DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
ARBEITSPROGRAMME
88. Deutscher Ärztetag • Vertreterversammlung der KBV
Einladung nach Travemünde
Mit zwei höchst unterschiedlichen Schwerpunkten wartet der kom- mende 88. Deutsche Ärztetag in Travemünde auf: Da ist einmal das ausgedruckte Hauptthema, die extrakorporale Befruchtung. Und da sind zum anderen die Fragen, die sich um Kostenentwicklung, Reformen des Gesundheitswe- sens und Arztzahlen ranken. Der Präsident der Bundesärztekam- mer und des Deutschen Ärzteta- ges, Dr. Karsten Vilmar, wird dar- auf bei der Eröffnung des Ärzteta- ges (14. Mai, 16 Uhr im Maritim- Kongreßzentrum) in Travemünde eingehen. Speziell die Ärztezah- len und die Konsequenzen daraus stehen im Mittelpunkt einer Ver- anstaltung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Die Ärzteschaft werde darauf drängen, erklärte Dr. Vilmar in ei- nem Grußwort für den Ärztetag, daß sowohl in der Konzertierten Aktion als auch bei den jüngst an- gekündigten neuen gesetzlichen Regelungen im Gesundheitswe- sen medizinische Orientierungs- daten beachtet werden. „Nur so ist bei künftig enger begrenzten Ressourcen eine den medizi- nisch-wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten ent- sprechende individuelle ärztliche Versorgung aller Kranken und Hilfsbedürftigen zu sichern." Dr.
Ingeborg Retzlaff, die Präsidentin der gastgebenden Ärztekammer Schleswig-Holstein, führt diese Gedanken in ihrem Grußwort fort:
„Die Entwicklungen in den letzten zwölf Jahren haben häufig ge- zeigt, daß der Sachverstand der Ärzte, der für die Ausgestaltung einer vernünftigen und sachbezo- genen Gesundheitspolitik unent- behrlich ist, nicht ausreichend be- achtet wird. Warnungen sind in den Wind geschlagen worden, vor- aussehbare Fehlentwicklungen sind dadurch nicht vermieden wor- den, sondern eher eingetreten, als zu erwarten war. Medizinisch-tech-
nisch Machbares stößt häufig an die Grenzen ärztlicher Ethik und nicht nur an finanzielle Grenzen."
Damit ist auch das andere Haupt- thema, die Probleme um die ex- trakorporale Befruchtung, ange- sprochen. Die 250 Delegierten des Ärztetages sollen dazu Richt- linien verabschieden „und so die Gewähr dafür schaffen, daß auch bei Anwendung neuester medizi- nisch-wissenschaftlicher Erkennt- nisse ethische Grundnormen ärzt- lichen Handelns beachtet wer- den" (Vilmar).
Und nun die wichtigsten Punkte für die Plenarberatungen des 88.
Deutschen Ärztetages, die am 15.
Mai beginnen und voraussichtlich bis zum 18. Mai dauern:
I. Ärztliche, ethische und rechtli- che Probleme der extrakorpora- len Befruchtung
a) Einführung: Prof. Dr. Hanns Peter Wolff, München, Vorsitzen- der des Wissenschaftlichen Bei- rats der Bundesärztekammer b) Derzeitiger Stand der In-vitro- Fertilisation: Prof. Dr. Dr. h.c. Kurt Semm, Kiel, Direktor der Abtei- lung Frauenheilkunde im Univer- sitätsklinikum
c) Rechtliche und berufsrecht- liche Probleme: Dr. jur. Rainer Hess, Köln, Justitiar der Bundes- ärztekammer
d) Aufgaben der Ethik-Kommis- sionen: Dr. Gustav Osterwald, Hannover, Vizepräsident der Bun- desärztekammer
e) Begründung einer Beschluß- vorlage des Vorstandes der Bun- desärztekammer für eine Stellun- gnahme des Deutschen Ärzteta- ges: Frau Dr. Ingeborg Retzlaff, Lübeck, Frauenärztin; Präsidentin der Ärztekammer Schleswig-Hol- stein, Vizepräsidentin des Deut- schen Ärztinnenbundes
II. Änderung der Satzung der Bundesärztekammer und der Ge- schäftsordnung der Deutschen Ärztetage (Referent: Dr. jur. Rai-
ner Hess, Köln, Justitiar der Bun- desärztekammer)
III. Ergänzung der Berufsordnung für die deutschen Ärzte (Referent:
Dr. Wilhelm Baldus, Münster, Vor- sitzender des Ausschusses und der Ständigen Konferenz „Zur Be- ratung der Berufsordnung für die deutschen Ärzte").
Dazu kommen die üblichen Regu- larien — der Tätigkeitsbericht der Bundesärztekammer, ein Tages- ordnungspunkt, unter dem eine Vielzahl berufspolitischer The- men behandelt werden können, sowie die Finanzpunkte.
Am Tag vor der Eröffnung des Ärz- tetages findet ebenfalls im Mari- tim-Kongreßzentrum die Vertre- terversammlung der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung statt.
Die Veranstaltung beginnt am 13.
Mai um 10 Uhr mit einem Grund- satzreferat des Ersten Vorsitzen- den der KBV, Professor Dr. Sieg- fried Häußler. Um 14 Uhr folgt ei- ne Vortragsveranstaltung zu dem Thema „Zu viele Ärzte: Maßnah-
men zur Wahrung von Qualität und Wirtschaftlichkeit in der kas- senärztlichen Versorgung". Nach der Einführung in das Thema durch den Hauptgeschäftsführer der KBV, Dr. Eckart Fiedler, und Kurzreferaten von Professor Dr.
Georg Wannagat, Präsident des Bundessozialgerichts a. D.; Dr.
Franz-Josef Oldiges, Geschäfts- führer des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen, und Karl Jung, Ministerialdirektor im Bun- desministerium für Arbeit und Sozialordnung, wird — sicherlich lebhaft — diskutiert werden. EB
1406 (30) Heft 19 vom 8. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A