Medienkompetenz,
Möglichkeiten und Gefahren Myriam Rutschmann
Neue Medien
Zürich, 20. November 2012
1
Kinder und digitale Medien
Was heisst Medienkompetenz?
Digitale Spiele
Von Handys und Smartphones
Web 2.0: Chancen und Gefahren
Was Sie konkret tun können Inhalt
26.06.2017
2
75% nutzen den Computer (6-7: 48%; 12-13: 98%)
66% nutzen das Internet (6-7:35%; 8-9: 52%; 10-11: 71%; 12-13: 84%)
11% sind im Internet auf Sachen gestossen, die nicht für Kinder bestimmt sind
67% nutzen ein Handy
51% haben ein eigenes Handy (6-7:12%; 8-9: 38%; 10-11: 71%; 12-13: 80%)
57% verschicken WhatsApp-Nachrichten (6-7:26%; 8-9: 36%; 10-11: 56%; 12-13:
82%)
5% haben unangenehme Bekanntschaften im Internet gemacht
(6-7:2%; 8-9: 4%; 10-11: 3%; 12-13: 7%) (vgl. KIM-Studie 2016)
Kinder und digitale Medien
(6- 13-Jährige)
26.06.2017
3
17% sehen sich täglich/fast täglich YouTube-Videos an
33% sehen sich ein-/mehrmals pro Woche YouTube-Videos an Bei 13% der Mädchen / 30% der Jungen ist gamen die liebste Freizeitbeschäftigung
37% gamen einmal oder mehrmals pro Woche 32% gamen jeden/fast jeden Tag
22% gamen bis zu 30 Min. (6-7: 27%; 12-13: 18%)
41% 30 bis 60 Min. (6-7: 44%; 12-13: 33%)
37% mehr als 60 Min. (6-7: 29%; 12-13: 49%) (vgl. KIM-Studie 2016)
Kinder und digitale Medien
(6- 13-Jährige)
26.06.2017
4
„Von den neun Schülern meiner Klasse, die schon fünf und mehr Stunden im Kino verweilten, sind sämtliche blutarm, zerfahren, arbeitsunlustig, auch alle bis auf einen schlecht genährt und alle – ebenfalls bis auf einen – merkwürdig phantasiearm“
(Schönhuber, 1918; zit. nach Vollbrecht, 2001)
„Zu viel Medienkonsum macht unsere Kinder dick, dumm und gewaltbereit.“
(Spitzer, 2006)
26.06.2017
Neue Medien – neue Gefahren?
5
…entwickeln im Umgang mit Medien neue Interessen
…erweitern ihr Wissen durch gezielte Mediennutzung
…sind kreativ und gestalten ihre Medienwelt mit
…kommunizieren mit Menschen auf der ganzen Welt
…können Gefahren im Internet vermeiden
…verbringen ihre Zeit nicht nur mit Medien
26.06.2017
Schlaue und glückliche Medienkids…
6
• Medienkompetenz gilt in der heutigen
Informationsgesellschaft als eine Schlüsselkompetenz.
• Dazu gehören die
Technische Kompetenz
Nutzungskompetenz
Rezeptions- und Reflexions- Kompetenz
Soziale und ethische Kompetenz
(vgl. Jugend und Medien 2015)
26.06.2017
Was heisst Medienkompetenz?
7
• Technisches Bedienen und Instandhaltung der Geräte.
• Nutzung von verschiedenen Programmen.
Entwickeln Kinder und Jugendliche in der Regel sehr schnell, sie haben kaum Berührungsängste.
(vgl. Jugend und Medien 2015) 26.06.2017
Technische Kompetenz
8
• Strategien zur sinnvollen Auswahl und zur Verwaltung von Informationen.
• Gestaltung von digitalen Medien (z.B. Bildbearbeitung).
• Erschliessen und Erschaffen von neuen Kulturräumen im globalisierten Cyberspace (z.B. YouTube-Videos erstellen und teilen).
Hier sind Kinder und Jugendliche oft auf ein
Coaching durch Erwachsenen angewiesen, um sich in der digitalen Welt organisiert und strukturiert
bewegen zu können. Sie lernen sehr schnell.
(vgl. Jugend und Medien 2015) 26.06.2017
Nutzungskompetenz
9
• Kritischer Umgang mit der Zuverlässigkeit von Informationsquellen.
• Bewusstsein über den eigenen digitalen Fussabdruck.
• Kennen von Gefahren im Netz.
• Abschätzen der Konsequenzen der eigenen Mediennutzung.
• Grundregeln bezüglich der Eigentumsrechte.
Hier brauchen Kinder und Jugendlich zwingend die Unterstützung von und die Auseinandersetzung mit Erwachsenen.
(vgl. Jugend und Medien 2015) 26.06.2017
Rezeptions- und Reflexionskompetenz
10
• Verantwortungsvoller, situationsgerechter und respektvoller Umgang mit digitalen Medien.
• Kenntnisse über die Gefahren im Umgang mit digitalen
Medien und über die Möglichkeiten sich und andere davor zu schützen.
• Das soziale, positive Potenzial der Medien nutzen.
• Ein angemessenes Zeitmanagement entwickeln.
Hier sind Kinder und Jugendliche auf die Begleitung und Unterstützung durch Erwachsenen
angewiesen.
(vgl. Jugend und Medien 2015) 26.06.2017
Soziale und ethische Kompetenz
11
Ob auf Computer, Laptop, Tablet, Smartphone oder auf der Spielkonsole, digitale Spiele sind bei Kindern beliebt.
Die thematische Vielfalt ist riesig:
• Sportspiele
• Lern- und Strategiespiele
• Shooter
• Adventures
• Jump n Run
• Rollenspiele
• Simulationen
• Geschicklichkeitsspiele usw.
26.06.2017
Digitale Spiele
12
In den 1970er-Jahren wurden Videospiele populär: Pong
1980er-Jahre: Computerspiele auf C64
Ende der 1980er-Jahre: der Game Boy
(vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Videospiele) 26.06.2017
Digitale Spiele im Wandel
13
Die technischen und gestalterischen Möglichkeiten haben um ein Vielfaches an Qualität gewonnen.
«Pong» oder «Pacman» kann mit dem heutigen Reality- Spiel «Pokémon GO» nicht mehr verglichen werden.
(vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Pok%C3%A9mon_Go)
26.06.2017
Digitale Spiele im Wandel
14
Spiele regen die Fantasie an und können eine wichtige Rolle bei der sozialen und intellektuellen Entwicklung übernehmen.
Beim Spielen können Kinder ihren Umgang mit Technik üben und Interesse an IT (Informationstechnik) gewinnen.
Da beim Spielen Regeln beachtet und Anweisungen befolgt werden müssen, kann dies die Eigenständigkeit und
Selbstdisziplin der Kinder fördern.
Spiele können das strategische Denken und Problemlösungsverhalten trainieren.
(vgl. http://www.pegi.info/ch/index/id/804) 26.06.2017
Wussten Sie schon…?
15
• Ein Dschungel von Genres und neuen Angeboten…
• Unsicherheit in Bezug auf Gewalthandlungen, vulgäre Sprache, Nackt- oder Sexdarstellungen, sonstige
ängstigende Inhalte usw.
Sich für die Spiele der Kinder interessieren
Digitale Spiele selbst spielen oder mitspielen
Informationsquellen über Spielbeurteilungen nutzen:
www.usk.de (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle)
www.pegi.info (Pan European Game Information)
www.klicksafe.de (EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz)
26.06.2017
Was spielen?
16
• www.pegi.info (Games)
• www.usk.de (Games)
• www.fsk.de (DVD/Filme)
• www.svv-video.ch (DVD/Filme) Altersfreigaben
17
Kann sich Gewalt in digitalen Spielen auf das Verhalten meines Kindes auswirken?
In Kurzzeitstudien konnte nicht nachgewiesen werden, dass digitale Spiele, in denen Gewalt vorkommt, zu einer späteren dauerhaften
Erhöhung der Gewaltbereitschaft oder
Aggressivität führen. Es gibt aber keine
Langzeitstudien darüber, weshalb die Ergebnisse nicht eindeutig sind.
Sorgfältige Spielbeurteilungen und Altersbeschränkungen.
(vgl. http://www.pegi.info/ch/index/id/813/) 26.06.2017
Digitale Spiele und Gesundheit:
Gewaltdarstellungen
18
• Zeitliche Beschränkungen!
• Meist sind Kinder von digitalen Medien fasziniert, nur wenige sind tatsächlich süchtig.
• Folgende Punkte können Hinweise sein:
Medium gewinnt sehr stark an Wichtigkeit, Kind
empfindet die Beschäftigung als die wichtigste Tätigkeit.
Hobbys, Schule usw. werden über längere Zeit vernachlässigt, Leistungen nehmen deutlich ab.
Das Medium wird immer häufiger und länger genutzt.
(vgl. Hipeli 2014, S. 114)
26.06.2017
Digitale Spiele und Gesundheit:
Sucht
19
Medium wird zur Kontrolle der eigenen Stimmung eingesetzt (negative Gefühle verdrängen,
Medienkonsum als Belohnung)
Versuche auf das Medium zu verzichten scheitern.
Kind reagiert gereizt auf Medienentzug (inkl.
körperliche Symptome).
Kind versucht heimlich das Medium zu nutzen.
Mediennutzung wird ein permanentes und prominentes Konfliktthema in der Familie.
(vgl. Hipeli 2014, S. 114)
Anlaufstelle Mediensucht: www.suchtschweiz.ch
26.06.2017
Digitale Spiele und Gesundheit:
Sucht
20
Was steckt alles in einem Smartphone?
26.06.2017
Von Handys uns Smartphones
21
• Beliebte und selbstverständliche Begleiter im Alltag.
• Wichtige Geräte für die Eltern – privat und beruflich.
• Mobile Kommunikation ist bereits in der Primarschule
angekommen. Spätestens beim Übertritt in die Oberstufe kommt bei vielen Kinder die Frage nach einem Handy.
• Die Kinder und Jugendlichen können jederzeit spielen, Filme anschauen, texten, Musik hören, fotografieren usw.
• Der Austausch mit Freunden ist aber die wichtigste
Funktion des Smartphones (WhatsApp: beliebteste App).
26.06.2017
Handy- und Smartphone-Nutzung
22
• Kommunikation innerhalb des Freundeskreises (Gruppenzugehörigkeit).
• Zeichen des Erwachsenwerdens.
• Unterstützung in der Organisation des Alltags (z.B.
Hausaufgaben).
• Personalisiertes Zubehör, modischer Begleiter und Statussymbol, das die eigene Identität ausdrückt.
Auf das Handy zu verzichten, es abzuschalten oder wegzulegen, fällt vielen Heranwachsenden
dementsprechend schwer.
26.06.2017
Persönliche Relevanz des Smartphones
23
• Braucht mein Kind ein Smartphone? Gruppendruck?
Bedürfnisse?
• Medienkompetenz einschätzen
• Neue Geräte und Funktionen gemeinsam ausprobieren:
Checkliste: www.klicksafe.de
• (Zeitliche) Regeln für die Handynutzung vereinbaren.
• Regelung wer die Kosten für das Gerät, für die Abo-
Gebühren bzw. die Prepaidkarte, für Apps usw. bezahlt.
• Bei Kindern und jüngeren Jugendlichen sollte gelten: App- Kauf ist Elternsache!
• Dem Thema gegenüber aufgeschlossen sein.
• Dem Kind ein Vorbild sein.
26.06.2017
Empfehlungen für Eltern
24
Fotos, Texte, Videos hochladen und anderen Nutzern zur Verfügung stellen, bei Facebook die eigene Profilseite pflegen, zu einem speziellen Thema einen eigenen
Podcast veröffentlichen oder an einem Artikeln bei Wikipedia mitschreiben.
• Der Begriff Web 2.0 umfasst all diese
Anwendungsmöglichkeiten im Internet zusammen.
• Heute ist das Internet ein «Mitmach-Netz».
• Die technischen Möglichkeiten haben auch das Verhalten der NutzerInnen geändert.
26.06.2017
Web 2.0: Chancen & Gefahren
25
Das Internet im Wandel
● Web 1.0
● Desktop, Notebook
● Statische Webseiten
● Informationsabruf
● Unpersönlich
● E-Mail, Foren, Chats
● …
➔ Web 2.0
➔ Smartphone, Tablet, …
➔ Dynamische Anwendungen
➔ Informationsaustausch
➔ Personalisiert
➔ Soziale Netzwerke
➔ …
26
Das Internet ist wie eine grosse Stadt...
•
Sichere Gegenden•
Nette Leute•
Verkehrsberuhigte Zonen•
Kinderspielplätze•
Spass•
...•
Dunkle Ecken•
Merkwürdige Gestalten•
Gefährliche Strassen•
Rotlichtbezirke•
Kriminalität•
...27
Chancen und Gefahren
● Immerzu überall online
● Freie Information
● Viele Kommunikations- möglichkeiten
● Neue Öffentlichkeit
● Bessere Software
● Vereinfachter Konsum
● …
➔ Stress, Kontrollverlust
➔ Gewalt, Porno, Extremismus
➔ Grooming, Cyberbullying bzw. –mobbing, Happy Slapping
➔ Ungeschützte Privatsphäre
➔ Gefährlichere Viren
➔ Viele Betrugsmöglichkeiten
➔ …
28
Jedes Kind reagiert anders
• Sichtbare / unsichtbare Reaktion
• Problemlösen / Problemvermeidung
• Emotional / emotionslos
• Depressiv / aggressiv
• Hilfe suchen / Rückzug
• Gewichtsverlust / Gewichtszunahme
• Schulversagen / Schulvermeidung
• Faszination / Ablehnung / Abstumpfung / Nachahmung, …
29
“Mehrfache Dosis” verstärkt Risiken
•
Familiäre Probleme•
Schulische Probleme•
Soziale Probleme•
Persönliche Veranlagung•
Wenig Medienkompetenz Grosse Risiken•
Familiäre Stabilität•
Schulische Stabilität•
Soziale Stabilität•
Persönliche Stabilität•
Hohe Medienkompetenz Geringe Risiken31
Was Sie konkret tun können
Vorbild sein
Kind begleiten
Regeln vereinbaren
Nutzungszeiten einschränken
Die 3-6-9-12-Faustregel
Altersbeschränkungen beachten (PEGI, FSK usw.)
Medien vorgängig selbst anschauen (wenn möglich)
Technische Schutzmassnahmen und deren Grenzen kennen (z.B. Inhalte filtern)
Kontrollieren (z.B. Browserchronik überprüfen)
32
Technische Schutzmassnahmen
Antivirus und Firewall filtern keine Inhalte Blacklist-Kindersicherung filtern nicht genug Whitelist-Kindersicherung filtern eher zu viel
Filter schützen nur vor bekannten Gefahren und können umgangen werden
http://www.jugendschutzprogramm.de
Kindersuchmaschinen (z.B. www.blinde-kuh.de;
fragfinn.de)
33
Kind begleiten und unterstützen
Der 7-Punkte-Plan:
1. Interesse zeigen und miteinander reden
•
“Kannst du mir deine Lieblingsseiten zeigen?”•
“Was gefällt dir an dieser Seite / an diesem Spiel?”2. Gemeinsam das Internet erkunden
•
“Wollen wir das zusammen ausprobieren?”•
“Wollen wir schauen, was es sonst noch gibt?”34
Kind begleiten und unterstützen
3. Nicht drohen oder strafen
•
“Wenn etwas passiert, dann komm einfach zu mir”•
“Gemeinsam werden wir Lösungen finden”4. Reagieren, wenn etwas seltsam scheint
•
“Wie geht es dir? Was ist denn los?”•
“Ich habe den Eindruck, dass du…”5. Empathie zeigen
•
“Ich verstehe, dass es dir so geht.”•
“Könnte man das auch anders sehen?”35
Kind begleiten und unterstützen
6. Gemeinsam Lösungen suchen
•
“Du bist nicht alleine. Wer soll dir helfen?”•
“Überlegen wir, wie viele Möglichkeiten wir finden.”7. Vertrauenspersonen aktivieren, Hilfe suchen
•
Vertrauenspersonen (z.B. Freunde, Familie)•
Schulsozialarbeit, Lehrpersonen, Schulleitung•
Beratungsstellen•
Selbsthilfegruppen•
Polizei36
Fazit: Begleiten statt verbieten
Unterstützen und Begleiten
höhere Medienkompetenz der Kinder
trotz Risiken weniger negative Medienerlebnisse
Verbieten und Kontrollieren
geringere Medienkompetenz der Kinder
weniger Risiken, aber eher negative Medienerlebnisse
37
Eine gute Grundhaltung
«Neue Medien sind ein normaler und hilfreicher Teil der Welt.»
«Wo es Chancen gibt, gibt es auch Gefahren.»
«Eltern haben eine wichtige Begleitfunktion.»
«Kindern positive Medienerlebnisse ermöglichen.»
«Kinder über Gefahren früh informieren und darüber reden.»
«Kinder vor Gefahren schützen soweit das möglich ist.»
«Bei Problemen Verständnis zeigen und unterstützen.»
«Selbstbewusstsein und Medienkompetenz fördern.»38 (http://ferienfahrschule-hornkamp.de)
Weitere Informationen
26.06.2017
39 (https://clipartfest.com)
40 (http://www.dres-beer.de/fragen)
41
Gute Informationen für Eltern
•
www.safersurfing.ch•
www.cybersmart.ch•
www.elternet.ch•
www.jugendundmedien.ch•
www.klicksafe.de•
www.schau-hin.info•
www.usk.de•
www.pegi.info•
www.suchtschweiz.ch42
Beratungsangebote
• Für Kinder: www.147.ch , Tel. 147 (anonym, kostenlos)
• Für Eltern: www.elternnotruf.ch , Tel. 0848 35 45 55
• Für Eltern: www.projuventute-elternberatung.ch
• Opferhilfe: www.opferhilfe-schweiz.ch
• Vor Ort: www.jugendundmedien.ch/beratung-und-angebote
• Für polizeiliche Beratung: www.skppsc.ch/link/jugenddienste
• Für polizeiliche Notfälle: www.polizei.ch (117)