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Frommelt, Christian (2013): Trittbrettfahrer der Schweizer Aussenpolitik. Gastkommentar. Wirtschaft Regional, 30.3.2013.

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Wirtschaft Regional 30/03/2013

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DIE ZWEITE

WIRTSCHAFT REGIONAL| SAMSTAG, 30. MÄRZ 2013

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Von Christian Frommelt*

Am 29. März 1923unterzeichne- te Liechtenstein den Zollvertrag mit der Schweiz. Der Zollvertrag integriert Liechtenstein in das schweizerische Zollgebiet. Obwohl die Beziehungen zwischen der Schweiz und Liechtenstein mittler- weile um zahlreiche bilaterale Verträge erweitert wurden, ist der Zollvertrag noch heute das wich- tigste Abkommen. Der Zollvertrag bestimmt aber nicht nur das Verhältnis Liechtensteins zur Schweiz. Vielmehr bildet der Zoll- vertrag auch die Rechtsgrundlage Liechtensteins für den Warenver- kehr ausserhalb des EWR-Raums.

Durch den Abschlussvon Frei- handelsabkommen erhält Liech- tenstein Zugang zu ausländischen Märkten. Diese Abkommen de- cken aber zunehmend nicht nur den Warenverkehr ab, sondern auch Dienstleistungen, Investitio- nen und andere handelsrelevante Bereiche. Für die Prosperität eines kleinen rohstoffarmen Staates wie Liechtenstein ist diese Form der Internationalisierung unerlässlich.

Aus der Sicht Liechtensteinskön- nen Freihandelsabkommen entwe- der unter dem Schirm der EFTA oder direkt durch die Schweiz ver- handelt werden. Liechtenstein kann also nicht autonom solche Abkommen abschliessen. Die da- mit verbundene Einschränkung der Souveränität hat bisher aber

nicht für Unmut gesorgt, da Liech- tenstein sich durchaus in die Ver- handlungen einbringen kann und die Interessen weitgehend de- ckungsgleich mit jenen der Schweiz sind. Schliesslich war die Aussenwirtschaftspolitik der Schweiz äusserst erfolgreich. So ist es der Schweiz gelungen, ein für europäische Staaten einzigartiges Freihandelsnetz aufzubauen.

Die Schweiz profitiert dabei auch von der geringen Bedeutung der Fischerei. Dies gilt besonders für das Freihandelsabkommen mit Ja- pan. Ferner fokussiert die Schwei- zer Aussenwirtschaftspolitik vor al- lem handelsrelevante Fragen, wäh- rend Umwelt-, Menschenrechts- und Arbeitsstandards eine geringe Bedeutung beigemessen wird. So- wohl in der Schweiz als auch in Liechtenstein stellt diese Fokussie- rung die Kohärenz der Aussen- und Aussenwirtschaftspolitik in Frage, da Menschenrechte und Rechts- staatlichkeit, aber auch die Nach- haltigkeit zentrale Themen der Aus- senpolitik sind. Zwar gibt es inter- national keinen Konsens, inwieweit diese Bereiche in einem Freihan- delsabkmomen berücksichtigt wer- den müssen. Trotzdem werden die Schweiz und Liechtenstein immer wieder von den EU- und EFTA- Staaten kritisiert, horizontale Anlie- gen auszublenden und somit die ei- genen aussenpolitischen Bemühun- gen zu konterkarieren.

Das Freihandelsnetz der Schweiz schafft für Schweizer und Liech- tensteiner Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ih- rer Konkurrenz aus dem EU- Raum. Aufgrund der Pläne eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA ist dieser Wettbewerbsvorteil jedoch gefähr- det. Die Schweiz hatte 2006 Ver-

handlungen über ein solches Ab- kommen mit den USA aus Rück- sicht auf die einheimische Land- wirtschaft abgebrochen und ist jetzt zum Zuschauen verdammt.

Das Freihandelsabkommensoll nicht nur Zölle, sondern auch an- dere Barrieren abbauen. Entspre- chend werden in den USA und der EU substanzielle Wachstumsimpul- se erwartet. Dagegen müssen die Schweiz und Liechtenstein mit Handelsumlenkungen rechnen, das heisst, Leistungen werden fortan vom günstigsten Produzenten in- nerhalb der Freihandelszone EU- USA und nicht mehr vom global günstigsten Produzenten bezogen.

Daher überrascht es wenig, dass die Schweizer Wirtschaft die Aufnahme neuer Verhandlungen fordert. Im Sog der EU scheint ein Abkommen durchaus realistisch. Die Gefahr, dass Liechtensteiner Firmen lang- fristig diskriminiert werden, ist des- halb gering. Allerdings stellt sich mit Blick auf die Landwirtschaft die Frage, zu welchem Preis eine Einigung erfolgen würde. Neben einem Abbau von Zöllen und Sub- ventionen sind Änderungen im Konsumenten- oder Tierschutz zu erwarten. Auch in der EU würden sich durch ein Freihandelsabkom- men in diesen Bereichen einschnei- dende Veränderungen ergeben.

Allerdings steht die EU angesichts der erodierenden Wettbewerbsfä- higkeit unter grossem Druck, das Abkommen abzuschliessen.

Mit Blick auf Liechtenstein und die Schweiz dürfen auch die euro- papolitischen Konsequenzen nicht ausser Acht gelassen werden. Die logische Konsequenz eines Frei- handelsabkommens der Schweiz mit den USA wäre ein Agrarfrei- handelsabkommen mit der EU und sogar eine Zollunion wäre nicht mehr undenkbar. Insgesamt lässt die Aussenwirtschaftspolitik Liech- tenstein zwar nur wenig Spielraum – bedeutend ist sie aber allemal.

*Christian Frommelt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Liechtenstein-Institut.

Trittbrettfahrer der Schweizer Aussenpolitik

M E I N U N G E N

I M P R E S S U M

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K O M M E N TA R

MERKEL, SCHAFE UND CHINESEN

Von Christian A. Koutecky

Montag: Der Euro ist gerettet.

Endlich! Alle Inseln sind im Trocke- nen, die Schäfchen auch. China wächst – das finden alle toll. Die USA sind am Rande des Ab- grunds – das finden nur einige we- nige toll. Bundeskanzlerin Angela Merkel lächelt – zumindest hat sie ihre Mundwinkel in eine geradezu unnatürliche Position gepresst.

Dienstag: Der Dezember war der wärmste seit 500 Jahren – oder waren es fünf Jahre? Egal. Forscher werten dies als Beleg für die Koh- lendioxid-bedingte Klimaerwär- mung. Schuld sei vor allem China, weil es wächst. Ausserdem hätten die Amerikaner kein Interesse am Klimaschutz, weil sie pleite seien.

Merkel lächelt immer noch.

Mittwoch: Der Januar war der käl- teste seit fünf Jahren – oder waren es 500? Egal. Forscher werten dies als Beleg für die Klimaerwärmung.

China wächst trotzdem. Die Amis frieren. Alles andere scheint aber in Ordnung. Obwohl gerüchteweise das ein oder andere Schaf feucht geworden sein soll. Merkel lächelt ein wenig verkrampft.

Donnerstag:Der Februar war durchschnittlich warm. Forscher werten dies als Beleg für die Kli- maerwärmung. Den Chinesen ist dies egal, weil sie wachsen – wenn auch weniger als gedacht. Schuld daran seien die US-Boys und -Girls, die wieder einmal pleite sind. Merkel sucht entlaufene Schafe und lächelt tapfer weiter.

Freitag: Auch im März gab es Wet- ter. Forscher werten dies als Beleg dafür, dass Merkel lächelt. In den USA wachsen nur noch Schafe, während die Chinesen ein Klima haben. Ausserdem ist der Euro in Gefahr – wegen einer warmen In- sel. Gut, dass bald Wochenende ist.

ckoutecky@medienhaus.li

«Der Freihandel erlebt eine neue Dynamik»

Messe- und Eventkalender 2013

04. bis 07.04. Messe FRÜHJAHRSMESSE DORNBIRN

Messeareal, Dornbirn www.messedornbirn.at

10. bis 14.04. Messe

FRÜHLINGS- UND TRENDMESSE OFFA ST. GALLEN

Olma-Messen, St. Gallen www.olma-messen.ch

20. bis 27.04. Messe

SARGANSERLÄNDER INDUSTRIE- UND GEWERBEAUSSTELLUNG SIGA Messeareal, Mels

www.siga-messe.ch

23.04. Veranstaltung STEUERFORUM LIECHTENSTEIN 2013

Universität Liechtenstein, Vaduz www.uni.li

23.04. Veranstaltung LADYS DAY

AN DER SIGA-MESSE Messeareal, Mels www.siga-messe.ch

24.04. Infotag FONDSFORUM ZU VENTURE CAPITAL

Universität Liechtenstein, Vaduz www.uni.li

25.04. Veranstaltung TRUST

TAGUNG 2013

Universität Liechtenstein, Vaduz www.uni.li

25.04. Veranstaltung WIRTSCHAFTSFORUM AN DER SIGA-MESSE Messeareal, Mels www.siga-messe.ch

26.04. Veranstaltung WEITERBILDUNGSARENA AN DER SIGA-MESSE Messeareal, Mels www.siga-messe.ch

27. bis 05.05. Messe RHEINTALMESSE RHEMA

Messeareal, Altstätten www.rhema.ch

02.05. Tagung BUSINESSEVENT LEADERIMPULS

Rhema-Messeareal, Altstätten www.leaderimpuls.ch

04. bis 11.05. Messe

HIGA – HANDELS-, INDUSTRIE- UND GEWERBEAUSSTELLUNG

Messeareal, Chur www.higa.ch

15. bis 17.05. Messe TECHNOLOGIEMESSE INTERTECH

Messeareal, Dornbirn www.messedornbirn.at

16.05. CQT-Seminar GRUNDKURS

SORGFALTSPFLICHTGESETZ Mehrzweckgebäude, Eschen www.cqt.li

17.05. CQT-Seminar UPDATE

SORGFALTSPFLICHTGESETZ Mehrzweckgebäude, Eschen www.cqt.li

17.05. Konferenz

INTERNATIONALE GOTTFRIED VON HABERLER KONFERENZ Universität Liechtenstein, Vaduz www.ecaef.li

Der Messe- und Eventkalender rund um die Themen Wirtschaft, KMU-Gewerbe, Informatik und Personalmanagement.

Jede Woche in «Wirtschaft regional». Haben auch Sie als Unternehmen oder Organisation eine interessante Veranstaltung?

Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf: Per Telefon +423 236 16 82 oder per E-Mail an redaktion@wirtschaftregional.li www.steinegerta.li

+423 232 48 22 Weiter.Bildung

Fit in Rechtschreibung, Grammatik und Stil

Kurs 533| Tagesseminar Do, 18. April 2013, 8.30 Uhr Sarah Brommer

Gelassenheit als Weg zur inneren und äusseren Ruhe

Kurs 539| 1 Abend Mi, 24. April 2013, 18.00 Uhr Bernhard Rubin

Herausfordernde Sitzungen meistern

Kurs 521| Tagesseminar Di, 14. Mai 2013, 8.30 Uhr Christina Jacquat

Denken ausserhalb der gewohnten Denkbahnen

Kurs 522| Tagesseminar Mi, 22. Mai 2013, 8.30 Uhr Jean-Philippe Hagmann Elevator Pitch – In 30 Sekunden überzeugen

Kurs 523| Tagesseminar Mo, 27. Mai 2013, 8.30 Uhr Daniel Schwarzenbach Die Haltung der Achtsamkeit

Kurs 540| Tagesseminar Do, 6. Juni 2013, 8.30 Uhr Bernhard Rubin

Vital und energievoll im Alter Kurs 541| 1 Abend Mi, 12. Juni 2013, 18.00 Uhr Alex Hermann

Referenzen

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