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Unterbrechung der Häm-Synthese

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112 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

P

orphyrien umfassen eine Gruppe heterogener Stoff- wechselerkrankungen und werden in Abhängigkeit von ihren Symptomen in akute und nicht-akute Formen eingeteilt. Zu den akuten Porphyrien gehören die akut-intermittierende, die hereditäre sowie die Doss-Porphyrie, ebenso wie die Porphyria variegata. Nicht- akut sind die X-chromosomal domi- nante Protoporphyrie, die konge- nitale erythropoetische Porphyrie, die erythropoetische Protoporphyrie und die Porphyria cutanea tarda.

Letztere ist die häufigste Form der Porphyrien, daher wird der Fokus im vorliegenden Artikel auf diese Va- riante gerichtet. Die Diagnostik der Erkrankung gestaltet sich oft schwie- rig, weil die Beschwerden unspezi- fisch sind und die unterschiedlichen Varianten sich in ihren Laborpara- metern dazu noch ähneln.

Der Arzt ermittelt beim Verdacht auf eine Porphyrie, welche Medika- mente in letzter Zeit eingenommen wurden, denn verschiedene Wirk- stoffe können die Erkrankung trig- gern. Dazu zählen unter anderem Progesteron, Clemastin, Carbama- zepin, Griseofulvin, Chloramphe- nicol, Cotrimoxazol, Barbiturate, Er- gotaminderivate, Pyrazinamid oder Clonidin. Allerdings rufen die Arz- neimittel nicht bei allen Men- schen eine Reaktion hervor, die

STOFFWECHSELSTÖRUNGEN

© Povozniuk / iStock / Getty Images

Das Krankheitsbild Porphyrie ist sehr selten und den meisten Menschen daher unbekannt. Häufig wird es spät oder gar nicht diagnostiziert, sodass es mitunter zu Fehldiagnosen und falschen Therapieansätzen kommt.

Unterbrechung

der Häm-Synthese

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2019 | www.diepta.de

Veranlagung hierfür ist sehr indi- viduell.

Entstehung der PCT Die Por- phyria cutanea tarda (PCT) geht mit Haut- und Leberveränderungen ein- her und tritt spät im Erwachsenen- alter auf – daher die Bezeichnung

„tarda“ (= spät). Es gibt eine nicht- angeborene (sporadische oder Typ 1-) Form und eine vererbte (fami- liäre oder Typ 2-) Variante. Die ange- borene PCT entsteht aufgrund der Vererbung einer Genmutation, bei den meisten Menschen führt diese allerdings nicht zu einem Ausbruch der Erkrankung, denn hierzu müs- sen weitere, prädisponierende Fakto- ren vorliegen. Dazu gehören ein re- gelmäßiger Alkoholkonsum, virale Infektionen der Leber, eine Estro- gentherapie sowie Eisenansammlun- gen in der Leber.

Wie bei allen Porphyrien handelt es sich bei der PCT um einen Enzym- defekt. Die Störung liegt im fünften enzymatischen Schritt der Hämpro- duktion (Häm = Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin) und betrifft das Enzym Uroporphy- rinogendecarboxylase (UROD) in der Leber. Die PCT verläuft chro-

nisch und (anders als bei anderen he- patischen Porphyrien) ohne neuro- logische Symptome. In der Leber werden Porphyrine im Überschuss produziert, die im Organismus ku- mulieren und eine Lichtempfindlich- keit der Haut verursachen. Unter UV-Einstrahlung bilden sich auf- grund der Porphyrineinlagerung an Sonnen-exponierten Stellen flüssig- keitsgefüllte Bläschen und die Haut schmerzt an den belichteten Berei- chen. Weitere Hautsymptome sind

Milienherde (auch Grießkörner ge- nannt), ein vermehrtes Wachstum von Härchen auf Wangen und Stirn, Pigmentverschiebungen, Verdickun- gen, Vernarbungen sowie eine Kalzi- fizierung. Darüber hinaus ist die Haut der Patienten häufig verletzt, heilt schlecht und unterliegt einer permanenten Infektionsgefahr. Die Leber ist wegen der Porphyrineinla- gerungen vergrößert und in ihrer Funktion gestört, gleichzeitig ist (wie bei jeder chronischen Leberschädi- gung) das Risiko für die Entwicklung eines Leberkarzinoms stark erhöht.

Eine weitere Veränderung zeigt sich im Harn, welcher bei Betroffenen rosa bis braun verfärbt ist.

Verschiedene Therapieoptionen Der Arzt diagnostiziert eine PCT an- hand eines erhöhten Porphyrinspie- gels im Blutplasma, Urin und Stuhl.

Außerdem führt er Bestimmungen der Leberfunktion sowie des Eisen- status durch, um Erkrankungen wie eine virale Hepatitis oder eine Hä- mochromatose auszuschließen. Ziele der anschließenden Behandlung sind die Aktivierung des UROD-Enzyms, die Beseitigung von angereicherten Porphyrinen sowie die Reduzierung

der prädisponierenden Faktoren. Die ersten Schritte bestehen darin, auf Alkohol zu verzichten und eventuelle Estrogentherapien (orale Kontrazep- tiva oder Hormonersatztherapien) zu beenden, auch dem Lichtschutz durch Kleidung kommt eine beson- dere Bedeutung zu. Um den Eisen- spiegel zu senken, findet einmal wö- chentlich eine Blutabnahme (Menge von 200 bis 500 Milliliter) statt, spä- ter in zwei- bis vierwöchentlichen Abständen. Diese sogenannten Ader-

lässe müssen meist über drei bis sechs Monate bis zur Normalisie- rung der Eisenspeicher durchgeführt werden. Zur Behandlung einer PCT eignet sich auch der Wirkstoff Chlo- roquin: Er bildet mit Uro- und Hep- tacarboxyporphyrinen wasserlösli- che Komplexe, die vermehrt aus dem Gewebe beseitigt und mit dem Urin ausgeschieden werden.

Exkurs Häm-Synthese Porphyrine spielen im Stoffwechsel eine ent- scheidende Rolle. Sie kommen in verschiedenen Häm-haltigen Enzy- men vor, etwa in Peroxidasen, Ka- talasen und Cyclooxigenasen, und katalysieren zahlreiche biochemische Reaktionen. Im Myo- und Hämoglo- bin binden Porphyrine den Sauer- stoff reversibel und sorgen somit für dessen Transport. Mit Hilfe von vier Enzymen können kernhaltige Zellen einen Porphyrinring synthetisieren, nach drei weiteren enzymatischen Reaktionen gelangt Eisen in den Ring, sodass schließlich Häm ent- steht. Liegt ein Enzymdefekt vor, kommt es zunächst zu einem Defizit an Porphyrinen und schließlich zu einem Mangel an rotem Blutfarb- stoff. Um einen Ausgleich zu schaf-

fen, erhöht der Organismus die Ak- tivität der Enzyme an den Engpass- stellen. Dadurch gelingt es zwar, die Häm- Konzentration zu normali- sieren, allerdings ist die Konzentra- tion an Porphyrinen in diesen Be- reichen erhöht und es entsteht eine Porphyrie.  n

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

Häme sind Komplexverbindungen mit einem Eisen-Ion als Zentralatom und einem Porphyrin-Molekül als Ligand. Der bekannteste Vertreter ist das Fe-Proto-

porphyrin IX, das auch einfach Häm genannt wird.

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