DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
PERSONALIA
Geburtstage
Emil Greul 90 Jahre — Bei guter Gesundheit und in geistiger Fri- sche vollendet Dr. Emil Greul, Bremen, am 29. Dezember 1985 sein 90. Lebensjahr.
Der in Neubessingen/Oberpfalz geborene Greul schloß nach zwei- maliger Verwundung im Ersten Weltkrieg sein Medizinstudium 1921 in Würzburg ab und trat ein Jahr später als Marineunterarzt in die Reichsmarine ein. Nach Bord- kommandos und Verwendung an Land wurde ihm aufgrund seiner umfassenden Erfahrungen nach der Aufgliederung der Pepiniere in selbständige Einrichtungen der drei Waffengattungen als erstem deutschen Marinesanitätsoffizier
Emil Greul Foto:
Knoche
1941 die Leitung der Marineärzt- lichen Akademie in Tübingen übertragen.
In der vom Krieg fast unberührten Stadt gab Greul dieser akademi- schen Ausbildungsstätte eine be- sondere Prägung, die weit über den ihm „von oben" gesetzten Rahmen hinaus ging. Humanität, Kollegialität und soweit in der da- maligen Zeit möglich, liberale Ge- danken, ließen die Marineärzt- liche Akademie zu einer Stätte der Begegnung junger Akademiker werden, wie man sie sich nicht besser wünschen konnte. Ihm un- terstanden auch die nach Frei- burg und Straßburg verlagerten
Ausbildungsabteilungen für den ärztlichen Nachwuchs der Kriegs- marine.
1942 wurde Greul zum Admiral- arzt befördert und 1943 zum Chef des Sanitätswesens der Kriegs- marine berufen. In dieser Funk- tion erwarb er sich große Verdien- ste und stellte unter anderem si- cher, daß ein Großteil der aus Ost- preußen über die Ostsee nach Norddeutschland und Dänemark flüchtenden Bevölkerung ent- sprechend den gegebenen Mög- lichkeiten ärztlich gut versorgt wurde.
Nachdem er aus der Kriegsgefan- genschaft 1947 zurückgekehrt war, berief ihn der Senat der Stadt Bremen zum Präsidenten der Lan- desgesundheitsverwaltung. Er ist damit der erste Flaggoffizier des Zweiten Weltkrieges, der nach 1945 zum Leiter einer obersten staatlichen Landesbehörde ge- wählt wurde. Bis zu seiner Pensio- nierung (1962) setzte er sich für den Wiederaufbau der bremi- schen Gesundheitsdienste und insbesondere des schwer getrof- fenen Krankenhauswesens ein.
Ihm ist es zu verdanken, daß das Gesundheitswesen dieses Stadt- staates vor dem Zusammenbruch bewahrt wurde. Seine Führungs- qualitäten, seine planerischen Fä- higkeiten, seine Kunst des Ver- handelns, überzeugten seine Kri- tiker davon, daß der von ihm vor- gezeichnete Weg der richtige war.
Durch den Neubau von Kranken- häusern und die Förderung des notleidenden psychiatrischen Dienstes erwarb er sich hohes An- sehen bei allen politischen Partei- en. Gegen erhebliche Widerstän- de setzte er die Impfung gegen Kinderlähmung frühzeitig durch und wirkte damit beispielgebend für andere Bundesländer.
Emil Greul hat sich um das Ge- sundheitswesen verdient ge- macht; er nimmt auch heute noch Anteil am Tagesgeschehen, vor- rangig an dem Sanitätswesen der Bundesmarine.
Dr. med. Heinz-Peter Brauer
Prof. Dr. med. Wilhelm Theopold, ehemaliger Direktor der Kinderkli- nik Frankfurt-Höchst und außer- planmäßiger Professor an der Me- dizinischen Fakultät der Universi- tät Frankfurt, vollendete am 12.
Dezember sein 70. Lebensjahr.
Theopold, der nach Kriegsende an verschiedenen Kliniken der Universität Marburg arbeitete und
Wilhelm Theopold Foto:
privat
sich im Fach Kinderheilkunde ha- bilitierte, war zunächst als Kas- senarzt tätig, später Leiter der Kinderabteilung am Krankenhaus Lemgo. 1957 wurde er zum leiten- den Arzt des Kinderkrankenhau- ses Böttgerstraße in Frankfurt be- rufen. 1963 übernahm er die neu- erbaute Kinderklinik Frankfurt- Höchst, seit 1968 als Akademi- sches Lehrkrankenhaus mit der Frankfurter Universität verbunden.
Daneben hat sich Professor Theo- pold berufspolitisch und schrift- stellerisch-künstlerisch engagiert:
Von 1956 bis 1964 war er Vizeprä- sident der Landesärztekammer Hessen, von 1964 bis 1968 deren Präsident und damit Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekam- mer. 1958 übernahm er die Schriftleitung des „Hessischen Ärzteblattes". Kritisch, sachver- ständig und mit redaktioneller und literarischer Begabung hat Professor Theopold zusammen mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul (Universität Marburg) seit der Bildung einer medizi- nisch-wissenschaftlichen Fachre- daktion des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTES diese in der ersten Hälf- 3860 (58) Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A
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te der siebziger Jahre von Frank- furt aus geleitet. Als Fachredak- teur hat er Übersichtsaufsätze aus seinen Spezialgebieten veröffent- licht und eine Reihe einschlägiger Beiträge initiiert und redigiert.
Professor Theopold ist Autor und Mitherausgeber zahlreicher Schriften und Bücher. Seine bei- den kultur- und medizingeschicht- lichen Werke über „Friedrich Schiller" und „Der Herzog und die Heilkunst" vermitteln lebendige biographische und kulturhistori- sche Einblicke in Schillers Leben, die damalige Medizin und den ärztlichen Beruf. „Theobalds Tier- leben", ein poetisches „Bilder- buch für Zeitgenossen" (1985), weist den Autor als originellen zeitkritischen Poeten und als be- gabten Zeichner aus. EB Professor Dr. med. Dr. rer. nat.
Emil Heinz Graul, derzeitiger Di- rektor des Instituts für Environto- logie (Umweltmedizin) und Nukle- armedizin (Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin) der Philipps-Uni- versität Marburg, Präsident von MEDICEF-International (Interna- tional Center for Medical Environ-
Emil Heinz Graul Foto:
Archiv mental Sciences and Future Re- search) Davos/Miami, konsilia- risch Chefarzt der Wicker-Klini- ken, Bad Wildungen, wird am 29.
Dezember 65 Jahre alt.
Die minutiöse Wiedergabe seines Lebenslaufs, die Schilderung all seiner Verdienste würde Druck- seiten füllen. In dieser Laudatio sei hervorgehoben, welche Ver- dienste sich Professor Graul um das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT er-
worben hat, dem er seit dreißig Jahren verbunden ist. Graul hat den medizinisch-wissenschaft- lichen Teil dieser Zeitschrift be- gründet und dessen Entwicklung seit Mitte der 50er Jahre wesent- lich mitgeprägt. Er hat jahre- lang mit Professor Theopold (Frankfurt-Hoechst) die 1970 in- stallierte medizinisch-wissen- schaftliche Fachredaktion gelei- tet, der er heute als Fachredak- teur für Nuklearmedizin angehört.
Graul, der sich 1951 in Münster für Strahlenkunde und Dermatologie habilitierte und 1954 Leiter der Abteilung für Radiobiologie im Röntgen-Institut der Philipps-Uni- versität Marburg wurde, erhielt 1963 deren Ruf auf den Lehrstuhl für Radiobiologie und Isotopen- forschung und wurde zum Direk- tor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin ernannt. Über die Arbeitsgebiete der Nuklearmedi- zin, insbesondere der Radioisoto- penpharmakologie, der Environ- tologie und der Raumfahrtmedi- zin hinaus gilt Graul als Pionier auch der medizinischen Informa- tik, der Computermedizin und der Imaging Diagnostik einschließlich NMR-Tomographie. Mehr als 900 wissenschaftliche Aufsätze, Bü- cher und Beiträge stammen aus seiner Feder. Übersetzungen sei- ner Bücher liegen in Englisch, Französisch, Spanisch, Japanisch und Russisch vor.
Seine wissenschaftlichen Ver- dienste werden gewiß an vielen Stellen des Fachschrifttums ge- würdigt werden. Hier seien ledig- lich noch seine Leistungen als Fortbilder der Ärzteschaft heraus- gestellt: Professor Graul zählt zu den frühen Mitgestaltern der In- ternationalen Fortbildungskon- gresse der Bundesärztekammer, insbesondere in Grado, Davos, Meran; er ist Gestalter der MEDI- CINALE Kongresse, Iserlohn und deutsch-amerikanischer Kongres- se in der Karibik. Für die Verdienste, um die ärztliche Fortbildung insge- samt hat ihn die Bundesärztekam- mer mit der Ernst-von-Bergmann- Plakette ausgezeichnet. EB
Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Wolf- gang Straub, Direktor der Univer- sitäts-Augenklinik Marburg, voll- endet am 29. Dezember sein 65.
Lebensjahr. — Die Karriere des Arztes, Forschers und Lehrers Straub begann 1946 an der Uni- versitäts-Augenklinik Tübingen, wo er, gebürtiger Schwabe, als Assistenzarzt tätig war. Von 1953 bis 1961 arbeitete Straub als
Wolfgang Straub Foto:
Archiv
Oberarzt an der Hamburger Uni- versitäts-Augenklinik. 1954 habili- tierte er sich und wurde 1960 zum außerplanmäßigen Professor er- nannt. 1961 erhielt er den Martini- Preis. Im November 1961 über- nahm Straub den Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Universi- tät Marburg; zugleich wurde er zum Direktor der Augenklinik be- rufen. Ein Zwischenspiel gab Pro- fessor Straub an der Universität Bonn, wo er vom August 1972 bis April 1973 lehrte. Professor Straub, der mehr als 200 wissen- schaftliche Arbeiten über klini- sche und experimentelle Fragen der Augenheilkunde publiziert hat, ist Verfasser einschlägiger Monographien. Straub, der seit langen Jahren enge Kontakte zu Frankreich hat, ist Träger der Chibret-Medaille in Gold der fran- zösischen ophthalmologischen Gesellschaft. 1972 wurde er von der Universität Clermont-Ferrand zum Dr. med. h. c. promoviert.
Straub ist Fachredakteur in der medizinisch-wissenschaftlichen Redaktion des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES. Im Mai 1985 ist er Mitglied der Acadömie Nationa- le de Mödecine von Frankreich geworden. EB Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 (61) 3861