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Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari und Ali b Sahl.
Von Moritz Steinschneider.
Ich erlaube mir hiermit, noch zwei Artikel aus meiner in An¬
griff genommenen „Bibliotheca judaeo-arabica" dem engeren Kreise
der Fachgenossen zur wohlwollenden Berichtigung und Ergänzung
vorzulegen, welche dem Plane des Buches mehr entsprechen als die
ersten beiden im 53. Bande dieser Zeitschrift Heft 3 abgedruckten*).
Sie betreffen ebenfalls Gelehrte , welche aus orientalischen Quellen
erst in neuester Zeit in die Litteratur der Juden eingefügt worden
sind**).
Berlin im Oktober 1899.
Sahl.
Zu den bekanntesten Astrologen des Mittelalters (um 820—30)
gehört, wenn man von der Verbreitung seiner Schriften ausgeht,
abu Othman Sahl (in arab. Mss. das leicht zu verwechselnde Dimi¬
nutiv Suheil)') b. Bischr b. 'Habib, während von seiner Person
äusserst wenig , teils Falsches verbreitet , sein Namen vielfach ver¬
stümmelt worden ist. Durch lateinische Quellen entstand: (Jahel,
Zachel, Zahel, Zael, Zale, Zehel, Zechel, Zeel, Zehel, Zethel{?)-)
und (durch Konfusion mit dem Araber Zarkali) Zarchel, Arzachel,
Archazel, Älgazel (Gazzäli!) , durch Verbindung von „ben" mit
Bischr: Bebiz, Bebrit, Benbric. Benbriz sogar Kebrit, Bizir, Vexir,
Kembris , auch Ethelbront, Echelbrebit und Hombschir. In den
Drucken wurde aus „Israelita", wie viele alte Mss. haben, Is-
■maelita (Analogien solcher Verwechslung in CB. p. 2259); daher
erschienen die latein. Schriften zum ersten Male als die eines Juden
in CB. — Der Namen des Urgrossvaters Hanni (oder Hcy'a?) ist
zweifelhaft (CB. 2259 unten u. Add ; Jew. Qu. Rev. X, 521 n. 152).
•) Einige Buchstabenfehler wird der liundige Leser selbst berichtigen.
Die Erklärung von Heft 4 S. 600 halte ich für sehr unwahrscheinlich.
**) In Bezug auf Quellencitate füge icb folgende Abkürzungen hinzu:
CB. Catal. libror. hebr. in Bibliotheca Bodleiana, Berol. 1852—00, HB. Hebräische Bibliographie Berl. 1858—81 XXI Bande, HÜb. Die hebr. Übersetzungen des Mittelalters, Berlin 1893.
7 *
40 Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari etc.
S. diente dein Tahir b. al-Husein, Heerführer des Chalifen,
zuletzt Herrscher von Chorasan (gest. 829); Casiri versetzt ihn ohne
allen Grund nach Spanien ! Noch unerledigt ist meine Konjektur,
dass er identisch sei mit Sahl, genannt IIa bban (der Rabbiner)
al-Taiiari (aus Tabaristan), Arzt, Mathematiker und Übersetzer,
Vater des Ali (der 8:15—55)-'). Höchst wahrscheinlich sind die
Namen ,Sahl b. nü:' liei H. Ch. (I, 199, VII, 1204 n. 7650) und
Fadhl b. Bischr (ib. VII, 1067 n. 2546) Schreibfehler. Hingegen
ist der angebliche „Israel b. ..." in Ms. Vat. 382 ^ (CB. p. 2259
unten) der Araber (Ali) ibn al-Ridjal (HÜb. 580, 605).
Auch die Bibliographie Sahl's ist noch nicht abgeschlossen, die
Identificierung lateinischer Drucke und M,ss. mit dem Verzeichnisse des
Fihrist nur teilweise gesichert. Meine Auffassung und Übersetzung
der arabischen Titel stimmt nicht überall mit Suter; Hammers
Verstösse vollständig anzugeben, wäre meist unnützer Ballast.
Schriften: 1. -sipbt* n-nNDi:; Flügel H.Ch. VI, 6 n. 12521
liest e]-Kadhd und übersetzt „Claves decreti divini", was für ein
astrologi.sches Werk besser passt, als „Schlüssel der Urteile"*),
Nadim fügt hinzu: ,d. i. das kleine Buch der Fragen" (s. unten
zu 10, vgl. unter n. 6 und 13).
2. ■j-'inobN B. die beiden Loose.
3. i-bNiiabs Nativitäten, das grosse B. ; unter n. 9 finden wir
das kleine. Eins von beiden citiert Abraham ibn Esra in seinem
B. der Nativitäten (CB. 2258, 2260, vgl. Catal. Herl. p. 145 wo:
„Sahar fil. rasner' — also naa ! — auch Saphar „videns" für iu-
daeus), und ein Citat aus einem Buch der Geheimnisse von Henoch
(= Hermes) , desgleichen in den Auszügen des Levi b. Abraham
aus ibn Esra.
4. cbxrbN -IO b-inn, Umlauf der .lahre der Welt. Identisch
ist das lateinische de Revolutionibus, od(?r Prognostica, oder Fati-
dica, auch als „sextus Astronomiae" bezeichnet (vgl. unter n. 20
„das zehnte"), anf.: „Secundus post conditorem orbis moderator
sol", Ende: noxiarum quia vi oppressae minus fiunt eficaces , mit
einem Prolog von Hermannus secundus (Dalmata), der Caldens
(für Judaeus, wie Sahl selbst) genannt wird (Ms. Norfolk in Catal.
Mss. Angl. II, 1, 8, 80 n. 5158, Ms. Cayo-Gonville HO'", bei Smith
p. 40; M.S. Camlmdge 2022«, Catal. III, 6417, Titel: ,Atahuuil
Malern"; fehlt bei Wüstenfeld, Übers., S. 50); in Ms. Digby 114»'
wird als tlbersetzei(V) ,G." mit dem Datum 3. Kal. Oct. 1138 an¬
gegeben, was für Gerardus Crem, nicht passt (ZfM. XVI, 388,
HÜb. 604). — Die .Compilation' (3!i7:ir) über die Urteile (o.sans)
der Umläufe u. s. w. in Ms. Berlin, Landb. 221, citiert oft abu
Ma'aschar, gest. 885, woraus Ahlwardt, Catal. V, 279 n. 5583,
schliesst, dass Sahl damals noch lebte, anstatt die Unrichtigkeit
der vermeintlichen Autoi-schaft zu erkennen !
5. brnub« Einleitung, das kleine Buch.
6. Desgleichen, das grosse Buch.
7 *
Steinschneuler, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tahari etc. 41
Einem von beiden, wahrscheinlich dem letzteren, entspricht das
Jnirodtictorium de principiis Judiciorum , gedr. mit Ptolemaeus,
Quadripart. fol., Ven. 1493 und 1519 (ich citiere jetzt diese Ed.)
f III und in Mss. mit verschiedenen Abweichungen und Teilen; in
einigen heisst Vf Azarchel. Das ganze Original dürfte erhalten
sein als DSOnsb« 3NnD , Lib. judiciorum von Suheil b. B. in
Ms. Eefaja 116 der Deutschen M. G. und Ms. Günzburg (Petei-sburg)
813 in hebr. Lettem. Eine gekürzte hebräische Bearbeitung eines
Anonymus : ■'bNiT-rt TSS 13 bi«ö Dsnnb n ^bb 3 (Principien,
oder , Regulae" wie unten B heisst) von Saul{\) b. Bazar, habe
ich in Ms. Schorr (dann Jellinek's, jetzt in der Wiener Gemeinde¬
bibliothek) entdeckt; Näheres in HÜb. S. 605, Zweifelhaft ist das
Verhältnis einiger arabischer und latein. Mss. (s. unten n. 23 tf.) zu
unserer Einleitung.
Die Zusammensetzung der latein. Edd. bietet einige Schwierig¬
keit. Ich unterscheide 3 Bestandteile: A als „Kap. I" erscheint
„De divisione signorum et de triplicitatibus" . . . , anf „Scito quod
signa sunt 12 et ex eis 6 sunt masculina"; darauf folgt (col. 2)
Cap. (ohne Ziffer) substantiorum 12 signorum etc. anf „Scito quod
invenimus unicuique interroijationi . . . significationem ... in eadem
interrogatione" etc.; zunächst folgt die Bedeutung der 12 Häuser
für die Fragen; f 112 hat sehen den fortlaufenden Kolumnentitel
De Interrogationibus, welcher das Ganze bezeichnen soll, so dass
Kap. 1 nur eine allgemeine Einleitung wäre. Albertus M. (ZfM. 388)
sagt „exceptoC?) quod in secundo tract, agit de interrogationibus"
(s. unten C). Allein es folgt f 112: „De divisione circuli et digni-
tatibus sive fortitudinibus domorum", dann de aspectibus planetarum
und anderes auf die Planeten und Häuser Bezügliches. Das Ende
wäre f 114 col. 2. .propter diversitatem horum planetarum et
eorum domorum". Dieser Teil ist vielleicht vollständiger in Mss.;
s. unten.
B) {. 114 Incipiunt praecipua judicia et sunt 50. I. de
receptione dispositionis per lunam. „Scito quod significatrix i.
luna' — 50, ,de planeta cui jungitur luna"; Ende „gravis enim
erit illi. Scito hoc totum". Diese 50 Aphorismen heissen in Mss.
auch Principia judiciorum, oder Iteijulae astrologiae (anon.) oder
Praecepta; in Ms. Digby 47'" und sonst beginnend „Hactenus de
circuli portionibus stellisque', vielleicht mit Bezug auf ein in den
Edd. nicht vorhandenes Stück von A., oder als ein unediertes „Pro¬
oemium' zu B.V I/etzteres heisst in Ms. Digby 27 und Sorb. 980
liber secundus (vgl. ZfM. 389, 390, BM. 71).
6') f 115b col. 1 „Sequitur de Interrogationibus. [Ed. 1493
hat hier noch ,p. t.', nach CB. 2262 = pars tertia] de interrog.
absconditis [so richtig in ed. 1493, ed. 1519 giebt ascendentis!],
anf „Cum interrogatus fueris de aliqua interrogatione incipies aspi¬
cere sicut pruediari tibi : Iam enim constitui tibi in omni re modum
a quo aecipitur" etc. Schon col. 2: quaestio de re aliqua ad 12
42 Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari etc.
signa pertinente.' Von hier ab sind die Fragen nach den 12 „signa"
oder Häusern geordnet; f. 124' duodecimum signum. Der letzte
Absatz f. 124' ist; de significationibus horarum planetarum in in¬
terrogationibus (fehlt im Hebr.) ; Ende : in fine pro deceptione vel
causa quae operatur in igne. Expletus est lib. Zahelis de Interro¬
gationibus''. Aus dieser Zusammensetzung erklärt sich der allgemeine
Kolumnentitel, sowie der 2. Titel bei Albertus (ZfM. S. 389) „De
Interrogationibus quem vocant Judicia Arabum", anf. „Cum interro¬
gatus fueris", also C mit dem Titel von B.
In A. f. 112 finden sich 16 modi, oder Stellungen, der Sterne,
von denen die Bedeutung der letzteren abhängt, mit teilweise ent¬
stellter Umschreibung der arabischen Benennungen. Diese 16 modi
fand Weber in indischen Quellen unter dem Namen „Tajikam",
d. h. aus arabischen Quellen (HÜb. S. 605).
p
7. asonb« obyn rr-nbN asna Astronomie und Rechenkunst.
Hammer teilt diesen Titel in 2 Schriften (n. 7, 8, daher von da ab
seine Ziffer um 1 mehr als hier) ; in der That ist die Verbindung
sowohl als die Reihenfolge auffallend, wenn hier nicht eine astro¬
nomische Anwendung der Arithmetik gemeint sein sollte.
8. T'bNiirbx bimnn Umläufe der Jahre der Nativitäten ;
vgl. n. 4.
9. TibNittb« Nativitäten, das kleine Buch ; vgl. zu n. 3.
10. b-iOi:btt Fragen, das grosse Buch; wohl ein anderes als
die mit der Einleitung (n. 6) verbundenen Fragen?
11. PN-S'nrN Auswahlen, ein häufiger Titel {Electiones),
worunter man die Wahl der Tage und Stunden für die Ausfühmng
oder Ünterlassung irgend eines Vorhabens versteht; s. H.Ch. I, 198
n. 267, wo unter den Autoren: „Fadhl" b. Bischr offenbar Schreib¬
fehler. „Electiones" sind lateinisch gedruckt hinter Ptolem. Quadrip.,
Ven. 1493 und 1519 und hinter Jul. Firmicus, Astronomia, Bas.
1533 und 1551, sehr häufig in Mss., z. B. Zael Israelita de Elect.
Ms. Vat. Reg. Sueeiae 495 (Montfaucon p. 25 bei Heilbronner, Hist.
Mathes. p. 541 §8,11), von „Zael Hombschir" Hari. 267 (Catal.
Forschall I, 101), Amplon. 563'«; Mss. Digby 47' und 194« sind
äberschrieben: „De concordia electionum al-Kindi"! Dieselbe
Schrift ist aber auch etwas abweichend mit Zusätzen am Ende
unter dem Namen des Maschallah gedruckt (1509) mit dem
schon von Albertus M. angegebenen Anfang: „Omnes concordati
sunt"; unter dem 6. Zeichen wird Masc hall ah citiert (s. den
Art. Maschallah ZDMG. Bd. LIII, S. 439 n. 26). Ms. Canon. Mise. 396*
(Catal. Coxe p. 735) endet: „haec planetam receptorem dispositionis in quarto." Die Schrift wird im latein. Comment. zum Centil. [von
Ahmed b. Jusuf] n. 6 (vgl. n. 57) angeführt, aber nicht in der
bebr. Übersetzung aus dem Arabischen , und wenn ich mich recht
erinnere, auch nicht im Original, Ms. Sprenger 1839.
12. nNpiNbN Zeiten (Suter: „Jahreszeiten, auch Zeitperioden');
Steinschneider, Sahl hen Binchr, Sahl al-Tabari etc. 43
Ich identificiere jetzt mit dieser Schrift 5), das latein. ,De Tempo¬
rum significatione ad judicia', wie oben 1493 und 1519 gedruckt,
anf. , Scito quod terra [lies tempora] excitat [excitant] motum' —
Lib. temporum in Ms. Amplon. 83*: tempora contingunt ex motibus;
Albertus M. hat: De sign, temporis, anf. , Et scito excitant motus';
Ms. Canon. Mise. 396^ beg.: „De eo quod non sit in XII signis ex
electionibus. Cum volueris scribere epistolam' (daraus in Novem
judices?); Ende: „Non errabis in depositione regis si Deus voluerit'.
Unter dem 7. und 10. Zeichen wird Maschallah citiert, unter 7. auch
Theophilus, wie in den Electiones: s. Arab. Übs. aus dem Griech.
g 49 S. 47 und Index S. 365; HÜb. S. 833 A. 372; daher bei
Bar Hebräus, s. W. Wright, Syriac Liter. 1894, p. 163.
13. nNPC; B. des Schlüssels; etwa eine Doublette von n. 1?
14. ns-iibsi -ii<ai:Nbt? Regengüsse und Winde.
15. ^:a"l2bn Bedeutungen; vgl. über diesen Titel unter dem
gleichnamigen von Maschallah n. 4.
16. nN-iinabsi isb'rtbx sX-Hiladj wai-Kudkhudä, bei Suter:
„Über den Regenten der Geburtsstunde und denjenigen der Lebens¬
zeit'. Über diese beiden, in astrologischen Schriften gewöhnlich
zusammen behandelten persischen Ausdrücke s. die Citate in
HÜb. S. 563 A. 183, wo „Alcochoden' im latein. Alchabitius: „dans
vitam' erklärt wird; daher wohl aus christlichen Quellen (r;)s'npbip
und ms—iiDbip als „Geber der Formen' bei Jechiel Pisa (und Josef
del Medigo), Minchal Kenaoth, Berlin 1898, wo der Herausg.,
D. Kaufmann, S. 36, 67 nach der Erklärung des verstümmelten
Wortes fragt. Hammer macht aus dem Regenten eine — „Hebamme"!
17. rsnnnrN; das allgemeine „Betrachtungen'(Hammer), „Er¬
wägungen, oder das Relative' (Suter, gegen den arab. Plural) ist
wohl hier durch einen astrologischen terminus technicus zu ersetzen,
den ich allerdings nicht kenne.
18. PNnorbN, Verfinsterungen [von Sonne und Mond].
19. a'annbt*, Zusammensetzung [der Sterne zu einem Stern¬
bilde?], Suter: .Synthesis'.
20. iTUNrbN, „das zehnte'? ein grosses Werk, woi-in er das
Wesentliche aus seinen Schriften sammelte, in Chorasan verfasst;
Nadim hörte, dass dieses Werk bei den „Rumi" (griechischen Christen?) geschätzt sei.
21. r:basp'';bwS'T "laibs, Algebra (ebenfalls), geschätzt ; auf den Titel folgt bloss das Wort j^i^aj. ; vielleicht fehlt dazu das Subjekt;
jedenfalls ist es nicht mit Sicherheit auf die Rumi zu beziehen,
während Hammer die betreffende Bemerkung zu n. 20 irrtümlich
hierherzieht.
Soweit Fihrist. Ich füge hieran, fortzahlend, arabische und
einige lateinische Mss., die sich nicht mit voller Sicherheit mit
obigen Titeln identificieren liessen.
44 Steituchneider, Sahl hen Bischr, Sahl al-Tabari etc.
22. Ms. Esour. 914, nach Cas. I, 360: „Opus bipertitum de
Astrologia judieiaria ubi de illius principiis (vgl. oben 6) ac de
Jforoscopis (vgl. oben 3 und 9) disserit." Nach der ungenauen
Verweisung Casiri's zur folgenden Schrift wäre ein Buch Electiones
(vgl. oben n. 11) in Ms. 914 zu suchen, da kein anderes Ms. bei
Casiri zu finden ist, worauf seine Verweisung passte.
23. Ms. Escur. 1631 nach Cas. II, 5, am Ende des Ms. (vom
J. 1192, ob späterer Zusatz'?) „de Astrologia Judieiaria libri duo."
24. Ms. Bodl. Uri 941 (geschr. 649 H., so lies CB. p. 2262,
wo Näheres nach einer Durchzeichnung); Überschrift: tini: -d
b''NOT:bNi ONsnNbs (Auswahl von Urteilen und Fragen, vgl. zu
n. 10), in 14 Kapp., deren 1. ■'jjNbN rittibN t, damit beginnt, dass
hier zuförderst die Fragen und ihre Arten('?) behandelt werden sollen.
23. „Libr. Judiciorum Zehel Israelitae de Astronomia judieiaria
et eius Aphorismi' (vgl. zu n. 6), Ms. Cesena PI. 27, Cod. 3"
(Catal. II, 177).
26. Zethel, de signis Zodiaci, Ms. lat. De Rossi 61 in Parma.
27. Zechel, Carmen de Planetarum aspectibus, anf „Aspectus
lunae et Mercurii sextilis etc.". Ms. Canon. Mise. 255 (a. 1470, s. CB.
p. 2260). Wahrscheinlich eine gereimte Bearbeitung des Stückes
in n. 6C f. 112.
28. De luna et judiciis und einiges Andere, Ms. Canon. Mise. 517"' (CB. 1. c).
29. Zebel rex et philosophus , De interpretatione quorundam
accidentium etc. secundum lunae motum per 12 Zodiaci coelestis
signa, lateinisch (nach einem Ms. des Jo. Carlo) mit deutscher Para¬
phrase herausg. mit Figuren, 4. Prag, bei Michael Peterle 1592
(in der k. Bibl. Berlin, s. mehr in CB. p. 2260). Das seltene Buch
enthält 112 §§, n. 1 Luna in ariete, beg.: „Bonum de potestate
seu magistratu tibi veniet aut honor". Eine offenbar erdichtete Vorrede Zebel's beginnt; „Accidentium inopinatorum ac rarorum";
sein „proavus", sehr gelehrt in Mathematik und natürlicher Magie
habe Vieles und Wahres darüber geschrieben, was Z. als Erbe ge¬
heim und verborgen aufbewahrt habe, darunter einen grossen kost¬
baren Band, welcher u. d. T. lib. Judiciorum inopinatorum eventuum
in 1300(!) Kapp, verschiedene Ereignisse behandle, und woraus Z.
auf Verlangen seines Sohnes Selam(\) das vorliegende Werk aus¬
gezogen und bequemer redigiert habe.
30. Zael ist einer der 9 Astrologen, deren Angaben, nach dem
Inhalt geordnet, in dem, angeblich auf Befehl Friedrich's II. aus
dem Arabischen übersetzten Buche Novem judices (Ven. 1509,
Basil. 1571) gesammelt sind (B. M. 1. c. S. 71 u. 72, ZDMG. L, 340);
daraus ist u. A. de Domibus XII earumque virtutibus in Ms. Am¬
plon Qu. 372'''; s. auch oben n. 6.
Sahl scheint frühzeitig als Autorität gegolten zu haben ; er
wird citiert von Abd Allah ibn Amad/ur (oder Madjur, s. über ihn
ZDMG. XXIV, 378 A. 67, wonach Fihrist II, 132 zu S. 180 zu
Steintehneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari etc. 45
erganzen ist) in Ms. Leyd. 1250 (CB. p. 2203, vgl. Catal. Lugd.
III, 115 n. 1107); vielleicht in einer Recension des Comm. zum
Centiloquium von Ahmed b. Jusuf oben zu n. 11); von Abraham
ibn Esra (s. zu n. 3). Sahl ist vielleicht der Vertreter der Araber
{Ta,jjikam) bei den Indern (s. zu n. 6). Im Abendlande waren
seine Schriften spätestens im XIII. Jahrh. ins Lateinische übersetzt und von Albertus M. verzeichnet, er ist „Zale" bei Ristoro d'Arezzo (zur ps. Lit. S. 92 A.).
Quellen: Fihrist S. 180 (II, 132), deutsch von Heinr. Suter,
in Abh. zur Gesch. d. Mathematik Bd. VI, 1892 S. 28, 62; sehr
kurz Kifti bei Casiri I, 439; St. in CB. p. 2258 und Add., Ps.
Lit. S. 78, 92, ZDMG. XVIII, 122, XXIV, 338, ZfM. XVI, 388,
Noten zu Baldi (im Index p. 100 fehlt: p. 70, 93), Etudes sur
Zarkali, p. 86, 108, Biblioth. Mathem. 1891 S. 70, 1894 S. 40,
Hüb. 603 und XXX, s. auch Serapeum 1870 S. 307. — Hm. III, 256;
V.A. Bd. 52 S. 307, Bd. 57 S. 119/20. Bandini II, 77 citiert
Brucker Hist. Phil. III, 122, den ich nicht nachgeschlagen habe.
Anmerkungen.
') Ahlwardt, Verz. d. arab. HSS. der K. Bibliothek in Berlin,
V, 279 (s. unten zu n. 4) bestreitet die Form Soheil bei H.Ch.;
allein die Mss. Refaja und Günzburg (mit hebr. Lettern, s. unter
n. 6) haben das Diminutiv.
^) Zethel, über Edelsteine, ist aus Bezalel entstanden,
s. Serapeum 1870 S. 307, mein „Lapidarien" Abdruck aus Kohut's
Semitie Studies p. 45. — Die Form Zof!l, in Schum's Katalog
der Mss. Amplon., steht ganz isoliert.
•■') Das arabische ^j^, obwohl neben „Rab" und „Rabbi" deut¬
lich genug, haben nicht bloss arabische Abschreiber verkannt, die
es in ^^j^ und J.ji verwandelten. Arabische Quellen nennen Sahl
ul-Tabari nur als Vater des Ali (s. diesen); in Add. zu CB. ist
„Hassan" Schreibfehler für Sahl. — Die Identität mit ben Bischr
habe ich zuerst in Ps. Lit. S. 78 vorgeschlagen; s. auch ZDMG.
XXIV, 338, 379, L, 203; H.B. XVII, 91, Rohlfs Deutsches Archiv
I, 449 zu Lc. I, 185, HÜb. S. 521. Aus beiden Sahl, oder einem,
ist fingiert der S., der auf den „Märkten des Sahl"(!) Medizin und
Astronomie lehrt (in dem erfundenen oder gefälschten „iNapT des
Mar Jakob", herausg. v. E. Carmoly, S. 16); die Wiederbelebung
eines Menschen, dem man den Kopf abgehauen, ist ein verbreiteter
Legendentypus, s. M. Gaster, Heiträge zur vergleichenden Sagen-
und Märchenkunde, Bukarest 1883 S. 29, 32, aus Monatsschr. 1880
S. 129; D-yiOJ'ia ncru, arabisch mit hebr. Lett.., Livomo 1868, II, 9.
*) Suter dachte vielleicht an astrologische Urteile (aNDns, s.
weiter unten). Die Titel ,Schlü.ssel" stehen teilweise in Beziehung
46 Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari ete.
zu den 5 Schlüsseln des Verborgenen (Koran, 6, 59); s. die Nach¬
weisungen in CB. p. 2299 und ZDMG. XXVIII, 651. In der An¬
zahl derselben überbieten einander superstitiöse, kabbalistische und
untergeschobene Werke ; s. Alphabet des Akiba, Buchst, a (Bet ha-
Midrasch ed. Jellinek III, 27); 1500 Schlüssel kennt das im XTII. Jahrh.
fabrizierte Buch Sohar (I, 55b), wovon 45 (ist die Zahl richtig?) dem
Henoch übergeben wurden (ib. 55b), 4 hat ein Engel mit ver¬
schiedenen Namen (ib. II, 133 b. kabbal. Midrasch Ruth f 49 b ed
1663); der angebliche Menachem de Recanati (f 35'') begnügt sich
mit 1000; hingegen ist Pseudo-Kana (etwa um 1500 verfasst) so
liberal, dem Henoch nicht weniger als 1800 anzuvertrauen (ha-Kana,
in fol. f 107). Der Engel Sandalfou (Synadelphos) hat alle Schlüssel
seines Herrn in der Hand (Sohar II, 202 b), Ahniel u. s. w. die
Schlüssel des heiligen Namens (ib. f. 246); es giebt innere und
äussere Schlüssel (Tikkune Sohar 71a); vgl. auch. Elia di Vidas,
Reschit Chochma, Abschn. Liebe K. 6 f 82 b.
5) Ich vermutete früher PwsrND, CB. 2363 und B.M. 1891
S. 71, wo eine Glosse in Ms. Canon, citiert ist: ,scil. spatium temporis in Arabico vero dicitur Hora ubicunque est tempus."
AU ben Sahl.
Ali b. Sahl, abu'l Hasan, Sohn des Rabban ') (Rabbiner) al-
Tabari, in Tabaristan, von seinem gelehrten Vater erzogen, wählte
als Beruf die Medizin,-) begab sich nach Rei, wo die berühmten
Ärzte Muhammed al-Razi'') und al-'Einzarbi seine Schüler waren,
dann nach Sarmenraa. Er war Sekretär des Fürsten Maziar ben
Karin,*) trat in den Dienst des Khalifen al-Mu'ata'sim, dem er das
Bekenntnis des Islam ablegte,*) wurde dann einer der ersten Be¬
amten des Mutawakkil (835—55).'') Os. führt seinen Ausspruch an:
,der unwissende Arzt reizt (ri-inoj:) den Tod".
Schriften: (1—4 nach Fihr., 5—9 nach Os.).
1. r!"3nbi< Di-iE Paradies der Weisheit, verf 850, eine medi¬
zinische Encyklopädie in VII .Abschnitten (VII, 3 behandelt Astro¬
nomisches) mit weiteren Unterabteilungen (ausführliche Inhaltsangabe
in Cat. Br. Mus. p. 217—20, kurzes Resume bei Lc. I, 203), Ms.
Br. Mus. p. 445, Landberg 266 (Ahlwardt V, 513 n. 6257); einiges
Biographisches aus der Einleitung gab Schreiner, Mtschr. 1898
S. 462. Eine Anführung über den Vogel Hikam bei Mas'udi,
Murudj VIII, 326 wo falsch (auch Inde.x IX, 113) Ali b. Zeid,
wofür ,ibn Jezid' beim Hm. IV, 378 (so).
2. '^ib';:'2i< "cnn Geschenk an die Könige.')
3. n-^nbx "CiNrD Pandekten der Hoheit (des Palastes).
4. r-'ps-rbN-i na-icxbST TOrrsb« yzanz Nutzen der Speisen,
Getränke und (Medizinal-)Pflanzen ; vgl. n. 6.
Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari etc. 47
5. ris-'nbN pNE"iJ< Wohl (Heil) des Lebens? (Wst.: „Commo¬
dum doni" [lanbN], Hm. „Zähmung der Schlangen", Lc. „Les
avantages du don"!).
6. nrirbs icn Hygiene, Ms. Bodl. üri 578; „abu Ali b. Ra¬
jan' (bei AVst. p. 159 § 279! s. V.A. 39 S. 312, Bd. 52 S. 368,
Lc. I, 293). Ali schöpft hier über Lebensmittel, wie in n. 1 (viel¬
leicht irgendwie damit zusammenhängend?) aus indischen Quellen;
vgl. auch n. 4?
7. ■'p-ibs 'E über Zauberei (Magie).
8. r;5:N5nbs ■'C über Schröpfen.
9. rii"i5NbN 3Tnn ■'D über Stufenfolge der Nahrungsmittel (Lc:
„Classification des medicaments', also ri"<iTNbN ?!).
10. rnrri-ibN die Perle? (nicht Substanz?), „Tabari" bei ibn
Beithar, oder „ben Razin', V.A. 86 S. 219.
11. Lib. „proprietatum Tabri" (Razi, Contin. XIII, 5 f. 265b).
12. Certitude de la medecine (Razi, al-'Hawi bei Lc. p. 293
ohne nähere Angabe).
Nachweisung von Citaten (ohne Buchtitel) bei Razi, Gafiki,
Serapion jur. und ibn Beithar s. V.A. 85 S. 129, 130, aus „Judaeus'
das. S. 107 s. schon Günzburger, Medicina ex Talmude, bei
G. G. Richter, Opp. (Francof. 1780) I p. 143.
Quellen: Fihr. 296, IL 141 (deutsch ZDMG. XIII, 635);
Kifti in Fihr. II, 141; Os. I, 309. — Wst. § 55 = 279, s. zu
n. 6; Haller, Med. Pr. I, 359; Hm. III, 291 n. 1220 = IV, 335
n. 2462; Dorn, Melanges Asiat. VI, 632, VII, 66; St. Ps. Lit. 92,
V.A. 39 S. 312, Bd. 42 S. 103, Bd. 52 S. 367 n. 94, Bd. 57 S. 119,
Bd. 86 S. 129 (Thabari); Lc. I, 292, dazu Deutsch. Arch. f. Gesch.
d. Med. I, 450; Sachau zu Alberuni I, 382, II, 349! M. Schreiner
Mtschr. 1898 S. 462.
Anmerkungen.
') Fihr. Joj, II, 141 Varr. Joj^ Joj und aus Kifti , auch
Os. (bei Wst. Specimen S. 4 § 55 und ed. I, 309), der aber aus
Nadim „Dsil mit Lam' citiert: Ali Rebn bei Muwaffik (Meyer,
Gesch. d. Botanik III, 40); Rajan s. zu n. 6; zu Ali b. Resin,
Deutsch. Arcb. I, 450, s. V.A. 86 S. 129.
2) Bei Schreiner, Mtschr. 1898 S. 462.
Hm. macht Razi zum Lehrer (arab. -ibr snpi !) und Schüler,
vgl. Ps. Lit. 93 A. 13.
*) Weil, Chalifen II, 321.
*) Lc. I, 292 hebt hervor, dass hier der 1. Übertritt eines
Juden zum Islam auf diesem Gebiete vorkomme ; später unter¬
scheide man in arabischen Quellen die aufrichtige Bekehrung.
48 Steinschneider, Sahl ben Bischr, Sahl al-Tabari etc.
") Hm. ni macht die Bemerkung, dass Ali ,in die Fusstapfen
des Barzojeh trat." Eine, allerdings seltsame Veranlassung dazu
wäre nur in dem Umstände zu entdecken, dass bei Os. II, 308,
auf Barzoje Rabban und sein Sohn Ali folgen (bei Hm. IV der
Vater hinter dem Sohne!).
') H.Ch. II, 241 n. 2675 erwähnt ein medizinisches Compen¬
dium dieses Titels in persischer Sprache, mit arabischem Lob
Gottes beginnend. Im arabischen Texte des H.Ch. wird zuerst die
Schrift dem abu Bekr b. Mas'üd (nach Index VII, 1054 n. 2039
sonst nicht genannt) beigelegt; hinter dem Anfang des Buches
heisst es erst ,er erwähnt darin, dass er es in der Bibliothek des
Sultan Sindjar im J. 603 gefunden habe". Zu einer Identification
dieses persischen Compendiums mit dem von H.Ch. nicht erwähnten
Buche Ali's liegt kein ausreichender Gnmd vor.
49
Vedische Untersuchungen^).
Von Hermann Oldenberg.
7. Narädamsa.
Hillebrandt (Ved. Myth. H, 98 ff.) hat sich das Verdienst
«rworben, mit Energie die Frage nach dem Wesen des Gottes
Naräsainsa aufzuwerfen und wenigstens für einen Teil der schein¬
bar weit auseinanderliegenden Vorstellungen, die sich an diesen
Namen knüpfen, das vereinigende Band zu suchen. Allerdings glaube
ich nicht, dass es ihm gelungen ist, des Problems Lösung zu finden.
H. sieht in Naräsamsa den alten Namen eines der drei Opfer¬
feuer, nämlich des Südfeuers oder, wie er es nennt, des Manen¬
feuers — des Feuers selbst und des durch dasselbe repräsentierten
Manen- oder Todesgottes. Hierbei ist, wie er sagt, ,zwar nicht
der Rv., sondem die spätere, aber sichere Tradition der Ausgangs¬
punkt seiner Meinung". An verschiedenen Stellen des Somarituals
nämlich, resp. in den alten Erklärungen desselben, tritt eine deut¬
liche Beziehung der Naräsamsa genannten Somabecher zu den Manen
hervor. Texte ferner, welche die daksinä freigebiger Fürsten ver¬
herrlichen, werden als näräsamsl bezeichnet: auch diese erscheinen
H. , da sie der Verherrlichung verstorbener Fürsten oder hervor¬
ragender Toten gewidmet seien, als in Beziehung zum Manenkult
stehend. Den Rgveda findet H. wenig ergiebig für diese Fragen,
aber wenn es X, 57, 3 heisst:
mano nv ä huvämake
närädamaena somena
pürnam ca manmabhih,
so bestätigt sich für ihn auch hier der Zusammenhang mit den
Manen ; ebenso in der Anrafung des Naräsamsa in den Liedern
I, 18 imd X, 182, welche dem „nahe den Manen zugesellten" Bfhas¬
pati gewidmet sind. Da nun von den drei Feuem des Rituals
eins den Manen zugewiesen ist und zum Ausdruck nüräiarnsa mehr¬
fach in Beziehung steht, so folgert H. , dass Naräsamsa eben das
1) Fortsetzung zu Bd. 50, S. 423 ff.
Bd. LIV. 4