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Mikrowellen erhöhen die Ölausbeute

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Academic year: 2022

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NACHERNTETECHN OLOGIE

Christoph Oberndorfer und Firous Ebrahim-Nesbat, Göttingen

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Mikrowellen erhöhen die Olausbeute

Veränderungen der Mikrostruktur von Rapssaat durch den Einsatz von Mikrowellenenergie

Die thermische Vorbehandlung von

Rapssaat ist ein maßgeblicher Fak- D

ie thermische Vorbehandlung von Öl-saaten stellt einen wichtigen Schritt bei der Gewinnung von Pflanzenölen dar, die ei­

tor zur Steigerung der Ölausbeute

nen wesentlichen Einfluss auf die Effizienz

im Rahmen der Pflanzenölgewin-

des Verfahrens und die Qualität der erzeug- ten Produkte hat. Dieser Schritt dient nicht

nung. Dieser Effekt beruht auf

nur der Inaktivierung saateigener Enzyme,

mikrostrukturellen Veränderungen der Saat, die durch die Behandlung verursacht werden. Die vorgestell­

ten mikroskopischen Untersuchun- gen zeigen, dass eine Vorbehand­

lung der Ölsaat mit Mikrowellen mikrostrukturelle Veränderungen verursacht und somit eine in frühe­

ren Versuchen festgestellte Er- höhung der Ölausbeute durch den Einsatz von Mikrowellenenergie erklärbar ist.

D ipl.-lng. agr. Christoph Oberndorfer ist als wissen­

schaftlicher Mitarbeiter a m Institut für Agrartechnik in G öttingen, G utenbergstraße 33, 37075 G öttingen, tätig; e-mail: cobernd@gwdg.de

D r. Firous Ebrahim-Nesbat ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz in Göttingen, Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen; e-mail: febrahi@gwdg.de

Schlüsselwörter

Vorbehandlung von Rapssaat, Mikrowellenenergie, Mikrostruktur von Rapssaat

Keywords

Pretreatment of rape seed, microwave energy, microstructure of rape seed

Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 99403 erhältlich oder über Internet http://www.landwirt­

schaftsverlag.com/landtech/local/fliteratur.htm abrufbar.

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der Zerstörung toxischer Substanzen und der Desinfektion des Materials von B akterien und Pilzen, sondern vor allem auch der Ver­

besserung der physikalischen Verarbeitungs­

eigenschaften des Rohmaterials. Hierzu zählen die Verbesserung des Fließverhaltens des Öles durch die temperaturbedingte Vis­

kositätserniedrigung, die Reduktion der Af­

finität des Öles zu festen Oberflächen sowie die Erhöhung der Saatplastizität Ein ganz wesentliches Ziel der thermischen Vorbe­

handlung besteht jedoch in der Koagulation der Eiweißbestandteile und dem Aufschluss oder besser dem "Aufsprengen" der intakten Zellen durch den erhöhten Innendruck, so dass das Öl bei der anschließenden Pressung frei abfließen kann beziehungsweise das Lö­

semittel bei Verwendung der Extraktions- technik leicht eindringen und mit Öl beladen

Bild 1: Lichtmikroskopische Aufnahme eines unbehandelten, mit Methylenblau angefärbten Rapskornes Fig. 1: Light microscopic photo of an untreated rape seed grain,stained with methylene blue

Bild 2: Lichtmikroskopische Aufnahme eines mikrowellenbehandelten, mit Methylenblau angefärbten Rapskornes (Ausschnitt siehe Bild 5)

Fig. 2: Light microscopic photo of a microwave treated rape seed grain, stained with methylene blue (section see Fig. 5)

als Miscella wieder austreten kann [1, 2, 3].

Diese Resultate können auch durch eine Vorbehandlung mit Mikrowellenenergie er­

zielt werden. So wies beispielsweise mikro­

wellenbehandelte Rapssaat eine deutlich höhere Ölausbeute auf als unbehandelte.

Gleiches gilt für Qualitätsparameter wie Säure- und Peroxidzahl, die nach der Be­

handlung ebenfalls deutlich bessere Werte aufwiesen [4].

Um den Ursachen dieser Veränderungen, insbesondere den Griinden für die höhere Ölausbeute, auf mikrostruktureller Ebene nachzugehen, wurden die Saatproben unter dem Licht- und Elektronenmikroskop auf Veränderungen der Zellstruktur untersucht.

Ähnliche Untersuchungen an mikrowellen­

behandelter Rapssaat wurden bereits von MAHESHWARI et al. 1 9 8 1 durchgeflihrt und Veränderungen an der Zellstruktur fest­

gestellt [3]. Diese Autoren folgerten auch bereits eine dadurch begründete Erleichte­

rung der Ölgewinnung und eine erhöhte Öl­

ausbeute, ohne diese Vermutung jedoch zu verifizieren.

54. Jahrgang LANDTECH N I K 4/99

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Versuchsanstellung

Im Zuge der Vorbehandlung wurden Raps­

proben von jeweils 800 g auf dem Drehteller einer Experimentai-Mikrowellenanlage pla­

ziert und mit einer Mikrowellenleistung von 1 200 W auf Temperaturen von 80, 90 und 1 00 oc auf geheizt. Anschließend wurden die Proben mit einer Fixierlösung aus 2,5%

Glutaraldehyd in 50 mM Phosphatpuffer (pH 7 ,2) getränkt und anschließend zwei Stunden lang bei Raumtemperatur gelagert.

Nach mehrfachem Waschen im gleichen Puffer kamen sie über Nacht in einen Kühl­

schrank und wurden am nächsten Tag mit ei­

ner 2%-igen Osmiumtetroxidlösung (in 50 mM Phosphatpuffer bei pH 7 ,2) nachfixiert Die Proben wurden daraufhin zweimal mit destilliertem Wasser gespült und in eine 1 %­

ige wässrige Kaliumpermanganatlösung eingelegt. Dann folgten mehrere Waschgän­

ge und die Dehydrierung der Proben durch Einlegen in Acetonlösungen verschiedener Konzentrationen. Abschließend erfolgte die Einbettung in Spurr'sches Harz bei 70 °C.

Die Präparate wurden mit einem Diamant­

messer geschnitten. Die Anfarbung der licht­

mikroskopischen Präparate erfolgte mit Me­

thylenblau. Die elektronenmikroskopischen Präparate wurden mit einer wässrigen Lö­

sung aus Uranylacetat und Bleicitrat nach-

54. Jahrgang LANDTECHNIK 4/99

Bild 3: Elektronenmikroskopische Auf­

nahme eines unbehandelten Rapskornes (L: Lipidtropfen; A: Aleuronkorn) Fig. 3: Electron microscopic photo of an untreated rape seed grain (L: Iipid drop;

A: aleuron grain)

Bild 4: Elektronenmikroskopische Auf­

nahme eines mikrowellenbehandelten Rapskornes

Fig. 4: E/ectron microscopic photo of a microwave treated rape seed grain

Bild 5: Elektronenmikroskopische Auf­

nahme des Randbereiches eines mikro·

wellenbehandelten Rapskornes (ver­

größerter Ausschnitt aus Bild 2) Fig. 5: Electron microscopic photo of the border of a microwaved rape seed grain (enlarged section from Fig. 2)

kontrastiert, mit einem Transmissionselek­

tronenmikroskop Zeiss EM 1 0 untersucht und die Ergebnisse fotografisch dokumen­

tiert.

Ergebnisse

Die lichtmikroskopischen Aufnahmen zei­

gen deutliche Unterschiede zwischen den behandelten und den unbehandelten Proben.

Diese betreffen vor allem die Gestalt der Zellen, die Größe und die Häufigkeit von Spherosomen (Lipidtröpfchen) sowie die Anzahl und die Größe von Aleuronkörnern (Proteinkörper). Im unbehandelten Gewebe sind die Lipidtröpfchen klar erkennbar und mit einer deutlich sichtbaren Membran um­

geben (Bild 1). In den mikrowellenbehandel­

ten Proben sind diese Öltröpfchen nahezu verschwunden oder haben ihre klare Ab­

grenzung verloren. Die Zellinhalte sind koa­

guliert und haben sich von der Zellwand gelöst, wodurch am Zellrand eine Zone ent­

standen ist, die von cytoplasmischen Ein­

schlüssen nahezu vollständig frei erscheint (Bild 2).

Unter dem Elektronenmikroskop sind die Aleuronkörner (A) und die Spherosomen (L) in den unbehandelten Proben als intakt erkennbar (Bild 3). Die Stärkekörner (A)

enthalten eine amorphe Masse aus Lager­

proteinen und nicht näher bestimmbaren körnigen Proteinen (Globoidstrukturen). Sie sind in großer Zahl vorhanden und von klei­

neren Lipidkörpern (L) umgeben. Die An­

wendung von Mikrowellenenergie veränder­

te die sehr feine Struktur der Zellkomparti­

mente und -einschlüsse deutlich (Bild 4).

Die Aleuronkörner (A) wurden beschädigt, der Inhalt wurde denaturiert und trat teilwei­

se aus. In den Proteinkörpern entstanden zahlreiche kleine Vesikel (Hinweispfeile), die als Mikrokanäle zur Steigerung der Öl­

ausbeute beitragen könnten. Die Öltröpf­

chen (L) umgeben die veränderten Struktu­

ren der Stärkekörner und sind in eine elek­

tronendichte Matrix (m) eingebettet. Die Lipidkörper (L) sind von sehr unterschiedli­

chem Durchmesser und wurden durch die Mikrowellenbehandlung weniger elektro­

nendurchlässig. Bei höherer Vergrößerung des Ausschnittes in Bild 2 ist außerdem zu erkennen, dass die oben erwähnte nahezu leer erscheinende Randzone mit einer sehr großen Anzahl kleiner Öltröpfchen (L) ge­

füllt ist, die von einer feinen Membran um­

geben sind (Bild 5). Diese Feinmembran könnte durch die Mikrowellenbehandlung Risse bekommen haben und somit zur leich­

teren Ölgewinnung beitragen. Diese Rissbil­

dung in der Membran der Öltröpfchen sowie die Verringerung des Tröpfchendurchmes­

sers aufgrund der Mikrowellenbehandlung stellen mögliche Ursachen für die festge­

stellte Steigerung der Ölausbeute dar.

Zusammenfassung und Ausblick Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine Vorbehandlung der Rapssaat mit Mikrowel­

len deutliche Veränderungen in der zel­

lulären Mikrostruktur verursacht. Die in den Zellen enthaltenen Proteine koagulieren er­

wartungsgemäß und konzentrieren sich in der Zellmitte. Die Öltröpfchen werden durch die Wärmewirkung offenbar "auseinander­

geschüttelt", in ihrer Größe stark vermindert und bilden entlang der Zellwände eine ölge­

füllte Zone. Es wird jedoch auch klar, dass vor allem die erhöhte Ölausbeute nicht wie erwartet durch ein Aufplatzen der Zellen und ein Aufsprengen der Zellwände erklärt wer­

den kann, da diese Strukturen weiterhin in ihrer ursprünglichen Form bestehen bleiben.

Es scheint jedoch vorstellbar, dass sie durch die Mikrowellenbehandlung aufgrund von Rissbildungen in den Membranen öldurch­

lässiger geworden sind beziehungsweise die nach der Behandlung sehr viel kleineren Li­

pidtröpfchen durch vorhandene Kapillaren leichter passieren und abfließen können.

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Referenzen

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