ine Reise in die Haupt- stadt lohnt sich selbstver- ständlich immer. Aber lohnt es sich auch, eigens für einen Musical-Besuch nach Berlin zu fahren?
Freunden anspruchsvollen Theaters sollte eher abge- raten werden; Fans von Musik der 80er-Jahre kommen auf ihre Ko- sten, jedenfalls wenn es um „FMA – Falco meets Mozart“ geht, das zurzeit im Theater des Westens auf dem Spielplan steht.
Autor Burkhard Driest erzählt in dieser Welturaufführung die Ge- schichte von Hans Hölzel (Falco), der von Axel Her- rig dargestellt wird, was sich als eine glückliche Besetzung erwies. Herrig sieht Falco nicht nur täuschend ähnlich, er agiert auch wie Falco. Seine in dem Musical dargestellte Lebensgeschichte überzeugt dagegen in keiner Weise. Er steht auf dem Gipfel seines Ruhmes. Doch dann kommt der Karriereknick – finan- zieller Ruin, Drogensucht und Depressionen. Schließlich liegt der Musiker am Boden und sieht das leuchtende Bild Mozarts am Himmel. „I need a song“, fleht Falco ihn an, und der Klassiker erhört ihn prompt. „Rock me Amadeus“
wird in wenigen Tagen ein Welthit.
Fassade des schönen Scheins Nach dieser Schlüsselszene (und einem teuflischen Pakt) hat sich Falcos Leben wieder zum Positiven gewandelt. Er heiratet seine langjährige Freundin Konny. Zahlrei- che Prominente kommen zu
seiner Hochzeit.
Doch der Ruhm macht ihn nicht glücklich. „FMA“
zeigt die Fassade des schönen Scheins. Da gibt es den raff- gierigen Manager Johnny Zu- weger (Martin Moss). Da sind die vielen falschen Freunde, die Frauen, die nie „fürs Le- ben sind“, und nicht zuletzt die Drogen, mit deren Hilfe Falco versucht, von all dem Abstand zu gewinnen. Am Ende wird der Popstar für sein sündhaf- tes Leben bestraft: „Er ist ver- dammt!“ dröhnt der Chor aus Mozarts „Don Giovanni“ in der letzten Szene. Aber an- statt in die Hölle zu fahren, er- laubt ihm Erzengel Jeanny den Aufstieg in den Himmel, wo er Mozart wieder trifft.
Gemeinsam spielen sie „The Sound of Musik“. Was Mozart allerdings Falco wirklich be-
deutet hat, bleibt völ- lig im Dunkeln. Der Komponist wird von Joachim Schweizer als lächerliche Fi- gur dargestellt, die sich in der Regel einer ordinären Fäkal- sprache bedient und mit seinem historischen Vorbild so gut wie nichts gemein- sam hat. Die Dialoge sind nicht nur verwor- ren, sondern werden
außerdem in unsäglichen Knit- telversen teilweise völlig un- verständlich vorgetragen.
Tänzer mit Stelzenhölzern Wenn man von diesen
Sprechparts absieht, kann man dem Musical auch positive Seiten
abgewinnen. So sind die rasanten Tanznum- mern durchaus ein Vergnügen. Als zum Beispiel „Jeanny“ zur Wahnvorstellung wird, bauen die Tänzer mit Stelzenhölzern einen imaginären Wald. „Der Mann mit dem Koks“
wird von Falcos Mutter in der Küche empfangen.
Freunde der Musik der 80er- Jahre werden sich an Falcos neu arrangierten Hits erfreu- en, und die kleinen musikali- schen Reminiszenzen an Mo- zarts geniale Kompositionen sind eine willkommene Berei- cherung.
Intendant Elmar Ottenthal hat viel investiert. Eigens für das Musical hat er eine aufwen- dige Lichtkonstruktion mit we- sentlich mehr Scheinwerfern installieren lassen. Seinem schönen und traditionsreichen Theater sei ein Erfolg vergönnt.
Gisela Klinkhammer V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 42½½½½20. Oktober 2000 AA2797
Musical im Theater des Westens
M o z a r t a l s R e t t e r „FMA – Falco meets Amadeus“ ist die Geschichte eines extremen Lebens.
Das Musical „FMA- Falco meets Amade- us“ (Buch: Burk- hard Driest; Kompo- sition: Johnny Bertl) wurde am 23. Sep- tember im Berliner Theater des Westens uraufgeführt. Lesern des Deutschen Ärz-
teblattes gewährt das Theater einen Rabatt von zehn Prozent auf alle Preiskategorien des Musicals unter Nen- nung des Kennwor- tes „Deutsches Ärz- teblatt“. Telefon:
01 80/5 99 89 99.
Fotos: Jim Rakete Feuilleton