Budgetablösung
KBV für zügige Umsetzung
Kassenärzte wollen in die- sem Jahr Vereinbarungen mit den Kassen treffen.
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ie Kassen sollten bereits im Jahr 2001 mit uns kon- krete Vereinbarungen treffen, damit das Arzneimittelbud- get-Ablösegesetz 2002 auch umgesetzt werden kann.“ Das forderte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesver- einigung (KBV), Dr. med.Manfred Richter-Reichhelm, nach einem Gespräch mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und Vertre- tern der Spitzenverbände der Krankenkassen am 14. Juni in Berlin. Kassen und Ärzte müs- sten zügig ein morbiditätsbe- zogenes Richtgrößenkonzept erarbeiten und bedarfsgerech- te Ausgabenvolumen für Arz- nei-, Verband- und Heilmittel festlegen. Die KBV sei bereit, ihren Anteil an der gemeinsa- men Verantwortung für die Arzneimittelversorgung zu übernehmen. „Nun wird sich zeigen, ob die Kassen es auch sind“, sagte Richter-Reich- helm.
Kassen und KBV präsen- tierten der Ministerin eine ge- meinsame Bundesempfeh- lung zur Steuerung der Arz- nei- und Verbandmittelversor- gung. Sie soll Kassen und Ärz- ten auf Landesebene helfen, den Ausgabenanstieg bei den Verordnungen zu dämpfen.
Ein Daten-, Informations- und Beratungsmanagement soll eingeführt und die Arznei- mittelversorgung anhand von Zielvorgaben bewertet wer- den.„Dass wir so kurzfristig eine gemeinsame Bundes- empfehlung ausgearbeitet ha- ben, belegt, dass die Selbstver- waltung handlungsfähig ist“, sagte Dr. med. Leonhard Han- sen, Zweiter Vorsitzender der KBV und im Vorstand zustän- dig für Arzneimittelfragen.
In ihrer Bundesempfehlung rufen Kassen und Ärzte Mini-
sterin Schmidt zudem dazu auf, den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen zu legitimieren, innerhalb der Arzneimittelrichtlinien den Leistungsanspruch der Versi- cherten abschließend zu kon- kretisieren. Außerdem for- derten sie, den Mehrwertsteu- ersatz auf Arzneimittel zu hal- bieren. Allein dadurch, so Hansen, könne die Gesetzli- che Krankenversicherung um drei Milliarden DM pro Jahr entlastet werden.
Vorschuluntersuchung
Schwächen ausgleichen
Förderbedarf bei 23 Pro- zent der Vorschulkinder
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in Screening bei den Ein- schulungsuntersuchungen der Gesundheitsämter in Ba- den-Württemberg ergab, dass bei 23 Prozent der Kinder Teil- leistungsstörungen vorliegen.Am häufigsten wurden Defizi- te bei der Wahrnehmung und Wiedergabe grafischer Zei- chen festgestellt, gefolgt von
Defiziten bei akustischer Dif- ferenzierung. Untersucht wur- den 5 912 Schulanfänger. So- zialminister Dr. Friedhelm Repnik sagte, betroffene Kin- der würden häufig als zurück- geblieben abgestempelt. Dabei könnten viele durch einfache Übungen ihre Schwächen bis zum Schulanfang ausgleichen.
Ausstellung
„Gewissenlos – Gewissenhaft“
Stadtmuseum Erlangen beschäftigt sich mit Menschenversuchen in Konzentrationslagern.
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ie konnten Ärzte so etwas tun? Diese Fra- ge stellt man sich, wenn man eine KZ-Gedenkstät- te betritt. Auf der Suche nach einer Antwort geht die Ausstellung „gewissen- los – gewissenhaft“, die bis 29. Juli im Stadtmuseum Erlangen zu sehen ist, den Voraussetzungen nach, die es Ärzten erlaubten, am Menschen zu experimen- tieren. Die Ausstellungs- eröffnung war gleichzeitig auch der inoffizielle Auf- takt des IPPNW-Kongres- ses „Medizin und Gewis- sen“, der Ende Mai in Er-langen stattfand. Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Fotografien, Dokumente und Objekte aus Gedenkstät- ten, Archiven und Museen in Deutschland, Frankreich, Israel und den USA. Die Leiden der Opfer werden eben- so dokumentiert wie das Vorgehen der Täter, „die diese Versuche an den ihnen ausgelieferten Menschen aus Ehr- geiz und Geltungssucht, Sadismus und Gewissenlosigkeit durchführten“, so das Stadtmuseum Erlangen. Informiert wird auch über den Umgang mit den Tätern und das wei- tere Schicksal der Opfer nach 1945. Informationen: www.
gesch.med.uni-erlangen.de
A K T U E L L
A
A1648 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 25½½½½22. Juni 2001
Häufig sind Defizite bei der Wie- dergabe graphischer Zeichen.
Aus der Ausstellung: KZ-Häftlin- ge beim Appell
DÄ-Internet-Forum
Ärzteschaft im Umbruch
Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken sorgen weiter für Gesprächsstoff.
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rüher sei das Deutsche Ärz- teblatt nicht gerade ein Sprachrohr von Ärzten in un- erfreulichen Arbeitssituatio- nen gewesen, schreibt ein Arzt im DÄ-Internet-Forum„Vermischtes“. Die Rolle des DÄ in der momentanen Auf- bruchstimmung dürfe nicht unterschätzt werden.
Zur Erinnerung: Die Aus- beutung der Arbeitskraft und die Überlastung insbesondere junger Ärztinnen und Ärzte hat das DÄ in mehreren Beiträgen thematisiert. Auch auf dem 104. Deutschen Ärz- tetag in Ludwigshafen war es ein zentrales Thema. Der Druck dürfe nicht weiter von oben nach unten weiterge- reicht werden, hieß es dort.
Um den Meinungsaus- tausch zu intensivieren, hat das DÄ ein Internet-Forum zur Arbeitssituation in den Krankenhäusern eingerichtet (www.aerzteblatt.de, Rubrik:
Ausbeutung). Die Redaktion bittet alle Ärztinnen und Ärz- te, sich an dieser wichtigen Diskussion beteiligen.
Foto: Stadtmuseum Erlangen Foto: BilderBox