
Chemikalien: 20 ml Frischmilch Sudanrot
Durchfiihnmg: In 20 ml Frischmilch (Vollfett) wird eine kleine Spatelspitze Sudanrot gelöst. Zu 20 ml Leitungswasser wird dieselbe Menge Sudanrot gegeben, um zu beweisen, daß der Farbstoff nicht wasserlöslich ist.
Die Reagenzgläser werden jeweils mindestens 12 h stehengelassen. Dann hat sich eine deutliche Rahmschicht ausgebildet. Durch Schütteln wird diese nun zerstört und der Aufrahmprozeß kann erneut beginnen.
Auswertung:
H
( ) N=N ( ) N=N
Sudanrot (Ceresinrot)
Durchmesser der Fettkügelchen: 0,1 - 22 um
Abb. 2:Fettkügelchen der Milch, schematisch;
aus:Töpel, Chemie und Physik der Milch, S.264
----I
Formel
' - - - - 0
--- ---
bydrophob hydrophil
Schmuztische Darstellung
hydrophiler Molekülteil hydrophober
MolekGlteil
H
I
C1 7H 3J - C O - O - C - H
CuH3 1 - C O - O - C - H
I
0I U
H-C-o-P-O-CH1 - C H1-N+(CHJ)J
I I
H 0(-)
Lecithin
1
23
Triglyceridmoleküle Phosphatidmoleküle
Fettkügelchenhüllprotein - Membran
4 5
Mikrosome Membranlipase
Von einem Öl in Wasser System wie Milch würde man innerhalb kurzer Zeit eine vollständige Phasentrennung erwarten. Das Milch eine stabile Emulsion darstellt erklärt sich aus dem besonderen Aufbau der Fettkügelchen:
Wesentlich ist hierbei die Lecithinschicht, die aufgrund ihres besonderen Aufbaus aus einem hydrophoben und einem hydrophilen Molekülteil Emulgatorfunktion besitzt und eine Hydratisierung der Fettkügelchen ermöglicht.
In Abhängigkeit von der Temperatur bildet sich innerhalb ca. 30 min eine deutliche Rahmschicht aus. Die Aufrahmgeschwindigkeit folgt ungefähr dem Gesetz nach Stokes:
Autrahmgeschwindigkeit nach dem Gesetz von Stokes
v
~;+ 2(Pl ~P2)g
v: Aufrahmgeschwindigkeit in c ms'
PI : Dichte der entrahmten Milch (1,034 g ml" bei 20°C) P2 : Dichte des Milchfettes (0,931 g
ml"bei 20°C) r: Radius der Fettkügelchen in cm
11: Viskosität der Milch in Pascalsekunden (Pas) g: Erdbeschleunigung (9,81 ms")
Ursache des Aufrahmens ist demnach der Dichteunterschied zwischen der entrahmten Milch und dem Milchfett. Wesentliches Kriterium für die
Aufrahmgeschwindigkeit ist der Radius der Fettkügelchen, der immerhin mit seinem Quadrat in die Gleichung eingeht. Zusätzlich rahmt das Milchfett in Abhängigkeit von der Viskosität der Milch bei höheren Temperaturen schneller auf.
Berechnet man die Aufrahmgeschwindigkeit nach dem Gesetz von Stokes, so würde es mehrere Stunden dauern, bis das Milchfett um 1 cm aufgerahmt ist.
In
der Realität ist bereits nach 12 h eine deutliche Aufrahmung zu beobachten.
Dieser Effekt ist auf eine Traubenbildung zurückzuführen: Größere Fettkügelchen
rahmen entsprechend schneller auf, treffen dabei auf kleinere und durch Adhäsion
(bewirkt durch spezielle Proteine der Fettkügelchenhülle) bilden sich Trauben, die
entsprechend ihres somit vergrößerten Radius schneller aufrahmen.
Abb. 3: Aufrahmverhalten der Milch;aus: Töpel,Chemie und Physik der Milch,8.267
vor während
-=_IL.- _ -_?:..=-_
~-_-=0__- _ - ...Jr.
nach dem Aufrahmen
DerFettgehalt des Käses
Der Fettgehalt des Käses ist von besonderer Wichtigkeitfür seinen Geschmack.
Für den Fettgehalt besteht Kennzeichnungspflicht. Er wird imAllgemeinen als Fett i.Tr. (im Trockengewicht) oder in Form sog.Fettgehaltsstufen angegeben, die sich ebenfalls auf den Fettgehalt pro Trockenmasse beziehen.
Tab. 3: Einteilung der Käse nach Fettgehaltstufen
FETTGEHALTSTUFE FETTGEHALT IN DER TROCKENMASSE Doppelrahmstufe mind.60 0/0, höchstens 85 %
Rahmstufe mind. 50 %
Vollfettstufe mind.45 %
Fettstufe mind.40 %
Dreiviertelfettstufe mind.30 % Halbfettstufe mind. 200/0 Viertelfettstufe mind. 10% Magerstufe weniger als 10 %
Ist der Trockenmassengehalt eines Käses bekannt und der Fettgehalt pro
Trockenmasse, so läßt sich auf den absoluten Fettgehalt eines Käses schließen.
Tab. 4: Einteilung der Käsesorten nach dem Trockenmassengehalt
Gruppe Trockenmassengehalt Käsearten - Beispiele
Hartkäse mind.600/0 Allgäuer Emmentaler,
Trockenmasse Allgäuer Bergkäse,Chester Schnittkäse mind. 49 % Gouda,Edamer, Tilsiter,
Trockenmasse Wilstermarschkäse
halbfester mind.40 % Butterkäse,Edelpilzkäse, Schnittkäse Trockenmasse Steinbuseher,Weißlacker Weichkäse mind. 35 % Cammenbert, Brie,Romadour,
Trockenmasse Limburger
Frischkäse mind. 18% Quark,
Trockenmasse Doppelrahmfrischkäse Sauermilchkäse nicht vorgeschrieben Mainzer, Harzer, Korbkäse,
Handkäse, Olmützer Quargel
Der Eiweißgehalt der Milch als Maßstab für die Käseausbeute
Neben dem Fettgehalt eines Käses istfür seine Konsistenz sein Eiweißgehalt von besonderer Bedeutung. In Molkereien, sowie in Käsereien ist es üblich, den Eiweißgehalt der Milch zu bestimmen, um auf die mögliche Käseausbeute bezüglich einer bestimmten Menge Milch schließen zu können.
Die Bestimmungen sind jedoch, wie meistens
in
der Lebensmittelchemie,nur ungefähre, da mit empirisch ermittelten Standartfaktoren gearbeitet wird.Versuch 2:Bestimmung des Eiweißgehaltes der Milch durch Fonnoltitration
Chemikalien:
Natronlauge c (NaOH) = 0,143 N Natronlauge c (NaOH)= 0,25 N Phenolphtaleinlösung 2%ig K2C204 - Lösung 28%ig Kobaltsulfatlösung 5 %ig
neutralisiertes Formalin:
Fonnaldehydlösung, 37 %ig
Ausrührung:
a) neutralisiertes Formalin
60 ml Formaldehydlösung (37 %ig) werden mit 0,5
ml
der Phenolphthaleinlösung versetzt und mit 0,143 N NaOH bis zum Farbumschlag nach schwach rosa titriert.b) Farbstandart
In einen 250
ml
Erlenmeyerkolben werden 50ml
der Milch gegeben.Dazu werden 2 ml Kaliumoxalatlösung gegeben. Nach Hinzufiigen von 1 mlKobaltsulfatlösung ist der Farbstandart erreicht. (Die Lösung muß immer frisch angesetzt werden!)
c) Probe
In einen 250
ml
Erlenmeyerkolben werden 50ml
der Milch gegeben. Dazu werden 2ml
Kaliumoxalatlösung gegeben. Nach Zugabe von 2,0 mlPhenolphthaleinlösung wird bis zum Farbvergleich mit 0,25 N NaOH titriert.
Daraufwerden 10 ml des Formalin hinzugefiigt und mit 0,143 N NaOH bis zum Vergleichston titriert.
Vorteil der Methode:
Durch die Formoltitration läßt sich relativ rasch ohne großen apperativen Aufwand der Eiweißgehalt der Milch bestimmen.
Nachteile:
Die Milchproteine unterscheiden sich in ihrem Aminostickstoffgehalt, daher ist der Relationsfaktor Formoltiter : Proteingehalt nicht konstant.
Die Endpunktabschätzung ist somit schwierig.
Durch Zugabe von Kaliumoxalat wird das Calzium ausgefällt, so daß man die Eiweiße vollständiger erfaßt.
Die Genauigkeit der Methode wird mit ca. 5 % angegeben, was allerdings
fürden Zweck einer groben Abschätzung völlig genügt.
Erklärung :
2+ 2-
Ca + C204
Calciumoxalat
Ausschnitt aus einem Protein
~ ~ ~ ~
----~-<;:-C-N-~----· = RI
H b R'
mögliche Struktur der Reste:
z. B. neutrale Aminosäuren mit polarar Seitengruppe, z.B . Asparagin
...-NH2
o
= - CH2- C~o
z.B. basische Aminosäuren, z.B. Lysin
Reaktionsmechanismus exemplarisch:
nucleophile Addition
RI
(tH
2)4I
HH-N-t-oH
~w ~
..
.. ..
Titration: Indikator: Phenolphthalein H30+
+
OH- ~ 2 H20Auswertung:
c
(NaOH)=
0,143 mol / IEiweißtiter: %Gesamteiweiß der Milch Eiweißtiter =
v
2
I v= ml l
IEiweißtiter = % Gesamteiweiß!Bearbeitung der Rohmilch
Eine Erhitzung der Rohmilch ist in den meisten Fällen und zur Herstellung der meisten Käsesorten zwingend vorgeschrieben
.Ausnahmen bilden dabei z.B. der Verkauf ab dem eigenen Hofbzw. der Verkauf sog. Vorzugsmilch
.Die Erhitzung kann nach verschiedenen Verfahren und auf unterschiedliche Temperaturen erfolgen.
a) Pasteurisation
nach Louis Pasteur, 1822 - 1895
1.
Dauererhitzung mind
.30 min auf 63 - 65 "C
2.
Kurzerhitzung mind. 40 Sek. auf 71 - 74 "C
3. Hocherhitzung mind. 10 Sek. auf 85 "C
4.
Uperisation ca. 1 Sek auf 150 "C mit sofortiger Kühlung
b)
Sterilisation
1.
60 Min. bei 100 -c
2.
30 Min. bei 130 -c
Folgen der Erhitzung a) erwünschte
• Abtöten möglicherweise pathogener Mikroorganismen
Mikrobiologische Charakterisierung der Rohmilch
• Milch im Euter: praktisch steril
• Milch, unter guten hygienische Bedingungen ermolken: 10
3 -10
4Keime I ml
• Milch, unter schIechen hygienischen Bed. ermolken:
>10
5Keime I ml
• bei 25° e verdoppelt sich die Keimzahl alle 30 - 40 Minuten
• normale Milchflora: überwiegend grampositive Streptokokken und
Laktobacillen
• daneben psychrophile Bakterien, Mikrokokken, Organismen der Coligruppe
• mögliche Krankheitserreger, durch kranke Tiere ausgeschieden:
Tuberkulose, Bucellose (Abortus Bang), Eutererkrankungen (Mastis, gelber Galt)
• weitere mögliche Krankheitserreger
Abb.4: Inaktivierung einiger Milchenzyme und Mikroorganismen durch Hitzebehandlung;
aus:Kiermeier, Lechner, Milch und Milcherzeugnisse, S.106
80 85 90
Temperaturen"C 10 75
65
1s ..._ ..._ _....~ _. . ._~Ioooo-_.L.-_....
60 Zeit
2.5 h _ - _ - -__--~---r""--.,..--___.
21\
1 h 30min
20 min~~-+-_----::Ilp-~
10min
5mint-"'o~~ ---+-~~---+---+---f
10$
2min
1minf""T--..Jll
Die Abtötung der Mikroorganismen ist abhängig von der Erhitzungstemperatur und - dauer. Bei einer Erhitzungfür
lOs
auf 85°C werden, wie die Grafik erkennen läßt, selbst hitzeresistente Mikroorganismen abgetötet.Dadurch werden pathogene Mikroorganismen in der Verbrauchsmilch ausgeschlossen. Die natürliche Milchsäurebakterienflora wird durch die
Behandlung ebenfalls abgetötet. In Sauermilchprodukten und Käse werden sie als Kulturen wieder zugefügt, um gewisse Aroma- oder Konsistenzbildungen zu erhalten. Während gesäuerte Rohmilch verzehrbar bleibt, siedeln sich in säuernder erhitzter Milch Verderbniserreger an und die Milch ist nicht mehr genießbar.
b) unerwünschte
• Veränderungen der Milchinhaltsstoffe, z.B. Proteine und Zucker
• Abtötung der natürlichen Milchsäurebakterien
Versuch 3: Nachweis der Hocherhitzung durch die Storch - Reaktion ("Pfeffer und Salz " - Nachweis)
Zu je 10 ml Frischmilch, pasteurisierter und hocherhitzter Milch werden jeweils eine kleine Spatelspitze p - Phenylendiamin und ein Tropfen 1 %iges H
202gegeben.
Chemikalien:
p - Phenylendiamin
Wasserstoffperoxidlösung (H
202,1 %ig)
Geräte:
großer Reagenzglasständer 3 Demoreagenzgläser Pasteurpipette
Spatel
Menge der Peroxidase in Milch: bis zu 1% des gesamten Sarumproteins der Milch
Das pH - Optimum der Milchperoxydase liegt bei pH
=6,8.
Auswertung:
Es handelt sich bei dieser Reaktion um einen Nachweis auf ausreichende
Hocherhitzung. Ist Peroxidaseaktivität feststellbar, so ist die Milch nicht als
hocherhitzt zu bezeichnen. Bei einer positiven Reaktion muß innerhalb weniger Sekunden eine Färbung nach blau oder braun eintreten. Später auftretende Verfärbungen sind auf Reaktion mit dem Luftsauerstoff, nicht aber auf eine enzymkatalysierte Reaktion zurückzuführen.
• Enzymatische Katalyse durch Milchenzym Peroxidase
Reduktion
H202
+ 2
H30++ 2e-
~ 4 H20Oxidation
p - Phenylendiamin
-e ..
p - Chinondiimin Polymerisation
..
- NH~
..
..
Mikrobiologie der Rohmilch
Versuch 4 a) Demonstration von Milchsäurebakterien
• Eintrag von Milchsäurebakterien in Rohmilch,z:B.durch Stalluft
• z. B.Gattungen Lactobacillus und Streptococcus
• Morphologie: Stäbchen, Kokken
• Einsatz als Kulturen, z.B.inKäse, Sauermilch,Joghurt
• Effekte bei Käse:Säurebildung, Konservierung, Aromabildung, Reifung, Lochbildung, Ausfällung von Milchproteinen
Tab. 5: Mirkroorganismen, die als Kulturen verwendet werden
Mikroorganismen Effekt Produkt
Propionsäurebakterien
Geruch, Geschmack, Hartkäse LochbildungLactobacillus bulgaricus
Säurebildung Joghurt,KefirLactobacillus lactis
Geschmack / Aroma KäseLactobacillus helveticus
Geschmack / Aroma KäseLactobacillus casei
Reifung KäseLactobacillus
Säurebildung Acidophilus - Milchacidophilus
Streptococcus
Säurebildung Joghurt, Hartkäsethermophilus
Streptococcus
Säurebildung, Geschmack Butter,Sauerrahm,diacetylactis
/ Aroma Sauermilch, KäseStreptococcuslacits
Säurebildung Käse, SauerrahmStreptococcus cremoris
Säurebildung Sauermilch, ButterLeuconostoc citrovorum
Geschmack / Aroma Butter, SauerrahmLeuconostoc
Geschmack / Aroma Sauermilch, Käsedeutranicum
Geräte:Mikroskop Objektträger Deckglas
Milchsäurebakterien (Lactobacillus acidophilus) wurden aus einem Joghurt kultiviert und unter dem Mikroskop beobachtet.
Versuch 4b) Nachweis der Säuenmg durch Milchsäurebakterien
Geräte:
pneumatische Wanne
Magnetrührer mit Rührfisch und Kontaktthermometer Stativmaterial
Klemme nach Kaufinann 1 I Becherglas
200 ml Becherglas Eßlöffel
pH - Meter
Chemikalien:
600 ml Rohmilch 1 Eßlöffel saure Sahne
DurchfÜhrung:
600 ml Milch werden im Wasserbad auf 35° C erhitzt. Der pH - Wert der Rohmilch wird mit einem pH - Meter bestimmt. 1 Eßlöffel saure Sahne werden untergerührt und der pH - Wert wird abermals bestimmt.
Nach ca. 15 - 20 min erfolgt eine erneute pH - Messung'
Abbauwege der Milchsäurebakterien:
1.
Spaltung des Dissacharides Lactosein Monosaccharide
OH OH
~ HO~
OH OH 1-1.20,ß-
GalactosidaseHO 0 ~
OH
OH
Lactose (4-0-(
ß
-D-Galactopyranosyl)- D-glycopyranose))rs~o
+HO~OH
OH D • Galactose
OH
HO~---q
OHHO~OH
OHD - Glucose
HO
HO
Glykolyse
~~~~-'OH --- - -- -- --~
D - Glucose
Milchsäure-
gärung--- ---.-
Auswertung: pR - Werte im Käsereiansatz:
Pyruvat
HI
H3C-C-COOH
OHI
D - Milchsäure
pR - Rohmilch
:pR
=pR - nach Kulturzugabe
:pR
=pR - nach wenigen Minuten bakterieller Aktivität:
L..,;;...pR
= ...ISubstrat
fürdie Milchsäurebakterien ist das Kohlenhydrat Laktose. Im sog.
homofermentativen Abbau wird Lactose zu Milchsäure abgebaut. Der Anteil an
D - und L - Milchsäure ist abhängig von der jeweiligen Enzymausstattung der Mikroorganismen. Beim heterofermentativen Abbau entsteht u.a. CO2, daß bei Käse z.B. zur Lochbildung führt. Die Darstellung ist stark vereinfacht.
"Dicklegen der Milch"
Stark vereinfacht kann man das
.Dicklegen"
der Milch als Eindickung des Milchproteinanteils Casein unter Abscheidung der Molke bezeichnen.Das Milchprotein ist kein einheitlicher Bestandteil und läßt sich in Abhängigkeit von pH - Wert und verschiedenen Salzkonzentrationen in bestimmte Bestandteile trennen.
Tab. 6: Prozentuale Zusammensetzung der Hauptkomponenten der Kuhmilch
Proteinkomponente Anteil in
0/0Kasein 77 - 85 %
Us - Kasein 40 - 55 %
ß-
Kasein 25 - 350/0
X - Kasein 8 - 15
0/0
y - Kasein 3 -7 %
Molkenproteine ca. 20 %
Albumine 9.7 - 18,3 %
u -Lactatalbumin 2- 5 %
ß-
Lactatalbumin 7 -12 %Serumalbumin 0,7 - 1,3 %
Immunoglobulin 1,8 - 3,3 % Proteose - Pepton - Fraktion 2 -6 %
Membraneiweiß ca.4 %
• mögliche Trennung der Milchproteine Gesamtprotein (ca. 3,2 %)
I
Säuern auf pR= 4,6; Filtrieren1 1
Casein (ca.2,63 %)
Versuch 5) Säurefällung der Caseine
Molkenprotein (ca.0,57 %)
z.B.
a -
Lactalbumin,ß -
LactoglobulinChemikalien:
50 ml Frischmilch
wenige Tropfen Essigsäure (konz.)
Geräte:
Magnetrührer mit Rührfisch Pasteurpipette
300
m1
BecherglasDurchfiihrung:
50 ml Frischmilch werden mit dest. Wasser auf200
m1
aufgefüllt. Dazu wird langsam Essigsäure bis zur deutlichen Flockenbildung getropft.Bei weiterer Zugabe von Säure erhält man erneut eine Lösung.
Caseinfällung durch Säurezugabe
• bei säuern der Milch aufpR= 4,6 flocken die Caseine aus (I.E.P)
• bei weiterer Säurung löst sich der Niederschlag wieder auf
• pR der Rohmilch: ca. 6,8
,....---...-...,
, + '
/~ooc NH3.-, :-.
I
M
COO \t, HN +~
I 3 NH3 I
I I
\ ,
\·OOC COO~, '-,, NH3+ , ',,
..._----_...'
pH=4,6 isoelektrischer Bereich
Zwitterionenform
1 Caseinmicelle 2 innere Hydrathülle 3 äußere Hydrathülle
kationische Form
pH«4,6
anionische Form
Beim pH - Wert der Rohmilch liegen die Caseine in ihrer kationischen und somit gelösten Form vor. Ca. bei pH
=4,6 wird der Bereich erreicht, wo die Caseine in ihrer Zwitterionenform vorliegen und somit ausfallen. Bei weiterer Säurezugabe wird die anionische
Formder Caseine erreicht, die wiederum löslich ist.
• Säurefällung unterstützt durch: Austausch von Ca
2+gegen
2Ir
Die Caseine sind keine einheitliche Komponente, sondern aus einer Vielzahl verschiedener Komponenten zusammengesetzt.
• Zusammensetzung des Caseins:
Hauptkomponenten:
molares Verhältnis:
Usl /
ß +
Y/ K / U s2 ;ca. 8/8/3/2
Man stellt sich die Caseinmicellen aus Caseinsubmicellen zusammengesetzt vor.
Zur genauen Zusammensetzung der Caseinmicellen gibt es verschiedene Modelle, die sich teilweise widersprechen.
Die Caseinsubmicellen tragen z.T. an ihrer Oberfläche Phosphoserinreste, über die sie sich mit Calcium über sog. Calciumphosphatbrücken verbinden.
Eine weiter Möglichkeit
zur
Verbrückung besteht durch Calciumbrücken zwischen den Carboxylgruppen.• Micellbildung, z.T. über Calciumphosphatbrücken
• MicelIen aus 92 % Proteinund 8 %Mineralstoffen
Versuch 6)Phosphatnachweis aus enteiweißter Molke Geräte:Demonstrationsreagenzglas
Reagenzglasständer
Chemikalien:
Molke
(NRt)2S04 - Lsg. (konz.)
(NRt)~07024- Lösung, 15 %ig
HN03
(halbkonz.)Durchfühnmg: Molke (hergestellt durch Caseinausfällung aus Frischmilch mittels Eisessig) wird durch kochen mit Ammoniumsulfatlösung und anschließend
filtriert. Zu wenigen Tropfen der Probe werden gleiche Volumina der
Salpetersäurelösung und der Ammoniumsulfatlösung gegeben. Eine Blindprobe dest. Wasser wird gleich behandelt.
Beobachtung:
Im Falle der Probe fällt beim Kochen ein gelber Komplex aus,
im
Falle der Blindprobe bleibt die Lösung klar.Reaktionsgleichung summarisch:
12 CNHt)6Mo7024
+
7 H3P04+
51 HN03 ~ 7 CN"R!)3[P(Mo12040)] ~+
Ammoniumheptamolybdat Ammoniumdodekamolybdophosphat 51 ~N03
+
36 H20Tab. 3: Mineralstoffgehalt der Milch (bezüglich Ca2+und PO/-)
Mineralstoff Gehalt in mg / 100 g Vollmilch
Calciumionen Ca2+ 120
Phosphat z.B.
pol- 100
Schema der CalciumphosphatbIiicken zwischen den Caseinsubmicellen
OH OH OH
p 2-0-~-0·
·0-P-O·Ca2+ ·0-J-0-CH2-P
E
Ca2+E
p ~ ~
o-n~ P
T
O· OH ·0/ "
T
·O-P-o·Ca 2+
...C
I Ca2+ I
"
0#D
0~
o-mD
Micellenmodell
Abb.8:Schema einerCaseinmicelle;aus:Belitz,Grüsch,Lebensmittelchemie, S.264
,~
". .: Submizelle
r:
herausragende Kette .iC ~ (j(,re.11!\- Calciumphosphat
Elektronenoptisch hat man erkannt,
daß
die Micellen eine brombeerartige Oberflächenstruktur aufweisen.Daraus hat man auf einen Aufbau ausSubmicellen geschlossen. Die Submicellen sind laut einem Modell dergestalt aufgebaut, daß sich die hydrophoben Reste
im
Inneren der Submicelle anordnen und die hydrophilen Reste an der Oberfläche der Submicellen angeordnet sind, was auch die Verbrückung durch besagte Calciumphosphatbrücken möglich macht.Von den Caseinkomponenten der Milch ist allein das K - Casein bei dem
natürlichen Ca2+ - Gehalt der Milch löslich. Ein Teil der SubmicelIen ist enthält an ihrer Oberfläche K - Casein. Dieses ordnet sich hauptsächlich an der
Micelloberfläche an und hält diese somit kolloidal in Lösung.
K - Casein wiederum besteht aus einem löslichen und einem unlöslichen Bestandteil, die das Lab selektiv voneinander dergestalt trennt, das an den Caseinmicellen oder Submicellen nur der unlösliche Anteil zurückbleibt. Somit wird das Micellsystem destabilisiert und die Hydrathülle gestört, wodurch es zur Ausbildung einer Milchgels kommt.
erwünscht zur Käseherstellung:
• Übergang der Caseine vom kolloidalen System zum Gel Mittel
Lab (Labferment, Chymosin, Rennin):
Herkunft • Labmagen von Kälbern
Versuch 7) Käserei,Labfällung und Schneiden des Bruchs Geräte: siehe V. 4b
Rührfischangel
Käseharfe (oder ähnliches)
Chemikalien:
Lab (flüssig)
Durchführung:
Die durch Zugabe der Sauermilchkulturen angeimpfte und angesäuerte Milch wird mit etwas Lab - Wasser Gemisch versetzt. Das Rühren muß direkt nach der Zugabe gestoppt werden und der Rührfisch durch die Rührfischangel entfernt, damit sich das Gel in "Ruhe" ausbilden kann.
Je nach Labmenge kann das Gel nach 15 - 30 min mit der Käseharfe in regelmäßige Säulen zerschnitten werden.Dann muß sich einige Minuten die Molke absetzen.Danach wird der Bruch untergehoben, so daß nur gleich große Stücke übrig bleiben. Wenn genügend Molke ausgeflossen ist wird der Bruch über einem Sieb durch ein Leinentuch abgepreßt. Somit erhält man Frischkäse.
Pyg ... Phe105 _ Metl O6···Val
K - Casein Pyg: (Pyroglutaminsäure)
7
Pyg ... Phe105+
MetJ06 ... Val para - K - Casein GlykopeptidMilchgel
Abb. 6: Ausbildung eines Milchgels, aus:Töpel,Chemie und Physik der Milch, S.281
1 2
Oberflächenhaut lIohlraurnvvasser
3
4Kapillarwasser Adhäsionshaut
Voraussetzung für die Ausbildung des Ge/gerüstes:
• Aufhebung der gegenseitigen elektrischen Abstoßung
• Abnahme der Ladungszahl
• Hydrathüllenbleiben teilvveise erhalten und verhindern Koaleszenz
• Van - der - Waals - Anziehungkräfte übervviegen
• Haupt - und Nebenvalenzbindungen spielen eine Rolle (Einfluß der Calziumkonzentration)
• mechanische Bewegungführtzur Flockung
olke
als
Abfallprodukt?Abgabe der Molke durch Synärese
Synärese
Der.: Synärese ist die spontane Wasserabgabe ohne Mitwirkung äußerer Kräfte unter gleichzeitiger Volumenkontraktion
• Kontraktion gleichförmig in Richtung eines einzigen Schnunpfungszentrums
Abb, 7: Schema der Volumenkontraktion;aus:Töpel, Chemie und Physik der Milch, S 283
11.0 1110 lilO HIO Htf) HtO li10 HrO lltO Htf) li10 HchlfO<jm",ru.~r
Frisches Gelgerüst IIohJraurnvvasser
Im Gelsystem ist Wasser in Form von Hohlraumwasser, Kapillarvvasser und Hydratwasser enthalten. Das Hohlraumwasser enthält die echt vvasserlöslichen Bestandteile der Milch und tritt in Abhängigkeit von der Zeit als Molke aus.
Die Synärese erfolgt nach dem Exponentengesetz nach Kirchmeier (T
=16 - 45
°C) (bestimmt die Volumenveränderung)
v
= V .e -K(T-To)tV Volumen nach der Zeit t V
oVolumen nach 30 min
K Gelkonstante (=,225 • 10-
3min
-3K für ein Zeitintervall von 30 min)
T Temperatur
T
oNulltemperatur, bei der die Synärese stoppt (16
0C)
tDauer der Synärese
Das bedeutet: das Bruchvolumennimmt pro Zeit exponentiell ab
Die in der Zeit austretende Molke ist daher der im Gel noch vorhandenen
Flüssigkeit proportional.
Der Vorgang wird durch das sog. Schneiden des Bruchs beschleunigt, indem die Hohlraumstruktur zerstört wird. Je kleiner der Bruch geschnitten wird, umso härter wird letztlich der Käse. Zur Hartkäseherstellung wird der Bruch zusätzlich gebrannt, d.h. ca. 30
minauf 50° C erhitzt, um zusätzlich einen Teil des
Kapillarwassers auszutreiben. Der Bruch wird in der Folge abgeschöpft, gepreßt und im Salzbad eingelegt und der Käse reift durch weitere mikrobiologische und enzymatische Unsetzungen.
• Käseausbeute pro 100 kg Milch : ca. 8 kg Hartkäse oder 12 kg Weichkäse
Bei der Käseproduktion bleibt Molke in großen Mengen über. Aufgrund seines hohen Nährstoffanteils darf sie nicht in die Kanalisation abgegeben werden.
Aus dem gleichen Grund eignet sie sich zur Weiterverarbeitung in der Lebensmittelindustrie oder zur Rinderaufzucht.
Aufgrund seiner hochwertigen Proteine kann aus entwässerter Molke ein hochwertiger Käse hergestellt werden.
Inhaltsstoffe der Molke
Molkenproteine
Versuch 8 a) Nachweis der Molkenproteine durch Biuret - Reaktion
Geräte:
Demonstrationsreagenzgläser
Pipette
Chemikalien
Molke (Milch mit Eisessig enteiweißt, filtriert) NaOH c=
2
mol/lCUS04 - Lösung
(I
%ig)Durchfiihrung:
Etwas Molke wird in ein Reagenzglas gegeben und mit der halben Mende der Natronlauge versetzt. Nach Schütteln gibt man einige Tropen der CUS04 - Lösung (1 %ig) hinzu. Eine Violettfärbung zeigt das Protein an.Zum Vergleich wird eine Blindprobe mit desto Wasser durchgeführt.
Ausbildung des Biuret - Komplexes
/0' H R
~-6/I>O"
I
/0 0 \ "---~-NI IN-C---
I \ \ , /'
H \ ....
~
~~2+
ll.,"" \. H
.... i I
---~-1\\l 0 o'/N-
r- ---
{} /T-~
RR H ,,(}
2-
Kupfer - Ionen bilden mit Eiweißen in alkalischer Lösung violett gefärbte Protein - Kupfer - Komplexverbindungen. Bei der Blindprobe ist kein Komplexbildner vorhanden und die Kupferionen fallen als blaßblaues Kupferhydroxid aus.
Tab. 6: Proteinwertigkeitvon Milcheiweiß und einigen anderen Nahrungsproteinen
Nahrungsprotein biologische Wertigkeit
Vollei 100 %
Kuhmilch 91 %
Casein 77%
Lactalbumin 1040/0
Rindfleisch 80%
Sojabohnen 74%
Milchzucker
Milchzucker oder Lactose ist ein weiterer Hauptbestandteil der Molke.. Lactose ist ein Disaccharid aus einem Glucose - und einem Galactosebestandteil.
.2,5 - 5,5
%Lactose in KuhmilchOH
OH
R=
HO
OH
OH OH
Lactose (4-0-(ß-D-Galactopyranosyl)-D-glycopyranose)
Mutarotation
Imwäßrigen Milleu stellt sich über die offene al- Form ein Gleichgewicht
zwischen a -Lactose und ß - Lactose ein. Die Lage des Gleichgewichtes erklärt sich aus den jeweiligen Stellungen der funktionellen Gruppen.
OH
OH
OH
ß -
Lactose62%
[a]D 20: +
34°
imGleichgewicht: [a]D20= 52,5°
al- Form a -Lactose
38%
Versuch 8 b) Lactose - Gehalt der Milch Chemikalien:
Milch (Frischmilch) Hg(N03)2
Geräte: Polarimeter
Ein bekanntes Vohnnen Milch wird durch Zugabe von Quecksilbemitrat
vollständig entfettet und enteiweißt. Die klare Lösung wirdindas Polarimeterrohr gefüllt und der Drehwinkel bestimmt.
Bestimmung des Lactosegehaltes der Milch:
I- c
a =[a]i-- 100
0.:
Beobachtete Rotation der Winkelgeraden I: Länge des Polarimeterrohres indm
c: Konzentration der optisch aktiven Substanz in g / 100ml
[ah
t: spezifisches Drehvermögen der optisch aktiven Substanz bei der Temperatur t1: Temperatur in °C, i.A.20°C
Berechnung:
eingesetztes Milchvolumen : 200 ml
[0.],.20
= 52,6° 1= 1dm v = 60 mla -100
gc= 52,6 100mi
vor dem Ankonzentrieren:
I
CMilch= C • 0,3 =g/lOOml
lVerwertungmöglichkeiten der Molke:
• Kälberaufzucht (allgemein Tierfutter)
• Nahrungsmittelindustrie
Abb. 9: Vergleich verschiedener Zucker
Süßkraft verschiedener ZUcker in%
---·---··-'-- ··---- ..---:-··---1
100 90 80 70 60 50 40 30 20
10o ", iI<
Saccharose Glucose Galactose Lactose
Um Lactose effektiv als Süßmittel verwenden zu können wird sie enzymatisch in ihre beiden Bausteine Glucose und Galactose gespalten.
Literatur
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Das Hobbythek Buch Nr. 5
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