• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Francis-Bacon-Ausstellung: Zum Körper verdammt" (20.04.2001)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Francis-Bacon-Ausstellung: Zum Körper verdammt" (20.04.2001)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

en krassen, unmittelba- ren Schock, von dem Francis Bacon (1909 bis 1992) selbst in einem auf Vi- deo gebannten Interview in seinem faszinierend chaoti- schen Atelier spricht, vermö- gen seine Bilder wohl nicht mehr auszulösen. Zu durchvi- sualisiert ist die Internet- und Mediengesellschaft dafür zum Jahrtausendbeginn. Aber sie bleiben gleichwohl ein über- wältigendes Zeugnis seiner unbändigen, malerischen Aus- druckskraft. Und sie sind ein Versuch, mit Kunst sein Le- ben zu bewältigen.

Die eigenen Lebensängste, aber auch die Schrecken des Krieges spiegeln sich vor al- lem in den Kreuzigungsstudi- en wider, die selbst in ihrer fragmentarisch gebliebenen Gestalt beeindrucken („Frag- ment einer Kreuzigung“, 1950). Überhaupt ist das ein Thema, das ihn bekannt machte und immer begleitete.

Seine „Drei Studien für Figu- ren am Fuße des Kreuzes“

(1944) fliehen in ihrer fast schon verlorenen Gestalt aus der konkret körperlichen Welt. Lange Hälse ragen aus einer grau klumpigen Masse, und nur ein schreiender Mund revoltiert gegen Grau- en und Angst. Der Besucher wird mit der später geschaffe- nen zweiten Version konfron- tiert. Nun sind die Figuren kleiner, beherrschter, gezü- gelter. Es ist aber nicht nur ein virtuoses Spiel mit den ei- genen Mitteln; dieser Ver-

gleich zeigt auch, wie Erfolg seine Spuren in den Bildern hinterlässt.

Beeindruckend wird auch Bacons Auseinandersetzung mit großen Vorgängern do- kumentiert: Noch in seiner ganzen Unmittelbarkeit be- eindruckt die Studie nach Vela´zques (1950). Mit dem schreienden Gesicht des Papstes Innozenz X. Ein Ge- fangener der Macht ver- krampft in einem lautlosen Aufschrei. Die vier ausge- stellten Hommagen an Vin- cent van Gogh von 1957 wir- ken da in ihrer ruhig at- mosphärischen Farbempfind- samkeit wie Atempausen in der lebenslangen Schussfahrt durch die Abgründe der Ma- lerseele.

Der stets exzessiv lebende, in Dublin geborene, erst mit den Jahren anerkannte und erfolgreiche Maler bleibt mit seinen großen dreigeteilten Bildern in der Figürlichkeit

der Darstellung verwurzelt.

Unter den 13 gezeigten Drei- teilern gehen allein vier von seinem Liebhaber George Dyer aus. Von den ausnahms- weise kleinen „Drei Studien von Georges Dyer“ (1969) bis zu dem zwei Jahre nach des- sen Tod (1971 an einer Über- dosis Alkohol) entstandenen

„Posthumen Porträt von George Dyer“. Hier reflektiert sich das bizarre Leben des Malers fast unmittelbar in sei- nem Werk. Identifizierbar wird da vor allem seine Ob- session, die Körperlichkeit als Grenzerfahrung zu fassen.

Augenfällig wird das im Trip- tychon „Drei Studien von Fi- guren auf Betten“, das er 1972 nach Ringer-Fotos von Ead- ward Muybridges schuf – im Übrigen eine häufig ange- wandte Methode. Hier för- derte die Aufbereitung seiner überquellenden Atelierschub- fächer eine enge Beziehung zutage, von der die Ausstel- lung in ergänzenden Vitrinen zumindest einen Eindruck vermittelt.

Das wertet die mehr the- matisch als chronologisch ge- hängte Präsentation der 46 Werke in dem erst kürzlich sensibel renovierten 30er- Jahre-Bau des Stadtmuseums von Den Haag deutlich auf.

Dr. Joachim Lange V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 16½½½½20. April 2001 AA1071

Die Ausstellung ist in Den Haag im Gemeentemuseum (Stadhouders- laan 41) bis 13. Mai zu sehen. Öff- nungszeiten: Dienstag bis Sonn- tag, 11 bis 17 Uhr. Telefon: 00 31/

70-3 38 11 11, Fax.: 3 38 11 12, E-Mail: post@gm.denhaag.nl. In- ternet:

www.gemeentemuseum.nl. Der Katalog kostet als Paperback 39,50 und gebunden 55 Gulden.

Bacons Bilder sind ein Versuch, mit Kunst das Leben zu bewältigen.

Drei Studien eines Männerrückens, 1970

Francis-Bacon-Ausstellung

Z

Zu um m K örrp pe err vve errd da am mm mtt

Feuilleton

Abbildung: Katalog

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

1876 in Dresden geboren, verbrachte sie ihre Jugend in Bremen und kam 1895 erst- mals mit den Worpsweder Malern Mackensen, Moder- sohn, Overbeck und Vogeler in Kontakt.. Tief

- Rechnertype 486 oder ältere Rechner (detailliert siehe Fragebogen);. - Betriebssystem (zum Beispiel MS-Dos/Unix/Prolo- que usw.) (detailliert siehe

Par. To pass from the seat, to the house itself; we will do as Cicero does in the orator’s art, who writes books De Oratore and a book he entitles Orator, whereof

“A PLATFORM OF A PRINCELY GARDEN , PARTLY BY PRECEPT , PARTLY BY DRAWING ” : FRANCIS BACON’S ESSAY Of Gardens, 1625.. The design of gardens is a major contribution to the

arbeitsuchenden Leistungsbezie- herinnen und Leistungsbezieher beigetragen. „Mein Dank gilt al- len Akteuren in den Jobcentern und in den Unternehmen, die dazu beitragen, dass

Die Lernenden erstellen auf diese Weise ein Soundscape für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in das sie die Musik Johann Bachs einbetten – die Motette „Unser Leben ist

Eine emotionale Achterbahnfahrt – sich selbst, die eigenen Gefühle und Grenzen kennenlernen?. Annika Edel,

Andererseits bloße Malerei, peinture an sich ist das nicht, kann das nicht sein, was Bacon seit dem europäischen Schick­.. salsjahr 1944 gestaltet (Triptychon: