Bisher erfolgte der Bild- aufbau in der Ultraschalltech- nologie aus den reflektieren- den Amplituden der ausge- sandten Echos. Nun ist es ge- lungen, mit dem System Se- quoia der Acuson Corp., Ka- lifornien, einen prinzipiell neuen Ansatz auszuarbeiten.
Man ging von der grundsätzlichen Überlegung aus, so Nelson Wright, Ent- wickler des Systems, daß alle zur Verfügung stehenden Informationen beim Ultra- schall im reflektierenden Echo liegen. Jedoch wurde bei der herkömmlichen Tech- nologie nicht die Phasenin- formation des Echos genutzt.
Die Entwickler von Sequoia haben es geschafft, die Bild- datendichte durch Nutzung beider Informationsquellen zu erhöhen. Statt mit eindi- mensionalen Scanlinien ar- beitet man bei diesem System mit zweidimensionalen Bild- zellen. Der Gebrauch der Phaseninformation wird dabei zu einer Schlüsseltechnologie und ermöglicht, Bilder nach dem Grundsatz „doppelt so viele Informationen in der Hälfte der Zeit“ zu erzeugen.
Bei der ersten Präsentation des Sequoia-Systems in Zürich zeigten erste Erfahrungen mit dem Ultraschallgerät eine bis- lang nicht für möglich gehalte- ne Bildqualität.
Prof. Dr. med. Manfred Hansmann, Direktor des Instituts für pränatale Dia- gnostik und
Therapie der Universität Bonn, zeigte die Ultra- schallaufnah- me des Ge- sichts eines 23 Wochen alten Fötus.
Deutlich zu sehen waren die Zunge und die dar- an angren- zenden Or- gane. Des
weiteren präsentierte er Bil- der eines gleichaltrigen Fö- tus, dessen verstopfte Nase genau zu erkennen war.
Prof. Hansmann betonte die Bedeutung des neuen Sy- stems für die pränatale Dia-
gnostik, da die fötale Kardio- logie einen hohen Stellenwert gerade bei der Trisonomie 21 oder 23 hat. Nach seinen er- sten Erfahrungen mit dem Sy- stem lassen sich kardiale Blu- tungsareale des Embryos von 12 Millimetern darstellen. Die- se ausgefeilte Technik ermög- licht ebenfalls eine wesentlich bessere fötale Überwachung von Stoffwechselvorgängen.
Nach Hansmann wäre es so- mit auch möglich, eine bevor-
stehende Insuffizienz der Pla- zenta zu bemerken.
Eine weitere Verbesse- rung liefert die Gerätetech- nologie in der Kardiologie.
Prof. Dr. med. Heinz Lam- bertz, Leiter der Abteilung
Kardiologie an der Deut- schen Klinik für Diagnostik, betonte Vorteile in diesem Bereich. „Mit der verfeiner- ten Ultraschalltechnologie ist es möglich, die Belastungs- echokardiographie auf noch festere Füße zu stellen. Hier kann die bildliche Darstel- lung der Wanddickenzunah- me des Kammermyokards dazu führen, Patienten für ei- ne Koronarangiographie bes- ser zu selektieren.“
Das zweite Einsatzgebiet sieht Prof. Lambertz bei den Klappenproblemen. Er ist der Ansicht, daß hier, durch die genaue Bilddarstellung, schon vor dem eigentlichen Operationseingriff der Ope- rateur eine genaue Diagno- stik der Lage der Sehnenfä- den vor rekonstruktiver Mi- tralklappenoperation stellen kann, was mit anderen bildge- benden Verfahren nicht mög- lich ist.
Der dritte effektive Nut- zen liegt für ihn in der besse- ren Erkennung von arterio-
sklerotischen Läsionen der großen herznahen Gefäße.
Mit dem Sequoia-System ist es möglich, 0,2 Millimeter große thrombotische hoch- mobile Auflagerungen auf den Plaques der Aortenbö- gen sichtbar zu machen.
Auch könnten Flüsse der kleinen Aufteilungsarterio- len im Kammer- wie auch Spitzenmyokard gemessen werden. Derzeit stellt diese Technologie jedoch keine Al- ternative zum diagnostischen Herzkatheterismus dar. Alles in allem ein vielversprechen- des System, das jedoch mit 300 000 Dollar auch einen stolzen Preis hat. Es bleibt zu hoffen, daß der neue tech- nologische Ansatz auch Ein- zug in kleinere, kostengünsti- gere Geräte für die Allge- meinpraxis findet. Hersteller:
Acuson GmbH, 91052 Er- langen. Catrin Marx
A-1973 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 30, 26. Juli 1996 (53)
V A R I A TECHNIK FÜR DEN ARZT
Entscheidende Neuerung in der Ultraschalldiagnostik
Transösophageales Echokardiogramm mit Darstellung des Aortenbogens bei ei- nem jungen gesunden Patienten. Die innere Wandschicht der posterior gelege- nen Aortenbogenabschnitte kommt mit exzellenter Auflösung zur Darstellung (ausgemessene Dimension: 0,5 Millimeter). Foto: DKD, Wiesbaden
Fötales Training der Atemmuskulatur. Hier zu sehen der Vor- gang der Exspiration. Die Abbildung zeigt einen Fötus nach der 20. vollendeten Schwangerschaftswoche. Foto: M. Hansmann