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Wochenschrist fiir den gesamten Osten

HerausgeberDr.

Franz-Motte.

VerlagBund Deutscher Osten E.V., Berlin W30.

EfescheintDiiBchentLeinmal. Bezug:DurchdiePostvierteljährlich1.50M. Einzelnuinnier 20Pf.und5Pf.Postgebühr.

Anzeigenpreio: FürjedenMilltmeter Hoheder4gespaltenenZeile45Pf-

Berlin, 19.Januar 1934.

Inhalt: S.25cLitaiicn iiiiddasMeinelgebier s S.26:LitanischeFragen·s S.28: DiepolitischeLiteraturakadeiiiie. Was wirdansdeinDaiiziger Hafen? l S.2l):

15.Jahrg.

baiidclouvlitischc Eiittiiiischiiiigen fiirPolen. s S.30: DerAusbau despolitischen Verkehrs-nettes Ostland-Wochc. lS.3·2: Der politischeAusstand iiiPost-u.s S.84: AusderArbeit desBDQ lBücher.

Eitauen und das Memelgebiet.

Litauen hatseitdemdeutschen JusammenbrucheNutzenaus seiner

Stellung zwischen Deutschland und Polen gezogen.

WennesaufWilna abzielte, stellteessichmsit deinRiickenanDeutsch- landundsuchteesHilfebeiRuszlandz»undwenn esgegendasMemels landvorging,versuchteesDeutschlandmitdemstummen Hinweisasiif einemöglicheAnna-herum anPolenziischrecken.Litauens auszenpolis tisches System griindetesich aufdenpolnischen GegensatzzuDeutschland und Ruhland; undimSchutzediesesGegensatzesgelangesihm, sich Itaatlichundnational zufestiigenundseineWirtschaftzuordnen. Mit dem Aiisgleichzwischen Russland undPolen uiid vor allem mit der fortschreitenden Cntspaiinung des Verhältnisses zioischen Deutschland und Polen glaubtLitauen sich nun vor eine neue Lage gestellt. Gsfürchtet,sein gewohntes auszenpolsitischesSpiel nicht mehr fortsetzenzukönnenundeinesTages vor dieNotwendigkeitgestelltzuwerden,sich fiireinfestesZusammen- geheiimitdemeinenoder demanderen seiner Nachbarn entscheiden

zumiissen. ."

Vondiesem Gesichtspunktaus mufzman diegegenwärtigeHaltung derlitauischen Regierungverstehen. Deutschland scheintihrzurOelt der gesährlicheceNachbar ziisein. Welch’unwahrscheinlirheBor-

ellungeniiber dennational-sozialistischenCxpansionsdrang nachOsten nochbellte,nacheineinJahrenationalsozialistischer Herrschaft, selbst in denbochltenKownoer Regierungskreisen bestehen,»das ·hatdie PchgF·01nniredeSnietonas aufdemKongreszderCautininkai·ge»ielgs·

Dasziiieiner solchen,von Angsterfüllten Atmosphäredieuiisinniigsten

Geriichte iiber deutscheAngriffsabsichtem Einmarschvorbereitungen undAiinexionspläne,dievon gewissenlosenElementen ausgesprengt Werden- leichtesGeth findenundgegebenenfalls aiuchzuPollklichen Entscheidungen siihreiikönnen,liegt aufderHand. önKowiio meint

man wohl,der»deutschenGefahr«durcheinen verschärftenKursin Meiiielzuvorkomiiienzumüssen.Man meint, sich aufdieseWelleden Besitz,zudemman durchhöchstunfaireMittel gelangtist, am besten sichernunddamit vielleichtaiuch seinePosition iiiderWilankage bessernzukönnen. Aber die selbstverwaltungsfeliids liche Politik, die man heute in Memel betreibt-

istder sicherste Weg, das Memelgebietju Vet·

liereii und das Wilnagebiet nicht zurukktU9k·-«

halten.

Derlitauische GesandteinBerlin hatsichiiberdie inderdeutschen Presse erfolgte Ankiindigung weiterer niemelland-feii«1dlirher»MAB7 nahmenbeschwert.DieKownoer Regierung hat,seinerVersicherung nach,nichtsdsjeAbsicht,zu,,neueii Gewaltinanszahmen«"zu lebkelkens Diese..Rirl)tigitelliung«istinteressant dasienur dieethische-Feuer Gewaltinafznahmeii bestreitet, iooraus sich entnehmenlas-t,dasz auchnach litaiiischerAuffassungimMemellaiide bisher nichtohne Gewaltiiiasznahmeii regiertivordeiiist.DiesergewsiszlungewolltenBe- stätigungeiner iiiemelseiiidlicheiiPolitik Kowiios hättees·ziirAus- kläruugderdeutschen Offentlichkeitnicht mehrbedurft..

DieDienst- entlassungvon iiber 100niemelländischenBeamten deutscherStaats- aiigel)örigkeit, die Brotlosiiiachuiig weiterer 900 reichsdeutschec Familien aufGrund des«Zlusläiidei«gesetzes,diefortgesetztenFiiigrifse in dieautoiioiiieii RechtedesLandes, dasallessind Beweise genug fiirdenuiisriedlirhenKurs,dendieKownoer Regierung deinMeiiiel- laiideiinddamit Deutschlandgegeiiiibeis verfolgt. Durchein lahmes Deiiieiiti können Tatsachennichtaiisgelöschtwerden. lliidzii diesen CaflachengehörtdievonlitaiiischerSeiteselbst oftuiid-deiitlichgenug geijlllzerte Absicht.deinMeiiielgebiete seinendeutschenCharakterund leiiie verhiirgte Selhstoernmltniig zunehmen. Eskoiiiiiit nicht darauf

an,wieman dsiese AbsichtmitdemScheinedesRechteszuumgeben versucht, sondernwichtig ist lediglich, dasz sich diese Absicht ohne fort- gesetzte Rechtsbriiche undohnedauernde Gewasltanwendungnichtver- wirklichenläszt,damanjaeinerseit Jahrhunderten mitdemdeutschen Staatsleben unddem deutschen Kulturkreise aufsinnigste verkniipfteit Bevölkerungnicht zumutenkann, dasz sie sich freiwilligaufdastiefere sozialeund kulturelle Niveau ihreröstlichenNachbarn begibt.

Wenn Deutschlanddanneinmal zuMasznahmen schreitet, durchdie den Keiviioern Gegnerndes Meniellaiides zuBewusstseingebracht werden soll,dasz die Menielfrage keine blosze innere Angelegenheit Litauens ist,dann tutman inKowno ent- riistettin-derhebt gegen Deutschland, nur weil es sich fiirseine ineinelländischenBolksgenossen einsetzt, mehroder wenigeroffendeu Vorwurf,daszesdiie,,gutenBeziehungen«zwischendenbeidenStaaten gefährde.Man tutso,alsobman nichtsähe,daszdieguteNachbar- schaft nicht durchberechtigte deutsche Abwehrmasznahmen,sondern einzigund allein durchdieniemelfeindlicheHaltungder litauischen Cshauvinisten gestört wird. Deutschland hat die Ginfiihr litauischer Butter gedrosselt. Im Jahre 1933hat das litiauische Butterkontingent 2100 Tonnen betragen; eshatsichEnde desoergangenen JahresdurchzusätzlicheAusfuhr auf2600 Tonnen erhöht. Jetzt istdasKontingent auf600 Tonnen (d. h.um mehrals 70v·H.)herabgesetzt worden;wobeinochzubemerken ist, dafzder Preis,dendielitasusisrheButter inDeutschland erzielt, erheblichhöher istals derPreis, denLitasuenfiir seineButter iiianderen Ländern erhält.Das Blatt derKownoer Landivirtschaftskainiiier machteinen schwachen Versuch,dieBedeutung dieserMasznahme zuleugnen.

Litauen,meintes,kasufevonDeutschlandmehr,alsesnach Deutsch-- lsandverkaufe, und wenn Deutschland die litauischeButter-einfuhr wirklicheinschränkensollte, sowerde Litauen »dieentsprechenden Folgerungenzuziehenverstehen«.Mit dieserDrohung wird man Deutschlandkaiumeinschiichternkönnen. Denn Deutschlandshandels- politische Situation istLitasuengegenüberdurchaus nicht so schwach.

wiees das Kownoer Blatt gern wahrhabeii möchte.Nachder litauischen Statistiksindaus Litauen nachDeutschlandimletzten Jahre fiirrund 47Mill. Lit undaus DeutschlandnachLitauen fiiretwa 48Mill. Lit Waren eingefiihrtworden. Während der litauische Anteil an lderdeutschen Ausfuhr äusserstgeringist,istumgekehrt Deutschlandan derGesamtausfuhr Litauens mitrund einemDrittel beteiligt. öiiKowno täteinan also wohl gut daran, sichdieZolgeu etwa beasbsichtigter handelspolitischerGegenmasznahmen vorher reiflich zuüberlegen.

AuchdiesesMal hatKowno nichtvon seinerAngewohnheitge- lassen,immer dami,wenn es neue Aiigriffe gegen dasMeinellaiid unternimmt, einetwas freuiidlicheres Gesichtnach Warschauzu machen,uni DeutschlanddurchdenHinweisaufdieMöglichkeit

einer litauischspoliiischen Verständigung davon ab-

zuhalten, energische Gegenmasziiahinen zu.treffen. Und.wie ublichin solchenstillem versucht WarschauauchdiesesMal wiesder,.Nutzen aus dieser Lagezuziehen.Esverstärktseine Bestrebungen, mit·Kowiio«in Verbindung zukommen. Bei deiimehroderwenigeroffizielleitOu- saninienkiiiifteii zwischen politischenund litausischenPersonlichkeitenin letzter Zeitwurde gewisz nichtiiberirgeiidioelche«23elaiiglivsigkeiteiige- sprochen.lliiddie poliiis chePresse schwingtsich setzt sogar dazu auf.denLitaiirii ganz ungewohnteLiebenswiirdigkeiteii zusagen,die GeschicklichkeitderKownoer Politiker, dieCiichtigkeit der litgiiisrheit Bauern iiiiddiesorlsrhritte iiiiinnerenAufbaudeslitaiiischenStaats- ivesenszuloben, was siefreilich nicht hindert,zugleicher Oeitdie

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W

Besucht

Lothringer Straße 1 (Nähe HörstBefiel-Plato

die

Geöffnet täglich von 10 bis 20Uhr

Eintritt 0,20M.

ErgreifungenergischerMafziiahmen gegen die litauische Allu- derheit im Wilnag ebiete zufordern-,diedortwährendder letzten Monate einegröszereAnzahlstädtischer Grundstückeundländ- licher Objekteaus derHandbankcotter polnischer Besitzeraufgekauft haben soll. Einiges Aufsehen hateinArtikel desJudenKatelbach,des Koswnoer Korrespsondentenderhalbamtlichen,,GazetaPolska«,erregt.

Katelbach,derfrüherinDeutschland einejournalistischeRollebeim spolenbuiidegespielt hat, machtsichindiesemArtikel dielitauische Ehe-sezu eigen,dafzAiemel »einintegrierender Bestandteil«des litauischenStaates sei,underweistnachdrücklichaufdie»Versäum- nisse«hin,diesichLitauen in denelf Zahrenseinerdortigen »Herr-—- schaff«aufdemGebiete der,,Entdeutschung«Memels habezuschulden kommen lassen.Diese Mängel. meint Katelbach, müfztenbehoben werden;dieVerwaltungstätigkeitdesneuen Gouverneurs von Memel seidurcheineausgedehnte »ku.lturellerzieherischeAktion« zuer- gänzen,anderganzLitauen teilnehmenmüsse.Das lasse sich auchim Rahmen descZiiemeler Autonomiestatutes durchführen. Zudiese r

Arbeit könnten auch die cRationalitäten Litauens

he rangezogenwerde n ,,,denenanderstaatlichenVerknüpfung desAleniellansdes ebensovielgelegen istwiedenLitauern selbst«.

Das offiziösepolnische Regierungsblatt muntert dieLitauer also zueinerenergischen Entdeutschungspolitik im Memelland aqu Das ist immerhineininerkwiirdiger Beitrag. denderZudeKatelbachhierzu dein Themaderdeutsch-politischenVerständigungliefert. Interessant

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»Der Osten

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itas deutsche schickjatslamw sie

zeigtdenostdeutschenMenschen,die ostdeutsche

Landschaft,

dasWerden undWachsen des ostdeutschenRaumes und dieBedeutungdes Ostensfürunsere Zeit.

istvor allemderletzte Satz,derderKownoer Regierungempfiehlt,

sich bei der nationalen Unterdrückung des deuts-

schenNiemellandes auch der nationalen Minder- h»eite.nAltlitasuens zu bedienen. Dabei hatKatelbach einerseitswohlandie Juden, andererseits aber auchundwohl vor allemandiePolen gedacht,dieineinigen Teilendeslitauistheu Staateseinezahlenniäfzigundwirtschaftlich starke nationale Minder- heit bilden. Katelbach scheinthier ein Mittel ZUsehen,das

Atemelgebiet mit· einer polnischen Minderheit

zu beglücken, deren Vorhandensein inZukunft vielleichteinmal polnischeAnsprücheaufdiealte deutsche Hafenstadt»rechtfertigen«

konnte. Man fühltsich dabeiandiePläneerinnert,diePolenkurz nachdemKriegeverfolgte, alsdas Memelgebiet schonvoni Reiche losgetrennt,abernochnichtvon Litauen okkupiertworden war. Da- malsschon,alsdasGebiet unter französischerVerwaltung stand,wurde von WarschauderVersuch unternommen, das Menielland und vor

allenidiewichtige HafenstadtcZiiemelwirtschaftlichundnational durch polnischesKapital unddurchpolitischen Zungzuüberfremden.Esist anzunehmen.dafzdieLitauer die,,aufmunternden«Worte Katelbachs richtigverstehenunderkennen, daszdiePolen zwar eine Entdeut- schung·desAleniellansdes rechtgern sehenwürden,abernicht,uni es denFitauern zuüberlassen,sondern um sich selberdortfestsetzen zukonnen.

Dr K

Litauiiche Fragen.

Als Litauen Ende des ts. Jahrhunderts, dasSchicksal Polens teilend,dem Zarenreiche einverleibt wurde,verschwand esvon der Landkarte; an seinerStelle entstandendierusssischenGouvernements Kowno undVZilna.DieErinnerunganLitauen sollteausgelöschtwer-den;

und es gelangauchdenAiachthabern inSt.Petersburg. diegrofze geschichtlicheVergangenheit Litauens biszueinem gewissenGrade inVergessenheit geraten zulassen. Aus dieservon russischerwie übrigensauchvon polnischerSeite sorgsamgepflegten Unkenntnis iiisber das LandundseineBewohner erklärt sich- wohl auchdienicht selten noch anzutreffendeNeigung,dieBedeutung Litauens (dasaller- dingsmitdemAtemellande nachdemStande von Anfang1931 blosz 2367000 Einwohner zählt)zuunterschätzeii.

Litaneu undPolen.

Inzwischenaberist Litauemvielleichtgeradeweilesindenersten Rachkriegsjahren imSchattendergrofzen politischen Ereignisselag,und wegen desgrobenFehlersderPolen,die imOktober 1920cWilnabe- setzten,zueinem festenundselbstbewusztenStaatskörper geworden Das polnissch eElement istinLitauen starkvertreten. Statistisch istesnicht leichtzuerfassen,dasichvieleZaniiliemdiesichinrussischer Zeit als Polen bekannten, heute aus Opportunitätsgriindenzum litaiiischenVolkstum bekennen. Die-se Erscheinungkann nichtnur in den Reihen des niederen Beaintentums festgestellt werden, sondern findetsich auchindenfrühersozialundivsirtschaftlichbegünstigten Kreisen,wiez. B.beieinemZweigederFürstenRadziwilL Nichtnur

der weitaus überwiegendeTeil des Grofzgrundbesitzes lag

früherinpolnischenHänden,sondernes gibt auchganze Landstriche,

«wiez. B.dieLauda,die isn dendortausässigenGrvszbauerneinestarke polnischeBevölkerung haben. Der bekannte polnsische Schriftsteller Henrgk Sienkiewicz läsztmanche polnische Helden seinerRo- mane derLauda entstammen. Nochheutesucht der aufseinRestgut beschränktePan, polnischzuseinenLeuten zusprechen. Es gibt GegendenimheutigenLitauen,wo dieBewohner, sofern sie die pol- nische Sprache beherrschen,zur OberschichtderBevölkerung gezählt zuwerden beanspruchen undsichals etwas Besseresals diegrosze Massedünken.

Eswäre siirvorausfchauende Staatsmänuerin Warschauswohl möglichgewesen,Litauen auszenpolitischinpolnisches sahtwasser zu ziehen. DieBesetzung LWilnas aber schufeinen bis heute unheilbaren Bruch zwischenden beiden Nationen undStaaten. Es fehltdiegegenseitige diplomatische Vertretung. Esgibt seit13öahren keine Eisenbahn und Postverbindung zwischenLitauen undPolen.

DurchunausgesetztePropaganda seitensderlitauischeiiRegierung ist es gelungen, dieeinwenigstumpfe Psgrhe derBevölkerungaufzu- rütteln undihrdieVesetzungVZilnas. deralten historischen Haupt- stadtdesLand-es, als einedurchnichts entschuldbare Annexionzals einen brutalen Raub hinzustellen. Diehalbvergessenengeschichtlichen Momente werden geschicktindiesePropaganda verflochten. DieEr- innerungandiecMachtstelluug Litauens imAiittelalter, an dieZeitender Gedimin, Keistutis und Witautas sindwieder lebendig geworden. überall,indenAmtsräumen derBehörden,auf

dengrofzenBahnhöfenusw.hängendieBilder dieseraltlitauischen Fürsten,an deren legendenumwobener Grössesichder Rationalstolz eineseinmal fastvergessenen Volkes aufrichtet. »Riewird Pitauen seinenAnspruch aufVZilna aufgeben«,solautet dieunveränderliche Parole. AufsämtlichenoffiziellenLandkarten findet sichdas Lan-d

in weitem Umkreis um Wilna »alseinvon denPolen zur Zeit

besetztesGebiet«eingezeichnet.öndenJahren1922—"l924 konnteum«-i in Postanstalten, Bänken und Behördenbüros schreiendePlakate sehen, aufden-enderPol-eimSchnürrockmitderHetzpeitscheinder Handalsknechteschindender Krautsunker undkapitalistischer Groß- grundbesitzerdargestelltwar. Setztstösztman freilich nicht mehrauf derartig drastischeMittel. Man weifzinKaunas, dasz sdie litauische öugend,deren Kern einenational-i.stischengzusamniengeschweifzteStu- dentenschaft bildet,einesderartigenAnschauungsunterrichtesnicht mehr bedarf.unddaszdie»Schützen«,diedieRückgewinnungWiilnas als einesihrerHauptzieleverfolgen,ein-ennichtzuiinterschätzendenEin-—

flusz aufdieallgemeine Stimmung-des-litausischen Volkes besitzen.Und man glaubtinKaunas daher,miteiner gewissen Grokzziigigkeitdas Bestehenpolitischer Gymnasienundeinzelner polnisscher Organisationen, diefreilich scharfüberwachtwerden,duldenzukönnen.

Polen hatsich mehrfachbemüht,diebestehende Spannungzuver- ringern. Undesdürftensich auchinLitauen einigeGruppenfinden,die bereit wären.denPolen entgegenzukommen. Siesind jedoch, obwohl sie vielleicht sogarin denRegierungs-kreiseneinzelneAnhängerbesitzen, praktisch noch nichtzurGeltung gekommen. DieSpannungwirkt auf dieDauer beschwerlich; sie hemmtdieEllenbogseklskeiheitundsteht auch idemansicherwünschtenZusammen-schlufzder Randstaatenhinderndim cWege.Denn solangedieWilnafrage nichtgeregeltist, weigert sichdie litauische Regierung grundsätzlich,an irgendwelchenVerhandlungen teilzunehmen.beidenenPolenalsPartner auftritt. Dasz die fran- -zös-ischePolitik unentwegt daran arbeitet.einen Ausgleichan- zubahnen,steht aufzer Zweifel. SoheißtesineinemBericht Maurire Bedesls inder»C0nferenzia«(Rr,15Vom 15.öuli 1933)L

,,Vor 12öahrenbemächtigtesichPolendurcheinenGewaltstreich derhistorsischen Haupt-stadtLitauens, Wilnas, undderweiten Gebiete Südlitauens... Das litauischeVaterland istinTrauer. »Vergebens befafzte sichderVölkerbund mitderFragt-. Vergebenspruftenfran- zösischejuristischeSachverständigevon derBedeutung delaPradelles undLesursdasRechtLitauens Wian istinpolnischenHändenge- blieben Dasisteineschwere SorgefürFrankreich.dassowohlmit demeinenwiemitdemanderen Volkebefreundetist«

Vzeder hatPolen einen Führer-,deres wagte, dieannektierten Gebiete an Litauen zurückzugeben,noch besitzt Litauen einen Staats-

mann. dersichüberdieöffentlicheMeinung bimvkgsetzenundaufWilna

verzichten könnte.

Litanen und Deutschland ZuDeutschland wäredas Verhältnis Oitauens eindenkbar günstiges,wenn sich nichtimmerwieder derZragenkomplexdesViemess landes störendundentfreindendauswicken würde. DieHoffnlsg,die

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dieBerfaffer desBerfailler Diktates hegten,alsfie durch tdieLos- treiiiiiingMeinels vom Reich ein Streitobjektzwifchendiebeiden Völker legten,hatfichallerdings nicht oolllgerfüllt:DerMemel- konflikthat Litauen nichtindieArme .PvlensgetriebejntDer Litauer iftanfich nichtdeutfchfeinidllch gefinnt. Das hatlich z.B.

währendweitiiberdesdieWeltkrieges gezeigt:-Jm GegenfatzzuLettland»wo HälftederBevolkerung, aus surchtvor angeblichen Greueln,beimAnriicken dertdeutfchen Crupvenflüchtete, ließenfichdie Litauer von denRuffennichtzumBerlaffenihresLandes ver-leiten;

fiekonnten dieDeutfchenals Nachbarnundblieben. Soweit reichte nun ihreNeigungzu«Deutfchlandallerdings nicht,

daßnfie

nichtinit

beiden Händennacheinein fo mundgerechtgemachtenBien,wie dem Meiiielland, gegriffenhatten. Allerdings hatten fiefichüberdie Ausfichteneiner Afliniilierungdesangegliederten Gebietesan ihren Staat falsche Borftellungengemacht. Und fiefcheinen nochimmer nichteinfehenzu wollen,daßmitdenrulfifchenMethoden, dieden

neuen Herren inKauiias bekannt undgeläufigfind,indiefenialten

deutlchettLandekeineivirklichenErfolgeerzieltwerden können. So wenig·loie aufcZBilnaiftLitauen bereit,aufMemel zuverzichten.

UMdilebeidenProblemedrehtfich dieganze Politik diefesStaates.

Litauea und,,feine«Juden.

·»Litaueniftein ausgefprochenes Agrarland. DieSta- tiftik gibt77o.H.derBevölkerungalsLandwirte an(I.Januar I9ZI).

DerBauer iftvonderallgemeinen wirtfchaftlichen Krife nicht oerfchvnt geblieben. Befonders fchwerlaftetfieaufdenSiedlern,tdenendie RegierungParzellen der entäußertenGutsländereien zugewiefen hat.

DieGrößederParzellenfchwankt.Wir findenineiitlegenen Gegenden auf fruchtbareni LehmbodenParzellenvon 9Hektar,sin derNähevon StädtenLandltelleiivon ZHektar. Das Landift,wenn wirdasnor-—

difche Klima,dasunentwickelte Eifenbahnnetzunddiegeringe Kauf-kraft derStädte berücksichtigen,zudichtbefiedelt,die Pa rzelle nfind zuklein gerate n.Aber derBauer behauptetfich trotzdernach- gebendenPreife, diefeinen Erzeugiiiffenin denletzten Jahren bewilligt wurden. Dabei kommt ihmfeineeigentümliche Genügfamkeit,fein Sparfinn zuftatten. FreilichentbehrternichtdesausgiebigenSchutzes seitensderRegierung. Bei Zahlungsunfähigkeitifteine Pfändung nur iiibefchränktem Maßegeftattet.

Beinahe jeder größere slerken aufdem Lande hat zwei Markttage indercWoche.Dort ftrömtdieumwvhnendeBevölkerung zufammen. DerBauer ifteinMeifter imHandeln,ernimmtfich Zeit-, aberder Lit,diekleineMünze,rollt. Esgibteinftuiideiilanges Hin nnd Hei-beimEin-iiiidVerkauf,beimCaufchenderWaren,wobei freilichbisjetztderJude, deriiberalt iinGewühlzufinden ift,als Mittelsmann auftritt. Auf demMarktplatz fcheintderZudeden Bauern alten Schlagesnoch nichtzuftören.Jmübrigen öffentlichen Hei-Fudungemin denKreisftädten,begegnetman bereits derbewußt gepflegten Tendenz,denJuden aus feinerbisherigen Stellungzuoer- drangen, ihnalsHändlerauszuifchalten

· Als diejungen demokratifchenStaaten nachdemWeltkriege eine lhkkkDokllebmlten Aufgabenauchdarin fahen,demjiidifchenElement lketeBahn und gsiinftigeciStart zufchaffen,entwickelte fichdas öUdentuminLitauen zueineranfehnlichenMacht. DieJuden, Ouldieetwa7,2v.H.derGefamtbevölkerungentfallen unddiein dkspkunlscheu Zeitunter angemelfenemDruck gehalten wurden, er- hielte-«nun einenbDivnderenVertreter beiderRegierung inKa.unas, Heu Its lelberwählendurften. Siewußtenfich,wieüberall,wolman ikenichtulSchuchZUhaltenverfteht.indenBorderdrund zudrangen.

libermdesiiLädenderStädteundDörferfielen dieZirmensfchildermit hebkfiiicheuBuchstaben auf. Straßenauffchriftenwurden inlitauifcher, LehrwithundPvllljlchetSpracheangebracht,wobei kdie hebraifche Alle UbkkdekPoltlilchell ltand. DieJuden hielteninjenen·»Jahren Und»Auchlpökekihke Lagefürdurchausgefichert.DieArbeit judlfchen Kapitals ivar allenthalben zufpiiren.Große jüdifcheUnternehmeneilt- hqndFsp.Cin9HochschulefürRabbiner wurde,in Kaunas errichtet.

SIZllt einesderam fvrgfältigftengeleitetenundmiterlefenenLehr- kaftsn.bSIVHtM Institute dieferArtimeurvoäifchenOfteii.Undan LaisvesAlleia,derHauptftraßeinKaucias, wurdeuin 1924ein

II lges

Keufhoktsinbetont orientaiifkhem Stile erbaut, das wohl

zip-«

Ansangeines niorgenländifchenBazars hervorrufen follte.«

So

Zzåssnwahrend

dererItenJahre derjungen Republik derjudifche ).

Das hat lichiuilpllchenerheblich geändert.

- - Der Unmut »der

national eingeftelltenLtthgk überdasAnwacher desJudenlumst ubek dessendomjnietendewirtschaftlicheStellung blieb nichtAus-»Die

OTHIMJIlFllchexl

trömungen ergriffen allmählichMMUET Muuke Weile«DieRegierungglaubte eingreifenzuMüllellsSIV wagte Obernichts lichdadurcheinewo l eile oularität ZUichaffellp dgl-liisotkgngmKampfsgegendie

allzeit voskikå

Dies erschien ishr ZuchtPPPOktUkLDIEStellng desreichen, mitder internationalen Weltfmanzverbundenen Judentumserfchienihrdochzugefährlich;

dennantifemitifcheRegierungsmaßnahmknkonnten gegebenenfallsun- liebfameRückwirkungenaufaußen-,handels- und finanzpolitifchem Gebiete au«slöfen.ZiirdasBerhalten derlitauifchenRegierungkam nWhlqauchinBetracht,daß PaläftinaalseinaiufnahmefähigetUndZU Y«Oulsullftoielverfprechender Markt fürlitauifcheButter galt.So tilesnichtunverständlich,wenn dervorfichtigeLitsauereinenKonflikt mu dEspJUdenzuvermeiden befirebt war. Dafür asberwurden IMUffalltgMaßnahmengetroffen, dieder antifemitifchen Bewegng

27 WWWW

denBotdenentziehen follten. Man begiinftigteimftillendieGründung von Kviifuinvereinen undähnlichenUnternehmungen imBefitze nationalgefinnterLitauer. JndiefenBerkaufsftelleindiemitallerlei furden Bedarf des Landbeivohners beltimmten Waren ausgeftattet find,wirdman vortrefflichbedient. Sieerfreuenficheineswarhfendeu Oufpruchs AuchinKaunas eiitftand eingrvßftädtifchesK-aufhaus, idasetwadeni desOffiziervereins inBerlin entfprichtunddasin erfterLiniedemBedarfdesMilitärs undfeinerAngehörigendient.

Nach derMenge derKunden zuurteilen, dietäglichdieRäume fullen, muser»dieUmfätzemehralsbefriedigendfein. Derjüdisfchen Volks-bank,tdieüberall,auchinkleinenFlecken. ihre Niederlaffungsen unterhalt, iourden ZilialenderLitauisfchen Bank gegenübergefetzi.

Undbaldbegannendieiiidifchen KaufleuteüberRückgangderGe- fchäftezuklagen. Jmmer häufigerkonnte man dieWorte »Aus- wandern« und,,Paläftina« hören.Esmeldeten fichimSommer 1933 ganze Scharenjiidifcher jungerMädchenaufGütern inderNähetder Städte. SiewünfchtenArbeit gegennormales Entgeltzuleisftenund eineBefrheinigung darüber zu erhalten, daßfieeine gsewifle Zeit hindurchlandioirtlrhaftlichtätiggewefen find,umfichmitdiefemAus- weisdieEinreife-undAufenthaltsgenehmigunginPialäsftinazuficher-n.

DieJuden fühlenfich nicht mehr behaglich. Esberuhigt fie nicht,wenn inLitauen dasTragenvon AbzeichenderNSDAP odereinerihrer nnifvrmierten Organisationen mitauffallendempfindlichen Strafenbe- drohtwird. Siewillen,daßdiefe fchroffe HaltungderRegierung eine auftaktifchenliberlegungenberuhende Gefte ift,dernichtsweniger alsphilvfemitifche Anwandlungenzugrundeliegen. Siewiffen ferner, daßeine großeZahlovn Litauern gerade deswegen mitdem neuen Deutfchland fgnipathifiert, weildiefesdieMacht derJuden beifich vernichtetundihrenEinflußbefeitigt hat. Esberuhigtdie Juden auch nicht,wenn dieKownower Regierung fich nochzukeinen einfrhneidens denMaßnahmenentfchloffen hat, dieeineBetätigung jüdifcher Rechts-—

anwälle undÄrztenur inbegrenzteinAusmaßegeftatten. Siefehen voraus, daßfvlcheMaßnahmen früheroder fpäterdochkommen. Es iftihneneine Bzarnung gewefen,als die litauifkheRegierung im Sommer 1933deinvon ihnenpropagierten ankvtt deutfcherWaren energifchentgegentrat.

,Litanen nndFrankreich.

Ein möglichesGefahrenmoment fiirdasVerhältnis Litauens zu Deutfchlandwärehiernochzuerwähnen. Esiftdiefranzöfisfche Kulturpropaganda, die fraglos fuchenwird,fich auchin Kaunas feftzufetzen,wiefieesinRigagetanhat. Hier werden Hun- derte von lettifchen Kindern ineinem franzöfifcheiiLuzeuminfract- zöfifchemGeifteerzogen, um fpäterihreweitereAusbildunginParis zuerhalten. Frankreich hatmitdieferArtderKulturwerbung diebeften Erfahrungen gemacht. Diejenigen Letten,dieinParis ihre Hochschul- bildungempfingen, find,indieHeimatzurückgekehrt,dieeifrig-ften Bekämpfer deutfcher Kultur und diezuoerläffigftenGegner einer etwaigenfreuntdfchaftlichenAnnäherungzwifchenLettland undDeut-feh- land. Noch gibtesinKaunas keinfranzöfifchesJnftsitutdieferArt.

Aber man trifftbereits Litauer,dieinParis ftudierenunddamit der weftlichenGedankenwelt mehroder wenigerverfallen. Hierhatdie deutfrheKulturarbeit dieAufgabe,denfraiizöfifchenPlänen

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BWeg

.

zuoerbauen imJntereffedesdriedens

se Lehrftuhlfiir Radbruch inKomm-.

Der Senat der Univerfität Kowno hat denehemaligen

Heidelberger Strafrechtslehrer Profeffvr»Radbruch

nach Kvwno berufen,um ihmden Lehrftuhl fur memel-

ländifchesStr afre chtzuübergeben.Radbruch war zweimal fozialdemokratifcher Reichsjuftizminifter.Erwurdeam 28.April1933 aufGrund desBeamtengefetzes aus demStaatsdsienftentlassen.»Er ifteinerdervielen,,Emigranten«.dienachdernationalen Revoslution Deutschland oerlaffenundfich nach Frankreichbegeben haben.

Wer einen Einblick in Geschichte und

Wesensart des deutschen Ostens erhalten will,t)esuche die große Ostausstellung in Berlin, Lothringer Straße

1

ZIFE-w.sstt.pi.-

dieAnsstellunaisttäglichvon10—-20Uhrtauch Sonntags) geössneu Eintritt nur 0,20M.

ilrun en werden nachvorheriger Vereinbarung veranstaltet.

Lehrans-

Weidendatnm 9730l31). FärMitgliederdesBDOistder Besuch der sindstellungselbstverständlichepflicht.

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Die polnifche Literaturaliademie

DiePolnischeLiteraturakademie, die imOktober vergangenen Jahres gegründetwurde,verdankt ihrEntsteheninersterLinieder Initiative des polnischenMinisterpräsidenten und Kultusministers Janufz Jendrzejewicz, indemsich politischeundkulturelle Neigungen undFähigkeiteninseltener Weisevereinen. Jendrzejewicz, trotzseinerjungen Jahre einalter Gefsolgsmann Pilsudskis, hatim vergangenen Jahrzehnt eine fruchtbare Gründertätigkeit aufkul- turellem Gebiete entfaltet. Ihm verdanken mehrerewertvolle Zeit- schriftenihrEntstehen: ,,WissenundLeben« (einFortbildsungsblatt fürdieLehrerschaft),»Droga«(einivissenschaftlich-politischesBlatt), die,,AllgemeineKorrespondem-Universität«(einfürdieAllgemeinheit bestimmtesFortbildungsorgan)undder,,Pion«(eineliterarifcheZeit- Ichrift).Jendrzejeivicz rief fernereine,,GefellschaftfürEheaterkultur inPolen«insLeben. ErnahmdenUmbau»de»sViolksbildungswesens inAngriffundwagtesich auchandieschwierigeAufgabederReu- regelsungdespolnischen Hochschulwesens heran. Erhatsichanf»kul- turellem Gebiete als kämpferischeundschöpferischeKrafterwiesen, sich allerdings durchseineTätigkeitauchvielFeinde, namentlichim nationaldemokratischenLager,geschaffen.Seine Hauptasufgabescheint erin derJurückdrängungdesvon westlichenEinflussenuberfremdeten Intellektualismiis, wieerimnationaldemokratisrheiiLagerseinestärkste Ausprägunggefunden hat,undin derSchsaffungeines arteigenenpol- nischen Kulturwillens zuerblicken. Befremdlich istdabei nur, daßoer offenbarglaubt,lich hierbeiinstärksteni Maßeausgerechnetauf di e jüdischen Intellektuellen stützen zumüssen.

Dieneue poslnischeLiteraturakademie besitzt

tZwei

Vor-

läuferinnenin derGesellschaft der Freunde der issen- schaften in Warschau und der Polnifchen Akademie der Wissenschaften iiiKrak.au. Die«WarschauerGesell- schaft bestandvon 1800bis1831,bissie »alseiner derHiauptherde dernationalen Erneuerung despolnischen geistigenLebens«—von der russischen Regierung aufgelöstwurde. ZuihrenausländischenKor- refpondenten hatteauchGoethe gezählt.DieKrakauer Akademie, dieheuteeineeinflußreicheStellungimgeistigenLebens·P-olensein- nimmt,wurde 1876gegründet.Mit derLiteratur beschaftigtesiefich

nur von derhistorischenundsprachwissenschaftlichenSeiteher. Der Gedanke,eineInstitutionzuschaffen,derenAufgabeesist,dasschrift- stellerischeunddichterifche Schaffen Polens zufordernundzuheben, tauchte schonbald nachder Wiederaufrichtiung Polensasuf.Aber politischeundwirtschaftlicheSorgenstandenzufehrimVordergrund, als daßdieserGedanke beiden verantwortlichen staatlichenStellen

hätteBeachtungfindenkönnen.Erstalssichderliterarisch interessierte MinisterpräsisdentJendrzejewiczdesGedankensannahm, wurde der Plan, fürdensichunter den Schriftstellern Polens zuerstStefan Jeromski unddann Julius Kaden-Bandrowski besonders starkein- gesetzt hatten,indieTatumgefetzt.

Im Vorwort derGründungsurkundeheißtes u.a.: Diepolniscbe Regierung rufedieAkademie insLeben,von demWunfchebeseelt, der polnischenLiteratur denihrgebührendenPlatz imLeben der Ration zusichernundeingedenk ihrergroßenVerdienste umdieAuf- rechterhaltungdesnationalen Geistesin iderZeitdesKampfesum die UnabhängigkeitPolens. Zudenvornehmlichsten AufgabenderAka- demie gehörtes, diepolnisrheLiteratur zurepräsentieren,geeignete Maßnahmen zurHebsungdesNiveaus derLiteratur undzurFör- derungder Schriftsteller zuergreifen, zum Wohle der polnischen Kultur üsberallmitderRegierung zusammenzuarbeiten, auf Ersuchen derBehördenihreAnsichtüberFragenderpolnischen Sprache und Literaturzuäußernusf. RacheinerÄußerungJendrzejewiczsgibtsich«

dieAkademie ihreAufgaben undRichtlinien felbst. Esistjedoch offensichtlich,daßsie dazu bestimmt ist,demPilsuski—-Regimediekul- turelle Basiszuschaffen,diediesem bishergefehlt hat.DiecNation-al- demokraten habenvon ihremStandpunkte aus ganz recht,wenn sie dieneue Akademie miitäußerstgeringer Freudebegrüßen.Denn sie stellteinGlied inderKette derMaßnahmendar, durchdieJen- drzesewiczdenbeherrfchendenEinflußdernationaldemokratischen In- telligenz aufdasgeistigeLebenPolenzubrechen bestrebtist.

DieAkademie hatihrenSitzimPalais Potocki inWarfchaiuz auf ihrererftenSitzungwähltesiedenStiaatspräfidentenProf. Ignaz Moscicki und denMarschall IofefPilsudski zuSschirmherren undihrenSchöpfer,den MinisterpräsisdentenJendrzejewicz, zu ihremerstenEhrenmitglied. Siezählt15Mitglieder. Von diesen sind siebenvon Jendrzejewiczinseiner Eigenschaft alsKultus-ministerbes- rufen,dieübrigenachtzugewähltworden. Fünfvon ihnen sindRoman- schriftsteller,drei Dichter-, zwei Dramati-ker, zweiLiteraturkritiker, zwei Literaturhiistoriker unsdeiner P«u-blizist.Die Namen derMit- glieder find: Waclaw Berent, Peter Ehoynowski, Karl«

Jrzykowski, JuliusKadensBandrowfki, JiuliusKlei-

ner, Boleslaus Lesmiaii, Sofia Ralkowska, Jeiion

Przesmgcki, K.H. Rostworo.ivski, Vincenz Rzgmows

ski, Waclaw Sierazewski, LeopoldStaff, Jerzg Sza-

niawski, TiasdeusJielinfki und Easdeus Vog-Zelenski;

alsogroßenteilsJudenl

"

Was wird aus dem Danziger Daten?

»

Das Iahr 1933istfürdenDanzigerHafeneineschwereEnt- tauschung gewesen. Danzigist hinsichtlich seinesGütern-mschlages von dembenachbarten Gidingenweiter indenHintergrund gedrängt worden. ImVergleichzumVorjahre istde rDanz i ge rHafe n- verkehr imIahre 1933umrund 100000Tonnen (=2v.H.ge- sunvken; imGdingener HafendagegenistderVerkehr usm nicht weniger als rund 815000 Tonnen (= 15,9v.H.)gestiegen. De r Anteil Danzigs am seewärtigen Gesamtgüterver- kebr Polens hati.I.1932 noch49,8 v.H.,imvergan-

genen Iahre nur noch 45,7 o.H.betragen. überden

Hafenvon Gdingen sindi. I.1933faft1Mill.(950 000)Tonnen Güter mehrumsgefchlagenworden alsüberdenDanzigerHafen. DerGüter- umfchlaghat inGdingen5950264 Tonnen, inDanzignur noch 5000561 Tonnen betragen.Danzig ist hinter Gidingen alfo um fast20 v.H.zurückgeblieben. Das isteineEntwicklung, die ivieimmerwieder nachdrücklsichstbetontwerden muß inkeiner Weisemitangeblichenwirtschaftlichen Rotwenidigkeitenerklärt werden

ann.

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Eine befonders verhängnisvolleEntwicklung hatdie Einfuhr ube rDanz i ggenommen. Gegenüber1932weist sieimIahre 1933 zwar eine geringeZunahme auf(von236800 auf266500 Evnnen).

Vergleichtman dieletztsährigeEinfuhr überDanzigaber mitder Einfuhr,dienochisinIahre 1929ihrenWegüberDanzignahm, fo ergibtsicheingeradezuerschreckend-erRückgang:1929sindüberDanzig noch1662654 Tonnen eingeführtworden;imIahre 1933 sind also nur noch etwa 16 o. H.der vier Jahre zuvor

erzielten Einfuhrmenge über Danzig gegangen.

DieserRückganggeht keineswegs bloßauf die Minderung derpol- iiisschen Gesaniteinfuhrzurück.Das erkennt man sofort,wenn man die überGdingen gegangene Einfuhr derIahre 1929 und1933der- jensigen Danzigs entgegenstellt. 1 929sindüber·G d ingen

272 900 Tonnen eingeführt worden; im, letzten

Iahre dagegen 833 242 Tonnen. Es ist alsofestzustellen, daßzwischendenbeidenHäfeneinevölligeVerschiebungderUm-schla.gs- iiiengeneingetreten ist:1929sindvon derseewärstigenGesainteinfnhr Polensetwa ObüberDanzigundnur etwa V-überGdingengegangen;

1933 dagegen war Danzig an der polnifchen See-

einfuhr nur noch init einein knappen Viertel be-

keiligtl Besonders deutlichwirddieseVerschiebungzuuiigunsten Danzigs,wenn man bestimmte Einfuhrwaren betrachtet;daist in erster LinieSchrott zunennen: 1929gingenüberDanzig noch fast400000 TonnenSchrott, iniletzten Iahre nochetwas über7000 Connenl Tiber Gdingen dagegen gingenimIahre 1929nuretwa 47 000Tonnen

Schrott,ismletzten Iahreaberetwa 345000Eonnenl DieVomhun-dert- anteislederbeiden HäfenanderSeeinfuhrPolens währenddes letzten Iahrfiinfts sindinfolgenderlibersichtzufammengestellt:

Jahr Danzig Gdingen Jahr Danzig Gdingen

1929 85,9 14,1 1932 36,0 64,0

1930 64,2 35,8 1933 24,2 75,8

1931 54.7 45,3

Einweniggünstiger,vidervielmehr:nichtganzsoverhängnisvollist dieEntwicklung derDanziger Ausfuhr. liber Danzigsin-dim Iahre 1932noch 50,8v.H.derpolnischen Seeausfuhr gegangen; im letzten Iahre UUk Uth48s1V«H. Also auch hiereinRück- gangdesDanzigerAnteils. DieAusfuhrüberDanzig isst1933gegen- über dem Vorfahre um rund 127000 Tonnen gesunken: über GdingenistdieAusfuhrindergleichen Zeitusm kund404 000Tonnen gestiegen!Die Ausfuhr hat im Iahre 1«933betragen

über Danzig 4734 000 Tonnen und über Gdingen

5117 000 Tonnen. Sieistinszingenalsoum rund 383000

Tonnen höheralsinDanzig. Vor einigenIahren,1929, -lagDanng nochweitvor seinem konkurrierenden VatbbarhafentVon einerGe- sanitausfuhr inHöhevon rund 9,2Mill.Tonnengingendamalsnoch«

rund6,6Mill.Eonnen überDanzigundnur rund 2,5Mill.Tonnen überGdingen. DerAufstieg Gdingens hat sich auch hier durch-aus auf KostendesDanzigerHsafensvollzogen.·

Anfang Oktober trat das Dantzig-p0[nijkhg Sonnab- kommen inKraft. Bisher batllkb nochkeine nachhaltig günstige Answirkung dieses-Abkoinnieiisauf Danzigs Hafen feststellen lassen-.

Wenn das Abkoninien aber überhaupteinenSinn haben soll,dann mußmitderfortschreitendenUberflügelungundSchädigungDanzigs durchdenpolnischen Hafen endlichunddaueer Schlußgemachtwerden.

Der Monat Dezember hat für Danzig eine Besse-

rung seines Hasenunisrhlages gebracht: Währendder DanzigerAnteil amseeivärtigen AußenhandelPoleiis ini Monat Ro- vember nur 45,.1v.H. betragenhatte, isterimletzten Monatdesver- gaiigenen Iahres sprunghaftauf52v.H. gestiegen. Gewißeineer- freulicheTatsache:aber man darf sie nichtüberschätzen.Denn esist durchaus noch nicht klar,obessich hiernichtetwa bloßum einen klugen Schachzug der polnischen Regierung gehandelt hat,»derangesichtsderbevorstehenden GeiiferRatstagung undder schwebenden weiteren Verhandlungen mit derFreienStadt daran liegenmußte.ihrenVerständigungswillenziubeweisen. Erstdienächsten Monate werden zeigen,obPolenwirklich bereit ist,dienotwendigen Folgerungenaus feinemHafenabkommenmitDanzigzuziehen.

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Handelspolitifche Enttäujchungen für Polen.

Der polnische Auszenhandelqist imIahre1933 imBer- gleichzumBorsahre um rund160Mill.0»lotggesunsk en(oon1»947 auf1787Mill. Zlotg). DieEinfuhr hatim

vergangen-enIahreeinen Viert von 827, dieAusfuhr von 960Mill. Zloty erreicht.Die Hanidelsbilanz ist als-omitrund 133Mill. ZlotgfurPolen aktiv. Das Aktivsaldo ist1933 etwas höher als nnBorsahre gewesen. Wenn inau denpolnischenAuszenhandesllediglich vom devisensundwährungspolttlskhenStandpunkt ausbetrachtetZkannman dasErgebnisdesletztenIahres ails»zufriedenstelle-nd«bezeichnen.Im übrigenaber muss Inan sagen, daszind ieseiiAusienhandels-—

zahlen die drukkende Wirtschaftsnot eines ganzen Volkes zum Ausdrurk kommt. Wenn »aufdeinKospfder Bevölkerung imMonat wenigmehrals2ZlotgEinfuhr entfallen, so istdaseinZeichen dafiir, dasz fiirdenKonsumenteninPolenalles, was nichtimLandeselbst her-gestellt wind,einunerschwinglicherLuxus ist- Dekal«tigniedrige Anfzenhandelsziffern pro Kopf,die inEuropa dehlnur nochinSowsetruszlandihresgleichen haben, sindnur möglich ineinemLande, dessen Bewohner von einernahezubeispiellosen ADIVIBlllkbt freiwilligen Geniigsanikeitsind.

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Man erinnert sichnoch,mitwelchem EnthusiasmusinPolenseiner- zeitdieAnnäiherunganRuszlsand nicht bloszaus politischen,sondern auchaiis wirtschaftlichenGründen begriifztworden ist. In Polen war man überzeugt,sich durchdenRichtangriffspakt denHandels-—

weg inden russischenRaum erschlossenzuhaben und dorteinen sicheren Ersatz fiicdieallenthalben gefährdetenwestlichenundiibers seeischenAbsatzmäcktefindenzukönnen. DieWirklichkeit abersieht anders aus. Die polnischen Wirtschaftskreise sind,vorn Ruszlandk gescliäft gründlich enttäuscht. Auszer gelegentlichenBestellungeiiauf polnischeHüttenerzeugnisseundkleineren Abschliisseniiianderen Waren sindkeine russischenAufträgehereinzubeko-mmen, obwohlsichdieani Cicportnach Ruszlandinteressierten polnischen Firmen starkum den russischenKäufer bemühen.liberdieGriinde dieses Bersagensscheint

man sichinPolen selbernichteinigzusein. Mitwirken maghier die in Polen herrschende Unkenntnsis des rusjischen Marktes Mitwirken mögenweiter dieHemmungen, diePolen gegenüber der Technik des sowsetistischen Anden- hankdels empfindet. Mitwiirken niag schlieszlich»auchderUmstand, daszMoskau,dasseineAufträgenach durchauspolitischen Gesichts- punktenvergibt,anPoleneingeringeresInteresse alsan anderen Mäcl)ten,namentlichsandenBereinigten Staaten, besitzt. Tatsache lltsedanfalls,daszes Polenbishernichteinmal gelungenist«soviel tUJsischeAsufträgefiir seineverarbeitende Industriehereinzubekommen, wieihmansich nachdenalljährlichvonderrussisch-polnischenHandels- gelallschast»Sowpoltorg«festgesetzten Kontingentziffernzustehensollen.

Tatsacheist auch, daszdiepolnischen Firmenvon ihrensowjetrussischen --GCs(l)ästsfre-iinden«·imallgemeinen nichtebenkorrekt behandeltwor- den»sind.Essoll nicht selten vorgekommen sein, dasz sie, nachdem ihnen IsmakbftHoffnungaufdieErteilungvon Aufträgen gemachtworden lmdi»Na-Oheiniger Zeit erfahrenmufzten, dasz dieseAufträgelängstan cnnerlkonistheoderandere sirmenverteilt worden sind.Indenletzten MVUSUSUfind wiederholt polnische Wirtschaftsvertreter inSowsetruszland AKZVeJemntn sichiiberdiedortigenWirtschaftsverhältnisseundAbsatz- mogllchkellkkltuorientieren. SiescheinenmitgroszenHoffnungenhin- AYlCthUzCbkk Ziemlich erniichtertwiederzurückgekommenzusein:·So EUPDVUNDDElVgation poslnischer Handwerker inMoskau vor einig-er qeitfestlichund zuvorkonmiend empfangen;derGesa«nitein-driick,den sieaus derSoivsetmetropoile mitgebracht hat,war dannaber»der,dasz ka PalnlsfkheHandiverkserzeugnissein Ruszland keine irgendwie nennenswerten Absatzaussichten bestehen. DieEnttäuschsungundBesc- OPAETUUAdelPolnischen Wirtschaftskresisedarüber,daszdasGesthafk m« Russlandtrotzder,,herzl-ichen«politischenZreundschafnzwischel1

«axfkhauundMoskau nichtinstqukommenwill,klingtMAllem

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durch, in dem sich der »meine-wenn Kutt«

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mitdergeplanten Ruleandreise einer·Gk·UPP2Vosl l

samten

derWirtschafts-effortsderWar-schauer- Ministerieiibefaszt

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jdasYlallfkbreibtu.a.:»Siewerden hinkommenunddenuberall

Cllvsewthetenden

Marxisnius imRusseiikittelzusehenbekommen.. Sie Oel-estblnkosnmsnundwerden künstlicham LebengehalteneGebilde FkbllflxelL.Rsieniand wirdihnendieRot undArmut derrussiskbvn Mast« islgekUman wirdsie vielmehrinriesigen sabtjkhallEUherum-

otoren,diefärteures Geldausdem Ausland führen,inHalleneisiger M

esogen iiio1.den, ivahrend gleichzeitigMillionen MienschenZUHunger UndKälleRot UndcIlllfehandlungenverurteiltsind.Wir fürcht-Mdle

bplscheivistische

Agitationnicht;gbgkwikuntekskhätzennichtdieGefahr MFVBekllebklulsgBeAkkffebeivielenBeamten derWirtschafts- Zessortsdennwlk kenn-Mdiedoktrinäre Einstellungvieler Geisterlkl POlOIIalt-ddlEfkbnellengalsterungfiirdieverschiedensten Neuigkeiten- wenndieseiiuc ausdeniOstenkommen.«

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«Ähnlichwiehierergehtes Polen auchauf den flidölt-

«1»kbenMärkten, andieesengeren Anschlusz gesucht halte.Um

fur·denRückgangseinesseewärtigenHandelsverkehrs einen Aus- glelchzu»finden. Auch diese Hoffnungen gingen nichtinErfillllmgs soweitdieStaaten derKleinen Entente inFragekommen. In den Ikltenneun Monaten desJahres 1932hat diepolnische Ein-

fuhr au sdiese nStaate n(Rsu-mänien,SiidslawieiiundCschecho- slowakei) 48,1Mill. Zlotg,die polnische Ausfuhr dort- hin 100,5Mill. Zlotgbetragen. Im entsprechenden Zeitraum des Jahres 1933istdieEinfuhruni25v.H.auf36Mill. Zlotg,unddie Ausfuhr um 55v.H.asuf 47,1Mill. Zlotg gesunken. Der Handel mitdenSsiisdostsstaatenist fiir Polen wegen desverhältnismäßighohen Aktivsaldos besonderswichtig gewesen. DerAusfuhrii berschusz imHandelsverkehr mitdenStaaten derKleinen Entente hatinden erstenneun Monaten desJahres 1932 mehrals30 v.H.des ge- samtenpolnischenAusfuhriiberschussesbetragen. Erhat sich nicht aufrechterhalten lassen;er istindenerwähntenZeiträumen von 52,4 auf 11,l Mill. Zloti, d.h.um«fast80 v.H.,ge- sunken und machtjetztnur nochetwa Vi»des Gesamtausfuhrs iibersrhnssesaus. Esbesteht auch wenig Hoffnung, diesen Ausfuhr- iisberschuszimHandelsverkehr mit dendrei erwähntenStaaten

und dasselbe giltauchimVerhältnis Polens zu Osterreich und Ungarn wieder zusteigern. Denn diepolnischenHiandelsbezie- hungenzudensiidosteuropäischenLändern werden mehr undmehr

auf der Grundlage völliger Gegenseitigkeit auf-

gebaut. DerKosmpensationsverkehr aber bietet wenig Aussicht aus Erzielungnennenswerter Aktivsalden fiir Polen." Die Bemühungen, wieder engeren wirtschaftlichenAnschluszan diezwischen-undost- europäischenLänderzufinden, sind also bisherziemlich erfolglosver- laufen. Warschaii ist durch diese Entwicklungineineunangenehme handelspolitische Lage geraten.

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Polen machtverzweifelteAnstrenguiigen, seine Ausfuhr aufder bisherigenHöhezuhalten. Es scheut inder Unterbietung

der fremden Konkurrenz keine Opfer. Undes erzielt

mitseinerSchleuderausfuhr Erfolge,diemitunter geradezugrotesk anmuten. Einer Meldungder,,DAZ«zufolge, ist jetztzumerstenmal

polnische Kohle auf dem Londoner Markte er-

schienen (l)imddortzueinemPreiseangebotenworden,dererheblich unter idemenglischen Kohlenpreisliegt.Bereits im November trafdie ersteSchiffsladung polnischer Kohle in Gibraltar ein,»undmitItalien hatPolen einAbkommen getroffen,wonach esdiebeiden liberseesd«am·pfer,dieesbei einerCriesterWerftinAuf- traggegeben hat,mitKohlebezahlt. DiesesEindriiigen pol- nischer Kohle indie ureigensten Absatzgebiete des englischen Kohlenbergbaus hatinEnglandeine verständ- licheEntriistunghervorgerufen. Es wurde im ,,salleGibraltar«

daraufhingewiesen, daszdiiegroszen KohlenhandelslagerinGibraltar, von denen aus derSchiffsverkehr desMittelmeeres und derBedarf asuchanderer Mittelmeerhäfengedecktwird,mitihren kostspieligeis neuzeitlichen Berladeeinrichtungen mit Unterstützungder Waleser Kohlenindustrieangelegt worden sind, dasz alsoindiesenAnlagen mittelbar dasGelddesenglischen Steuerzahlers stecke.Es seiun- erhört, daszdie englischen Firmen, denen diese An- lagen gehören, jetzt ihre Hand dazu bieten, um die

englische Kohle durch die polnische oerdrängen zu

lassen. EineAbordnungderWsaleser Kohlenindustrie begabsichzu demenglischenBergbauminister Broivn. Auchdas Ko- lonialamt, dasHandelsministerium unddieAbgeordneten des WialeserBezirks wurden mobil gemacht. Man verlangteeiii

Einfuhrverbot gegen ansländische Kohlen, das sich

auf alle iiberseeischen Besitzungen des britischen Reiches erstrecken solle. Was Polenanlangt,sokann man wohl sagen, dasz diese Art,denExportum jeden Preis zuerzwingen, weilum derWährungwillenunbedingt Devisen hereingebrachtwerden miissen, nicht dazu beiträgt, Polen im Auslande be-

liebt zu machen. Was aber Englandanlangt, so istes wohl

angebracht,daran zuerinnern,daszesselbstandieser Entwicklungder Dingesein geriittelt Masz Schuldhat;denn seine eigenenStaats- männer habenseinerzeitauchinBersailles undinGenfgesessen,als dieGrenzziehung imOsten erfolgte,iiber deren widrigewirt- schaftlichesolgen sie sich heute beklagen.

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Polnische ExportgesellschaftinDamig.

In Danzxigwurde eine,,Polniscl)e Exportgesellsch»cifta miteineinAnlagekapital von Mill. Gulden Kapital gegrundet.

BorsitzenderdesAufsichtsrats istderpolnischeBsolltstagsabgevrdnete undBiorsitzendedes ,,Berbandes zurFörderungderDamm-polnischen Wirtschaftsbeziehungen«,Dr.Moczynski Sein Stellvertreterist HandelskammersyndikusDr. Chrzan. In der polnischenPresse begrijsztman dieseGründungalseinenSchrittvorwärtsimAusgleich Danzig-polnischer wirtschaftlicherGegensätzedurchprivate Initiative.

DieGründungderpolnischen Gesellschaft isteinneuer Beweisfurdas freimiitigeEntgegenkoninien, dasDanzig Polengegenuoer zeigt.

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niiissen Reubestellnngen aus unser,,Ostland«für Februar-Märzausgegeben werden« Bei später

erfolgenthn BestizlkungeiciO

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gebührvon 20 .zuza. en. er eisung .

2Monate beträgt1,00M.tohne Zustellungggeb.)

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Der Ausbau des polnischen Verkehr-Buches

Daspolnische Berkehrsniinisterium hateinauf weite Sichtberechnetes Programm für den Ausbau der Ber- kehrswegeaufgestel lt, zudessenAusführungteilweiseder aus besonderen Abgaben finanzierte Arbeitsfonds inAnspruchge-

nommen werden soll. AufdemGebiete desEisenbahnwelenslind

immer nochgroßeAufwendungen fürdenW iede raufbauder im Kriege zerltörten Anlagen zumachen. Man hatbe- rechnet,daßvon denBrürken und Ubergängen noch22o.H.

iderzerstörtenObjekte nicht wiederhergeltellt lind,von denBahn»- höfenlZv.H.,denWohngebäuden25v.H.;dieGelamtkostenfur diese nochzuleistendenWiederaufbasuarbeiten werden auf130Mil- lionenZlotyberechnet.

Weiter bleibt nochvielzutun fürdenUm- u ndAu sb«au

des vorhandenen Eilenbahnnetzes, das dengegenuber

derBorkriegszeit veränderten Berkehrsoerhältnislen undVerkehrs-—

richtungenangepaßtwerden muß.Eshandelt lichdabeiumdenAus- bauvon Eisenbahn-knotenpunkten,Umbauoon Brücken,Berbeslerung der Sicherungsesinrichtungen, Bau von Verwaltungs- und Wohn- gebäudenusw., alles zulammeii miteinemKostenbetrage vonrund

"204Millionen Zlotgangesetzt. Auch derBau neuer Linien ist mitdenbishergeschaffenen15neuen Eilenbahnlinienin einer Gesamt- längevon 1100Km.noch nichtabgeschloslen.ZurZeit sindimBau

die Linien Warlchau—Na-dom, Krakau—Miechow

kundSie rpc——Plock,fiirderen Beendigung noch37Millionen Zliotg erforderlich lind. Außerdem sind vier weitere Linien (Droh-irzin——Wolkowysk, Wojnira——Lurk, Nozwa-

dow—Szrzebrzeszgn und Oltrolenke—Konopki) in

einer Gelamtlängevon 345Km. undmit einemKostenaufwand von 104Millionen Zlotugeplant.

Das Programm hinlichtlichdes Ausbau e s de r Land-

sstraßen gliedertlirhindreiTeile. Zunächstfind3200Km.Haupt- dsurchgangsltraßenmitfesten Pflasterungen von verschiedenerArt zu versehen. Dafürwerden 20Jahre langjährlich23,36Millionen Zlotg

gebraucht. sürdieUnterhaltung derweiteren 13600 K·m.staatlicher befestigter Wege werden jährlich60,5Millionen Zlotggebraucht, Schließlichsollen noch3800 Km.hauptsächlichfsürZuhrwerksverkehr bestimmter Wege befestigtwerden, was, auf30 öahre verteilt,- 9,81Millionen Zlotyimöahreausmacht. siirden Ausbau von Brücken lind, ebenfallsbeiBerteilung der nötigenArbeiten auf ZOJahre,23,6Millionen Zlotyjährlichalsnotwendig angesetzt.Das Wiegebauprogramm würde alsobei voller Ausführng jährlichs 117Millionen Zloty erfordern,währendderltaatlicheWegebausfonds imnächstenEtatsjahre dafürnur 15Millionen Zloty zur Ber- tiigunghat«

DieallergrößtenAufgabensind aufdemGebietedesWaller - straße nbaues zuleisten. Hier stehtanersterStelle dieNegu-«-.

lierung der mittleren Weichsel, die20Jahre langje 20-Millionen Zlotg kosten soll.Talspe rre nbaute nsind geplant an derSola beiPorombka (inderNähe von Bielitzsmiteine-m salsungsraum von 30Millionen Kubikmeter undeine-mKosten-betrage von9Millionen,beiBlendoiv anderPrzemsa(8aslsungsraum20Mit-.

lionenKubikmeter)undzwei Tallperren mitje6Millionen Kubiksj meter salsiungsrausmanderSchwarzenPrze«nisa,fernerverlchiedene Bauten von slußhäfen,soderöndustrsiehafen für Ostoberk schlelien und das Dombrowaer Gebiet anderPrzemsal beiMuslow-itz—Modrzejow,dessen Bausim vergangenen öahrebereits begonnenworden ist,undmehrere Häfen ander Weichlelzs soinPlaszowbeiKrakau, inZeran beiWarschau undeinHafen inderNähevon Pletzk.

AusdeinArbeitsfonds könnenfürdieleöffentlichenArbeiten für daskommende öahrinsgelamtnur 35Millionen ZlotyzurVerfügung gestelltwerden. Es wird demnach, selbstwenn esgelingt,noch andere erheblicheMittel flülligzu machen,nur ein Teisl des aufgestellten Programms ausgeführt werden

können. «

Eiland-Woche

Angst.

KiurioseLeute gibtes. Damelden die»Zaunakas Sinas«, in srsiedrichshofbeiMitau seien zwei deutscheSchüler,15und16Jahre alt, verhaftetworden, weil siePläneoionstiedrichshof undUmgebung gezeichnet habensollen.»Esistmöglich«,philosophiertdas lettische Blättchen,»daßdenSchülerndieWeisung gegebenworden ist, sichmit denltrategischen Punkten Lettlands vertraut zumachen,um diege- machten Beobachtungen imErnstfallenutzbar machenziukönnen. Diese Annahme wird durchden Umstandverstärkt, daßzugleicherZeit SchülerinGruppen oon zweibisvier·Mann dieUmgebungMitaus anverschiedenen Stellen sdurchwandert haben.Esistmöglich, daßder-—

artige,Exkurlionen«derdeutlchen Jugendnichtnur inderUmgegend von Wenden undMitau,sondern auchananderen Stellen erfolgen«

önKrakau wurden Borträge überden ,,Hitlerismus«gehalten.

EinRedakteur namens Srokowskisprachüberdie,,deutlchenEr- oberungsgelüste«,überdie»Kriegsvorbereitungen«der Neichsivehr, die,,Aufrültung«derSA und vor allem überden Arbeitsdienlt:

»Die PlänefürdieTätigkeitdieserArmee derArbeit sind charak- teristisch:Esistvorgesehen, dieleArmee inersterLinie fürLand-—- arbeitean benutzen,wobeidieSchaffung von unterirdischen Städten geplant ist,wo diechemischen Fabrik-In untergebracht

wer-den können; außerdemist im Harz der Bau einer

unterirdilchen Hauptstadt vorgesehen,um dort nötigenfalls dieBehörden unterzubringen. DieAuswahl des SitzesdieserBe- hördenistfürdas deutscheBolk symbolisch,dabekanntlich inden BergendesHarzesderLegende nach sriedrich Barbarolsa ruhensoll, um nach leiner Wiedererwerkung das deutscheBolk zum Siegezii führen.« HältSrokoivski Deutschlandfürsolehr bedroht,daßer meint,wirmüßtenuns indenHarz einbuddeln.

Das StückOstenimDeutlcheu.

Dieschweizerisrhe Journalistin Gundsalena Wille berichtete in der,,NeuenZürcher Zeitung«überihreEin-drückevon einer ,,sahrt nachOiltelbien«,diesieimSommer 1933unternommen hatte. Wir findeninihreranlchaulichen SchilderungeinigeSätze,diehierwieder- gegebenwerden sollen:

· ,,Deutschlands geschichtliche Mission für Europa ist seitdemfrühenMittelalter derKampfgegen denvordringenden Osten gewesen.Undesist,alsobindiesem Kampfeam Siegeretwas VondemBesiegtenhaftengebliebenwäre,seies durchdieMischung des Blutes, seiesdurchAnpassungosder den EinflußderLandschaft.

BiielleichtliegtindiesemStück Osten, dasoon ZeitzuZeitbeim

DeutlchenzumDurrhbruch kommt vielleichtliegtdarin einer der Grunde, warum dembürgerlichenWelteuropa der Deutscheimmer wieder unfaßlichunddeshalbbeunruhigenderscheint.

Diescharfeundklare Silhouette derMarienburg am Uferder ogat mahntuns andenliegreichenKampfeuropäilcherchristlicher Kultur»undZivsililatisongegendasheidnilche Slawentum,jenenKampf, dellenKrönungdieStaatslchöpfungdes deutschen Ritterordens in

Preußengewelen ist.·.«

»Werzahlt,mußnochmehr zahlen.

öm,,·JlultrowangKurier Eodzienng«wird eine nette Gelchichte erzählt.In einer kleinen Stadt Weltpolens zeichnetelicheinArzt durchregelmäßigeundpünktlicheZahlungseinerSteuern aus. Der ArztschränkteseinepersönlichenAusgabenein, nahmsogar Kredit auf,damitderStaat sein Geldltetspünktlichvon ihm erhielt. Als er jetztvon demZinanzamt aufeinen höherenBetrag eingeschätzt wurde alsimBorjahre, legteerBerufung ein,und wies nach,daß seine Einnahmen sogarbedeutend uriirkgegangenwaren. Seine Be- rufungbliebunberürklichtigt.Die egriin-dung,diediepolnischeBe- hörde dafürgab,lautete wörtlich: »Offenbarhaben Sie guteundgroße Einkünfte;dennSiehabenstets ohneBerspätungrechtzeitigsämtliche Steuerbeträgeentrichtet. Siekönnendaherauchnochmehrzahlen.«- Das hatnun deroorbildlichepolnischeStaatsburgerdavon,daßer seine Pflichtenso ernst nahm. Wer zahlt,erhältdieAufforderung, noch mehrzuzahlen.

Der Kirchengeletzentwurf.

Diekürzlich »durchdiePressegegangene Nachricht,daßdiepolnische Regierung beabsichtige,denGeletzentwurfüberdieNeuregelungder Rechtsverhältnisse der anngelisch-A-Ugsburgi-»

schen Kirche zurückzuziehen,scheintdenTatsechennichtzuentk- sprechen. DerWiderltand gegen denGeledeUkWUkLdereinevöllige Entrechtung derKirchegegenüberdeinStaate vorsieht»ist allerdings starkundallgemein namentlichinden·Reihen derdeutschen Pro-.

testanten. Dochläßtdie polnilche evangelilcheKorrelponden«Eivpol, das Organ des Warschauer Generalluperiiitendenten ursche, keinerlei VerständnisfürdieBedenken»undWünschederdeutschen evangelischen Gemeinden,denen sichubklgensauchals Gegnerdes Gesetzentrvurfs die polnischenevangelischenGemeinden angeschlossen haben,erkennen. Der Widerstandrichtetsich insbesonderegegen den

§18des Gesetzentwurfeekdlelek lautet:,,SolltendieStaats- behördendieTätigkeiteinesGeistllchenodereinesMitgliedes irgend- eines leitenden Organs deranngelilch-AugshukgischgnKjkcheindgk Nepuiblik Polenalsfürden«Staat»schädlicherachten,dann machtder Kultus-s und Unterrichtsminilter«uber solcheVorwürfe idem Bor- sitzendendesKonlistoriumsMitteilung zu demZweck,damitdasKon- sistorium entsprechende Anordnungenerlalle. Wenn es imLaufevon 21Tagenzukeinem EinvernehmenzwilchendemKultus-s undUnter- richtsmiiristeriumiinddemPrasidentendesKonsistoriums kommt, beruft dasKonsistoriumdiebetreffendePerson imLaufevon sieben Tagen von ihremAmtab. NachAblauf dieser srilt kann derKultus- und Unterrichtsminister dasvon dieser Person innegehabte Amtfüroakant erklären.« DasInkrafttreten einersolchen Bestimmungwürdeprak- tilchdas Ende derSelbstverwaltungderEvsangelischsAugsburgisrhen Kirchebedeuten. Die polnische Regierung läßt hier

noch jedes Verständnis für die Bedürfnisse der

deutschen Bolksgruppen oermillen. Sie läßtsichin

ihrem Borgehenoffenbarallzu lehrvon lvverbogenen Nenegatens charakteren wiedemdeutlchstämmigenDeutschenhalserBurschebek

stimmen..

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