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Archiv "Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: „Aus der UAW-Datenbank“ Hepatitis im Zusammenhang mit Sitagliptin bei vorbestehender nichtalkoholischer Fettlebererkrankung" (11.06.2010)

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A 1176 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 23

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11. Juni 2010 Sitagliptin ist ein orales Antidiabetikum, das über die Inkretin-

hormone den Blutzucker beeinflusst. Die beiden Inkretinhormo- ne Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und Glucose-dependent-in- sulinotropic Peptid (GIP) werden nach Stimulation durch Nah- rungsaufnahme von Zellen der Darmschleimhaut sezerniert.

GLP-1 und GIP beeinflussen den Glukosestoffwechsel u. a.

durch eine blutzuckerabhängige Stimulierung der Synthese und Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse sowie die Unterdrückung der Glukagon-Sekretion. Die Inkretine haben ei- ne kurze Halbwertszeit von drei bis fünf Minuten. An ihrem Ab- bau ist unter anderem die Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4) betei- ligt. Sitagliptin hemmt die DPP-4 und führt so zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel und Verstärkung der Effekte von Inkretinen.

Sitagliptin ist seit 2007 in Deutschland verfügbar und zugelas- sen für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2, wenn Diät und Bewegung allein oder eine Behandlung mit anderen oralen Antidiabetika den Blutzucker nicht ausreichend senken (1). Es kann als Monotherapie bei Patienten eingesetzt werden, für die Metformin nicht geeignet ist, sowie als Kombinationspartner bei Zwei- oder Dreifachtherapien mit Metformin, einem Sulfonyl- harnstoff oder einem PPAR-Agonisten (Rosiglitazon, Pioglita- zon). Sitagliptin ist auch zur Kombination mit Insulin zugelassen.

Der AkdÄ wurde der Fall eines 65-jährigen Patienten mit Typ- 2-Diabetes-mellitus gemeldet (AkdÄ-Fall Nr. 147870), der seit An- fang 2008 (genaues Datum nicht bekannt) mit 100 mg Sitagliptin pro Tag behandelt wurde. Die Dauermedikation bestand aus Met- formin, ASS, Fenofibrat, Lisinopril sowie einem Kombinationsprä- parat aus Bisoprolol und Hydrochlorothiazid. Als weitere Diagno- sen wurden neben arterieller Hypertonie und einer Fettstoffwech- selstörung eine KHK (Z. n. Myokardinfarkt 1995 und 2003) ge- nannt. Im März 2008 wurden bei dem Patienten erhöhte Leberwerte festgestellt (ASAT 1 200 U/l, ALAT 1 800 U/l, GGT 520 U/l, LDH 600 U/l, AP 250 U/l, Bilirubin 1,05 mg/dl). Es erfolgte eine statio- näre Abklärung. Ein regelmäßiger Alkoholkonsum wurde glaubhaft verneint. Serologisch gab es keine Hinweise auf eine infektiöse Ur- sache (einschließlich Hepatitis A, B und C sowie CMV; EBV und HSV) oder eine autoimmune Ursache des Leberschadens. Eine Le- berpunktion zeigte histologisch einen kombinierten Leberschaden mit einer vorbestehenden metabolisch toxischen Schädigung im Sinne einer mäßiggradigen Verfettung und einer Fibrose im Stadi- um 2. Darüber hinaus fand man eine portale und intralobuläre He- patitis mit eosinophilen Granulozyten als Ausdruck einer mögli- cherweise medikamentös bedingten Entzündung. Aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs wurde Sitagliptin als Ursache der He- patitis in Betracht gezogen, und sowohl Sitagliptin als auch Met- formin wurden abgesetzt. Bereits drei Tage später und bei den wei- teren Kontrollen bis zur Entlassung aus der stationären Betreuung waren die Transaminasenerhöhungen deutlich rückläufig (siehe Grafik) und im weiteren ambulanten Verlauf wieder normalisiert.

Sowohl aufgrund der klinischen Befunde als auch nach gängi- gen Scores zur Bestimmung des Kausalzusammenhangs zwi- schen einem bestimmten Arzneimittel und einem Leberschaden kann im vorliegenden Fall von einem „wahrscheinlichen“ Zu- sammenhang mit Sitagliptin ausgegangen werden (2–4). In der Datenbank des deutschen Spontanmeldesystems (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ) sind 92 Verdachtsberichte un- erwünschter Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit Si- tagliptin erfasst, darunter weitere Meldungen von Leberwerter- höhungen. Kürzlich wurde ein Fall einer Transaminasenerhö- hung unter Sitagliptin bei einem Patienten mit vorbekannter nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH) veröffentlicht (5).

In der Fachinformation von Sitagliptin-haltigen Arzneimitteln sind Leberschäden, Transaminasenerhöhungen oder andere uner- wünschte Wirkungen an der Leber nicht aufgeführt (1). Die ge- schilderten Daten zeigen jedoch, dass Sitagliptin in sehr seltenen Fällen ursächlich für eine Transaminasenerhöhung beziehungs- weise eine schwerwiegende Hepatitis sein kann. Bei Patienten, die unter einer Behandlung pathologische Leberwerte oder klini- sche Zeichen einer Hepatitis entwickeln, sollte diese Differenzi- aldiagnose in Erwägung gezogen werden.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den Berichtsbogen verwenden, der regelmäßig im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt wird oder über die Homepage der AkdÄ abrufbar ist. Es besteht auch die Möglichkeit, über www.akdae.de direkt online einen UAW-Verdachtsfall zu melden.

Sie können sich unter www.akdae.de/Service/Newsletter für einen Newsletter der AkdÄ anmelden, der auf neue Risiko - informationen zu Arzneimitteln hinweist.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert- Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Postfach 12 08 64, 10598 Berlin, Telefon: 030 400456-500, Fax: 030 400456-555, E-Mail: info@

akdae.de, Internet: www.akdae.de …

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit2310 B U N D ESÄ R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

„Aus der UAW-Datenbank“

Hepatitis im Zusammenhang mit Sitagliptin bei vorbestehender nichtalkoholischer Fettlebererkrankung

GRAFIK

Verlauf der Leberenzymwerte nach Absetzen von Sitagliptin und Metformin

2 000 1 800 1 600 1 400 1 200 1 000 800 600

400 200 0

11.03. 12.03. 13.03. 14.03. 15.03. 16.03. 17.03. 18.03.

ASAT [U/I]

ALAT [U/I]

GGT [U/I]

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

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LITERATURVERZEICHNIS HEFT 12/2010, ZU:

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

„Aus der UAW-Datenbank“

Hepatitis im Zusammenhang mit Sitagliptin bei vorbestehender nichtalkoholischer Fettlebererkrankung

LITERATUR

1. MSD Sharp & Dohme GmbH: Fachinformation „Januvia® 100 mg Filmtabletten“.

Stand: November 2009.

2. Benichou C, Danan G, Flahault A: Causality assessment of adverse reactions to drugs – II. An original model for validation of drug causality assessment methods:

case reports with positive rechallenge. J Clin Epidemiol 1993; 46: 1331–6.

3. Danan G, Benichou C: Causality assessment of adverse reactions to drugs – I. A novel method based on the conclusions of international consensus meetings:

application to drug-induced liver injuries. J Clin Epidemiol 1993; 46: 1323–30.

4. Teschke R, Schwarzenboeck A, Hennermann KH: Causality assessment in hepa- totoxicity by drugs and dietary supplements. Br J Clin Pharmacol 2008; 66:

758–66.

5. Gross BN, Cross LB, Foard J, Wood Y: Elevated hepatic enzymes potentially asso- ciated with sitagliptin. Ann Pharmacother 2010; 44: 394–5.

Referenzen

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