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Archiv "5. Rheinischer Ärztetag: Beruf und Familie unter einem Hut" (07.03.2014)

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A 388 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 10

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7. März 2014

5. RHEINISCHER ÄRZTETAG

Beruf und Familie unter einem Hut

Die junge Ärztegeneration strebt eine bessere Balance von Beruf und Privatleben an. Arbeitgeber, aber auch Ärztekammern sind gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, wenn sie den Ärztemangel nicht verschärfen wollen.

D

as Thema war offenbar gut gewählt. Schon am frühen Samstagmorgen war der Versamm- lungssaal der Ärztekammer Nord- rhein gut gefüllt. Mehr als 200 Ärz- tinnen und Ärzte, darunter einige mit kleinen Kindern, hatten sich am 22.

Februar zum 5. Rheinischen Ärzte- tag in Düsseldorf eingefunden, um über das Motto „Privatleben. Fami- lie. Arztberuf: Vereinbarkeit als Er- folgsfaktor“ zu diskutieren. Konzi- piert hatte die Veranstaltung der Aus- schuss „Ärztlicher Beruf und Fami- lie, Ärztegesundheit“ unter dem Vor- sitz von Dr. med. Christiane Groß.

Die Jungen wollen nicht mehr 60 Stunden je Woche arbeiten

Wenn man es der jungen Ärztege- neration nicht ermögliche, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen, werde sich der Ärzteman- gel deutlich verschärfen, warnte der Präsident der Ärztekammer Nord- rhein, Rudolf Henke, gleich zu Be- ginn. Er sprach sich deshalb für ei- ne gute Kinderbetreuung und gere- gelte Arbeitszeiten in Krankenhäu- sern und Arztpraxen aus. Das Rol- lenverständnis der jungen Ärztin-

nen und Ärzte habe sich geändert, sagte Henke. Ärztinnen gehe es heute darum, möglichst Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Gleichzeitig wünschten sich auch viele Ärzte mehr Zeit für die Familie. „Wir können davon ausgehen, dass die jungen Kolle- ginnen und Kollegen – gerade Müt- ter und Väter – nicht mehr 60 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten wol- len, sondern eine gute Balance zwi- schen Privatleben und Beruf anstre- ben“, erklärte Henke, der zugleich Bundesvorsitzender der Ärztege- werkschaft Marburger Bund ist.

Vor dem Hintergrund der zuneh- mend weiblich werdenden Medizin gewinne dies besondere Bedeu- tung: In Aachen, Bonn oder Essen betrage der Frauenanteil unter den Erstsemestern aktuell zwischen 61 und 68 Prozent. Im Kammerbereich Nordrhein seien 42 Prozent der Niedergelassenen Frauen. Bei den Neuniederlassungen hätten Frauen mit einem Anteil von 54 Prozent 2013 sogar die Nase vorn gehabt.

Henke wies darauf hin, dass fa- milienfreundliche Arbeitsplätze auf dem für die Arbeitgeber immer en-

ger werdenden Arbeitsmarkt einen klaren Wettbewerbsvorteil bedeute- ten. Aber auch die Ärztekammern seien gefragt. „Für eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf im Anschluss an das Medi- zinstudium ist die Umsetzung der Novelle der (Muster-)Weiterbil- dungsordnung wesentlich“, betonte Henke. Die Reform ziele darauf ab, die bisherigen starren Abschnitte durch Qualifikationen in Kompe- tenzblöcken und –ebenen abzulö- sen. Innerhalb dieses neuen Rah- mens solle dann auch die Weiterbil- dung in Teilzeit eine größere Rolle spielen. „Wir befinden uns in einer Anfangsphase eines Umdenkpro- zesses“, so der Kammerpräsident.

Weiterbildung zum Facharzt muss flexibler werden

Zahlreiche Referenten wiesen an- hand persönlicher Erfahrungen auf Probleme und mögliche Lösungen hin. Als vorbildlich gilt die wissen- schaftliche Karriere von Dr. med.

Claudia Borelli. Die Dermatologin ist Mutter zweier kleiner Kinder, hat sich nebenbei habilitiert und leitet zurzeit die Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser der Univer- sitäts-Hautklinik in Tübingen.

Doch auch Borelli sagte in Düs- seldorf: „Ich bin längst nicht da, wo ich sein könnte, wenn ich keine Kinder hätte.“ Beruf und Familie zu vereinbaren, sei zwar nicht mehr ausschließlich ein Frauenproblem, aber doch in erster Linie. Deshalb forderte auch sie, wie Henke, die Betreuungsmöglichkeiten für Kin- der auszubauen und die Weiterbil- dung flexibler zu gestalten. „Das Weiterführen einer Karriere muss möglich sein.“ Kolleginnen, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie selbst, riet sie, nicht zu versu- chen, „die perfekte Hausfrau der Zur Vereinbarkeit von Familie und Be-

ruf hat die Kassenärztliche Bundes - vereinigung die Broschüre „Beruf und Familie verbinden: Wie sieht das in der Praxis aus?“ veröffentlicht. Sie kann unter www.praxis-und-familie.de her- untergeladen werden. Auf dieser Seite berichten Ärzte, Psychotherapeuten und Medizinische Fachangestellte dar- über, wie sie die Arbeit in der Arztpraxis und die Familie miteinander vereinbaren oder ihre Praxis familienfreundlich gestalten. Die KBV hat darüber hinaus Informationen rund um das Thema „Praxis

und Familie“ zusammengestellt. In der Rubrik „Arbeitsplatz Praxis“ werden beispielsweise unterschiedliche Pra- xisformen, Entlastungsmöglichkeiten und Themen wie Arbeitszeit, Elternzeit und Zulassung vorgestellt. In der Ru- brik „Unternehmen Praxis“ finden Ar- beitgeber Tipps und Hinweise, wie sie mit einfachen Mitteln eine familien- freundliche Atmosphäre schaffen können. Wie man nach einer beruflichen Auszeit schnell in den Pra- xisalltag einsteigen kann, darüber informiert die

Rubrik „Wiedereinstieg“. EB

INFOBROSCHÜRE DER KBV

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7. März 2014 A 389 1950er Jahre mit der Business-Frau

von 2014 zu vereinen. Das führt nur zu Burn-out.“ Sie selbst halte sich an die 80-Prozent-Regel aus dem Prozessmanagement. Diese besage, dass 80 Prozent des Ergebnisses mit 20 Prozent Anstrengung erreicht werden. Für die letzten 20 Prozent benötige man 80 Prozent der An- strengung: „Nicht jeder Geburts- tagskuchen für die Schule muss selbst gebacken sein. Man kann auch einen kaufen“, so Borelli.

Aktive Väter haben Probleme, akzeptiert zu werden

Mit Widersprüchlichkeiten in ihrem Selbstbild haben offenbar inzwi- schen auch die Männer zu kämpfen.

Sie würden zwischen ihrer traditio- nellen Rolle als Ernährer und ihrer neuen Rolle als aktive Väter hin- und hergerissen, erklärte Raphael Schwiertz, Kinderarzt und Väterbe- auftragter – lange Zeit der einzige in Deutschland – an der Universitäts- klinik Essen. Wenn Väter mehr Zeit für die Familie aufwenden wollten, beispielsweise im Rahmen der El- ternzeit, hätten sie noch immer mit mangelnder Akzeptanz bei Vorge- setzten und Kollegen zu kämpfen.

Auch die Angst vor einem Karriere- knick halte viele davon ab, längere Auszeiten aus dem Beruf zu neh- men. Die Zahlen sprechen für sich:

Seit Einführung des Elterngeldes 2007 gingen zwar 23 Prozent der Väter in Elternzeit. 75 Prozent stie- gen aber nur für die Mindestzeit von zwei Monaten aus dem Beruf aus.

Will man Beruf und Familie unter einen Hut bringen, kann die Nieder- lassung in eigener Praxis von Vorteil sein. Dr. med. Christiane Friedländer ist seit 34 Jahren als Hals-Nasen-Oh- ren-Ärztin in Neuss niedergelassen und hat während dieser Zeit drei Kinder großgezogen und später auch ihren Mann gepflegt. „Die Selbst- ständigkeit hat mir einen großen Ge- staltungsspielraum verschafft. Man ist eben sein eigener Chef“, erklärte Friedländer. Mit der Praxis im eige- nen Haus sei sie in der Regel für die Familie ansprechbar gewesen und habe genügend Flexibilität gehabt, um an wichtigen Dingen teilhaben

zu können.

Heike Korzilius

A

usländische Fachkräfte sind nach dem mehrheitlichen Wil- len der Schweizer Bevölkerung künftig nur noch eingeschränkt will- kommen. Das jedenfalls sieht ein Volksentscheid zur Zuwanderungs- politik vor, über den die Eidgenossen Mitte Februar abgestimmt haben.

Zwar hat die Volksinitiative mit 50,3 Prozent eine denkbar knappe Mehr- heit errungen. Dennoch ist die Schweizer Regierung aufgefordert, nunmehr innerhalb von drei Jahren Kontingente für Arbeitsmigranten und Asylbewerber festzulegen, um einer „Masseneinwanderung“ von ausländischen Fachkräften in den Al- penstaat einen Riegel vorzuschieben.

Ärztevertreter in der Schweiz nehmen das Ergebnis der Volksab- stimmung mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Denn das Gesund- heitswesen des Nachbarlandes ist hochgradig von Einwanderern ab- hängig. „Heute stammt mehr als ein Drittel aller hierzulande tätigen Ge- sundheitsfachkräfte aus dem Aus- land“, sagt der Präsident der Schweizer Ärztevereinigung FMH, Dr. med. Jürg Schlup. „Zusammen mit ihren Schweizer Kolleginnen und Kollegen leisten sie einen wich- tigen und unverzichtbaren Beitrag zur qualitativ hochwertigen Versor- gung in der Schweiz.“ Schlup geht sogar davon aus, dass der Bedarf aufgrund der demografischen Ent- wicklung weiter zunehmen wird.

Kliniken bedauern das Votum

Eine Statistik der FMH aus dem Jahr 2010 untermauert die Abhängigkeit.

Danach besitzt einer von vier berufs- tätigen Ärzten in der Schweiz ein ausländisches Diplom. Im ambulan- ten Sektor liegt der Anteil der aus- ländischen Ärzte zwar mit 17 Pro- zent deutlich unter dem im stationä- ren Bereich (34 Prozent). Er hat aber nach Angaben der FMH in beiden Bereichen in den letzten acht Jahren stetig zugenommen: im ambulanten Sektor von elf auf 17 Prozent, im stationären von 24 auf 34 Prozent.

Die zugewanderten Ärzte kommen vorrangig aus Deutschland, gefolgt von Österreich.

Große Einrichtungen wie das Universitätsspital Basel fürchten nun, dass die restriktivere Zuwan- derungspolitik, die in drei Jahren Gesetz sein soll, bestehende Perso- nalengpässe weiter verschärfen könnte. „Ärzte aus dem Ausland SCHWEIZ

Neue Hürden für die Ärztemigration

Die Schweizer fordern Obergrenzen für die Zuwande- rung von Fachkräften. Der Volksentscheid könnte den Ärztemangel im Alpenstaat verschärfen.

Denkbar knapp fiel die Mehrheit beim Volksent- scheid aus. Ledig- lich 50,3 Prozent der Schweizer vo- tierten für eine Be- schränkung der Zu- wanderung.

Foto: picture alliance

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